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Hempels Buger in Gostenhof – nun, für Nürnberg reichts scheinbar.

Nürnberg ist meine Lieblingsstadt, ich wohne wirklich wahnsinnig gerne hier. Das ändert leider nix an der Tatsache, dass die Frankenmetropole nun nicht gerade zu den Trendsettern zählt (das ficht mich nicht an) und vieles aus Berlin, Köln oder Hamburg mit einem gewissen Delay „zu uns herüberschwappt“. Kurz: Nürnberg ist manchmal ein wenig provinziell und daher sind die Maßsstäbe mitunter auch nicht allzu hoch anzulegen – das gilt gleichermaßen für die hiesige Trendgastronomie. Ich erinnere mich zum Beispiel noch gut an das Phänomen „Bubble Tea“ – als den Berlinern vor lauter Überdruss bereits die Tapioka-Perlen zu den Ohren herauswuchsen, eröffnete in Nürnberg die erste Bubble Tea-Bude.

Ein bisschen scheint es mir so mit dem derzeitigen Burger-Trend: Wie Pilze schießen die Burgerbuden aus dem Boden und alles, was vier Räder hat und noch mit Dieselkraft vor der Schrottpresse davonrollen kann, wird zum Foodtruck umgebaut. Das dieser Trend hier und da in puncto Geschmack, Service und Sauberkeit seinen Tribut fordert, ist immer mal wieder zu spüren. Und deutlich zu spüren bekamen wir es bei unseren gestrigen Besuch bei Hempels Buger in der Gostenhofer Hauptstraße.

Hempels, Hempels? – Das weckt die Assoziation zu dem alten Reinhard-Mey-Song, der mit den schönen Worten

Also hier sieht‘s ja aus, wie bei Hempels unterm Bett! (Quelle)

schließt. Und das nicht zufällig. Doch dazu später.

Hempels-Nuernberg-außen

Ich wollte eigentlich nie zu Hempels, denn es ist für mich schlicht nicht einsichtig, warum man in einem Wirtshaus (Eigenbeschreibung laut Impressum der Webseite: Gasthaus) nicht bedient wird. Wenn ich darauf verzichten kann, bedient zu werden, dann gehe ich zu McDonalds, Burger King oder Starbucks oder anderen drittklassigen Abfütterstationen der konzernierten Systemgastronomie. Dort muss ich mein Essen und meine Getränke am Tresen bestellen, bezahlen und abholen. Das ist für mich der absolute Ausdruck der Geringschätzung des Gastes – und schlicht ein no go (ich berichtete darüber an anderer Stelle). Dumm nur, dass ich diesem meinem Prinzip, „Gastronomie“ mit sogenanntem „self service“ zu meiden, untreu geworden und doch zu Hempels gegangen bin. Dort wird man nicht bedient, sondern bei der Bestellung wird der Vorname des Gastes aufgenommen und dann ausgerufen – man veranstaltet hier ein ähnlich peinliches wie nervendes Kasperletheater wie bei Starbucks. Um die vor dem Laden sitzenden „Gäste“ zu erreichen, hat man eigens eine Art Lautsprecheranlage gebastelt – es ist schier unfassbar, was man sich als Gast heute alles bieten lassen muss!
Wir haben über Hempels nichts Gutes gehört – sehr wohl aber Gutes gelesen und so dachte ich: Gehen wir einmal hin, nicht das einem trotz der Serviceverweigerung etwas Leckeres entgeht – aber: Pfeifendeckel.

Das Hempels liegt in der Gostenhofer Hauptstraße, einem ehemaligen Glasscherbenviertel in Nürnberg – einem Gebiet, das zwar immer noch deutlich Entwicklungspotenzial hat, andererseits aber durch Gentrifizierung nicht mehr ganz so übel ist, wie noch von fünfzehn Jahren. Es passt mit seinem Konzept gut in die Gegend, nicht aber preislich.

Wir aßen einen Cheeseburger und einen Chili-Cheeseburger, dazu einmal normale Pommes und einmal Chili-Cheese-Fries, zum Trinken ein 0,3er Fritz-Limo und ein 0,3er Spezi „Mischmasch“ (wie halt überall dieses Fritzzeug ausgeschenkt wird, man sehnt sich ja schon bald nach der guten alten Coca Cola. Wer heute auf sich hält – sorry – braucht mit Fritz nicht mehr um die Ecke zu kommen). Die im Voraus am Tresen zu begleichende Rechnung betrug dafür happige 30,50 Euro (zwei mal Burger mit Pommes und Cola für über sechzig Mark, nur mal, um die Relation zu vergegenwärtigen). Gut, die Gentrifizierer haben Geld. Ich wäre irrerweise sogar bereit, dieses Geld auszugeben, wenn die Gegenleistung denn stimmen würde, aber allein angesichts der Hempelschen Weigerung, den Gast zu bedienen, erscheint mir dieser Betrag absurd hoch.

Nachdem also bestellt, bezahlt und abgeholt wurde, stehen zwei hoch aufgetürmte Burger vor uns. Die Buns sind, wie auf dem Bild zu erkennen, schon reichlich angekokelt, sonst aber sehr ordentlich. Auch das Fleisch, sparsame 190g, wäre im Prinzip ordentlich, ist allerdings deutlich zu dunkel gegrillt – mit einer brandigen Geschmacksnote – und damit leider nicht nur geschmacklich daneben sondern auch zu trocken. Die restlichen Zutaten waren durchwachsen: Der Bacon auf dem Chili-Cheeseburger war recht knusprig und eiskalt. Der Raclette-Käse ist würzig, was für seine Qualität spricht, geschmacklich mit dem normalen Hamburger aber leider überhaupt nicht harmoniert. Der Käse liegt ebenfalls als eiskalte Scheibe auf dem Burger, ist nicht mal einen Hauch angeschmolzen. Der Salat scheint frisch zu sein, die Soße war nullachtfuffzehn, wie der ganze Burger eben auch.
Bei Hempels hat man das Burgerkonzept im Prinzip richtig gedacht: Keine Industrie-Buns, Bio-Fleisch und frische Zutaten. Gedacht alleine nutzt aber nix: Was man bekommt, ist lieblos und handwerklich absolut unambitioniert. Gut, das ist hier keine Sterneküche, sondern eine Burgerbude. Aber das, was da auf den nackten Blechtabletts liegt (auf sowas wurde in den 80ern in Omas Kaffeestüberl das Kännchen nebst Tasse und Kondensmich-Plastikportionsdöschen serviert), rechtfertigt halt den aufgerufenen Preis nicht annähernd. Die Pommes liegen in einer Einwegpappe auf dem Blechtablett, sind billiges TK-Zeug und leider ebenfalls absolut langweilig. Sie unterstreichen die Beliebigkeit der Speisen aufs Eindrücklichste. Gibt es gar nichts Gutes? Nun, die Chili-Cheese-Fries (die Pommes wieder TK, was sonst) waren mit einem wirklich schmackhaften Chili con Carne bedeckt (aber der Käse war halt nur in homöopathischen Dosen vorhanden).

