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Wirtshaus-Explorer: Indonesisch essen im Le Petit Wayang

Nürnberg hat – eine Besonderheit – seit etwas mehr als einem Jahr ein indonesisches Restaurant, das tagsüber gleichzeitig ein französisches Café ist. Mitten in der Altstadt, in der Oberen Wörthstraße gelegen, bietet das Le Petit Wayang dem Gast die Möglichkeit zu einer kulinarischen Reise nach Südostasien und im Speziellen die Regionalküchen Indonesiens. Kennt die indonesische Küche, auch durch die muslimische Prägung des Landes, gerade viele Hühnchen- und Fischgerichte, so isst man im Le Petit Wayang vegetarisch und vegan.

Le Petit Wayang, Nürnberg

Urig ist das Restaurant, von außen wirkt es kleiner, als es tatsächlich ist. Untertags kann man beim warmem Wetter zur Cafézeit auch im schönen Außenbereich an Bistrotischen sitzen, zur kälteren Jahreszeit empfängt einen die warme, großzügige Gaststube.

Gaststube, Le Petit Wayang, Nürnberg

Wir beginnen unser Mahl mit zwei Vorspeisen, der indonesischen Sommerrolle (8,50 Euro), bei der fein geschnittenes Gemüse, Salat und wohl auch Blüten (geschmacklich konnte ich diese nicht bemerken) in Reispapier gewickelt werden, man dippt sie in eine Erdnusssoße, zudem kommt eine leicht saure Soße mit Maracujasaft, Orange und Essig an den Tisch. Die leichte und frische Sommerrolle, die für sich genommen nur zurückhaltend Eigengeschmack mit sich bringt, erhält so zusätzlich harmonische Aromen.

Vorspeisen: Sommer Roll und Bakvan, Le Petit Wayang, Nürnberg

Vorspeisen: Sommerrolle und Bakwan

Die zweite Vorspeise ist Bakwan (6,50 Euro), Bratlinge aus einem herrlich lockeren Teig mit Gemüse, die ebenfalls mit der vorgenannten sauren Soße gereicht werden. Sehr fein, diese Vorspeisen machen Lust auf mehr!

Indonesische Reistafel, Le Petit Wayang, Nürnberg

Indonesische Reistafel

Mit der „indonesischen Rijstafel“ huldigt man einer kolonialen Tradition, der Rijsttafel oder Reistafel, die durch die niederländischen Kolonialherren in die indonesische Küche eingeführt wurde. Neben Schüsseln mit Reis werden traditionell dutzende und aberdutzende Gerichte als variantenreiches Festbankett angeboten – gegessen wird ursprünglich mit den Fingern. Die hiesige Interpretation der Rijstafel (sic!) weicht davon freilich ab und funktioniert letztlich, sofern man zu mehreren speist, wie ein shared table. Jedem Gast wird ein kleines Schälchen Reis zur Verfügung gestellt, in etwas größeren Schalen stehen drei der vier angebotenen Hauptgerichte zur Wahl. Dazu werden Soßen gereicht, eine Art Chili-Öl, etwas pikant marinierte Aubergine und Acar, ein Salat aus sauer eingelegten Äpfeln, Karotten und Gurken.

Acar - süß-saurer Salat, Le Petit Wayang, Nürnberg

Acar – süß-saurer Salat

Bei unserem Besuch waren wir zu dritt, so hatten wir die schöne Gelegenheit, über die indonesische Reistafel alle auf der Karte angebotenen Hauptgerichte zu probieren (pro Person kostet die „Rijstafel“ 19,50 Euro, als Einzelportion 22,50 Euro).

Reistafel, pikant angemachte Aubergine, Le Petit Wayang, Nürnberg

Reistafel, pikant angemachte Aubergine

Besonders interessant fand ich Tempe Pedas (als Einzelportion 17,50 Euro), ein Gericht, das auf gebratenem Tempeh basiert. So etwas bekommt man ja relativ selten angeboten. Dieser wird in einer leichten Soße aus Kokos, Galgant und indonesischem Lorbeer mit Gemüse angeboten, das Gericht ist mit etwas Chili zurückhaltend geschärft und soll laut Speisekarte ein Repräsentant der zentraljavanischen Küche sein.

Tahu Bumbu Merah (als Einzelportion 15,50 Euro), ein Essen aus Sumatra, ist im Wesentlichen Gemüse mit leicht angebratenem Tofu in einer dünnen Soße aus Ingwer, Limette, Tomate und Galgant, das durch Chili eine durchaus merkliche Schärfe erhält. Nun bin ich nicht als großer Tofu-Freund bekannt, aber die besondere Würzung und Frische dieses Gerichts hat es mir sehr angetan. Der Tofu hat mich zumindest nicht gestört, sodass ich das Tahu Bumbu Merah ob seiner Würze und seines für meinen Gaumen exotischen und komplexen, aber bestens integrierten und runden Geschmacks als mein kulinarisches Highlight des Abends bezeichnen möchte (überhaupt: Für mich liegt der Reiz all dieser Gerichte, nicht nur des Tahu Bumbu Merah im Speziellen, in der Würzung, die auf sehr angenehme Art die bekannten und erwarteten Aromen mit den unbekannten und in ihrer Kombination zumindest für mich auch nicht vorhersehbaren Geschmäckern verbindet – da trifft beispielshalber ein warmes Zimtaroma auf frische Limette, von mancher Kombination war ich nicht nur überrascht, sondern verzaubert, anderes war etwas weniger eingängig).

Gulai Maniok (als Einzelportion 15,50 Euro, Herkunft Padang) funktioniert nach einem recht ähnlichen Prinzip; hier ist neben Gemüse die Grundlage die gekochte Maniokknolle, das Ganze wird wieder in einer dünnen Soße aus Kokos, Ingwer, Zitronengras und dem vom grünen Kardamom abstammenden weißen Kardamom, de in Indonesien wohl sehr gebräuchlich ist.

Zuletzt kommt Sayur Bumbu Kacang (Einzeportion 16,50 Euro, Süd-Sulawesi) an den Tisch, ein einfaches Gemüsegericht mit einer Soße aus, der Speisekarte zufolge, gebratenen Erdnüssen, gemahlenen Koriandersamen, Muskatblüten, Zimt und Limetten. Wir waren uns bei Tisch einig, dass dieses Gericht aufgrund der Erdnusssoße das wohl spannendste sein könnte und waren davon letztlich etwas enttäuscht. Hier fehlte der dünnen Soße die Würze und dem Gericht der Pep, das Aroma der Erdnüsse konnte sich nicht recht durchsetzen.

In der Machart sind sich all diese Gerichte sehr ähnlich. Die unterschiedlichen Soßen werden eher leicht und flüssig zubereitet. Angedickte oder sämige Soße sucht man vergeblich, was auch dem Umstand geschuldet sein mag, dass man bestrebt ist, möglichst viele der Speisen vegan anzubieten. Dann folgt eine Hauptzutat und das saisonale (deutsche) Gemüse. Dazu isst man, wie gesagt, polierten weißen Reis.

Unangenehm im Gedächtnis geblieben ist mir, dass man, benötigt man mehr Reis, diesen separat bezahlen muss (eine kleine Portion kostet 3,- Euro).
Man möge das nicht falsch verstehen: Ich bin kein großer Freund von übervollen, großen Reisschalen bei Tisch, die von den Gästen unmöglich leergegessen werden können und am Ende die Hälfte des Reises weggeworfen werden muss. So gesehen schätze ich es als respektvollen Umgang mit Lebensmitteln und letztlich unser aller Ressourcen (der Reisanbau ist ja bekanntermaßen recht klimaschädlich und Reis somit ein Produkt, das mit Bedacht konsumiert werden will), wenn nur kleine Portionen an den Tisch gebracht werden und man im Bedarfsfall nachordern kann. Dies dann aber als Vehikel zu nutzen, beim Gast zusätzlich abzukassieren, hinterlässt schon einen reichlich faden Beigeschmack. Glücklicherweise folgen die meisten Nürnberger Gastwirte diesem bedauerlichen Beispiel nicht und lassen sich selbstverständlich die Ehre nicht nehmen, leeren Reis nachzureichen, ohne den Gast zusätzlich zur Kasse zu bitten.

