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Wirtshaus-Explorer: Gaststätte Bienenheim, Nürnberg-Zerzabelshof

Wenn wir nicht den Tipp bekommen hätten, dass, gut versteckt mitten in Zerzabelshof am Rande einer Kleingartenkolonie und eines Wäldchens, unweit des Goldbachs und der Diehl-Villa, das Restaurant Bienenheim, ein klassisches griechisches Lokal mit guter, bodenständiger Küche liegt, wir hätten uns wohl nie in diesen durchaus entlegenen Zipfel Zabos verirrt. Das Bienenheim ist ein überraschend großes Restaurant (von außen sieht es viel kleiner aus, als es tatsächlich ist) und hat einen großen, wunderschönen Biergarten, in dem man im Sommer lauschig unter alten Bäumen sitzt.

Restaurant "Bienenheim", Nürnberg-Zerzabelshof

Obschon seit mindestens 15 Jahren das Restaurant in diesen Räumlichkeiten zu finden ist, ist der Gastraum modern und großzügig gestaltet, auch das Nebenzimmer vermittelt durch das dunkel gehaltene Interieur und das gedämpfte Licht eine ruhige und gepflegte Atmosphäre. Man sitzt an großzügigen Tafeln, der Service ist freundlich und flott. Besonders schön, wie eingangs schon erwähnt, ist allerdings der Biergarten. Schöne Biergärten sind in Nürnberg nicht mehr allzu häufig anzutreffen, der im Bienenheim ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Angeschlossen ist ein kleiner Kinderspielplatz und einige Parkplätze (wenn das Restaurant gut besucht ist, muss man sich allerdings in der Regel einen Parkplatz im Viertel suchen, was sich nicht immer ganz einfach gestaltet).

Restaurant "Bienenheim", Nürnberg-Zerzabelshof, Innenansicht I

Nürnberg-Zerzabelshof, Innenansicht II

In den letzten Jahren waren wir immer wieder im Bienenheim, einfach, weil die Küche konstant gutes, griechisches Essen serviert. Zu unseren persönlichen Highlights gehören die Vorspeisenplatte, die in ihrer Varianz und auch in ihrer Portionsgröße durchaus schon als Hauptspeise durchgehen kann und der Klassiker „Gyros-Calamari“ (17,50 Euro), das Gyros immer frisch und knusprig, die Calamares leicht und mild paniert und auf den Punkt frittiert. Dazu reicht man einen hervorragenden Krautsalat und auch ein schmackhafter Klecks Zaziki findet sich auf dem Teller. Klar, das klingt jetzt erst einmal völlig unspektakulär – und das ist es im Kernwohl auch, aber so wie das Gericht im Bienenheim angeboten wird, ist es vor allem eines: unheimlich lecker! Zum Vorspeisenteller (14,50 Euro): Fein die gefüllten Weinblätter (Dolmades), Tiropitakia und vor allem die hausgemachte Oliven- und Fetacreme an gegrillten Zucchini, Auberginen und Paprika sind wunderbar schmackhaft.

Bienenheim Nürnberg-Zerzabelshof, Mixteller Gyros-Kalamari

Bienenheim Nürnberg-Zerzabelshof, Vorspeisenteller für eine Person

Weithin bekannt (und beliebt) sind auch die fränkischen Gerichte, die allerdings nur Sonntagmittag serviert werden: Schäufele, Schweine- und Jägerbraten. Als Geheimtipp gilt die geschmorte Lammhaxe und als Nachspeise Galaktoboureko (6,50 Euro, konnte uns bei unserem letzten Besuch allerdings nicht ganz überzeugen).

Man schenkt Biere der Brauerei Tucher aus, das Seidla Urfränkisch Dunkel schlägt mit 3,90 Euro zu Buche, ein Hefeweizen kostet 4,- Euro und 0,2l einfacher Silvaner (nicht so großzügig eingeschenkt, wie man es anderen Ortes gewohnt ist) kostet 5,50 Euro.

Das Bienenheim mag vielleicht kein Repräsentant der Haute Cuisine sein, aber dort wird seit Jahren konstant gute Qualität abgeliefert – das Essen ist schmackhaft, deftig, die Portionen ordentlich und die Preise vertretbar. Und um solche Adressen ist man heutzutage ja schon sehr dankbar.

Restaurant Bienenheim, Adalbert-Stifter-Straße 1, 90480 Nürnberg, 0911 / 40 64 90

Wirtshaus-Explorer: Quattro Stagioni, Nürnberg-Veilhof

Was wären unsere Nürnberger Stadtteile ohne die alteingesessenen Wirtschaften, die kleinen, familiengeführten Restaurants, ohne die Gäste aus der Nachbarschaft? Sicher weniger lebenswerte, langweiligere und ärmere Orte. Und so gilt es heute, auf eines jeder Lokale ein Loblied zu singen, das genau so ein wunderbares gastronomisches Angebot inmitten des Stadtteils Veilhof macht – das Quattro Stagioni, ein im besten Wortsinne familiär geführtes italienisches Restaurant inmitten des Viertels.

Den stets fröhlichen und so begeistert lächelnden Küchenchef des „Quattro“, Gianni, kennt man im Viertel. Gianni ist mehr als nur Koch – er ist ein begeisterter Vermittler der italienischen Kulinarik, und das immer mit einem Augenzwinkern und einem sicheren Gespür für die Bedürfnisse seiner Gäste und er ist die Seele des Restaurants. Man merkt sofort, dass Gianni seine Küche, seine Berufung liebt – das schmeckt man und so ist sein Restaurant seit zwanzig Jahren immer gut besucht.