Hempels_Nuernberg_burger

Man konnte das alles essen, die Portionen waren angemessen groß, es sind halt Burger unterhalb des Durchschnitts zu gesalzenen Preisen. Wegen des Essens braucht man nicht zu Hempels Buger gehen, diese Qualität bekommt man überall, Service ist nicht vorhanden. Ganz im Gegenteil: Wenn man gegessen hat, ist man gehalten, das Geschirr in eine Luke in Nähe der Küche zurückzustellen. Wie die anderen Herden-Hipster taten wir dies auch brav (vielleicht sind die Tische deshalb so schmutzig, weil keiner beim Abräumen mal mit einem Lappen drüber geht?). Wie aber steht es ums Ambiente des Ladens?

Ich verweise auf den eingangs erwähnten Reinhard Mey-Song. Das ganze Wirtshaus versucht, irgendwie alternativ und stylish zu sein, das ist in meinen Augen allerdings gründlich in die Hose gegangen. Wir saßen an stümperhaft zusammengeschreinerten Tischen und Bänken, die trotz massenhaft Zeitung und Bierfilzen unter den Füßen dauernd wackelten. An den anderen Tischen standen alte Klappstühle. Das Ambiente ist nicht vintage oder stylish sondern gemahnt eher an einen Haufen Sperrmüll. Da will gar nicht ins Gewicht fallen, dass die Fenster vor Dreck starren, die Tische nicht abgewischt wurden und klebten, wie Affe und dass ich erst vier Gabeln aus dem Besteckköcher an der Theke in die Hand nehmen musste, bis ich eine akzeptabel saubere in die Hand bekam. Das sind keine Details – das geht alles mal gar nicht und legt bestens Zeugnis über die Lieblosigkeit (oder ist es Faulheit? Oder Schlendrian? Ich weiß es nicht) in diesem Burgerladen ab. Aufs Klo bin ich dann gar nicht erst gegangen.

Hempels-Nuernberg-innen

Ich kann mich manchmal nicht des Eindrucks erwehren, dass man die Hipster und Gentrifizierer nach Belieben verarschen kann. Je abgefuckter ein Laden ist und je mieser der Service, desto größer der Hype. Bei Hempels ist eine gute Idee rekonstruierbar, die Umsetzung ist – nun, sagen wir mal: fragwürdig. In Nürnberg gereicht das zum „Style“. Selbst die Kollegen von Nürnberg und so, die über die hiesige Burgergastronomie immer außergewöhnlich wohlwollend berichten, kommen um den Hinweis „Aktuelles Feedback, dass die Qualität der Burger stark schwankt haben wir an Michael weiter gegeben“ nicht umhin. Ein netter Euphemismus.

Unser Fazit: Gewollt ist nicht zwingend gekonnt. Allzu beliebig das Essen, der Service in jedem McDonalds-Restaurant ist besser (hier werden wenigstens die Tabletts abgeräumt und die Tische regelmäßig abgewischt), über die Sauberkeit bei Hempels möchte ich gar nicht nachdenken. Angesichts der Lobeshymnen, die man zuweilen liest, eine herbe Enttäuschung. Der Preis ist aus meiner Sicht durch nichts zu rechtfertigen.

Gasthaus Hempels, Gostenhofer Hauptsraße 58, Nürnberg. Telefon: 015779577402, Reservierungen werden laut Webseite telefonisch nicht entgegengenommen (WTF?!)

fefes Blog ist 10! Herzlichen Glückwunsch!

Heute feiert fefes Blog Zehnjähriges.

Dazu meine allerherzlichsten Glückwünsche! Zu fefe gebracht hat mich nibbler bereits 2005, dem ich dafür, dass ich von Anfang an mitlesen konnte (wie für zahlloses andere) von Herzen dankbar bin. Ich leses fefe seither mit Genuss, mitunter mit Häme und auch mit Entsetzen.

Mir war gar nicht bewusst, wie sehr fefes Blog polarisiert, ist es doch seit jeher, was es ist. Als Twitter mir heute einen zwischen dem Rande der Lächerlichkeit und dem platten Ausdruck stumpfer Selbstüberschätzung chanchierenden Rant von Herrn Seeman in die Timeline spülte, kam es mir wieder zu Bewusstsein. Dazu nur eine Bemerkung – schon Wilhelm Busch wusste, dass der Neid die aufrichtigste Form der Anerkennung ist.

fefes Blog ist nicht allein eine tägliche Übung der Frage „Cui bono?“ sondern verlangt, auch die nicht naheliegenden Antworten in Betracht zu ziehen. fefes Blog zwingt zu eigener Recherche – und zu eigener Interpretation und Reflexion. Felix von Leitner ist stolz, dass sein Blog Menschen zu mehr Medienkompetenz verhelfe – welch schamlose Untertreibung! – fefes Blog zwingt die des Lesens Kundigen zu täglichen philosophischen Fingerübungen.

Weiterhin: Wer mal Zeit totzuschlagen hatte (was hier bitte keineswegs despektierlich verstanden werden soll) und hinter einem 56k-Modem mit einer Verbindung von 33.100 kbps saß, der ist über fefes Blopg ebenso dankbar wie der, der nach der EDGE-Hölle ins GPRS-Nirwana fiel. Überföüssig zu erwähnen, dass es beides – wenn auch selten – auch unserer Tage noch gibt. Denn hier ist fefes Blog noch lesbar – vieles andere längst nicht mehr. fefes Blog ist hinsichtlich von Funktionalität und Design im Internet das, was Hirche oder Rams für Braun waren. Bei fefes Blog ruhen sich die Augen aus, nicht der Geist.

Von Leitner prägt das Internet weit über die Nerdkultur hinaus. Die beliebte Serie „bei UNS ist Atomkraft sicher“, das fazialpalminierende Emoticon m( oder die „Verräterpartei“ sind nur einige wenige Beispiele hierfür.

