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Ab 18: Der JMStV und warum die Grünen sich wieder einmal unwählbar machen.

Unter dem Deckmäntelchen des Jugendschutzes kann man ja viel Unsinn treiben: Geht es nach dem Willen der Koalition, dem sich gerade auch die Verräterpartei SPD und die technophoben Hippie-Deppen Grünen unterwerfen, so werden schnellstmöglich Änderungen im Jugendmedienschutz-Staatsvertrag durch den Bundesrat gewunken – mit fatalen Auswirkungen:

Jede Webseite, die – in welcher Art auch immer – Material anbietet, dass, wenn auch nur theoretisch – in der Lage wäre, Jugendliche zu gefährden, soll demnach entweder:

  • technisch so eingerichtet sein, dass man sie nur als Volljähriger betreten kann (z.B. durch Prüfung der Ausweisnummer) oder
  • eine „Sendezeit“ einführen, also z.B. nur zwischen 20 Uhr und 16 Uhr erreichbar sein oder
  • wie ein Film wie für ein bestimmtes Mindestalter gekennzeichnet sein.

Hier geht es ganz bewusst nicht um irgendwelche Pornoseiten sondern in der Tat um JEDE Internetseite. Und was jugendgefährdend ist und was nicht, welche Inhalte einem 12-Jährigen zugemutet werden können und welche nicht – wer kann das mit Sicherheit sagen?

Für den einen mag eine Seite schon dann jugendgefährdend sein, wenn jemand in den Kommentaren das F-Wort fallen lässt. Ein anderer könnte politische Diskussionen, die die Systemfrage stellen, als jugendgefährdend einstufen wollen. Was ist mit Seiten, die über Computerspiele berichten, die von der USK als „ab 16“ eingestuft wurden? Wer kann ausschließen, dass hier nicht irgend ein Weltfremder daherkommt und behauptet, dass allein dies die Jugend gefährde?

(via pantoffelpunk/twitter)

Was würde das für dieses Blog bedeuten? Ich werde keinem Dienst Geld in den Rachen werfen und meine Leser zwingen, ihre Ausweisnummer anzugeben. So etwas Blödes werde ich einfach nicht tun. Und das Ding mit den Sendezeiten geht ja genau gar nicht – erstens ist das ein ganz schöner Aufwand (technischerseits) und zweitens nutzt das nix – dann kommen die Kids halt um kurz nach acht. Der „dritte Weg“ klingt elegant: Ich flagge mein Blog einfach als „ab 18“ – dann hab ich meine Ruhe. Nur: Was nutzt das?

Gesetzt den Falles, ich flagge mein Blog maschinenlesbar als „ab 18“ – wie sollte verhindert werden, dass sich die Kids das trotzdem ansehen? Durch Programm wie Internet-Supernanny oder wie das heißt? Oder ein Browserplugin, dass immer dann ein Stoppschild präsentiert, wenn meine Seiten angsurft werden? Im Prinzip weiß jeder, dass die Kids heute die Skills haben, solche Plugins zu deaktivieren oder der Internet-Supernanny den Saft abzudrehen. Nutzt also nix.

Darüber hinaus kann ich es gar nicht einsehen: Ich könnte nicht jeden meiner bis dato 593 Artikel juristisch genauesetens abprüfen lassen – und werde daher gezwungen, das Blog als „ab 18“ zu flaggen, will ich nicht Opfer des Abschaums der Menschheit, der mit Stumpf und Stiel ausgerottet gehört von Abmahnanwälten werden. Dabei schreibe ich gar nichts Jugendgefährdendes. Warum sollte ich – rein theoretisch – Sechzehn- oder Siebzenjährige hier ausschließen? Mich selbst trifft das praktisch nur wenig – ich schreibe nicht für Minderjährige, auch nicht aus deren Perspektive und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich nennenswert minderjährige Leser habe – es sei denn zu Technikdingen….

Im Übrigen muss ein Jugendschutzbeauftragter im Impressum genannt werden, das Ding wird also nicht nur für kleine Blogger wie mich interessant – sondern auch für Unternehmen.

Ich empfehle jedem, der eine Webseite – mit welchen Inhalten auch immer – betreibt, folgenden Artikel zu lesen: 17 Fragen zum neuen JMStV. Auch dieser Artikel ist äußerst lesenswert.

Erste Blogger ziehen hieraus Konsequenzen und machen Ihre Blogs einfach dicht – zum Beispiel vzlog zum 31. Dezember oder Kristian Köhntopp bereits morgen.

Und was hat das mit den Grünen zu tun? Die Grünen in NRW – sie müssen sch im Bundesrat mit der SPD abstimmen – bekunden zwar, den JMStV abzulehnen, die Fraktion habe sich aber aufgrund „parlamentarischer Zwänge“ anders entschieden.

Screenshot. (Quelle)

Das darf doch nicht wahr sein! Hier nimmt die freie Meinungsäußerung im Internet schaden und man präsentiert qua Gesetz dem Abschaum der Menschheit , der mit Stumpf und Stiel ausgerottet gehört den Abmahnanwälten ein neues Tätigkeitsfeld auf dem Silbertablett. Und warum? Weil in NRW ein paar technophobe-Hippie-Trottel Grüne sich wie auch immer gearteten „parlamentarischen Zwängen“ ausgesetzt sehen, denen sie dann auch noch nachgeben wollen.

Ich bitte Euch daher, Euch folgenden Satz einzuprägen: DIE GRÜNEN SIND UNWÄHLBAR!

Selbst wenn sie sich auf den letzten Metern noch anders besinnen – allein einen Gedanken daran zu verschwenden, diesem Unfug, der keinen einzigen Jugendlichen vor irgendwas schützt – muss mit konsequentem Wählerstimmenentzug geahndet werden.

Ist das Schließen eines Blogs oder einer privaten Webseite eine adäquate Konsequenz?

In meinen Augen nicht. Auch das „Depublizieren“, also das Löschen einzelner Inhalte von Blogs und anderen Webseiten ist der Sache nicht dienlich – denn hier würde ein Stück Meinungsfreiheit auf dem Altar eines vermeintlichen und wirkungslosen Jugendschutzes geopfert. Ohne Not, versteht sich.

Felix von Leitner findet hier passende und drastische Worte:

Weil jetzt hier Fragen zu juristischen Details ankommen, wie ihr euren Scheiß in Zukunft hosten sollt: weiß ich auch nicht. Ist alles unklar. Unsere einzige tragfähige Option ist, diesen Staatsvertrag zu verhindern.