Zu den Getränlen: Im Prinzip ist die Bierauswahl im Le Petit Wayang sehr zu loben. Man schenkt Flaschenbiere aus, neben dem von mir seit zweieinhalb Jahrzehnten so geschätzten Ammerndorfer Bier (hier das Helle), das sich mehr und mehr zum regionalen Kult- und Trendbier mausert, kommen Radler und Pils von der Brauerei Hofmann aus Pahres, das alkoholfreie Bier aus der Stadtbrauerei Spalt und das Weizen (auch als alkoholfreie Variante erhältlich) von der Tittinger Brauerei Gutmann (stets eine sichere Bank!). Zudem ist mit dem Bintang auch ein indonesisches Bier erhältlich. Ärgerlich ist aber, wenn fränkische Biere (die Ausnahme ist hier das Weißbier, das glücklicherweise im halben Liter ausgeschenkt wird), nicht als Seidla, also als halber Liter an den Tisch gebracht werden, sondern in der Größe 0,3 Liter. Selbst die in den 1980er-Jahren einmal von gierigen Wirten und Brauern so forcierte Serviergröße 0,4l, von kundigen Bierliebhabern schnell zurecht als „Preißn-Halbe“ gebrandmarkt, hat, abseits von Pilsener Bieren norddeutschen Braustils, im Süddeutschen keinerlei Berechtigung und setzte sich dort auch nicht durch. Findet man heute in der Gastronomie noch Biere in der Größe „Null-vier“ auf der Karte, so lässt dies allein die Interpretation als unverkennbarer Ausweis wenig gepflegter Gastlichkeit zu. Schlimmer allerdings ist in meinen Augen der neue „Trend“, Bier in Serviergrößen vo 0,3l auszuschenken. Die Brauereien ziehen hier bedauerlicherweise mit und füllen kleine Fläschchen von 0,3l oder 0,33l ab. Diese Kulturlosigkeit ist nicht weniger als ein Trauerspiel. Und auch, wenn das Le Petit Wayang beileibe nicht die einzige Innenstadtgastronomie ist, die fränkisches und bayerisches Bier in Größen von 0,3 Litern zum stolzen Preis von 3,80 Euro serviert, so muss an dieser Stelle auf diesen Missstand in der nötigen Deutlichkeit hingewiesen sein (und das kann auch der Verweis auf das indonesische Konzept des Restaurants nicht entschulden, ich selbst habe überhaupt kein Problem damit, dass das indonesische Bintang-Bier in der Flaschengröße 0,3 Liter auf der Karte steht). Rechtlich darf selbstredend jeder Wirt so wenig Bier so teuer verkaufen, wie er mag. Ob das den örtlichen Gepflogenheiten angemessen und zudem anständig ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Geht es hier nur um den Bierpreis? Den Wirten vielleicht schon, für mich hat das aber noch eine andere Implikation, die nicht vergessen sein darf: Es geht nicht weniger als um Erhalt und Pflege eines Kulturgutes. Wer fränkisches Bier in einer fränkischen Stadt in der „Größe“ „Null-drei“ ausschenkt, tritt – das darf ich mit Fug und Recht behaupten – die fränkische Bierkultur mit Füßen. Das ist kein Fauxpas mehr, das ist ein Affront. Ein Affront, mit dem sich freilich prächtig Geld machen lässt, denn irgendetwas müssen die Leute ja schließlich trinken.

Kuchenauswahl, Le Petit Wayang, Nürnberg

Davon ab muss ich feststellen, dass ich den Abend im Le Petit Wayang als kulinarisch sehr bereichernd empfunden habe. Ein enger Freund, der nicht nur fließend indonesisch spricht, sondern im besten Wortsinne landeskundig und so mit Küche und Kultur bestens vertraut ist, sagte mir, dass er die regionalen Küchen des Landes durchaus anders erlebt habe – doch das soll mich an dieser Stelle nicht stören. Die Vielfalt der Aromen, die interessanten Gewürze und Kräuter, all das sollte man einmal erlebt und gekostet haben. Beeindruckend zudem, dass die Küche des Restaurants nicht nur auf die sonst omnipräsenten Geschmacksverstärker verzichtet, sondern eine Vielzahl der Speisen ganz selbstverständlich vegan zubereitet werden, ohne auf Fleischersatzprodukte zurückgreifen zu müssen. Indonesische Restaurants sind ohnehin rar gesät, das sehr zeitgeistige gastronomische Konzept macht das Le Petit Wayang aber zu etwas Besonderem. Tagsüber ist das Restaurant gleichzeitig ein französisches Café mit einer reichen Kuchenauswahl – darauf sei in diesem Artikel aber bewusst nicht eingegangen, weil wir eben nur zum Essen dort waren.

Le Petit Wayang, Obere Wörthstraße 10, 90403 Nürnberg, Telefon: 88 99 79 88.

Wirtshaus-Explorer: Philosophieren über den Döner im „Nürnberger Döner“

Damit ihr gleich gewarnt seid: Ein klassischer „Wirtshaus-Explorer“ wird das nun Folgende nicht, ich schreibe über einen Döner-Imbiss und ein solcher hat ja, auch im weiteren Sinne, gemeinhin wenig mit einem Wirtshaus zu tun (und wird von manchem Zeitgenossen sogar als Antagonist der hiesigen Wirtshauskultur empfunden). Und so wird meine Betrachtung über den „Nürnberger Döner“ auch keine reine Beschreibung der Lokalität, sondern ein kleiner Ausflug in die ganz eigene Welt dieses trotz seiner tief in den Mittleren Osten reichenden Wurzeln faktisch so urdeutschen Essens.

Ich selbst speise nur gelegentlich Döner, mir genügt für meinen Seelenfrieden, das türkisch-deutsche Fusionsgericht einmal alle Vierteljahr zu verzehren. Darum habe ich bisher auch darauf verzichtet, in meiner Kolumne „Wirtshaus-Explorer“ Dönerimbisse zu rezensieren. Zu beliebig ist deren Anmutung, zu einförmig das Angebot auf den Karten stadtauf, landab. Zu viele Imbisse kommen und gehen und zu komische Blüten treibt der Kult um den Imbissklassiker Döner, dessen gemeine Verfügbarkeit ihn, egal, wo er eingenommen wird, zu einem kaum unterschiedbaren Essen mit erwartbarem Geschmack, auch aufgrund seiner kulinarischen Allgemeingültigkeit seines individuellen Charakters beraubte.

Der Döner ist Norm. Seine Zutaten sind Norm. Sein Aussehen ist genau so Norm wie sein Geschmack. Seine Darreichung in der klassischen viereckigen Papiertüte mit dem roten „Döner Kebap-Kochmützen-Säbelmann“ ist? Norm. Er ist so sehr Norm, dass man inzwischen das unaufhaltsame, manchmal sogar galoppierende Fortschreiten der inländischen Inflation anhand der preislichen Entwicklung des Döners festzumachen sucht. Goodbye Bic-Mac-Index, hello Dönertaschen-Preis-Competition.
Wer aus der Masse herausstechen will und bessere Preise für den mittlerweile gar nicht mehr so billigen Döner aufrufen möchte, muss sich also etwas einfallen lassen.

Dass bestimmte Dönerimbisse mit Städtenamen assoziiert sind bzw. die Assoziation wecken (und wecken wollen), in bestimmten Städten gäbe es regional-exklusive Eigenarten, das salatunterfütterte Fleischgericht in der Brottasche zuzubereiten, hat mich schon immer befremdet. Letztlich sind diese Versuche ein gedanklicher Ausfluss der unergründlichen Windungen von Marketinghirnen – denn die nackte Ubiquität der Dönertasche in quasi jedem zweiten Straßenzug macht das Junkfood-Gericht vor allem zu einem: zum völlig austauschbaren, gleichsam generischen Alltagsessen.

Es mag beim Döner tatsächlich regionale Unterschiede geben, unbestritten. Diese nehmen sich gemeinhin wohl gering als, werden aber als essenziell apostrophiert. Ein befreundetes, aus Sachsen stammendes Paar lässt beispielshalber keine Gelegenheit aus, zu betonen, dass der sächsische Döner der wohl beste sei, den man im deutschsprachigen Raum bekommen könne. Der Döner aus Berlin schmecke so mittel, der fränkische Döner hingegen sei ausnahmslos völlig ungenießbar. Der Unterschied liegt nach meinem Dafürhalten lediglich in der verwendeten Brotvariante (aber was zählt hier mein Wort, ich bin ja bekennender Döner-Crétin). So konnte mir letztlich auch die Meldung, dass nun unmittelbar des mitten in der Nürnberger Südstadt gelegenen „Original Berliner Döner“ der „Kreuzberg Döner“ geöffnet hat, auch nur ein leicht erstauntes Kopfschütteln entlocken. Bundeshauptstädtisch-sublokale Drehspießvarianten konnten meinen kulinarischen Entdeckergeist jedenfalls nicht dahingehend beflügeln, diesem Trend auf Nürnberger Boden durch Selbstversuch hinreichend nachzuspüren. Möglicherweise war man sich mittlerweile in der hiesigen Dönerszene plötzlich gewahr, dass man mit dem hiesigen Standarddöner vielleicht die genügsamen Franken, nicht aber die lukullisch Besseres gewohnten Zugezogenen abholen und befriedigen konnte?