Obschon ich von fefes Einlassungen zum Thema Programmierung in der Regel nichts bis gar nichts verstehe, hat mich das Blog regelmäßig begleitet – unfassbare zehn Jahre lang! Danke dafür! Danke für die Unermüdlichkeit, das Querdenken, die klare Ansprache, für Deduktion und Reduktion aufs Wesentliche.

 P.S.: Ich halte mich ja selber nicht an das, was ich da zusammenschreibe, dennoch eine weitere Bemerkung zu Seemann und den „Kritikern“ in dessen Windschatten: Wenn der zweite Satz einer Webseite nach dem Titel „Wer schöne Verschwörungslinks für mich hat: ab an felix-bloginput (at) fefe.de!“ lautet, und ich mich im Nachgang über mangelnde Recherche oder gar Ironie (sic!) beschwere, dann habe ich ein Problem. Ein ernstes – nicht nur mit fehlender Medienkompetenz.
P.P.S.: Und noch einer: „Der Chor der Kritiker hingegen gaukelt derweil Progressivität vor, während die Kritik selbst – sich gleichermaßen staatstragend und selbstreferenziell – an einem immer noch kleinen Feierabend-Blog abarbeitet. Dabei gäbe es so viele wichtigere, mächtigere Gegner. Doch bei denen sitzen die Kritiker eben schon auf dem Schoß.“ (Quelle)

Ellen Allien Boiler Room Ibiza DJ Set.

Grüß Gott,

ich hab seit November nichts mehr gebloggt, das liegt daran – bitte nehmt es mir nicht übel – ich will, auch auf die Gefahr hin, unhöflich zu sein, ehrlich sprechen – dass ich in der Tat besseres zu tun hatte. Nun, einer der Vorsätze zum neuen Jahr (ein gutes selbiges voller Gesundheit, Glück und Inspiration wünsche ich Euch nachträglich) ist, dass ich wieder etwas mehr blogge… Ich will mal sehen, ob es klappt.

Gerade stürmt es wie Sau und mir ist kalt. Ich könnte die Heizung höher drehen, habe mich aber für Ibiza-Feeling entschieden und rate Euch, es mir gleichzutun – hier ist ein netter Mix von Boiler Room TV mit Ellen Allien:

In diesem Sinne: Guten Start – macht was draus.

Braunes Trinkwasser in Nürnberg – N-ERGIE mauert.

Bereits seit zwei Monaten wird im Nürnberger Süden das Wasser gechlort. Dies sei eine Sicherheitsmaßnahme, wegen „gelegentlicher und geringer mikrobiologischer Belastung“, wie die NN berichtet. Woher die Verkeimung kommt, ist bis heute nicht bekannt (oder nicht öffentlich genannt – was weiß man schon). An den Zustand haben sich die Südstädter schon fast gewöhnt – mal riecht das Wasser mehr, mal weniger nach Chlor. Auch in den Nürnberger Norden soll einmal gechlortes Wasser geleitet worden sein.

Ein ganz anderes Problem hat man im Norden indes mit der Färbung des Wassers – aus den Stadtteilen Johannis und Maxfeld wurde von braunem Leitungswasser berichtet. Kurzzeitig auftretendes braunes Wasser kennt wohl jeder – wenn die Wasserversorgung für kurze Zeit unterbrochen wird, reicht schon das erneut wieder in die Rohre einströmende Wasser, um Rostpartikel und Ablagerungen von den Rohrinnenwänden abzusprengen. Wenn gebaut wurde – auch in den Häusern – findet sich auch gerne etwas Erde, Schlamm oder Ziegelmaterial im Wasser – in der Regel ist das wohl unbedenklich, kann aber Perlatoren und die Siebchen von Haushaltsgeräten in kurzer Zeit so zusetzen, dass kein Wasser mehr durchfließt.

Am Samstag, Sonntag und auch am Montagmorgen war in einigen Teilen der Nordstadt das Wasser jedoch jeweils für mehrere Stunden braun gefärbt und habe nach Angaben der Regionalzeitung auch nach Schlamm gestunken. Inzwischen wisse man aber, dass das Wasser gesundheitlich unbedenklich sei.
Auch hier wurde der Grund der Verunreinigungen bisher nicht offengelegt.

Und als ob das nicht genug wäre, wurde nun auch noch festgestellt, dass das Nürnberger Trinkwasser in erhöhtem Maß Hormone, Kontrastmittel und Antibiotika enthält. Was macht die N-ERGIE? Sie wiegelt ab.

Für sich genommen ist jeder der Vorfälle erträglich und erduldbar. Im Grunde ist es ja gut, wenn bei Keimbelastung das Wasser gechlort wird. Auch vereinzelt und nur kurz auftretendes braunes Wasser würde mich jetzt nicht allzusehr sorgen. Das unser Trinkwasser Umweltgifte und Medikamentenrückstände enthält, weil immer mehr Arzneimittel für Mensch und Tier verschrieben werden, weiß der aufgeklärte Verbraucher eigentlich auch (aber: Was hindert uns eigentlich, ebensolche Filter zu erproben, wie in BaWü oder NRW?). Diese Fälle nun zu einem Skandal hochjazzen zu wollen, hielte ich für unangemessen.

Ein handfester Skandal hingegen ist der Umgang der N-ERGIE mit dem Thema: Obschon am Sonntag die Gründe der Verunreinigung des Wassers nicht bekannt waren und auch die Laborergebnise ausstanden, las man auf nordbayern.de:

Der stellvertretenden Pressesprecherin der N-Ergie, Heidi Willer, war am Sonntag zunächst „nichts von Trübungen bekannt“. Es könne sich jedoch noch verunreinigtes Wasser von Samstag in den Hausleitungen befinden. Sie rät Kunden deshalb, „das Wasser laufen zu lassen, bis es wieder klar ist“. Danach könne es bedenkenlos getrunken werden.

Auf der einen Seite will man im Hause N-ERGIE nicht wissen, wieso man kein einwandfreies Trinkwasser zu liefern im Stande ist, auf der anderen Seite rät man zum bedenkenlosen Trinken des Wassers nach Ablaufenlassen* des braunen Wassers.