Quattro Stagioni, Nürnberg

Der an der Heerwagenstraße/Ecke Geuderstraße gelegene Italiener hat nicht nur einen großzügigen Gastraum mit Nebenzimmer, sondern im Sommer auch einen typischen Hinterhofbiergarten, man sitzt lauschig inmitten der alten Mietshäuser unter einem großen Baum und genießt einen frischen Rosé oder ein Bier (der Brauereien Zeltner bzw. Tucher).
Auf der großen Speisekarte finden wir all die italienischen Klassiker, die wir kennen und lieben, seien es Bruschette, sei es die Pizza Salami, Calzone (alle aus dem Steinofen) oder die berühmten Spaghetti Carbonara.

Die echten Spezialitäten der Küche de Quattro Stagioni offenbaren sich aber auf der Tageskarte, die handgeschrieben auf großen Kreidetafeln im Restaurant zu finden sind. Hier stehen je nach Jahreszeit Fischgerichte (Dorade, Dorsch), Muscheln, Gerichte mit frischen Pilzen (so zum Beispiel Steinpilzrisotto), hausgemachte Nudeln und andere Köstlichkeiten angeschrieben. Und wenn man einen Sonderwunsch hat – Gianni erfüllt ihn gerne. Man sitzt also beim Stadtteilitaliener in normalem Ambiente und kann kulinarisch extravagieren – wo gibt es das heute noch?

Besonders angelegentlich möchte ich, sofern sie auf der Tageskarte steht, die Kalbsleber venezianischer Art empfehlen. Die leichte Weißweinsoße, die glasierten Zwiebeln und die in milder Salbeibutter geschwenkten Tagliatelle harmonieren so perfekt, so angenehm mit der auf den Punkt gebratenen, zarten Leber, dass es wirklich ein Hochgenuss ist.

Leber venezianische Art, Quattro Stagioni, Nürnberg

Manche Zutat bringt der Küchenchef selbst aus Italien mit, die Gerichte werden alle frisch zubereitet. Dass, ist das Restaurant voll, man durchaus auf sein Essen warten muss, ist der Preis dieser frischen Küche.

Hausgemachte Spaghetti Amatriciana, Quattro Stagioni, Nürnberg   Pizza Salsiccia picante, Quattro Stagioni, Nürnberg    Pizza Calzone, Quattro Stagioni, Nürnberg    Pizza Salami, Quattro Stagioni, Nürnberg

Preislich bewegt sich die hochanständige Küche im Mittelfeld und so ist das Restaurant zumeist gut frequentiert – da empfiehlt sich auf jeden Fall eine telefonische Tischreservierung.

Restaurante Pizzeria Quattro Stagioni, Heerwagenstraße 21, 90489 Nürnberg, Telefon: 0911 / 28 57 658

Wirtshaus-Explorer: Gaststätte und Weinstube „Zum Flößla“, Nürnberg

Schon oft habe ich an ähnlicher Stelle beklagt, dass es immer schwieriger wird, in der Nürnberger Innenstadt gut gutbürgerlich essen zu gehen und die fränkische Küche, sosehr ich auch das internationale Speisenangebot in der Stadt schätze, immer mehr ins Hintertreffen gerät. Dieser Tage musste ich mich aber (zum Glück einmal wieder) eines Besseren belehren lassen, den Karl empfahl uns ein Restaurant, in das ich ohne diese Empfehlung wohl nie gegangen wäre, so unscheinbar präsentiert es sich von außen. Dabei liegt der Untere Bergauerplatz so malerisch an der Pegnitz, den Ausblick entlang des Flusses auf die Altstadt kann man von der direkt gegenüberliegenden Heubrücke, die zum Heilig-Geist-Spital führt, richtig genießen.

Kenner der Nürnberger „Wirtschaftsgeografie“ werden nun wissen, welche Lokalität ich meine: Die Gaststätte „Zum Flößla“, so unspektakulär sie auf den ersten Blick auch sein mag, hat es in sich.

Gaststätte "Zum Flößla", Unterer Bergauerplatz, Nürnberg. Außenansicht.

Betritt man die Gaststube, so fällt sofort ins Auge, dass sie sehr urig und sehr klein ist, fast schon verwunschen verwinkelt. Kleine Speisegaststätten sind nun in der Nürnberger Innenstadt kein einmaliges Phänomen, aber im Flößla ist’s eben nicht nur klein, sondern gemütlich – und seien wir ehrlich: Das Flair einer Gaststätte ist doch die halbe Miete.

Das urige Interieur passt aber eben nicht nur perfekt ins Konzept des Flößlas, sondern auch irgendwie in die malerische Altstädter Gegend.Gaststätte "Zum Flößla", Nürnberg; Innenansicht.

Vor oder nach dem Restaurantbesuch sollte man die Gelegenheit nutzen und ein wenig in der Gegend spazieren gehen. Hier gibts einiges zu sehen, begonnen bei der Ruine des ehemaligen Katharinenklosters über den eingangs schon erwähnten malerischen Blick über die Pegnitz auf die Insel Schütt und das Heilig-Geist-Spital.

