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Treffen der fränkischen Mastronauten und Blueskyer in Fürth im April 2025

Lange war das Treffen der (mittel-)fränkischen Mastronauten und Blueskyer „in größerem Rahmen“ angekündigt, jetzt haben wir einen Termin und eine neue Location!

Eingeladen sind ganz ausdrücklich alle Mastodon- und Bluesky-Nutzer in der Region (und natürlich auch alle, die sich mit den fränkischen Mastronauten und BlueSkyern verbunden fühlen).

Inzwischen haben wir durch unsere nuudel-Umfrage ein knappes, aber dennoch klares Termin-Statement:

Dienstag, 8. April 2025
18 Uhr
Gasthaus „Zum Tannenbaum“
Helmstraße 10, 90762 Fürth

Ursprünglich wollten wir uns ja im „Stadtwappen“ treffen, das an diesem Tag aber Ruhetag hat, daher weichen wir ins Nebenzimmer der in unmittelbarer Nachbarschaft gelegenen Gaststätte „Zum Tannenbaum“ aus. Das Gasthaus ist gut mit der U-Bahn (Fürth Rathaus) und den Buslinien erreichbar und bietet neben vegetarischen Gerichten auch eine vegane Alternative an.

Gaststätte "Zum Tannenbaum", Fürth

Gaststätte „Zum Tannenbaum“, Fürth

Bitte verbreitet den Termin und die neue Location, gerne mit Hinweis auf diesen Post in Eurem Mastodon- und Bluesky-Netzwerk!

Spontane Zu- oder Absagen richtet Ihr zur besseren Planung bitte möglichst frühzeitig per Mastodon oder Bluesky an Karl oder mich oder hinterlasst auch gerne einen Kommentar unter diesem Post.

Wir freuen uns auf eine rege Beteiligung und dass wir uns alle am 8. April in Fürth wiedersehen!

Herzlichst,
Karl und Michi

Disclaimer: Die Teilnahme am Treffen ist grundsätzlich kostenlos, die entstehenden Spesen und Kosten im Gasthaus trägt jeder selbst. Ein reines Twitter-Treffen werden wir nicht mehr organisieren, schon allein deshalb, weil nach der Übernahme durch Musk und die Umbenennung in „X“ die meisten uns persönlich bekannten Nutzer die Plattform verlassen haben.

Wirtshaus-Explorer: Padelle d’Italia in Nürnberg

Italienische Restaurants gibt es in Nürnberg viele. Und darunter auch viele gute – und bei so viel Konkurrenz muss man sich freilich von den Mitbewerbern abheben. Das Padelle d’Italia hebt sich ab – bezüglich der Qualität und des Geschmacks, aber auch bezüglich des Preises. Wir besuchen heute ein Restaurant, das seinesgleichen sucht.

Padelle d'Italia Nürnberg - Eingang

Als ich die Räume des Restaurants Padelle d’Italia in der Theatergasse betrat, war ich erstaunt über die schiere Größe der Gaststube. Der kleine, etwas verwinkelte Zugang lässt noch nicht vermuten, dass wir schnell inmitten zahlloser Gäste sitzen werden.

TageskarteDas Restaurant ist schon früh bis auf den letzten Platz besetzt. Der freundliche Kellner platziert uns und reicht die Karten. Neben der umfangreichen Speisekarte bringt man alsbald die handgeschriebene Tageskarte an den Tisch. Die Auswahl an Muscheln, Fisch, frischer Pasta und Fleischgerichten überrascht. Schnell werden wir uns einig, die Vorspeisenplatte zu teilen – zusätzlich zum ausgezeichneten gegrillten Gemüse, den Austernpilzen, dem Käse und den Oliven hat man uns wunderbar milde Sardellen auf den Teller gelegt. Auch die Bruschetta Pomodoro überzeugen – es ist bemerkenswert, dass wir im Winter äußerst schmackhafte und reife Tomaten serviert bekommen, die geschmacklich für sich stehen. Der Start ist aufs Vortrefflichste gelungen!

Recht zügig gingen wir zu den Hauptspeisen über. Meine Pizza war handwerklich ganz in Ordnung, ich komme aber nicht umhin, zu sagen, dass man in Nürnberg bessere Pizza essen kann. Die fruchtige Tomatensoße und die angenehm milde Schärfe der scharfen Salami, die man auf der Criminale präsentiert, sind mir angenehm in Erinnerung geblieben, aber ein wenig mehr Käse, etwas mehr Knusprigkeit und ein weit weniger verbannter Rand wären dem Geschmack sicher nicht abträglich gewesen.

Pizza Criminale - Padelle d'Italia in Nürnberg

Wirklich überzeugend war das Risotto mit Mazzancolle (einer großen Furchengarnele), Pistazien und Garnelenfleisch. Fein abgestimmt im Geschmack und mit einem Reis, der im besten Sinne auf den Punkt – al dente – an den Tisch kam, blieb vor allem das reichlich enthaltene, feine Garnelenfleisch und der bestens integrierte und dennoch deutlich wahrnehmbare Pistaziengeschmack in Erinnerung. Das mit den Pistazien ist ja seit dem Hype um die Dubai-Schokolade so eine Mode geworden, kaum ein Restaurant verzichtet auf ein mit Pistazien verfeinertes Gericht auf der Karte (und ich glaube, so viele gehackte Pistazien wie in den letzten sechs Monaten habe ich in meinem ganzen Leben bisher nicht gegessen). Auch hier vermag das „Padelle“ sich dennoch im positiven Sinne abzuheben, man verfolgt nicht stumpf einen Trend, sondern hat sich Gedanken gemacht, wo sich die Pistazien gut einfügen – und ein paar passende Variationen auf die Saisonkarte genommen (das wird später auch der Nachtisch unter Beweis stellen).

Risotto mit Garnele und Pistazien - Pizza Criminale - Padelle d'Italia in Nürnberg

Beeindruckend auch die im Parmesanlaib geschwenkten Tagliatelle mit Speck und einer dichten Sahnesoße. Diese wurde als sehr schmackhaft und intensiv beschrieben. Ein wenig Show-Cooking gehört, wie ihr auf dem Bild sehen könnt, selbstverständlich auch dazu. Aber das wird der Sache keinen Abbruch tun.

Tagliatelle werden in einem Parmesanlaib geschwenkt - Padelle d'Italia in Nürnberg

Ein Wort zur Nachspeise soll, wie versprochen, an dieser Stelle ebenfalls nicht fehlen. Während das klassische Tiramisu recht gewöhnlich und leider auch deutlich wässrig war, begeisterte das Pistazientiramisu auf ganzer Linie. An Pistazien wurde nicht gespart, auch die Mascarpone schmeckte dank der großzügig verwendeten Crema di pistacchio deutlich intensiv nach Pistazie, eine ungekannt leckere Variante, die mit frischen Erdbeeren ausgarnierte Nachspeise war wider Erwarten auch nicht allzu schwer.

Die Weinauswahl ist beachtlich und konnte mich überzeugen. Selbst der einfache Primitivo schmeckte herausragend fruchtig und dabei angenehm trocken. Auf der Karte präsentiert man zahllose Flaschenweine, wer es wünscht, wird von den sehr aufmerksamen Kellnern gut beraten. Der Abend wurde sehr angenehm mit einem Digestif, der aufs Haus ging, beschlossen. Neben einem wirklich feinen, fassgelagerten Grappa wurde Limoncello und als alkoholfreie Variante ein Crodino gereicht.

Problematisch sind die Bierpreise. Man schenkt Tucher aus, ein Seidla Pils kommt auf 5,60 Euro, die Flasche Helles, das leichte und das dunkle Weizen auf 5,50 Euro.

Padelle d’Italia - Gastraum, hell und modern

Wie eingangs erwähnt, handelt es sich beim Nürnberger Ableger des Padelle d’Italia – es gibt auch eine Dependance in Lauf an der Pegnitz – um ein sehr großes Restaurant. Der Gastraum erstreckt sich auf zwei Ebenen, die Tische stehen dicht an dicht. Was bei einer so gut besuchten Gastronomie nicht ausbleibt, ist freilich eine hohe Lautstärke. Das „Padelle“ (deutsch wohl etwa so viel wie „die Pfannen“) präsentiert sich hell, freundlich und vor allem modern. Eine Reservierung ist dringend angeraten.

Padelle d’Italia, Theatergasse 17, 90402 Nürnberg. Telefon: 27 42 130

Wirtshaus-Explorer: Kniedlashütt’n Nürnberg

Manchen gilt sie als Kult in der Südstadt, manche reagieren, spricht man sie auf diese Gastronomie an, etwas reserviert. Um uns selbst ein Urteil zu bilden, besuchten wir unlängst die Gaststätte „Kniedlas Hüdd’n“ unweit des Nürnberger Dutzendteichs. Das Wirtshaus ist an dieser Stelle schon quasi alteingesessen.

Kniedlas Hüdd'n Nürnberg

Früher in der Frankenstraße ansässig, findet sich das Restaurant nun an der Richthofenstraße, Ecke Regensburger Straße auf Höhe der Straßenbahnhaltestelle Immelmannstraße. Das alte, trutzige Gebäude vermittelt von außen erst mal eine gewisse Urigkeit.

