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Wirtshaus-Explorer: Gaststätte „Südtiroler Platz“ am Hasenbuck

Ich habe in der Rubrik „Wirtshaus-Explorer“ noch nichts über den berühmten „Südtiroler Platz“ am Hasenbuck geschrieben? Ein Versäumnis, das ich schnellstens aus der Welt räumen muss – denn der „Südtiroler“ ist in Nürnberg eine Kapazität, wenn es ums Cordon bleu geht. Und auch sonst macht die Gaststätte einen rundum soliden Eindruck.

Am Ende der Speckbacherstraße, einer ruhigen Seitenstraße unweit des dem Wirtshaus seinen namengebenden Südtiroler Platzes gelegen, ist die recht große Wirtschaft ein wenig versteckt. Das tut dem Zustrom der Gäste aber keinen Abbruch, der Gastraum ist nicht selten bis auf den letzten Platz belegt – eine telefonische Reservierung ist daher unbedingt empfohlen.

Gaststätte Südtiroler Platz, Nürnberg

Und der Laden ist nicht zu Unrecht gut besucht, schließlich brät man hier in zahlreichen Varianten die mit Abstand besten Cordon bleus der Stadt.

Küchenchef Marcel Hajek beherrscht sowohl die böhmische als auch die fränkische Küche aus dem Effeff – und demzufolge ist eine hervorragende, deftige Speisenauswahl in der etwa 100 Plätze fassenden Gaststätte beheimatet. Klassiker sind hier das Schnitzel und vor allem das Cordon bleu: Dieses wird in verschiedenen Variationen zubereitet, nach alter Väter Sitte, mit gekochtem Schinken und würzigem Käse, aber zum Beispiel auch mit Salami und Jalapenos (18,90 Euro), als „Bauern-Cordon bleu“ gefüllt mit Bratwurstgehäck, als „Jäger-Cordon bleu“ gefüllt mit Steinpilzen… Erwähnenswert ist besonders die Variante „Krakonoš“ (18,90 Euro): Eine mit Senf, Erbsen, Käse, glasierten Zwiebeln, Speck und Sauce hollandaise gefüllte Deftigkeit – der Rübezahl aus dem Riesengebirge verbeugt sich vor der nicht minder riesigen und obendrein so geschmackigen Portion. Die Portionsgrößen im „Südtiroler“ sind ihrer Üppigkeit wegen besonders zu erwähnen, hungrig verlässt hier wohl niemand die Gaststube. Und die Größe geht nicht zulasten der Qualität, alles wird frisch zubereitet, Schnitzel und Cordon bleus kommen selbstverständlich aus der Pfanne und werden von herrlich würzigen Bratkartoffeln begleitet.

Cordon bleu, Südtiroler Platz

Auf der Tageskarte finden sich freilich nicht nur weitere Cordon bleu- und Schnitzelvariationen, sondern auch Schlachtschüssel, Schäufele, Currywurst und Schaschlik… Auch der traditionelle böhmische Braten mit den Serviettenknödeln wird sehr gelobt. Und einmal im Monat lädt man zum Schnitzelbüfett – all you can eat. Die Termine schickt der Wirt rechtzeitig per SMS an alle Interessierten raus, man muss seine Handynummer nur der Bedienung verraten.

Leider werden einzig Biere von Tucher/Zirndorfer/Grüner ausgeschenkt, das Seidla dunkles Bier schlägt mit stattlichen 4,40 Euro zu Buche. Früher gab es immer wieder das süffige Březňák, doch diese Zeiten sind bedauerlicherweise vorbei.

Die Wirtsstube des Hauses, das seit 2010 von der Familie Hajek geführt wird (vorher war an selber Stelle das Tucher-Stübchen) wurde in den letzten Jahren dezent erneuert, ist aber noch immer fränkisch-rustikal, und dieser Stil passt auch zu den Speisen und den Gästen.

Ein Besuch im „Südtiroler Platz“ lohnt immer, Hunger sollte man mitbringen.

Gaststätte Südtiroler Platz, Speckbacherstraße 20, 90461 Nürnberg, Telefon 45 20 70

Wirtshaus-Explorer: Das Zeltner Bierhaus in Johannis

Unweit des Klinikums im Eckhaus an der Kreuzung von Hallerstraße und Kirchenweg liegt ein sowohl urig als auch modernes Wirtshaus, das man so in dieser Gegend wohl nicht vermuten würde, das Zeltner Bierhaus. Nun war ich inzwischen derart oft dort zu Gast, dass ich diesem Kleinod fränkischer Wirtshauskultur in der Rubrik Wirtshaus-Explorer gerne eine nähere Betrachtung widme.