Nürnberger Döner

Nürnberger Döner

Und nun, als genüge das noch nicht, eröffnete unlängst inmitten der Altstadt am Inneren Laufer Platz der „Nürnberger Döner“ – und das mit einer Marketingaktion, die man von Neueröffnungen solcher Imbisse mittlerweile zur Genüge kennt: Für einen begrenzten Zeitraum wird der Döner zu einem sensationell niedrigen Preis angeboten – ich weiß nun nicht mehr, ob für einen, zehn oder neunundneunzig Cent – jedenfalls stand die erwartbare Schlange der Dönerhungrigen einmal ums Karree bis weit in die Beckschlagergasse. Die Bilder dieser Schlange schafften es nicht allein in die sozialen Netzwerke, auch das Onlineportal des hiesigen Lokalblatts ließ artig die Anstehenden ablichten und brachte einen Artikel über Nürnbergs neue Imbisssensation. Billiger kann man wohl selbst Lokalberichterstattung kaum einkaufen.

Ein Nürnberger Döner? Man muss mich nicht allzu gut kennen, um zu wissen, dass diese Offerte meine von Lokalpatriotismus getriebene Neugier unweigerlich erregen muss. Zudem liegt der Imbiss unweit eines meiner städtischen Sehnsuchtsorte, dem geliebten, häufig frequentierten Kaffeehaus. Was also liegt näher, als ein Abstecher zum Nürnberger Döner?

Die Imbisstube hat sich chic gemacht. Schwarzglänzende Subway-Kacheln und ein großzügiger, sauberer Tresen empfangen einen im hellen, freundlichen Ambiente der kleinen Gaststube. Aus den Boxen klingt, nein dröhnt, laut Technomusik Electro, die für einen Imbiss sehr bequemen Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen ein. Und so ist er schnell geordert, mein erster Nürnberger Döner.

Das also ist er, der "Nürnberger Döner"

Das also ist er, der „Nürnberger Döner“

Beim Nürnberger Döner versucht man, sein (nach meiner Beobachtung überwiegend junges und hippes) Publikum mit einem ganz eigenen Konzept abzuholen: Die typischerweise allzu dominanten Dönerkomponenten Brot und Fleisch werden geschickt in die hintergründige Rolle des Komparsen gedrängt, indem man eine vergleichsweise dünne Brottasche verwendet (die auch noch knusprig aufgebacken ist) und das Kalbfleisch hauchdünn vom Spieß hobelt. So bleibt mehr Raum für die anderen Mitspieler – ein Potpourri aus drei Soßen, knackigem Salat und Granatapfelkernen verleiht dem Döner eine ungekannte Leichtigkeit und Aromatik. Vorbei die Zeit der fetttriefenden, in rosa Cocktailsoße ertränkten Fleischbrocken „mit Scharf“ an Bergen roher, weißer Zwiebelringe und dem obligatorischen Achtelschnitz Hollandtomate im teigigen Weißbrot-Handstück. Heute, und das hat man beim Nürnberger Döner verstanden, kann man dieses Fast Food auf andere Art interpretieren, frischer, leichter, schlussendlich wohl sogar gesünder. Das Ding ist: Der Nürnberger Döner schmeckt.

Während mich der Dönerteller (14,- Euro, ein stattlicher Preis für die hiesigen Verhältnisse) nicht so beeindrucken konnte, fand ich die Dönertasche sensationell. Ich wollte mich fast dazu versteigen, zu schreiben, dass die fruchtigen (Minze, Zitronensaft, Granatapfelkerne) und deftigen Geschmackskomponenten (Kalbfleisch, rohes Blaukraut) vortrefflich balanciert sind, ohne in eine bestimmte Richtung aufdringlich zu schmecken (nein, ich versteige mich nicht, es ist, das ist mir absolut bewusst, ein profaner Döner – aber eben einer der wenigen guten). Wenig Fleisch und wenig Brot heben das Gericht, das mit 8,- Euro ebenfalls preislich an der Spitze der Nürnberger Dönertaschen angesiedelt ist, merklich. Und dennoch wird man satt. Nicht unangenehm satt, nicht pappsatt – aber dennoch satt.

Kurzum: Der Nürnberger Döner des Nürnberger Döner konnte mich, der ich bekennendermaßen kein großer Freund dieses Junkfoods bin, vielleicht nicht bekehren, aber mindestens eines Besseren belehren (manchem gelte ich ja als unbelehrbar, sollte dem so sein, ist das durchaus einer Erwähnung wert). Man sollte ihn in der Tat einmal gegessen haben – und ich bin mir sicher, dass viele dann mit gewisser Zufriedenheit feststellen werden, einen ordentlichen Döner genossen zu haben. Aus der Masse des ubiquitären Dönerpampfs jedenfalls sticht er positiv hervor.

Nürnberger Döner, Innerer Laufer Platz 12, 90403 Nürnberg, Telefon: 940 55 800.

Wirtshaus-Explorer: Flaleppo Nürnberg

Es ist kein typischer Wirtshaus-Explorer, den ihr heute lest, einfach, weil es kein typisches Wirtshaus ist, das ich heute mit Euch besuchen möchte. Es ist eher ein Geheimtipp in der Nürnberger Imbisslandschaft, aber wer möchte, kann freilich auch vor Ort im Flaleppo speisen.

Flaleppo? Ja, Flaleppo heißt der syrische Imbiss, der gleichzeitig Ladengeschäft und Mini-Restaurant ist und vor einem knappen Jahr in der Sulzbacher Straße in Nürnberg eröffnet hat. Wir dürfen uns unter die Kunden der ersten Tage zählen und mit diesem kleinen Artikel kundtun, dass sich im Ladengeschäft, das vorher einen etwas düsteren und verwinkelten asiatischen Supermarkt beherbergte, viel getan hat – nur die Speisen, die blieben immer gleich lecker.

Vor knapp zehn Jahren flüchten Ali und Fadia Ezo vor dem Krieg aus Syrien nach Deutschland, sie kommen in Nürnberg an. Der gelernte Schreiner Ali Ezo ist begeisterter Hobbykoch, schon bald reift in ihm die Idee, kleine Speisen seiner syrischen Heimat in Nürnberg anzubieten. Freilich dauert es, bis er mit seiner Familie hier Fuß gefasst hat, auch ein Laden will erst gefunden und muss dann aufwendig umgebaut werden. Doch im Dezember 2023 ist es so weit, das „Flaleppo“ eröffnet. Von Anfang an sind neben kleinen Gerichten auch syrische Süßigkeiten im Angebot, nicht nur das allgemein bekannte Baklava, sondern zum Beispiel auch Maburne, eine gebackene Süßigkeit mit Pistazien – Pistazien werden gerne und reichlich für die Süßspeisen verwendet, und das längst, bevor die Pistazie durch den Trend der „Dubai-Schokolade“ als Zutat für Naschereien eine Renaissance feierte. Unlängst erfuhren wir, dass das Backwerk etwa 40,- Euro pro Kilo kostet. Das syrische Baklava, das ein Freund Ezos selbst herstellt, sei in Syrien traditionell weit weniger süß als die hierzulande weitverbreitete türkische Variante.

Innenansicht - die Theke mit den Süßigkeiten, Imbiss Flaleppo, Sulzbacher Straße, Nürnberg

Der Falafel-Wrap gehört seit wohl gut zwei Jahrzehnten ganz selbstverständlich zur Imbisskultur. Im Flaleppo wird dieses Gericht aber auf andere Art interpretiert, als wir es üblicherweise kennen. „Das liegt daran“, erklärt Ali Ezo, „dass wir in Syrien die Falafeln backen, nicht frittieren“. Und so serviert er einen herrlich leichten Wrap, der nicht nur frischen Salat, Gemüse, Granatapfelkerne, Kreuzkümmel, Petersilie, Koriander und Hummus enthält, sondern eben auch knusprige Falafeln.