Dass sich an selber Stelle früher einmal ein griechisches Restaurant befunden hat, kann der weiß getünchte und etwas sterile Gastraum nicht verhehlen. Man hat sich aber reichlich Mühe gegeben, den etwas spröden Charme der ehemals rustikalen Einrichtung zu vertreiben und die Moderne Einzug halten zu lassen – das ist gelungen, aber so richtig möchte keine Gemütlichkeit aufkommen. Auf dem Tresen steht eine Bluetooth-Boombox und beschallt den Gastraum mit deutschem Schlager.

Kniedlas Hüdd'n Nürnberg - Gastraum

Die Speisekarte wartet mit einer Vielzahl fränkischer Gerichte auf, allen voran Schnitzel und Bratengerichte. Aber auch veganes (Maultaschen, diverse Seitan-Braten, Suppen und Salate) und glutenfreies Essen rundet das Angebot ab – man geht mit der Zeit. Wir entscheiden uns an diesem Abend für zwei Klassiker: Schnitzel mit Kartoffelsalat und Schäufele mit Kloß, Verzeihung, Kniedla.

Das Schnitzel (15,90 Euro) selbst ist groß und üppig, will aber nicht so recht munden. Die beiden Schnitzelstücke sind sehr dick, dick und fest ist auch die Panade. Schweinerücken, das muss man an dieser Stelle festhalten, gibt leider kein allzu gutes Schnitzel. Wirklich gut ist der hausgemachte Kartoffelsalat nach fränkischer Art.

Kniedlas Hüdd'n Nürnberg - Schnitzel mit Kartoffelsalat

Ein wenig versöhnter bin ich mit meinem Schäufele (mit großem Kniedla für 18,90 Euro – ohne Beilagensalat). Zwar ist die Kruste stellenweise etwas zäh, wovon ich durchaus enttäuscht bin, insgesamt schmeckt das Fleisch aber intensiv, ist nicht allzu trocken und löst sich gut vom Knochen. Es ist nun nicht das größte Schäufele, das man im Lande bekommt, das macht aber nichts, weil man zu selbem ja noch ein Kniedla bezwingen muss. Ich ordere das große – auf der Karte ist es mit einem Gewicht von 630 Gramm ausgewiesen. Das Kniedla, da gibt es gar nichts zu deuteln, ist hervorragend. Und riesig. Und wirkloich richtig gut. Weich und geschmackig, mit ein klein wenig Klößbrot, mundet es ausgezeichnet. Der Name ist Programm – Kniedla kann man in der Kniedlas Hüdd’n. Da stört auch nicht, dass die Soße, von der man im Bedarfsfall kostenlos nachgereicht bekommt, für fränkische Verhältnisse etwas dicht ist.

Kniedlas Hüdd'n Nürnberg - Schäufele mit Kloß

Zum äußerst fairen Preis zapft man Veldensteiner Bier, das mit sehr moderaten 3,70 Euro für ein Seidla bepreist ist. Man darf halt keinen Anstoß daran nehmen, dass das frisch Gezapfte verhältnismäßig warm und leider auch ein wenig schal ist.

Insgesamt hat die Kniedlas Hüdd’n einen ambivalenten Eindruck bei uns hinterlassen. Einerseits bekommt man große Portionen und günstiges Bier, Kniedla und Kartoffelsalat sind fantastisch. Auf der anderen Seite fehlt es halt an Handwerk und ein klein bisschen auch an Raffinesse. Das Schnitzel für sich genommen überzeugte nicht, auch Schäufele habe ich schon besser gegessen. Wo Licht ist, dieses alte Sprichwort bewahrheitet sich immer wieder, ist eben auch Schatten. Die Kniedlas Hüdd’n ist selbstredend kein kompletter Reinfall, wirklich begeistern konnte sie uns aber auch nicht. Um Reservierung wird gebeten.

Speisegaststätte Kniedlas Hüdd’n, Richthofenstraße 4, 90478 Nürnberg. Telefon: 99 44 90 20

Wie aussagekräftig sind heute noch Google-Bewertungen?

Wer auf der Suche nach neuen Restaurants, Geschäften oder nach speziellen Dienstleistungen ist, hat in vergangenen Tagen gerne auf das Branchen-Telefonbuch oder Empfehlungen aus dem persönlichen Umfeld zurückgegriffen. Heute nutzt wohl die Mehrzahl der Menschen auch die Dienste von Google – und gerade bei Google Maps finden sich zu nahezu jedem niedergelassenen Geschäft entsprechende Bewertungen. Nur allzu gerne lassen wir uns von solchen durch die Nutzer generierten Bewertungen leiten – verfügt ein Unternehmen über viele gute Bewertungen, kann es so schlecht nicht sein, sind viele negative Bewertungen vorhanden, ist zumindest eine gewisse Vorsicht geboten – so möchte man meinen.

Doch es gibt inzwischen Anhaltspunkte, die am System der Google-Bewertungen sehr ernste Zweifel aufkommen lassen. Denn viele Unternehmer lassen heute fundierte negative Bewertungen nach einiger Zeit löschen – und der Bewerter ist kaum in der Lage, sich hiergegen adäquat zur Wehr zu setzen. Einige solcher Fälle möchte ich im Folgenden dokumentieren.

Die zentrale Frage lautet: Sind Google-Bewertungen für den Verbraucher überhaupt noch relevant, können sie den Nutzer noch bei der Entscheidungsfindung, welche Dienstleistungen sie wo einkaufen, welche Ärzte sie aufsuchen oder welche Restaurants sie besuchen, inzwischen noch unterstützen?

Eine Antwort darauf fällt schwer. Klar ist: Hat ein Unternehmen viele ausschließlich gute oder sehr gute Bewertungen, sollte man auf jeden Fall misstrauisch werden. Natürlich kann dieses Misstrauen auch die Falschen treffen, allerdings liegt bei Unternehmen, die nur gute oder sehr gute Bewertungen haben, der Verdacht nahe, dass diese dadurch zustande kamen, dass der Inhaber einer Unternehmung in das Bewertungssystem eingegriffen hat bzw. hat eingreifen lassen.

Geht das so einfach? Nun, ich habe es selbst erlebt. Ich bin nun kein großer Local Guide (mehr), habe noch etwa 130 Bewertungen bei 3.500 Punkten online und dennoch bin ich schon mehrmals Opfer von Zensurmaßnahmen, die durch Unternehmen oder Wirte angestoßen wurden, geworden.

Ein kleines Beispiel: Vor einiger Zeit waren wir zu fünft „zu Gast“ in einem wohl als gutbürgerlich bezeichneten Steiner Restaurant, das ich hier nicht namentlich nennen möchte. Die Speisen und der Service waren deutlich unterdurchschnittlich, die Preise gehoben. Nach der äußerst mäßigen Erfahrung dort fühlte ich mich bemüßigt, das im Rahmen einer kurzen Rezension mitzuteilen.

Unser heutiger Besuch im {average Gasthaus} konnte uns nicht überzeugen – zuvorderst ist anzumerken, dass leider das Preis-Leistungsverhältnis überhaupt nicht stimmt. Das relativ biedere Gasthaus mit seinem doch leicht abgegriffenen Interieur vermag nicht das Gefühl von Gemütlichkeit zu verströmen, die Toiletten […] sind alt und lieblos, die frühen 80er Jahre lassen hier grüßen. Der Hausschoppen, ein relativ nichtssagender Franke ohne Ecken, Kanten und Geschmack, wird im verkratzten Römer serviert – das kann heute jede Dorfwirtschaft besser. Das Essen reicht man auf Porzellan im Stile der Serie „Salzburg“ und dieser Standard der späten 1970er, frühen 1980er Jahre wird konsequent beibehalten. Die Beilagensalate schwimmen welk und traurig in wässrigem Dressing. Zwei Schäufele kamen an den Tisch mit gummiartiger Kruste – aber staubtrockenem Fleisch, zwei verkochten Klößen und einer schleimig-sämigen Soße. Kein volles Fiasko, aber auch eben so niedriger Standard, dass es einfach nicht mehr in unsere Zeit passt. Dafür {hoher, wenig marktüblicher Betrag} Euro zu nehmen ist, gelinde gesagt, frech. Der Service war aufgesetzt freundlich und – obwohl wir zu Beginn die einzigen Gäste waren – etwas überfordert. Um hier keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Unser Abend im {average Gasthaus} war nun kein kompletter Reinfall – aber eine Zeitreise in die Durchschnittsgastronomiekultur der frühen 80er. […] Eher ein Restaurant für Gäste in höherem Alter mit niedrigen Ansprüchen, das ich bei allem Wohlwollen leider nicht weiterempfehlen kann. ★★

Die Auslassungen in eckigen Klammern mögen verhindern, dass die beschriebene Gastronomie allzu leicht wiedererkannt werden kann, das soll an dieser Stelle nämlich nicht das Thema sein.

Das Löschersuchen wurde vonseiten des „Bevollmächtigten“ wie folgt begründet (Auszug aus der Mail, die ich von Google erhielt und das an Google, nicht an mich als Rezensenten, gerichtet war):

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir sind Bevollmächtigter in dieser Angelegenheit.

Unser Mandant hat eine negative Bewertung erhalten, unser Mandant teilte uns mit, dass der Verfasser sowie der Inhalt der Bewertung unbekannt ist.