Der Besuch lohnt auf jeden Fall, nicht nur wegen der sehenswerten Umgegend. Von der Chefin wird jeder Gast aufs Herzlichste willkommen geheißen, der Service ist zugewandt, persönlich und zügig. Für Freunde der fränkischen Küche bietet die Speisekarte eine sehr üppige Auswahl unterschiedlichster Gerichte. Ich habe mir sagen lassen, die Spezialität des Hauses sei die Sülze – probiert habe ich sie allerdings nicht. Ebenfalls wurde mir von einem phänomenalen Wiener Kalbsschnitzel berichtet – am Abend meines Besuches musste ich aber unbedingt das Schäufele testen – und das konnte ebenfalls überzeugen.Gaststätte "Zum Flößla", Nürnberg; Innenansicht. Ein wirklich gutes Schäufele kommt mit einer knusprig-zarten Kruste, das Fleisch muss sich leicht vom Knochen lösen und zart sein. In einer geschmacklich guten, würzigen, aber nicht zu dichten und zu schweren Soße findet sich das Schulterstück des Schweins wieder, ein perfekt auf den Punkt gekochtes Kniedla begleitet das Gericht ebenso, wie ein liebevoll arrangierter und mit einem guten Dressing abgerundeter Beilagensalat – das Flößla liefert in all diesen Punkten ohne Fehl und Tadel ab.

Meinen Mitspeisenden stand an jenem Abend der Sinn nach Braten – und gerade der Sauerbraten gereichte ebenfalls zu Verzückung. Abgerundet wurde unser Besuch von einer Nachspeise, die wir uns dann aber teilen mussten – Kaiserschmarrn. Der war herrlich fluffig gelungen und mundete ebenfalls vorzüglich.
De Silvaner Hausschoppen war erwartungsgemäß sehr anständig, zudem serviert man Kuchlbauer-Biere.

Schäufele, Zum Flößla, Nürnberg   Sauerbraten, Zum Flößla, Nürnberg   Braten, Zum Flößla, Nürnberg    Kaiserschmarrn, Zum Flößla, Nürnberg

Für ein bürgerliches Restaurant ist das Preisniveau recht hoch angesiedelt, teurer dürfte es nach meinem Dafürhalten nicht mehr sein. Das Schäufele schlägt mit knapp zwanzig Euro zu Buche, der Kaiserschmarrn kostet stattliche 10,80 Euro, das ist bereits das deutlich obere Ende der Fahnenstange (und bei dieser Einschätzung ist die Innenstadtlage freilich bereits berücksichtigt). Das gilt natürlich auch für die Getränke.

Insgesamt kann ich die Gaststätte „Zum Flößla“ empfehlen, besonders mit der frischen fränkischen Küche sticht das Lokal wohltuend aus dem innerstädtischen Einheitsbrei hervor – das Ambiente ist urig, die Sitznischen gemütlich und der Service flott und herzlich.

Nicht allein aufgrund der Größe des Lokals, sondern auch wegen des Zulaufs, besonders zu Messezeiten, sollte man immer einen Tisch reservieren.

Zum Flößla – Gaststätte und Weinstube, Unterer Bergauerplatz 12, 90402 Nürnberg, 0911 / 22 74 95

Mal eben Radio Z retten…

Nicht das erste Mal in der mehr als 37-jährigen Geschichte des Nürnberger Radiosenders Radio Z ist das nichtkommerzielle, freie Radio, heute sagt man „community radio“, in seiner Existenz gefährdet. Drohte in der Vergangenheit, insbesondere in den 1990er-Jahren, dem Sender immer wieder wegen inhaltlich gewagter Beiträge der Entzug der Sendelizenz, ist das heute anders.

Einfaches tragbares Digitalradio, eingestellt ist das Nürnberger Community-Radio "Radio Z".

Dem in Nürnberg ansässigen ersten Freien Radio Bayerns droht nicht etwa abermals ein Entzug der Sendelizenz, sondern schlicht eine Fördermittelkürzung. Diese allerdings fällt so gravierend aus, dass damit die kostspielige technische Verbreitung in Gefahr ist; es fehlt also am Geld, das zur Anmietung der Sender gebraucht wird. Und einem Radiosender, der nicht sendet, ist das Rückgrat gebrochen – auch in unseren digitalen Zeiten.

Würde das im Kern linksalternative Radio Z, das aufgrund seiner Beträge besonders Rechten und Konservativen ein Stachel im Fleisch und Dorn im Auge ist, aus dem Äther verschwinden, wäre die Nürnberger Radiolandschaft nicht nur ärmer, sie wäre einer wesentlichen, kritischen Stimme in unserer immer einförmigen regionalen Medienlandschaft beraubt.

Radio Z finanziert sich einerseits durch Fördergelder und Bezuschussungen, andererseits aber auch durch Mitgliedsbeiträge. Der hinter dem Sender stehende Verein R.A.D.I.O. e.V. organisiert Finanzierung und Betrieb – hier liegt ein Schlüssel zur Rettung des Senders. Denn anders als in der Vergangenheit steht grundsätzlich die Sendelizenz, die in Bayern von der Bayerischen Landeszentrale für Neue Medien (BLM) vergeben wird, nicht infrage. Die genannte Mittelkürzung allerdings könnte den traditionsreichen DIY-Sender zum Verstummen bringen.