Falafel-Wrap, Imbiss Flaleppo, Sulzbacher Straße, Nürnberg

Zudem wird eine variantenreiche Vielzahl arabischer Teigfladen und -taschen, Manakish, angeboten, sei es mit Hackfleisch (nach Art von Suzuk, hier Sujig genannt), wahlweise mit Käse, sei es mit Spinat und Kräutern, aber auch mit Olivenöl, Sesam, roter Paprika, Tomaten, Knoblauch, Walnüssen und vielem mehr. Erwähnenswert ist freilich auch das Shawarma, das neben Limettensaft und Hähnchenfleisch auch Gewürzgurke und Granatapfelsaft enthält.

zwei Manakish, Imbiss Flaleppo, Sulzbacher Straße, Nürnberg

Der Clou beim Flaleppo: Alle Speisen werden frisch zubereitet – und das kann auch schon mal zu deutlichen Wartezeiten führen. Auch wenn der kleine Laden eher eine in gleißend-helles Licht getauchte Imbisstube ist, man kann sich dennoch an den wenigen Tischen niederlassen und in Ruhe essen.

Innenansicht, Imbiss Flaleppo, Sulzbacher Straße, Nürnberg

Flaleppo, das ist ein richtiger Familienbetrieb, alle, bis auf die jüngste Tochter, arbeiten mit, packen mit an. Und da muss man manchmal eben auch geduldig sein oder beide Augen zudrücken, wenn gleichzeitig mit Geld und Lebensmitteln hantiert wird. Wer Lust auf kleine syrische Spezialitäten hat, der wird im Flaleppo nicht nur fündig – sondern sicher auch satt und zufrieden.

Flaleppo, Sulzbacher Straße 97, 90489 Nürnberg, Telefon 36 830 722.

Wirtshaus-Explorer: Die Blume von Hawaii, Nürnberg

Der Tiki-Kult mit kunstvoll geschnitzten Masken stammt ursprünglich aus der hawaiianischen und polynesischen Kultur. Im Zuge des Massentourismus aus den USA in den 1950er- und 1960er-Jahren wurde der sog. „Tiki-Style“, quasi ein Phänomen von cultural apropriation, von den USA ausgehend in bald alle Ecken der Welt exportiert – höchst erfolgreich. „Tiki“ war bald nicht nur ein Mode- und Einrichtungstrend, sondern hielt auch Einzug in die westliche Musik und inspirierte zahllose Filmschaffende. Und es entstanden in der westlich geprägten Welt auch zahllose Tiki-Bars, die nicht nur mit dem entsprechenden Interieur aufwarten: Tiki-Drinks, zumeist auf Rum-Basis, fruchtig und bunt, oft in Gefäßen serviert, die ebenfalls Tiki-Masken zeigen, eroberten im Nu die Herzen der Cocktail-Freunde.

Und Freunde dieser Coctails haben seit vielen Jahren eine Heimstatt in Nürnberg – und zwar in der wirklich exzellenten Bar „Die Blume von Hawaii“ am Weinmarkt. Einstmals noch in einer Nebenstraße der Äußeren Laufer Gasse beheimatet, findet sich die nun recht große Bar seit 2019 mitten im Herzen der Nürnberger Altstadt.

Freilich gehört das Herz der Barleute den Tiki-Cocktails (es gibt sogar eine eigene Mai Tai-Karte), aber auch andere Spezialitäten und manch neu interpretierter Klassiker findet sich auf der umfangreichen, halbjährlich wechselnden Karte. Wer gerne Gin trinkt, bestellt einen „Saturn“, wer nach ein bis zwei Cocktails den Abend mit einer kleinen, flüssigen Süßigkeit abschließen möchte, trifft mit dem „Macadamia Nut Chi Chi“ eine vortreffliche Wahl. Aus den Boxen erklingen Rock ’n’ Roll und Surf-Sound der 60er neben 70er-Soul und die opulente Korb-Bambus- und Tikideko hält das Auge eine Weile beschäftigt.

Man muss schon Qualität haben (und halten), um sich in einer gastronomisch so eng besiedelten Gegend wie dem Weinmarkt über Jahre nicht nur erfolgreich halten zu können, sondern quasi jeden Abend voll reserviert zu sein. Und auch nicht ganz umsonst wurde die „Blume“ von den Lesern der Publikationen des Verlags Nürnberger Presse 2023 zur „besten Bar Nürnbergs“ gewählt. Auch der falstaff-Bar-Guide 2025 adelt die „Blume“ mit 47 von 50 Drink- und 19 von 20 Ambientepunkten.

„Unser Sortiment“, so heißt es auf der Webseite, „bietet mehr als 60 Gins, über 50 Whiskeys und etwa 120 Rums, darunter eigene Abfüllungen nur für die Blume von Hawaii“.

Die „Blume“ ist ein Dorado für Cocktailfans, man muss übrigens kein Kenner sein, um sich in der Vielzahl der angebotenen Spezialitäten (es dürften an die hundert sein) zurechtzufinden, denn man wird jederzeit bestens von den freundlichen Barkeepern beraten.

Die Blume von Hawaii, Weinmarkt 16, 90403 Nürnberg. Telefon: 91 94 60 90.

Wirtshaus-Explorer: Tel Aviv-Jaffa in Eberhardshof

Eingang Restaurant "Tel Aviv-Jaffa", Spohstraße NürnbergVor gut drei Wochen waren wir im Restaurant „Tel Aviv-Jaffa“ zu Gast, dem laut eigener Webseite „ersten und einzigen israelischen Restaurant Nürnbergs“, das mit dem Claim „israelisch, orientalisch, aromatisch“ wirbt. Betritt man den Gastraum des kleinen, etwas abseits der Fürther Straße gelegenen Restaurants, so taucht man in ein ruhiges, aufgeräumtes Ambiente mit gedämpftem Licht ein – man kann sich sofort wohlfühlen.

Augenscheinlich ist das Konzept des Restaurants, eine kleine und wechselnde Karte bereitzuhalten, dafür allerdings jedes der Hauptgerichte frisch zuzubereiten. Auch die Bedürfnisse von Vegetariern und Veganern werden dabei berücksichtigt. Was angeboten wird und was auf den Tisch kommt, wird bereitwillig erklärt. Der Service ist freundlich und zugewandt, gleichzeitig zurückhaltend und verbindlich.

Als Vorspeise bestellten wir die „Sieben Köstlichkeiten“ mit Pitabrot, die in der großen Variante 34,- Euro kosten, die Einzelportion käme auf 14,- Euro. Neben Falafeln und Hummus wird auch hausgemachter Frischkäse mit Kreuzkümmel, ein kalter Hähnchensalat, ein orientalisch gewürzter Krautsalat oder beispielshalber auch ein pikanter Dip aus Petersilie und Olivenöl gereicht.

Gericht "Sieben Köstlichkeiten" - "Tel Aviv-Jaffa", Spohstraße Nürnberg

Vorspeisenplatte „Sieben Köstlichkeiten“

Zur Hauptspeise wählte ich von der kleinen Karte die Hähnchenschlegel. Die Würzung des Gerichts war wirklich beeindruckend. Komplex, ohne aber zu aufdringlich zu schmecken, kontrastierte sie die Soße auf deutlich herausschmeckbarer Basis von Limettensaft vortrefflich. Das Gemüse hatte einen auf den Punkt festen Biss, die essbare Blüte rundete die Kreation auch optisch stimmig ab. Schade, dass die Haut der Hähnchenschlegel so gar nicht kross (dafür aber saftig) und die jungen Kartoffeln noch reichlich fest waren.

Hühnergericht "Tel Aviv-Jaffa", Spohstraße Nürnberg

Am Tisch wurde auch die hauseigene Gemüselasagne bestellt, die die Gäste ob ihrer Fruchtigkeit und Frische und ihrer subtilen Schärfe mit Begeisterung aufnahmen.

Gemüselasagne - "Tel Aviv-Jaffa", Spohstraße Nürnberg

Gemüselasagne

Als Bier wird Ammerndorfer aus der Flasche ausgeschenkt, einwandfrei. Ich bin immer sehr dankbar, wenn in Gaststätten die allgegenwärtige Tucher-Monokultur durchbrochen und einer kleinen, qualitätvollen fränkischen Brauerei der Vorzug gegeben wird. Und das Helle aus Ammerndorf kann auf ganzer Linie überzeugen.
Die Weinbegleitung an diesem Abend war ein einfach ausgebauter Primitivo aus der italienischen Großkellerei San Marzano, selbstredend eine sichere Bank, wenn auch eine reichlich gewöhnliche Wahl.

