blog.fohrn.com

Wirtshaus-Explorer: Moc Quan – ein vietnamesischer Imbiss

Na, das ist mal eine Überraschung: In der mit asiatischen Imbisslokalen reichlich gesegneten Inneren und Äußeren Laufer Gasse (die ja mehr oder weniger nahtlos ineinander übergehen) hat unlängst ein neuer asiatische (präziser: ein vietnamesischer) Imbiss eröffnet, einer, der vielleicht nicht optisch, wohl aber geschmacklich aus dem Durchschnitt der sich in diesem Straßenzug mittlerweile massierenden Angebot der asiatischen Fusionsküchen heraussticht – das Moc Quan.

Moc Quan, Nürnberg

Brauchen wir, so frage ich mich, neben Horapa, Surrito Sushi, dem Hong Kong Imbiss, Machito Sushi, Bat Dat und Moon tatsächlich noch ein siebtes asiatisches Restaurant auf etwa 300 Metern Wegstrecke? Nun, scheinbar ist der Markt hier im besten Wortsinne weiterhin nicht gesättigt und hat noch Kapazität für einen neuen Anbieter. Der muss sich bei so viel unmittelbarer Konkurrenz durch Qualität behaupten – und hier macht das Moc Quan eine gute Figur!

Von der klassischen Huhn-Ente-Schweinefleisch-Matrix* wird hier nur bedingt abgewichen, in Topf und Wok kommt, was der Kunde mit europäisch geprägtem Geschmack erwartet (oder was man seitens der zahllosen Imbisstreiber erwartet, dass es erwartet wird, eine lukullische self fulfilling prophecy, gleichsam). Wieder ein klassischer Take-Out-Asiate mit ein paar Sitzplätzen, so möchte man meinen. Und dennoch schmeckt es im Moc Quan irgendwie anders, frisch, scharf und lecker.

Moc Quan, Nürnberg

In zwei zumindest für mich nicht ganz unwesentlichen Punkten unterscheidet sich das Moq Quan von anderen Imbissen: Zum einen kann man Gerichte auch wirklich dezidiert „nicht scharf“ ordern – und das klappt dann auch (es mag befremdlich klingen, aber viele asiatische Imbissbetreiber bekommen das nicht hin, setzen eine oder mehrere wenige Soßengrundlagen für die Vielzahl der auf der Speise- und Lieferkarte offerierten Gerichte an und schärfen die nach eigenem Gusto – und sind dann logischerweise auch nicht mehr in der Lage, diese selbst gesetzte Schärfeschwelle zu unterschreiten). Zum anderen bietet das Moc Quan seine Gerichte nicht nur mit Beilagenreis an, sondern gegen einen moderaten Aufpreis von einem Euro auch mit den dicken japanischen Udon-Nudeln. Das kommt mir persönlich sehr entgegen, habe ich mich in den letzten Jahren an diesem weißen, polierten, in höchstem Maße klimaschädlichen Reis doch reichlichst abgegessen. Hier bietet mir die Udon-Variante, auch wenn sie in Kombination mit dem ein- oder anderen Gericht vielleicht nicht allzu passend erscheint, eine angenehme Alternative.

Nem rán mit scharfer Süß-Sauer-Soße

Nem rán mit scharfer Süß-Sauer-Soße

Als Vorspeise teilen wir uns Nem rán, zwei im Teigmantel gebackene Gemüse-Schweinefleisch-Rollen an einer überraschend pikanten Süß-Sauer-Soße (5,- Euro). Die Rollen, außen knusprig und innen würzig-zart, schmecken deutlich fleischig und gewinnen erst richtig, wenn man sie in die reichliche, gut harmonierende Soße dippt.

Zum Hauptgang wählen wir Glasnudelsalat mit Koriander, Erdnüssen und Garnelen (12,50 Euro). Dieser Klassiker der thailändischen Küche wird oft scharf, in der Regel aber sehr scharf serviert – hier bekommt man ihn aber eben auch nicht scharf, sodass die angenehm säuerlichen Geschmackskomponenten aus dem Hintergrund treten können. Und so schmeckt der kühle Salat erfrischend und leicht.

Das zweite Hauptgericht wird ein rotes Curry mit frittierter Ente sein. Ich hatte spontan Lust auf diesen profanen Evergreen. Zudem glaube ich auch nicht, dass dieses Gericht, auch wenn es in dieser Darreichung an wirklich jeder Ecke zu haben ist, auf einen bestimmten Namen hört. Viel frisches Gemüse, ein nicht zu verachtender, sehr nahrhafter Berg ausnehmend feiner Udon Noodles und eine Currysoße, die hinsichtlich Geschmack und Schärfe wirklich etwas kann, werden mit knusprig frittierter Ente serviert. Das ist für sich genommen nichts Besonderes, handwerklich aber solide gemacht und geschmacklich ganz prima. Auch die Ente schmeckt gut, ist aber ein wenig trocken. In dieser Variation bezahle ich dafür angenehme 14,50 Euro. Wer möchte, bekommt auch Sushi zubereitet, eine große Auswahl an Klassikern steht auf der Karte, dieses Angebot haben wir aber bislang nicht wahrgenommen.

Rotes Curry mit Udon-Nudeln, gebratenem Gemüse und knuspriger Ente

Rotes Curry mit Udon-Nudeln, gebratenem Gemüse und knuspriger Ente

Zum Essen serviert man Biere von Zirndorfer/Tucher, das Seidla kommt auf 3,- Euro, was in der Innenstadt ebenfalls ein akzeptabler Imbisstarif ist.

Um nicht missverstanden zu werden, die Kolumne „Wirtshaus-Explorer“ legt ja anderes nahe, handelt es sich nicht um ein klassisches Restaurant, sondern tatsächlich eher um eine Imbisstube mit sechs oder sieben Tischen – und die waren, als wir das Moc Quan besuchten, auch annähernd voll belegt. Aber auch die bekannten Essenslieferdienste gehen hier ein und aus, zudem wird das Menü natürlich auch zum Mitnehmen angeboten. Die Aufenthaltsqualität ist nicht dieselbe, wie in einem Restaurant, aber für ein schnelles Mittag- oder Abendessen kann man sich hier gut niederlassen. Beachtenswert sind zudem die zwei bis drei Tagesgerichte, die vergünstigt angeboten werden.

Moc Quan, Innere Laufer Gasse 8, 90403 Nürnberg. Telefon: 99 44 25 99

—————————-

*) Dieses wirklich wunderbare, die Komparabilität vieler gastronomischer Konzepte zahlloser average Asia-Imbisse so vortrefflich beschreibende Bild verdanken wir niemandem Geringerem als Michael „Nibbler“ Horn, dem ich dafür zutiefst zu Dank verpflichtet bin.

Wirtshaus-Explorer: Restaurant Tiflis (im „Schloss Bismarck“), Nürnberg

Schon vor einiger Zeit hat in der ehemaligen Speisegaststätte „Schloss Bismarck“ in der Bismarckstraße ein georgisches Restaurant, das „Tiflis“ eröffnet. Obwohl wir im Viertel wohnen und oft an der Gaststätte vorbeikommen, bedurfte es doch des Zuspruchs guter Freunde, um dieses Restaurant einmal aufzusuchen, denn von Außen sieht die Gaststätte doch eher einfach und unspektakulär aus (um es einmal vorsichtig zu sagen).

