blog.fohrn.com

Im Test: Der Ricatech-Retro-Radiorecorder PR85

Sehenden Auges und quasi mit Anlauf bin ich dieser Tage voll in die Retro-Falle getappt! Derzeit gibt es nämlich wieder eine Gattung Gerät zu kaufen, die dereinst vor vierzig Jahren modern war – und zwar Radiorecorder. Für die jüngeren Leser: Ein Radiorecorder ist ein tragbares Radiogerät mit Kassettenrecorder, also einer Vorrichtung, mit der sich in Kunststoffgehäusen verbaute Magnettonbandspulen mit Schall besprechen und wieder abspielen lassen. Entweder über ein eingebautes Mikrofon oder eben über das verbaute Radioteil (voll analog, versteht sich). Diese Gerätegattung ist zum einen sehr kompakt aufgebaut und zum anderen mit einem Handgriff versehen, so dass sich diese Apparate leicht in der Wohnung (und mit Batterien auch im Freien) herumtragen lassen. Modern – wie gesagt, waren diese Dinger etwa ab Mitte der 1970er Jahre – noch bevor in den 80ern die Ghettoblaster kamen.

Ein guter Radiorecorder zeichnete sich in jenen Tagen durch eine mehr oder weniger echte Holzoptik, ein gutes Radioteil und allerhand Zierrat aus Aluminium oder Kunststoff aus. Und genau diese Gattung Gerät gibt es heute wieder. Ein Radioteil ist dran, dann gibt es einen Kassettenrecorder (Mono, wie das Radio) obendrauf und weil wir eben im Jahre des Herren 2017 leben, auch die Möglichkeit, MP3s vom USB-Stick oder SD-Karte abzuspielen.

Ihr müsst zugeben, das Ding hätte rein optisch auch 1981 in einem Katalog der großen Versandhäuser offeriert werden können. Um zu sehen, dass es sich hier um ein zeitgenössisches Produkt handelt, muss man schon ganz genau hingucken.

Von der mir bis dato unbekannten Firma Ricatech wird zu einem Straßenpreis von 35,- Euro ein richtig klassisch-biederer Radiorecorder mit der Typenbezeichnung „PR85“ angeboten.
Das Ding, so dachte ich mir, ist praktisch! Zwar ist UKW eine so gut wie abgekündigte Technik, heute hat man DAB, aber immerhin lassen sich auf UKW noch Sender empfangen. Das Kassettenteil brauche ich eigentlich nicht zwingend, ich besitze vielleicht noch eine Handvoll Bänder – aber Hörbücher und Hörspiele über USB ablaufen zu lassen ist schon ein Feature. Klar, ich habe auch eine Bluetooth-Box, aber eigentlich ist mir das zu umständlich (Box aufladen, koppeln, Hörbuch aufs Handy übertragen…). Mit so einem Radio schaut die Sache doch viel einfacher aus: USB-Stick rein, Stecker in die Steckdose, Gläschen Wein einschenken und ab in die Küche zum Gemüse schnippeln oder ab in die Badewanne. Und wen ich Lust auf Nachrichten habe, über UKW kann man ja noch welche empfangen.

Zur Haptik

Das Radio ist günstig. Das Gehäuse ist einfach gearbeitet. Nicht direkt lumpig aber doch einfach. Während Schalter und Tasten recht präzise rasten und kein übermäßiges Spiel haben, sind die Drehregler für Senderwahl und Lautstärke schief eingepasst, schleifen und wackeln. Das darf so eigentlich nicht sein. Die Klappe des Kassettenfachs ist auch sehr dünn gearbeitet. Die Verarbeitung ist soweit in Ordnung, aber trotzdem wünscht man sich hier doch ein wenig mehr Präzision.

Das Radioteil

UKW, Mittelwelle und zwei Kurzwellenbänder bietet das Radio, über UKW lassen sich die ortsüblichen Sender empfangen, auf der Mittel- und Kurzwelle geht – zumindest hier in der Stadt – nichts. Die Abstimmung der Sender erfordert durchaus Fingerspitzengefühl. Das Radioteil funktioniert, richtig Freude macht es nicht.

Das Kassettenteil

Im Rahmen der Möglichkeiten des Geräts ist das Kassettenteil schon in Ordnung: Die Wiedergabe ist klar, sauber und weitestgehend verzerrungsfrei. Richtig retro: Alles ist Mono, auch über den Kopfhörerausgang. Das Spulen des Bandes funktioniert recht flott, die Pausentaste rastet präzise, nachdem das Band abgelaufen ist, schaltet der Recorder ab (bei der Wiedergabe, nicht beim spulen). Aufgezeichnet habe ich mit dem Gerät nichts – man kann allerdings Radio, MP3s und auch die eigene Stimme mit dem eingebauten Mikrofon aufzeichnen. Das Kassettenteil rauscht recht stark, auch im Leerlauf. Wenn der Motor in Bewegung ist, sind über den Lautsprecher Störgeräusche zu hören, selbst wenn MP3s wiedergegeben werden. Der Ton kommt verständlich rüber, es klingt aber einfach nicht gut.