Freilich bedarf es auch an dieser Stelle einige Worte, die zu schreiben durchaus schwerfällt und schmerzt. Wie viele andere jüdische Einrichtungen wurde auch das Restaurant Tel Aviv-Jaffa unlängst Opfer antisemitischer Straftaten, entsprechende Parolen wurden auf die Fassade geschmiert. Ich bin immer wieder angefasst und schockiert, dass ganz normales jüdisches Leben in unserer Heimatstadt scheinbar immer noch nicht selbstverständlich ist und ohne Angriffe stattfinden kann. Dass das Tel Aviv-Jaffa das einzige israelische Restaurant Nürnbergs ist, hat mich auch etwas verwundert, schließlich ist mit mehr als zweieinhalbtausend Mitgliedern die Israelitische Kultusgemeinde vor Ort recht groß. Ob man im Restaurant koscher essen kann, entzieht sich meiner Kenntnis, eigens geworben wird dafür nicht.

Mit einem Preis von im Mittel etwa 20,- Euro für das Hauptgericht ist das Tel Aviv-Jaffa sicher nicht ganz günstig, weder gemessen an der Portionsgröße noch der Raffinesse, um die sich aber sehr bemüht wird. Auf der Webseite wird ausdrücklich um Reservierung gebeten.

Tel Aviv-Jaffa, Spohstraße 16, 90429 Nürnberg. Telefon: 89 62 31 35.

Wirtshaus-Explorer: Moc Quan – ein vietnamesischer Imbiss

Na, das ist mal eine Überraschung: In der mit asiatischen Imbisslokalen reichlich gesegneten Inneren und Äußeren Laufer Gasse (die ja mehr oder weniger nahtlos ineinander übergehen) hat unlängst ein neuer asiatische (präziser: ein vietnamesischer) Imbiss eröffnet, einer, der vielleicht nicht optisch, wohl aber geschmacklich aus dem Durchschnitt der sich in diesem Straßenzug mittlerweile massierenden Angebot der asiatischen Fusionsküchen heraussticht – das Moc Quan.

Moc Quan, Nürnberg

Brauchen wir, so frage ich mich, neben Horapa, Surrito Sushi, dem Hong Kong Imbiss, Machito Sushi, Bat Dat und Moon tatsächlich noch ein siebtes asiatisches Restaurant auf etwa 300 Metern Wegstrecke? Nun, scheinbar ist der Markt hier im besten Wortsinne weiterhin nicht gesättigt und hat noch Kapazität für einen neuen Anbieter. Der muss sich bei so viel unmittelbarer Konkurrenz durch Qualität behaupten – und hier macht das Moc Quan eine gute Figur!

Von der klassischen Huhn-Ente-Schweinefleisch-Matrix* wird hier nur bedingt abgewichen, in Topf und Wok kommt, was der Kunde mit europäisch geprägtem Geschmack erwartet (oder was man seitens der zahllosen Imbisstreiber erwartet, dass es erwartet wird, eine lukullische self fulfilling prophecy, gleichsam). Wieder ein klassischer Take-Out-Asiate mit ein paar Sitzplätzen, so möchte man meinen. Und dennoch schmeckt es im Moc Quan irgendwie anders, frisch, scharf und lecker.

Moc Quan, Nürnberg

In zwei zumindest für mich nicht ganz unwesentlichen Punkten unterscheidet sich das Moq Quan von anderen Imbissen: Zum einen kann man Gerichte auch wirklich dezidiert „nicht scharf“ ordern – und das klappt dann auch (es mag befremdlich klingen, aber viele asiatische Imbissbetreiber bekommen das nicht hin, setzen eine oder mehrere wenige Soßengrundlagen für die Vielzahl der auf der Speise- und Lieferkarte offerierten Gerichte an und schärfen die nach eigenem Gusto – und sind dann logischerweise auch nicht mehr in der Lage, diese selbst gesetzte Schärfeschwelle zu unterschreiten). Zum anderen bietet das Moc Quan seine Gerichte nicht nur mit Beilagenreis an, sondern gegen einen moderaten Aufpreis von einem Euro auch mit den dicken japanischen Udon-Nudeln. Das kommt mir persönlich sehr entgegen, habe ich mich in den letzten Jahren an diesem weißen, polierten, in höchstem Maße klimaschädlichen Reis doch reichlichst abgegessen. Hier bietet mir die Udon-Variante, auch wenn sie in Kombination mit dem ein- oder anderen Gericht vielleicht nicht allzu passend erscheint, eine angenehme Alternative.

Nem rán mit scharfer Süß-Sauer-Soße

Nem rán mit scharfer Süß-Sauer-Soße

Als Vorspeise teilen wir uns Nem rán, zwei im Teigmantel gebackene Gemüse-Schweinefleisch-Rollen an einer überraschend pikanten Süß-Sauer-Soße (5,- Euro). Die Rollen, außen knusprig und innen würzig-zart, schmecken deutlich fleischig und gewinnen erst richtig, wenn man sie in die reichliche, gut harmonierende Soße dippt.

Zum Hauptgang wählen wir Glasnudelsalat mit Koriander, Erdnüssen und Garnelen (12,50 Euro). Dieser Klassiker der thailändischen Küche wird oft scharf, in der Regel aber sehr scharf serviert – hier bekommt man ihn aber eben auch nicht scharf, sodass die angenehm säuerlichen Geschmackskomponenten aus dem Hintergrund treten können. Und so schmeckt der kühle Salat erfrischend und leicht.

Das zweite Hauptgericht wird ein rotes Curry mit frittierter Ente sein. Ich hatte spontan Lust auf diesen profanen Evergreen. Zudem glaube ich auch nicht, dass dieses Gericht, auch wenn es in dieser Darreichung an wirklich jeder Ecke zu haben ist, auf einen bestimmten Namen hört. Viel frisches Gemüse, ein nicht zu verachtender, sehr nahrhafter Berg ausnehmend feiner Udon Noodles und eine Currysoße, die hinsichtlich Geschmack und Schärfe wirklich etwas kann, werden mit knusprig frittierter Ente serviert. Das ist für sich genommen nichts Besonderes, handwerklich aber solide gemacht und geschmacklich ganz prima. Auch die Ente schmeckt gut, ist aber ein wenig trocken. In dieser Variation bezahle ich dafür angenehme 14,50 Euro. Wer möchte, bekommt auch Sushi zubereitet, eine große Auswahl an Klassikern steht auf der Karte, dieses Angebot haben wir aber bislang nicht wahrgenommen.

Rotes Curry mit Udon-Nudeln, gebratenem Gemüse und knuspriger Ente

Rotes Curry mit Udon-Nudeln, gebratenem Gemüse und knuspriger Ente

Zum Essen serviert man Biere von Zirndorfer/Tucher, das Seidla kommt auf 3,- Euro, was in der Innenstadt ebenfalls ein akzeptabler Imbisstarif ist.

Um nicht missverstanden zu werden, die Kolumne „Wirtshaus-Explorer“ legt ja anderes nahe, handelt es sich nicht um ein klassisches Restaurant, sondern tatsächlich eher um eine Imbisstube mit sechs oder sieben Tischen – und die waren, als wir das Moc Quan besuchten, auch annähernd voll belegt. Aber auch die bekannten Essenslieferdienste gehen hier ein und aus, zudem wird das Menü natürlich auch zum Mitnehmen angeboten. Die Aufenthaltsqualität ist nicht dieselbe, wie in einem Restaurant, aber für ein schnelles Mittag- oder Abendessen kann man sich hier gut niederlassen. Beachtenswert sind zudem die zwei bis drei Tagesgerichte, die vergünstigt angeboten werden.

Moc Quan, Innere Laufer Gasse 8, 90403 Nürnberg. Telefon: 99 44 25 99

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*) Dieses wirklich wunderbare, die Komparabilität vieler gastronomischer Konzepte zahlloser average Asia-Imbisse so vortrefflich beschreibende Bild verdanken wir niemandem Geringerem als Michael „Nibbler“ Horn, dem ich dafür zutiefst zu Dank verpflichtet bin.

Wirtshaus-Explorer: Restaurant Tiflis (im „Schloss Bismarck“), Nürnberg

Schon vor einiger Zeit hat in der ehemaligen Speisegaststätte „Schloss Bismarck“ in der Bismarckstraße ein georgisches Restaurant, das „Tiflis“ eröffnet. Obwohl wir im Viertel wohnen und oft an der Gaststätte vorbeikommen, bedurfte es doch des Zuspruchs guter Freunde, um dieses Restaurant einmal aufzusuchen, denn von Außen sieht die Gaststätte doch eher einfach und unspektakulär aus (um es einmal vorsichtig zu sagen).