Oh und nochwas: Nein, das ist keine Option für mich, mein Blog einfach ab 18 zu machen. Ich will doch nicht die Indoktrination der nächsten Generation kampflos komplett staatlichen Agenturen überlassen! Das ist doch gerade die Idee, um die es hier geht, und wer braucht Medienkompetenz dringender als Jugendliche? (Quelle)

Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

Derblecken á la Wikileaks

Wenn der Ernst nicht mitlaufen würde, wäre es schlicht und ergreifend einfach nur ein kleines, feines Stück Realsatiere: Die Veröffentlichung der US-Diplomatendepeschen bei Wikileaks. Derbleck´n nennt man hierzulande das, was da gestern in allen Hauptnachrichten gelaufen ist und im Bayernlande kanalisiert man dieses humoristische Spiegeln von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens auf einen jährlichen Termin im Münchner Paulaner-Festsaal zur Fastenzeit.

Nun, viel neues hat man nicht erfahren aus den Depeschen – Das Seehofer „unberechenbar“ ist und über einen lediglich „begrenzten Horizont“ verfügt, hat keinen Nachrichtenwert liefert keinen weiteren Erkenntnisgewinn. Dass Westerwelle aggressiv auftritt – wir wissen es seit seiner Entgleisung mit der „spätrömischen Dekadenz“. Und auch, dass er offensichtlich kein besonderes Interesse an Außenpolitik hat, dürfte interessierten Beobachtern der medialen Berichterstattung kaum entgangen sein. Der Satz „He´s no Genscher“ – dieser Satz ist selbstverständlich wahr (und fördert darüber hinaus nichts Neues zu Tage).

Eine wenig kreative „Teflon-Merkel“ – wen wunderts. Ich finde das, was in den Depeschen zu unserer unfähigen, regierungsunfähigen und gelangweilten Bundeskanzlerin bezeugt wird, noch äußerst euphemistisch. Besser hätte man schreiben mögen: Sie kann nichts, ist langsam, hat weder Idee noch Plan und schmollt tagein, tagaus.

Der Taschenduce Berlusconi haut sich die Nächte saufenderweise um die Ohren und kann dann tagsüber nur mit Mühe stehen. Auch hurt er gerne mit Minderjährigen herum. Auch schätzt er zu diesen Anlässen die Gegenwart junger Damen. Das ist bekannt, allgemein bekannt.

Die US-Diplomatie merkt dazu sinngemäß an:

Er habe ein aktives Nachtleben und eine Vorliebe für ausschweifende Feiern. (Quelle: Reuters)

Das mag nicht den Standards internationaler Diplomatie genügen – aber es ist immer noch sehr fein ausgedrückt.

Weitere Details zum Politiker seiner Wahl lassen sich bequem ergoogeln, daher erspare ich mir an dieser Stelle weitere Beispiele. Der Gag war gut und hat gezündet. Es ist Balsam auf der Volksseele, wenn man aus „berufenem Munde“ hört, was man sowieso schon wusste – es ist ein kleines Stückchen Kabarett.

Wesentlich lustiger finde ich die angepisste Reaktion der US-Außenministerin Clinton: Die rief bereits am Sonntag ihre Kollegen aus den „verbündeten Staaten“ an und entschuldigte sich artig im Vorfeld. Das bedeutet nichts anderes, als dass sie bereits gewusst haben muss, wer in den Depeschen sein Fett weg kriegt. Einmal mehr kriechen die USA auf der internationalen Bühne zu Kreuze – ein herrliches Schauspiel. Man stecke mir das Kissen tiefer in den Nacken und reiche mir Pepsi-Cola und Popcorn.

Die Tante schäumt vor Wut, kündigt „aggressive Schritte“ gegen die Whistleblower im eigenen Stall an. Und weiterhin entfährt es dem Washingtoner Rumpelstilzchen:

Die Veröffentlichung der Dokumente sei ein Angriff auf Amerika und die internationale Gemeinschaft – und bedeute eine „reale Gefahr für reale Menschen“. (Quelle)

Jaja, schon recht – ein Angriff auf die internationale Gemeinschaft, BWAHAHAHAHA!! Die haben sich halt einfach nur blamiert – leugnen nutzt nichts und jeder weiß jetzt, was die Ammi-Diplomaten über den Rest der Welt denken – nichts gutes. Aber das ist der internationalen Gemeinschaft doch wurscht. Hey, was wollen die denn? Die sind erstens pleite, zweitens dumm wie ein Meter Feldweg, deren Gesellschaft ist zerrüttet, einen Sozialstaat haben die nicht und drittens tun die gerade alles, um sich politisch noch mehr zu isolieren. Und was will man von einer Regierung eines Landes erwarten, in dem es möglich ist, dass eine Sarah Palin oder eine Bewegung, die sich da „Tea Party“ schimpft, überhaupt in der Lage ist, Anhänger zu finden? Eben: Nichts! Hand aufs Herz – wer denkt denn besser über die Ammis?

Ich halte von der US Regierung nichts – deren Politik spielt sich auf einem Niveau unterhalb der Scheuerleiste ab (da nutzt auch ein Friedensnobelpreisträger Obama nix). Ich kann ihnen nicht nachtragen, dass sie vom Rest der Welt nichts halten, schließlich hält der Rest der Welt auch nichts von ihnen. Scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhen.

Von diesem Leak war ich ein wenig enttäuscht, ihr hat es bereits gemerkt. Für einen Moment war es lustig – besonders komplex war es auch nicht – nette Unterhaltung also. Aber von Wikileaks erwartete ich eigentlich bahnbrechendere Erkenntnisse.

Diese sollen nun kommen – und ich bin gespannt, welche Dokumente diesmal „befreit“ werden: Auf die Enthüllungen über eine US-Großbank freue ich mich schon jetzt – vielleicht lässt sich da wieder was erkennen bzw. lernen.

Mit gefällt übrigens das Prinzip: Man kündigt einen Leak an, lässt den potenziellen Betroffenenkreis gehörig schwitzen und delektiert sich daran, zu sehen, wie die Urheber des geleakten Materials in blinden Aktionismus verfallen. Und dann kommt der Leak. Hoffentlich hält er diesmal, was er verspricht.