Es kommt aber noch dicker: Die Nürnberger Nachrichten versuchten am Sonntag freilich nachzufassen:

Als wir am Sonntag nachhaken wollen, ist lediglich die Störstelle des Unternehmens zu erreichen. Diese verweist mit den Worten „von mir erhalten Sie definitiv keine Auskunft“ an die Pressestelle, die zu diesem Zeitpunkt nicht besetzt war. (Quelle)

Fest steht: Die N-ERGIE hat proaktiv nichts unternommen, um die Bevölkerung vor dem verunreinigten Wasser zu warnen. Andere Stadtwerke tun die im Zweifel, lassen bei Unklarheiten auch am Wochenende Meldungen zu verunreinigtem Trinkwasser über den Hörfunk verbreiten (z.B. über B5aktuell und die Regionalsender) und raten zum Abkochen des Wassers vor dem Verzehr.

Nicht so bei der N-ERGIE. Die Unfähigkeit der Stadtwerke ist seit langem bekannt. Schon bei Preissteigerungen der Fernwärme wurden Kunden nicht ordentlich informiert. Skandalös auch der Umgang der N-ERGIE mit ihren Stromkunden. Nun also gechlortes, belastetes und braunes Trinkwasser.

Die Bürde, die den Nürnberger Bürgern mit der N-ERGIE auferlegt ist, ist eigentlich nicht mehr hinnehmbar.

Es ist nicht so, dass vereinzelt keine Fehler auftreten dürfen. Beim Trinkwasser hört der Spaß auf, denn unser Trinkwasser ist nicht nur ein kostbares Gut sondern auch ein sehr sensibles Lebensmittel von dem wir alle abhängig sind. Wenn Fernwärme- und Stromkunden unter der N-ERGIE-Informationspolitik leiden, so ist das schändlich – aber nicht gefährlich. Bei unserem Trinkwasser darf es aber keine Kompromisse geben. Niemals und unter keinen Umständen. Die Informationspolitik der N-ERGIE darf in dieser Sache nicht ohne Folgen bleiben.

Und so stünde es auch der Mehrheitseignerin der N-ERGIE, der Stadt Nürnberg, gut zu Gesicht, in ihrer Skandalfabrik einmal mit dem eisernen Besen durchzukehren.


 

*) Der Rat scheint dem Hausverstand zu entspringen und klingt logisch. Was aber machen Blinde oder Sehbehinderte in so einer Situation? Oder Kinder, die durstig einfach den Hahn aufdrehen?

Update 18:38 Uhr: Inzwischen sagt man – wie oben vermutet – dass Rost der Auslöser der Trübung des Wassers sei.

 

Franken Fernsehen raus aus der DVB-T-Verbreitung.

Gerade entdecke ich im Blog von Peter Viebig, dass sich Franken Fernsehen aus der DVB-T-Verbreitung in Nürnberg zurückgezogen hat. Über Kabel und Sat kann man Franken Fernsehen weiterhin sehen.

Mit dem Rückzug aus der DVB-T-Verbreitung hat in der Region RTL im Jahr 2010 begonnen. Im letzten Jahr strichen dann bibel.tv und Euronews die Segel. Schon damals habe ich ein bisschen wehgeklagt, weil jeder Senderrückzug die DVB-T-Plattform weiter gefährdet. DVB-T ist aber Grundversorgung – und weiterhin gerade bei „Wenigsehern“, in günstigen Altbauten, z.T. auf dem Land und bei Zweitgeräten verbreitet. Wenn das so mit DVB-T weitergeht, dann wird die Technik wohl schon bald nackte SD-Grundversorgung der öffentlich-rechtlichen Programme bedeuten – schade!

Wem gehört die Ultrakurzwelle – BR Klassik oder Puls?

Wer in Deutschland Radio hören will (Verbreitungswege wie Kabel, Sat oder Internet bleiben bei dieser Betrachtung mal außen vor), der hat im wesentlichen zwei Möglichkeiten: Zum einen über Ultrakurzwelle, auf vielen Empfängern steht hier „FM“ – oder digital mit DAB+. Beide Systeme sind untereinander nicht kompatibel: Wer ein UKW-Radio hat, der kann kein DAB empfangen, viele DAB-Digitalradios haben aber noch ein analoges UKW-Teil mit an Bord. Ein reines Digitalradio empfängt kein UKW. Der Vorteil von Digitalradio gegenüber der vor bald 65 Jahren eingeführten UKW-Technik ist ein in der Regel rauschfreier Klang und eine größere Programmauswahl. Im UKW-Radio herrscht Enge, es gibt wesentlich mehr Radiostationen, die über UKW senden wollen, als es Kanäle gibt. Freie Kanäle gibt es quasi gar nicht, Ende der 90er wurde hier in Nürnberg mit Füll- und Stützsendern dichtgemacht, was dicht geht, Kleinstanbieter wie vil oder StarFM bekamen Frequenzen zugewiesen, die so schwach und abseitig besendet werden, dass es schon gar keinen Spaß mehr macht. Eigentlich müsste ein regelrechter Run auf die Digitalradios stattfinden, die Leute sind aber eher zögerlich und nutzen die Radios, die sie bereits besitzen. Ohne Not steigt kaum einer auf das neue Digitalradio um – dass alte Radio spielt ja weiter. Schlechterer Klang und geringere Auswahl spielen oft nur eine untergeordnete Rolle – viele hören nur ein Programm und oft ist die Qualität hinreichend gut (oder nicht so wichtig).

Nun passiert, was passieren muss: Der Bayerische Rundfunk unterhält in Bayern eine Senderkette, mit der fünf Programme übertragen werden können – derzeit sind das Bayern 1 (der unangefochtene Marktführer), Bayern 2 (ein Kultur- und Wortprogramm), Bayern 3 (eine „Servicewelle“, Popmusik für eine gesetztere Hörerschaft ab vielleicht Vierzig), B5aktuell (ein Nachrichtenkanal) und BR Klassik (vormals Bayern 4, hier wird Klassik und Jazz gespielt). Und dann hat der BR – sehr sehr spät – nun ein neues Programm aus der Taufe gehoben: Puls, das Jugendradio. Im Radiobereich war der BR hinsichtlich der Programmgestaltung immer sehr innovativ: Die Autofahrer- und Servicewelle Bayern 3 war die erste ihrer Art in Deutschland (Anfang der 70er) und mit B5 kreierte die Anstalt Anfang der 90er den deutschen Prototypen für die inzwischen so erfolgreichen Inforadios. Nur ein richtiges Jugendradio hat der BR seit über fünf Jahrzehnten nicht richtig auf die Kette gekriegt, da war mit DT64 selbst die DDR (!) schneller. Nun aber wollen die Münchener auch dieses Manko tilgen: Nach den Rohrkrepieren „Das Modul“ und „on3-Radio“ (allesamt Digitalprogramme) soll nun „Puls“ die Ehre retten – nur: Puls hört halt kaum wer, weil sich das Digitalradio bei den Jüngeren noch nicht durchgesetzt hat – die nächste Pleite droht…

Die Lösung scheint zumindest am Münchener Rundfunkplatz auf der Hand zu liegen: Wirft man BR Klassik kurzerhand aus der analogen UKW-Senderkette und liefert auf den so frei werdenden Kanälen nun Puls, so brächte man das Programm an die Jugend. Die BR Klassik-Hörer müssten dann, wollen sie den Sender weiter empfangen, ein Digitalradio anschaffen. schnell möächte man meinen, hier geht es nicht nur um die Frage ob Klassik oder Pop, ob Bayern 4 oder Puls – sondern um Jung oder Alt.