Wirtshaus Tiflis im Schloss Bismarck, Nürnberg

Von Georgien weiß ich nur wenig. Daher lese ich mir vor dem Restaurantbesuch den Wikipedia-Artikel des Landes durch. „Georgiens Küche„, heißt es da, „galt als die Haute Cuisine der sowjetischen Küche. Sie ist für ihre Qualität und regionale Vielfalt bekannt“. Das zumindest klingt vielversprechend und spannend – und wir sollten nicht enttäuscht werden.

Gaststube des Restaurants Tiflis, Nürnberg

Vorletzte Woche war es dann so weit: Wir trafen im gut besuchten Restaurant ein. Die Gaststube selbst hat sich viel vom spröden Charme der alten Schweinsbraten-Gaststätte, die hier einmal ansässig war, erhalten können, es wurde nur behutsam renoviert und einige Akzente sind optisch geändert worden – die Tischplatten wurden blau lackiert, die Polster der Bänke und Stühle sind frisch bezogen und der Teil der Wand, der nicht in Rustikaleichenholz vertäfelt ist, genoss ebenfalls ein Makeover. Das Ambiente verströmt Gemütlichkeit, gleichwohl hat man der Gaststube den kleinbürgerlichen Mief durchaus ausgetrieben.

georgische Limonade, Zandoukeli; Restaurant Tiflis, NürnbergSchnell waren die reservierten Plätze eingenommen, es sitzt sich gut und komfortabel im Tiflis. Die Servicemitarbeiterin hieß uns herzlich willkommen und führte uns ein wenig in die georgische Küche und ihre Besonderheiten ein. Die erste Getränkerunde beinhaltete Bier (ausgeschenkt werden Biere der Brauerei Tucher und deren Marke Grüner, das ist in Nürnberg ja leider Standard, georgisches Bier hätte ich ja auch mal spannend gefunden) und eine georgische Estragon-Linomade namens Zandukeli, die mit einem intensiv-künstlichen Grün, wie man es von Waldmeisterbowlen kennt, ins Glas floss. Ich fand diese Limonade vielleicht ein wenig süß, geschmacklich aber sehr interessant und äußerst süffig, meine Mitstreiter hatten an dem für unseren Gaumen sicher eigenwilligen Geschmack weniger Gefallen. Als Vorspeisen orderten wir Khinkali, Teigtaschen mit einem Gemisch deftig gewürzten Rinder- und Schweinehackfleischs. Diese Teigtaschen, so sagte man uns, seien mit der Hand zu essen, ein gar nicht so einfaches Unterfangen, weil sich in der verschlossenen Tasche neben dem Hackfleisch auch durchaus noch etwas Brühe befindet (5 Stück, 13 Euro).

Khinkali, mit gemischtem Hackfleisch gefüllte georgische Teigtaschen traditioneller Art; Restaurant Tiflis, Nürnberg

Wirklich schmackhaft war das Chatschapuri (10,- Euro), ein mit Käse gefülltes, frisch gebackenes Brotschiffchen, auf das man kurz vor dem Servieren noch ein rohes Ei schlägt. Am Tisch wird der Teigrand des heißen Brots mit Butter bestrichen, die sich augenblicklich verflüssigt und der Butterrest, das rohe Ei und der Käse sodann mit einer Gabel im Brotschiffchen verquirlt.

Chatschapuri, angerichtet; Restaurant Tiflis, Nürnberg

Ei und heißer Käse ziehen ein wenig an und geben eine zähflüssige, geschmacksintensive Füllung; das Chatschapuri ist in den gezwirbelten Enden ebenfalls mit Käse gefüllt und damit ein super-geschmackiger, hochkalorischer Fett-Hattrick. Sehr empfehlenswert, wenngleich für eine Vorspeise natürlich eine Ansage.

diverse Speisen auf dem Tisch, Beilagen; Restaurant Tiflis, Nürnberg

Zur Hauptspeise bestellten wir Auberginenröllchen mit Walnussfüllung (eigentlich eine Vorspeise), Tschachochbili, ein mit Hühnerfleisch in einer sehr rund und pikant gewürzten Soße auf Tomatengrundlage mit Paprika und Zwiebeln gefüllter Tontopf (für mich persönlich das Highlight des Menüs, 12,50 Euro, die Beilage muss separat dazubestellt werden) und Chartscho, einen milden Rindfleischeintopf in Walnusssoße (16 Euro). Auch wenn der Eintopf fein komponiert und mit der Walnusssoße auch raffiniert schmeckte, fehlte mir hier der letzte Twist. Das Essen kommt heiß und duftend an den Tisch – ein Traum, sich aus der Vielfalt der Köstlichkeiten bedienen zu dürfen und sich durch die Geschmäcker Georgiens zu kosten. Nun kann ich natürlich nicht beurteilen, wie authentisch die Küche im Tiflis ist (ich war noch nie in Georgien), aber sie vermittelt zumindest den Eindruck, nicht nur landestypisch zu sein, sondern auch die regionalen Besonderheiten und Unterschiede kulinarisch zu berücksichtigen.

georgische Weinem rot, rosé und weiß, Naturwein; Restaurant Tiflis, NürnbergBesondere Erwähnung finden muss auf jeden Fall die Weinbegleitung, denn auch bei den angebotenen Weinen handelt es sich ausnahmslos um Tropfen aus Georgien, allesamt Naturweine, in landestypischen „Amphoren“ gereift, teils unfiltriert und geschmacklich etwas, das den Gaumen von Freunden fränkischen, italienischen, französischen oder spanischen Weins sicher herausfordert. Bei der Weinauswahl auf der Karte achtet man darauf, dass der Wein traditionell auf der Traubenschale mit Kernen und Stängeln in Quevris ausgebaut wird. Das ergibt einen sehr besonderen, von Trübstoffen durchsetzten, geradezu würzigen Wein, der in Dichte und Intensität kaum mit im Stahltank oder Holzfass ausgebautem Wein vergleichbar ist. Ich versuche den Saperavi 525 (2019, eine autochthone georgische Rebsorte, stattliche 15% Volumenalkohol; 0,15l 7,90 Euro, 0,7l 37,- Euro), der mit seiner schon fast einzigartig samtigen Textur, seiner augenfälligen Dichte und seinen deutlich hervortretenden Gerbstoffen ein äußerst spannendes Gewächs ist, das sofort meinen Gefallen findet. Ebenfalls interessant, deutlich leichter und einige Nuancen „rauchiger“, gegen den Saperavi bezüglich seiner Intensität aber etwas abfallender ist der Dzelshavi (0,15l 7,10 Euro, 0,75l 34,- Euro). Später werden wir die Gelegenheit haben, einen Wein der Rebsorte Kisi (vom gleichen Winzer, der auch den Saperavi gekeltert hat, Gegi Vasadze) zu verkosten, einen bernsteinfarbenen Wein, der mit deutlich Tannin und einem schon fast tabakhaftem Geschmack überrascht, zudem probieren wir einen Weißwein der Rebsorten Tetri Kamuri und Tsolikouri der Kellerei Iberieli, der sehr gefällig und mit dezenter Süße ins Glas fließt. Die Qualität der Weine überrascht und überzeugt; wer bereit ist, sich ganz neuen Aromen zu öffnen, der ist im Tiflis an der richtigen Stelle!