Zeltner Bierhaus, Hallerstraße, Nürnberg-St. Johannis

Ordentlich fränkisch essen zu gehen und dazu auch noch ein vernünftiges Bier serviert zu bekommen, das ist mittlerweile innerstädtisch gar nicht so einfach. Einige Traditionshäuser in der Altstadt (mit oft gehobenen bis gesalzenen Preisen) gibt es freilich, aber in den Stadtteilen wird die Auswahl dann schon bedeutend dünner. Nicht erst seit Corona hat das Wirtshaussterben um sich gegriffen, in Nürnberg haben seit den frühen 2000ern etliche gute Wirtshäuser zugemacht. Das „Zeltner“ hingegen stemmte sich gegen diesen Trend und eröffnete erst vor ziemlich genau zehn Jahren in der Location, in der früher das Crossover- Restaurant „Mamas“ residierte (das weiland einen Griechen ablöste, allerdings aber alsbald wieder geschlossen wurde). Und: Es konnte sich mit guter, bodenständiger Küche halten.

Zeltner Bierhaus, Hallerstraße, Nürnberg-St. Johannis

Es gibt ein paar Dinge, die das Zeltner auszeichnen: Dazu gehört zuerst einmal die wechselnde Bierkarte, es gibt eben nicht nur Zeltner-Bier, das laut Wikipedia bei Tucher gebraut wird und das nicht jedem schmeckt, sondern auch einige fränkische Flaschenbiere und darüber hinaus auch immer ein fränkisches Landbier vom Fass. Und das ist in Anbetracht der weit um sich greifenden „Tucher-Monokultur“ in der Nürnberger Gastronomie im besten Wortsinne – erfrischend! Dann ist zu loben, dass man auf der Tageskarte immer auch zwei günstige Mittagsgerichte findet.

Und zu guter Letzt serviert man traditionell fränkische Speisen, so wie man sich das vorstellt: Schnitzel aus der Pfanne, geschwenkt im Butterschmalz, Schaschlik (zwei Spieße mit selbstgemachter Soße und Pommes, 13,80 Euro) wohlgemerkt mit Leber, so wie es sich gehört. Der Kartoffelsalat ist hausgemacht, die Bratensoße ist fantastisch. Und zur Saison gibts eben nicht nur Karpfen, sondern wenn vorhanden, auch ein ordentliches „Ingreisch„, und das, sofern man das möchte, auch als Portionsgröße. Bier und Küche sind prima  – und die Bedienung im Wirtshaus war auch immer freundlich, der Service ist flott und die Küche versucht, alle Sonderwünsche umzusetzen – ausgezeichnet.

"Ingreisch" - Milchner vom Karpfen, leicht paniert und frittiert ("gebacken"), dazu sauer eingelegter Sellerie und hausmacher Kartoffelsalat - eine fränkische Delikatesse

„Wenn ich nicht hier bin…“ sang dereinst Peter Licht und Michi ergänzt „…sitz‘ ich im Wirtshaus“. Ähnlich dem Engel in Schoppershof ist auch beim Zeltner die Wirtsstube nicht allzu groß, man wird also an den Tischen zusammengesetzt  – mitunter entstehen so interessante Konversationen und wenn man mal selbst nichts zu sagen hat, dann weiß der Tischnachbar sicher etwas zu erzählen. Diese Wirtshauskultur, wie man sie früher allerorten kannte, ist selten geworden, im Zeltner wird sie gepflegt. Auch deshalb gehen wir immer wieder hin, auch deshalb gibt es dort viele Stammgäste.

Ich kann das urige Wirtshaus bestens empfehlen.

Tresen im Zeltner-Bierhaus

Das „Zeltner“ gehört übrigens zur selben Gesellschaft wie auch das bekannte Palais Schaumburg in Gostenhof.

Zeltner Bierhaus, Hallerstraße 32, 90419 Nürnberg, Telefon 377 846 11.

Wirtshaus-Explorer: Gasthaus Engel in Nürnberg-Schoppershof

03.08.2011/ 13.12.2009 Wer die lokale Presse der letzten Woche verfolgt hat , der hat sicher auch Notiz von der Restaurantbesprechung vom „Engel“ in den Nürnberger Nachrichten Notiz genommen.

Der Engel ist ein typisches Stadtteil-Wirtshaus Nürnbergs – ein fränkisches wohlgemerkt: Das bedeutet: Es ist dort weder zu ländlich noch besonders stylish. So ist es für unterschiedliches Publikum geeignet und dementsprechen durchmischt ist es auch.

Als Wirtshaus bietet der Engel eine kleine Speisen- und Getränkeauswahl – mit deutlich fränkischem Einschlag. Neben dem allbekannten Tucher stehen auch fränkische Landbiere auf der Karte.  An Essbarem haben wir das Schnitzel und das Schäufele getestet.