Wir sind zugelassener Rechtsdienstleister unter dem Aktenzeichen {average Aktenzeichen} beim Amtsgericht {average Nniedersächsische Stadt}.

 

Der Inhalt der Bewertung konnte keine Informationen auf die Echtheit des Bewerters geben. Es besteht auch kein anderweitiger Berührungspunkt, (Telefon, E-Mail, Anfrage, Angebot, Termin), durch den sich die Bewerter eine Meinung über das Unternehmen gebildet haben könnten. Somit können die Bewertungen nur unwahre Tatsachenbehauptungen darstellen.

 

Ebenso ist die Veröffentlichung unwahrer Tatsachenbehauptungen sowie diffamierende Inhalte in Bewertungen, unter dem Blickwinkel der Meinungsfreiheit, kein schützenswertes Gut (BVerfGE 54, 208 (219)).

Wir bitten Sie das Prüfverfahren einzuleiten.

 

Wir erteilen Ihnen hiermit eine Rüge, Sie haben daher eine Prüfungspflicht nach aktuellem Grundsatzurteil des Bundesgerichtshof, siehe Az. VI ZR 1244/20, Urteil vom 09.08.2022.

Den Nachweis Ihrer Prüfungspflicht bitten wir zur Weiterleitung an unseren Auftraggeber uns zuzuleiten. Dazu wird unser Mandant ggf. dann Stellung nehmen.

Es war ein wenig Recherche, die es erforderte, um herauszufinden, wer denn der „Rechtsdienstleister“ ist, der meine Rezension löschen ließ. Es handelt sich hier mitnichten um einen Anwalt oder eine Kanzlei, sondern ein Inkassounternehmen, welches gleichzeitig auch Suchmaschinenoptimierung, Suchmaschinenwerbung, Vertriebsdienstleistungen, aber auch Löschungen von „rechtswidrigen Negativrezensionen im Internet“ anbietet. Wenn Honest Achmed Used Cars and Certificates wüsste, womit man hierzulande so alles Geld machen kann, würde er sein Business sicher um einige lukrative business cases erweitern ;).

Dass ich die Firma, die hier tätig wurde, überhaupt recherchieren konnte, liegt an einem kleinen Fehler, den Google machte: Erhält ein Rezensent per E-Mail einen Hinweis auf eine eingegangene takedown notice, so wurde bis vor kurzem der Text des Beschwerdeführers, um den Namen, Adresse und Kontaktdaten des Beschwerenden gekürzt, in Kopie in die Mail eingefügt.

Bei der oben zitierten Mail hat dieser Automatismus allerdings versagt, es wurde mir ein Aktenzeichen mitgeschickt, bei dem ich dann bei Gericht die Firmierung in Erfahrung bringen konnte. So habe ich gleich eine ladungsfähige Anschrift und den Vertretungsbevollmächtigten, den ich nun juristisch belangen lassen kann. Leider ist das die absolute Ausnahme, Google teilt den Rezensenten nämlich nicht mit, wer da zur Durchsetzung von wessen Interessen beauftragt wurde. Die oft dubiosen Firmen, die aus der Löschung von negativen Google-Bewertungen ein (sicher auch recht leicht nahezu vollständig automatisiertes) „Business“ entwickelt haben, bleiben so lange in der Grauzone verborgen, bis sich ein Rezensent, der Zensuropfer geworden ist, die Mühe macht und einen Anwalt auf die Sache ansetzt. Und das dürfte in Anbetracht des Aufwands und der Kosten wohl die absolute Ausnahme sein.

Ich möchte an dieser Stelle zum wichtigsten Punkt, der „Begründung“, der zufolge die Bewertung zu löschen sei: Hier wird mit der Aussage „Der Inhalt der Bewertung konnte keine Informationen auf die Echtheit des Bewerters geben. Es besteht auch kein anderweitiger Berührungspunkt, (Telefon, E-Mail, Anfrage, Angebot, Termin), durch den sich die Bewerter eine Meinung über das Unternehmen gebildet haben könnten“ schlicht unterstellt, ich wäre nie Gast in dieser Wirtschaft gewesen, obschon augenfällig das Gegenteil der Fall ist – meine sehr eindeutigen Beschreibungen der Örtlichkeiten, des Speisenangebots, des Service… legen nahe, dass ich vor Ort war und das schlechte Schäufele dieses Durchschnittsgasgenoms auch gegessen habe. Noch dreister ist allerdings der Schluss, der vom dubiosen Löschdienstleister gezogen wird: „Somit können die Bewertungen nur unwahre Tatsachenbehauptungen darstellen.“ Das ist – für jedermann offensichtlich – nichts anderes als eine Lüge.

Wohl die meisten gelöschten Bewertungen dürften rechtlich gesehen absolut zulässig sein, in aller Regel sind die Bewertungen vom Recht auf freie Meinungsäußerung vollständig gedeckt. Also bedient man sich des „Kniffs“, einfach zu unterstellen, der Rezensent wäre nie Kunde des bewerteten Unternehmens gewesen – das ist mir in der Recherche zu diesem Post mittlerweile regelmäßig untergekommen. Gerne wird dann wie folgt argumentiert (alle Zitate sind den removal notices von Google entnommen):

Vorweg möchten wir darauf hinweisen, dass berechtigte Kritik ausdrücklich erwünscht und zur Verbesserung der eigenen Leistung genutzt wird.

 

Bei der vorliegenden Bewertung ist für das bewertete Unternehmen jedoch nicht nachvollziehbar, inwiefern ein nötiger Anknüpfungspunkt vorliegt.

 

Daher bitten wir um Einleitung des Prüfverfahrens.

Dieses Prüfverfahren soll dazu dienen, gefälschte Bewertungen zu verhindern, damit sichergestellt ist, dass nur solche Personen bewerten, die auch tatsächlich über eigene Erfahrungen verfügen.

Vorliegend kann das bewertete Unternehmen leider nicht rekonstruieren, inwiefern ein Kontakt vorgelegen hat.

Das ist freilich sehr perfide. Denn, anstatt dass das Unternehmen nachweist, dass man nicht Kunde dort gewesen sein kann, wird die Beweislast zuungunsten des Bewerters umgekehrt und man selbst soll einen Nachweis darüber erbringen, dass ein Kundenverhältnis bestand. Google schreibt hierzu:

Sofern der Beschwerdeführer behauptet, Sie seien nie Kunde, Patient etc. gewesen bzw. ihm nicht bekannt, möchten wir Sie bitten, uns Ihren richtigen Namen mitzuteilen und uns ggf. Nachweise für die tatsächlichen Hintergründe Ihres Erfahrungsberichts zu übermitteln, soweit solche vorliegen (vgl. BGH, Urt. 01.03.2016, VI ZR 34/15).

 

[…]

Wir bitten Sie daher freundlich, die Angaben Ihrer Erfahrungsberichts sowie die Hintergründe wie insbesondere den Zeitraum, in dem Sie die beschriebenen Erfahrungen gemacht haben, möglichst konkret darzulegen. Bitte gehen Sie dabei auch explizit auf die einzelnen Punkte des Beschwerdeführers ein und schicken Sie uns Nachweise. Dies können je nach Leistung z.B. Rechnungen, Lieferscheine, Terminkarten, Eintragungen auf Bonuskarten, Rezepte oder ähnliche Nachweise sein. Es steht Ihnen dabei frei, bestimmte Informationen zu schwärzen, bevor Sie uns diese Dokumente senden. Die zur Verfügung gestellten Informationen werden wir dann gegebenenfalls an den Beschwerdeführer übermitteln, damit dieser dazu Stellung nehmen kann.

Das mag aus Sicht Googles recht und billig sein, kein Rezensent wird sich aber gegenüber Google oder dem Unternehmen, das die Zensur anstoßen ließ, so umfänglich selbst bloßstellen und entsprechende, teils hochsensible Daten, herausgeben, nur um sich gegen eine ungerechtfertigte Rezensionsentfernung zur Wehr zu setzen.

Praktisch gesprochen bedeutet das, dass man gezwungen wird, sich seiner informationellen Freiheitsrechte quasi selbst zu berauben, anderenfalls hat man niederschwellig keine Möglichkeit, gegen die Zensur der eigenen Bewertung in Form von, wie es Google als „Konsequenz“ betitelt, einer „Zugangsbeschränkung“ vorzugehen. Das ist nämlich der nächste feine juristische Kniff, den Google anwendet: Der Inhalt wird ja nicht gelöscht – gegen so eine Löschung könnte man rechtlich relativ einfach vorgehen, der Inhalt wird ja nur nicht mehr angezeigt, das nennt sich dann „Zugriffsbeschränkung“. Das Resultat ist für die Nutzer, für die Community, dasselbe – juristisch macht es einen Unterschied, der ein Vorgehen gegen diese zumeist automatisiert getroffenen „Entscheidungen“ deutlich verkompliziert.

Interessanterweise glaubt man bei Google der Argumentation, der Rezensent wäre nie Kunde des Unternehmens gewesen, selbst dann, wenn sehr aussagekräftige Fotos, die darstellen, dass man vor Ort war, Teil der Rezension sind.

