Tirolerhut!
Tirolerhut, FTW!
Nürnberg-Blog | Technik, Politik und (digital) lifestyle
Tirolerhut, FTW!
„Alter! Mann! Wie bitter!“
Da sind unsere Rundfunkgebühren ja bestens angelegt.
<Scotty>
Hab gerade 20 Euro bei ner Wette verloren ... aber das wars wert!
<Scotty>
Nach der Schule war ich mit nem Kumpel bei Kloppenburg.
<Scotty>
Und er brachte ne Packung Kondome zur Kassiererin.
<Scotty>
Sie hat die Kondome eingescannt und dann tat er so, als hätte er zu wenig Geld und ging zurück in den Laden.
<Scotty>
Dann kam er mit ner Tüte Gummibändern und Frischhaltefolie zurück.
<Scotty>
Das Gesicht der Kassiererin werde ich nie vergessen xD
(via)
Einstmals tönte aus den Sendestudios des Rundfunk Berlin-Brandenburg (ehem. ORB) ein Jugendradio namens Fritz, das man unbescholten als den Innovationsmotor des deutschen Tonrundfunks bezeichnen durfte. Fritz war weit vorne mit dabei, wenn es um das Ausprobieren im Radio ging, wenn neue Sendungen, Formate kreiert wurden. Der Fritz-Hörer hatte oft den Eindruck, dass hier eine Insel der Glückseligen existierte, ein Sender, in dem viel Experimentelles zum Erfolg wurde. Fritz stand für eine ganz eigene Hörqualität: Man bemühte sich um Musik fernab des von Media Control gepushten Normgedudels und man schaffte etwas bislang Einzigartiges: Ein Jugendradio mit verhältnismäßig hohem Wortanteil, das nicht nervte.
Wäre es mir möglich, ein Destillat des Erfolgsrezepts des Senders Fritz zu generieren, wäre ich zweifelsohne stinkreich. Inzwischen aber braucht sich niemand mehr die Mühe machen – Fritz ist auf dem absteigenden Ast, auch wenn Leute wie beispielsweise ein Holger Klein noch wacker dagegen ankämpfen ansenden.
Vorgestern ging bei besagtem Sender Fritz ein Kommentar der Journalistin Su Holder über den Äther: Sie befasst sich mit einem Thema, das ähnlich spannend wäre, wie der sprichwörtliche Reissack im Reich der Mitte – das Kohl-Groupie Christina Köhler Schröder ist schwanger – wenn sie sich nicht, dummdreist wie immer, dazu verstiegen hätte, auch in dieser Situation albernen Dünnsinn abzusondern:
„Wir werden dann vor den gleichen Herausforderungen stehen wie viele andere Paare in Deutschland, bei denen beide beruflich sehr gefordert sind“, sagte sie dem Blatt. „Aber wir sind zuversichtlich, dass wir das auch mit Unterstützung unserer Familien hinbekommen“. (Quelle: RP)
Dem geneigten Leser dieser Zeilen ist natürlich aufgefallen, dass das hochgradiger Stumpfsinn ist, die Schröders verdienen ausgezeichnet und können als Mitglieder der „politischen Elite“ mit quasi allen Arten der Unterstützung rechnen und sich wohl jeder denkbaren Ressource bedienen. Das neide ich ihnen nicht und wünsche ihnen darüber hinaus, dass das Kind gesund zur Welt kommt und sie als Eltern glücklich sein mögen.
Aber dass dieses Paar „vor den gleichen Herausforderungen steh[t] wie viele andere Paare in Deutschland“ ist schlicht und ergreifend gelogen.
Auf nichts anderes – und hier sind wir wieder bei Fritz – wies Frau Holder hin. Sie tat dies mit einem Kommentar, der sowohl gesendet wurde als auch als „Manuskript“ auf der Fritz-Seite zu finden war. War? Ja, war, den heute ist das Manuskript weg (gut wenigstens, dass sich einmal gesendete Radiowellen nicht mehr zurückholen lassen).
An dieser Stelle ist es Zeit, darauf aufmerksam zu machen, dass Text und Ton zwar nicht mehr bei Fritz, dafür aber beim Kraftfuttermischwerk zu finden sind. Wer den Kommentar bislang nicht gehört oder gelesen hat, der verlasse diese Seite jetzt bitte, folge dem Link und kommen nach der Lektüre wieder zurück. Bis gleich.
Der Kommentar ist nicht der ganz große Wurf, das ist keine Frage. Ich habe besseres gehört und gelesen. Aber der Kommentar geht für mich schon in Ordnung, weist er doch klar und unmissverständlich darauf hin, aus welchem Holz unsere Bundesfamilienministerin geschnitzt ist (aus ziemlich morschem Holz nämlich). Was uns Köhler Schröder da wieder einmal zumutet ist nicht allein Jammern auf hohem Niveau sondern auch eine Verarsche der Bürger und nicht zuletzt – und am Schlimmsten – ein Hohn gegenüber allen jungen Eltern, die für das Auskommen ihrer Familie arbeiten müssen. Und gerade diese jungen Eltern haben unter der sog. „Familienpolitik“ Köhlers Schröders zu leiden. Darauf weist Frau Holder hin – nicht besonders höflich – aber das muss nicht nur nicht sein (sondern wäre auch unangemessen).