Und so regte sind im ganzen Freistaat Widerstand gegen die Pläne der BR-Intendanz, Unterschriften wurden gesammelt und über fünfzigtausend zeichneten mit. BR Klassik soll auf der Ultrakurzwelle bleiben – schon allein deswegen, so wird argumentiert, weil gerade Ältere mit neuer Digitaltechnik Schwierigkeiten hätten, für die Jungen wäre das ja kein Problem. Es ist vertrackt: Die Jungen kaufen sich kein Radio, nur um einen bestimmten Sender zu empfangen (den sie im Zweifel noch gar nicht kennen), die nutzen, was vorhanden ist. Und in den Smartphones gibt es irrigerweise quasi nur analoge UKW-Empfangsteile. Die Alten, so erweckt es den Eindruck, trauen sich selbst den Umstieg auf Digitalradio nicht zu.

Andererseits: Die, die BR Klassik hören, gehören in aller Regel nicht nur einer gesetzteren sondern auch einkommensstärkeren Zielgruppe an – die hätten das Geld für die neuen Empfänger. Die die BR Klassik hören, würden von den technischen Vorteilen des Digitalhörfunks am meisten profitieren, allein schon deshalb, weil man hier das zu sendende Tonmaterial weit weniger komprimieren muss, als bei analoger Verbreitung, was gerade klassischer Musik mit hohen Schwankungen in der Dynamik sehr entgegenkommt. Nicht zuletzt bieten viele DAB-Radios gerade für weniger technisch versierte Menschen Vorteile – bringen sie in aller Regel doch einen automatischen Sendesuchlauf, Stationstasten und ein Klartextdisplay mit.

In diesem Streit Position zu beziehen ist äußerst schwierig – ich will es dennoch versuchen: Ich teile die Auffassung der BR-Intendanz, dass das Jugendprogramm auf UKW besser aufgehoben ist. Den BR-Klaassik-Hörern kann man den Kauf eines Digitalradios zumuten – sie profitieren am meißten davon und werden vermutlich auch den größeren Spaß an diesen Geräten entwickeln. Ein Programm wie BR Klassik eignet sich weit weniger zum „nebenbeihören“ wie Puls, das rechtfertigt eine Neuanschaffung. Überhaupt: Die Bayern sind schon fleißige Digitalradiohörer, knapp neun Prozent nutzen ein DAB+-Gerät. Das mag auf den ersten Blick nicht nach allzu viel aussehen, wenn man sich aber vor Augen hält, dass die Technik recht jung ist und das niemand bislang wirklich darauf angewiesen ist, wenn es ums schiere Radiohören geht, können sich die neun Prozent schon sehen lassen. Die Besorgnis der Privatsender kann ich nicht teilen, sie haben selbst gegenüber der öffentlich-rechtlichen „Übermacht“ zwei deutliche Vorteile: Sie sind bereits im Markt und damit bei den jungen Hörern gesetzt und durch ihre Regionalität können sie ganz anders um Stammhörer werben (z.B. durch Verlosungen, Sponsoring von Konzerten, Ausrichten diverser Partys…) als es der BR jemals könnte. Gut vorstellen kann ich mir aber, dass man bei Puls zukünftig ganz schön ackern muss, um sich zu etablieren.

Ich denke, dass der BR gut daran tut, Puls in die UKW-Senderkette einzuspeisen.

Am Rande: Ich höre kein Puls. Ich fand schon on3 und das Modul unangenehm (und damals hätte ich durchaus noch altersmäßig in die Zielgruppe gepasst). Die Schülerbands des Interimsprogramms „bavarian open radio“ gingen mir in der Regel auf den Saque. Ich höre gerne in B4 rein, meine liebste Sendung hier ist „pour le piano“, die Jazzstrecken sind wunderbar. Ich höre seit 2000 Radio digital über Sat, seit 2004 über DAB und seit 2011 über DAB+. Ich denke, dass Digitalradio der richtige Weg für ein wichtiges Medium ist. Ein Umstieg zu DAB+ mag vielen derzeit als fakultativ vorkommen, die Qualität und Auswahl (und nicht zuletzt auch der Komfort) entschädigen den Preis für das neue Radio, das man ja eigentlich gar nicht gebraucht hätte, um ein vielfaches.

 

 

barcamp 2014 – ein Rückblick

Vor vier Jahren war ich auf meinem ersten barcamp – in Nürnberg – und seither bin ich vom Format allgemein und von der Veranstaltung in Nürnberg im Speziellen begeistert. Meine ersten beiden Nürnberger Camps erlebte ich im Südwestpark, dann gab es einen Wechsel im Orga-Team und damit (obwohl das, wie ich erfahren hatte, nicht kausal zusammenhängt) auch einen Wechsel der Location. Im Klee-Center in den Südstadt war es im vergangenen Jahr schön – und auch schön eng. Und so war schnell die Idee gefunden, wieder eine neue Location zu „erproben“ – das Seminarzentrum der GRUNDIG AKADEMIE. Schnell ließ sich der geschäftsführende Vorstand der Akademie überzeugen und nachdem das OpenUp-Camp im Februar bereits in den Räumen der GA die Generalprobe vortrefflich bestritt, ging es letztes Wochenende also auf zum sechsten Nürnberger barcamp auf dem Resi-Areal (als GA-Mitarbeiter ward mir quasi die Rolle des Mittlers zwischen Camp-Orga und Location-Sponsor zuteil).