Ich blicke auf einen sehr gelungenen und kulinarisch spannenden und bereichernden Abend im Restaurant Tiflis zurück, das ich nach unserer Erfahrung nun sehr empfehlen kann. Macht nicht denselben Fehler wie wir und lasst Euch vom etwas unwirtlichen Äußeren des Gasthauses abschrecken, denn was Küche und Keller zu bieten haben, kann über das etwas rustikale Ambiente allemal hinwegtrösten. Eine Reservierung ist empfohlen.

Restaurant Tiflis, Bismarckstraße 12, 90491 Nürnberg, Telefon 340 20 969.

Wirtshaus-Explorer: „Mezze“ am Weinmarkt in Nürnberg

Man muss es ganz klar so sagen: Wo Licht ist, ist auch Schatten. So zumindest möchte ich nach meinem zweiten Besuch den Eindruck zusammenfassen, der sich uns im „Mezze“ einprägte und unsere Erfahrungen vom ersten Mal bestätigt. Doch der Reihe nach:

In direkter Nachbarschaft zum berühmten „Essigbrätlein“ – und damit malerisch am Weinmarkt gelegen, befindet sich seit 2022 das Restaurant Mezze, das sich selbst als „Turkish Kitchen & Bar“ bezeichnet. Es ist modern eingerichtet und bietet dem Gast überraschend viele Sitzplätze im Erd- und Kellergeschoss.

Beim ersten Besuch waren wir zu viert, diese Woche zu dritt. Getreu dem Namen des Restaurants sind wir bei beiden Besuchen bei Tisch schnell übereingekommen, unsere Speisen als „shared table“ servieren zu lassen. Somit hat jeder am Tisch die Gelegenheit, viele Gerichte probieren zu können; diese Art des Essens ist nicht nur kulinarisch bereichernd, sondern auch sehr kommunikativ. „Der Fokus des Restaurants“ liege, so liest man auf der Webseite, „auf der türkischen Küche und deren raffinierten kleinen Köstlichkeiten“, es gibt „Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte oder Gemüse“.

Mezze - Turkish Bar & Kitchen am Nürnberger Weinmarkt

Ich bestellte als Vorspeise Pulpo in Tomatensoße, „Domates Soslu Ahtapot“ zu 9 Euro. Die Portion war großzügig, die Soße überzeugte durch ihre Fruchtigkeit, doch der Tintenfisch, der mit scharf marinierten Zwiebeln serviert wurde, schmeckte unangenehm alt.

Mezze Nürnberg - Vorspeisen

Zudem wurden mit Shrimps gefüllte Teigtaschen, Manti, die auf einem Joghurtbett gereicht wurden, bestellt – diese waren rundheraus hervorragend; weiterhin orderten wir „Saksuka Patlikan“, ein leider reichlich geschmacksarmes Gericht in einer wässrigen Soße, welches nicht zu überzeugen vermochte und aufgrund seiner dünnen Lake mit den Saksukas, die man andernorts angeboten bekommt, kaum vergleichbar ist. Dazu wurde heißes, weiches Fladenbrot gereicht, das wir dankbar annahmen, um die Soßen der Mezze zu tunken.

Mezze Nürnberg - Hauptgerichte

Zu den Hauptgerichten: Herausragend waren die „Yogurtlu Kasap Köfte“ (20,90 Euro), fein gewürzte und knusprige, saftige Hackfleischstücke nach Art einer kleinen Bulette mit frittierten Kartoffelspalten an Joghurt und fruchtig-milder Tomatensoße, garniert mit zwei Spitzpaprika. Eine schöne Portion, die wirklich gut geschmeckt hat. Ebenso überzeugen konnten „Karides Güvec“, dampfend heiß direkt aus dem Ofen servierte Garnelen in Knoblauchbutter. Irritierend, dass man zu diesem Gericht wirklich keinerlei Beilagen bekommt, weder Brot, Salat noch Reis – und man so um den Preis von 19,90 Euro, selbst bei kleinem Hunger, nicht satt werden kann. Fairerweise sei dazu gesagt, dass auf der Karte keine Beilage verzeichnet ist, aber einfach „nackte“ Garnelen – ohne alles – serviert zu bekommen, na ja…
Die dritte Hauptspeise steht als „Tavuclu Mutancana (Saray yemegi)“ auf der Karte, an den Tisch gebracht werden kleine, etwas gummiartige Hühnerwürfel an einer Soße aus Silberzwiebeln, Honig und getrockneten Früchten (Aprikosen, Feigen und Rosinen) mit Mandeln. Dazu gab es einen sehr feinen, raffiniert gewürzten Reis. Das Gericht wäre geschmacklich sehr interessant gewesen, wäre es nicht von den Hühnerbrocken durchzogen – der Reis allerdings konnte überzeugen. Wir haben mit großer Lust versucht, herauszuschmecken, wie er gewürzt sein könnte. Minze war deutlich erkennbar, Nelken, möglicherweise Kardamom und Zimt ebenfalls. Wir wissen es nicht sicher – schön, wenn so ein Gericht sein kleines Geheimnis behält.

Mezze Nürnberg am Weinmarkt

Der Service ist flott, verbindlich und bemüht, an kleinen Details mangelt es. Sehr deutlich haben wir zu verstehen gegeben, dass wir uns alle Portionen teilen werden, die Vorspeisenteller und das Besteck wurden nach den Mezze dennoch nicht getauscht. Schön wäre auch gewesen, wenn die Hauptspeisenteller vorgewärmt gewesen wären, so waren die Gerichte zum Teil leider kalt. Solche vermeintlichen Kleinigkeiten verraten, dass der sonst nicht zu beanstandende Service dem Preisniveau des Restaurants nicht wirklich gerecht werden kann. Und weil ich gerade vom Preisniveau spreche:

Die (was positiv auffällt) wenigen Hauptgerichte auf der Karte bewegen sich in einem Preisrahmen von 16,90 Euro (vegetarisch) bis 25,90 Euro. Ein Bier, Efes, 0,33 Liter, kostet 4,50 Euro, 0,2 Liter Wein schlagen mit stattlichen 7,90 Euro zu Buche. Softdrinks gibt es nur als 0,2 Liter-Variante. Während die Hauptspeisen sich in einem normal-gehobenen Preisbereich bewegen, empfinde ich die Getränkepreise als unangenehm. Man möge allerdings nicht vergessen, dass die Portionsgrößen es aus meiner Sicht nötig machen, dass man mindestens eine Vorspeise wählt – die Mezze sind ja auch gastronomisches Programm und Konzept; das schlägt sich freilich auf der Rechnung nieder.