Nun ist es aber nicht so, dass man dagegen nichts unternehmen könnte – im Gegenteil: Jeder Einzelne kann unmittelbar etwas zum Fortbestand von Radio Z beitragen und Mitglied im Verein werden. Und das ist gar nicht so teuer – Geringverdiener zahlen 40,- Euro, Normalverdiener 80,- Euro im Jahr. Mit monatlichen 3,33 Euro bzw. 6,66 Euro ein überschaubarer Betrag für mehr Pluralität und Gegenöffentlichkeit in der Region.

Das Gebot der Stunde lautet daher: Mitglied werden. Das geht entweder über den Mitgliedsantrag (PDF) oder aber über eine Anfrage an den Sender per Mail an die Adresse mitglieder@radio-z.net. Alle Möglichkeiten, wie man Mitglied werden kann, finden sich auch noch einmal hier kurz zusammengefasst.

Ich bitte Dich, die*der Du diesen Post bis hierhin gelesen hast, in diesem Moment kurz darüber nachzudenken, ob so eine Mitgliedschaft infrage kommt – und wenn ja, dann gleich den Mitgliedsantrag auszufüllen und Radio Z zu unterstützen.

Ein paar Randbemerkungen an dieser Stelle: Ich persönlich werte die Mittelkürzungen für Communityradios in Bayern als einen Angriff auf die Presse- und Meinungsfreiheit „über Bande“. Einen, dessen Intention zwar jeder versteht, der aber schwer nachzuweisen ist. Ist es den Widersachern der freien Rede über die Jahre nicht gelungen, Radio Z mundtot zu machen, wurde das Recht zum Betrieb des Radiosenders immer wieder gerichtlich bestätigt und fanden sich für die gegen Radio Z verhängten Strafzahlungen immer wieder großzügige Spenderinnen und Spender, so sind die Mittelkürzungen ein substanzieller Angriff auf die Existenz des Senders. Ein Angriff, der anderen, kommerziellen und durch ihr normiertes und unkritisches Programm weniger missliebigen Anbietern durchaus zupasskommen kommen könnte: Auch wenn Radio Z via DAB+ eine 24-Stunden-Frequenz zur Verfügung steht, ist die analoge Verbreitung über UKW heute noch von besonderer Bedeutung – denn Reichweite wird nach wie vor über den alten analogen UKW-Hörfunk erzielt. Und da hat Radio Z auf der Frequenz 95,8 MHz täglich zwölf Stunden Sendezeit. So eine UKW-Frequenz teilen sich kommerzielle Anbieter natürlich nicht gerne, die reichweitenstarke „95,8“ inmitten des UKW-Rundfunkbands ist sozusagen ein „Radio-Filetstück“ in der Region und das weckte schon immer Begehrlichkeiten.

Radio Z ist nicht das einzige freie Radio, dessen Existenz infrage gestellt und das angegriffen wird. Dabei spielen die freien Radios in ihren Verbreitungsgebieten eine wesentliche Rolle, Sie bieten nicht nur Gegenöffentlichkeit und räumen marginalisierten Gruppen Sendezeit ein, sondern sind auch insbesondere für die lokale Musikszene wichtig. Die Community-Radiosender werden in aller Regel maßgeblich ehrenamtlich betrieben und sind auch deshalb in den Regionen wichtige Orte subkulturellen Geschehens.

Wirtshaus-Explorer: Gaststätte „Südtiroler Platz“ am Hasenbuck

Ich habe in der Rubrik „Wirtshaus-Explorer“ noch nichts über den berühmten „Südtiroler Platz“ am Hasenbuck geschrieben? Ein Versäumnis, das ich schnellstens aus der Welt räumen muss – denn der „Südtiroler“ ist in Nürnberg eine Kapazität, wenn es ums Cordon bleu geht. Und auch sonst macht die Gaststätte einen rundum soliden Eindruck.

Am Ende der Speckbacherstraße, einer ruhigen Seitenstraße unweit des dem Wirtshaus seinen namengebenden Südtiroler Platzes gelegen, ist die recht große Wirtschaft ein wenig versteckt. Das tut dem Zustrom der Gäste aber keinen Abbruch, der Gastraum ist nicht selten bis auf den letzten Platz belegt – eine telefonische Reservierung ist daher unbedingt empfohlen.

Gaststätte Südtiroler Platz, Nürnberg

Und der Laden ist nicht zu Unrecht gut besucht, schließlich brät man hier in zahlreichen Varianten die mit Abstand besten Cordon bleus der Stadt.

Küchenchef Marcel Hajek beherrscht sowohl die böhmische als auch die fränkische Küche aus dem Effeff – und demzufolge ist eine hervorragende, deftige Speisenauswahl in der etwa 100 Plätze fassenden Gaststätte beheimatet. Klassiker sind hier das Schnitzel und vor allem das Cordon bleu: Dieses wird in verschiedenen Variationen zubereitet, nach alter Väter Sitte, mit gekochtem Schinken und würzigem Käse, aber zum Beispiel auch mit Salami und Jalapenos (18,90 Euro), als „Bauern-Cordon bleu“ gefüllt mit Bratwurstgehäck, als „Jäger-Cordon bleu“ gefüllt mit Steinpilzen… Erwähnenswert ist besonders die Variante „Krakonoš“ (18,90 Euro): Eine mit Senf, Erbsen, Käse, glasierten Zwiebeln, Speck und Sauce hollandaise gefüllte Deftigkeit – der Rübezahl aus dem Riesengebirge verbeugt sich vor der nicht minder riesigen und obendrein so geschmackigen Portion. Die Portionsgrößen im „Südtiroler“ sind ihrer Üppigkeit wegen besonders zu erwähnen, hungrig verlässt hier wohl niemand die Gaststube. Und die Größe geht nicht zulasten der Qualität, alles wird frisch zubereitet, Schnitzel und Cordon bleus kommen selbstverständlich aus der Pfanne und werden von herrlich würzigen Bratkartoffeln begleitet.