Tape-Design fürs iPhone

So, die Rubrik Gadgets füllt sich langsam – schließlich ist ja bald Weihnachten und deshalb will ich auch mit Konsumtipps an dieser Stelle nicht sparen. Heute ist mir eine sehr stylishe iPhone-Hülle im Netz begegnet. Nun habe ich kein iPhone, aber es wird ja oft genug berichtet, dass das Glascover dieses Telefons gerne mal zum Springen neigen soll. Und um das zu verhindern, hat der Hersteller Fred & Friends nun eine sehr schöne Hülle im Programm, die sich Tuned Up schimpft.

Quelle: worldwidefred.com

Sieht schon witzig aus, wenn sich jemand eine Kassette ans Ohr hält – früher brauchte man wenigstens einen Walkman, wenn man hören wollte, was auf dem Tape drauf ist – heute geht das wohl so 😉

Der Gag ist in jedem Fall gelungen. Laut Spon gibt es das Ding ab Dezember beim Arktis-Onlinestore für knappe 15 Euro. Wenn es das Ding für das E72 gäbe – ich hätte es.

Gute Idee – die Box im Koffer

Ein Typ namens Mr. Simo hat eine gute Idee: Er baut Boxen aus alten Koffern – und packt einen batteriebetriebenen Verstärker mit rein – richtig geil sehen die Dinger aus. Wer einen tragbaren vintage BoomCase haben möchte, der muss dafür allerdings einen Haufen Geld in die Hand nehmen, denn Mr. Simo will für einen Musikkoffer zwischen 385 und 500 US-Dollar.

Da kommt mir eine interessante DIY-Weihnachtsidee, let me explain:

Früher habe ich auch gerne mit Boxen gebastelt. Man nimmt die Lautsprecherchassis seiner Wahl, sucht sich im Elektronikfachmarkt eine halbwegs passende Frequenzweiche und ein Anschlusspanel. Zusammengelötet ist das Zeug recht fix – dank in der Regel ausreichend dimensionierter Lötfahnen stellt das selbst für Grobmotoriker wie mich kein großes Problem dar.

Mit dem eigentlichen Korpus der Box hatte ich aber immer so meine Probleme, denn hier reichen meine handwerklichen Skills nicht hin. Freunde haben mir dann irgendwelche Kisten gezimmert – dann ging das.

Ich greife die Idee auf: Man nimmt einen Koffer, vielleicht nicht gerade Vaters guten Rimowa sondern eher einen alten. Deren „Außenhaut“ ist in der Regel ausreichend flexibel, um auch mit haushaltsüblichem Werkzeug weiterzukommen (Chassis anzeichnen, Loch reinbohren, sägen, schneiden oder feilen). Mit Schrauben und Muttern dürfte sich der Lautsprecherkorb schnell montieren lassen – das gilt auch für das Anschlussfeld. Kabel reinlöten, Weiche innen eintapen, Dämmwolle reinpacken, Koffer zu – fertig.

Die Vorteile einer so gebauten Box liegen auf der Hand: Der Selbstbau ist nicht allzu tricky, man hat schnell eine nette Box in ganz individuellem Design – ein nettes Weihnachtsgeschenk.

Die Nachteile sind aber auch nicht unerheblich: Mangels Volumen dürfte sich der Sound nicht besonders dick ausmachen, auch sind die geeigneten Koffer eher Leichtgewichte – es sollte mich wundern, wenn diese dann nicht mitresonieren scheppern und knarzen.

Das Originalkonzept sieht übrigens einen kleinen batteriebetriebenen Verstärker vor. Als Bausatz gab es sowas eigentlich immer wieder mal zu kaufen, out of the box kenne ich aber kein geeignetes Bauteil, dass sich klicken ließe und den Job ordentlich macht. Das muss aber auch nicht sein, denn wer einen mobilen, batteriebetriebenen Stereo-iPod-Verstärker in partytauglich sucht, der findet sowas für realistische Preise in der Gitarrenverstärker-Ecke: Hier habe ich mal exemplarisch ein Stereo-Modell herausgegriffen. Wenn es billig sein soll und Mono und Lärm reicht, tuts vielleicht auch das hier: Mit dreißig Euro ist man dabei, wenn man zehn (sic!) Mignon-Akkus separat auftreibt – Style exklusive.

Social Media Berater. Keine Satire.

Oh wie habe ich den ganzen, sich immer wiederholenden Zirkus gefressen! Ich hätte gerne ein T-Shirt auf dem steht: „Du bist selbstständig? Du bietest Webdesign, ein Lektorat, bist Social Media Beater, Onlinejournalist, Texter, Eventplaner, twozero-Coach und Twitter-Trainer, Headhunter und Trendscout in Personalunion? Verpiss Dich!“ Leider ist dieser Riemen nicht sinnvoll auf einer T-Shirtseite unterzukriegen. Analoge Informatiosträger sind sooo 90s, würdest Du mit vorwurfsvollem Anklang in der Stimme sagen.

Ich lade Dich ein – zum Meeting. Meeten kann man sich mit Dir aber nicht, denn Du kommst notorisch zu spät. Du willst auch nicht meeten, Du willst brainstormen. Das erste Treffen ist kostenlos, denn Du möchtest mich nicht ausnehmen – im Gegenteil – Du verkaufst mir nur, was ich auch wirklich brauche. Und unser erstes Treffen ist natürlich kostenlos – Du magst ja kein namedropping – Du willst mich von den Qualitäten Deiner ganzheitlichen und umfaassenden Dienstleistungen überzeugen. In Wahrheit hast Du aber einfach keine Referenzen, die über Lin-Congs Naildesign und stutentrockenmilchpulverdirektversand24.biz hinausreichen.

Im Wesentlichen reitest Du ein Pferd, das habe ich mittlerweile mitbekommen: Content is king! Dieses Credo wiederholst Du gebetsmühlenartig. Und weil der contennt king ist, muss er auf allen verfügbaren channels verbreitet werden, laberst Du. Vor zwei Jahren hattest Du einen einfachen Job, Du erstelltest Deinen Beratungsopfern Twitter-Accounts. Heute überzeugst Du Deine Opfer von facebook. Denn: Nur auf facebook erreichen Sie mit wenigen Klicks fünfhundert Millionen potenzielle Kunden! Wie meinen?

Ich schaue Dich zweifelnd an. Du schaust mich an.

Obwohl man lange laufen muss, um an einen so sozial inkompetenten Menschen wie Dich zu geraten, hast Du einen lichten Moment. Du merkst, dass ich beginne, Dir nicht zu glauben. Schnell legst Du nach: Haben Sie keine Angst vor social network und social media. Das ist nur die typische the german angst. Das vergeht. Ich ringe nach Luft und vergesse dabei ganz, dass ich Dir gerne aufs Maul hauen würde.