Ich halte Frau Holder zu Gute, dass sie in wenigen Zeilen den Hörern in einer gut verständlichen Sprache klar macht, dass das Kohl-Groupie Schröder sich einmal wieder aufs Peinlichste anzubiedern sucht. Auch die nicht ganz frommen Wünsche, die Frau Holder der Köhler am Ende des Kommentars mitgibt, gehen im Kontext des minderbegabten Geschwafels der Familienministerin in Ordnung. Man muss diese Frau nicht lieben und es spricht auch nichts dagegen, das zu sagen.
Und nun ist der Text weg von fritz.de. Warum? Der Programmchef von Fritz, Stefan Warbeck, liefert eine peinliche Erklärung:
Erstens erweckt der Artikel aus unserer Sicht mit der Formulierung „Offener Brief“ sehr stark den Eindruck, als handele es sich hier um die Meinung der Redaktion.
Herr Warbeck, das ist doch bitte nicht Ihr Ernst? Ich bin gleich beleidigt! Halten Sie ihre geschätze Hörerschaft für so medieninkompetent, dass sie nicht in der Lage ist, zu erkennen, dass es sich um einen Kommentar, einen namentlich gekennzeichneten Meinungsbeitrag eines einzelnen Journalisten handelt? Bitte, wenn sie uns Hörer wirklich für so doof halten, dann sperren Sie Fritz doch einfach zu und übernehmen auf den so frei werdenden Frequenzen das Programm von Energy, Antenne Bayern oder RTL Radio. Btw.: Der Beitrag war in Ton und Text deutlich namentlich gekennzeichnet, also bitte keine Ausflüchte. Und: Wer ist eigentlich dieser ominöse „Wir“, der da beim Satzfetzen „aus unserer Sicht“ durchschimmert? Ich bitte um ein wenig mehr Präzision. Und dann ist Ihnen da noch dieser Satz aus der Feder geronnen, Herr Warbeck:
Dieser Kommentar verletzt, so sehen wir es, an einigen Stellen eindeutig die Persönlichkeitsrechte von Frau Schröder.
Ich muss zugeben, dass meine Einführung ins Medien/Presserecht gut und gerne zehn Jahre her sein mag. Ich habe mich über die Zeit auch nicht immer up to date gehalten, ich bin nämlich kein Journalist sondern nur ein lumpiger Blogger, aber ich kann beim Kommentar von Frau Holder beim besten Willen – auch dann nicht, wenn ich mich in die Rolle eines beliebigen stockkonservativen Rundfunkratsarschloches hineinversetze (was mir zugegebenermaßen sehr schwer fällt) – keine Verletzung irgendwelcher Persönlichkeitsrechte feststellen. Eine „eindeutige“ Verletzung des Persönlichkeitsrechts ist schon mal genau gar nicht feststellbar. Das oben zitierte Argument ist nicht nur tönern sondern auch unbewiesen.
Herr Warbeck, jetzt mal ernsthaft: Eine richtige und nachvollziehbare Erklärung, warum der Kommentar von der Seite genommen wurde (ich versteige mich hier gar nicht, von Zensur zu sprechen, denn, Herr Warbeck – ob sie wollen oder nicht – der Kommentar kann von Ihnen nicht zensiert werden – der ist im Netz und beibt auch dort) liefern sie nicht. Erst etwas von der Seite nehmen und dann noch eine plausible Antwort schuldig bleiben, warum das so gemacht wurde, ist wahrlich ein beschissener Stil.
Nicht ganz zu Unrecht kommentiert der User ben gunn auf der Fritzseite:
traurig, dass die vierte gewalt in vorauseilendem gehorsam sich selbst beschneidet…
Das ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Ich bin der Meinung, dass man diesen Kommentar locker hätte mittragen hätte können, wenn man gewollt hätte. So aber bleibt ein Gschmäckle, ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier jemand Angst vor der eigenen Courage der Courage seiner Mitarbeiter bekam.
Was bedeutet das für Fritz? In jedem Fall verlieren Hörer das Vertrauen darauf, dass das Programm unbeschnitten ist, man querdenken nicht nur toleriert sondern auch wünscht und Missstände klar und deutlich, in jugendgerechter Sprache benennt. Ich bin, Herr Warbeck, erschüttert über Ihre Mutlosigkeit Feigheit, damit tun sie Fritz keinen Gefallen. Ich war schon angenervt, als ihnen nichts besseres einfiel, als den Blue Moon auf zwei Stunden herunterzukürzen, das habe ich Ihnen und Frau Reim seinerzeit auch geschrieben (geantwortet haben Sie nicht, wunderte mich auch nicht wirklich). Das könnte man noch verschmerzen, das Ding, das sie heute abgeliefert haben, verschmerze ich nicht so leicht. Und, wenn man die Reaktionen in anderen Blogs, auf twitter, auf der Fritzseite ansieht, bin ich damit nicht allein.