Zum Schnitzel sei gesagt: Es ist keine Offenbarung. Es ist zu klein und zu fettig und schmeckt zu schlecht. Kartoffelsalat bekommt man dazu auch nicht, Pommes ebensowenig. Es gibt nur Bratkartoffeln – und die waren richtig scheiße. Das Schnitzel vom Engel wollte ich eigentlich zurückgehen lassen – sowas legt ein echter Wirt seinem Gast nicht auf den Teller.

Jeden Mittwoch ist Schäufele-Tag. Das Schäufele muss man nebst seinem Sitzplatz telefonisch vorbestellen, sonst gibts kein Schäufele und auch keinen Platz. Das Schäufele ist Mittwochabend frisch und im Gegensatz zum Schnitzel auch ohne Fehl und Tadel. Die Soße ist ok, zwei Klöße gibt es dazu, das Fleisch löst sich leicht vom Knochen und ist zart, die Kruste ist rösch. Es gibt röschere – aber hier will ich mal nicht so sein, ist der Engel tendenziell doch eher eine Kneipe als ein Wirtshaus (und dass dort dann ein echt ordentliches Schäufele auf den Tisch gebracht wird, ist auch eine Leistung!).

Die Nachspeisen, na ja. Convenience. Die Apfelküchle sehen aus wie Donuts, das Eis mit heißen Himbeeren ist halt gewöhnliches Vanilleeis mit gewöhnlichen Büchsenhimbeeren. Ich habe die Desserts als sehr gewöhnlich, lieblos empfunden.

Der Engel ist als Kneipe ganz gemütlich, nichts besonderes, aber auch nichts, wo man sofort wieder raus will. Also – weder auffällig gut noch besonders schlecht. Mann kann zum Engel, oder auch nicht. Daher verstehe ich auch den derzeitigen Hype, der um das Wirtshaus gemacht wird, nicht ganz.

Update: Am heutigen 3. August 2011 statteten wir dem „Engel“ wiederholt einen Besuch ab, der obige Artikel stammt ja ursprünglich vom 13. Dezember 2009. Seither hat sich im Engel viel getan – zum Negateiven. Um es vorweg zu sagen: Dem „Engel“ ist der Ruhm wohl zu Kopf gestiegen.

Beim letzten Mal bestellte ich ein Gulasch mit Semmelknödel. Das Gulasch war total verkocht, der Semmelknödel alt, außen glitschig, in der Mitte sowohl spundig wie auch matschig. Obschon es eine Kunst ist, ein Gericht derartig zu versauen (oder etwas so altes auf den Tisch zu bringen), verbuchte ich das als einmaligen Fehler und habe mich höflich darüber ausgeschwiegen.

Was wir heute im Engel auf die Teller und in die Gläser bekamen, spottete aber jeder Beschreibung. Zuerst orderten wir zwei Gläser Spezi – hier bietet der Engel etwas, was man in Nürnberg lange suchen muss: Stilles Spezi – also Spezi ohne jede Kohlensäure. Der Franke würde das Spezi einfach als abgestanden bezeichnen, der Höflichkeit halber (und es fällt mir wirklich schwer, angesichts dieser Minderleistung noch höflich zu bleiben) bleibe ich beim „stillen Spezi“.

Der Beilagensalat zum Schäufele war alles andere als knackfrisch – lieblos auf den Teller geklatscht, der grüne Salat total labberig. Über diesen Salat sehe ich gerne noch hinweg, für das Schäufele gibt es keine Entschuldigung. Der Engel öffnet um 18 Uhr, um 18.10 Uhr waren wir da. Das Schäufele am berühmten Schäufeletag war alles andere als frisch – die Kruste war nicht klassisch kreuzförmig sondern mit Längsstreifen eingeschnitten, die Kruste war stockhart, nicht beißbar. Die Fleischqualität selbst möchte ich getrost als unterirdisch bezeichnen, das Schwein „schweinelte“ an der Ekelgrenze, das ganze lauwarme Ding, beim Engel nennt man es Schäufele, schwamm in einer nichtssagend geschmacksneutralen Soße. Dazu zwei Kartoffelknödel, zur Gänze verkocht.*

Drei fränkische Bratwürste, diese halbwegs ok, wurden auf kaltem (!) Sauerkraut serviert, dazu zwei Scheiben graues Brot an der Grenze zur Trockenheit.

Um es kurz zu machen: Der Abend beim Engel war für den Eimer. Für ein Essen, wie das, was man uns heute zu servieren getraute, ist jeder Cent verschwendetes Geld. Es nimmt mich Wunder, wie ein Wirt so wenig Ehre haben kann und seinen Gästen so etwas präsentiert. Ich bin wirklich empört!