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Bevor ich jedoch über das Wochenende berichte,  einige wenige Worte, was ein barcamp überhaupt ist:

Ein Barcamp ist eine Ad-hoc-Nicht-Konferenz (engl. Un-Conference), die aus dem Bedürfnis heraus entstanden ist, dass sich Menschen in einer offenen Umgebung austauschen und voneinander lernen können. Es ist eine intensive Veranstaltung mit Diskussionen, Präsentationen, und Interaktion der Teilnehmer untereinander.
Jeder, der etwas beizutragen hat oder etwas lernen will, ist willkommen und herzlich eingeladen mitzumachen. (Quelle: bcnue)

Bereits am Freitagmittag begannen die Auf- und Umbauarbeiten. Die Räume wollten neu bestuhlt, das Forum geräumt und für das Camp umgestaltet werden und dann rückten auch schon die Jungs von teamix ein, die seit jeher als Camp-Sponsor die Netzwerkinfrastruktur aufbauten. An dieser Stelle sei gleich folgendes gesagt: In diesem Jahr war der Job von Felix und Sebastian besonders hart, denn widrige Umstände der Infrastruktur im Stadtteil Klingenhof, die schon verhindert hatten, dass das OpenUp-Camp überhaupt Internet hatte, mussten überwunden werden. Und sie wurden überwunden – unter Einsatz umfangreichen Know-Hows und feinster Technik:

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Das Camp-WiFi war aber nicht der einzige kreative Hack des Wochenendes…

Im Seminarzentrum der GRUNDIG AKADEMIE gibt es auch einen Catering-Raum, der ebenfalls etwas auf die Campbedürfnisse angepasst werden musste. Das Catering wurde zum Teil von der Camp-Orga selbst besorgt (mit tatkräftiger Unterstützung von mymuesli, Sonntagmorgen, diversen nicht näher bezeichneten Pizza- und Sushilieferdiensten, Domenico Schepis und nicht zuletzt durch den persönlichen Einsatz von Ralph, Nadine, Astrid und Max) und am Sonntag von IFI durchgeführt.

Auch die Technik musste aufgebaut und in Betrieb genommen werden – vieles davon stellte der Coworking-Space zur Verfügung. Mein besonderer und persönlicher Dank gilt hier besonders Michael vom Space, der mit viel Einsatz dafür sorgte, dass unter anderem auch die Beschallung bestens Laut gab und der uns mit zahllosen Metern diversester Kabel aushalf.

Der Freitagabend lockte mit strahlendem Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen – die Warm-Up-Party, etwa dreißig waren gekommen, wurde kurzerhand vor die Akademie verlegt. Musik, Premium-Cola, Huppendorfer Bier bildeten den Rahmen, Sushi (und Nudeln) waren das Abendessen, gute Gespräche reichten bis tief in die Nacht.

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Wer zum Camp mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kam, hatte die Möglichkeit, vom U-Bahnhof Herrnhütte etwa fünf Minuten zu laufen – oder aber mit dem Rad zu fahren; die Räder wurden von TeilEsel zur Verfügung gestellt und standen für die Teilnehmer am U-Bahnhof bereit.

Früh ging es am Samstag los in den ersten Tag des Camps – die Teilnehmer wurden mit einem umfänglichen Frühstück begrüßt, das keine Wünsche offen ließ. Während des ganzen Camps kümmerte sich Ralph zudem um kontinuierliche Versorgung mit mundgerecht geschnittenen Obst- und Gemüsehappen (nebst Dip).

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Bei einem solch umfänglichen Frühstück (und weil der Kaffe ungeplanterweise etwas länger brauchte) begann die Sessionplanung und Vorstellungsrunde etwas später. Am Samstag beehrten das Camp hundert Teilnehmer aus sechs Ländern und zwanzig deutschen Städten im Alter von etwa 20 bis 70 Jahren. Es ist unter anderem diese Heterogenität der Teilnehmerschaft, die gerade die thematisch offenen barcamps so spannend machen.

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Aus diesem Kreis entsprangen dreißig Sessions zu den unterschiedlichsten Themen – herausgegriffen seien hier beispielshalber CRM-Tools, Codequalität oder WordPress, aber auch Gendermarketing, Twitter im Katastropeneinsatz, eGovernment in Nürnberg, eine Weinprobe der Weinerei, vegane Ernährung oder (Krisen)-Projektmanagement in Russland. Im Timetabler können Themen und Teilgeber im Detail nachvollzogen werden.

Zu den Sessions am Samstag kann ich leider nur wenige Impressionen beisteuern – denn ich war auf keiner der Sessions durchgehend anwesend. Im Cateringraum wollte die Großküchenspülmaschine in Betrieb genommen, das Mittagessen wollte gerichtet werden… Es gab Antipasti, Lacerto di manzo mit Kartoffeln, Lasagne und vegetarische Lasagne. Danach war ich mit Spülen an der Reihe und führte das ein- und andere Gespräch und so war bald auch dieser Tag vergangen.

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Ich möchte nur auf eine Session hinweisen: Unter freiem Himmel baute Ralph seine Siebdruckwerkstatt auf – die Taschen und T-Shirts des barcamps wurden in diesem Jahr von den Teilnehmern selbst bedruckt. Ralph benutzt die Technik des Siebdrucks unter anderem zur Herstellung seiner Pilzpakete.
Diese Session war aus meiner Sicht prototypisch für das diesjährige barcamp – wurden früher den Teilnehmern fertige Camp-Shirts verabfolgt, so konnte man in diesem Jahr bei der umweltfreundlichen Selbst-Bedruckung nicht nur etwas lernen sondern hat selber etwas getan. Mir ist aufgefallen, dass gerade bei diesem Camp besonders viele Impulse hinsichtlich einem nachhaltigen Leben und sinnvollen (Zusammen)Arbeiten in menschenfreundlicher und -gerechter Umgebung gesetzt wurden. Das fängt beim Selberdrucken der Camptextilien an und hört noch nicht damit auf, dass ich noch auf keinem Camp so viele Menschen frisches Obst und Gemüse habe essen sehen. Man konnte auch nachhaltig schmecken, denn statt Konzernplörrecola gab es Premium-Cola, regionales Bier von einer kleinen Brauerei, IFI  verwendet Zutaten aus dem Knoblauchsland und Fleisch vom regionalen Öko-Metzgereimister, das Müsli war bayerisch und bio. Überraschend viele Sessions hatten einen gesellschaftspolitischen Anspruch – handelte es sich nun um die Innenansichten eines Krankenpflegers im Kontext von Suizidalität, um eGovernment und andere Mitbestimmungs- und -gestaltungsformen, vegane Ernährung, Theater, Datenschutz oder Förderung von Kunst und Kultur. Meiner Wahrnehmung nach hatte dieses Camp eine sehr ausgewogene Mischung klassischer IT-, Marketing- und Businessthemen auf der einen und der Beschäftigung mit drängenden gesellschaftlichen Fragen auf der anderen Seite. Das barcamp ist damit nicht nur Experimentierfeld kollaborativen Lehrens und Lernens sondern auch Diskussionsplattform für ein erfülltes urbanes Leben in Verantwortung geworden.

