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o2 – Die Servicekatastrophe

Derzeit bewirbt o2 seine Produkte in einer selten gekannten Massivität – und beeinflusst damit nicht nur die potenziellen Kunden sondern auch das Stadtbild. Mit dem Versprechen „Mehr Netz“ versucht der am mondänen Georg-Brauchle-Ring in München ansässige Telefonica-Ableger sein Image als Funklochabieter abzulegen. Nun, da Alice nun auch in Deutschland via o2 vertrieben wird, sehen wir uns einem Anbieter gegenübergestellt, der nicht nur Handyverträge vertickt sondern sich auch als DSL-Anbieter verdingt.

Heute hatte ich die Ehre, einen nagelneuen o2-DSL-Flat-Vertrag mit einem nagelneuen von o2 gelabelten Zyxel-WLAN-Router an einem nagelneuen Windows-7-Notebook installieren zu dürfen. Um es nicht allzu spannend zu machen sage ich vorweg: Ich habe es nicht geschafft.

Zuerst einmal ein Lob an o2 (das einzige Lob in diesem Post): Der Router ist per default nicht offen sondern eine Verschlüsselung per WPA2 ist aktiviert. Das ist gut, denn so werden auch wenig technikbegeisterte Menschen angehalten, verschlüsselt sicher surfen. Damit endet aber auch schon die Freude.

o2 sendete ein Paket mit besagtem WLAN-Router/Modem von Zyxel, den zugehörigen Kabeln und Adaptern und Bedienungsanleitungen (die allesamt unbrauchbar sind und eher der Marketingabteilung entsprungen zu sein scheinen als der Feder eines technischen Redakteurs) sowie einer Installations-CD.

Weiterhin, so verrät die Installationsanleitung, werde o2 dem Kunden das WPA2-Kennwort in einem separaten Willkommensbrief mitteilen. Dumm nur, das o2 weder einen solchen Brief geschickt hat, noch in der Lage war, eine funktionsfähige CD-ROM mit einer „ausführlichen“ Anleitung und einer Einrichtungssoftware beizupacken. Kein Brief und ein Silberling, der im Arsch ist – keine so gute Ausgangssituation für mich.

Es liegt nahe, dass man in so einer Situation zum Hörer Handy greift und die Hotline konsultiert – aus dem o2-Netz ist das im Inland kostenlos.

Erster Versuch: Die Warteschleife rumpelte zehn Minuten, ich wurde mit einer Dame verbunden, der ich mein Problem vortrug: Das WPA2-Kennwort war mein Begehr. Die Dame sagte, dass sie mir da keine Auskunft erteilen könne und sie mich in die Technik durchstelle. Das ist OK. Nach weiteren zehn Minuten monotonem o2-Sounddesign in Schleife (ätzend!!) hörte ich den Versuch eines Callcenter-Agents, mein Gespräch anzunehmen – und schon war ich aus der Leitung geflogen.

Nun, so schnell gebe ich mich nicht geschlagen – wieder wähle ich die Hotline an. Ich verweile 23 Minuten in der Warteschleife  und höre mir den miserablen o2-Sound an, der unterbrochen ist von freundlichen Ansagen á la „Wir bemühen uns, schnellstmöglich einen Ansprechpartner für Sie zu…“. Wir bemühen uns. Klar. Wenn im Arbeitszeugnis steht, „er war (stets) bemüht“ – was heißt das dann? Der Zeugnisempfänger hat es nicht geschafft. Sich bemühen ist also ein Euphemismus für versagen. Und o2 versagte – auf ganzer Linie, denn nach 23 Minuten verschwendeter Lebenszeit kickten sie mich aus der Leitung. Ohne Gespräch – ohne Problemlösung.

Aller guten Dinge, so sagt der Optimist, sind drei. Nachdem ich also eine Pause eingelegt hatte, schnappte ich mir das Handy und wählte die Nummer der o2-Hotline. Nach zehn Minuten nahm die nächste Callcenter-Agentin das Gespräch an. Ich hatte zu tun, freundlich zu bleiben. Ich rief mir in Erinnerung, dass die arme Dame am anderen Ende der Leitung nichts für ihren unfähigen Arbeitgeber könne und riss mich zusammen. Ich schilderte mein Problem. Die Dame sagte, dass sie nach einem umfangreichen Datenabgleich mir das gewünschte Kennwort schon sagen könne. Dann nannte sie mir eine Kette von Groß- und Kleinbuchstaben. Die tippte ich wacker in den WLAN-Installationsassistenten von Windows 7. Das Kennwort erwies sich – oh Wunder – als falsch. Ich wiederholte das Kennwort, glich es mit ihr ab, Buchstabe für Buchstabe. Sie hatte sich nicht versprochen und ich mich nicht vertippt – das Kennwort war schlicht und ergreifend: Falsch.