Schon 2009 hat man über den „Engel“ und die Qualität der Speisen diskutieren können. Es ist auch nicht alles schlecht im Engel – mitnichten, der Service war flott und freundlich, eigentlich immer. Bei der Qualität der Speisen ist man im Engel aber leider ins Bodenlose gestürzt.

Als Kneipe ist der Engel ok, dort zu essen sollte man aber tunlichst unterlassen. Ich habe noch in keinem Imbiss so schlecht gegessen, wie heute im Engel. leider.

So bitter es klingt, auch, weil ich inzwischen in unmittelbarer Nähe der Kneipe wohne: Mit dem heutigen Abend habe ich den Engel abgeschrieben. Leider.

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*) es ist eine bodenlose Unverschämtheit, einem Gast sowas auf den Tisch zu stellen. Ich fasse es immer noch nicht!

Engel, Schoppershofstr. 53, Telefon: 559251

Wirtshaus-Explorer: Restaurant Brothers

Weit im Norden Nürnbergs in der Bamberger Straße liegt in einem typischen 1990er-Jahre-Businessbau das italienische Restaurant Brothers und versucht, „etwas Besseres“ zu sein. Auf Empfehlung statten wir der Lokalität einen Besuch ab und, um es gleich zu sagen: Es war nicht mies, aber es war unter dem gefühlten Durchschnitt der Nürnberger italienischen Restaurants. Nur preislich nicht so ganz.

Geräumig, ja geradezu großzügig ist der Gastraum der Bar und Trattoria. Es dürften wohl um die zweihundert Personen einen Sitzplatz finden – nur als wir am Donnerstag Abend dort waren, war das Restaurant fast leer.

Im Jahre 2000 hätte man das teils aufwändige Dekor des Brothers in seinen Terracottatönen vielleicht noch chic gefunden, heute macht das Interieur einen fast sterilen Eindruck. So richtig wohlfühlen will ich mich nicht, aber es ist alles sauber und gepflegt. Und ich bin ja in erster Linie zum Essen dort.

Nadine hatte dem Italiener schon vor mir einen Besuch abgestattet und Pasta gegessen. Die, so sagt sie war zwar nix, die Pizzen, Teil der Kernkompetenz italienischer Restaurants, wie man meinen möchte, hätten aber lecker ausgesehen und so gingen wir also zum Pizzaessen dorthin.

Wir bestellten eine Pizza Speciale und eine Calzone – und man muss sagen, dass die Steinofenpizzen wirklich prima aussahen. Nur geschmeckt haben sie halt nicht.

Ich will das mal an meiner Pizza Calzone herunterdeklinieren: Für acht Euro kam eine Riesen-Steinofen-Calzone. Die schnitt ich an und merkte sofort, dass sie reichlich gefüllt ist. Kurz nachdem ich allerngs die Calzone angeschnitten hatte, liefen Massen einer rottrüblichen wässrigen Flüssigkeit aus ihr heraus, die Calzone schwamm förmlich in der Plörre und verwandelte ihr Dasein augenblicklich in Matsch. Die reichliche Füllung bestand zu einem Gutteil aus Käse, der in seinem geschmolzenen Aggregatszustand zwar nett anzusehen war, aber nach genau gar nichts schmeckte. Ähnlich verhielt es sich mit den anderen Zutaten. Eine Calzone wie die, die ich im Brothers serviert bekam, zuzubereiten, muss eine wahre Kunst sein: Ich habe noch nie eine so große und so geschmacksneutrale Calzone bekommen.

Mit der Pizza Speciale war es nicht besser. Wurde diese auf der Karte mit Schinken angepriesen, so fand sich auf ihr kein einziges Stück Schinken, der wurde komplett durch langweilige Rohwurst Salami ersetzt. Und auch hier wieder das der Calzone ähnliche Bild. Am Rand ein staubtrockener Teig, in der Mitteist er gar nicht trocken sondern durchgeweicht. Dafür aber war sie riesig, diese Pizza.

Mit dem, was auf der Karte steht, nimmt man es bei Brothers nicht so genau: Eine Flasche Wasser fasst auf der Karte einen Liter und in der Realität 0,75 Liter. Salami statt Schinken. Auf einer Pizza Speciale. Da braucht man, denke ich, nicht mehr viele Worte verlieren.

Das Brothers mag von seiner Businesskundschaft profitieren – es gibt in dieser Ecke Nürnbergs, sieht man mal von Burger King, einem Aldi und einem Chinarestaurant ab, auch nicht wirklich Alternativen. Wir werden das Brothers aber nicht mehr anfahren, um dort essen zu gehen. Ich honoriere, dass man sich mit dem Ambiente und dem Service wirklich Mühe gibt. Das rettet aber über die laffen Speisen nicht hinweg.