Cordon bleu, Südtiroler Platz

Auf der Tageskarte finden sich freilich nicht nur weitere Cordon bleu- und Schnitzelvariationen, sondern auch Schlachtschüssel, Schäufele, Currywurst und Schaschlik… Auch der traditionelle böhmische Braten mit den Serviettenknödeln wird sehr gelobt. Und einmal im Monat lädt man zum Schnitzelbüfett – all you can eat. Die Termine schickt der Wirt rechtzeitig per SMS an alle Interessierten raus, man muss seine Handynummer nur der Bedienung verraten.

Leider werden einzig Biere von Tucher/Zirndorfer/Grüner ausgeschenkt, das Seidla dunkles Bier schlägt mit stattlichen 4,40 Euro zu Buche. Früher gab es immer wieder das süffige Březňák, doch diese Zeiten sind bedauerlicherweise vorbei.

Die Wirtsstube des Hauses, das seit 2010 von der Familie Hajek geführt wird (vorher war an selber Stelle das Tucher-Stübchen) wurde in den letzten Jahren dezent erneuert, ist aber noch immer fränkisch-rustikal, und dieser Stil passt auch zu den Speisen und den Gästen.

Ein Besuch im „Südtiroler Platz“ lohnt immer, Hunger sollte man mitbringen.

Gaststätte Südtiroler Platz, Speckbacherstraße 20, 90461 Nürnberg, Telefon 45 20 70

Wirtshaus-Explorer: Das Zeltner Bierhaus in Johannis

Unweit des Klinikums im Eckhaus an der Kreuzung von Hallerstraße und Kirchenweg liegt ein sowohl urig als auch modernes Wirtshaus, das man so in dieser Gegend wohl nicht vermuten würde, das Zeltner Bierhaus. Nun war ich inzwischen derart oft dort zu Gast, dass ich diesem Kleinod fränkischer Wirtshauskultur in der Rubrik Wirtshaus-Explorer gerne eine nähere Betrachtung widme.

Zeltner Bierhaus, Hallerstraße, Nürnberg-St. Johannis

Ordentlich fränkisch essen zu gehen und dazu auch noch ein vernünftiges Bier serviert zu bekommen, das ist mittlerweile innerstädtisch gar nicht so einfach. Einige Traditionshäuser in der Altstadt (mit oft gehobenen bis gesalzenen Preisen) gibt es freilich, aber in den Stadtteilen wird die Auswahl dann schon bedeutend dünner. Nicht erst seit Corona hat das Wirtshaussterben um sich gegriffen, in Nürnberg haben seit den frühen 2000ern etliche gute Wirtshäuser zugemacht. Das „Zeltner“ hingegen stemmte sich gegen diesen Trend und eröffnete erst vor ziemlich genau zehn Jahren in der Location, in der früher das Crossover- Restaurant „Mamas“ residierte (das weiland einen Griechen ablöste, allerdings aber alsbald wieder geschlossen wurde). Und: Es konnte sich mit guter, bodenständiger Küche halten.

Zeltner Bierhaus, Hallerstraße, Nürnberg-St. Johannis

Es gibt ein paar Dinge, die das Zeltner auszeichnen: Dazu gehört zuerst einmal die wechselnde Bierkarte, es gibt eben nicht nur Zeltner-Bier, das laut Wikipedia bei Tucher gebraut wird und das nicht jedem schmeckt, sondern auch einige fränkische Flaschenbiere und darüber hinaus auch immer ein fränkisches Landbier vom Fass. Und das ist in Anbetracht der weit um sich greifenden „Tucher-Monokultur“ in der Nürnberger Gastronomie im besten Wortsinne – erfrischend! Dann ist zu loben, dass man auf der Tageskarte immer auch zwei günstige Mittagsgerichte findet.

Und zu guter Letzt serviert man traditionell fränkische Speisen, so wie man sich das vorstellt: Schnitzel aus der Pfanne, geschwenkt im Butterschmalz, Schaschlik (zwei Spieße mit selbstgemachter Soße und Pommes, 13,80 Euro) wohlgemerkt mit Leber, so wie es sich gehört. Der Kartoffelsalat ist hausgemacht, die Bratensoße ist fantastisch. Und zur Saison gibts eben nicht nur Karpfen, sondern wenn vorhanden, auch ein ordentliches „Ingreisch„, und das, sofern man das möchte, auch als Portionsgröße. Bier und Küche sind prima  – und die Bedienung im Wirtshaus war auch immer freundlich, der Service ist flott und die Küche versucht, alle Sonderwünsche umzusetzen – ausgezeichnet.