Der MP3-Player: Ein Silbenverschlucker

Der MP3-Player ist recht spartanisch ausgestattet. Es gibt kein Display – lediglich einen Anschluss für den USB-Stick und einen SD-Kartenschacht. Mit vier Tasten wird die MP3-Wiedergabe gesteuert: Vor, Zurück, Play/Pause und Wiederholung. Über den jeweiligen Betriebszustand erfährt man nichts, es gibt nur eine LED, die signalisiert, dass der Player eingeschaltet ist.
Diese spartanische Ausstattung würde an und für sich auch genügen: Zuerst werden alle Titel im Root-Verzeichnis wiedergegeben, dann wechselt der Player in den ersten Ordner, dann in den zweiten usf. Wenn man auf Stick oder Speicherkarte nicht so viele Ordner hat, dass es gänzlich unübersichtlich wird, kommt man auch im „Blindflug“ ganz gut klar und kann sich sicher durch die Titel navigieren. Echtes gapless-playback gibt es nicht, aber die Lücke zwischen den einzelnen Titeln ist so kurz, dass es selbst bei Material, das unterbrechungsfrei abgespielt werden möchte, nicht allzu unangenehm auffällt. Im Ansatz ist das kleine MP3-Player-Modul also ganz geschickt designed – besonders, weil selbst nach einer Trennung des Radiorecorders vom Stromnetz der Titel erneut angespielt wird, bei dem man aufgehört hat zu hören. Und dennoch: Der MP3-Player hat einen so schweren Fehler, dass man über die vielen kleinen Macken des Gerätes nicht hinwegsehen kann. Wenn man ein Hörbuch abspielt, bei dem es längere Sprechpausen gibt, verschluckt der Player die ersten Wortsilben, wenn der Sprachfluss wieder einsetzt. Wann immer eine leise Passage auf dem Quellmaterial beginnt, startet der Player eine Art nichtabschaltbare Faderautomatik, bei der er komplett den Ton abriegelt um dann – mit einigen Millisekunden Verzögerung ­- den wiedereinsetzenden Ton einzublenden. Diese Automatik ist so scharfgeschaltet, dass bei einem Hörbuch regelmäßig das erste Wort eines einsetzenden Satzes halb oder gar ganz verschluckt wird. Aus einer Krimilesung wird so ein nicht mehr rezipierbares Stakkato. Und damit ist für meinen ursprünglich angedachten Einsatzzweck der ganze Recorder nicht benutzbar. Wer nur mit hohem Pegel und hoher Kompression aufgenommene Musik anhört, kann mit diesem schweren Fehler vielleicht noch gerade so leben, wer aber, und sei es auch nur ab und zu, ein Hörbuch hört, kann das Ricatech-Gerät leider nicht sinnvoll benutzen.

Technische Umsetzung

Der Recorder ist für mich schon allein wegen des verkorksten MP3-Players durchgefallen. Es gibt aber tatsächlich auch einige andere prinzipielle technische Kritikpunkte, die nicht unerwähnt bleiben sollen. Der wichtigste: Der eingebaute Trafo verursacht ein nicht akzeptables, lautes Brummen und versetzt das gesamte Kunststoffgehäuse des Recorders in Vibration – auch, wenn der Recorder über die Schalterstellung „Tape“ im Standbybetrieb ist und nichts wiedergibt. Dieses ernstzunehmende Manko hat man bei Ricatech freilich erkannt und liefert den Recorder daher mit einem Schnurschalter am Netzkabel (sic!) aus. So eine primitive Lösung eines Problems, das heutzutage eigentlich bei keinem Gerät der Unterhaltungselektronik mehr auftauchen dürfte, habe ich noch nie gesehen! Einen Radiorecorder, der ab Werk mit einem Schnurschalter ausgeliefert wird, der dem einer Nachttischlampe ähnlich ist, das ist für mich der Gipfel des Pfusches!

Auch erwähnt werden muss, dass das Gerät sowohl beim Radio-, Cassetten- und MP3-Betrieb ein erhebliches Grundrauschen produziert, das gerade bei leisen Passagen sehr deutlich hervortritt. Dies – in Kombination mit dem sehr einfachen Lautsprecher führt zu einem Klang, der sowohl im Bassbereich als auch im Hochton völlig beschnitten wirkt, woraus schlicht folgt, dass der Klang dumpf und verrauscht ist. Freilich mag mich hier die Erinnerung möglicherweise auch trügen, aber ich denke, dass die einfachen Geräte in den 80ern nicht so schlecht geklungen haben. Wie oben bereits beschrieben, sind manche Bedienelemente auch nicht ordentlich verarbeitet.

Und damit komme ich zum Kern: Der Radiorecorder ist eine nette Spielerei – er lebt von seinem konsequenten Retro-Design. Die Funktion ist ja prinzipiell gegeben, die Umsetzung allerdings ist so dürftig, dass bei der Benutzung des Recorders keine Freude aufkommt. Wenn der erste Wow-Effekt verpufft ist und man sich am anachronistischen Design sattgesehen hat, erkennt man, dass der Nutzwert schlicht nicht da ist. Und damit dürften sehr viele dieser Geräte weit vor ihrer Zeit dem Elektroschrott anheimfallen. Was für eine Ressourcenverschwendung!