Eine mögliche Lösung? Die Callcenter-Agentin sagte, sie könne mich nur in die Technik verbinden. Mir schwante, was dann passieren würde – ich würde aus der Leitung geckickt werden. Ich würde weitere Lebenzeit vergeuden müssen, um überhaupt jemanden ans Rohr zu bekommen. Also brachte ich einen Gegenvorschlag und bat die Dame, mich mit dem second level zu verbinden. Über das, was sie nun sagte, konnte ich nur staunen: Man habe nämlich gar keinen second level. Meinem Erstaunen verlieh ich den nötigen Ausdruck, indem ich ihr sagte, dass o2 dann der erste Telco ohne second level wäre, mit dem ich in meinem Leben zu tun hätte. Da lenkte sie dann doch ein: Man habe natürlich einen second level, aber Kunden verbinde man dorthin definitiv nicht. Was nun? Sie könne mich ja immer noch mit der Technik verbinden. Ermangels Alternative stimmte ich notgedrungen zu, Nach einer weiteren Viertelstune in der o2-Warteschleife wurde ich, ihr ahnt es schon, aus der Leiung gekickt.

Am Montag fasst die Anschlusinhaberin eine Mail an den Support von o2 ab. Ich werde sie dieses Wochenende noch aufsetzen. Insgesamt opferten heute drei Menschen mehrere Stunden Zeit, um den Rotz von o2 an den Start zu kriegen. Und dieses Unterfangen war noch nicht einmal von Erfolg gekrönt.

Die Lehre aus dieser Geschichte ist einfach: Nach der heutigen Erfahrung möchte ich Euch dringend raten, von Produkten aus dem Hause o2 den weitestmöglichen Abstand zu nehmen. Denn ich kann nur festhalten, dass o2 Dinge versendet, die nicht funktionieren, zur Installation nötige Informationen nicht ausliefert und eine Hotline betreibt, unter der entweder gar keiner erreichbar ist oder unter der man keine korrekte Auskunft erhält. Ich bin froh, dass ich selbst kein o2-Kunde bin und ich kann nach dem heute Erlebten auch nur jeden davor warnen, bei 00 o2 Kunde zu werden.

Warum ich kein Facebook nutze…

… und auch niemandem zuraten kann, Facebook zu verwenden?

Zur Zeit scheint eine Studi/Schüler/Dinges-VZ-Austrittswelle durchs Land zu schwappen. Die, die da den Portalen á la „VZ“, „Wer-kennt-wen“… den Rücken kehren, finden sich nicht selten in Facebook wieder (und sie haben scheinbar das hier nicht mitbekommen).

Meine Hauptkritk – ganz klar: der Datenschutz. Zudem ist Facebook irgendwie wie Windows – wer die „default“-Einstellungen beibehält, gar vom ach so bequemen Service des Abgleichs von Google-Konten, den Kontakten des IPhones, Pres oder auch Centros bishin zu Outlook Gebrauch macht, der hat ein Problem.

Doch der Reihe nach: Bereits 2009 änderte Facebook seine terms of service dahingehend, dass der Nutzer eine zeitlich unbefristete Nutzung seiner Daten gestattet, auch wenn er Facebook verlässt. Ein probates Mittel hiergegen könnte zwar sein, sich einfach mich inkorrekten Daten anzumelden – dies aber wird von Facebook untersagt. Besagte Klausel ist in meinen Augen einfach nur unverschämt – sie wurde dahingehend gelockert, dass nun der Nutzer seine Daten wieder „besitzen“ dürfe, was das konkret bedeutet, wird aber nicht erklärt * – und die gefühlte „Eintrittswelle“ kann ich besonders im Hinblick auf den Umstand, dass dies bereits seit über einem Jahr so praktiziert wird, nicht verstehen.

Weiterhin ist das „Freunde-finde-Feature“ aus dem Ruder gelaufen, denn mit dem Abgleich von Kontakten aus Googlemail, Iphone und Co. werden auch Daten von Menschen und die Verbindung zu ihnen auch dann gespeichert, wenn man selbst gar nicht Facebookmitglied ist. Ein Beispiel:

X, Y und Z (die Variablen stehen für drei konkrete Personen) sind meine Freunde. X synchronisiert die Kontakte seines iPhones (darin bin ich gespeichert) mit Facebook. Y hat mich als Kontakt in seinem Googlemail. und Z hat via Centro seine gesamten Palm-Desktop-Kontakte gegen Facebook gefahren. Ich selbst nin aber nicht bei Facebook angemeldet.

Facebook weiß nun nicht nur, dass ich existiere, Facebook weiß auch, dass ich mit X, Y und Z in Kontakt stehe. Und Facebook kann nun über gemeinsame Freunde von X, Y und Z mit hoher Trefferquote errechnen, wen ich kennen könnte. Einigen Leuten wurde per Mail nicht nur nahegelegt, sich bei Facebook anzumelden, sondern dies auch gleich noch mit erschreckend passgenauen „Freundes-Vorschlägen“ schmackhaft gemacht. Ein Skandal! Insbesondere deshalb, weil bekannt wurde, dass Facebook diese Daten munter weiterverhökert…

Im Laufe der Jahre ist Faceebook so an eine immense Datensammlung gekommen. Und so nimmt es nicht Wunder, dass das natürlich Begehrlichkeiten weckt:

Die zweite Runde der Anschubfinanzierung (12,7 Millionen US-Dollar) für Facebook kam von der Risikokapitalfirma Accel Partners, in deren Vorstand auch Gilman Louie sitzt, der zugleich CEO von In-Q-Tel ist. Diese Venture Capital Firma wurde 1999 von der CIA gegründet mit dem ausdrücklichen Geschäftszweck die CIA und die anderen US-Geheimdienste mit der neuesten Technologie zu versorgen. Da man zum Ansehen der Stellenangebote auf Facebook eingeloggt sein muss, ist davon auszugehen, dass die vom Nutzer eingestellten Daten vom amerikanischen Geheimdienst ausgewertet werden. Die Nutzungsbedingungen und Privacy Policy sind so formuliert, dass eine derartige Nutzung der Daten gestattet ist.