Über unterschiedliche Sessions wurde in anderen Blogs bereits einiges geschrieben, die Beiträge, die ich mitbekommen habe (was neu dazugekommen ist und was ich übersehen habe möchtet Ihr mir gerne in die Kommentare posten):

Ebenfalls im Zeichen von Sessions und Austausch stand der Samstagabend. Nach umfangreichem Pizzen-Buffet, das nur Hubert nicht zu befriedigen vermochte, weil es seine geliebte „Pizza Salami“ nicht gab, ging es in die Night-Sessions oder zum Ratschen ins Foyer.

Auch der Sonntag gehörte nach stärkendem Frühstück und diesmal pünktlichem Beginn ganz den multithematischen Sessions. Ich selbst war bei Mike Buchner und Romy Mlinzk in der Troll-Session, die hat sehr viel Spaß gemacht und das Internet-Phänomen des „Trolls“ vielschichtig aus der Perspektive des Social Media Managers beleuchtet. Einen Audio-Mitschnitt der Session wird es im Laufe der nächsten Wochen beim relauchten obr geben.

Das Mittagessen am Sonntag bildete einen Kontrast zum Samstag und darf – mit Schweinebraten, Klößen und Blaukraut – als gutbürgerlich bezeichnet werden. IFI hat hier ganz hervorragend performt.

Die nachmittäglichen Sessions widmeten sich klassischen Themen wie Scrum, Teambuilding Analytics und Xing. Das wir am Sonntag mit dem Wetter wesentlich weniger Glück hatten, als am Samstag, fiel so gar nicht mehr ins Gewicht. Und so durften wir uns über viel positives Feedback in der Abschiedsrunde freuen. Aus Orga-Sicht auch sehr geglückt, war das crowdgesourcede Aufräumen nach dem Camp – denn auch das Orgateam konnte das Haus um 18 Uhr ordentlich übergeben.

bcnuetwitterfeedback

Klar ist diese Betrachtung zum einen subjektiv und mindestens ist sie unvollständig. Ein paar Punkte möchte ich aber dennoch noch einmal als Fazit herausstellen (quasi tl;dr):

  • Das Seminarzentrum der GRUNDIG AKAEMIE hat sich als ideale Location für das barcamp erwiesen. Einen Beamer hätten wir mehr haben sollen, sonst gab es keine Kritik am Haus. Die Infrastruktur (Lage, Räume, Essenskasino…) ist dienlich.
  • Die Jungs von teamix haben gehackt und gezaubert. Wir hatten WiFi – wenn es auch etwas langsam war. Ich hoffe, dass die Telcos mit den Neu- und Umbauten in der Nachbarschaft bald auch noch deutlich breitbandigeres Internet heranschaffen. Hundert Leute unter diesen Umständen mit Netz zu versorgen klingt nach einem aussichtslosen Task – teamix hats geschafft! Mein Dank geht an Felix und Sebastian, die dafür gekämpft haben.
  • Dieses Camp orientierte sich thematisch an den „Disziplinen“ Technik, Technologie und Kreativität – gepaart mit gesellschaftspolitisch wichtigen Diskussionen. Ich denke, dass jeder Teilnehmer Teilgeber wichtige Anregungen und Denkanstöße mitnehmen konnte.
  • Unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten war das Camp wirklich super aufgestellt. Ich war erstaunt, wie wenig Müll produziert wurde. Übriggebliebenes Essen wurde am Ende unter den Leuten verteilt. Das Einweggeschirr wurde – bis auf die Pappbecher – abgeschafft – auch eine sehr schöne (und arbeitsintensive) Erfahrung.
  • Kulinarisch waren wir in diesem Jahr fast superb aufgestellt: Sushi zur Warm-Up-Party, etliche Entrées aus liebevoll gewürfeltem frischen Obst und Gemüse, ein Frühstücksbuffet, das seinesgleichen sucht, italienisches Lacerto, Antipasti und Lasagnen und zum Abschluss der Sonntagsbraten – jeweils begleitet von leckeren Getränken – Herz, was willst Du mehr?
  • Mit Anna Seibel begleitete eine professionelle Fotografin das Camp. Die Impressionen sind auf flickr zu bestaunen.
  • Zu danken bleibt Andy, Frank und Ralph für die super Orga! Die Jungs haben geschuftet, was das  Zeug hält und ein einzigartiges barcamp auf die Beine gestellt! Weiterhin auch den zahllosen Helfern, IFI und Domenico die uns lecker Essen zu einem sehr fairen Tarif gekocht haben.
  • Die Sponsoren haben dieses Camp wieder großzügig unterstützt. Danke!

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Und gesponsert wurde das Camp von folgenden Unternehmen:

Hauptsponsoren:

Sponsoren:

Weitere Unterstützer: sonntagmorgen.com, mymuesli, mymat.de, coworking Nürnberg, teilEsel, acom Hotel Nürnberg, RR relationalraum, Goldmann Personal, learn2use, VILINGO Communications, Ad!Think Werbeagentur, Pilzpaket.

Heute bei Aldi Süd: Das TERRIS Internetradio IWR 241. Finger weg!

Vor meinem geistigen Auge steht Bart Simpson im Vorspann des bekannten Cartoons an der Tafel und schreibt: „Ich soll keine Elektronik beim Discounter kaufen! Ich soll keine Elektronik beim Discounter kaufen! Ich soll keine Elektronik beim Discounter kaufen! Ich soll…“

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Was soll ich sagen – ich bin schon wieder reingefallen: Seit heute wird bei Aldi Süd das Internetradio TERRIS IWR 241 zum Preis von 89,- Euro verkauft. Das Gerät hat ein paar Features – zuvorderst bietet es ein DAB+-Radio, Stereolautsprecher, Holzgehäuse und eine Fernbedienung. Für ein DAB/Internetradio, das auch UPnP spricht und sich zudem per App steuern lässt, ein interessanter Preis. Aber – das war ja klar – bei diesem Preis muss ja ein Haken sein. Beim IWR 241 sind es derart viele Haken, dass ich das Fazit voranstelle: Für mich ist das Radio völlig unbrauchbar, ob es den durchschnittlichen Aldi-Kunden befriedigt, wage ich zu bezweifeln, für geringste Ansprüche ist das Radio vielleicht gerade noch ok.