Du legst nach: Heute kann es sich niemand – ja, ich sages es laut und deutlich! Niemand! – mehr leisten, vor social network Angst zu haben. Wer Angst vor social network hat, hat Angst vor seinen Kunden! In Deinen Brustton der Überzeugung mischt sich ein leises Tremolo der Unsicherheit, als Du versucht, Deine nun zwingend folgen müssende rhetorische Frage zu platzieren: Sie haben doch keine Anst vor Ihren Kunden, ein Mann wie Sie doch nicht?

Du kumpelst mich an – ich muss mich zusammennehmen, um nicht zu kotzen. Ich schlucke mit Mühe einen Anflug erster Brocken hinunter und beschließe, erst dann dem Deiner Erscheinung geschuldeten Reflux nachzugeben, wenn Du wieder bei der Verwendung des Wortes social network alle Regeln der deutschen, denglischen oder englischen Grammatik brichst. Du enttäuschst mich nicht – nach zwei Sätzen ist es soweit. Dein Glück, dass Kaffee in solchen Momenten ein guter Antagonist gegen geschwafelinduzierten Brechreiz ist – ich hätte Dich sonst glatt vollgegöbelt.

Du bist einer der Typen, von denen man sich fernhalten sollte. Nach dem Abitur, dass Du nur knapp bestanden hast, war Dir langweilig. Der Zivi war Dir zu stressig – auf „psychische Belastungen“ hast Du Dich krankschreiben lassen – nach drei Monaten. Nicht dass Du krank gewesen wärest, wirklich nicht. Dann hast Du den Rest der Zivizeit daheim gegammelt. Weil Dir langweilig war, bist Du mit Deinem Windows-98-PC ins Internet – um das Jahr 1999 oder 2000 dürfte das gewesen sein. Es war eine tolle und wilde Zeit – die Zeit des big business, die Zeit der new economy. Kim Schmitz und seine Firma kimvestor haben es Dir besonders angetan in diesen Tagen – er war für Dich ein Held. Du hattest erkannt, dass hinter seiner business strategy nicht viel steckt, doch Du warst voller Bewunderung: Mit etwas Bauernschläue und einem Produkt, dass man noch gar nicht hat, so viel Geld verdienen, dass man irgendwann in der Lage ist, das Produkt nachzureichen, wenn einem danach ist. Und dann diese viele publicity. Toll! Dies war der Zeitpunkt, an dem Du beschlossen hast, Entrepreneur zu werden. Ein erster Schritt dazu: Frank Wenniger (Name vom Admin geändert) liest sich nicht gut, so dachtest Du – und fortan zeichnetest Du nur noch als kein Geringerer als Frank P. Wenniger (dass Dir Dein verhasster zweiter Vorname Peter, den Dir deine Eltern als Reminiszenz an den gleichheißenden und viel zu früh dahingeschiedenen Onkel Peter gegeben haben, noch einmal nützlich werden könnte, hättest Du selbst nicht geglaubt).

Und nun sitzt Du vor mir in Deiner etwas zu billigen Jeans im used-look. Dein Hemd ist nicht gebügelt, Du bügelst Deine Hemden nie, denn das ist Dein statement. Deine Krawatte – im Retro-Design einer 1970er Space-Age-Tapete – hängt nachlässig gebunden traurig von Deinem Kragen, dessen Knopf Du um nichts in der Welt schließen würdest. Dass nachlässig nicht mit lässig (einem Deiner Lieblingsworte, wenn Du wieder zu kumpeln versuchst) gleichzusetzen ist, versuche ich erst gar nicht, Dir zu erklären. Du trägst diese dicke schwarze Nerd-Brille. Sie ist zu ausladend für Dein schmales, weißes Gesicht, sie steht Dir nicht. Vor einigen Jahren sah ich Dich schon einmal, da hattest Du so ein randloses Modell, wie es damals modern gewesen sein mag. Es stand Dir auch nicht richtig – aber immerhin besser als der viel zu große Nerdbalken, der Dir nun ständig von der Nase rutschen will. Trendy.

Hören Sie mir überhaupt zu? Du quietschst zu laut. Und zu schrill.

„Selbstverständlich!“ lüge ich, „Wenn Die Gedanken fließen, soll man nicht unterbrechen. Fahren Sie fort.“

Nachdem Du die Zeit des Zivis also daheim abgegammelt hattest, wurde es Dir dort zu eng – schließlich pflegte Deine Mutter, Dich regelmäßig um 9 Uhr 30 zu wecken. Und so reifte der Entschluss, in einer fremden Stadt zu studieren. So kamst Du bequem und ohne große Diskussionen von zuhause weg. Ja, Informatik hättest Du gerne studiert – Hacker wärest Du gerne geworden, so wie Kimble – aber selbst die kleine Uni in der niedersächsischen Provinz hatte einen so hohen numerus clausus, dass Du wohl bis an Dein Lebensende Wartsemester hättest abchillen müssen. Du wolltest aber weg von daheim. Und so wurde es dann das Studienfach Wirtschaftsinformatik – ohne NC – und ein bisschen business machen und ein bisschen hacken, was sollte daran schon so schwer sein? Um es abzukürzen: Nach dem zweiten Semester war Schluss, denn wer zu allen Prüfungen antritt, ohne irgendetwas gelernt zu haben und wer dann folgerichtig durch alle diese Prüfungen rasselt, ist draußen aus der Nummer. Du versuchtest, auf Kommunikatioswissenschaft umzusatteln. Und weil Dir ein hübsches Mädchen, das ein Buch mit dem Titel „Zeitungswissenschaften“ mit in die Mensa genommen hatte, auffiel, wurde es im Zweitfach Publizistik. Nach weiteren zwei Semestern (und ohne Zeitungswissenschaften-Mädchen) war dannn auch dieser Exkurs beendet.