So schließt sich auch der Kreis zur Innovation: Neue Ideen und Formate können erst dann zünden, wenn Redakteure und Moderatoren die Sicherheit haben, auch mal nonkonformistisch agieren zu dürfen, sich querzustellen, mal auszuteilen. Wenn das nicht gegeben ist, dann ist die Authentizität im Einer und damit die Innovation im Arsch. Ich möchte nich in der Haut der Redakteure und Journalisten bei Fritz stecken, die werden sich jetzt zwei, drei, vier Mal überlegen, was sie sagen oder schreiben und alles tun, nicht der Fritzschen Selbstzensur (oops! Da war es, das böse Wort! Verdammt!) anheimzufallen. Gut gemacht, Herr Warbeck. Ist es nicht an der Zeit, mal darüber nachzudenken, den Sessel für Mutigere freizumachen?
Heute ist mal wieder ein guter Tag, um sich seines Facebook-Profils zu entledigen (ihr habt sicher bereits meinen „you won´t find me on facebook„-Button gesehen). Wer also die günstige Gelegenheit nutzen möchte, dass dem Zuckerberg weniger Zucker in den Allerwertesten geblasen wird und wer weiterhin sein Scherflein dazu beitragen möchte, dass diese Facebook-Blase platzt wie weiland jene des sog. „Neuen Marktes“ – der entrichte seinen Obolus doch vollautomatisiert…
… mit der web 2.0 suicide machine!
Das Ding ist zwar nicht neu – aber ich denke, es ist wieder mal an der Zeit, darauf aufmerksam zu machen. In diesem Sinne: „meet your real neighbours again!“.
Das es mit der Wirtschaft wieder aufwärts geht, lässt sich besonders gut daran erkennen, dass es großen Konzernen mittlerweile wieder scheißegal zu sein scheint, wie sie mit ihren Kunden umgehen und ob die zufrieden sind. Bestes Beispiel hierfür ist ein negatives Erlebnis, dass wir gestern mit IKEA machen mussten (wieder mal eines, ich habe inzwischen aufgehört, zu zählen).
Gut, man darf sich nicht wundern, dass die Produktqualität teilweise unterirdisch ist – man bekommt, was man zahlt – die Rechnung ist hier zumindest zutreffend, denn man bezahlt bei IKEA wenig und daher darf man auch nicht mit der Qualität rechnen, die man früher einmal dort angeboten bekam.
Aber was sich der schwedische Duzverein IKEA gestern auf seiner Webseite und auch in seinem „Einrichtungshaus“ in Fürth erlaubt hat, schlägt dem Fass den Boden aus.
Am Sonntag sitze ich mit meiner Freundin vor dem Rechner, wir klicken hier und da im Netz, um ein paar Dekodinge für ein Zimmer einzukaufen. Irgendwie kommen wir auf die IKEA-Webseite und entdecken ein gerahmtes Bild mittlerer Größe von einem mir bislang unbekannten Künstler, etwa einen Quadratmeter groß. Den nordisch klingenden Kunstnamen habe ich mittlerweile vergessen – der ist an dieser Stelle auch nicht wichtig.
Wir beschließen, dass das Bild gut aussehen könnte und meine Freundin will baldmöglichst nach Fürth fahren und die Reproduktion kaufen. Wohlgemerkt: Es ist Sonntag, der 16. Januar, und das Bild samt Rahmen kostet laut IKEA-Webseite (nataS rüf kniL niek) 39,- Euro.
Am Montag abend, ich bin nicht zu IKEA mitgefahren, weil ich mir mein Karma nicht versauen will, geht sie also in besagtes „Einrichtungshaus“ in die Abteilung mit den Rahmen und Bildern, um das Objekt der Begierde zu erstehen und – oh Schreck – das Bild soll nun auf einmal 99,- Euro kosten.
„Dass an doch nicht sein“ denkt sich meine Freundin – mit Recht: Es ist schon eine linke Tour, die Kunden mit einem Preis deutlich unter 50 Euro am Sonntag anzufixen um ihnen dann am Montag im Einrichtungshaus einen knappen Hunderter abmontieren zu wollen.
Also schnell hin zum nächsten Verkäufer und nachgefragt, wie denn bitte dieser Mondpreis zustande kommt – so war ihr Plan. Aber das ist gar nicht so einfach, denn in besagter Abteilung waren an diesem Tage Verkäufer rar gesät. Irgendwann verirrte sich dann doch einer dorthin und angesprochen auf den Preis des Bildes paulte er sie an, dass er da nichts tun werde. Sie verlangte nach einem Abteilungsleiter oder Vorgesetzten, der Heckenpenner „Verkäufer“ hatte aber keine Lust, drehte sich um und ging einfach.
Nun ist meine Freundin ruhig und besonnen und sie rief mich kurz am Handy an, eigentlich nur, um mir zu sagen, dass sie kein Bild zu diesem Preis kauft.
Hier muss man deutlich sagen, dass meine Freundin auch in solchen Situationen ruhig und besonnen bleibt und so ist es das Glück dieses Verkäufers, dass er nicht an mich geraten ist. Ich hätte mich dem Bürschchen in den Weg gestellt und ihm vor versammelter Mannschaft die Leviten gelesen, dass ihm Hören und Sehen vergangen wäre.