Restaurant Brothers, Bamberger Str. 6, 90425 Nürnberg, Telefon 524583

Wirtshaus-Explorer: La Fabbrica

Etwas zurückgesetzt in der Oberen Kanalstraße in Gostenhof befindet sich ein wunderschöner Industriebau – die ehemalige „Karl Mahr Maschinenfabrik“. Vor wenigen Jahren war hier noch ein Sozialkaufhaus beheimatet – heute befindet sich im Hochpaterre die Trattoria „La Fabbrica“ – ein inzwischen nicht mehr ganz geheimer Tipp für gute italienische Küche in Nürnberg.

Heute zur Mittagszeit besuchten wir die „Fabbrica“ – und hatten einen durchweg guten Eindruck vom Restaurant.

La Fabbrica - Nürnberg

La Fabbrica - Nürnberg

Wer die „Fabbrica“ betritt, blickt zuerst auf den großen, mit Holz befeuerten Pizzaofen – ein Markenzeichen der Trattoria sind demnach auch die Pizzen. Wagenradgroß sind sie, reichlich und saftig belegt auf einem feinporigen, hauchdünnen Teig, der rund und mild schmeckt (ohne den oft so störenden Hefegeschmack). Zum Tischgedeck wurde uns eine Pfeffermühle und ein mit geschnittenen Chilis aromatisiertes Olivenöl gereicht – für den georderten Salat bekamen wir stilecht eine Menagerie mit Aceto und Olivenöl.

Der Service war freundlich und schnell, die Tafel mit den Empfehlungen des Tages wird jedem Gast bei der Bestellung auf einer Staffelei an den Tisch gebracht.

Zu loben ist weiterhin der ausgezeichnete Cappuccino – ein hervorragender Milchschaum krönte den starken und würzigen Espresso.

Das Ambiente der „La Fabbrica“ ist nett – der Charme des Industriebaus blitzt hier und da durch die dezente Dekoration des Gastraums. Auf der weitläufigen und schönen Terrasse finden 70 Leute Platz.

Preislich befindet sich das Essen im gehobenen Mittelfeld – die Pizzen kosten zwischen sechs und zehn Euro, die (hausgemachte) Pasta kostet um die zehn Euro, ein Rindfleischgericht schlägt mit 18 Euro zu Buche, auch Salate kosten bis zu acht Euro. Zu loben sind die Getränkepreise, ein Softgetränk kommt auf 2,80 Euro und auch der Cappuccino ist mit 2,60 Euro bezahlbar.

La Fabbrica, Obere Kanalstr. 25, 90429 Nürnberg, Telefon: 260510.

Wirtshaus-Explorer: Italimport Feinkost Schepis

Seit kurzem hat der in Fürth beheimatete italienische Supermarkt „Schepis“ auch eine Filiale in Nürnberg, in der Lenkersheimer Str. 16, einer Seitenstraße der Sigmundstraße.

Dort wird für günstig Geld samstags ein ganz ausgezeichnetes Mittagsbuffet angeboten.

Der „Schepis“ ist ein sehr nett gemachter Supermarkt mit italienischen Artikeln. Im vorderen Bereich des Marktes finden sich einige Stehtische mit Barhocker, hier kann das samstägliche italienische Mittagsbuffet eingenommen werden. Für fünf Euro gibt es das Buffet und ein kaltes alkoholfreies italienisches Getränk. Das Angebot umfasst diverse italienische Salami, Prosciutto cotto, Parmaschinken, Mortadella, verschiedene Käse, Antipasti, Meersefrüchtesalat, frittierte Reisbällchen, unterschiedliches Brot. Weiterhin wurde Lasagne mit Parmaschinken und eine vegetarische Variante als Hauptspeise angeboten (diese Gerichte wechseln). Der Espresso kostet einen Euro, der Cappuccino 1,50 Euro – der ist hervorragend.

Im Feinkostmarkt „Schepis“ kann man sehr gut und günstig zu Mittag essen. Das Ambiente ist, obwohl man in einem Supermarkt sitzt, nett. DieSpeisen sindfrisch undschmackhaft. Das Buffet ist ausreichend und hält für jeden Geschmack etwas bereit. Nach dem Essen kann man einen kleinen Nachtisch dazukaufen und ein paar Besorgungen im Supermarkt machen. Im Angebot (das habe ich in Nürnberg erstmalig gesehen) befindet sich unter anderem auch das „Lemon Soda“, eine ganz ausgezeichnete Limonade von Campari.

Feinkost Schepis, Lenkersheimer Str. 16, Nürnberg. Telefon: 377 1460.