Das Fazit der fünf Personen, mit denen wir das Mezze besucht haben, fällt, wen wollte es wundern, ambivalent aus. Interessante Geschmäcker und ungewöhnliche Gewürzkombinationen in stilvollem Ambiente treffen auf alten Fisch und wenig appetitliches Huhn. Ein zurückhaltend-flotter Service trifft auf ungemütliche Hochstühle und das nervös flackernde LED-Licht im Keller. Man kann also schlecht sagen, man wolle dem Mezze keine Empfehlung aussprechen, reinen Gewissens weiterempfehlen möchte man das Restaurant, das die ein- oder andere angenehme wie unangenehme Überraschung für den Gast bereithält, aber auch nicht.

Wer einen Platz reservieren möchte und nicht gerne an den ungastlichen Hochstühlen Platz nimmt, sollte darauf bei der Reservierung explizit hinweisen. Im Keller gibt es auf der Stirnseite einige normal hohe Stühle und Bänke, an denen man gemütlich sitzen kann.

Mezze - Turkish Bar & Kitchen, Sitzplätze im Keller

Gemessen an der Portionsgröße und leider auch teilweise an der Qualität der Speisen ist das Mezze kein ganz billiges Restaurant. Den Benchmark, den in Nürnberg andere türkische und arabische Restaurants gesetzt haben, vermag man im Mezze bedauerlicherweise nicht zu überspringen. Das Ambiente hingegen ist zeitlos modern und angenehm, der Service verbindlich und auch schnell und die ein- oder andere Speise sticht auch geschmacklich positiv aus dem Angebot heraus.

Mezze, Weinmarkt 5, 90402 Nürnberg, Telefon 89 21 40 01

Wirtshaus-Explorer: Hidden Kitchen in Muggenhof

Im besten Wortsinne gut versteckt in der Tassilostraße im (von mir – zumindest bis heute – als wenig hip wahrgenommenen) Stadtteil Muggenhof unweit der Stadtgrenze liegt ein gastronomisches Kleinod, das die Nürnberger Restaurantszene auf interessante Weise bereichert. Es ist weniger das Ambiente der „Hidden Kitchen“, das mich so nachhaltig beeindruckt hat, sondern das Speiseangebot und die Form der Präsentation. Aber der Reihe nach…

Orientalische Cross-over-Küche liegt gerade voll im Trend, besonders dann, wenn die Gerichte als Mezze, also den Tapas ähnlich, auf kleinen Vorspeisentellern angerichtet werden. Diese stellt man dann in die Mitte des Tischs und hat so nicht nur einen wunderbar bunten und vielfältigen shared table, sondern auch einen unglaublich kommunikativen Abend.

Die Hidden Kitchen bietet zwei Voraussetzungen, dass der Genuss der Mezze auch ein tatsächlicher Genuss ist: Zuerst einmal gibt es „Running Mezze“, also eine Art „all you can eat“, aber eben nicht in Buffetform, sondern mit Tischservice, außerdem werden Tische nicht in Zeitslots vergeben (wie inzwischen leider viel zu oft), sondern man kann in aller Ruhe und ohne Zeitdruck sitzen bleiben. Wer möchte, kann aber auch selbstverständlich à la carte speisen.

Das Konzept des Mezze-All-You-Can-Eat ist schnell erklärt: Es kostet pro Person knapp 28 Euro und ist als shared table gedacht, je nach Gästezahl am Tisch sind die Portionen der jeweiligen Mezze eben größer oder kleiner. Es wird eine Vorauswahl an den Tisch gebracht, jeder Gast kann entscheiden, ob er vegetarisch, vegan oder normal essen möchte. Was leer ist und schmeckt, kann jederzeit nachbestellt werden. Zuerst werden Vorspeisen und hausgebackenes Fladenbrot an den Tisch gebracht, danach serviert der flotte Service nach und nach die Mezze. Das ist eine wirklich entspannte und entschleunigte Art des Essens, die alle belohnt, die gerne etwas Neues entdecken.

Besonders interessant ist die Vielfalt veganer Mezze, hier werden unter anderem ganz klassisch Hummus, Baba Ganoush und gebackene Falafeln gereicht, es gibt aber auch eine sehr schmackhafte Paste von Roter Bete, Shawandar, diverse Oliven und eine sehr feine, dezent scharfe Paste namens Muhammara aus Paprika, Zwiebeln, Tomaten und Walnüssen, Kichererbsensalat und Tabouleh. Aber auch Vegetarier kommen mit dem hausgemachten weißen Käse, Mutabbal und Makdous (beides auf Grundlagen von Auberginen) und einem etwas seltsamen kalten Blumenkohl an einer Art Käsesoße auf ihre Kosten. Wirklich fleischlastig sind die Mezze nicht, wer möchte, dem serviert man gegrillte Hähnchen- und Kebapspieße, Albondigas (Lammhackbällchen in Tomatensoße) und es wird auch Hühnerfleisch in einer Soße auf Basis des hausgemachten Weißkäses angeboten. Dazu werden vielfältige Salate, Couscous und ein besonders interessant gewürzter Reis, Mandi, serviert. Letzterer hat es mir aufgrund seiner speziellen Würzung und subtilen Schärfe besonders angetan und so fragten wir, wie er denn zubereitet werde. Das bleibt freilich das Geheimnis des Hauses, es sei aber so viel verraten, dass er neben der Verfeinerung mit Safran auch über einem Kohlenfeuer geräuchert wird. Diese Zubereitungsart, so erklärte man uns, lehne sich eng an die traditionelle jemenitische Küche an.

Vermisst haben wir lediglich die Datteln im Geflügelbacon und die Garnelenmezze, diese waren nicht Bestandteil des „Running Mezze“-Angebots. Geschmacklich waren alle Mezze mindestens interessant, die meisten schmeckten ausgezeichnet – und angesichts der Vielfalt am Tisch fand jeder schnell seinen Favoriten. Und so ist das Essen in der Hidden Kitchen nicht nur eine sehr kommunikative Angelegenheit, sondern auch ein in ungekannter Vielfalt nicht ganz alltäglicher Genuss.

Was man wissen muss, ist, dass weder Schweinefleisch noch Alkohol angeboten werden. Alkoholfreies Helles von Zirndorfer bekommt man aber, genauso wie Softdrinks, Säfte und Saftschorlen.

Der Service ist aufmerksam, fragt alle Gäste nach Unverträglichkeiten und Allergien und erklärt jeweils kurz, worum es sich bei den Gerichten, die da an den Tisch kommen, handelt.

Die Hidden Kitchen bietet sowohl im Innen-, als auch im Außenbereich viel Platz – wir waren überrascht, wie weitläufig der Hinterhof sich in die Wohnbebauung erstreckt. Das Restaurant dürfte etwa im Jahre 2022 eröffnet haben, zuerst (da kann mich aber meine Erinnerung trügen) als Pop-Up-Gastronomie, mittlerweile aber ist die Hidden Kitchen fester Bestandteil der Muggenhofer Wirtschaftsgeografie. Und der Zuspruch ist groß, man sollte auf jeden Fall einen Tisch reservieren.