Der US-Geheimdienst CIA nutzt – als „National Clandestine Service“ – eine Facebook-Gruppe, um Personal anzuwerben.

Mitte 2009 wurde bekannt, dass die iranische Polizei Facebook-Profile benutzt, um bei Verhören den Freundeskreis von Regimegegnern und Demonstranten auszumachen und namentlich zu identifizieren. (Quelle)

Das sind ja aschgraue Aussichten.

In der deutschsprachigen Wikipedia wird weiterhin kritisiert, was ich zu Beginn dieses Posts schon angedeutet habe: Die „default“-Einstellungen von Facebook sind nicht geeignet, dem User möglichst viel Privatsphäre zuzubilligen. Immer wieder ist mir aufgefallen, dass ich beim googeln verschiedenster Personen unter den Top-5-Treffern deren Facebook-Profil fand. Ob ihnen das überhaupt klar ist? Ob sie das wollen? Die Wiki fasst das Problem etwas globaler in wenige, wahre Sätze:

Im November 2009 veränderte Facebook die Standardeinstellungen zur Privatsphäre. Die Voreinstellungen sind nun so, dass möglichst viele Informationen öffentlich sichtbar sind. Darüber hinaus sind bestimmte Informationen, darunter Name, Profilfoto, Freunde und Gruppenzugehörigkeiten seitdem immer öffentlich sichtbar, auch wenn Nutzer zuvor andere Einstellungen vorgenommen hatten – die früheren Schutzmöglichkeiten sind bei diesen Punkten entfallen. (Quelle)

Der Hintergrund ist ganz klar: Viel Privatsphäre macht ein Angebot natürlich uninteressant. Wenn ich beim Googeln nach Bekannten häufig über Facebookprofile stolpere, werde ich mir überlegen, ob ich mich dort anmelde. Mit dieser „Masche“ hat Facebook – eigenen Angaben nach – 400 Millionen (sic!) aktive Nutzer. Als „weltweites Einwohnermeldeamt“ kritisiert die CSU-Verbraucherschutzministerin Aigner imfolgedessen Facebook. Der zu Golem verlinkte Artikel ist auch lesenswert, weil hier aufgegriffen wird, wie ein Psychotherapeut (sic!) sein iPhone mit Facebook gesynct hat (bad idea!) und sich nun mit seinen Patienten wunderte, warum diese von anderen Patienten Freundschaftsvorschläge bekamen (sic!!). Man fasst es nicht!

Die Liste der Verfehlungen von Facebook könnte fortgesetzt werden (seht Euch mal deren Kapitalgeber an, deren Datenhandling mit Kooperationspartnern im Kontext mit dem Ding personalisierter Werbung…). Das brauche ich an dieser Stelle aber nicht – ich denke es ist klar geworden worum es geht.

Conclusio: Facebook is evil. Wer überlegt, dort beizutreten, dem sei geraten, es besser zu lassen. Wer dort bereits Mitglied ist, der melde sich an besten sofort und ohne Ankündigung oder Verweise zu anderen social networks ab. Noch kann man seine Daten schützen (das geht nicht durch Inaktivität sondern wirklich nur durch Abmeldung) und nur so kann man der Gefahr begegnen, andere – wenn auch unbeabsichtigt – in den Facebook-Sumpf zu ziehen. Erst wenn Geschäftsmodelle wie das von Facebook zusammenbrechen, können wir Staaten und Unternehmen gegenüber einen besseren Datenschutz erreichen.

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*) Ich kann Daten nicht besitzen wie ein Haus, ein Auto oder eine Banane. Werden die Daten kopiert, besitze ich sie ja immer noch – nur eben nicht exklusiv. Im Prinzip ist das simpel und jeder, der schon einmal eine Mail geschickt hat, die – ungleich dem physikalischen Brief – nach dem Versenden auf dem eigenen Rechner und dem Rechner des Empfängers liegt, weiß das. Nur muss dieses Wissen auch mit facebook assoziiert werden.

Sirius Inkasso und die Generali Versicherungen

Es ist Donnerstag, der 29. April. Ich gehe morgens ins Büro und fahre meinen Rechner hoch. Schon bald, nachdem der Spam weggeklickt ist, entdecke ich eine Mail von einem Stammleser dieses Blogs, nennen wir ihn Thomas Müller. Thomas bittet mich um Hilfe. Er hat einen Brief von der Firma Sirius Inkasso GmbH zu Düsseldorf erhalten und weiß nicht so recht, was er damit anfangen soll.

Ich greife zum Telefonhörer. Thomas erklärt mir, was vorgefallen ist. Thomas ist 34, er kommt ursprünglich aus dem oberfränkischen Bamberg. Dort steht sein Elternhaus. Seit dem Jahr 2000 wohnt Thomas in Nürnberg. Dort versah er seinen Zivildienst und dann ist er in Nürnberg geblieben – der Liebe wegen und auch wegen dem Job im Innendienst, den er gleich nach dem „Zivi“ in der Frankenmetropole bekam. Thomas kaufte damals gebraucht ein Auto, es war zwar nur ein alter Audi 80 – aber es fuhr. Er zog in seine erste eigene Wohnung. Ein guter Start in ein Leben abseits des Elternhauses. Was will da schon passieren.