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Zuerst ein Blick auf den Lieferumfang und die Haptik: Der einfachen Faltschachtel wird neben der Fernbedienung, einem Netzteil und der gedruckten Bedienungsanleitung das Radio entnommen, das einen chemisch-süßlichen Geruch verströmt, der gerade noch so in Ordnung geht. Das Gerät ist in ein Holzgehäuse gefasst, das mit schwarzem (wahlweise weißem) Plastikfurnier in Holzoptik überzogen ist. Die Front ist aus Kunststoff und einer entsprechenden Glanzfolie, was leider eine etwas einfache Anmutung hat. Die Tasten und auch der gerasterte Drehregler sind hinreichend präzise verarbeitet.

Bei der Infrarotfernbedienung sehe ich mich einer derart unpraktischen Konstruktion gegenüber, die Ihresgleichen sucht: Die Fernbedienung ist relativ groß, unnötig schwer und mit Folientasten ausgestattet. Damit aber nicht genug, zu betreiben ist die Fernbedienung mit einer Knopfzelle – hier ist schon erkennbar, was das ganze Radio ausmacht: Fehlende Qualität paart sich hier mit purer Benutzerfeindlichkeit, zweifelhaftem Design und fragwürdiger Verarbeitung.

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Die Inbetriebnahme ist einfach: Netztrafo angeschlossen und das Radio startet. Hier der nächste Schreck: Das monochrome Dot-Matrix-Display offenbart eine entsetzliche Qualität: Unregelmäßig beleuchtet, bei Bewegung Schlieren ziehend und in der Schriftwiedergabe flau. Man merkt hier gleich, wo gespart wurde.

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Nach Einrichtung des Netzwerks prüfe ich die DAB-Qualitäten des IWR 241 – ein wesentliches Merkmal des Radios. Und auch hier macht sich schnell Ernüchterung breit: Zwar werden alle Sender gefunden, die etwas schwächeren Sender lassen sich aber nur mit der wenig Vertrauen einflößenden Antenne empfangen, wenn diese voll ausgezogen ist. Und selbst dann ist der Empfang nicht störungsfrei. Zum Vergleich: Der PURE One flow benötigt bei selber Empfangsposition gar keine ausgezogene Antenne, um alle Programme fehlerfrei zu empfangen. Der DAB-Empfang ist gegeben, aber nur leidlich.

Im Bereich des Internetradios verhält sich das Gerät wie jeder andere Empfänger von Frontier Silicon auch: Das Senderverzeichnis ist aktuell und gepflegt, die Sortierung sinnvoll, nach Ländern oder Genres, er Empfang gelingt einwandfrei und in guter Qualität. Hier macht das Radio einen vergleichsweise guten Job.

Der Mediaplayer versteht sich auf UPnP, setzt das aber unangenehm langsam um. Damit hätte ich jetzt erst mal kein Leiden, wäre da nicht die weltunsinnigste Un-Funktion, die ich in diesem Zusammenhang erleben musste: Werden Dateien aus Ordnerstrukturen heraus wiedergegeben, bricht das Radio die Sortierung auf und spielt die Titel nicht in der richtigen Reihenfolge ab. Obschon auch im ID3-Tag, der ausgelesen wird, chronologisch sortiert, „shuffelt“ das Radio, ohne das es einen erkennbaren Grund dafür gäbe. Was ich selbst bei Musik unakzeptabel finde, macht das Hören von Hörbüchern schlichtweg unmöglich. Mit diesem Fehler ist das Gerät schlichtweg nicht brauchbar.

In Ansätzen ist das TERRIS Stereo Internetradio IWR 241 gut gemeint: Der Klang ist für Größe und Preis des Geräts echt in Ordnung, der verwendete Frontier-Silicon-Chipsatz ist eigentlich von bekannt guter Qualität und auch Anschlüsse sind reichlich vorhanden: Aux In und Out und eine Kopfhörerbuchse sind ebenso vorhanden wie ein Ethernetamschluss. Das alles, kombiniert mit dem UKW- und DAB-Tuner, wäre ganz prima, leider aber erdrücken die Nachteile das nett gemeinte Konzept.

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Als Radiowecker verbietet sich das Internetradio quasi, obschon auf die vorhandene Weckfunktion auf der Packung extra hingewiesen wird: Das Display lässt sich zwar dimmen, allerdings nicht komplett abschalten, das kann man nur mit der Tastenbeleuchtung. Wie man auf die Idee kommen kann, ein Display zwar dimmbar zu gestalten, nicht aber die Hintergrundbeleuchtung ausschalten zu können, ist mir ein Rätsel. Eine Snooze-Taste sucht man vergebens. Für den Betrieb im Schlafzimmer stinkt das Gerät aber auch zu sehr. Und vom Bett aus ist das Display kaum sinnvoll ablesbar, denn schon bei geringer Veränderung des Blickwinkels ist kaum mehr etwas zu erkennen – man müsste von Bett aus schon frontal auf das Display gucken.

Nach all der Enttäuschung habe ich den UKW-Empfang und die App gaar nicht mehr ausprobiert – wozu auch?

Fazit: Das Internetradio IWR 241 lockt mit zahlreichen Features und ist für den aufgerufenen Preis üppig ausgestattet. Die Tonqualität ist für den Preis überdurchschnittlich gut, allerdings ist das Radio haptisch nicht besonders gut gemacht. Der DAB-Empfang ist unterdurchschnittlich schlecht, der Mediaplayer dann unbenutzbar, wenn man nicht mit auf dem UPnP-Server vorgefertigten Playlisten hantieren mag oder kann. Die Internetradiofunktionalität ist in Ordnung. Ich kann trotz des günstigen Preises und der 36 Monate währenden Garantie nicht zum Kauf raten.

Update: Weil mich schon die Frage erreichte, welche Alternative ich empfehlen möchte: Das PURE One Flow gibt es derzeit online im Preisrahmen von 89,- bis 99,- Euro. Es hat im wesentlichen alles, was das Aldi-Radio auch kann, nur halt eben ordentlich. Unterschied: Die Bauform, nur ein Mono-Lautsprecher (der aber groß und klanglich ok ist), kein Ethernet.

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