Hidden Kitchen, Tassilostraße 10, 90429 Nürnberg, (0911) 384 51 778. Bild 5 und 6 dieses Beitrags mit freundlicher Genehmigung von Karl Heindel.

Wirtshaus-Explorer: Falko Manufaktur

Nun, um mit all den Malaisen und Miseren, mit denen wir uns gegenwärtig so gehäuft konfrontiert sehen, adäquat umgehen zu können, soll zwischenzeitlich auch der Genuss nicht vergessen sein – und vor knappen zwei Wochen hatten wir dank kundigem Rat eines alten Freundes die Gelegenheit, eine Lokalität aufzusuchen, die wir ohne diesen Fingerzeig wohl links liegen gelassen hätten: Die Manufaktur Falco in der nahe dem Nürnberger Hauptbahnhof gelegenen Luitpoldstraße.

Bevor ich ein wenig darüber erzähle, wie es uns dort geschmeckt hat, kurz, warum wir an dieser Lokalität fast vorbeigestiefelt wären: Pizza ist seit meiner Kindheit oft und gerne gegessener Bestandteil meines Speiseplans, ein unangefochtener Klassiker, der freilich gewissen Mindeststandards genügen muss, der aber fest mit Bodenständig assoziiert bleibt und der vor allem keiner besonderen Aufwertung durch wie auch immer geartete Marketingmaßnahmen oder anderes Chichi bedarf. Wer meint, eine profane Pizza aufwerten zu müssen, um sie mit einem deutlich überdurchschnittlichen Betrag auspreisen zu können, ist darum schnell in der Gefahr, Opfer meines Argwohns zu werden. Gewöhnlich meide ich Edelpizzerien, nur allzu oft wurde ich von ihnen enttäuscht, nur allzu oft konnten sie die von ihrem klangvollen Namen und der Speisekarte implizit gegebenen Versprechen nicht einhalten.

Nicht so in der Pizzamanufaktur. Hier diniert es sich freilich zu selbst für Nürnberger Innenstadtverhältnissen relativ gehobenen Preisen, dafür aber gelingt der Küche ihr Handwerk – die Pizzen sind unverschämt gut!

Bei unserem Besuch habe ich mich für die Variante „Hellboy“ entschieden, es wird eine Pizza auch unnachahmlich feinem, lockerem Teig an den Tisch gebracht, wunderbar schmelzender Mozzarella Fior die Latte ruht auf geschmacklich intensiven und unglaublich fruchtigen Tomaten, die scharfe Salami sucht ebenfalls ihresgleichen. Auch den anderen Tischgenossen schmeckte es ausgezeichnet – es scheint darüber hinaus, dass man die Qualität in der Manufaktur halten kann. Dazu serviert man einen ganz ausgezeichneten Primitivo, schön dicht, fruchtig, von einer angenehmen Samtigkeit und einer gewissen Gravitas – hervorragend passend.

Die Pizzakreationen, das schätze ich sehr, sind allesamt traditionell, es fehlt aber nicht an der gewissen Raffinesse. Und so bekommt man auch eine Pizza mit sechs Käsen, eine Kombination aus Parmesan und gehobeltem schwarzen Sommertrüffel, eine klassische Calzone…

Das wirklich stylishe Restaurant, das sich selbst als Pizzabar bezeichnet, ist in einem heute in quasi neuem Glanz erstrahlenden Gebäude, das vor noch nicht allzu langer Zeit eine durchaus fragwürdig beleumundete Spelunke mit dem Namen „Stage 2000“ beherbergte, eine Lokalität, deren wesentliche „Sehenswürdigkeiten“ sich auf Porno-, Kabinenkinos und einen Drehteller, auf dem interessierte Zeitgenossen von auf selbem drapierten, spärlich bekleiden Damen die Auslage präsentiert bekamen, untergebracht. Solche Zeiten sind freilich längst vorbei, in der immer prosperierenden Luitpoltstraße gibt es meiner Kenntnis nach nur noch einen einzigen Amüsierbetrieb dieser Art. Und die Manufaktur fügt sich in das nun quasi zur Gänze gewandelte Ambiente hervorragend ein.

Eigentlich habe ich nur einen einzigen Kritikpunkt, der muss aber einmal in all seiner Brisanz formuliert sein: Nulldreiunddreißiger Biere ausgeschenkt zu bekommen kann ein Franke nur als Affront gegen die hiesige Trinkkultur und die vorherrschenden fränkischen Sitten der Gastlichkeit werten. Hier ist dringender Änderungsbedarf angezeigt: Ein Bier in der Größe 0,33l hat in unseren Breitengraden grundsätzlich nichts verloren, über diesen Fauxpas rettet auch der Umstand, dass es sich um ordentliches Schanzenbräu handelt, nicht hinweg.

Insgesamt eine schöne, eine sehenswerte Location mit hervorragenden Pizzen, die ich empfehlen kann. Eine Reservierung ist empfohlen.

Falco Manufaktur, Luitpoldstraße 12, 90402 Nürnberg, Telefon: 477 37 8 40

Wirtshaus-Explorer: Gaststätte Bienenheim, Nürnberg-Zerzabelshof

Wenn wir nicht den Tipp bekommen hätten, dass, gut versteckt mitten in Zerzabelshof am Rande einer Kleingartenkolonie und eines Wäldchens, unweit des Goldbachs und der Diehl-Villa, das Restaurant Bienenheim, ein klassisches griechisches Lokal mit guter, bodenständiger Küche liegt, wir hätten uns wohl nie in diesen durchaus entlegenen Zipfel Zabos verirrt. Das Bienenheim ist ein überraschend großes Restaurant (von außen sieht es viel kleiner aus, als es tatsächlich ist) und hat einen großen, wunderschönen Biergarten, in dem man im Sommer lauschig unter alten Bäumen sitzt.

Restaurant "Bienenheim", Nürnberg-Zerzabelshof

Obschon seit mindestens 15 Jahren das Restaurant in diesen Räumlichkeiten zu finden ist, ist der Gastraum modern und großzügig gestaltet, auch das Nebenzimmer vermittelt durch das dunkel gehaltene Interieur und das gedämpfte Licht eine ruhige und gepflegte Atmosphäre. Man sitzt an großzügigen Tafeln, der Service ist freundlich und flott. Besonders schön, wie eingangs schon erwähnt, ist allerdings der Biergarten. Schöne Biergärten sind in Nürnberg nicht mehr allzu häufig anzutreffen, der im Bienenheim ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Angeschlossen ist ein kleiner Kinderspielplatz und einige Parkplätze (wenn das Restaurant gut besucht ist, muss man sich allerdings in der Regel einen Parkplatz im Viertel suchen, was sich nicht immer ganz einfach gestaltet).