Thomas brauchte eine KFZ-Versicherung und wollte auch eine „Haftpflicht“. Er ging einfach zum nächsten Büro der Volksfürsoge und unterschrieb ein paar Papiere. Die Haftpflichtversicherung hatte er nun in der Tasche und der alte Audi war auch versichert. „Von der Volksfürsorge“, so sagt Thomas, „dachte ich immer, dass die zu den Gewerkschaften gehören. Da fühlte ich mich gut aufgehoben“. Dass die Volksfürsorge bereits ab 1988 zur Aachener und Münchener gehörte, war Thomas nicht bewusst. Das soll aber auch keine Rolle spielen.

Thomas bekommt am 20. April 2010 Post von der Sirius Inkasso GmbH – doch so ganz stimmt das nicht. Denn der Brief erreicht Thomas nicht in seiner Wohnung in Nürnberg sondern liegt im Briefkasten seiner Mutter in seinem Bamberger Elternhaus. Die sieht das Schreiben, erkennt, dass es wichtig sein könnte und schickt den Brief noch am gleichen Tag nach Nürnberg.

Und nun liegt er, gescannt, in meinem Mailpostfach. Thomas erzählt mir am Telefon, dass er sich gar nicht vorstellen kann, woher denn diese Forderung kommt, zwar hatte er eine Versicherungen bei der Volksfürsorge, aber die ist seit Jahren gekündigt.

ein Klick auf das Bild vergrößert es

Das Schreiben kommt mir suspekt vor: Zwar wird genannt, dass es sich um eine Forderung der Generali Versicherung handelt und dass es sich wohl um einen Vollstreckungsbescheid eines Amtsgerichtes handeln soll, welches Amtsgericht das sei, worum es genau geht oder unter welchem Aktenzeichen ein Gericht besagten Bescheid führt, legt das Scheiben aber nicht dar.

Ich greife wieder zum Telefonhörer und wähle die Nummer der Pressestelle der Generali Holding in Köln. Ein sehr netter Herr, dessen Namen ich hier nicht nenne, weil er, so wurde mir inzwischen telefonisch bestätigt, nicht mehr in Diensten des Hauses Generali steht, bittet mich, Ihm den Fall noch einmal kurz per Mail darzulegen. Fix hat er ein Mail von mir, in dem ich ihn wiederum dringlich bitte, zur Klärung beizutragen. Ich will wissen, woher die Forderungen der Sirius Inkasso, die diese ja im Namen der Generali geltend macht, eigentlich stammen.

Ich halte lose den Kontakt zur Pressestelle der Generali und erfahre, dass meine Anfrage inzwischen von der Leiterin Externe Kommunikation, Frau Haake weiterbearbeitet wird. Am Montag, den 3. Mai, nach einigen Telefonaten ruft mich Frau Haake auf dem Handy zurück. Sie sagt mir, dass sie den Kontakt zu ihren Kollegen nach München hergestellt habe und das man ihr dort mitgeteilt hätte, dass die Generali nicht feststellen könne, dass Thomas Müller Außenstände bei der Versicherung habe. Ich freue mich für ihn, werde aber auch stutzig. Wenn die Generali kein Geld von Thomas bekommt, wie kommt dann die Sirius Inkasso dazu, Geld von ihm eintreiben zu wollen? Die Aussage von Frau Haake und der Brief der Sirius Inkasso GmbH wollen nicht so recht zusammenpassen.

Thomas war in der Zeit nicht untätig. Er rief sofort nach Erhalt des Briefes der Sirius bei der Generali in München an und klapperte Hotline um Hotline ab. Bei der Volksfürsorge fragte er nach, ebenso bei seinem aktuellen Versicherer, der Aachen Münchener, die auch zum Generali-Konzern gehört. Am Telefon sagte man ihm immer das gleiche: Offene Forderungen könne man nicht feststellen.

Dieses Ergebnis diskutiere ich mit der engagierten Pressesprecherin und schnell kommen wir zu dem Schluss, dass etwas nicht stimmen kann. Irgendwo her muss Sirius ja zumindest Thomas Daten haben und irgendwo her müssen die ja auch wissen, dass Thomas bei einer Tochter der Generali versichert war. Frau Haake verspricht, am Ball zu bleiben und weiter nachzuforschen.

Ein Tag vergeht – inzwischen ist Dienstag. Ich setze mich an den Rechner und recherchiere zur Sirius Inkasso GmbH. Neben der Webpräsenz des Unternehmens fördert die Recherche aber nur wenig Rühmliches zu Tage: Seitenweise Forenartikel sind zu lesen, in denen User sich über die Sirius Inkasso GmbH beschweren und diskutieren, was zu tun sei*.

Es ist Mittwoch, der 5. Mai 2010. Meine Anfrage an die Pressestelle der Generali in Köln liegt inzwischen auf dem Schreibtisch von Herrn Dr. Segal in München. Er ist Pressesprecher der dort niedergelassenen Generali Versicherungen (nicht zu verwechseln mit der Holding). Auf Nachfrage bei der Versicherung selbst ist zwar nichts erhellendes herausgekommen, aber Herr Dr. Segal hat Kontakt zur Sirius Inkasso aufgenommen und die übersendet ihm einen Scan.