Nichts desto trotz: Man darf dem Pöbel nicht alles durchgehen lassen. Daher (und weil es im IKEA-Markt auch kaum möglich ist, sich zu beschweren bzw. zu „Entscheidern“ durchzudringen) griff ich zum Telefon, nachdem ich mir die (Festnetz)Nummer der Deutschlandniederlassung – „IKEA Deutschland GmbH & Co. KG“ herausgesucht habe (in solchen Fällen über die Servicehotline zu gehen, hat meines Erachtens wenig Sinn, die Festnetznummer ist nicht ganz einfach zu recherchieren, aber wenn man ungefähr weiß, wo man gucken muss, dann geht das schon). Am Switchboard der Zentale in Hofheim am Tauns meldete man sich brav mit „IKEA Deutschland“ es war aber nur der Wachschutz. Trotzdem, nett und höflich, hat mich dieser Mann mit dem IKEA-Markt in Fürth verbunden, dort wurde mein Telefonat von Herrn K. vom Wachschutz entgegengenommen.
Herrn K. erklärte ich worum es geht und dass ich sofort mit der Marktleitung, deren Stellvertretung, dem Geschäftsführer oder einem andenre Entscheider zu sprechen wünsche. „Alle nicht da“ war die lapidare Antwort. Gut, ich sagte dem Herren vom Wachschutz, dass ich nicht zu seinen average customern gehöre, dass man mich aus Hofheim-Wallau verbunden hatte und dass ich gerne bereit sei, morgen an exakt dieser Stelle mit seinen Kollegen zu eruieren, ob denn wirklich keiner da sei. Plötzlich kam ein wenig Bewegung in die Sache. Die Geschäftsführung sei nicht da, meine Partnerin könne sich ja mal an der Information kundig machen, solche Dinge schlug der Herr Wachtmeister vor – ich habe ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass diese Nummer bei mir nicht läuft. Ich sagte ihm, dass er mir bitte Namen und Kontaktdaten der Marktleitung geben möchte, da sagte er „Dann bekomme ich Ärger.“ Ich habe ihm dann unmissverständlich klar gemacht, dass, sollte nun nichts passieren, er in jedem Fall Ärger bekommen wird – wenn nicht mit seinen Vorgesetzten, dann mit mir (was für ihn wiederum Ärger mit seinen Vorgesetzten bedeutet). Die Aussicht, auf jeden Fall Ärger zu bekommen, motivierte ihn dann doch, die entsprechenden Damen und Herren am „Kundenservice“ zusammenzutrommeln und dort meine Partnerin anzuhören.
Am Rande sein noch angemerkt, dass Herr K. auch meine Kontaktdaten aufnahm und mir noch für den gestrigen Abend einen Rückruf seitens der Marktleitung oder eines Stellvertreters zusagte. Angerufen hat – wen nimmt es Wunder – natürlich niemand.
Der „Kundenservice“ des Fürther IKEA-Marktes gemahnt von seinem Aussehen und auch vom Procedere her an ein größeres Einwohnermeldeamt, die KFZ-Zulassungsbehörde einer größeren Stadt oder das Arbeitsamt. Man kommt dort hin und muss erst einmal eine Wartenummer ziehen, dann ist auf Holzbänken Platz zu nehmen (ich erinnere mich an ähnliche Bänke – auf denen fieberte man in den 1980er Jahren dem Eintreffen des Zuges der Deutschen Bundesbahn entgegen – die Bänke bei IKEA sind ähnlich hart und ungemütlich und man wartet dort gefühlt auch länger als auf einen Zug bei der Bahn – das muss man erst einmal schaffen). Über den Schaltern, an denen die Mitarbeiter IKEAS stehen oder sitzen, hängen große LED-Tafeln, dort blickt man dann immer wieder mal drauf, um zu sehen, welche Nummer gerade „aufgerufen“ ist und um abzuschätzen, wann man wohl drankommen könnte. Woher IKEA die Chuzpe unglaubliche Frechheit nimmt, diese Wartehalle nebst Wartenummern als „Service“ zu bezeichnen, ist mir bis heute nicht begreiflich. Auch meine Freundin ist dort vorstellig geworden, eine Wartenummer hat sie nicht gezogen – wir sind ja nicht im Affenhaus – sondern sie ist gleich vorgegangen und hat nach den genannten Ansprechpartnern verlangt.
Zuerst wurde eine Frau H. vorstellig, sie konnte aber den Preis des Bildes nicht beeinflussen und auch ihne Entschuldigung für das massive Fehlverhalten ihres Mitarbeiters fiel recht mager aus. Nun wurde ein Herr E. zu Rate gezogen, der sich mit einer anderen Nummer aus der Sache herauszumanövrieren suchte:
Er sagte, wir hätten auf der Webseite falsch navigiert – man müsse zuerst auf der Webseite das Produkt anwählen, dann die Verfügbarkeit im jeweiliger Markt vor Ort prüfen und dann bekäme man einen Preis angezeigt, der taggenau für das jeweilige „Möbelhaus“ gelte.