Verkompliziert wird die Sache noch durch einen weiteren Umstand: Inzwischen erhalten Rezensenten nur noch äußerst selten eine um die Kontaktdaten der Beschwerdeführer gekürzte Abschrift der takedown notice. Man ist dazu übergegangen, lapidar die Kategorie der Beschwerde mitzuteilen.

Weitere gerne ins Feld geführte Gründe für das Löschen oder „Unsichtbarmachen“ einer Rezension durch Google ist die Behauptung, der Beitrag erfülle den Tatbestand der „Diffamierung“ oder „Verleumdung“.

Ein weiteres Beispiel: Ein guter Freund bewertete die Filiale eines Nürnberger Burgerrestaurants im Osten der Stadt, gab der Gastronomie sogar zweimal eine Chance und berichtete in seiner Google-Bewertung ehrlich und transparent darüber. Er bewertete übrigens unter seinem Klarnamen.

Edit 01.06.23: Zweite Chance: wir holten zwei Bacon Burger mittags. Es war nix los, nur 4 Gäste auf zwei Tische verteilt. Die Burger waren schnell fertig. Und dann die nächste Entäuschung: lieblos belegt, der Bacon war total labbrig, das Patty schmecke nach nix, nur die Soße hatte einen Geschmack. Ich hab den Verdacht, dass die Pattys irgendwelche Fertigteile waren. Geht mal in die anderen guten Burgerläden, da könnt ihr schmecken wie gute Pattys sein können. Und der Burger kostete 11€. Das war’s mit {average Burgerrestaurant}, nie wieder geh ich dahin. Sehr schade.

Die Freude war groß! Eine Filiale des {average Burgerrestaurant} kommt in den Nürnberger Osten. Wenn man hier arbeitet freut man sich über jede kulinarische Ergänzung. Heute war der Tag des erstens Besuchs, wir bestellten zwei Chicken Mango Sandwiches und Curry Fries. Und leider war die Enttäuschung groß. Die Sandwiches waren wirklich fad zubereitet. Das Sandwich wurde gefühlt dreimal mit grünen Salat umwickelt, der Toast [nicht] richtig getoastet. Die Belegung an sich ließ sehr zu wünschen übrig und der Geschmack war auch nicht gut, und das für 10.50€. Da Coca Cola war aber super. Einen Versuch gibt es noch mit einem Burger. Ich hoffe, der wird besser. ★★

Diese Bewertung wurde nach Beschwerde wegen „Diffamierung“ „bei Google Local Reviews für Nutzer weltweit“ zugriffsbeschränkt. Der Witz: Das deutsche Strafrecht kennt keinen Tatbestand der Diffamierung. Der einer Diffamierung wohl am ehesten nahekommende Tatbestand wäre die „üble Nachrede“, damit üble Nachrede überhaupt als Delikt infrage zu ziehen ist, muss die Tatsachenbehauptung nachweislich falsch und zudem geeignet sein, den Betroffenen oder sein Unternehmen verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen. Lesen wir die obige Bewertung noch einmal durch, so ist auch Nichtjuristen sofort plausibel, dass keine der genannten Verdachtsmomente begründet sind.

Ganz klar ist es wesentlich einfacher und erfolgversprechender, unliebsame Google-Bewertungen löschen zu lassen, als positive Bewertungen einzukaufen (letzteres ist nicht nur ein Verstoß gegen die Richtlinien Googles, auch die Gefahr, eine Abmahnung zu erhalten, ist nicht gering). Wer den Versuch unternimmt, Google-Bewertungen löschen zu lassen, trägt, wie wir später noch sehen werden, kaum ein Risiko. Das „Schlimmste“, was ihm passieren kann, ist, dass die negative Bewertung einfach stehen bleibt, oder man, wenn man ungeschickt vorgeht, beim Versuch des Entfernenlassens etwas Geld verliert.

Zusätzlich perfide: Google teilt nicht mit, welche Anbieter, „Rechtsdienstleister“, Anwälte oder Kanzleien hier in wessen Auftrag tätig sind oder wie ihre Bevollmächtigung nachzuweisen ist. So ist es den in ihren Rechten verletzten Rezensenten noch nicht einmal möglich, Informationen darüber zu erhalten, zu veröffentlichen oder zu sammeln, wer die beteiligten Akteure sind und ob sie überhaupt berechtigt sind, Bewertungen löschen zu lassen.

Wer bei Google einfach „negative google bewertungen löschen lassen“ sucht, erhält zahllose bezahlte Werbeanzeigen und weitere Angebote von Firmen und Kanzleien, die teils zum Pauschalpreis, der nur um Erfolgsfall fällig wird, Google-Bewertungen löschen lassen.

Die Preise sind, wie sich allein anhand des Screenshots leicht ablesen lässt, gering. Mancher Anbieter wirbt mit einer über 90-prozentigen Erfolgsquote.

Dieses Vorgehen ist aus Verbrauchersicht ein Fiasko. Hier werden nicht nur wertvolle Beiträge aus der Community unter teils fadenscheinigen Begründungen wegzensiert und die freie Meinungsäußerung der Beitragenden beschnitten, auch der Wettbewerb wird von unlauteren Gewerbetreibenden verzerrt. Wer sich nicht entsprechende Hilfe sucht, um Bewertungskosmetik zu betreiben, ist der Dumme. Wer manipulierend in das Bewertungswesen eingreift, erschleicht sich nicht nur das Vertrauen argloser Kunden, sondern verbessert auch sein Ranking und seine Umsätze. Google schützt seine Rezensenten und ihre wichtigen Beiträge nur wenig. Es ist für mich nicht erkennbar, dass Google solche Angriffe auf das eigene Bewertungssystem adäquat abwehrt. Ich werfe Google weiterhin fehlende Transparenz vor – gegen alle ausnahmslos unzutreffenden Anwürfe habe ich bei Google Einspruch erhoben, in keinem einzigen Fall wurde ihnen stattgegeben, ob die Einsprüche überhaupt sinnstiftend behandelt und warum sie abgeschmettert wurden, habe ich nie erfahren.

Hier offenbart sich im kleinen, im Detail, freilich auch das Grundproblem der Ideologie des sogenannten „freien Marktes“ (den es, wie jeder weiß nicht gibt, den es nie gegeben hat) – denn auf ihm besteht ja nicht der, der die besten Produkte anbietet, sondern der, der finanzstark und skrupellos in die Absatzpolitik eingreift. Den Schaden tragen die Verbraucher, die Arbeitnehmer, die Gesellschaft – alles wie immer.

Es wäre höchst Zeit, solchen „Unternehmern“ ein für alle Mal das Handwerk zu legen und drakonische Strafen gegen sie, aber auch die handlangenden Kanzleien und Agenturen zu verhängen. Ihnen allein die Schuld an der Misere aufzubürden, wäre aber zu kurz gegriffen. Dass ganz offensichtlich auch missbräuchlich schlechte Bewertungen ohne größeren erwartbaren Widerstand gelöscht werden, ist grundsätzlich auch nur durch ein Versagen des Gesetzgebers und der Gerichte ermöglicht.

Nun bleibt freilich nur noch, die eingangs gestellte Frage zu beantworten: Welche Aussagekraft haben heute noch Google-Bewertungen? Hier muss sich freilich jeder diese Frage selbst beantworten. Ich persönlich halte nach den geschilderten Fakten die Aussagekraft von Google-Bewertungen mittlerweile für relativ gering. Jeder Gewerbetreibende kann nach meinem Dafürhalten, ohne mit größerem Widerstand rechnen zu müssen, mit geringen Kosten und mit nur ein wenig Know-how Bewertungskosmetik betreiben und missliebige Kommentare löschen lassen. Da ich als Nutzer nicht wissen kann, ob Bewertungsprofile (wie oben beschrieben) manipuliert wurden oder nicht. Einfach auf die Aussagekraft der Bewertungen zu vertrauen, wäre reichlich naiv. Dazu kann ich persönlich niemandem raten.
Noch vor einigen Jahren war das besser, da trat das Problem mit entfernten Bewertungen noch nicht in der heutigen Häufung auf. Wieder einmal haben es „Geschäftsleute“ geschafft, sich der durch Schwarmintelligenz getragenen, öffentlich transparent gemachten Kundenmeinung zu entziehen.

Einladung zum Treffen der fränkischen Mastronauten und BlueSkyer

Schon einige Male trafen sich insbesondere mittelfränkische Mastodon-Nutzer in kleinem Kreis in der Fürther Gustavstraße ganz ungezwungen, um sich bei einem (oder mehreren) Seidla Bier, Schoppen Wein oder Spezi kennenzulernen, sich zu vernetzen und einfach ein wenig miteinander zu ratschen – wie man hierzulande so schön sagt.

Bei unserem letzten kleinen Treffen Anfang Januar, wir waren zu viert, beschlossen wir, das nach langer Zeit einmal wieder in einem etwas größeren Kreis anzubieten und damit auch ein wenig an die alten „Twanken“-Twitter-Treffen, von denen ich früher auch zwei organisierte, anzuknüpfen.

Eingeladen sind ganz ausdrücklich alle Mastodon- und Bluesky-Nutzer in der Region (und natürlich auch alle, die sich mit den fränkischen Mastronauten und BlueSkkyern verbunden fühlen). Ein reines Twitter-Treffen werden wir nicht mehr organisieren, schon allein deshalb, weil nach der Übernahme durch Musk und die Umbenennung in „X“ die meisten uns persönlich bekannten Nutzer die Plattform verlassen haben.