Den bekomme ich aber noch nicht. Zu diesem Zeitpunkt wissen weder Thomas noch ich, dass es ein derartiges Dokument überhaupt gibt. „Um Ihre Fragen zu  Herrn M. zu beantworten, brauchen wir aus datenschutzrechtlichen Gründen die ausdrückliche Zustimmung von Herrn M.“ schreibt er mir per Mail.

Mittwoch mittags rufe ich Thomas an. Der fasst ein Schreiben ab, in dem er die Generali Versicherung und all ihre Tochterunternehmen bevollmächtigt, mir Auskunft zu erteilen. Dieses Schreiben legt er aufs Fax und schickt es auf die Reise nach München.

Um 17.34 Uhr erreicht mich die Mail von Herrn Dr. Segal. Dort ist zu lesen:

Inzwischen haben wir von Herrn M. die Vollmacht erhalten, Ihnen uneingeschränkt Auskunft zu seinem Versicherungsverhältnis zu geben:

Zu zwei Verträgen von Herrn M. bei der Generali Versicherung (ehemals Volksfürsorge Sach) gibt es Außenstände. Hierbei handelt es sich um einen Kfz-Vertrag und einen Privathaftpflichtvertrag. Zu beiden Verträgen liegt ein Vollstreckungsbescheid vor, der nach 30 Jahren verjährt. Herr M. hatte auch Kontakt zur Firma Sirius, denn er hat am 8.12.2004 ein Ratenzahlungsangebot der Firma Sirius unterschrieben, das er jedoch nicht eingehalten hat (Dokument anbei).

Diese von Herrn M. angenommene Erklärung ging, wie das von Ihnen zitierte und offensichtlich bei Herrn M. angekommene Schreiben an die Bamberger Adresse.

Ich wundere mich. Ich rufe Thomas an. Er ist erschrocken – denn er kann sich nicht erinnern, jemals mit Sirius in Kontakt gestanden zu haben. „Das damals habe ich doch mit der Volksfürsorge ausgemacht“ sagt er. Und ist sich dabei nicht mehr ganz sicher.

Rückblende – 2004: Thomas steht mit beiden Beinen im Leben. Eines Tages aber entdeckt er einen kleinen festen Knoten unter der Haut. Er ist beunruhigt und geht zum Arzt. Die Diagnose steht schnell fest: Krebs. Thomas kommt schnell ins Krankenhaus, wird operiert. Danach beginnt die Chemotherapie, die ihn, wie er sagt, sehr mitnimmt, körperlich und seelisch. Thomas ist nicht arbeitsfähig, die starken Medikamente beeinträchtigen ihn sehr. Er kann drei Monate nicht zur Arbeit kommen, verliert seinen Job. Er ist auch nicht in der Lage, Arbeitslosengeld zu beantragen. Thomas lebt von seinem wenigen Ersparten, ist froh, die Medikamente zahlen zu können. Irgendwann erhält er ein Schreiben – er unterzeichnet und überweist einen geringen Betrag. Danach hört er nie wieder etwas von Sirius oder der Volksfürsorge, die seinen Versicherungsvertrag gekündigt hat.

Thomas beginnt sich im Jahr 2005 wieder zu erholen. Heute hat er den Krebs besiegt – aber zur jährlichen Kontrolluntersuchung geht er immer noch mit weichen Knien. Er hat eine neue Arbeitsstelle gefunden – er ist wieder im Innendienst angekommen. Drei Vertriebler hat Thomas heute unter sich, er ist Ausbilder geworden und entlässt heuer den ersten jungen Menschen in die Berufswelt. „Eigentlich“, so sagt Thomas, „ist das aus der dunklen Zeit so gut wie vergessen. Einiges habe ich sicher verdrängt und manches ist auch gar nicht so an mich herangekommen. Ich war damals ganz schön beinander während der Chemo“.

Thomas will an diese schwere Zeit nicht mehr erinnert werden. Am Donnerstag, den 6. Mai geht er zur Bank und überweist 262 Euro an die Sirius Inkasso GmbH.

Ist damit alles erledigt? An und für sich ist damit alles erledigt. Aber Fragen bleiben dennoch offen.

Ich treffe mich noch einmal mit Thomas. Wir ratschen ein wenig. Ich bitte ihn, noch einmal mit seiner Mutter in Bamberg zu telefonieren. Die sagt, dass nie Schreiben von einem Gericht gekommen seien, das wüsste sie, das hätte sie gesehen. Frau Müller ist eine liebenswerte, zuverlässige ältere Dame. Ich selbst glaube ihr. Damen wie Frau Müller wären zutiefst erschrocken, wenn plötzlich Gerichtspost im Briefkasten läge.

Zurück bleibt ein komisches Gefühl. Wie hoch die Forderung an Thomas war, nachdem er einige Raten zahlte, warum sich niemand bei ihm meldete, als er die Raten nicht mehr zahlte, warum er keine Post vom Amtsgericht erhielt, wie der Differenzbetrag von knappen hundert Euro von der ursprünglichen Forderung zum jetzigen „reduzierten“ Betrag, den die Sirius Inkasso GmbH einforderte überhaupt zustande kam, keiner kann das heute mehr sauber nachvollziehen oder richtig erklären.