Wie meinen? Ist das deren Ernst? Scheinbar schon, denn die intransparente Online-Auspreisung bei IKEA war schon im vorvergangen Jahr Gegenstand der Presseberichterstattung (und dafür steckte IKEA seinerzeit eine fette Abmahnung ein):
Nach Beschwerden von Berliner Kunden, die im Spandauer Ikea-Haus höhere Preise zahlen mussten als im Internet angegeben, hatten die Verbraucherschützer dem Unternehmen vorgeworfen, gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb zu verstoßen. […]Das Möbelhaus will Kunden, die bisher in einzelnen Filialen höhere Preise zahlen mussten als im Internet angegeben, die Differenz nicht erstatten. Es wird voraussichtlich noch etwas dauern, bis die Forderung der Verbraucherzentrale erfüllt wird, sagt die Sprecherin der Ikea-Deutschland-Zentrale Sabine Nold. (Quelle: Der Tagesspiegel)
Der Tagesspiegel subsummeiert also:
Preisdifferenz zwischen Werbung und Angebot: Die schwedische Möbelhauskette Ikea muss die Preisangaben auf ihrer deutschen Website nach einer Abmahnung durch die Berliner Verbraucherzentrale mit großem Aufwand ändern. (ebenda)
Da wissen wir also bescheid: Das Ding mit den unterschiedlichen Preisen ist kein Zufall, kein peinlicher Fehler, keine Unrundheit im System – das Ding mit den unterschiedlichen Preisen ist gewollt und es ist die Masche von IKEA. Es ist eine ausgemachte Schweinerei, die Ihresgleichen sucht!
Ich erkläre das kurz in einfachen Worten: Früher hatte man bewusst falsche Preise auf der Webseite angekündigt, die dann in den Märkten vor Ort nicht eingehalten wurden. Dafür hat sich IKEA eine schallende Ohrfeige in Form einer Abmahnung durch die Berliner Verbraucherzentrale eingefangen. Um nun „sauber“ zu bleiben, wirbt man mit einem günstigen Preis, den man vielleicht online, vielleicht irgendwo anders bekommen kann; um aber den tatsächlichen Preis im Markt vor Ort herauszufinden, muss man bei jedem Artikel diesen Preis für das jeweilige „Möbelhaus“ verifizieren.
Ich darf es frank und frei sagen: Man muss echt verdammt lange laufen, um auf ein noch kundenfeindlicheres Verhalten zu stoßen.
Wie geht es weiter? Mit diesen Tatsachen konfrontiert sagte Herr E. meiner Freundin, er wolle nachprüfen, welcher Preis denn am Vortag (=Sonntag) im Internet stand und wären dort tatsächlich die 39,- Euro ausgewiesen, so würde er den Artikel auch zu diesem Preis hergeben (ob es sich überhaupt lohnt, für eine einfache Repro noch mal bei der Fahrt nach Fürth Sprit zu verdaddeln, sei mal dahingestellt…). Er will sich telefonisch bei uns melden, ich warte mal ab – rechne aber ehrlich gesagt nicht damit.
Was habe ich aus diesem Fall gelernt? Für mich persönlich bleibt folgender Eindruck:
Für mich ist das Thema IKEA schon lange durch – aber es ist doch immer wieder interessant, festzustellen, wie leidensfähig die Masse ist. Ich bin ja selbst durchaus leidensfähig, aber igendwann ist man an einem Punkt angekommen, wo endgültig Schluss ist. Mehr bleibt dazu eigentlich nicht mehr zu sagen.
P.S.: Und bevor ihr jetzt in den Kommentaren sagt: „Es gibt aber leider genug Menschen, die darauf angewiesen sind, billig einzukaufen“ – das stimmt. Aber man muss nicht zu IKEA. Inzwischen gibt es nicht nur in Sachen Qualität Alternativen (Kunststück!, für die Landwirtschaft: Vorgenanntes Wort war Ironie) sondern auch beim Preis.
Leute, Ihr macht mich stolz. Heute durfte ich entdecken, dass ich gestern den zehnten Platz im Blogcounter-Schwanzvergleich gemacht habe. Das ist wohl überwiegend der Tatsache geschuldet, dass es viele Leute gibt, die sich so ein Mini-Netbook kaufen wollen…
Danke fürs pushen (auch wenn ich dies Klickniveau weder halten möchte noch kann) und besucht diese Seite halt mal wieder…
Trotz eigenem Server habe ich eine E-Mailadresse bei GMX – eine kostenpflichtige mit eigener Domain. Dieses Produkt heißt GMX MailDomain und ich habe mich dazu entschlossen, so etwas zu benutzen, weil ich eine Art Backup wollte für den Fall, dass ich meinen Server misskonfiguriere oder abschieße.
Und so hat es sich dann eingebürgert, dass ich meine privaten Mails über diese GMX-Adresse erhalte. Im Prinzip spricht da auch nichts dagegen, bei 1&1, so will man meinen, sind private Mails doch besser aufgehoben als auf einer selbst administrierten Kiste – Denkste.
Gestern erreichte mich eine SMS. Meine Mails kämen unzustellbar zurück. Hä? Ich habe das gestern um etwa 20 Uhr geprüft und musste feststellen: Mein GMX MailDomain-Account funktioniert nicht. Das tut er öfter nicht…
Ich habe mir nichts daraus gemacht, dachte, dass die das Problem schon wieder in den Griff bekommen und habe mich dann den schönen Dingen am Feierabend zugewendet. GMX funktioniert immer mal wieder nicht – man gewöhnt sich an so manches.