Dabei ließe sich das recht einfach vermeiden: Es bedürfte schlicht eines nur minimal besseren Transformators, einem Bauteil, das für diese Anwendung in hinreichender Qualität auf den internationalen Elektronikteilebörsen derzeit keine zwei Dollar kosten dürfte. Auch ein etwas besserer, klangfreudigerer Lautsprecher dürfte nur einige zehn Cent teurer sein. Würden dann bei der Herstellung auch nur rudimentäre westliche Qualitätsmaßstäbe Anwendung finden und würde man zudem das Softwaredesign des MP3-Players um die auto-mute-Funktion kastrieren, das Retro-Radio hätte sofort einen echten Gebrauchswert und wäre nicht vorab für den Müll produziert. Die Käufer wären mit Sicherheit bereit, einen Aufpreis zu zahlen, würden solche pro Gerät kaum fünf Dollar in Anspruch nehmenden Maßnahmen umgesetzt.

Fazit

Geiles Retro-Design, das Spaß macht und einen schnell in die eigene Kindheit zurückversetzt. Das Gerät ist ein echt guter Gag – mehr aber auch nicht. Die vielen Unzulänglichkeiten in Qualität, Technik und Bedienung sind in Summe so schwerwiegend, dass ich vom Kauf dieses Recorders nur abraten kann. Für mich persönlich gibt letztlich der verkorkste MP3-Player den Ausschlag, vom Ricatech-Recorder abzuraten. Eine gute und witzige Idee scheitert leider an ihrer Umsetzung.

Dinge: Waltham Telestar 4004

Hier nun wieder etwas aus der Kategorie „retro“ – Dinge, die ich mal hatte, die es heute nicht mehr gibt und die wohl auch niemand mehr so kaufen würde. Mitte der 1990er Jahre habe ich diesen nicht ganz uninteressanten kleinen „Reisefernseher“ geschenkt bekommen – einen Waltham Tele Star 4004.

Ende der 80er, Anfang der 90er gab es einen bemerkenswerten Trend: Jedes etwas größere Kaufhaus, das auf sich hielt, hatte einen kleinen Fernseher im Angebot, diese „Campingfernseher“ mit einer Bildschirmdiagonale, etwas größer als eine Zigarettenschachtel, natürlich schwarz/weiß, sind gemeint. Der Preis für diese Art Gerät schien standardisiert gewesen zu sein – sie kosteten 99,- DM, nie weniger und nur sehr selten mehr. Wozu diese Apparate wirklich gut waren, bleibt fraglich, denn wirklich mobil war man ob des etwas gewöhnungsbedürftigen Formats und des nicht ganz geringen Stomverbrauchs (der sich in der Regel mit Batterien nicht sinnvoll bestreiten ließ) mit diesen Fernsehern nicht und für den stationären Gebrauch war der Bildschirm einfach zu klein. Und dennoch gab es diese Dinger und irgendjemand muss diese Fernseher ja gekauft haben. Ich habe ihn – wie eingangs erwähnt – geschenkt bekommen und damals sogar hin und wieder benutzt, denn ganz mies war das Gerätchen nicht: Das Bild war überraschend scharf und die Empfangsleistung hinreichend gut.

Irgendwann aber (es mag vielleicht zwei Jahre gedauert haben) war dieser Fernseher hinüber – irgend ein Teil gab da seinen Geist auf und der Ton war kaum mehr verständlich. Ich habe mir viele Jahre später aus sentimentalen Gründen wieder so einen Fernseher gebraucht gekauft (für Pfennige!), auch der hielt nur ein paar Sendungen durch.

Damals habe ich das Ding aufgeschraubt, um zu sehen, ob es mit Hausmitteln zu reparieren sei und ich musste feststellen, dass sich im Inneren eine wahre Materialschlacht offenbarte: Mehrere Platinen, auf Scharnieren gelagert, ein gekapseltes Tunerteil und zahllose Potis zur Abstimmung fanden sich da neben einem ausreichend dimensionierten Trafo und zwei Lautsprechern an. Krass – für hundert Mark! Der Aufbau dieses Kastens war beeindruckend, immens aufwändig – aber technisch dennoch nicht so solide, denn diese Dinger rauchten ihren Besitzern immer wieder ab. Damals offenbarte sich beim Zerlegen der Schwarzweißkiste schon die Herkunft: „Made in USSR“ war auf einer Platine aufgedruckt, gebaut wurden diese Geräte in Leningrad, wie uns das Internet dieser Tage verrät.

Der Importeur dieses Kastens war eine Firma namens Waltham, der diese Ferneher zu Tausenden in die hiesigen Supermärkte brachte. Obschon bei genauerem Nachdenken so ein Fernseher (außer vielleicht für Trucker) gänzlich überflüssig war, sah man diesen doch immer wieder – in Jugend- und Gästezimmern, in den Regalen der Hobbykeller oder an Empfangstheken und in Pförtnerhäuschen – dort dienten sie wohl nicht als Überwachungskameramonitor sondern eher der Unterhaltung des Personals.