Wirtshaus-Explorer: Dorfbrunnen in Cadolzburg-Wachendorf

Gestern waren wir mal wieder in einem richtig fränkischen Wirtshaus, dem Dorfbrunnen in Wachendorf, einer kleinen, zu Cadolzburg gehörenden Ortschaft. Inmitten des Dorfes steht also der Dorfbrunnen, und das mit dem Brunnen darf man ruhig wörtlich nehmen, kostet doch die Halbe „Zirndorfer“ nur 2,20 Euro.

Der Dorfbrunnen ist eine recht große Gaststätte, die, auch wenn der rustikale Charme einer Dorfwirtschaft erhalten blieb, durchaus modern gestaltet ist. Die Terrasse ist ganz neu gestaltet und sehr einladend. Das Lokal ist sehr sauber geführt und durchaus einladend, wenn man große Wirtschaften mag.

Der Service ist fränkisch-freundlich und flott.

Nun zum Wichtigsten: Die Küche konnte überzeugen. Gestern war einer der mehrmals im Monat durchgeführten Aktionstage – der „Schaschlik-Tag). Für günstig Geld gab es zwei reichlich gespickte Schaschlik-Spieße (ohne Leber) mit einer ordentlichen Soße und Pommes frites.

Das Schaschlik selbst warschmackhaft, das Fleisch zart und die Holzspieße waren zudem gut gewässert, so dass sich das Fleisch leicht lösen ließ. Die Sauce war würzig, leicht schaft und harmonierte hervorragend. Und auch die Pommes frites verdienen Lob: Schön kross kamen sie aus der Friteuse auf den Teller. Damit bekam man eine üppige Portion.

Als Vorsuppe wurde gestern die „Omelettesuppe“ gereicht, eine fränkische Pfannkuchesuppe mit Leberknödel. Die Brühe, der Pfannkuchen und der Leberknödel – selbstgemacht und einfach köstlich.

Auch vom Kartoffelsalat probierten wir und auch hier verfestigt sich der gute Eindruck: Es ist heute nicht einfach, einen guten hausmacher Kartoffelsalat zu bekommen – der Dorfbrunnen kann miteinem sehr guten fränkischen Kartoffelsalat aufwarten!

Den Dorfbrunnen kann ich empfehlen: Hier gibt es einwandfreie fränkische Küche zu fairen Preisen, der Service ist sehr nett und schnell und das Gasthaus ist sehr sauber und modernisiert. Daher ist es im Lokal auch immer recht voll. Man sollte also vorher telefonisch reservieren.

Dorfbrunnen, Alte Fürther Str. 21, Cadolzburg-Wachendorf. Telefon: (09103) 797353, dorfbrunnen-wachedorf.de

Wirtshaus-Explorer: Der Schinkenwirt in Hiltmannsdorf

Ich bin froh, dass es keine allgemeingültige Definition von Gemütlichkeit im Kontext der Gastronomie gibt, denn dies würde mich , gäbe sie es, schwer in die Breduillie bringen, wenn ich über den Hiltmannsdorfer Schinkenwirt schreibe.

Es gibt sie immer noch, diese fränkischen Wirtshäuser auf dem Land, bei denen man meint, dass die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Hier kommt man an das große Wirtshaus, mitten im Dorf, das auch wirklich noch ein Haus ist, in dem auch die Wirtsleute wohnen. Die Fensterscheiben dieser Wirtshäuser sind gerne aus kleinen, gelb durchfärbten Scheiben mit Struktur im Glas, die an Butzenscheiben gemahnen, wenn man nur genug Phantasie aufwendet. Die Wirtshaustür ist aus Eiche – und sie ist schwer. Der Eingangsbereich ist gerne deckenhoch gefliest, vorwiegend in Ockertönen. Diese Fliesen findet man auch auf den Toiletten, ein wiederkehrendes Thema, gleichsam. Wie die Tür ist auch der Schanktisch und die Stühle in der Wirtsstube in Eiche, die Tischplatten sind Eichenfurnier oder noch klassischer: Resopal. An nicht selten in Eierschale getünchten Wänden hängen Bilder – Malereien oder Fotografien, die Bäume, Hirsche, ganze Landschaften – immer aus der Region – zeigen. Dazu gesellen sich immer wieder Schützenscheiben. Und über jedem Tisch hängt ein kupferner Lampenschirm. Der Gastraum verfügt neben den Stühlen über ein stilbildendes Must: Die im gesamten Raum umlaufende Sitzbank gehört unbedingt dazu.

Jetzt scheiden sich die Geister, ob man das gruselig oder gemütlich findet. Auf jeden Fall gehört so ein Wirtshaus in jedes Dorf und leider sterben diese Wirtshäuser immer öfter. Wenn man in so einem Wirtshaus sitzt, dann kann man schon mal gerne vergessen, dass man im Hier und Jetzt, im Jahre 2009 ist. Man könnte, wären die Preise auf der Karte nicht in Euro ausgewiesen, auch im Jahr 1978 oder 1985 sein – die Zeit scheint zu stehen.