Heute Morgen in der Arbeit – ich will das mit meinem Dienstaccount einfach mal gegenchecken – muss ich feststellen, dass mein Mailpostfach immer noch nicht funktioniert.
Folgende Fehlermeldung habe ich erhalten:
Ihre Nachricht hat einige oder alle Empfänger nicht erreicht.
Betreff: TEST3
Gesendet am: 03.12.2010 08:39Folgende Empfänger konnten nicht erreicht werden:
XXXXXX@XXXXXXXXXX.de am 03.12.2010 08:39
Sie sind nicht berechtigt, Nachrichten an diesen Empfänger zu senden. Wenden Sie sich an den Systemadministrator.
< mailrelay1.XXXXXXX.de #5.7.1 SMTP; 550 5.7.1 We do not relay – access denied {mx011}>
So, ich bin also nicht berechtigt, Mails an meine eigene Mailadresse zu senden, ihr Penner? Na das wollen wir aber mal sehen! Ich greife zum Telefon und rufe die an – und zwar unter deren Münchener Nummer. Dort sagt man mir, dass MailDomain nicht funktioniert, mehr mir nur der Support sagen könne, der Anruf dort aber nicht lohne (Danke für den Hinweis, es ist doch beruhigend, aus berufenem Munde von einer GMX-Mitarbeiterin zu hören, dass sich der Anruf beim GMX-Support nicht lohnt – ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen).
Ok, meine Mailadresse funktioniert nicht und man kann mir auch nicht sagen, ob und wann sie wieder funktioniert. Ich bin begeistert.
Viel frecher aber ist, dass sich auf den Webseiten von GMX kein Hinweis darauf findet, dass da was im Eimer ist. Im Gegenteil: Bei GMX ist alles eitel Sonnenschein:
Screenshot: Quelle: gmx.de
Keine Störungen? Das wüsste ich aber!
Nun gut, so möchte man denken – wenn ich genauer wissen will, was Sache ist und wann der Bug gefixed ist, könnte ich ja den Support anrufen. Das ist aber keine gute Idee, denn der Support kostet über eine 0900er-Nummer in der „Auswahl DSL“ 0,99 Ct pro Minute und in der „Auswahl Mail“ 1,86 Euro pro Minute aus dem Telekom-Festnetz. 1,86 Euro! FUUUUUUU…..!!! Da weiß ich gleich, wo ich NIE anrufen werde, wo ich mit NIE DSL holen würde – ich frage mich gerade ernsthaft, warum ich da immer noch Kunde bin.
Da zahlt man im Monat knappe drei Euro und dann? GMX ist nicht besonders ausfallsicher- aber eine so lange Downtime ist schon frech. Und dann soll ich denen noch 1,86 Euro für die Telefonminute in den Schlund stopfen? Gehts noch?
Witzigerweise haben meine über meinen Server laufenden Mails gar keine Downtime. Ich sollte wohl mal was tun…
Oh wie habe ich den ganzen, sich immer wiederholenden Zirkus gefressen! Ich hätte gerne ein T-Shirt auf dem steht: „Du bist selbstständig? Du bietest Webdesign, ein Lektorat, bist Social Media Beater, Onlinejournalist, Texter, Eventplaner, twozero-Coach und Twitter-Trainer, Headhunter und Trendscout in Personalunion? Verpiss Dich!“ Leider ist dieser Riemen nicht sinnvoll auf einer T-Shirtseite unterzukriegen. Analoge Informatiosträger sind sooo 90s, würdest Du mit vorwurfsvollem Anklang in der Stimme sagen.
Ich lade Dich ein – zum Meeting. Meeten kann man sich mit Dir aber nicht, denn Du kommst notorisch zu spät. Du willst auch nicht meeten, Du willst brainstormen. Das erste Treffen ist kostenlos, denn Du möchtest mich nicht ausnehmen – im Gegenteil – Du verkaufst mir nur, was ich auch wirklich brauche. Und unser erstes Treffen ist natürlich kostenlos – Du magst ja kein namedropping – Du willst mich von den Qualitäten Deiner ganzheitlichen und umfaassenden Dienstleistungen überzeugen. In Wahrheit hast Du aber einfach keine Referenzen, die über Lin-Congs Naildesign und stutentrockenmilchpulverdirektversand24.biz hinausreichen.
Im Wesentlichen reitest Du ein Pferd, das habe ich mittlerweile mitbekommen: Content is king! Dieses Credo wiederholst Du gebetsmühlenartig. Und weil der contennt king ist, muss er auf allen verfügbaren channels verbreitet werden, laberst Du. Vor zwei Jahren hattest Du einen einfachen Job, Du erstelltest Deinen Beratungsopfern Twitter-Accounts. Heute überzeugst Du Deine Opfer von facebook. Denn: Nur auf facebook erreichen Sie mit wenigen Klicks fünfhundert Millionen potenzielle Kunden! Wie meinen?
Ich schaue Dich zweifelnd an. Du schaust mich an.