Heute ist – sofern man keinen analogen Kabelanschluss hat (und dann auch nur bedingt) mit dem Tele Star 4004 nichts mehr anzufangen. Diese Gattung tragbarer Schwarzweißfernseher ist komplett verschwunden. Heute hingegen gibt es tragbare DVB-T -Fernseher (von ähnlich zweifelhaftem Nutzen und witzigerweise kosten die um die 100,- Euro). Trotzdem vermisse ich die kleinen, nutzlosen Kästchen, man hatte die in den Farben Eierschale, rot und schwarz, manchmal. Es gibt kaum robuster und dennoch technisch trashiger gefertigte Geräte, die so nutzlos waren. Und so hübsch anzusehen.

Anachronismen für ein freieres Leben.

Das ich mich bislang erfolgreich geweigert habe, bei Facebook meine Daten einem gewissen Herrn Zuckerberg nebst einem Konsortium überwiegend russischer und US-amerikanische Investoren in den Arsch zu blasen, müsste den regelmäßigen Lesern hier bekannt sein. Aber ich habe eine gewisse Freude, das zu jeder sich bietenden Gelegenheit zu wiederholen, daher stelle ich diese Aussage auch an den Anfang dieses Posts. Sonst nutze ich in geringen – aber existierenden Dosen – das Social Web. Eine erste Nutzung ist dieses Blog – das fällt bereits auf das Jahr 2005 zurück, allerdings hat es mir 2007 mal einen Server zerrissen und so habe ich das erst Ende 2008 wieder aufgenommen. Und dann gibt es da noch Twitter und Youtube. Meinen flickr-Account habe ich gerade vor zwei Tagen geplättet, bei webshots liegt noch ein kleiner Bunch an Fotos. Und dann habe ich mit dem E7 ein halbwegs aktuelles und für meine Verhältnisse hochintegriertes sog. „Smartphone“ (wobei: smart wird so ein phone doch erst, wenn der Nutzer was smartes damit macht – ich tue das ausdrücklich nicht, ich telefoniere und höre Podcasts mit dem Teil).

Das mit dem Social Web ist so eine Sache: Wenn ich mir vor Augen halte, welche Unsummen derzeit in Facebook investiert werden, fühle ich mich an Zeiten des „Neuen Markts“ erinnert – Facebook und Co. könnten die vom Platzen bedrohte Blase dieses Jahrzehnts werden. Jedes Jahrzehnt braucht so eine Blase – Anfang der 90er sind den Konzernen ihre Akquisitionen um die Ohren geflogen, Anfang der 2000er dann Biotech-Zeugs, E-Commerce und Dotcom-Sachen und Kimbles Unfug und facebook und Konsorten werden wohl die Geldvernichtungsmaschine unserer Tage.

Anders lässt sich wohl kaum erklären, dass Microsoft Milliarden (sic!) in Skype investiert. Milliarden! In einen Dienst, in dem man mit einem gerüttelt Maß an Latenz im Internet „telefonieren“ kann – wenn man bereit ist, die skurrile Darbietung, die Menschen abgeben, von einem Notebook kniend, brüllenderweise in ebendiesen hineinkriechen zu wollen, telefonieren zu nennen. In Zeiten von Flatrates Milliarden! Ich bekomme das monatliche Minutenkontingent auf dem Handy nur dann annähernd platt, wenn man mit täglich mehrere Rückrufbitten auf das Gerät ballert. Eine Festnetzflatrate ist bei vielen Verträgen – mobil wie immobil – fester Bestandteil. Die Telefonfirma, die meinen heimischen Anschluss stellt, rechnet mit für eine Flatrate für Gespräche innerhalb Europas und den USA etwa vier Euro monatlich extra ab. Und die Pfeifen von Microsoft blechen für Skype Milliarden. Es ist unfassbar.

Noch interessanter ist, dass ebendies Social Web professionelle Marketing-Betrüger anzuziehen scheint, wie der Roßapfel die Fliegen. Wie das bei Facebook funktioniert, wissen wir: „Likes“ kann man im Dutzend im Tausenderpack klicken, ob Freunde echte Menschen oder nur mehr oder weniger gut ausgestopfte Sockenpuppen sind, weiß heute niemand mehr. Auch ich habe mir mal so einen Sockenpuppen-Account bei Facebook geklickt, um zu sehen, was das überhaupt ist und wie das funktioniert, ich bin aber nicht mehr im Besitz desselben, weil ich die Logindaten vergessen habe und mein Passwort kann ich mir auchnicht mehr auf die einstmals verwendete Wegwerfadresse senden lassen – die ist bereits im digitalen Nirwana, im Meer der Einsen und Nullen aufgegangen.

Kein Facebook zu haben ist schon was tolles, es gibt immerhin das gute Gefühl, nicht beschissen zu werden. Die Zahl der Facebook-Mitglieder, man handelt sie auf 500 Millionen oder gar mehr, dürfte sich unter Einbeziehung dessen, was der gesunde Menschenverstand anmahnt, auf einen Bruchteil reduzieren, um die Realität abzubilden.