Wirtshaus Tiflis im Schloss Bismarck, Nürnberg

Von Georgien weiß ich nur wenig. Daher lese ich mir vor dem Restaurantbesuch den Wikipedia-Artikel des Landes durch. „Georgiens Küche„, heißt es da, „galt als die Haute Cuisine der sowjetischen Küche. Sie ist für ihre Qualität und regionale Vielfalt bekannt“. Das zumindest klingt vielversprechend und spannend – und wir sollten nicht enttäuscht werden.

Gaststube des Restaurants Tiflis, Nürnberg

Vorletzte Woche war es dann so weit: Wir trafen im gut besuchten Restaurant ein. Die Gaststube selbst hat sich viel vom spröden Charme der alten Schweinsbraten-Gaststätte, die hier einmal ansässig war, erhalten können, es wurde nur behutsam renoviert und einige Akzente sind optisch geändert worden – die Tischplatten wurden blau lackiert, die Polster der Bänke und Stühle sind frisch bezogen und der Teil der Wand, der nicht in Rustikaleichenholz vertäfelt ist, genoss ebenfalls ein Makeover. Das Ambiente verströmt Gemütlichkeit, gleichwohl hat man der Gaststube den kleinbürgerlichen Mief durchaus ausgetrieben.

georgische Limonade, Zandoukeli; Restaurant Tiflis, NürnbergSchnell waren die reservierten Plätze eingenommen, es sitzt sich gut und komfortabel im Tiflis. Die Servicemitarbeiterin hieß uns herzlich willkommen und führte uns ein wenig in die georgische Küche und ihre Besonderheiten ein. Die erste Getränkerunde beinhaltete Bier (ausgeschenkt werden Biere der Brauerei Tucher und deren Marke Grüner, das ist in Nürnberg ja leider Standard, georgisches Bier hätte ich ja auch mal spannend gefunden) und eine georgische Estragon-Linomade namens Zandukeli, die mit einem intensiv-künstlichen Grün, wie man es von Waldmeisterbowlen kennt, ins Glas floss. Ich fand diese Limonade vielleicht ein wenig süß, geschmacklich aber sehr interessant und äußerst süffig, meine Mitstreiter hatten an dem für unseren Gaumen sicher eigenwilligen Geschmack weniger Gefallen. Als Vorspeisen orderten wir Khinkali, Teigtaschen mit einem Gemisch deftig gewürzten Rinder- und Schweinehackfleischs. Diese Teigtaschen, so sagte man uns, seien mit der Hand zu essen, ein gar nicht so einfaches Unterfangen, weil sich in der verschlossenen Tasche neben dem Hackfleisch auch durchaus noch etwas Brühe befindet (5 Stück, 13 Euro).

Khinkali, mit gemischtem Hackfleisch gefüllte georgische Teigtaschen traditioneller Art; Restaurant Tiflis, Nürnberg

Wirklich schmackhaft war das Chatschapuri (10,- Euro), ein mit Käse gefülltes, frisch gebackenes Brotschiffchen, auf das man kurz vor dem Servieren noch ein rohes Ei schlägt. Am Tisch wird der Teigrand des heißen Brots mit Butter bestrichen, die sich augenblicklich verflüssigt und der Butterrest, das rohe Ei und der Käse sodann mit einer Gabel im Brotschiffchen verquirlt.

Chatschapuri, angerichtet; Restaurant Tiflis, Nürnberg

Ei und heißer Käse ziehen ein wenig an und geben eine zähflüssige, geschmacksintensive Füllung; das Chatschapuri ist in den gezwirbelten Enden ebenfalls mit Käse gefüllt und damit ein super-geschmackiger, hochkalorischer Fett-Hattrick. Sehr empfehlenswert, wenngleich für eine Vorspeise natürlich eine Ansage.

diverse Speisen auf dem Tisch, Beilagen; Restaurant Tiflis, Nürnberg

Zur Hauptspeise bestellten wir Auberginenröllchen mit Walnussfüllung (eigentlich eine Vorspeise), Tschachochbili, ein mit Hühnerfleisch in einer sehr rund und pikant gewürzten Soße auf Tomatengrundlage mit Paprika und Zwiebeln gefüllter Tontopf (für mich persönlich das Highlight des Menüs, 12,50 Euro, die Beilage muss separat dazubestellt werden) und Chartscho, einen milden Rindfleischeintopf in Walnusssoße (16 Euro). Auch wenn der Eintopf fein komponiert und mit der Walnusssoße auch raffiniert schmeckte, fehlte mir hier der letzte Twist. Das Essen kommt heiß und duftend an den Tisch – ein Traum, sich aus der Vielfalt der Köstlichkeiten bedienen zu dürfen und sich durch die Geschmäcker Georgiens zu kosten. Nun kann ich natürlich nicht beurteilen, wie authentisch die Küche im Tiflis ist (ich war noch nie in Georgien), aber sie vermittelt zumindest den Eindruck, nicht nur landestypisch zu sein, sondern auch die regionalen Besonderheiten und Unterschiede kulinarisch zu berücksichtigen.

georgische Weinem rot, rosé und weiß, Naturwein; Restaurant Tiflis, NürnbergBesondere Erwähnung finden muss auf jeden Fall die Weinbegleitung, denn auch bei den angebotenen Weinen handelt es sich ausnahmslos um Tropfen aus Georgien, allesamt Naturweine, in landestypischen „Amphoren“ gereift, teils unfiltriert und geschmacklich etwas, das den Gaumen von Freunden fränkischen, italienischen, französischen oder spanischen Weins sicher herausfordert. Bei der Weinauswahl auf der Karte achtet man darauf, dass der Wein traditionell auf der Traubenschale mit Kernen und Stängeln in Quevris ausgebaut wird. Das ergibt einen sehr besonderen, von Trübstoffen durchsetzten, geradezu würzigen Wein, der in Dichte und Intensität kaum mit im Stahltank oder Holzfass ausgebautem Wein vergleichbar ist. Ich versuche den Saperavi 525 (2019, eine autochthone georgische Rebsorte, stattliche 15% Volumenalkohol; 0,15l 7,90 Euro, 0,7l 37,- Euro), der mit seiner schon fast einzigartig samtigen Textur, seiner augenfälligen Dichte und seinen deutlich hervortretenden Gerbstoffen ein äußerst spannendes Gewächs ist, das sofort meinen Gefallen findet. Ebenfalls interessant, deutlich leichter und einige Nuancen „rauchiger“, gegen den Saperavi bezüglich seiner Intensität aber etwas abfallender ist der Dzelshavi (0,15l 7,10 Euro, 0,75l 34,- Euro). Später werden wir die Gelegenheit haben, einen Wein der Rebsorte Kisi (vom gleichen Winzer, der auch den Saperavi gekeltert hat, Gegi Vasadze) zu verkosten, einen bernsteinfarbenen Wein, der mit deutlich Tannin und einem schon fast tabakhaftem Geschmack überrascht, zudem probieren wir einen Weißwein der Rebsorten Tetri Kamuri und Tsolikouri der Kellerei Iberieli, der sehr gefällig und mit dezenter Süße ins Glas fließt. Die Qualität der Weine überrascht und überzeugt; wer bereit ist, sich ganz neuen Aromen zu öffnen, der ist im Tiflis an der richtigen Stelle!

Ich blicke auf einen sehr gelungenen und kulinarisch spannenden und bereichernden Abend im Restaurant Tiflis zurück, das ich nach unserer Erfahrung nun sehr empfehlen kann. Macht nicht denselben Fehler wie wir und lasst Euch vom etwas unwirtlichen Äußeren des Gasthauses abschrecken, denn was Küche und Keller zu bieten haben, kann über das etwas rustikale Ambiente allemal hinwegtrösten. Eine Reservierung ist empfohlen.

Restaurant Tiflis, Bismarckstraße 12, 90491 Nürnberg, Telefon 340 20 969.

Wirtshaus-Explorer: „Mezze“ am Weinmarkt in Nürnberg

Man muss es ganz klar so sagen: Wo Licht ist, ist auch Schatten. So zumindest möchte ich nach meinem zweiten Besuch den Eindruck zusammenfassen, der sich uns im „Mezze“ einprägte und unsere Erfahrungen vom ersten Mal bestätigt. Doch der Reihe nach:

In direkter Nachbarschaft zum berühmten „Essigbrätlein“ – und damit malerisch am Weinmarkt gelegen, befindet sich seit 2022 das Restaurant Mezze, das sich selbst als „Turkish Kitchen & Bar“ bezeichnet. Es ist modern eingerichtet und bietet dem Gast überraschend viele Sitzplätze im Erd- und Kellergeschoss.