Dann unternahmst Du einen weiteren Exkurs – schließlich musste Geld her. In der Fußgängerzone sprach dich ein Typ an, der sehr lässig war. Gut gekleidet, mit Anzug – aber stylishen Sneakers und natürlich Sonnenbrille. Der quatsche Dich an – einfach so! Sehr gute und für den Kunden lukrative Vermögensprodukte solltest Du verkaufen. Deine Beratung kostet den Kunden nichts – Du würdest ein „seriöser“ Berater werden. Ob Deine Beratung den Kunden wirklich nichts koste?, fragtest Du. Wie Du denn dann Geld verdienen würdest? Der smarte Typ erkläre Dir, dass Du Deine Kunden nur um eine kleine Gefälligkeit bitten müsstest: Jeder, der von Dir beraten werde, müsse Dir nur drei weitere Personen nennen, die ebenfalls von Dir beraten werden wollen. Und so hättest Du laufend Kunden. Ganz ohne Akquise. Und super Finanzprodukte, von denen jeder, aber auch wirkolich jeder nur profitieren könne. Und wenn Du das schaffen würdest, dann würde Dir ein super Festgehalt und eine satte Provision winken. Saugeil dachtest Du, weil Du ein Depp bist.

Du wähltest Dir die Finger wund. Freunde hast Du angerufen und „Freunde“, zu denen Du seit dem Verlassen der Grundschule keinen Kontakt mehr hattest. Und weil das business nicht so richtig rocken wollte, telefoniertest Du auch die Verwandschaft bis zum fünften oder sechsten Grad ab. Das Ding mit dem Schneeballsystem landete schnell vor Gericht. Es wurde nur deshalb eine Bewährungsstrafe, weil Du auf der Anklagebank wie ein geprügelter Hund gewinselt hast.

Du hast gechillt. Dein Bewährungshelfer sagte Dir, dass Du Dich nach einem Job umsehen sollst. Zum Semelverkaufen in der Bäckerei hattest Du zwar nicht wirklich Bock, denn Semmeln rulen nicht – aber vierhundert Euro waren Dir sicher.

Heute – wenn Deine Auftragslage mal wieder dünn ist, Du nicht gebucht bist, würdest Du gerne wieder Semmeln verkaufen. Dann wärest Du nicht so pleite und müsstest nicht den Rest des Monats Tütensuppen und Spirelli mit Marmelade oder Senf (je nachdem, was der Kühlschrank noch so hergibt) essen. Doch das geht ja genau gar nicht, denn wenn Dich Deine Kunden sehen würden, wie Du ihnen ein Stück Schwarzwälder auf einem Pappteller in dünnes Papier einschlagen würdest – Deine credibility und reptation als Scocil Media Berater wäre auf level zero. Aber diese vierhundert Steine – das wäre die Leasingrate für Deinen Einser BMW und ein Teil der Monatsrate für den New MINI, der mal Dir hätte gehören sollen, den Dir die Bank schon längst wieder abgeknöpft hat. Und wenn Du jetzt bei mir keinen fetten Auftrag, kein Geld klarmachst, sperrt Dir die Telekom bald Dein iPhone. Dann kommst Du gar nicht mehr ins Internet. Fuck.

Follower, friends und Fans sind Ihre earnings von tomorrow – und damit machen wir bald weiter – damit Ihre business excellence untoppbar wird.

Ich werde von diesem Satz, der an Schwachsinnigkeit untoppbar ist, unsanft ins Hier und Jetzt katapulitert – in den Konferenzraum an den hübschen Eichentisch, auf dem Du Idiot massig Papier ausgestreut hast. Der letzte Tropfen Kaffe in meiner Tasse ist längst eingetrocknet.

Wann komme ich wieder? fragst Du mich. „Nach Deiner Reinkarnation, vermutlich.“ antworte ich. Du hast noch nicht einmal das verstanden und flötest: Also dann komme ich nächsten Mittwoch wieder um fünfzehn Uhr dreißig. Ich werfe Dich raus, Du guckst dabei sogar noch ungläubig. Du bist Social Media Berater.

Marshall baut jetzt auch Kopfhörer

Der Markt für Kopfhörer in „Style-Segmenten“ scheint gerade ordentlich zu boomen. Urbanears setzt gute Stückzahlen ab – die Dinger sind wohl für Leute gebaut, die ein klassisch-minimalistisches Design schätzen, die Hip-Hopper unter uns finden mit den Modellen Oboe und Bongo auch einen Kopfhörer mit Style-Statement – nur unsere Rocker und Metaller waren bislang außen vor.

In die Marktlücke der Designkopfhörer für die Rockzielgruppe springt nun der für seine Gitarrenamps berühmt Hersteller Marshall – und launcht rechtzeitig zu Weihnachten zwei Modelle: Einen Schmalzbohrer In-Erarer, der sich da Minor nennt und einen ohraufliegenden Bügelkopfhörer, der auf den Namen Major hört.

Major, Quelle: Marshall Headphones, Stockholm

Nun haben auch die Rocker und Roller „ihren“ Kopfhörer – ohraufliegend soll er sein, mit 32 Ohm Impedanz für Mobilgeräte tauglich und natürlich – das ist heute quasi Pflicht in dieser Produktgattung – faltbar.

20 – 20.000 Hz will der Major hörbar machen, das ist – na ja – sagen wir mal „unteres Mittelfeld“ in der 100-Euro-Preisklasse. Der Schalldruck von 121 dB, wenn er denn stimmt, rangiert aber schon in der Kategorie high pressure. Ob´s hier nur um den Headbanger-Style oder vielleicht sogar um Hifi geht, weiß ich nicht. Die Konzeption des Majors scheint aber deutlich für einen „Unterwegs-Hörer“ ausgelegt zu sein – hierfür spricht nicht nur der Faltmechanismus sondern auch das ohraufliegende Design.

Und natürlich kommt so ein Kopfhörer mit viel Bling – kein klassisches Bling, sondern Rocker-Bling: Ein Teil des Kabels ist gewendelt, der Stecker ist nicht aus profanem Plastik gefertigt sondern ruht in einer Messinghülse und auf der Kopfbügelinnenseite befindet sich die – fast schon obligatorische – Unterschrift von Jim Marshall eingedruckt – in Gold, wie immer. Rocker-Bling eben.

Sonst ist das Kopfhörerdesign teils retro, teils bieder. Echtleder wird natürlich nicht verwendet – Kopfband und Ohrpolster sind aus weichem PVC Vinyl.

Ihr merkt schon: Ich bin von dieser Art Kopfhörer nicht so sehr Fan. Es mag darunter vielleicht auch gute geben – aber mir ist noch keiner begegnet. Solche Hörer werden eher von Designern und Marketingleuten gestaltet als von Technikern. Und so verkommen nicht wenige dieser Hörer zum Accessoire (was wörtlich übersetzt ja nichts anderes als „nebensächlich“ heißt). Das ist aber nicht meine Erwartung an Kopfhörer.