Restaurant "Bienenheim", Nürnberg-Zerzabelshof, Innenansicht I

Nürnberg-Zerzabelshof, Innenansicht II

In den letzten Jahren waren wir immer wieder im Bienenheim, einfach, weil die Küche konstant gutes, griechisches Essen serviert. Zu unseren persönlichen Highlights gehören die Vorspeisenplatte, die in ihrer Varianz und auch in ihrer Portionsgröße durchaus schon als Hauptspeise durchgehen kann und der Klassiker „Gyros-Calamari“ (17,50 Euro), das Gyros immer frisch und knusprig, die Calamares leicht und mild paniert und auf den Punkt frittiert. Dazu reicht man einen hervorragenden Krautsalat und auch ein schmackhafter Klecks Zaziki findet sich auf dem Teller. Klar, das klingt jetzt erst einmal völlig unspektakulär – und das ist es im Kernwohl auch, aber so wie das Gericht im Bienenheim angeboten wird, ist es vor allem eines: unheimlich lecker! Zum Vorspeisenteller (14,50 Euro): Fein die gefüllten Weinblätter (Dolmades), Tiropitakia und vor allem die hausgemachte Oliven- und Fetacreme an gegrillten Zucchini, Auberginen und Paprika sind wunderbar schmackhaft.

Bienenheim Nürnberg-Zerzabelshof, Mixteller Gyros-Kalamari

Bienenheim Nürnberg-Zerzabelshof, Vorspeisenteller für eine Person

Weithin bekannt (und beliebt) sind auch die fränkischen Gerichte, die allerdings nur Sonntagmittag serviert werden: Schäufele, Schweine- und Jägerbraten. Als Geheimtipp gilt die geschmorte Lammhaxe und als Nachspeise Galaktoboureko (6,50 Euro, konnte uns bei unserem letzten Besuch allerdings nicht ganz überzeugen).

Man schenkt Biere der Brauerei Tucher aus, das Seidla Urfränkisch Dunkel schlägt mit 3,90 Euro zu Buche, ein Hefeweizen kostet 4,- Euro und 0,2l einfacher Silvaner (nicht so großzügig eingeschenkt, wie man es anderen Ortes gewohnt ist) kostet 5,50 Euro.

Das Bienenheim mag vielleicht kein Repräsentant der Haute Cuisine sein, aber dort wird seit Jahren konstant gute Qualität abgeliefert – das Essen ist schmackhaft, deftig, die Portionen ordentlich und die Preise vertretbar. Und um solche Adressen ist man heutzutage ja schon sehr dankbar.

Restaurant Bienenheim, Adalbert-Stifter-Straße 1, 90480 Nürnberg, 0911 / 40 64 90

Wirtshaus-Explorer: Quattro Stagioni, Nürnberg-Veilhof

Was wären unsere Nürnberger Stadtteile ohne die alteingesessenen Wirtschaften, die kleinen, familiengeführten Restaurants, ohne die Gäste aus der Nachbarschaft? Sicher weniger lebenswerte, langweiligere und ärmere Orte. Und so gilt es heute, auf eines jeder Lokale ein Loblied zu singen, das genau so ein wunderbares gastronomisches Angebot inmitten des Stadtteils Veilhof macht – das Quattro Stagioni, ein im besten Wortsinne familiär geführtes italienisches Restaurant inmitten des Viertels.

Den stets fröhlichen und so begeistert lächelnden Küchenchef des „Quattro“, Gianni, kennt man im Viertel. Gianni ist mehr als nur Koch – er ist ein begeisterter Vermittler der italienischen Kulinarik, und das immer mit einem Augenzwinkern und einem sicheren Gespür für die Bedürfnisse seiner Gäste und er ist die Seele des Restaurants. Man merkt sofort, dass Gianni seine Küche, seine Berufung liebt – das schmeckt man und so ist sein Restaurant seit zwanzig Jahren immer gut besucht.

Quattro Stagioni, Nürnberg

Der an der Heerwagenstraße/Ecke Geuderstraße gelegene Italiener hat nicht nur einen großzügigen Gastraum mit Nebenzimmer, sondern im Sommer auch einen typischen Hinterhofbiergarten, man sitzt lauschig inmitten der alten Mietshäuser unter einem großen Baum und genießt einen frischen Rosé oder ein Bier (der Brauereien Zeltner bzw. Tucher).
Auf der großen Speisekarte finden wir all die italienischen Klassiker, die wir kennen und lieben, seien es Bruschette, sei es die Pizza Salami, Calzone (alle aus dem Steinofen) oder die berühmten Spaghetti Carbonara.

Die echten Spezialitäten der Küche de Quattro Stagioni offenbaren sich aber auf der Tageskarte, die handgeschrieben auf großen Kreidetafeln im Restaurant zu finden sind. Hier stehen je nach Jahreszeit Fischgerichte (Dorade, Dorsch), Muscheln, Gerichte mit frischen Pilzen (so zum Beispiel Steinpilzrisotto), hausgemachte Nudeln und andere Köstlichkeiten angeschrieben. Und wenn man einen Sonderwunsch hat – Gianni erfüllt ihn gerne. Man sitzt also beim Stadtteilitaliener in normalem Ambiente und kann kulinarisch extravagieren – wo gibt es das heute noch?

Besonders angelegentlich möchte ich, sofern sie auf der Tageskarte steht, die Kalbsleber venezianischer Art empfehlen. Die leichte Weißweinsoße, die glasierten Zwiebeln und die in milder Salbeibutter geschwenkten Tagliatelle harmonieren so perfekt, so angenehm mit der auf den Punkt gebratenen, zarten Leber, dass es wirklich ein Hochgenuss ist.

Leber venezianische Art, Quattro Stagioni, Nürnberg

Manche Zutat bringt der Küchenchef selbst aus Italien mit, die Gerichte werden alle frisch zubereitet. Dass, ist das Restaurant voll, man durchaus auf sein Essen warten muss, ist der Preis dieser frischen Küche.

Hausgemachte Spaghetti Amatriciana, Quattro Stagioni, Nürnberg   Pizza Salsiccia picante, Quattro Stagioni, Nürnberg    Pizza Calzone, Quattro Stagioni, Nürnberg    Pizza Salami, Quattro Stagioni, Nürnberg

Preislich bewegt sich die hochanständige Küche im Mittelfeld und so ist das Restaurant zumeist gut frequentiert – da empfiehlt sich auf jeden Fall eine telefonische Tischreservierung.

Restaurante Pizzeria Quattro Stagioni, Heerwagenstraße 21, 90489 Nürnberg, Telefon: 0911 / 28 57 658

Wirtshaus-Explorer: Gaststätte und Weinstube „Zum Flößla“, Nürnberg

Schon oft habe ich an ähnlicher Stelle beklagt, dass es immer schwieriger wird, in der Nürnberger Innenstadt gut gutbürgerlich essen zu gehen und die fränkische Küche, sosehr ich auch das internationale Speisenangebot in der Stadt schätze, immer mehr ins Hintertreffen gerät. Dieser Tage musste ich mich aber (zum Glück einmal wieder) eines Besseren belehren lassen, den Karl empfahl uns ein Restaurant, in das ich ohne diese Empfehlung wohl nie gegangen wäre, so unscheinbar präsentiert es sich von außen. Dabei liegt der Untere Bergauerplatz so malerisch an der Pegnitz, den Ausblick entlang des Flusses auf die Altstadt kann man von der direkt gegenüberliegenden Heubrücke, die zum Heilig-Geist-Spital führt, richtig genießen.