Obwohl man lange laufen muss, um an einen so sozial inkompetenten Menschen wie Dich zu geraten, hast Du einen lichten Moment. Du merkst, dass ich beginne, Dir nicht zu glauben. Schnell legst Du nach: Haben Sie keine Angst vor social network und social media. Das ist nur die typische the german angst. Das vergeht. Ich ringe nach Luft und vergesse dabei ganz, dass ich Dir gerne aufs Maul hauen würde.
Du legst nach: Heute kann es sich niemand – ja, ich sages es laut und deutlich! Niemand! – mehr leisten, vor social network Angst zu haben. Wer Angst vor social network hat, hat Angst vor seinen Kunden! In Deinen Brustton der Überzeugung mischt sich ein leises Tremolo der Unsicherheit, als Du versucht, Deine nun zwingend folgen müssende rhetorische Frage zu platzieren: Sie haben doch keine Anst vor Ihren Kunden, ein Mann wie Sie doch nicht?
Du kumpelst mich an – ich muss mich zusammennehmen, um nicht zu kotzen. Ich schlucke mit Mühe einen Anflug erster Brocken hinunter und beschließe, erst dann dem Deiner Erscheinung geschuldeten Reflux nachzugeben, wenn Du wieder bei der Verwendung des Wortes social network alle Regeln der deutschen, denglischen oder englischen Grammatik brichst. Du enttäuschst mich nicht – nach zwei Sätzen ist es soweit. Dein Glück, dass Kaffee in solchen Momenten ein guter Antagonist gegen geschwafelinduzierten Brechreiz ist – ich hätte Dich sonst glatt vollgegöbelt.
Du bist einer der Typen, von denen man sich fernhalten sollte. Nach dem Abitur, dass Du nur knapp bestanden hast, war Dir langweilig. Der Zivi war Dir zu stressig – auf „psychische Belastungen“ hast Du Dich krankschreiben lassen – nach drei Monaten. Nicht dass Du krank gewesen wärest, wirklich nicht. Dann hast Du den Rest der Zivizeit daheim gegammelt. Weil Dir langweilig war, bist Du mit Deinem Windows-98-PC ins Internet – um das Jahr 1999 oder 2000 dürfte das gewesen sein. Es war eine tolle und wilde Zeit – die Zeit des big business, die Zeit der new economy. Kim Schmitz und seine Firma kimvestor haben es Dir besonders angetan in diesen Tagen – er war für Dich ein Held. Du hattest erkannt, dass hinter seiner business strategy nicht viel steckt, doch Du warst voller Bewunderung: Mit etwas Bauernschläue und einem Produkt, dass man noch gar nicht hat, so viel Geld verdienen, dass man irgendwann in der Lage ist, das Produkt nachzureichen, wenn einem danach ist. Und dann diese viele publicity. Toll! Dies war der Zeitpunkt, an dem Du beschlossen hast, Entrepreneur zu werden. Ein erster Schritt dazu: Frank Wenniger (Name vom Admin geändert) liest sich nicht gut, so dachtest Du – und fortan zeichnetest Du nur noch als kein Geringerer als Frank P. Wenniger (dass Dir Dein verhasster zweiter Vorname Peter, den Dir deine Eltern als Reminiszenz an den gleichheißenden und viel zu früh dahingeschiedenen Onkel Peter gegeben haben, noch einmal nützlich werden könnte, hättest Du selbst nicht geglaubt).
Und nun sitzt Du vor mir in Deiner etwas zu billigen Jeans im used-look. Dein Hemd ist nicht gebügelt, Du bügelst Deine Hemden nie, denn das ist Dein statement. Deine Krawatte – im Retro-Design einer 1970er Space-Age-Tapete – hängt nachlässig gebunden traurig von Deinem Kragen, dessen Knopf Du um nichts in der Welt schließen würdest. Dass nachlässig nicht mit lässig (einem Deiner Lieblingsworte, wenn Du wieder zu kumpeln versuchst) gleichzusetzen ist, versuche ich erst gar nicht, Dir zu erklären. Du trägst diese dicke schwarze Nerd-Brille. Sie ist zu ausladend für Dein schmales, weißes Gesicht, sie steht Dir nicht. Vor einigen Jahren sah ich Dich schon einmal, da hattest Du so ein randloses Modell, wie es damals modern gewesen sein mag. Es stand Dir auch nicht richtig – aber immerhin besser als der viel zu große Nerdbalken, der Dir nun ständig von der Nase rutschen will. Trendy.
Hören Sie mir überhaupt zu? Du quietschst zu laut. Und zu schrill.