Es stand ja zu befürchten, dass das bei YouTube ähnlich ist, aber so richtig hatte ich das noch nicht auf dem Zettel. Nun ist Gewissheit, was viele vermuteten: Markus Hündgen vom ZDF Hyperland hat sich mal ein gerüttelt Maß fünfstelliger Klicks für ein YouTube-Video in Pakistan gekauft – für eine Hand voll Dollar – und führt damit, vielleicht ohne es zu wollen, diese ganze Klick-, Views- und Like-Scheiße und damit in letzte Konsequenz das ganze Social Web ad absurdum.

Klicks, Likes und Views sind der Heilige Gral des Social Webs – denn deren öffentlich kundgetane Anzahl schaffen eine Art Testimonial über die Güte. Nur: Dieses Testimonial ist keines, denn es ist nicht einmal aus Gefälligkeit geschehen sondern einfach gekauft. Die Nuss ist hohl, so einfach ist das.

Gut, wenn Follower Bots sind, wenn Likes und Views gekauft, Klicks in der Dritten Welt generiert sind, wenn sich also für das Zeug, was man tut, keiner interessiert, dann kann man es auch lassen. Das einzige, was wirklich etwas bringt, ist echter, vernünftiger Content. Und da ist es dann auch wurscht, wie viele den ansehen, wichtig ist nur, dass er von Leuten zur Kenntnis genommen wird, die sich wirklich dafür interessieren. Fünf interessierte Leser sind wertvoller als 4 999 995 Likes o. ä. (denn da habe ich ja nur dumm Geld ausgegeben, um diese 4 999 995 Leser, Liker oder Viewer generieren zu lassen). Eine Binsenweisheit? Offensichtlich nicht. Nach der letzten Lektüre eines Magazins, dass sich da „t3n“ schimpft, hatte ich das Gefühl, dass Marketingexperten anderen Marketingexperten um jeden Preis genau diese Wahrheit auszureden suchen. Der Grund ist offensichtlich: Erstere „Marketingexperten“ klicken einfach lieber mit dem Geld des Kunden 4 999 995 Leser, Views Klicks, Likes…. als guten Content zu erschaffen (was nämlich Zeit kostet und Können erfordert – letzteres sucht man bei den selbsternannten Experten gerne vergebens).

Wenn andere Leute das Geld anderer Leute verschwenden, ist das im Prinzip nicht mein Problem – sollen sie nur machen. Dumm nur, wenn ich selbst „Teil“ eines dieser sogenannten Sozialen Netzwerke bin, denn dann bin ich ständig mit diesem künstlich nach oben gepushten Auswurf der Marketingexperten“ konfrontiert. Bei meiner Sockenpuppe hatte ich weiland das Gefühl, dass da nur Schrott bei rumkommt. Es ist fast so, als müsste man bei einer Tageszeitung mit der Seitenzahl des Otto-Katalogs die redaktionellen Beiträge händisch aus 99 Prozent Advertisment heraussuchen. So viel Lebenszeit lasse selbst ich mir nicht stehlen.

Ein wenig mehr Verunsicherung gefällig? Per definitionem von Professor Kruse wäre ich ein „digital visitor“, der deshalb nicht voll im Social Web aufgeht, weil er sich nicht mit seiner Identität voll hineingibt. Und: Wenn dem so ist freue ich mich über mein Dasein als „digital visitor“, denn ich müsste ja komplett bescheuert sein, meine Identität auf dem Altar der „Marketingexperten“ opfern zu lassen. Ganz so einfach ist es dann leider doch nicht,, irgendwie bin ich dann schon ein Resident – falle eben nur dadurch aus dem Raster, dass ich meine Souveränität dadurch wahre, vieles von dem, was ich im Web tue, auf eigenem Server auf Grundlage freier Software umzusetzen und möglichst wenig mit externen Plattformen zu erledigen.

Aber: So ein Leben als „digital visitor“ wäre gar nicht schlecht.

Wer jetzt stutzt und sich gerade fragt, was ich da schreibe, der möge sich nun vierzig Minuten Zeit nehmen und sich den Vortrag von Professor Kurse von der re:publica 2010 zu Gemüte führen. Ich denke, dass uns die hier geäußerten Kenntnisse in den nächsten fünf Jahren sehr nützlich sein werden. Hier. Jetzt. Gucken!

So, das war nun also der Bildungsteil.

Wie nun aber mit diesem Social Web umgehen, dass man nicht ständig Fakes aufsitzt? Die Lösung liegt in der Verwendung gut eingeführter Techniken nach alter Väter Sitte. Ein paar Impulse dazu habe ich bereits:

Zuerst einmal betrachte man sich das Telefon. Früher waren Telefone ortsgebundene Apparate, was den Vorteil mit sich brachte, dann nicht erreichbar zu sein, wenn man nicht erreichbar war. Das Handy hat das grundlegend geändert. In Deutschland gibt es mehr aktive SIM-Karten als Einwohner, was nichts anderes bedeutet als den Umstand, dass nicht nur quasi jeder einen dieser kleinen Quälgeister in der Tasche hat sondern ein immerhin präsenter Anteil der hier lebenden Menschen mehr als eins davon. Das Handy ist eine echt nette Sache – nur man muss den Umgang damit neu erlernen und sich nicht davon abhängig machen. Dienstliche Anrufe haben zum Beispiel auf dem Privatapparat nichts verloren. Den Fehler, alles und jedes Gespräch auf dem Handy anzunehmen, habe ich lange gemacht. Das tue ich nicht mehr – Freiheit gewonnen!