Niemand weiß, warum die Sirius GmbH in ihrem Schreiben kein Aktenzeichen angegeben hat. Alles ist intransparent. Thomas hat es aufgegeben und gezahlt. Wahrscheinlich hätte er in einem Rechtsstreit oder Vergleichden den Betrag deutlich reduzieren können. Aber das will Thomas nicht. Es gibt wichtigeres im Leben als ein paar hundert Euro.

Niemand weiß, warum die Sirius Inkasso die Forderung von Ende Dezember 2004 bis Ende April 2010 (sic!) hat liegenlassen. Das sind über fünf Jahre! Niemand weiß aber auch, ob das Verhalten des Geschäftspartners der Generali Versicherung dazu geeignet ist, der Reputation ebendieses Hauses dienlich zu sein.

Das interessante Moment an dieser Sache ist, dass Thomas bei den ersten Telefonaten mit dem Hause Generali nichts in Erfahrung bringen konnte, was ihn hätte handeln lassen. Erst durch die Mail von Herrn Dr. Segal und nach telefonischer Rücksprache mit einem Fachteam der Volksfürsorge in Hamburg erfuhr er, dass zwar eine Vollstreckung vorgelegen haben muss, diese aber nie an ihn ergangen ist, weil die Post das Schreiben nicht zustellen konnte (sic!). Was wäre passiert, wenn ich nicht bei den Pressestellen täglich (außer Dienstag – sic!) nachgefasst hätte? Thomas war am Telefon äußerst hartnäckig. Und dennoch ist es ihm nicht gelungen, herauszufinden, was wirklich vorliegt.

Frau Haake und Herrn Dr. Segal habe ich per Mail gefragt, ob denn die Generali eine Geschäftsbeziehung mit der Sirius Inkasso unterhielten, ob es denn in ihrem Interesse sei, dass deren Schreiben so intransparent sind, ob sich noch niemand beklagt hätte?

Herr Dr. Segal antwortet:

Wie bereits mitgeteilt, stehen wir in Geschäftskontakt mit der Firma Sirius und haben ihr im Falle von Herrn M. wie üblich einen Vollstreckungsbescheid und die dazu notwendigen Daten zukommen lassen. Auch wenn unsere Geschäftsbeziehung zu Sirius bisher keinen Anlass zur Klage gab, danken wir Ihnen für Ihre Hinweise, die wir selbstverständlich prüfen und dann ggf. auch reagieren.

Ich bin auch bei einer Tochter der Generali versichert, habe bei der Aachen Münchener eine Haftpflichtversicherung und auch eine Advocard. Nun weiß ich, was passiert, wenn mir das Schicksal einmal übel mitspielt und ich die Versicherung nicht mehr zahlen kann. Mir ist richtig schlecht.

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* Link, Link, Link, Link

Kompatibilitätsprobleme mit Word

Word 2008 für Mac tut dumm: Dieser Tage habe ich ein Worddokument aufgesetzt und als Word 97-2004-Dokument (doc) abgespeichert, weil ich Büro aufeiner Windowsmaschine noch Office 2003 verwende. Sollte kein Problem sein, oder? Also ziehe ich meinen Text auf einen Stick, öffne ihn ganz normal im Büro, bearbeite ihn und speichere den Text wieder auf dem Stick.

Warum mache ich das? Weil ich im Büro den kompatibilitätsassistenten nicht installiert kriege.

Einige Tage später, zu Hause angekommen, will ich den Text weiterbearbeiten, versuche ihn zu öffnen und dann passiert das:

Ich habe alles erdenklich mögliche versucht, aber der Text lässt sich am Mac nicht mehr öffnen. Im Büro zurück, stecke ich den Stick ein und – öffne den Text ganz normal.

Wen das Wodpress wäre, würde ich jetzt das basteln anfangen. Aber was will ich bei Word denn basteln? Hat jemand eine Idee, was zu tun ist? Es liegt btw. nicht am Stick… Und der Dialog „Weitere Informationen“ liefert keine für mich verwertbaren Erkenntnisse…

Crappy, Microsoft, sehr sehr crappy!

P.S.: Das mit dem „Dokument wiederherstellen“ klappt genau gar nicht!

Internet hinter Mauern

Ich will nur mal einen kurzen Status aus Österreich melden: Das mit dem twittern wird hier nichts, weil hier fast alles gesperrt ist.

Ich komme nicht auf Twitter. Ich komme nicht an meine Mails. HTTPS und SSL ist gesperrt! Ich kann nicht mal meine Kommunikation mit Tor verschlüsseln, weil SSL-Verbindungen nicht zugelassen sind.

Also, wenn Ihr etwas von mir braucht, wartet bitte bis Samstag.

Sonst geht es mir gut, Kopfschmerzen habe ich zwar, aber sonst passt alles…

P.S.: Man zahlt hier 2,4kEUR Semesterbeitrag und kriegt kein HTTPS!! F**C!

WP SuperCache – Das Ding macht nur Schwierigkeiten

Nachdem ich einige Zeit meines Wochenendes damit zugebracht habe, mich mit dem Plugin „WP SuperCache“ für WordPress 2.9 herumzuärgern, dokumentiere ich hier mal kurz, was das Ding bei mir für Stress gemacht hat und wie ich es endgültig wieder losgeworden bin.