Update: Inzwischen hat sich als geeignetster Termin der Dienstag, 8. April 2025, 18 Uhr herauskristallisiert. Da an diesem Tag das „Stadtwappen“ geschlossen hat, weichen wir ins Nebenzimmer der Gaststätte „Zum Tannenbaum“, Helmstraße 10, 90762 Fürth, in unmittelbarer Nähe aus. Das Gasthaus ist gut mit der U-Bahn (Fürth Rathaus) und den Buslinien erreichbar und bietet neben vegetarischen Gerichten auch eine vegane Alternative an. Mehr Info im entsprechenden Post.

Um allzu weitverzweigte Diskussionen zu vermeiden und die Terminfindung zu vereinfachen, verständigten Karl und ich uns darauf, Anfang April zwei Termine zur Auswahl zu stellen, die nicht in der Ferienzeit liegen und eine Gaststätte für das Treffen zu wählen, die nicht nur genügend Platz zur Verfügung hat, sondern auch sowohl mit der U-Bahn, als auch mit den Stadtbussen gut erreichbar sein sollte. Beginn ist um 18 Uhr, um auch Menschen mit Familie eine Teilnahme zu ermöglichen, wer zu einem späteren Zeitpunkt nachkommen möchte, ist selbstverständlich ebenfalls herzlich willkommen.

Als Termine schlagen wir
Donnerstag, den 3. April 2025 ab 18 Uhr oder
Dienstag, den 8. April 2025 ab 18 Uhr
vor.

Über den Termin könnt ihr im Nuudel-Umfrage-Tool abstimmen – hier geht’s zur Umfrage.

Bitte abstimmen, damit wir entsprechend reservieren können. Für Anmerkungen gerne ein Reply an Karl oder mich, die Kommentare stehen aber auch offen.

Aller Voraussicht nach buchen wir den Tisch in der Gaststätte „Zum Stadtwappen“, Bäumenstraße 4, 90762 Fürth. Sie liegt in unmittelbarer Nähe zum Fürther Rathaus und ist mit zahlreichen Buslinien und der U-Bahn-Linie 1, Haltestelle „Rathaus“ zu erreichen.

Wir freuen uns auf eine rege Beteiligung und dass wir uns alle im April in Fürth wiedersehen!

Herzlichst,
Karl und Michi

Monatsrückblick Februar 2025

Irgendwie hatten wir es ja alle auf dem Schirm, irgendwie hatte keiner so richtig Bock drauf und letztlich war ja auch klar, dass jeder einzelne „Bewerber“ aus dieser Situation Kapital zu schlagen versucht: Der extrem kondensierte Winterwahlkampf fordert von den politisch Interessierten wie auch den Wahlkämpfern alles. Der Monat Februar war überlagert vom Wahlkampf, der Münchener Sicherheitskonferenz und des Fedelesens um einen im Prinzip völlig klaren Ausgang der Wahl – wenn da nicht einige Überraschungen wären…

  • „Bundeskanzler Olaf #Scholz hat die #Bild-Zeitung „die Presseabteilung der CDU“ genannt. Geradezu bewundernswert, diese zurückhaltende Gelassenheit.“ /via Klaus Schrage
  • Die CDU ist zu Beginn des Februars extrem angeschossen, das öffentliche Versagen von Fritze Merz hat einige Umfrage-Prozentpunkte gekostet. Inzwischen hat die Politikwissenschaft festgestellt, dass hierfür maßgeblich die Massenproteste gegen Merz Sündenfall und das Niederreißen der Brandmauer verantwortlich sind – das ist sehr zu loben (leider habe ich den Link gerade nicht). Was macht man da als altgedienter CDUler? Die Proteste samt den Protestierenden diskreditieren. Und wenn das nicht mehr hilft? Dann jammert man halt herum wie ein alter, feucht-muffliger Spüllappen. Was anderes als Jammern, „früher war alles besser“, „die Linken sind schuld“ und „die Grünen sind schuld“ können die ja nicht. In manch stiller Stunde frage ich mich ja ernsthaft, wer die wohl wählt, aber dann sehe ich Leute, die zehnmal auf den Knopf hämmern, wenn sie auf den Fahrstuhl warten müssen, und dann weiß ich es wieder.
  • „Elon Musk is not the president, but it appears that he — a foreign-born, unelected billionaire who was not confirmed by Congress — is exercising profound influence over the federal government of the United States…It is nothing short of an administrative coup“. /via Anne Applebaum, The Atlantic
  • Die Demonstrationen gegen die Faschisierung Deutschlands waren der CDU, der CSU, der FDP, der AfD und natürlich auch Putin in höchsten Maße unangenehm. Insgesamt waren ja mehrere Millionen Menschen auf der Straße. Da trifft es sich freilich ganz prima, dass der nächste Auto-Terrorist, der in eine Menschenmasse gefahren ist, ein 24-jähriger Schutzsuchender aus Afghanistan war. Volltreffer, besser könnte es den Faschisten nicht ins Drehbuch passen. Und dann noch zwei Wochen vor der Bundestagswahl!
  • Katja Diehl fasst so treffend zusammen, was wir alle denken und fühlen: „Ertappe mich grad dabei, dass ich denke: Was, wenn bei so Anschlägen wie in München Strukturen dahinter stehen, die Deutschland zurück in die Faschisierung schicken wollen? Es ist für mich selbst abstoßend, dass ich das nicht mehr als ausgeschlossen betrachte :(„
  • „Das C in CDU ist rechts offen.“ /via
  • Die CDU ist nicht nur die Verbotspartei, sie will den einfachen Leuten auch jede soziale Errungenschaft wegnehmen. Heute: Das Deutschlandticket.
  • Nach der MSC und dem hochnotpeinlichen Auftritt von Vance dürfte jedem, aber auch wirklich jedem klar sein: Von den USA haben wir nichts mehr zu erwarten, von den USA ist auch nichts mehr zu erwarten. Das ist kein Antiamerikanismus – absolut nicht. Aber es muss jetzt jedem klar sein: Als Bündnispartner ist Amerika ausgefallen. (Edit: Und nach den Einlassungen Trumps zur Ukraine ohnehin nicht mehr. Das Ding ist tot, aus, rum. Ein für alle Mal.)
  • Ich war ja masochistisch genug, mir das „Quadrell“ im RTL-Fernsehen anzusehen. Also zumindest zum Teil. Die Statements der vertretenen Politiker waren absolut absehbar, sie haben abgeliefert, was von ihnen zu erwarten stand – soweit also nichts Neues. Merz ist Weidel ein paarmal etwas schärfer angegangen, auch das war zu erwarten, nachdem ihn der Protest auf den Straßen gegen sein Einreißen der Brandmauer wohl doch kalt überrascht hat. So weit, so kalkulierbar. Erschreckt war ich über die blasse, aussagelose und wirklich rundheraus schlechte Figur, die Jauch abgegeben hat. Gut, schon zu BR-Zeiten ist er als begabter Journalist eher nicht aufgefallen – er ist halt ein Entertainer. Aber das, was er da im „Quadrell“ dargestellt hat, empfiehlt ihn eindeutig für den Ruhestand.
  • „Die Tatsache, dass konservative Steuersenkungspläne nicht gegenfinanziert sind, ist nicht aus Versehen: Den Staat explizit unterzufinanzieren, um dann aus scheinbarer ‚Notwendigkeit‘ heraus Sozialleistungen und Investitionen ins Gemeinwohl zu kürzen, ist der Kern neoliberaler Strategie.“ /via
  • Spannend auch, dass der Kanzler der Schande Merz die Schuldenbremse so schnell wie möglich loswerden will. Es verteilt sich scheinbar ohne Schuldenbremse einfacher und komfortabler von unten nach oben um.
  • In Bayern hat man es nicht so sehr mit der Rechtsstaatlichkeit.
  • Nein, mit Rechtsstaatlichkeit hat man es in Bayern so überhaupt nicht.
  • Der Kanzler der Schande Friedrich Merz ist noch nicht im Amt, schon fällt die CDU/CSU unangenehm auf: Großangriff auf die demokratische Zivilgesellschaft.
  • Die Rechtstreiber der CDU.
  • Über das Comeback der Linken habe ich ja schon in meiner kleinen „Analyse“ zur Bundestagswahl geschrieben. Jetzt meldet die Partei 100.000 Mitglieder. Sagte ich Comeback? Ich sollte besser sagen: sagenhaftes Comeback.
  • Kleiner Softwaretipps für Windows-Nutzer, die auch noch einen MP3-Player in Gebrauch haben und eventuell sogar noch gerne Hörbücher hören: Bei einer gewissen Sammlungsgröße muss man schon mit dem Speicherplatz haushalten. Wer seine Files ohne großen Stress und unter Beibehaltung von Metadaten und Ordnerstrukturen bei guter Qualität komprimieren möchte, dem sei recht angelegentlich der MP3 Quality Modifier empfohlen. Heise schreibt zu dieser Software: „Ändert die Bitrate von MP3- und MP2-Dateien, um deren Dateigröße zu reduzieren; dabei bleiben ID3-Tags und Ordnerstruktur erhalten; bei Bedarf können die Einstellungen genau angepasst werden; fortgeschrittene Aufgaben wie Downsampling oder das Ändern der genutzten Kanäle sind möglich; keine Installation notwendig“. Top Freeware!
  • Politisch ist das alles gerade ziemlich wirr, ich hoffe sehr, dass der März ruhiger, entspannter und übersichtlicher wird.