Dazu gehört natürlich auch, reale und potenzielle Anrufer ein wenig zu erziehen. Diese Erziehungsmaßnahme wird dann unterstützt, wenn man sich noch im Besitz eines echten Festnetzanschlusses befindet. Das Praktische hieran: Je nachdem, wen man wann wo sprechen will, gibt man den entsprechenden Personen die jeweilige Nummer. Auch das ist nicht ganz leicht zu entscheiden: Früher gab man einfach Festnetz- und Mobilnummer auf einer Visitenkarte, man konnte sich sicher sein, dass Gespräche zuerst einmal auf dem Festnetz aufliefen, denn das war für gewöhnlich die billigste Variante des Telefonierens. Wurde man dann nicht erreicht und war es wirklich dringend, versuchte man es auf dem Handy. Heute gibt es diese Gewissheit nicht mehr – die Leute rufe gleich auf dem Handy durch – in der Erwartung, dass man gleich mit ihnen spricht. Eigentlich eine Unverschämtheit.

Einstmals waren Handys Statussymbole. Heute kann man sie im Supermarkt kaufen. Grund genug, einmal darüber nachzudenken, wie man mit dem Ding umzugehen gedenkt. Dumm nur, dass Festnetzanschlüsse verschwinden. Wer es sich „leistet“, auf einen solchen zu verzichten, der muss sich echt was überlegen. Ab und an abschalten kann zum Beispiel ein erster Schritt in die richtige Richtung sein.

So ein Festnetzanschluss bringt einen nicht nur in den Genuss günstiger Auslandstelefonate, er ermöglicht auch, dann Gespräche zu führen, wenn man sich auf den Gesprächspartner konzentrieren kann und Zeit dafür hat. Ein durch fast nichts zu ersetzendes Mittel, um dies noch ein wenig zu verfeinern und die Kommunikation verbindlicher zu gestalten, entstammt längst vergangenen Tagen – den 1980er Jahren. Der Anrufbeantworter ist, setzt man ihn halbwegs zuverlässig ein, ein echt wertvolles Ding. Wenn ich nicht da bin, kann man mir eine Nachricht hinterlassen – ich rufe sogar gerne zurück, und zwar dann, wen ich mir Ruhe geschaffen habe und mich auf ein Gespräch wirklich einlassen kann. Wenn der Anrufer auf dem Band hinterlässt, was er möchte, kann ich mich auf das Telefonat sogar vorbereiten – solche Telefonate sind nett, effektiv und ungestört. Ein guter Anrufbeantworter ist für mich ein altes Gerät. Seines Sprachqualität ist höher als die von Mailboxen, sein Kassettenband gibt dem Anrufer den Raum, auch komplexe Anliegen stressfrei artikulieren zu können und eine Kassette vergisst ihren Inhalt auch dann nicht, wenn mal der Strom wegbleibt.

Radio hören und Zeitung lesen ist eine gute Möglichkeit, sich abseits des web-eigenen Grundrauschens intensiv zu informieren: Ein guter Kommentar steht selten auf SPON, in jeder Tageszeitung wird man fündig. Eine ernsthafte Analyse mit Originaltönen ist Sache des Deutschlandradios oder von hr2. Facebook bringt hier genau nichts. Ein Fachbuch birgt in der Regel mehr Tiefe als ein Wiki-Eintrag. Schnell einen Überblick darüber zu gewinnen, was los ist – hier kann Twitter schon helfen. Wer aber Entscheidungen treffen, Zusammenhänge verstehen, sich eine fundierte Meinung bilden will, dem nutzt der reine Überblick herzlich wenig.

Freunde? Sie zum Essen einzuladen, mit ihnen einen Schrank aufzubauen, feiern – das ist wertvoll. Jemanden zu „gruscheln“ (obwohl – nicht einmal das tut man heute mehr) den man selbst dann nicht in den Arm nehmen wollte oder könnte, wenn er weint, verzweifelt ist, ist völlig wertlos. Facebook zur Freundschaftspflege hat etwas von einem Knastbesuch in amerikanischen Spielfilmen: Man sieht sich durch eine Scheibe und flüstert über die Gegensprechanlage, immer unter dem scharfen Blick eines wachsamen Wärters. Das dumme daran ist nur, dass dieser Knastbesuch in amerikanischer Blockbustermanier wesentlich persönlicher ist als alles, was sich über Facebook abbilden lässt.

Zeitungen zu lesen, gar Bücher, Radio zu hören – Freunde persönlich zu treffen, Telefonate in Ruhe zu führen – ein Anachronismus im Jahre des Herren 2011. Der bringt Freiheit und Intensität. Darum geht es. Das Social Web mit allseinen Vorzügen und Annehmlichkeiten kann dies alles nicht ersetzen. Es könnte es selbst dann nicht, wenn sein Content wertvoller wäre und es frei und ungezwungen in Abwesenheit dieser Marketeers zuginge. Das macht das Social Web nicht schlecht – nur seine Grenzen muss man kennen.