Beim ersten Besuch waren wir zu viert, diese Woche zu dritt. Getreu dem Namen des Restaurants sind wir bei beiden Besuchen bei Tisch schnell übereingekommen, unsere Speisen als „shared table“ servieren zu lassen. Somit hat jeder am Tisch die Gelegenheit, viele Gerichte probieren zu können; diese Art des Essens ist nicht nur kulinarisch bereichernd, sondern auch sehr kommunikativ. „Der Fokus des Restaurants“ liege, so liest man auf der Webseite, „auf der türkischen Küche und deren raffinierten kleinen Köstlichkeiten“, es gibt „Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte oder Gemüse“.

Mezze - Turkish Bar & Kitchen am Nürnberger Weinmarkt

Ich bestellte als Vorspeise Pulpo in Tomatensoße, „Domates Soslu Ahtapot“ zu 9 Euro. Die Portion war großzügig, die Soße überzeugte durch ihre Fruchtigkeit, doch der Tintenfisch, der mit scharf marinierten Zwiebeln serviert wurde, schmeckte unangenehm alt.

Mezze Nürnberg - Vorspeisen

Zudem wurden mit Shrimps gefüllte Teigtaschen, Manti, die auf einem Joghurtbett gereicht wurden, bestellt – diese waren rundheraus hervorragend; weiterhin orderten wir „Saksuka Patlikan“, ein leider reichlich geschmacksarmes Gericht in einer wässrigen Soße, welches nicht zu überzeugen vermochte und aufgrund seiner dünnen Lake mit den Saksukas, die man andernorts angeboten bekommt, kaum vergleichbar ist. Dazu wurde heißes, weiches Fladenbrot gereicht, das wir dankbar annahmen, um die Soßen der Mezze zu tunken.

Mezze Nürnberg - Hauptgerichte

Zu den Hauptgerichten: Herausragend waren die „Yogurtlu Kasap Köfte“ (20,90 Euro), fein gewürzte und knusprige, saftige Hackfleischstücke nach Art einer kleinen Bulette mit frittierten Kartoffelspalten an Joghurt und fruchtig-milder Tomatensoße, garniert mit zwei Spitzpaprika. Eine schöne Portion, die wirklich gut geschmeckt hat. Ebenso überzeugen konnten „Karides Güvec“, dampfend heiß direkt aus dem Ofen servierte Garnelen in Knoblauchbutter. Irritierend, dass man zu diesem Gericht wirklich keinerlei Beilagen bekommt, weder Brot, Salat noch Reis – und man so um den Preis von 19,90 Euro, selbst bei kleinem Hunger, nicht satt werden kann. Fairerweise sei dazu gesagt, dass auf der Karte keine Beilage verzeichnet ist, aber einfach „nackte“ Garnelen – ohne alles – serviert zu bekommen, na ja…
Die dritte Hauptspeise steht als „Tavuclu Mutancana (Saray yemegi)“ auf der Karte, an den Tisch gebracht werden kleine, etwas gummiartige Hühnerwürfel an einer Soße aus Silberzwiebeln, Honig und getrockneten Früchten (Aprikosen, Feigen und Rosinen) mit Mandeln. Dazu gab es einen sehr feinen, raffiniert gewürzten Reis. Das Gericht wäre geschmacklich sehr interessant gewesen, wäre es nicht von den Hühnerbrocken durchzogen – der Reis allerdings konnte überzeugen. Wir haben mit großer Lust versucht, herauszuschmecken, wie er gewürzt sein könnte. Minze war deutlich erkennbar, Nelken, möglicherweise Kardamom und Zimt ebenfalls. Wir wissen es nicht sicher – schön, wenn so ein Gericht sein kleines Geheimnis behält.

Mezze Nürnberg am Weinmarkt

Der Service ist flott, verbindlich und bemüht, an kleinen Details mangelt es. Sehr deutlich haben wir zu verstehen gegeben, dass wir uns alle Portionen teilen werden, die Vorspeisenteller und das Besteck wurden nach den Mezze dennoch nicht getauscht. Schön wäre auch gewesen, wenn die Hauptspeisenteller vorgewärmt gewesen wären, so waren die Gerichte zum Teil leider kalt. Solche vermeintlichen Kleinigkeiten verraten, dass der sonst nicht zu beanstandende Service dem Preisniveau des Restaurants nicht wirklich gerecht werden kann. Und weil ich gerade vom Preisniveau spreche:

Die (was positiv auffällt) wenigen Hauptgerichte auf der Karte bewegen sich in einem Preisrahmen von 16,90 Euro (vegetarisch) bis 25,90 Euro. Ein Bier, Efes, 0,33 Liter, kostet 4,50 Euro, 0,2 Liter Wein schlagen mit stattlichen 7,90 Euro zu Buche. Softdrinks gibt es nur als 0,2 Liter-Variante. Während die Hauptspeisen sich in einem normal-gehobenen Preisbereich bewegen, empfinde ich die Getränkepreise als unangenehm. Man möge allerdings nicht vergessen, dass die Portionsgrößen es aus meiner Sicht nötig machen, dass man mindestens eine Vorspeise wählt – die Mezze sind ja auch gastronomisches Programm und Konzept; das schlägt sich freilich auf der Rechnung nieder.

Das Fazit der fünf Personen, mit denen wir das Mezze besucht haben, fällt, wen wollte es wundern, ambivalent aus. Interessante Geschmäcker und ungewöhnliche Gewürzkombinationen in stilvollem Ambiente treffen auf alten Fisch und wenig appetitliches Huhn. Ein zurückhaltend-flotter Service trifft auf ungemütliche Hochstühle und das nervös flackernde LED-Licht im Keller. Man kann also schlecht sagen, man wolle dem Mezze keine Empfehlung aussprechen, reinen Gewissens weiterempfehlen möchte man das Restaurant, das die ein- oder andere angenehme wie unangenehme Überraschung für den Gast bereithält, aber auch nicht.

Wer einen Platz reservieren möchte und nicht gerne an den ungastlichen Hochstühlen Platz nimmt, sollte darauf bei der Reservierung explizit hinweisen. Im Keller gibt es auf der Stirnseite einige normal hohe Stühle und Bänke, an denen man gemütlich sitzen kann.

Mezze - Turkish Bar & Kitchen, Sitzplätze im Keller

Gemessen an der Portionsgröße und leider auch teilweise an der Qualität der Speisen ist das Mezze kein ganz billiges Restaurant. Den Benchmark, den in Nürnberg andere türkische und arabische Restaurants gesetzt haben, vermag man im Mezze bedauerlicherweise nicht zu überspringen. Das Ambiente hingegen ist zeitlos modern und angenehm, der Service verbindlich und auch schnell und die ein- oder andere Speise sticht auch geschmacklich positiv aus dem Angebot heraus.

Mezze, Weinmarkt 5, 90402 Nürnberg, Telefon 89 21 40 01

Wirtshaus-Explorer: Hidden Kitchen in Muggenhof

Im besten Wortsinne gut versteckt in der Tassilostraße im (von mir – zumindest bis heute – als wenig hip wahrgenommenen) Stadtteil Muggenhof unweit der Stadtgrenze liegt ein gastronomisches Kleinod, das die Nürnberger Restaurantszene auf interessante Weise bereichert. Es ist weniger das Ambiente der „Hidden Kitchen“, das mich so nachhaltig beeindruckt hat, sondern das Speiseangebot und die Form der Präsentation. Aber der Reihe nach…

Orientalische Cross-over-Küche liegt gerade voll im Trend, besonders dann, wenn die Gerichte als Mezze, also den Tapas ähnlich, auf kleinen Vorspeisentellern angerichtet werden. Diese stellt man dann in die Mitte des Tischs und hat so nicht nur einen wunderbar bunten und vielfältigen shared table, sondern auch einen unglaublich kommunikativen Abend.

Die Hidden Kitchen bietet zwei Voraussetzungen, dass der Genuss der Mezze auch ein tatsächlicher Genuss ist: Zuerst einmal gibt es „Running Mezze“, also eine Art „all you can eat“, aber eben nicht in Buffetform, sondern mit Tischservice, außerdem werden Tische nicht in Zeitslots vergeben (wie inzwischen leider viel zu oft), sondern man kann in aller Ruhe und ohne Zeitdruck sitzen bleiben. Wer möchte, kann aber auch selbstverständlich à la carte speisen.