"Ingreisch" - Milchner vom Karpfen, leicht paniert und frittiert ("gebacken"), dazu sauer eingelegter Sellerie und hausmacher Kartoffelsalat - eine fränkische Delikatesse

„Wenn ich nicht hier bin…“ sang dereinst Peter Licht und Michi ergänzt „…sitz‘ ich im Wirtshaus“. Ähnlich dem Engel in Schoppershof ist auch beim Zeltner die Wirtsstube nicht allzu groß, man wird also an den Tischen zusammengesetzt  – mitunter entstehen so interessante Konversationen und wenn man mal selbst nichts zu sagen hat, dann weiß der Tischnachbar sicher etwas zu erzählen. Diese Wirtshauskultur, wie man sie früher allerorten kannte, ist selten geworden, im Zeltner wird sie gepflegt. Auch deshalb gehen wir immer wieder hin, auch deshalb gibt es dort viele Stammgäste.

Ich kann das urige Wirtshaus bestens empfehlen.

Tresen im Zeltner-Bierhaus

Das „Zeltner“ gehört übrigens zur selben Gesellschaft wie auch das bekannte Palais Schaumburg in Gostenhof.

Zeltner Bierhaus, Hallerstraße 32, 90419 Nürnberg, Telefon 377 846 11.

50 Jahre „The Dark Side Of The Moon“ im Planetarium Nürnberg

Letzten Samstag besuchten wir im Nürnberger Planetarium die Jubiläumsshow zum 50-jährigen Erscheinen des Erfolgsalbums „The Dark Side of the Moon – Planetarium Experience“, ein ganz interessanter (und erstaunlicher) Kulturgenuss. Ein kleiner Bericht.

Über Pink Floyds Erfolgsalbum „The Dark Side Of The Moon“ wurde bereits reichlich geschrieben, auch ich habe in meinem Büchlein „50 Rock-Alben, die man gehört haben muss“ diesem wunderbaren Album ein Kapitel gewidmet. Wer diese Platte bisher nicht hat und sie sich zulegen möchte, der hat gegenwärtig auch die Möglichkeit, das Album in einem sehr gelungenen, weil zwar behutsam gemachten und dennoch die akustische Klarheit unterstützenden Remaster zu erwerben. Dieses Album, das bis heute die drittbest verkaufte Platte der Welt ist, ist musikalisches Allgemeingut geworden.

Seit 50 Jahren, so wurde uns während der „Jubiläumsshow“ im Nürnberger Nicolaus-Copernicus-Planetarium gesagt, spiele man dort die Platte, früher zur Projektion klassischer Sternenbilder, nachdem das Planetarium aber seit einiger Zeit auch über eine „Fulldome“-Videoprojektion und eine Dolby-Surround-Sechskanal-Tonanlage verfügt, gibt es heute zur Musik auch eine mehr oder weniger psychedelische Videoshow. Abermals einen draufgelegt hat man beim städtischen Bildungszentrum nun mit dieser Jubiläumsshow, die auf mehrere Monate ausverkauft ist.

Leider war es verboten, während der Show zu fotografieren. Das ist okay und daran habe ich mich gehalten, es wäre auch müßig, über die optischen Eindruck der Show zu schreiben. Meinem Gefühl nach war die Projektion überall dort interessant, wo man als Zuschauer durch Krater oder einen Meteoritenhagel, durchs Universum fliegt. Hier liegen eindeutig die Stärken der Projektion in der Planetariumskuppel. Zudem gab es einige mehr oder weniger passende Animationen zu den einzelnen Songs, diese erinnerten mich nicht nur einmal an die gängigen CGI-Effekte der späten Neunziger – halt nur in 4K. Die Show war dennoch unterhaltsam und zum Themenkomplex Weltraum gab es reichlich „eye candy“ und eben das Meisterwerk von Pink Floyd. Das in dieser besonderen Location zu hören, ist schon ein besonderer Genuss für sich.

Der Sound im Planetarium wird dem Werk bedauerlicherweise nicht ganz gerecht. Ein wenig höhenbetont und unausgeglichen tönt es da aus den Lautsprechern, zudem hätte die Darbietung deutlich mehr Bass vertragen. Einer der Lautsprecher war defekt und schnarrte unangenehm. Schade, denn Darbietungen dieser Art geben auch Menschen, die ihre Stereoanlage aufgrund der Wohnverhältnisse nicht beliebig laut aufdrehen können, die Gelegenheit, dieses Stück Musik einmal mit einem imposanteren Schallpegel zu hören.

Insgesamt kann ich den Planetariumsbesuch durchaus empfehlen und auch die Show hat mir im speziellen Spaß gemacht. Das Planetarium am Plärrer wurde 1961 eröffnet und viele Einrichtungsgegenstände, das große Mosaik in der Eingangshalle (leider durch wenig hübsche Stellwände zum Großteil verdeckt) und nahezu die ganze Architektur sind sehenswert.

     

Zur Organisation bleibt zu sagen, dass das BZ durchaus noch daran tüfteln könnte, den Plätzen Nummern zuweisen und Platzkarten ausgeben. Schon weit vor Beginn bildete sich eine lange Schlange am Einlass – wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Das muss nicht sein und das ginge organisatorisch angenehmer und glatter – wenn man denn wollte. Der Eintritt kostet 10,- Euro (ermäßigt 6,50 Euro).

Boogies BBQ – back in business

Weit über die Grenzen Nürnbergs hinaus bekannt – in der Stadt eine Institution: Allen, die „Boogies BBQ“ in der Nimrodstraße vermisst haben, sei die frohe Kunde gebracht: Es gab erst kürzlich das Re-Opening – quasi um die Ecke!