Kenner der Nürnberger „Wirtschaftsgeografie“ werden nun wissen, welche Lokalität ich meine: Die Gaststätte „Zum Flößla“, so unspektakulär sie auf den ersten Blick auch sein mag, hat es in sich.

Gaststätte "Zum Flößla", Unterer Bergauerplatz, Nürnberg. Außenansicht.

Betritt man die Gaststube, so fällt sofort ins Auge, dass sie sehr urig und sehr klein ist, fast schon verwunschen verwinkelt. Kleine Speisegaststätten sind nun in der Nürnberger Innenstadt kein einmaliges Phänomen, aber im Flößla ist’s eben nicht nur klein, sondern gemütlich – und seien wir ehrlich: Das Flair einer Gaststätte ist doch die halbe Miete.

Das urige Interieur passt aber eben nicht nur perfekt ins Konzept des Flößlas, sondern auch irgendwie in die malerische Altstädter Gegend.Gaststätte "Zum Flößla", Nürnberg; Innenansicht.

Vor oder nach dem Restaurantbesuch sollte man die Gelegenheit nutzen und ein wenig in der Gegend spazieren gehen. Hier gibts einiges zu sehen, begonnen bei der Ruine des ehemaligen Katharinenklosters über den eingangs schon erwähnten malerischen Blick über die Pegnitz auf die Insel Schütt und das Heilig-Geist-Spital.

Der Besuch lohnt auf jeden Fall, nicht nur wegen der sehenswerten Umgegend. Von der Chefin wird jeder Gast aufs Herzlichste willkommen geheißen, der Service ist zugewandt, persönlich und zügig. Für Freunde der fränkischen Küche bietet die Speisekarte eine sehr üppige Auswahl unterschiedlichster Gerichte. Ich habe mir sagen lassen, die Spezialität des Hauses sei die Sülze – probiert habe ich sie allerdings nicht. Ebenfalls wurde mir von einem phänomenalen Wiener Kalbsschnitzel berichtet – am Abend meines Besuches musste ich aber unbedingt das Schäufele testen – und das konnte ebenfalls überzeugen.Gaststätte "Zum Flößla", Nürnberg; Innenansicht. Ein wirklich gutes Schäufele kommt mit einer knusprig-zarten Kruste, das Fleisch muss sich leicht vom Knochen lösen und zart sein. In einer geschmacklich guten, würzigen, aber nicht zu dichten und zu schweren Soße findet sich das Schulterstück des Schweins wieder, ein perfekt auf den Punkt gekochtes Kniedla begleitet das Gericht ebenso, wie ein liebevoll arrangierter und mit einem guten Dressing abgerundeter Beilagensalat – das Flößla liefert in all diesen Punkten ohne Fehl und Tadel ab.

Meinen Mitspeisenden stand an jenem Abend der Sinn nach Braten – und gerade der Sauerbraten gereichte ebenfalls zu Verzückung. Abgerundet wurde unser Besuch von einer Nachspeise, die wir uns dann aber teilen mussten – Kaiserschmarrn. Der war herrlich fluffig gelungen und mundete ebenfalls vorzüglich.
De Silvaner Hausschoppen war erwartungsgemäß sehr anständig, zudem serviert man Kuchlbauer-Biere.

Schäufele, Zum Flößla, Nürnberg   Sauerbraten, Zum Flößla, Nürnberg   Braten, Zum Flößla, Nürnberg    Kaiserschmarrn, Zum Flößla, Nürnberg

Für ein bürgerliches Restaurant ist das Preisniveau recht hoch angesiedelt, teurer dürfte es nach meinem Dafürhalten nicht mehr sein. Das Schäufele schlägt mit knapp zwanzig Euro zu Buche, der Kaiserschmarrn kostet stattliche 10,80 Euro, das ist bereits das deutlich obere Ende der Fahnenstange (und bei dieser Einschätzung ist die Innenstadtlage freilich bereits berücksichtigt). Das gilt natürlich auch für die Getränke.

Insgesamt kann ich die Gaststätte „Zum Flößla“ empfehlen, besonders mit der frischen fränkischen Küche sticht das Lokal wohltuend aus dem innerstädtischen Einheitsbrei hervor – das Ambiente ist urig, die Sitznischen gemütlich und der Service flott und herzlich.

Nicht allein aufgrund der Größe des Lokals, sondern auch wegen des Zulaufs, besonders zu Messezeiten, sollte man immer einen Tisch reservieren.

Zum Flößla – Gaststätte und Weinstube, Unterer Bergauerplatz 12, 90402 Nürnberg, 0911 / 22 74 95

Mal eben Radio Z retten…

Nicht das erste Mal in der mehr als 37-jährigen Geschichte des Nürnberger Radiosenders Radio Z ist das nichtkommerzielle, freie Radio, heute sagt man „community radio“, in seiner Existenz gefährdet. Drohte in der Vergangenheit, insbesondere in den 1990er-Jahren, dem Sender immer wieder wegen inhaltlich gewagter Beiträge der Entzug der Sendelizenz, ist das heute anders.

Einfaches tragbares Digitalradio, eingestellt ist das Nürnberger Community-Radio "Radio Z".

Dem in Nürnberg ansässigen ersten Freien Radio Bayerns droht nicht etwa abermals ein Entzug der Sendelizenz, sondern schlicht eine Fördermittelkürzung. Diese allerdings fällt so gravierend aus, dass damit die kostspielige technische Verbreitung in Gefahr ist; es fehlt also am Geld, das zur Anmietung der Sender gebraucht wird. Und einem Radiosender, der nicht sendet, ist das Rückgrat gebrochen – auch in unseren digitalen Zeiten.

Würde das im Kern linksalternative Radio Z, das aufgrund seiner Beträge besonders Rechten und Konservativen ein Stachel im Fleisch und Dorn im Auge ist, aus dem Äther verschwinden, wäre die Nürnberger Radiolandschaft nicht nur ärmer, sie wäre einer wesentlichen, kritischen Stimme in unserer immer einförmigen regionalen Medienlandschaft beraubt.

Radio Z finanziert sich einerseits durch Fördergelder und Bezuschussungen, andererseits aber auch durch Mitgliedsbeiträge. Der hinter dem Sender stehende Verein R.A.D.I.O. e.V. organisiert Finanzierung und Betrieb – hier liegt ein Schlüssel zur Rettung des Senders. Denn anders als in der Vergangenheit steht grundsätzlich die Sendelizenz, die in Bayern von der Bayerischen Landeszentrale für Neue Medien (BLM) vergeben wird, nicht infrage. Die genannte Mittelkürzung allerdings könnte den traditionsreichen DIY-Sender zum Verstummen bringen.

Nun ist es aber nicht so, dass man dagegen nichts unternehmen könnte – im Gegenteil: Jeder Einzelne kann unmittelbar etwas zum Fortbestand von Radio Z beitragen und Mitglied im Verein werden. Und das ist gar nicht so teuer – Geringverdiener zahlen 40,- Euro, Normalverdiener 80,- Euro im Jahr. Mit monatlichen 3,33 Euro bzw. 6,66 Euro ein überschaubarer Betrag für mehr Pluralität und Gegenöffentlichkeit in der Region.