Aber sei´s drum: Für halbtaube Metal-Freaks mag so ein Ding vielleicht sogar das passende Weihnachtsgeschenk sein. 99 bucks, Sir.

Vorsicht: Die „Abzocke“ der N-ERGIE

Über die N-ERGIE habe ich hier ja leider schon mehrfach berichten müssen, doch was sich diese Firma (vergesst bitte nicht: Der Mehrheitseigner an der N-ERGIE sind die Städtischen Werke Nürnberg, zu denen unter anderem auch die VAG und die wbg gehören) derzeit erlaubt, schlägt dem Fass den Boden aus – ja ich denke, es ist nicht zu hoch gegriffen, wenn ich hier von einem ausgewachsenen Skandal spreche.

Zur Ausgangssituation muss ich ein paar Dinge vorausschicken: Unser Haushalt ist seit fünf Jahren Kunde der N-ERGIE (leider). Wir haben einen mittleren Energieverbrauch: Unser Zweipersonenhaushalt ist gute 100 Quadratmeter groß, im letzten Jahr haben wir knappe 4000 Kilowattstunden Strom verbraucht – nichts ungewöhnliches also. Auf Zuraten der N-ERGIE haben wir also das Tarifmodell „Strom SMART“ gewählt –  ein Tarif, bei dem man derzeit bei einem Verbrauch von bis zu 6000kWh/Jahr einen Strombruttopreis von 20,04 Cent* pro Kilowattstunde bezahlt – ab 6000kWh/Jahr wird es ein bisschen billiger. Das geht an und für sich auch in Ordnung so.

Heute aber finde ich einen Brief im Kasten, Absender ist die N-ERGIE und sie macht mir ein Angebot:

Ihr Strompreis ändert sich – neuer Preis STROM SMART (alt) – Angebot verbesserter STROM SMART

Das ist in fettgedruckten Lettern zu lesen. Bin ich nun naiv, wenn ich dann ein besseres (das ist für mich dann synonym mit billigeres) Angebot erwarte? Scheinbar, denn für den Privatkunden verbesssert sich genau gar nichts.

Im Verlauf des Schreibens beweihräuchert sich die N-ERGIE erst einmal selbst – den Preis habe man zu Beginn des laufenden Jahres gesenkt (stimmt – ich habe das in den alten Korrespondenzen nachgesehen, der Strompreis wurde marginal gesenkt), man habe den Preis zudem stabil gehalten. Dann folgt ein Riemen über Steuern und das Erneuerbare-Energien-Gesetz – nichts von Interesse…

Und dann?

Dann muss ich da lesen:

Günstiger mit neuem Vertrag: STROM SMART am 1. Januar 2011

Ebenfalls zum 1. Januar haben wir das Produkt STROM SMART weiter verbessert: Sie können damit zukünftig mehr sparen, nämlich durchgehend 2 Cent pro Kilowattstunde gegenüber dem Grundversorgungstarif STROM STANDARD.

Das klingt richtig gut, ist aber in Wirklichkeit ziemlich scheiße: Ich habe mit meinen knappen 4000 Kilowattstunden Verbrauch pro Jahr ja nicht den Tarif STANDARD – da wäre ich ja doof. Ich habe den alten SMART. Der kostet bislang: 20,04 Cent pro kWh. Der neue Kilowattstundenpreis bei meiner Verbrauchsmenge beträgt nach dem neuen Tarif: 21,16 Cent. Das bedeutet: Im Tarif STROM SMART (neu) kostet mich die Kilowattstunde 1,12 Cent mehr – eine Preiserhöhung also. Was an diesem Tarif verbessert sein soll, ist mir unklar. Im Gegenteil: Ich fühle mich von der N-ERGIE verarscht!

Der „verbesserte“ Tarif bringt mir folgenden Vorteil: Bei einem Jahresverbrauch von 4000 kWh habe ich die Ehre, der N-ERGIE 44,80 Euro mehr überweisen zu dürfen. Herzlichen Dank für diesen unschätzbaren Vorteil, ihr Pisser.

Dazu muss noch eines gesagt werden: Der neue Grundpreis (ab 1. Januar 2011) beträgt (wieder bei 4000 kWh/Jahr) brutto 7,12 Euro, bislang beträgt der Grundpreis 6,55 Euro pro Monat. Dass ich über den Grundpreis nochmal 6,84 Euro pro Jahr mehr bezahlen muss, ist im obigen Mehrpreis noch gar nicht eingerechnet.

Insgesamt würde ich also 51,64 Euro pro Jahr mehr für die identische Leistung bzw. Strommenge beziehen. Weiter schreibt die N-ERGIE:

Wir bieten Ihnen den Wechsel zum verbesserten STROM SMART an, da sie damit auf jeden Fall gegenüber ihrem bisherigen STROM SMART sparen. Die neuen Verträge werden ausschließlich auf Grundlage des beiliegenden Vertragsformulars geschlossen.

Ich bin stinksauer. Liebe Leute von der N-ERGIE, es ist eine bodenlose Unverschämtheit, für wie blöd Ihr Eure Kunden haltet. Der Brief ist eine einzige Beleidigung an jeden halbwegs intelligenten Menschen!

Ich will nicht vergessen: Ich bin immer noch auf der Suche nach meinem Vorteil. Und den kann die N-ERGIE auch benennnen:

Wir schenken allen STROM SMART Kunden, die uns ihren neuen Vertrag bis zum 15. Dezember 2010 schicken, ein hochwertiges Energiesparlamen-Set.

Auf einem Beiblatt erfahre ich dann, dass das „Set“ aus zwei Philips-Energiesparlampen á 16 Watt Leistung „in Glühbirnenform“ besteht. Ich rechne mal kurz gegen: 51,64 Euro geteilt durch 2 Energiesparlampen = 25,82 Euro pro Leuchtmittel.

Vorteil? Ich habe noch nie in meinem Leben eine popelige Glühbirne Energiesparlampe für 25 Euro gekauft! Ich müsste ja komplett bescheuert sein!!!

Mein erster Impuls war: Ich werfe diesen Brief genau dorthin, wohin er gehört – in den Müll. Das ist aber eine schlechte Idee. Denn es steht noch was in dem Brief:

Sollten wir nichts von Ihnen hören, rechnen wir Ihren Verbrauch nach den in der unten stehenden Tabelle genannten Preisen ab.