Eine kleine Nachlese zur Bundestagswahl 2025

Tag zwei nach der Bundestagswahl. Vielleicht ein wenig früh für eine abschließende Analyse (das ist auch nicht wirklich mein Auftrag), aber dennoch ein guter Zeitpunkt, um zu dieser Wahl ein paar Gedanken niederzuschreiben…

Screenshot der Ergebnisse der Bundestagswahl auf der Seite der Bundeswahlleiterin

Screenshot der Ergebnisse der Bundestagswahl auf der Seite der Bundeswahlleiterin

Der Kanzler der Schande Friedrich Merz feierte sich als Gewinner des Wahlabends. Das muss er und oberflächlich betrachtet kann er das auch. Sieht man genauer hin, startet Merz seine Kanzlerschaft mit einer schweren Hypothek, fuhr er für die Union doch mit 28,5 % ein historisch schlechtes Wahlergebnis ein. Er wird nicht nur, weil er seiner politischen Verantwortung aus persönlichen, charakterlichen Defiziten nicht gerecht werden kann und er im besten Wortsinne politischer Berufsanfänger ist, sondern weil ihm an allen Fronten der Rückhalt fehlt, sowohl innerhalb der Union, als auch außenpolitisch als der schwächste Kanzler der Bundesrepublik in die Geschichte eingehen und damit den ebenfalls sehr schwachen Ludwig Erhard vom Thron stoßen.
Alleine die Tatsache, dass man dies schon vor Antritt seiner Kanzlerschaft so sicher prognostizieren kann, ohne ein Prophet zu sein, ist ein riesiges Problem für die Union im Speziellen, aber auch für Deutschland. Und wäre das nicht genug, dauerte es am Wahlabend keine Stunde, bis die ersten söderschen Störfeuer aus München auf ihn herabprasselten – wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr. Davon ab hat Merz aber ein anderes Problem – er hat kein vernünftiges Personal, um sein Kabinett zu besetzen. Mit Dobrindt, Klöckner und Co. lässt sich keine Schlacht gewinnen. Außer Frage steht aber auch, dass sich das Ausscheiden von FDP und BSW aus dem Bundestag für die Koalitionsverhandlungen als glückliche Fügung weisen wird. So kann er seine „Groko“ recht ungestört bilden, denn schwarz-grün hat ihm Markus Söder verboten (und Merz wird den Teufel tun, sich nicht an dieses Verbot zu halten, noch mehr schwächen kann er sich selbst als schwacher Mann nämlich nicht; Söder weiß das und nutzt das auch weidlich aus).

Die SPD wird als Koalitionspartner zur Verfügung stehen und, ebenfalls substanziell geschwächt, leider auch nur allzu billig zu haben sein. Mit ihr kann Merz sein erstes Versprechen, bis Ostern eine Koalition gebildet zu haben, leicht erfüllen. Widerstände muss er nicht befürchten. Das Ergebnis der Sozialdemokraten ist mit 16,4 % nicht nur historisch niedrig, es ist leider auch peinlich. Und mir kommt, der ich mit der deutschen Sozialdemokratie immer in kritischer Solidarität verbunden war, mittlerweile auch das Mitleid abhanden. Jeder wusste, dass Scholz als Kanzler angezählt ist. Jeder wusste, dass im Prinzip nur Pistorius das Debakel verhindern kann. Man hat ihn nicht gelassen, man muss mit den Konsequenzen dieser Mutlosigkeit leben.

Mit den Grünen habe ich echtes Mitleid. Na, zumindest ein bisschen. Sie sind leider in den letzten Jahren Opfer einer sagenhaften Shit-Kampagne besonders der CDU und CSU (namentlich sei hier Markus Söder, der in dieser Hinsicht leider sehr oft äußerst unangenehm aufgefallen ist, genannt) und der AfD geworden. Und irgendwie konnte sie die Angriffe nicht wirklich parieren. Habeck, davor habe ich ja Respekt, versuchte immer sachlich und nüchtern zu argumentieren – aber das verklingt eben allzu schnell, wenn man aus allen Rohren mit Scheiße befeuert wird. Gestern war ja zu hören, dass Habeck nun hinschmeißt. Persönlich kann ich das nur allzu gut verstehen, die Grünen dürfte es allerdings für Jahre zurückwerfen – auch das tut mir aufrichtig leid. Dass Ihnen unter diesen widrigen Umständen und in Anbetracht der allgemeinen Unbeliebtheit der Ampel nur knappe drei Prozent der Stimmen bei der Bundestagswahl abhandengekommen sind, kann man ja schon fast als Erfolg werten.
Warum gerade die Union so gegen die Grünen hetzt? Nun, letztlich ist man sich dort gewahr, dass die Grünen das junge, konservative urbane Publikum abholen. Die Union ist was für Wähler im Rentenalter, junge Leute verirren sich dorthin kaum mehr. Noch kann die Union mit der schieren Masse der Rentner, die sie wählen, punkten, aber der Lauf der Natur arbeitet hier einfach gegen sie – da liegt aus ihrer Perspektive natürlich nahe, den Hauptgegner der Zukunft anzugreifen. Hiergegen erlebe ich die Grünen leider sehr schutzlos. Grüne Prestigeprojekte sind in der Vergangenheit auch allzu oft an der Blockade der FDP gescheitert, dafür können die Grünen zwar nix, nützlich war es ihnen aber trotzdem nicht.

Das Abschneiden der FDP hat mich offen gesagt nicht verwundert. In meinen Augen ist die FDP seit fünfundzwanzig Jahren eine völlig verzichtbare Partei ohne eigenes Profil, dafür aber mit einer engstirnigen, rechten, asozialen und nackt egoistischen Agenda. Dass Porsche mit am Verhandlungstisch der letzten Koalition gesessen ist, weil die FDPler schlicht alle durch die Bank illoyal sind, wäre ja schon für sich ein Skandal gewesen. Die FDP trachtete aber von Anfang an danach, die Koalition platzen zu lassen. Solche destruktiven Elemente muss man möglichst schnell aus dem politischen Verantwortungsbereich entfernen – und Scholz‘ Kardinalfehler war, das so extrem lange herausgezögert zu haben. Was wäre rot-grün nicht alles gelungen, wären sie nicht der Dauersabotage der Rechtslibertären ausgesetzt gewesen. Die Situation, das dürfen wir in Zukunft nicht mehr vergessen, war so extrem, dass diese Partei nicht nur wegen ihres asozialen Gebarens, sondern besonders wegen ihrer notorischen politischen Unzuverlässigkeit vom Wähler abgestraft wurde. Und bis jemand abgestraft wird, dauert es in Deutschland bekanntlich recht lange. Aber nicht nur das hat der FDP geschadet, sie ist auch eine Partei der alten Männer. Wer hat im Wahlkampf das Wort für die Rechtslibertären ergriffen? So verzichtbare „Humoristen“ wie Nuhr, Bohning, der peinliche Opa Hallervorden oder der Tutti-Frutti-Balder. Well, dass es bei solchen „Fürsprechern“ nix mehr wird, wenn man obendrein ständig so wenig nüchterne Zeitgenossen wie Kubicki vorschickt, wen wollte da das Wahlergebnis der Wirtschaftssekte „Liberalen“ ernsthaft wundern? Natürlich ist die personelle Hauptschuld an dem Debakel bei Christian Lindner zu suchen und auch schnell zu finden. Der hat nun die Reißleine gezogen und seine politische Karriere gleich selbst entsorgt; hart fallen wird er nicht, irgendein Konzern wird ihm schon ein Auskommen garantieren, den Schaden, den Lindner auch in Zukunft zweifelsfrei anrichten wird, hat man dann bereits eingepreist.

Siegerin des Abends ist zweifelsohne die Linke. Erinnern wir uns an die Silberlocken-Aktion; man traute der eigenen Partei anfangs nicht zu, über die Fünf-Prozent-Hürde in den Bundestag einzuziehen und konzentrierte sich daher auf das Erringen dreier Direktmandate. Geworden sind es sechs, 62 Abgeordnete ziehen in den Bundestag ein, man darf von einer hohen Geschlossenheit der Genossen in der neuen Fraktion ausgehen, denn die BSW-Abspaltung mag für die Linke erst einmal ein Schock gewesen sein, stellte sich im Nachgang als überaus heilsam heraus. Man hat sich ohne größere Anstrengung eines Haufens dauerstörender, den Frieden in der Partei und das Ansehen nach Außen beschädigender Spinner entledigt – etwas Besseres konnte der Linken gar nicht passieren.