Das Gebot der Stunde lautet daher: Mitglied werden. Das geht entweder über den Mitgliedsantrag (PDF) oder aber über eine Anfrage an den Sender per Mail an die Adresse mitglieder@radio-z.net. Alle Möglichkeiten, wie man Mitglied werden kann, finden sich auch noch einmal hier kurz zusammengefasst.

Ich bitte Dich, die*der Du diesen Post bis hierhin gelesen hast, in diesem Moment kurz darüber nachzudenken, ob so eine Mitgliedschaft infrage kommt – und wenn ja, dann gleich den Mitgliedsantrag auszufüllen und Radio Z zu unterstützen.

Ein paar Randbemerkungen an dieser Stelle: Ich persönlich werte die Mittelkürzungen für Communityradios in Bayern als einen Angriff auf die Presse- und Meinungsfreiheit „über Bande“. Einen, dessen Intention zwar jeder versteht, der aber schwer nachzuweisen ist. Ist es den Widersachern der freien Rede über die Jahre nicht gelungen, Radio Z mundtot zu machen, wurde das Recht zum Betrieb des Radiosenders immer wieder gerichtlich bestätigt und fanden sich für die gegen Radio Z verhängten Strafzahlungen immer wieder großzügige Spenderinnen und Spender, so sind die Mittelkürzungen ein substanzieller Angriff auf die Existenz des Senders. Ein Angriff, der anderen, kommerziellen und durch ihr normiertes und unkritisches Programm weniger missliebigen Anbietern durchaus zupasskommen kommen könnte: Auch wenn Radio Z via DAB+ eine 24-Stunden-Frequenz zur Verfügung steht, ist die analoge Verbreitung über UKW heute noch von besonderer Bedeutung – denn Reichweite wird nach wie vor über den alten analogen UKW-Hörfunk erzielt. Und da hat Radio Z auf der Frequenz 95,8 MHz täglich zwölf Stunden Sendezeit. So eine UKW-Frequenz teilen sich kommerzielle Anbieter natürlich nicht gerne, die reichweitenstarke „95,8“ inmitten des UKW-Rundfunkbands ist sozusagen ein „Radio-Filetstück“ in der Region und das weckte schon immer Begehrlichkeiten.

Radio Z ist nicht das einzige freie Radio, dessen Existenz infrage gestellt und das angegriffen wird. Dabei spielen die freien Radios in ihren Verbreitungsgebieten eine wesentliche Rolle, Sie bieten nicht nur Gegenöffentlichkeit und räumen marginalisierten Gruppen Sendezeit ein, sondern sind auch insbesondere für die lokale Musikszene wichtig. Die Community-Radiosender werden in aller Regel maßgeblich ehrenamtlich betrieben und sind auch deshalb in den Regionen wichtige Orte subkulturellen Geschehens.

Wirtshaus-Explorer: Gaststätte „Südtiroler Platz“ am Hasenbuck

Ich habe in der Rubrik „Wirtshaus-Explorer“ noch nichts über den berühmten „Südtiroler Platz“ am Hasenbuck geschrieben? Ein Versäumnis, das ich schnellstens aus der Welt räumen muss – denn der „Südtiroler“ ist in Nürnberg eine Kapazität, wenn es ums Cordon bleu geht. Und auch sonst macht die Gaststätte einen rundum soliden Eindruck.

Am Ende der Speckbacherstraße, einer ruhigen Seitenstraße unweit des dem Wirtshaus seinen namengebenden Südtiroler Platzes gelegen, ist die recht große Wirtschaft ein wenig versteckt. Das tut dem Zustrom der Gäste aber keinen Abbruch, der Gastraum ist nicht selten bis auf den letzten Platz belegt – eine telefonische Reservierung ist daher unbedingt empfohlen.

Gaststätte Südtiroler Platz, Nürnberg

Und der Laden ist nicht zu Unrecht gut besucht, schließlich brät man hier in zahlreichen Varianten die mit Abstand besten Cordon bleus der Stadt.

Küchenchef Marcel Hajek beherrscht sowohl die böhmische als auch die fränkische Küche aus dem Effeff – und demzufolge ist eine hervorragende, deftige Speisenauswahl in der etwa 100 Plätze fassenden Gaststätte beheimatet. Klassiker sind hier das Schnitzel und vor allem das Cordon bleu: Dieses wird in verschiedenen Variationen zubereitet, nach alter Väter Sitte, mit gekochtem Schinken und würzigem Käse, aber zum Beispiel auch mit Salami und Jalapenos (18,90 Euro), als „Bauern-Cordon bleu“ gefüllt mit Bratwurstgehäck, als „Jäger-Cordon bleu“ gefüllt mit Steinpilzen… Erwähnenswert ist besonders die Variante „Krakonoš“ (18,90 Euro): Eine mit Senf, Erbsen, Käse, glasierten Zwiebeln, Speck und Sauce hollandaise gefüllte Deftigkeit – der Rübezahl aus dem Riesengebirge verbeugt sich vor der nicht minder riesigen und obendrein so geschmackigen Portion. Die Portionsgrößen im „Südtiroler“ sind ihrer Üppigkeit wegen besonders zu erwähnen, hungrig verlässt hier wohl niemand die Gaststube. Und die Größe geht nicht zulasten der Qualität, alles wird frisch zubereitet, Schnitzel und Cordon bleus kommen selbstverständlich aus der Pfanne und werden von herrlich würzigen Bratkartoffeln begleitet.

Cordon bleu, Südtiroler Platz

Auf der Tageskarte finden sich freilich nicht nur weitere Cordon bleu- und Schnitzelvariationen, sondern auch Schlachtschüssel, Schäufele, Currywurst und Schaschlik… Auch der traditionelle böhmische Braten mit den Serviettenknödeln wird sehr gelobt. Und einmal im Monat lädt man zum Schnitzelbüfett – all you can eat. Die Termine schickt der Wirt rechtzeitig per SMS an alle Interessierten raus, man muss seine Handynummer nur der Bedienung verraten.

Leider werden einzig Biere von Tucher/Zirndorfer/Grüner ausgeschenkt, das Seidla dunkles Bier schlägt mit stattlichen 4,40 Euro zu Buche. Früher gab es immer wieder das süffige Březňák, doch diese Zeiten sind bedauerlicherweise vorbei.

Die Wirtsstube des Hauses, das seit 2010 von der Familie Hajek geführt wird (vorher war an selber Stelle das Tucher-Stübchen) wurde in den letzten Jahren dezent erneuert, ist aber noch immer fränkisch-rustikal, und dieser Stil passt auch zu den Speisen und den Gästen.

Ein Besuch im „Südtiroler Platz“ lohnt immer, Hunger sollte man mitbringen.

Gaststätte Südtiroler Platz, Speckbacherstraße 20, 90461 Nürnberg, Telefon 45 20 70

1 2 3 13