Die Erfahrung lehrt allerdings: Gerade in diesem Ambiente, verbunden mit der Lage auf dem Land, kann man in solchen Wirtshäusern gut und günstig deftig essen. Und genau das ist beim Schinkenwirt in Hiltmannsdorf der Fall.

Gestern haben wir das wieder einmal getestet. Das Schweineschnitzel mit Kartoffelsalat mag hierbei nicht die Königsdisziplin sein – allerdings lässt sich hieran schon ablesen, welcher Standard in einem solchen Wirtshaus gefahren wird.

Das Schweineschnitzel muss zuerst dünn, groß und „saftig“ sein, die Panade sollte kross sein und sich leicht vom Schnitzel wellen. Selbstverständlich ist das Schnitzel in der Pfanne im Butterschmalz zu schwenken und herauszubacken, ein absolutes No Go sind Schnitzel aus der Fritteuse. Der Kartoffelsalat verlangt eine gute Würze und eine mittlere Konsistenz. Zu mehlig und trocken darf er nicht sein, schleimig geht gar nicht. Ein absolutes Must ist, dass er stets selbst gemacht und frisch zubereitet ist. Alles andere verbietet sich.

Dieses „Pflichtenheft“ erfüllt der Schinkenwirt ausnahmslos: Große, saftige Pfannenschnitzel mit herrlicher Panade, groß und duftend und ein hervorragender Kartoffelsalat liegen auf dem Teller. Es gibt am Schnitzel nichts, aber auch wirklich nichts auszusetzen. Die Getränke kommen frisch gezapft auf den Tisch (das sollte man an und für sich nicht eigens erwähnen müssen, aber heute bekommt man immer wieder ein Bier ohne Schaum oder ein Spezi ohne Kohlensäure gebracht – leider, nicht so in Hiltmannsdorf).

Einmal in der Woche gibt es selbstgemachte Blut- und Leberwürste, ab und an Schlachtschüssel. Mit einer Besonderheit , die viele unseres Alters gar nicht mehr kennen, kann der Schinkenwirt zudem aufwarten: Der Leberkäs, der aber nicht aus hochfeinem Brät gebacken wird, sondern eher wie ein Hackbraten daherkommt – eine Spezialität nach alter Väter Sitte. Zudem findet man auf der Karte das ganze fränkische Programm: Rinderbraten, Schweinebraten und gemischter Braten, Schäufele und in den „R-Monaten“ natürlich der Karpfen. Kloß mit Soß. Und deftige Brotzeit. Man wird nichts vermissen beim Schinkenwirt.

Das hat sich natürlich herumgesprochen, deshalb sollte man telefonisch vorreservieren. Und auch die Öffnungszeiten sind nicht durchgängig – derzeit hat das Lokal Mintag , Dienstag und Freitag Ruhetag. Ein Anruf bei den netten Wirtsleuten verschafft Klarheit.

Schinkenwirt, Alte Dorfstraße 11, 90556 Hiltmannsdorf. Telefon: 75 16 30. Eine Anfahrtsskizze und GPS-Koordinaten gibt es hier.

Wirtshaus-Explorer: Der „Coffee“-Rip-Off am Ludwigsplatz

Im Gebäude des altehrwürdigen Café Pinguin hat schon seit einigen Jahren ein Laden Einzug gehalten, der sich da „Browns Coffe Lounge“ schimpft. Gestern war ich mal dort – und wurde nach allen Regeln der Kunst enttäuscht.

Der Cappuccino war nicht mal schlecht – das sei zugestanden – er war aber auch nicht so gut, dass man des Kaffees wegen in diese „Lounge“ gehen muss. Der Service indes war unterirdisch. Man darf dort wohl lange warten, bis die Tische im Außenbereich abgewischt werden. Höflichkeit und Schnelligkeit sind dem Service ein Fremdwort – offen und höflich ausgesprochene Kritik wird geflissentlich ignoriert und der bestellte Cappuccino wird zwar serviert – aber kein Zucker. Ich hatte das Gefühl, dass der Gast dem Team der „Browns Coffe Lounge“ scheißegal ist. Ein Beispiel: Die „Lounge“ hat zwar einen Zigarettenautomaten, man kann aber keine Zigaretten bestellen. Und es wird einem auch nicht angeboten, Geld einzuwechseln, wenn man sich die Zigaretten schon selbst holen muss – unprofessionell und peinlich. So was klappt in jeder drittklassigen Eckkneipe – nicht aber in „Browns Coffe Lounge“.