Das mache ich insbesondere deshalb, weil ich Netz keine adäquate Lösung für mein Problem gefunden habe, der Telefonsupport meines Hosters auch etwas überfrag twar (obwohl die die Lösung wussten, ganz getraut haben die dem Braten aer auch nicht) und das ja nicht so bleiben muss.

Was ist passiert? Ich installierte für ein weiteres Blog WordPress 2.9 und eine neue Datenbank. In diesem Installationspaket war das Plugin WP SuperCache standardmäßig eingebunden und aktiviert.

Das Posten von Artikeln funktionierte wunderbar, bei statischen Seiten aber, es waren fünf an der Zahl, wurden Änderungen zwar im System übernommen (in der Datenbank) aber nicht im Netz gezeigt. Irgendwann entstand dann ein großes Kuddelmuddel und neue Seiten waren vermischt mit alten Versionen, teilweise waren manuelle Änderungen in der functions.php des Templates nicht sichtbar etc.

Mir wurde dann mehrfach geraten, WP Supercache zu deaktivieren, das habe ich sofort gemacht und diese Maßnahme entspannte die Situation dann sichtlich. Nichts desto trotz blieben nach der nächsten Änderrung dann immer noch gefühlte 10 Prozent Datenmüll von vorigen Änderungen in der Webansicht hängen.

Wie kann das sein? Das Plugin war doch deaktiviert! Scheinbar genügt das nicht und daher wollte ich das Ding einfach löschen. In WordPress ging das abr nicht. Was hat gehlofen?

Rauf auf den Server und in der WordPress-Installation unter /contents/plugins einfach den Ordner /wp-super-cache mit all seinem Inhalt ohne Wenn und Aber löschen.

Und schon gehts. Das bisschen Performance-Verbesserung, das WP SuperCache bringt, ist den Ärger nicht wert!

WordPress 2.9 tut nicht, was es soll…

Ich bin an und für sich ein WordPress-Fan und hatte bislang mit den alten Versionen null Probleme. Aber seitdem ich mir für ein „Zweitblog“ WordPress 2.9 installiert habe (mit neuer Datenbank) funzt es irgendwie überhaupt nicht mehr.

Zur Erklärung vorab:

Im Blog gibt es zwar derzeit nur einen Artikel, aber fünf Seiten. Was passiert?

  • Aktualisierungen der Seiten werden im Web nicht angezeigt
  • ein Löschen des Caches vom Firefox hilft nur bedingt
  • die Deaktivierung des Arschloch-Plugins „WordPress Super Caches“ schaffte nur kurzfristig Abhilfe
  • die Deinstallation dieses Arschlochplugins klappt gerade gar nicht – ein Datenbankfehler wird angezeigt…
  • … die Datenbank selbst aber scheint stabil zu sein
  • Das Headerbild des Templates, sofern es über die Admin-Area vom User modifiziert wird, wird von WordPress irgendwo anders abgelegt als in der eigentlichen Installation. Wird ein Verzeichnisschutz angelegt, so will er eine Abfrage für das Blog und das Template-Bild (eine Doppel- bzw. Dreifachabfrage von Username und Passwort ist erforderlich).

Ich bin wirklich unzufrieden!

Also Google Scroogle angeschmissen und gesehen, was so an Lösungsvorschlägen durchs Netz geistert:

Hier hat jemand schon mal Stress mit Plugins und der Datenbankabfrage. Das löst mein Problem leider noch nicht. Und hier werde ich unterrichtet, dass ich mir WordPress 2.9 wohl hätte sparen können – leider kommt diese Erkenntnis für mich zu spät. Auch im WordPress-Forum hab ich noch nichts gefunden.

Jetzt ist doch dieser üsselige SuperCache, der bei meiner Installation gleich mit bei war, deaktiviert – warum spinnt das denn dann trotzdem? Ist meine Datenbank im Eimer? Hat jemand eine Idee? (Witziges Detail am Rande: Ich hab heute morgen schon mit dem Support telefoniert – der Mann war ehrlich und sagte mir, dass er WP nicht gut kennt und es vor allem nicht mag).

StreetView.

So, jetzt hat Google ein fettes Problem. Ob die jemals schon so ein großes Problem hatten, weiß ich nicht. Die rheinland-pfälzische Landesregierung hat ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben, demnach Street View rechtlich höchst problematisch ist.

Ein paar interessante Details, die ich bisher noch nicht kannte:

  • Die Bilder, die von den Google-Opels geschossen werden, werden nicht vor Ort anonymvisiert sondern in den USA. Was mit diesen Bildern aber wirklich passiert, weiß niemand so recht
  • Die Fotos werden zum Teil in einer Höhe von 2,9m gemacht, zulässig sind aber nur Fotos, die auf „Augenhöhe“ gemacht werden (und hier ist nicht die Augenhöhe eines Basketball-Profispielers gemeint)
  • Bilder sollen keine Rückschlüssse auf die Wohnsituation Einzelner zulassen – wenn man das streng auslegt, dürfte kein Einfamilienhaus in Street View auftauchle
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Street View kann in der Tat die Persönlichkeitsrechte Einzelner verletzen. Greti und Pleti können sich Deine Butze ansehen, ohne den Hintern aus dem Sessel zu heben. Geoscoring ist zwar schon weit verbreitet, aber Street View ermöglicht dies auch Unternehmen, die, würden sie dafür zahlen müssen, dadrauf verzichten würden. Damit wird dieser besonders diskriminierenden Scoringmethode Tür und Tor geöffnet.