Es geht hier nicht um Technikverweigerung – das ist denke ich klar geworden. Es geht hier zum einen um einen realistischen Umgang mit den eigenen Daten und im Besonderen um einen überlegten Umgang mit persönlicher Kommunikation – einer Kommunikation, die das Attribut persönlich auch verdient. Die „visitors“ sind hier – das muss auch ich demütig anerkennen – den „residents“ deutlich im Vorteil. Denn eine wirklich persönliche, weil erthaltige Kommunikation bedeutet mehr Lebensqualität (weil mehr Intensität und weniger Stress). Nichts spricht dagegen, in Twitter einen besseren Feedreader zu sehen, nichts spricht dafür, seine Lebenszeit im Fakebook zu verbammeln. Sich dabei althergebrachter Mittel zu bedienen ist kein Nachteil: Zu Zeiten, zu denen Ressourcen technischer Natur teuer und knapp waren, setzten sich die sinnvollen durch. Heute, da IP-basierend quasi jeder Sinn wie Unsinn anbietbar ist, ist es schwieriger, sinnvolle Kommunikationsinstrumente zu finden. Twitter gehört durch den Kniff der Reduzierung sicher zu den sinnvolleren, Facebook mit seinem altbackenen Design und seiner nutzlosen Verwurstung von Statusupdates, Chats Foren und Weiterleitungsfunktionen sicher zu den schlechteren. Im TK-Bereich gibt es ähnliche Trends: Nur weil es billig ist, zu telefonieren, muss ich doch nicht um alles in der Welt telefonieren.

Freiheit durch Anachronismen – zumindest ein lohnender Versuch.

Brotkasten reloaded II

Vor etwas über einem Jahr habe ich ja schon mal was über den Rebirth-C64 geschrieben, ein Konzept einer Firma namens Commodore USA. Irgendwie ist seit dem März 2010 aus diesem sehr an ein Notebook erinnernden Computer nichts geworden – und dennoch wird weiter fleißig an einem Rerelease des Klassikers C64 gearbeitet – jetzt ist eine neue Studie online – nun mit einem wirklich krassen Retro-Design:

So also soll der neue C64 aussehen – genau wie der alte. Unter der Motorhaube soll neben dem 1,8 GHz Atomprozessor, einem Haufen Realtek-Kram, einer Festplatte und einem adaptierten Mainbord auch ein linuxbasiertes (vielleicht Ubuntu?) „CommodoreOS“ werkeln – mit der Besonderheit, dass das System volle Kompatibilität zur C64-Software verspricht.

Nicht ganz so entspannt ist der Preis: Die Basisvariante schlägt zukünftig mit 600 Dollar zu Buche.

Für mich ist völlig offen, ob das Ding überhaupt kommt – Ein mittelmäßig ausgestatteter Linuxrechner mit zugegebenermaßen sehr netter Retrooptik rechtfertigt den hohen Preis dann doch nicht. Es ist nicht nur fraglich, ob das Ding genug Käufer findet – es ist fraglich, ob Commodore USA die Kohle zusammengekratz bekommt, um das Ding in Serie zu schicken.

Trotzdem: Coole Idee.

Bildnachweis: Mit freundlicher Genehmigung von Press/Commodorer USA, LLC.

Polyplay

Das also ist der erste und einzige in der DDR gebaute Arcade-Automat, der auf den schon etwas ostigen Namen Polyplay hört. Das es sowas gibt, wusste ich, aber wirklich auf dem Schirm hatte ich das Dingens bislang nicht.

Der Polyplay – so lässt sich in der Wiki lesen, wurde ab 1986 gebaut und zwar vom VEB Polytechnik Karl-Marx-Stadt (das Brot-und-Butter-Business dieses Betriebs war allerdings die Herstellung von Overheadprojektoren, die in der DDR dann „Polylux“ hießen – aber auch Radiowecker und anderes gehörten zum Produktportfolio des VEB) gefertigt. 2000 Stück sollen dort gebaut worden sein – auf Basis eines modularen Systems aus Platinen, die dem K1520-Standard entsprechen (das finde ich ein spannendes Detail – da wird modular – je nach Zweck – ein Rechner konfiguriert). Dann noch ein wenig Elektronik drum rum und einen RFT-Farbfernseher rein und fertig ist der Spielautomat.

Mit Spielautomaten westlicher Herkunft lässt sich der Polyplay nicht vergleichen, die Spiele gemahnen eher an das, was in den frühen 1980er Jahren auf einfachen Homecomputern lief. Trotzdem sind die Spiele witzig.

Besonders angetan bin ich ja von „Hase und Wolf“, der ostdeutschen Variante von Pacman.

Wer sich über den Automaten Polyplay informieren will, kann das hier tun.

Und wer zocken will wie zu DDR-Zeiten, der kann das im Browser tun. Das Spiel startet bei Geldeinwurf (mit der „G“-Taste).

Bildnachweis: Wikipedia, Benutzer Kolossos, CC-BY-SA

Retro Vintage Modern HiFi

Heute habe ich ein sehr interessantes Blog entdeckt: Retro Vintage Modern HiFi. Der Name isrt Programm, schwerpunktmäßig wird hier die US-amerikanische HiFi-Geschichte der 1950er und 1960er Jahre abgehandelt.