Welche Preise? Zwar bleibt der Grundpreis bei 6,55 Euro – aber die Kilowattstunde soll dann 21,80 Cent kosten (wieder ein Jahresverbrauch von 4000 kWh/Jahr angenommen) – also: Wenn ich den Brief wegschmeiße und mich nicht mit der N-ERGIE in Verbindng setze, dann kostet mich die kWh 1,76 Cent mehr – das macht im Jahr ganze 70,40 Euro!

Oder anders ausgedrückt: Wenn ich den neuen Vertrag unterschreibe, werde ich bestraft, ich muss über 50 Euro mehr zahlen. Wenn ich einfach gar nichts tue, dann werde ich doppelt bestraft – dann zahle ich über 70 Euro mehr. Für NICHTS!!

Ich werde also von der N-ERGIE für meine „langjährige Treue“ (so steht es im Brief) bestraft, einfach oder doppelt, das kann ich mir raussuchen. Double-Fuck! Immerhin.

Gut, das habe ich heute gelernt: Wer bei diesem Energievesorger Kunde ist, der gehört bestraft. Ich sehe meinen Fehler ja ein und gelobe Besserung: Ich werde der N-ERGIE endgültig den Rücken kehren und den Stromanbieter wechseln. Der Lohn für die Einsicht folgt auf dem Fuße: Ich bekomme meinen Strom billiger und entgehe damit der Strafe, die ich eigentlich verdient hätte.

Kann ich so einfach den Energieversorger wechseln? Im Brief der N-ERGIE steht davon kein Wort, klar, die wollen, dass ich saftig bleche. In den alten Unterlagen zum Tarif STROM SMART findet sich aber (seeeeehr klein gedruckt) ein entsprechender Hinweis:

Dem Auftrageber steht im Fall der Preisänderung das Recht zu, den Stromlieferungsvertrag gemäß § 20 Abs. 1 StromGVV mit einer Frist von einem Monat zum Monatsende auf das Datum des Wirksamwerdens der Preisänderung außerordentlich zu kündigen.

Gut, dann wird das so gemacht. Ihr habt es nicht anders gewollt, liebe N-ERGIE.

Ach, bevor ich es vergesse: Liebe Mitarbeiter der N-ERGIE, ich darf Sie darauf hinweisen, dass diesem Blog ein einzigartiges Feature zu Eigen ist (das Feature ist ähnlich „einzigartig“ wie Ihr Angebot „vorteihaft“, you know?): Mit der Kommentarfunktion können Sie zu Ihren „Vorteilen“ Stellung nehmen. Ich bin ja mal gespannt. Der Verbraucherzentrale lege ich Fall und Vorgang in den nächsten Tagen übrigens zur Prüfung vor. Denn wenn mir jemand schreibt, dass etwas „vorteilhaft“ sei oder man mir Glauben machen will, ich würde „damit (…) auf jeden Fall sparen“, dann fühle ich mich nämlich auf jeden Fall verarscht und betrogen. Dies nur zu Ihrer Kenntnis.

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*) Bruttopreis. Ich rechne hier der Einfachkeit haber nur mit Bruttopreisen und das ist in meinen Augen auch dadurch gerechtfertigt, weil es sich um ein Angebot für Privatkunden handelt. Hier ist der Bruttopreis zu zahlen, daher nehme ich ihn hier auch grundsätzlich an.

Update: Achtung! Die Sonderkündigungsfrist endet am 30.11.2010! Das bedeutet, dass bis zu diesem Tag Eure Kündigung bei der N-ERGIE eingegangen sein muss!

Im Test: DIGITALBOX Imperial HD2plus

Seit einem guten Monat verfüge ich über Satelliten-Direktempfamg (vorher hatten wir Kabelanschluss – Sat ist hier ein deutlicher Fortschritt) und nun befinde ich mich auf der Such nach einem passeden Receiver. Nach einem Gerät von Opticum und Kathrein berichte ich heute über den Receiver „Imperial HD2plus“ der noch jungen Ratinger Firma DigitalBOX Europe GmbH.

Beim Imperial HD2plus handelt es sich um einen Satreceiver mit einem Tuner und USB-Schnittstelle, der DVBS2 – also HD-Signale entschlüsseln kann (via HDMI). Mit der USB-Schnittstelle lassen sich Sendungen (Radio und TV) auf einen Stick oder eine externe Festplatte aufzeichnen. Auch ein Einschub für ein CI-Modul steht zur Verfügung.

Der Receiver, der zu einem Preis von etwa 120 bis 170 Euro angeboten wird, kommt mit der Fernbedienung, Batterien und der Bedienungsanleitung. Ein HDMI-Kabel sucht man in der Verpackung vergeblich.

Die Bedienungsanleitung liegt auf deutsch vor und ist gut verständlich. Sie lässt nur wenige Fragen offen. Wer den Kauf dieses Receivers erwägt, kann sich über den Funktionsumfang und die Bedienung vorab schon ein Bild machen. DigitalBOX hält die Anleitung zum Download bereit.

Betrachtet man den Receiver, so fällt zuerst einmal auf, dass die wesentlichen Funktionstasten auf der Frontseite vorhanden sind und sich das Gerät auch ohne Fernbedienung halbwegs steuern lässt. Auch ein Zugriff auf Menüpunkte ist ohne Fernbedienung möglich. Leider hat man aber (wie es heute häufig der Fall ist) vergessen, eine „Radio/TV“-Umschalttaste vorzusehen. Durch das mit Blitz gemachte Foto ist das hervorragende zwölfstellige alphanumerische Vakuumfluoreszenzdisplay leider nicht gut zu erkennen. Ein Display dieser Güte findet man bei Geräten dieser Preisklasse nicht oft – hier ist das angenehm blaugrün leuchtende Display besonders dann wertvoll, wenn der Receiver im Radiobetrieb ohne eingeschaltetes TV-Gerät läuft. Der gewählte Sender lässt sich gut ablesen.

Der Imperial HD2plus bringt alle Anschlüsse mit, die man erwartet: Neben dem Eingang für die Satantenne findet sich ein ebensolcher Ausgang zum Durchschleifen des Signals, ein Euroscart-Anschluss ist ebenso vorhanden wie HDMI, über den USB-Port habe ich bereits geschrieben. Der Ton wird digital über Lichtleiter und SPDIF ausgegeben, an die Stereoanlage schließt man die Box mit einem Cinchkabel an. Rückseitig befindet sich auch ein Netzschalter, mit dem eine vollständige Netztrennung vorgenommen werden kann.