Das XXL-Sandwich – ein Doppelstöcker aus Toast – ist ordentlich und lieblos belegt und zeichnet sich durch eine hohe geschmackliche Neutralität aus. Ebenfalls hoch sind die Preise, was man dafür bekommt ist im besten Fall und mit viel Wohlwollen unterer Durchschnitt.

Schwamm drüber – ich geh´ da einfach nicht mehr hin. Und das tut in Anbetracht der Tatsache, dass sich in Sichtweite noch der Black Bean, zu Fuß in einer Minute das Treibhaus, das Lucas und das alteingesessene Café Beer befinden, nicht weh. (Anm: Bei dieser Pleite spare ich mir hier auch gleich das sonst in dieser Rubrik übliche Foto und die Adresse – wer braucht die schon).

Wirtshaus-Explorer: Müller´s Restaurant, Nürnberg

Es ist an der Zeit, das Hohelied auf eine Wirtschaft zu singen, der wir seit einigen Jahren die Treue halten: Es handelt sich um Müller´s Restaurant am Keßlerplatz in Nürnberg.

Der „Müller“ ist eine gutfränkische, große Wirtschaft. Nichts verrückt abgehobenes, aber in dem, was er tut, ist er gut. Und hält sein Niveau über Jahre – was man ja auch nicht immer hat.

Wer die Gaststube der Wirtschaft betritt, der tritt ein in ein teils uriges, teils biederes und teils vor Kitsch strotzendes Ambiente – in jedem Fall präsentiert sich „der Müller“ stockkonservativ. Die Wände sind mit bemalten Holzflächen vertäfelt, Ölschinken hängen an der Wand mit Landschaftsmalereien á la „Birken am Fluss“ oder „Ruhender Bergsee“ und auf den Fensterbrettern und den zahllosen Simsen findet sich Kitsch und Nippes zu Hauf. Aus dem Lautsprecher tönt, gedämpft zwar, aber immerhin vernehmbar seit Jahren die gleiche Platte: Deutsche Schlager als Instrumentalvariation im Stile der 1970er Jahre – Fernsehbands.

Sollte man davon nicht abgeschreckt werden? Ist das nicht der Prototyp eines nippesbeladenen Rentnerwohnzimmer-Gruselkabinetts? Nein! Nein und nochmals nein! Denn diese Präsentation steckt, dafür sorgt der Chef Hans-Roland Müller, seine freundlichen Bedienungen und das Küchenteam – voller Leben. Und das Publikum dankt es und strömt zu Hauf – was eigentlich immer eine telefonische Tischreservierung zur Pflicht macht.

Kommen wir zu den Speisen und Getränken: Hier wir auf dreierlei Wert gelegt: Qualität, Quantität und Geschmack. Es ist gutbürgerliche, fränkische Küche angesagt in Müllers Restaurant – die Portionen sind riesig (!) und schmecken! Eine besondere Empfehlung hier ist das fränkische Schäufele mit wirklich fast immer ofenfrischer, rösch-krachender Kruste und butterzartem Fleisch. Dazu gibt es ein Kniedla, wie es weithin seines Gleichen sucht. Man würde es mit zwei Händen wohl zu fassen kriegen – aber die Hände würden sich dabei nicht berühren. Die Soße war ausnahmslos hervorragend und: Die Salatgarnitur ist immer frisch. Wer ein echtes fränkisches Schäufele essen will, eine ordentliche Portion vertragen kann und Wert auf Geschmack und Qualität legt, der gehe zum Müller.

Gleiches gilt im Übrigen für das Schnitzel und das Cordon Bleu, wobei hier gesagt sein muss, dass die Pommes prima, der selbstgemachte Kartoffelsalat aber immer ein bisschen laff ist. Selbstverständlich werden sie mit Butterschmalz in der Pfanne zubereitet und mit krosser Panade serviert, wie sich das gehört. Auch der Braten genießt über die Grenzen Nürnbergs hinaus Berühmtheit. Zum Thema Bier: Das gehört für viele ja zum fränkischen Essen dazu. Beim Müller wird Neumarkter Lammsbräu ausgeschenkt, das ist ein rein ökologischen Bier, das im Rufe steht, sehr gut zu sein. Als Nicht-Bierkenner kann ich dazu nichts sagen.

Nicht nur die Qualität der Speisen verdient Anerkennung, auch die Bedienungen sind freundlich und schnell und versuchen, dem Gast jeden Wunsch zu erfüllen. Alles in allem ist der Gast beim Müller gut aufgehoben und das Preisniveau ist – gemessen an der Größe der Portionen und der Qualität der Speisen in sehr akzeptablem Bereich.

Müller´s Restaurant, Keßlerstr. 4, 90489 Nürnberg, Telefon: 55 55 85

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