„Selbstverständlich!“ lüge ich, „Wenn Die Gedanken fließen, soll man nicht unterbrechen. Fahren Sie fort.“
Nachdem Du die Zeit des Zivis also daheim abgegammelt hattest, wurde es Dir dort zu eng – schließlich pflegte Deine Mutter, Dich regelmäßig um 9 Uhr 30 zu wecken. Und so reifte der Entschluss, in einer fremden Stadt zu studieren. So kamst Du bequem und ohne große Diskussionen von zuhause weg. Ja, Informatik hättest Du gerne studiert – Hacker wärest Du gerne geworden, so wie Kimble – aber selbst die kleine Uni in der niedersächsischen Provinz hatte einen so hohen numerus clausus, dass Du wohl bis an Dein Lebensende Wartsemester hättest abchillen müssen. Du wolltest aber weg von daheim. Und so wurde es dann das Studienfach Wirtschaftsinformatik – ohne NC – und ein bisschen business machen und ein bisschen hacken, was sollte daran schon so schwer sein? Um es abzukürzen: Nach dem zweiten Semester war Schluss, denn wer zu allen Prüfungen antritt, ohne irgendetwas gelernt zu haben und wer dann folgerichtig durch alle diese Prüfungen rasselt, ist draußen aus der Nummer. Du versuchtest, auf Kommunikatioswissenschaft umzusatteln. Und weil Dir ein hübsches Mädchen, das ein Buch mit dem Titel „Zeitungswissenschaften“ mit in die Mensa genommen hatte, auffiel, wurde es im Zweitfach Publizistik. Nach weiteren zwei Semestern (und ohne Zeitungswissenschaften-Mädchen) war dannn auch dieser Exkurs beendet.
Dann unternahmst Du einen weiteren Exkurs – schließlich musste Geld her. In der Fußgängerzone sprach dich ein Typ an, der sehr lässig war. Gut gekleidet, mit Anzug – aber stylishen Sneakers und natürlich Sonnenbrille. Der quatsche Dich an – einfach so! Sehr gute und für den Kunden lukrative Vermögensprodukte solltest Du verkaufen. Deine Beratung kostet den Kunden nichts – Du würdest ein „seriöser“ Berater werden. Ob Deine Beratung den Kunden wirklich nichts koste?, fragtest Du. Wie Du denn dann Geld verdienen würdest? Der smarte Typ erkläre Dir, dass Du Deine Kunden nur um eine kleine Gefälligkeit bitten müsstest: Jeder, der von Dir beraten werde, müsse Dir nur drei weitere Personen nennen, die ebenfalls von Dir beraten werden wollen. Und so hättest Du laufend Kunden. Ganz ohne Akquise. Und super Finanzprodukte, von denen jeder, aber auch wirkolich jeder nur profitieren könne. Und wenn Du das schaffen würdest, dann würde Dir ein super Festgehalt und eine satte Provision winken. Saugeil dachtest Du, weil Du ein Depp bist.
Du wähltest Dir die Finger wund. Freunde hast Du angerufen und „Freunde“, zu denen Du seit dem Verlassen der Grundschule keinen Kontakt mehr hattest. Und weil das business nicht so richtig rocken wollte, telefoniertest Du auch die Verwandschaft bis zum fünften oder sechsten Grad ab. Das Ding mit dem Schneeballsystem landete schnell vor Gericht. Es wurde nur deshalb eine Bewährungsstrafe, weil Du auf der Anklagebank wie ein geprügelter Hund gewinselt hast.
Du hast gechillt. Dein Bewährungshelfer sagte Dir, dass Du Dich nach einem Job umsehen sollst. Zum Semelverkaufen in der Bäckerei hattest Du zwar nicht wirklich Bock, denn Semmeln rulen nicht – aber vierhundert Euro waren Dir sicher.
Heute – wenn Deine Auftragslage mal wieder dünn ist, Du nicht gebucht bist, würdest Du gerne wieder Semmeln verkaufen. Dann wärest Du nicht so pleite und müsstest nicht den Rest des Monats Tütensuppen und Spirelli mit Marmelade oder Senf (je nachdem, was der Kühlschrank noch so hergibt) essen. Doch das geht ja genau gar nicht, denn wenn Dich Deine Kunden sehen würden, wie Du ihnen ein Stück Schwarzwälder auf einem Pappteller in dünnes Papier einschlagen würdest – Deine credibility und reptation als Scocil Media Berater wäre auf level zero. Aber diese vierhundert Steine – das wäre die Leasingrate für Deinen Einser BMW und ein Teil der Monatsrate für den New MINI, der mal Dir hätte gehören sollen, den Dir die Bank schon längst wieder abgeknöpft hat. Und wenn Du jetzt bei mir keinen fetten Auftrag, kein Geld klarmachst, sperrt Dir die Telekom bald Dein iPhone. Dann kommst Du gar nicht mehr ins Internet. Fuck.
Follower, friends und Fans sind Ihre earnings von tomorrow – und damit machen wir bald weiter – damit Ihre business excellence untoppbar wird.
Ich werde von diesem Satz, der an Schwachsinnigkeit untoppbar ist, unsanft ins Hier und Jetzt katapulitert – in den Konferenzraum an den hübschen Eichentisch, auf dem Du Idiot massig Papier ausgestreut hast. Der letzte Tropfen Kaffe in meiner Tasse ist längst eingetrocknet.
Wann komme ich wieder? fragst Du mich. „Nach Deiner Reinkarnation, vermutlich.“ antworte ich. Du hast noch nicht einmal das verstanden und flötest: Also dann komme ich nächsten Mittwoch wieder um fünfzehn Uhr dreißig. Ich werfe Dich raus, Du guckst dabei sogar noch ungläubig. Du bist Social Media Berater.