Das Konzept des Mezze-All-You-Can-Eat ist schnell erklärt: Es kostet pro Person knapp 28 Euro und ist als shared table gedacht, je nach Gästezahl am Tisch sind die Portionen der jeweiligen Mezze eben größer oder kleiner. Es wird eine Vorauswahl an den Tisch gebracht, jeder Gast kann entscheiden, ob er vegetarisch, vegan oder normal essen möchte. Was leer ist und schmeckt, kann jederzeit nachbestellt werden. Zuerst werden Vorspeisen und hausgebackenes Fladenbrot an den Tisch gebracht, danach serviert der flotte Service nach und nach die Mezze. Das ist eine wirklich entspannte und entschleunigte Art des Essens, die alle belohnt, die gerne etwas Neues entdecken.

Besonders interessant ist die Vielfalt veganer Mezze, hier werden unter anderem ganz klassisch Hummus, Baba Ganoush und gebackene Falafeln gereicht, es gibt aber auch eine sehr schmackhafte Paste von Roter Bete, Shawandar, diverse Oliven und eine sehr feine, dezent scharfe Paste namens Muhammara aus Paprika, Zwiebeln, Tomaten und Walnüssen, Kichererbsensalat und Tabouleh. Aber auch Vegetarier kommen mit dem hausgemachten weißen Käse, Mutabbal und Makdous (beides auf Grundlagen von Auberginen) und einem etwas seltsamen kalten Blumenkohl an einer Art Käsesoße auf ihre Kosten. Wirklich fleischlastig sind die Mezze nicht, wer möchte, dem serviert man gegrillte Hähnchen- und Kebapspieße, Albondigas (Lammhackbällchen in Tomatensoße) und es wird auch Hühnerfleisch in einer Soße auf Basis des hausgemachten Weißkäses angeboten. Dazu werden vielfältige Salate, Couscous und ein besonders interessant gewürzter Reis, Mandi, serviert. Letzterer hat es mir aufgrund seiner speziellen Würzung und subtilen Schärfe besonders angetan und so fragten wir, wie er denn zubereitet werde. Das bleibt freilich das Geheimnis des Hauses, es sei aber so viel verraten, dass er neben der Verfeinerung mit Safran auch über einem Kohlenfeuer geräuchert wird. Diese Zubereitungsart, so erklärte man uns, lehne sich eng an die traditionelle jemenitische Küche an.

Vermisst haben wir lediglich die Datteln im Geflügelbacon und die Garnelenmezze, diese waren nicht Bestandteil des „Running Mezze“-Angebots. Geschmacklich waren alle Mezze mindestens interessant, die meisten schmeckten ausgezeichnet – und angesichts der Vielfalt am Tisch fand jeder schnell seinen Favoriten. Und so ist das Essen in der Hidden Kitchen nicht nur eine sehr kommunikative Angelegenheit, sondern auch ein in ungekannter Vielfalt nicht ganz alltäglicher Genuss.

Was man wissen muss, ist, dass weder Schweinefleisch noch Alkohol angeboten werden. Alkoholfreies Helles von Zirndorfer bekommt man aber, genauso wie Softdrinks, Säfte und Saftschorlen.

Der Service ist aufmerksam, fragt alle Gäste nach Unverträglichkeiten und Allergien und erklärt jeweils kurz, worum es sich bei den Gerichten, die da an den Tisch kommen, handelt.

Die Hidden Kitchen bietet sowohl im Innen-, als auch im Außenbereich viel Platz – wir waren überrascht, wie weitläufig der Hinterhof sich in die Wohnbebauung erstreckt. Das Restaurant dürfte etwa im Jahre 2022 eröffnet haben, zuerst (da kann mich aber meine Erinnerung trügen) als Pop-Up-Gastronomie, mittlerweile aber ist die Hidden Kitchen fester Bestandteil der Muggenhofer Wirtschaftsgeografie. Und der Zuspruch ist groß, man sollte auf jeden Fall einen Tisch reservieren.

Hidden Kitchen, Tassilostraße 10, 90429 Nürnberg, (0911) 384 51 778. Bild 5 und 6 dieses Beitrags mit freundlicher Genehmigung von Karl Heindel.

Wirtshaus-Explorer: Gaststätte Bienenheim, Nürnberg-Zerzabelshof

Wenn wir nicht den Tipp bekommen hätten, dass, gut versteckt mitten in Zerzabelshof am Rande einer Kleingartenkolonie und eines Wäldchens, unweit des Goldbachs und der Diehl-Villa, das Restaurant Bienenheim, ein klassisches griechisches Lokal mit guter, bodenständiger Küche liegt, wir hätten uns wohl nie in diesen durchaus entlegenen Zipfel Zabos verirrt. Das Bienenheim ist ein überraschend großes Restaurant (von außen sieht es viel kleiner aus, als es tatsächlich ist) und hat einen großen, wunderschönen Biergarten, in dem man im Sommer lauschig unter alten Bäumen sitzt.

Restaurant "Bienenheim", Nürnberg-Zerzabelshof

Obschon seit mindestens 15 Jahren das Restaurant in diesen Räumlichkeiten zu finden ist, ist der Gastraum modern und großzügig gestaltet, auch das Nebenzimmer vermittelt durch das dunkel gehaltene Interieur und das gedämpfte Licht eine ruhige und gepflegte Atmosphäre. Man sitzt an großzügigen Tafeln, der Service ist freundlich und flott. Besonders schön, wie eingangs schon erwähnt, ist allerdings der Biergarten. Schöne Biergärten sind in Nürnberg nicht mehr allzu häufig anzutreffen, der im Bienenheim ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Angeschlossen ist ein kleiner Kinderspielplatz und einige Parkplätze (wenn das Restaurant gut besucht ist, muss man sich allerdings in der Regel einen Parkplatz im Viertel suchen, was sich nicht immer ganz einfach gestaltet).

Restaurant "Bienenheim", Nürnberg-Zerzabelshof, Innenansicht I

Nürnberg-Zerzabelshof, Innenansicht II

In den letzten Jahren waren wir immer wieder im Bienenheim, einfach, weil die Küche konstant gutes, griechisches Essen serviert. Zu unseren persönlichen Highlights gehören die Vorspeisenplatte, die in ihrer Varianz und auch in ihrer Portionsgröße durchaus schon als Hauptspeise durchgehen kann und der Klassiker „Gyros-Calamari“ (17,50 Euro), das Gyros immer frisch und knusprig, die Calamares leicht und mild paniert und auf den Punkt frittiert. Dazu reicht man einen hervorragenden Krautsalat und auch ein schmackhafter Klecks Zaziki findet sich auf dem Teller. Klar, das klingt jetzt erst einmal völlig unspektakulär – und das ist es im Kernwohl auch, aber so wie das Gericht im Bienenheim angeboten wird, ist es vor allem eines: unheimlich lecker! Zum Vorspeisenteller (14,50 Euro): Fein die gefüllten Weinblätter (Dolmades), Tiropitakia und vor allem die hausgemachte Oliven- und Fetacreme an gegrillten Zucchini, Auberginen und Paprika sind wunderbar schmackhaft.

Bienenheim Nürnberg-Zerzabelshof, Mixteller Gyros-Kalamari

Bienenheim Nürnberg-Zerzabelshof, Vorspeisenteller für eine Person

Weithin bekannt (und beliebt) sind auch die fränkischen Gerichte, die allerdings nur Sonntagmittag serviert werden: Schäufele, Schweine- und Jägerbraten. Als Geheimtipp gilt die geschmorte Lammhaxe und als Nachspeise Galaktoboureko (6,50 Euro, konnte uns bei unserem letzten Besuch allerdings nicht ganz überzeugen).

Man schenkt Biere der Brauerei Tucher aus, das Seidla Urfränkisch Dunkel schlägt mit 3,90 Euro zu Buche, ein Hefeweizen kostet 4,- Euro und 0,2l einfacher Silvaner (nicht so großzügig eingeschenkt, wie man es anderen Ortes gewohnt ist) kostet 5,50 Euro.

Das Bienenheim mag vielleicht kein Repräsentant der Haute Cuisine sein, aber dort wird seit Jahren konstant gute Qualität abgeliefert – das Essen ist schmackhaft, deftig, die Portionen ordentlich und die Preise vertretbar. Und um solche Adressen ist man heutzutage ja schon sehr dankbar.

Restaurant Bienenheim, Adalbert-Stifter-Straße 1, 90480 Nürnberg, 0911 / 40 64 90

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