Eine gute Fernbedienung ist bei einem Gerät, dass man täglich nutzt, zweifelsohne wichtig. Die DigitalBOX-Fernbedienung ist ordentlich verarbeitet, die Tasten sind ausreichend groß und gut zu bedienen. Auch ihre Sendeleistung ist immerhin so stark, dass man nicht genau auf den Receiver „zielen“ muss sondern ein Ausrichten zum Gerät hin genügt.

Der Empfang des Receivers ist hervorragend – auch bei schlechtem Wetter oder kleinen, nicht optimal ausgerichteten Spiegeln und dadurch bedingter suboptimaler Signalstärke ist immer noch ein gutes und nur wenig gestörtes Bild zu bekommen. Ich kann mir den Imperial HD2plus durchaus auch als Receiver für die Ferienwohnung oder Datsche vorstellen, denn gerade hier sind die Antenneninstallationen nicht immer optimal. Ebenso gut wie das Bild präsentiert sich der Ton – störungsfrei und ausgewogen versteht die Box zu musizieren. Weder zu überzogene Bässe noch zu spitze Höhen, wie sie eine einfache D/A-Konversion mit sich führt, sind zu verzeichnen. Daher erschließt sich für den Receiver ein ganz „neues“ Verwendungsfeld, nämlich der Einsatz als digitaler Satellitenradiotuner an einer Stereoanlage: Für diesen Einsatz spricht der neutrale und saubere Ton – weiterhin die Klarheit des Empfangs und der Umstand, dass der Receiver keinerlei Stör- oder Umschaltgeräusche erzeugt. Zudem erleichtert das sehr gute Display am Gerät das Auffinden von Radiosendern auch ohne eingeschalteten Fernseher. Gegen einen solchen Einsatz spricht im Prinzip nichts – will man einmal von der fehlenden Radio/TV-Umschalttaste absehen. Auch die optische Integration in eine bestehende Stereoanlage fällt nicht ganz leicht, da die Box nicht über das typische 19-Zoll-Stereoanlagen-Rastermaß verfügt, sondern ein ganzes Stück schmaler ist (31cm ist der Receiver breit, das könnte bei einer Kompaktanlage klappen, das Rastermaß liegt bei 43 cm). Ich habe mir beholfen, indem ich einfach den Kopfhörerverstärker daneben gesatellt habe, das geht aber nur, weil mein Hifi-Rack eh breiter ist als das Rastermaß.

Das Aufzeichnen von TV- und Radiosendungen klappt sehr gut – wenn man einen passenden Speicher gefunden hat: Zuerst habe ich eine externe WD-Festplatte (mit eigener Stromversorgung) an den Receiver angeschlossen, die wollte der aber partout nicht mounten. Nachdem ich mir dann einem 16GB-Stick gekauft habe, klappte es mit der Aufzeichnung auf Anhieb. Hier muss man aber beachten, dass man einen wirklich schnellen USB-Stick verwendet, bei zu langsamen Sticks kann der Receiver das Signal nicht auf den Speicher „streamen“. Hier lohnt sich also die Investition in einen Stick, der mindestens 8MB pro Sekunde schreiben kann – die besseren USB-2.0-Sticks der 2. Generation können das aber in der Regel. Wer HD-Sendungen aufnehmen will, tut zusätzlich gut daran, hier noch eine Reserve einzuplanen. Aber: Der Speicher muss unbedingt vorher mit einem PC formatiert werden – unbedingt. Selbst wenn er am Mac mit FAT formatiert wird, lässt sich der Stick nicht mehr mounten, da hier zwei Partitionen angelegt werden (womit der Receiver definitiv nicht umgehen kann). Wer auf die Verwendbarkeit der USB-Schnittstelle Wert legt und einen Mac hat, sollte vom Kauf des Receivers Abstand nehmen!

Die Aufnahme erfolgt wahlweise im TS oder MPEG-Format – ein wichtiges Feature, wenn man seine Sendungen später am Rechner auf DVD brennen will. Sind im TS-Format noch Konvertierungsschritte nötig, lässt dich aus dem MPEG-Format in der Regel ohne großen Aufwand die gewünschte DVD brennen.

Auch wenn Bild und Ton gut sind, weist die Software des Geräts eklatante Schwächen auf: Ein Update über Satellit ist mir nicht gelungen und so wählte ich kurzerhand die Updatefunktion via USB. In der Theorie sollte das auch gut klappen – erst exportiert man die Senderlisten auf den Stick, dann lädt man die neue Software um dann dem sich wieder im Werkzustand befindlichen Receiver wieder die Senderlisten zu verplätten. Was in der Theorie ganz prima klingt, ist in der Praxis eine Katastrophe:

Zwar gelang es mir ohne Probleme, die Software umzudaten, beim Rückspielen der Senderlisten hat es mir dann aber, obwohl ich exakt nach Anleitung vorging und weder der USB-Stick ungemountet wurde noch eine Netztrebbubg vorlag, die Software zerschossen.

Ein Reset des Receivers war nicht mehr möglich. Ein Anruf beim Support brachte dann das ganze Elend zu Tage: Der Receiver hatte sich „verhustet“, ein Hardreset ist nicht vorgesehen (nur durch auslöten irgend welcher Brücken) und damit war das Gerät dann ein Totalschaden. Der Austausch klappte zwar reibungslos, dauerte aber.

Fazit: DigitalBOX hat mit dem Imperial HD2plus hardwareseitig einen guten Receiver mit vielen Features und durchdachtem Konzept hingelegt. Die Bildqualität ist bestechend gut, der Ton geht in jedem Fall in Ordnung. Im „Normalbetrieb“ reagiert der Receiver zügig. Die Einbindung der USB-Schnittstwelle ist suboptimal, alles rund um das Softwareupdate wiederum ist eine schlichte Katastrophe. Ich werde den Receiver so schnell nicht updaten. Für das Geld ist der Imperial HD2plus eigentlich ein Gutes Gerät – allerdings hat DigitalBOX in Sachen Software nochseine Hausaufgaben zu erledigen.

Probleme

Wir pflegen bei der Arbeit Kaffee zu trinken. Vorzugsweise mit Milch. Heute öffneten wir die letzte vorhandene Milchtüte.

Kollege so: „Michi, wir haben keine Milch mehr. Kauf welche.“

Ich so: „Ich arbeite bis nach Ladenschluss. Ich kann keine Milch kaufen“.

Kollege (in ernstem Tonfall): „Das könnte Probleme aufwerfen.“

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