Und dazu gibt es einen Haufen Lautsprecher- und besonders Horn-Porn zu gucken…

Apropos „Porn“:

Quelle: itshifi.blogspot.com

Jeden Freitag gibt´s noch einen oben drauf – das vintage hifi-girl.

Auch ohne HiFi-Girl eine sehr interessante Seite für alle Retro-Highender mit zuviel Zeit und/oder einer hohen Affinität zu Klipsch-Sachen.

Good Bye, White Stripes

Eigentlich schade: Die White Stripes werfen das Handtuch, getreu dem Motto Man möge aufhören, wenn es am schönsten ist. Nun, vielleicht haben sie genug Geld verdient, vielleicht stürzt sich Jack White demnächst wieder in andere Projekte – wer weiß.

Schön war es schon und der Erfolg gab ihnen Recht: Mit dem Album White Blood Cells und dem Folgealbum Elephant gelangen ihnen Meisterstücke – und mit Seven Nation Army waren die Stripes in aller Fußballmunde.

Ich erinnere mich noch gut an ein Konzert, es muss 2000 oder 2001 gewesen sein im KOMM – da rockten sie den Saal. Heute würden sie wohl die Arena stressfrei ausverkaufen und vielleicht ist der Abschied derzeit das Beste, was sie tun konnten.

Die große Welle der Retro-Bands ist verebbt. Warten wir auf ein Reunion – vielleicht in 2015?

Wozu Mailboxen heute noch gut sein können…

Gerade stört die ägyptische Regierung dort ja massiv das Internet. Damit will man freie Kommunikation verhindern.

Wie nun lässt sich mit diesem Problem umgehen? Man besinnt sich auf althergebrachte Technologien!

Amateurfunk: Liebe Funkerkollegen, die ihr hier mitlest, bitte überlegt Euch ernsthaft, was ihr Gutes tun könnt.

Mailboxen: Das ist mal eine feine Idee – zwar sind die alten BBSen nach heutigen Maßstäben museumsreif und vertragen auch nicht zwingend „heavy loads“ – aber diese Systeme laufen stable.

Und dann kann man noch über schwedische Einwahlnummern via Analogmodem in Netz – auch eine geile Idee!

(Anmerkung am Rande, durchaus erntsgemeint: Wer weiß,  ob uns unsere Regierung nicht auch irgendwann mal das Internet abklemmt? Daher: Schmeißt Eure olle BBS-Box, Euer Faxgerät, Eure ollen Funkgeräte und vor allem die guten 56k-Modems nicht weg, packt sie gut ein und legt das Zeug sicher ab.)

TV in retro

Röhrenfernseher verschwinden vom Markt. Und zwar mit enormer Geschwindigkeit. Zwar werden zu Spottpreisen immer noch kleine tragbare Röhrenfernseher im Supermarkt angeboten – aber deren Tage sind gezählt. Wie lässt sich heute also noch ein Röhrenfernseher verkaufen? Ganz einfach: Über das Retro-Image (und die gute alte Braunsche Röhre ist retro – zumindest bei Fernsehern).

LG hat also einen neuen Röhrenfernseher im Retrodesign im Portfolio (leider nur in Korea) und das Konzept, einen technologisch überholten Fernseher in richtig altes Design zu packen ist sehr sehr sexy:

Und so ist es kein Wunder, dass das Ding „classic tv“ heißt. Was kann der Fernseher? Fernsehsendungen zeigen. Und Ton soll er auch haben. Und einen Videoeingang. Die Antenne, soviel wird im Blog von LG verraten, ist nicht nur Designelement sondern funktioniert auch (ob das Ding auch DVB-T hat, darüber schweigt man sich aus), ebenso der einem alten Kanalwahl-Trommelschalter nachempfundene Tuningknopf.

Freilich ist der Fernseher in Farbe, man kann sich für das richtige Retrofeeling das Bild aber auch in Sepiatönen oder schwarz/weiß anzeigen lassen (einen alten Fernseher mit sepiafarbenem Bild habe ich noch NIE gesehen, sowas taten früher nur sehr kaputte Farbfernseher).

Man muss LG eines lassen: Die quasi unverkäuflichen CRTs als „retro“ aufzumotzen ist schon ein sehr guter Marketinggag, wenn auch nicht ganz neu:

Die italienische Radio-und-TV-Schmiede Brionvega hat seit mehreren Jahren die Klassiker Doney und Algol im Programm – und sie sind nach wie vor in ausgesuchten Designläden neu zu haben.

Allerdings muss auch gesagt sein, dass gutes italienisches Design eben auch seinen Preis hat. Der Algol kostet 699,– und der Doney 799,– Euro Straßenpreis. Der LG „classic tv“ soll mit etwa 150,– Euro zu Buche schlagen (immer noch sauteuer für ne Sechunddreißigerröhrenglotze!), allerdings muss man jemanden finden, der einem das Ding aus Korea mitbringt… (Bildnachweis: LG Korea Press; Super Fluo)

1 2