Ich würde mich freuen, wenn Street View in Deutschland verhindert würde!

„Die Linken wollen bei Christen Stasi im Kopf errichten“

Als ich diese Überschrift auf der Webseite von einem Herrn namens Mathias von Gersdorff gelesen habe, musste ich auflachen. Was wollen die Linken? Eine „Stasi im Kopf“? Was soll das denn sein?

Herr von Gersdorff, ein recht konservativer Typ mit radikalkatholischen Ansichten erklärt in einem Interview, was damit gemeint sein soll:

Linke Kreise samt ihren Medien versuchen – sagen wir seit einem Jahr, also seit dem letzten Christival – verstärkt, eine „Stasi im Kopf“ der Christen einzurichten. Die Linken wissen, daß sie das christliche Milieu nicht zerstören können, aber sie versuchen zumindest, sie einzuschüchtern und sie mundtot zu machen. Das tun sie mittlerweile selbst mit dem Papst.

Ich habe es immer noch nicht verstanden. Was soll eine „Stasi im Kopf“ sein? Wer sind bitte „linke Kreise“? Ich habe das ganze Interview zweimal, dreimal gelesen und muss zu dem Schluss kommen, dass Herr von Gersdorff die Antwort auf diese beiden, eigentlich recht einfachen aber in diesem Zusammenhang wichtigen Fragen schlicht schuldig bleibt. Er erklärt weder, was er mit der „Stasi im Kopf“ meint, noch, wen er denn zu den besagten linken Kreisen rechnet. Das ist für meinen Geschmack schon etwas dürftig. er sagt im Grunde nur eines, das ganze Interview lang: Auf die Frage „Welche Rolle spiele linke christliche Kreise, Katholiken wie Evangelische?“ antwortet er nur:

Das sind nützliche Idioten.

Aha. Da schua her. Jetzt wird mir klar, was hier gespielt wird: Was eine Stasi im Kopf ist und wie die bösen Linken diese den armen Christen ins Hirn verpflanzen wollen, scheint Herr von Gersdorff selbst nicht so genau zu wissen – hier geht es ganz offensichtlich einfach nur um Polemik gegen Linke. Nur warum? Was hat der Mann gegen Linke?

Über den Blog von Sören Reimer, der sich auch mit dem Herren befasst, erfahre ich vom Youtube-Channel des Verirrten. Was man da zu sehen bekommt, ist ausgesprochen heftig, wenn auch konservativ-nett verpackt.

In diesem Video leugnet Herr von Gersdorff zum Beispiel die Notwendigkeit, gegen Homophobie einzutreten – durch schlichte Verniedlichung eines ernstzunehmenden Problems. Ich komme zu dem Schluss: Der Mann ist gefährlich. Er spricht von „professionellen Homosexuellen“, der „Homo-Lobby und deren Alliierten“ und guckt dabei kreuzbrav und unschuldig in die Kamera. Der Mann ist echt gefährlich!

Was will er noch? Sören Reimer fasst zusammen:

So will der niedlich-debile Verein unter andem die Jugendzeitschrift Bravo, Abtreibung, Erotik-Filme im ZDF, staatliche Schutzrechte für Kinder, nicht-eheliches Zusammenleben, Emanzipation/ Gender Mainstreaming, Internet, atheistische Religionsbücher, 68er, blasphemische Faschingskostüme, blasphemische Tanzstücke, moderne Musik, Heftromane mit Horror- und Gruselinhalt, gleichgeschlechtliche Ehe und Sexualaufklärung bekämpfen bzw. gleich verbieten.

Ganz vorne mit dabei: Mathias von Gersdorff. In diesem Video schimpft er wieder über die „Linken“. Hier polemisiert er gegen die Grünen. Mit dem so harmlos auftretenden Herren und seiner etwas unprofessionellen Art, sich zu präsentieren, sehen wir uns einem gefährlichen Brandredner gegenübergestellt. Es sind nicht nur die Angriffe gegen „Linke“, die hier die Gefahr ausmachen sondern vielmehr der „Stil“, mit dem nicht ins Weltbild des Herren passende Tatsachen negiert, verniedlich (und wenn das nicht mehr funktioniert, ins Gegenteil verkehrt und für eine wirklich entsetzliche konservative bis rechtsextreme Geisteshaltung instrumentalisiert) werden. Dass die Forderung nach einem Verbot der Zeitschrift BRAVO dabei noch wie eine unfreiwillig komische Stilblüte wirkt, ändert nichts an der Radikalität und Gefährlichkeit dieses Mindsets und dessen Output.

Und wenn dann mal, in welcher Form auch immer, Kontra gegeben wird, wird es auf die „Verbandshomosexuellen“ geschoben (dieses Video ist schon sehr geil):

Nun schaltet der Verein DVCK auch noch in größerem Umfang Werbung auf Google (woher die das Geld haben?).

Warum schreibe ich das? Ich bin evangelisch, heterosexuell und ertrage diesen schlimmen, hetzerischen Unfug einfach nicht!

Und zum Abschluss habe ich noch eine dringe Bitte: Lest auch diesen hervorragend recherchierten Blogeintrag von Bastian Wefes, er stellt Herrn von Gersdorff und sein Umfeld verständlich und präzise dar. Chapeau!

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