Nach langer Zeit mal wieder ein Beitrag im „Wirtshaus-Explorer“, einfach, weil ich glaube, dass sich die Neuigkeit bislang nicht überall herumgesprochen hat: Das „Memphis-style“-Smokehouse Boogies BBQ, das vor geraumer Zeit seine Räumlichkeiten in der Nimrodstraße schließen musste, hat in neuer Location wieder geöffnet – in der Eschenstraße 25, die Zufahrt ist über die Vogelweiherstraße.

Auch wenn es vor dem Restaurant noch ein wenig nach Baustelle aussieht, drinnen ist alles fein und chic, der Laden ist doch etwas kleiner, als die in der Nimrodstraße unterhaltene Halle und deshalb rentiert es sich, vorab telefonisch zu reservieren (zumindest, wenn man zu den Stoßzeiten kommen möchte).

Das Interieur ist, wie wir es kennen: Ur-amerikanisch. Mitunter tönt aus den Lautsprechern schöner alter Delta-Blues, dazu wird langsam gesmoktes Pulled Pork, die berühmten Spareribs oder auch Burnt Ends gereicht, an unterschiedlichen Tagen gibt’s jeweils ein Special, der Smokehouse Burger ist längst kein Geheimtipp mehr.

Mehr muss man eigentlich nicht wissen. Freilich ist das „Boogies“ eine Art Imbiss, die Qualität der Speisen übertrifft die eines Imbisses aber bei Weitem – und betrachtet man Zeit und Aufwand, der zu betreiben ist, um das Fleisch langsam im Smoker zuzubereiten (etwa 24 Stunden), so ist auch der höhere Preis absolut gerechtfertigt. Ich bin jedenfalls sehr froh, dass Boogies den Neustart geschafft hat – und das in quasi direkter Nachbarschaft zum alten Laden.

Blast from the past: 13 Jahre Webcam

Heute feiert die „Webcam Nürnberg-Schoppershof“ hier im Blog ihren dreizehnten Geburtstag. Zeit, ein wenig auf das Thema Webcam zurückzublicken…

Webcams – das war doch irgendwie ein Ding der späten 90er und frühen 2000er. Damals war es gang und gäbe, seinen Website-Besuchern ein wenig von der Umgegend über eine Webcam zu zeigen. Und ja, auch mich faszinierten diese sich von Zeit zu Zeit aktualisierenden Bilder aus den Webcams der Welt. Erinnert ihr Euch? Noch vor zwanzig, fünfundzwanzig Jahren gab es kaum einen Radiosender, über dessen Webseite sich nicht auch dem Moderator im Studio, den man bislang nur hören konnte, via Webcam bei seiner Arbeit zuzusehen. Und so war es ein regelrechter „Sport“, gut gemachtte Seiten mit möglichst spannenden Webcams ausfindig zu machen.

Heute ist die Webcam vom Aussterben bedroht. Auch wenn das omnipräsente Streaming z.B. über Twitch ja im Kern nichts anderes ist – die klassische Webcam, die in Intervallen ein mehr oder weniger scharfes Standbild sendet, wird immer seltener und ist ein Auslaufmodell. Dabei hängen im weltweiten Netz immer mehr von Provatleuten installierte hochauflösende Überwachungskameras – „smart home“-Anwendungen machen es möglich. Doch um solche Kameras soll es hier nicht gehen. Heute widmen wir uns dem Klassiker – der guten alten Webcam, die ihre Bilder in die Öffentlichkeit sendet.

Als erste Webcam wurde die „Trojan Room Coffee Pot Camera“ bekannt, die Anfang der 1990er Jahre im Gang vor einem Rechenzentrum der englischen Camebridge-University installiert wurde und ein 128×128 Pixel kleines Graustufenbild zuerst ins Intranet der Uni, dann ins WWW sendete. Freilich war diese Kamera nur eine Spielerei, allerdings eine mit einem gewissen Sinn, konnten doch die Universitätsmitarbeiter den Füllstand einer Kaffeekanne einer Kaffeemaschine erkennen und so entscheiden, ob sich ein Weg aus einem entlegeneren Gebäudeteil lohnt, um eine Tasse Kaffe zu holen. Interessant auch der Aufwand, der zum Betrieb dieser ersten Webcam getrieben werden musste: Es war nicht nur eine Videokamera, die auf die Kaffeemaschine gerichtet wurde, sondern auch ein Rechner mit einer Framegrabber-Karte, der das Bild digitalisierte, vonnöten – und ein Server, der das Bild verteilte.

Knappe zehn Jahre später habe ich übrigens eine ähnlich aufwändige Installation einer Webcam gesehen: Im Studio des heute nicht mehr existenten Senders „Webradio Nürnberg“ schwebte auf einem schweren Stativ als Webcam eine professionelle TV-Kamera über den Köpfen der Moderatoren, deren PAL-Bild dann von einer Videokarte digitalisiert und dann in VGA-Auflösung ins Netz gestellt wurde. Die ersten IP-Kameras mit Netzwerkanschluss hatten eine dann doch nicht hinreichende Auflösung und vor allem eine recht geringe Lichtausbeute.

Wer also in den frühen Jahren des Internets mit einem guten Webcambild überzeugen wollte, musste schon etliche Anstrengungen übernehmen, um an sein Ziel zu gelangen. Erst Mitte der 2000er waren für (zumindest etwas) kleinere Geldbeträge Webcams auf dem Markt, die sich nicht nur per USB an einen Computer anschließen ließen, sondern auch per Ethernet oder gar WLAN ein Bild ins Internet übertrugen oder auf einem Server ablegten.