Reichinnek, sie darf man getrost als die Hoffnungsträgerin der deutschen Politik bezeichnen, Schwerdtner und van Aken haben einen hervorragenden, absolut fehlerfreien und international beachteten Wahlkampf gemacht – und fahren nun die Ernte ein. Die Linke fokussierte sich in diesem Wahlkampf auf wenige Themen, die die Menschen wirklich bewegen: Frieden, zu hohe Mieten, zu hohe Lebensmittelpreise. Sie erkannte, dass das Migrationsthema, an dem sich quasi alle anderen Parteien so verzweifelt festklammerten, im Alltag der Menschen bestenfalls eine untergeordnete Rolle spielt. Dies konnte sie glaubwürdig mit „Vor-Ort-Aktionen“ und einer persönlichen Ansprache der Menschen vor Ort und an den Haustüren erreichen. Das ist, man möge nicht vergessen, dass insbesondere in den westdeutschen Flächenstrukturen die Orts- und Kreisverbände der Linken bezüglich der Aktiven zahlenmäßig eher klein aufgestellt sind, schon auch eine besondere personelle Herausforderung und Leistung. Wenn nun andere Parteien in ihren Analysen darauf abheben, die Linke habe einen besonders geschickten Social-Media-Wahlkampf betrieben, scheint mir das eine Fehleinschätzung zu sein. Freilich präsentierte sich vornehmlich Reichinnek in den sozialen Netzwerken glaubwürdig, der Linken gelang es so, im Besonderen junge Menschen anzusprechen. Die persönliche Präsenz vor Ort halte ich aber für bedeutender und in der Fläche auch für einen wesentlichen Erfolgsfaktor. Die wichtigste Erklärung für den Erfolg der Linken sehe ich aber in ihrem konsequent gelebten und auch programmatisch tief verwurzelten Antifaschismus – und es ist schon reichlich schmerzhaft, festzustellen, dass die Linke hier inzwischen unter allen Parteien ein absolutes Alleinstellungsmerkmal hat und pflegt. SPD und Grüne sind ohne Not (und letztlich erwartbarer Weise ohne Erfolg) auf den Merz-AfD-schen „Abschiebekurs“ geschwenkt. Die Linke als einzige politisch relevante Partei konnte sich hier nicht nur profilieren, sie ist inzwischen die einzige glaubwürdige Stimme im Bundestag gegen den Rechtsruck und das Erstarken des Faschismus.

Das sehr knappe Abschneiden des BSW unter Sarah Putinknecht Wagenknecht mag für die Partei bitter sein, für uns ist sie ein Grund, aufzuatmen. Die Linke tat gut daran, etwa zweihundert Spinner in der „Bad Bank BSW“ auszulagern, sie konnte nicht nur ein beachtliches Wahlergebnis erzielen, sondern auch binnen kürzester Zeit zehntausende Neumitglieder gewinnen. Dennoch: Angesichts des knappen Ausgangs trachtet man von BSW-Seiten nun nach einer Anfechtung der Wahl. Dass das so kommen würde, habe ich ja seinerzeit prognostiziert (war auch nicht allzu schwer), der Ausgang dieses Ansinnens, die Erfolgsaussichten, scheinen mir gerade wirklich offen, von den anderen Parteien hört und sieht man dazu nichts. Das BSW hatte wenige und unkonkret gefasste Themen, ihr Wahlprogramm darf man Fug und Recht wohl eher als Fragment bezeichnen. Doch daran scheiterte meines Erachtens die als Tiger gestartete und nun als Putins Bettvorleger gelandete Partei nicht, sie scheiterte an der „Strategie“ im braunen Wählersumpf der AfD zu fischen, die Quittung erhielt sie auf dem Fuße.

Komme ich zum Schluss zum Letzten, zum Allerletzten, zur AfD. Als Demokrat sollte man sich dieser „in Teilen“ gesichert rechtsextremen Partei, die ausnahmslos alles, was schlecht, niederträchtig und verachtenswert ist, verkörpert, eigentlich erst gar nicht widmen und wenn ja, so ist sie, metaphorisch gesprochen, nur mit der Kneifzange anzufassen. Diese am Marionettenfaden Putins hängenden Freunde des Faschismus haben das rechtsextreme Potenzial in Deutschland voll zu nutzen verstanden, insbesondere die Entwurzelten und moralisch Verwahrlosten in Ostdeutschland finden in ihr eine geistige und politische „Heimat“. Die AfD profitiert von den Ängsten der Menschen, Ängste, die vornehmlich die CDU/CSU unter Mittäterschaft der FDP mit ihrer sozialstaatsfeindlichen Politik geschürt haben, Ängste, die aber auch der Geheimdienstler Putin und seine Vasallen im Zuge ihrer „hybriden Kriegsführung“ erfolgreich zu schüren verstanden und verstehen. Der AfD „von Putins Gnaden“ kann, da sie ein persistierendes Problem ist und eine echte Gefahr für die Demokratie und unsere freiheitliche Grundordnung, inzwischen nur noch durch ein Verbot sowie der konsequenten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Isolierung ihrer Mandatsträger, Funktionäre, Mitglieder, Financiers, Sympathisanten und Wähler beigekommen werden. Und das hat umgehend und jeden Tag zu geschehen, die Brandmauer muss jeden Tag von jedem Einzelnen von uns verteidigt und auch wieder aufgebaut werden – auch wenn Merz sie eingerissen hat und in der Zukunft immer wieder einreißen wird. Antifaschismus, das Gebot der Stunde, bleibt eben Handarbeit.

War da nicht noch was? Freilich: Das neben dem Wiedererstarken des Faschismus wohl drängendste Problem, der Klimawandel, wurde in diesem Wahlkampf leider außer von Grünen und Linken komplett ausgespart. Das ist ein ernsthaftes Problem und ein wirklich unzureichender Zustand, den wir in Zukunft als Zivilgesellschaft so nicht mehr zulassen dürfen.

Wirtshaus-Explorer: Hospoda Kaiserburg

Hospoda, das musste ich auch erst googeln, ist tschechisch und heißt auf Deutsch wohl so viel wie „Kneipe“. Und ja, das trifft die Sache recht gut: Die „Kaiserburg“ ist freilich ein Restaurant, aber sie präsentiert sich vor allem als Kneipe mit frisch Gezapftem, lauter Musik und buntem Publikum. Im Burgviertel, in der Oberen Krämersgasse, an traditioneller Stelle befindet sich seit 2008 dieses böhmische Wirtshaus, das eben beides ist: Kneipe und Speisegaststätte.

Foto: Karl Heindel, http://karlimann.com/

Gemütlich und bodenständig. Das sind die ersten Worte, die mir in den Sinn kommen, wenn ich an die mit ziegelroter Tapete ausgekleidete Gaststube, das Kaminfeuer und das frische tschechische Bier denke.

Hospoda Kaiserburg

Das Bier ist im besten Wortsinne gepflegt, man erhält – wie zu erwarten stand – neben dem hellen Schanzenbräu vor allem die berühmten tschechischen Biere. Und ich muss es positiv herausstellen: Man macht sich die Mühe, nicht nur das Pilsner Urquell, sondern auch das Gambrinus Lager (ein ebenfalls hervorragendes Bier), das Budweiser Lager, das Staropramen und sowohl die hervorragende helle, als auch das von mir favorisierte dunkle Kozel vom Fass zu zapfen. Für innerstädtische Verhältnisse hält sich der Preis mit 4,40 Euro für ein Seidla auch noch im Rahmen.

Und dann gibt es da noch ein besonderes Getränk, das man in der Kaiserburg zapft, und das im Rahmen dieses Berichts nicht vergessen sein darf: Kofola. Um die Existenz dieses tschechoslowakischen Cola-Getränks, ein typisches Surrogatprodukt aus Zeiten des Sozialismus, wusste ich; probiert hatte ich es bislang nie. Interessanterweise schmeckt es deutlich vollmundiger als Coke oder Pepsi – mit einer hintergründig kräuterig-säuerlichen Note (und das bei deutlich niedrigerem Zuckergehalt). Wer die „Kaiserburg“ besucht und Kofola nicht kennt, sollte dieser Cola-Alternative auf jeden Fall eine Chance geben!

Hospoda Kaiserburg Teufelsbart

Ebenfalls erwähnenswert ist, dass man zum Bier auch kleine, günstige Gerichte bestellen kann. Wir probierten, quasi als Vorspeise, den „Teufelsbart“, kross und scharf in Knoblauch angebratene Brotstücke mit einer Fleischsoße und geriebenem Gouda – sehr schmackhaft und sehr würzig!

Zur Hauptspeise wählte ich wohl den Klassiker, das Rindergulasch mit böhmischen Knödeln (17,90 Euro). Das gepökelte Rindfleisch war wirklich butterzart und zerging im Mund, die angenehm leichte, würzig-säuerliche Soße wurde von den Hefeknödelscheiben aufgesogen – ein leckeres, stimmiges Gericht!

Hospoda Kaiserburg - Rindergulasch

Unser Mitstreiter und Freund Karl, der Land und Leute gut kennt, attestierte der Küche der Kaiserburg eine hohe Authentizität. Obschon das Essen üppig war, soll an einem Abend voller Genuss freilich auch eine kleine Nachspeise nicht fehlen – und die Karte bot uns gerollten, mit Powidl gefüllten Palatschinke, den man mit Schokoladensoße und Puderzucker garniert und mit Vanilleeis serviert.

Palatschinke, Hospoda Kaiserburg

Man isst und trinkt ordentlich in der Kaiserburg – aber auch die Kultur soll in dieser Gaststätte nicht zu kurz kommen:

Die angeschlossene Kellerbühne bietet ein von sowohl lokalen als auch internationalen Newcomern, Solokünstlern und Bands bestrittenes Programm. Jeden Donnerstag ab 20 Uhr gibt es Livemusik in der Kaiserburg. Und das hat schon eine gewisse Tradition – wie die folgende Anzeige beweist, die ich in einem Gastroführer aus dem Jahr 1979 gefunden habe…

Anzeige aus dem Heft "Nürnberg´s Gastlichkeit rund um die Burg", 1979.

Diese Anzeige stammt aus dem Heft „Nürnberg´s Gastlichkeit rund um die Burg“, Ausgabe April bis Juli 1979. Funk und Fernsehen, so erfahren wir, sind auch oft dabei. Warum aber das „voll“ in stilvoll in Anführungszeichen gesetzt wurde, wird wohl ein Geheimnis bleiben…
Um Reservierung wird gebeten.

Hospoda Kaiserburg, Obere Krämersgasse 20, 90403 Nürnberg. Telefon: 25 330 663.

Mark my words…

Sehr frühzeitig hat die Bundeswahlleiterin darauf hingewiesen, dass der Wunschtermin des Kanzlers der Schande Friedrich Merz zu früh sei, um die Wahl in allen erforderlichen Punkten ordnungsgemäß durchführen zu können. Sie wurde abgekanzelt, man setzte diesen Sonntag als Wahltermin durch.

Turns out: Sie hatte natürlich recht. Tausende Auslandsdeutsche können an der Wahl nicht teilnehmen, sie haben bis heute ihre Wahlunterlagen nicht bekommen.
Das ist natürlich scheiße.

Mark my words: Wenn der Kanzler der Schande Friedrich Merz, die CDU, Putin & Co. mit dem Ausgang der Wahl zufrieden sind, wird nichts weiter passieren.

Enthält der neue Bundestag zu wenige Unionsabgeordnete und keine FDP mehr, ist die AfD (und auch das BSW) mit ihrem Wahlergebnis unzufrieden, Putin, Trump, Vance und Musk deshalb traurig, ist die Linke zu stark und bei sieben bis zehn Prozent – ja klar, dann müssen Neuwahlen her, da gibt es gar keine andere Möglichkeit!!1!!!11!
Der Fehler liegt natürlich nicht bei der CDU, das ist völlig unmöglich, verantworten muss sich die Bundeswahlleiterin, die man alsbald austauschen wird… Mark my words…

Friedrich Merz – Kanzler der Schande?

Merz kann es nicht. Wir müssen nicht erst die Kanzlerschaft Friedrich Merz abwarten, nein, wir können mit jedem Recht schon heute zweifelsfrei feststellen: Merz kann es nicht. Er ist als Bundeskanzler gänzlich ungeeignet.

Merz hat keinerlei Regierungserfahrung, und das ist ein schweres Manko. Einen Mann ohne Erfahrung an die Spitze des Staates zu stellen, ist nicht nur ein Fehler, ich halte es für dumm.
Dieses gewichtige Manko wurde in den letzten Wochen in der Debatte gerne und ausführlich apostrophiert – selbstredend zu Recht, es wiegt meiner Meinung nach aber noch am wenigsten schwer.

Ich persönlich halte Friedrich Merz für einen geistigen Brandstifter. 1997 stimmte er namentlich gegen ein Gesetz, mit dem die Vergewaltigung in der Ehe zum Straftatbestand erklärt wurde. Auch heute noch ist dieses Abstimmungsverhalten unentschuldbar und kann nicht mit dem damaligen „Zeitgeist“ begründet werden. Es ist eine zutiefst verachtenswerte und von herzensgebildeten Menschen grundsätzlich abzulehnende Haltung, die Merz hier an den Tag legte. Menschenverachtend auch sein Kommentar aus dem Jahr 2001¹ zur Homosexualität des damaligen Berliner Oberbürgermeisters Klaus Wowereit: „Solange er sich mir nicht nähert, ist mir das egal“.
Springen wir von diesen frühen Ausfällen in die Gegenwart. Auch hier zeigt sich Merz regelmäßig von der unangenehmsten Seite. 2022 (am 26. September bei Bild-TV) sagte Merz über ukrainische Geflüchtete: „Wir erleben mittlerweile einen Sozialtourismus dieser Flüchtlinge: nach Deutschland, zurück in die Ukraine, nach Deutschland, zurück in die Ukraine“. Das war aber freilich nicht die einzige rassistische Grenzüberschreitung. Knappe vier Monate später in der Sendung von Markus Lanz dann die „kleine Paschas“-Entgleisung (10. Januar 2023, ZDF). Merz distanzierte sich von dieser Beleidigung nie. Am 27. September 2023 dann bei „welt.tv“ die nächste rassistische Aussage, als Merz über abgelehnte Asylbewerber sagte: „Die sitzen beim Arzt und lassen sich die Zähne neu machen, und die deutschen Bürger nebendran kriegen keine Termine“.

All diese Verfehlungen – selbstredend gibt es noch zahllose weitere – sind kein bloßer Tritt ins Fettnäpfchen. Vielmehr legen sie in erschreckender Kontinuität Zeugnis von der Geisteshaltung Merz ab – und nähren so die Feststellung der mangelnden Eignung dieses Mannes als Bundeskanzler. Doch mehr:

Über die vielfältigen Lobbyismus-Verstrickungen Merz ist viel und intensiv berichtet worden. Dieser Teil seiner beruflichen Vita ist selbstredend eines Bundeskanzlers ebenfalls nicht würdig. Beispielshalber sei hier nur auf den Correctiv-Artikel „Der Mann der Großkonzerne“ verwiesen.

Auch charakterlich scheint Merz ganz offensichtlich nicht zum Kanzler geeignet zu sein, wie die Geschichte um seinen verloren gegangenen Laptop, den ihm ein Obdachloser wiederbrachte, beredt belegt.

Merz ist diesem Amt schlicht nicht gewachsen. Gysi hat sowohl in einem Video der Zeit als auch in seinem Podcast mit zu Guttenberg darauf hingewiesen, dass Merz zu sehr in der Kränkung verstrickt ist, die ihm Merkel zufügte, als sie ihn politisch „kaltstellte“. Gekränkte Narzissten sind gefährlich, weil sie, werden sie durch einen Trigger an das Kränkungsgefühl erinnert, unberechenbar und überemotional reagieren. Politik ist ein hartes Geschäft, Außenpolitik im Besonderen. Ein Mann wie Merz, der in der vorgenannten Gefahr steht, ist daher nicht geeignet, Spitzenpolitik zu betreiben. Er ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu emotional, irrational und damit für dieses Amt schlicht zu instabil. Sachliche Politik darf unter diesen Bedingungen ebenso wenig erwartet werden.

Die Kränkung Merz darf man aber nicht allein auf die personellen Entscheidungen Merkels reduzieren, sie wurzelt tiefer: Merz war für die CDU immer dritte Wahl, ein Makel, der auch dann an ihm haften bleibt, wenn er Kanzler wird. Die schwere intellektuelle und personelle Krise des deutschen Konservativismus ermöglichte es erst, dass Merz überhaupt Kanzlerkandidat der CDU werden konnte; seine Kandidatur ist für mich daher der Offenbarungseid des deutschen Konservativismus.

Das alles ist schlimm genug. Doch ein Sündenfall, daran muss erinnert sein und immer wieder erinnert werden, wiegt so schwer, dass es nicht vermessen scheint, von Merz, so denn er Kanzler wird, und dafür spricht ja leider einiges, als dem Kanzler der Schande zu sprechen. Der unentschuldbare Tabubruch, erstmals bewusst, sehenden Auges, mit den Stimmen der (offiziell in Teilen) rechtsextremen AfD eine parlamentarische Mehrheit (für einen obendrein auch noch völlig überflüssigen CDU/CSU-Antrag zur Migrationspolitik) zu organisieren, hat eine historische Dimension. War es bislang demokratisch gelebte Praxis und Konsens, mit Rechtsextremen nicht gemeinsame Sache zu machen, hat Merz diese eherne Regel gebrochen, diese Brandmauer eingerissen.

Merz hat sich damit bewusst und unverkennbar aus der politischen Mitte entfernt und sich und seine Partei ins rechte bis rechtsextreme Lager gestellt. Dieser historische Tabubruch ist eine Schande für Deutschland – Merz ist, so denn er zum selbigen gewählt wird, der Kanzler der Schande.

Da fällt dann schon kaum mehr ins Gewicht, dass Merz Gattin als „First Lady“ eine Bürde wäre, wirkt sie doch öffentlich unnahbar, hölzern und abweisend. Ihr verhärmt wirkendes Auftreten verhindert jede Bildung von Sympathie, es darf bezweifelt werden, ob sie ihrer (wenn auch selbst nur impliziten) Rolle als First Lady gerecht werden kann.

Es steht leider zu befürchten, dass Merz Kanzler wird, ein Umstand, der nicht nur mich beschämt – ein Umstand, der jeden Demokraten beschämen muss.

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¹ aus Bunte, 6. Dezember 2001

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