Der große Boom dieser Kameras ist freilich vorbei. Nichts desto trotz gibt es sie noch, die Webcams. Welche Kameras gegenwärtig in Nürnberg noch ein Bild senden, habe ich im Sommer dieses Jahres einmal zusammengefasst.

Auch dieses Blog hat eine Webcam, primär freilich, weil ich seinerzeit mit so einem Gerät spielen wollte, letztlich habe ich für die Wettercam aber auch gutes Feedback erhalten und so ist sie über all die Jahre geblieben.

Schon 2010 habe ich diese Kamera gekauft, ein Modell des seit 1986 in Tainwa ansässigen Herstellers Edimax, das sich bereits sei 2008 auf dem Markt befand und schon damals technisch als „basic“ einzustufen war. Die einfache Kamera dürfte, so ganz genau weiß ich das gar nicht mehr, um die 50,- Euro gekostet haben. Sie hatte im Wesentlichen zwei Vorzüge: Durch das Fehlen eines Mikrofons kann niemand Geräusche aus dem Innenraum, in dem sie aufgestellt ist, abgreifen, zudem lädt sie zuverlässig in einem frei definierbaren Intervall ein Standbild auf den Server. Sehr bewusst habe ich mich damals für das einzige Modell ohne WiFi entschieden, verknüpft mit der Überlegung, dass eine kabelgebundene Lösung grundsätzlich stabiler laufen könnte. Dass dieses recht einfache Gerät dreizehn Jahre lang funktionieren wird, damit habe ich allerdings nicht gerechnet. Immer mal wieder habe ich mir zudem überlegt, eine Kamera mit höherer Auflösung anzuschaffen, aber so lange das Teil stabil läuft – wieso austauschen?

Und da steht sie nun auf dem Fensterbrett des Arbeitszimmers neben dem Freifunkrouter, seit Jahr und Tag. Das Gehäuse ist vom Sonnenlicht ordentlich ausgeblichen bzw. vergilbt, aber das macht ja erst mal nichts. Diese Kamera sendet ein Bild in der alten VGA-Auflösung, also mit 640×480 Pixeln, 24 Bit. Das ist heute natürlich reichlich antik, genügt aber dennoch, um zumindest ein Bild mit einem Wettereindruck klar ins Internet zu senden. Dabei ist jedes dieser Bilder im Durchschnitt 23 Kilobyte groß (ein sehr helles Bild ist um die 28 kB groß, ein Bild mit reinen Schwarzwerten etwa 10 kB). Alle 90 Sekunden wird ein Bild an den Server gesendet, also 40 Bilder pro Stunde, 960 Bilder pro Tag. In dreizehn Jahren war die Kamera rechnerisch 4745 Tage online, hiervon können wir realistisch zehn Tage Downtime von Internet, Strom und Server abziehen, so dass 4735 Tage als Berechnungsgrundlage angenommen werden dürfen. Es wurden in den vergangenen dreizehn Jahren also etwa 4545600 Bilder erzeugt. Das wären, allen anderen Traffic nicht mitgerechnet, etwa 104,5 Gigabyte Daten, die für dieses Webcambild an den Server übertragen wurden. Natürlich habe ich diese 100 GB nicht irgendwo auf einer Platte liegen, denn alle 90 Sekunden wird das Bild mit einem neuen überschrieben. Es existiert – und das ist auch gut so – kein Archiv.

Warum feiere ich mit einem Post den dreizehnjährigen Geburtstag eines inzwischen völlig veralteten und eigentlich auch obsoleten Stückchens Technik? Nun, zum einen bin ich ja fasziniert vo der Langlebigkeit dieses Geräts. Seien wir mal ehrlich: Wer hat schon so alte IT-Hardware tagtäglich am Laufen? Igendwie mach ich zudem dieses alte Gefühl, dass das „Web 2.0“ einem seinerzeit vermittelt hat – und dazu gehören freilich auch diese Webcams. Und so darf, solange sie funktioniert, diese Webcam noch ein wenig bleiben, aus nostalischen Gründen.

Webcams aus Nürnberg

Ein bisschen aus der Zeit gefallen sind sie ja schon: die Webcams. Ende der 1990er Jahre bis in die 2010er Jahre hinein gehörte es quasi zum guten Ton, im „WWW“ eine Webcam zu betreiben, um der großen weiten Welt sein Unternehmen, seine Umgegend oder das örtliche Wetter im Livebild präsentieren zu können. Und so erfreut sich die Webcam unter den Ureinwohnern dieses weltweiten Netzes ungebrochener Beliebtheit (auch wenn es immer weniger solcher Webcams im öffentlichen Raum werden).

Auch in Nürnberg gab es mal eine Vielzahl solcher Kameras – und einige haben sich bis heute gehalten. Im Folgenden möchte ich einen aktuellen Überblick über noch aktive Webcams in der Frankenmetropole geben:

Nicht mehr verfügbar ist leider die Cam auf die Kaiserburg, die von einem ortsansässigen Versicherer angeboten wurde. Du hast eine Webcam gefunden, die ich vergessen habe? Lass´ mir einfach einen Kommentar da. Viel Spaß beim Cam-Spotten!

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