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Zurück auf los! Tragt Euch jetzt beim Bürgerbegehren gegen den Ausbau des Frankenschnellwegs ein!

In einem meiner letzten Posts habe ich ja zum geplanten „Ausbau“ des Frankenschnellwegs Bezug genommen. Das Wording der Stadtspitze wird dem Vorhaben nach meinem Dafürhalten nicht gerecht, denn in Planung ist mitnichten die Verlegung des Frankenschnellwegs in eine Tunnelröhre, sondern eine doppelstöckige Autobahn oberirdisch und quasi parallel unterirdisch – mitten durch die Stadt. Die Kosten dafür: Mehr als eine Milliarde Euro, der Gutteil davon ist durch die ohnehin ordentlich überschuldete Stadt Nürnberg zu tragen*. Gerade Förderzusagen des Freistaates stehen auf wackeligen Füßen.

Auch im Hinblick auf die dringend gebotene Verkehrswende ist der gegenwärtig geplante Ausbau ein Dummheitsprojekt, eines, das die Stadt bis weit in die 2040er Jahre verkehrstechnisch stark in Mitleidenschaft ziehen wird.

Das Thema Frankenschnellweg ist durchaus komplex, die Debatte um den sogenannten „kreuzungsfreien Ausbau“ wird seit wenigstens dreißig Jahren geführt. Eine aus meiner Sicht sehr wertvolle und anschauliche Zusammenfassung des aktuellen Planungsstandes, seiner Vor- und Nachteile, hat bereits vor vier Jahren die Medienwerkstatt Franken gedreht, sie steht auf Youtube zur Verfügung. Den knapp halbstündigen Beitrag möchte ich Euch daher sehr herzlich anempfehlen.

Wer für sich nun zu dem (aus meiner Sicht naheliegenden) Schluss kommt, dass der Frankenschnellweg in dieser Art nicht „ausgebaut“ werden sollte, der möge seine Stimme nutzen und sich beim Bürgerbegehren „Lieber zurück auf Los“ eintragen. Auf der Webseite der Bürgerinitiative findet man eine sehr interessante Animation, die zeigt, wie nutzlos dieses teure Unterfangen ist und dass die vermeintliche Stadtreparatur in Wahrheit mehr Schaden anrichtet, als Nutzen stiftet.

Wer das einmal verstanden hat, wird sich kaum mehr für die aktuellen Ausbaupläne des Frankenschnellwegs aussprechen, es sei denn, er profitiert wirtschaftlich davon.

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* Ich wende mich gegen den Ausbau des Frankenschnellwegs nicht allein wegen der Kosten, dieses Argument spielt für mich eine eher untergeordnete Rolle (was mich wirklich ärgert, ist, dass eine „Stadtreparatur“ versprochen wird, die keine ist, um den Preis einer massiven Erhöhung des innerstädtischen Verkehrs, der die Lebensqualität in unserer Stadt erheblich einschränken wird). Aber ein Problem muss an dieser Stelle ganz deutlich benannt sein: Der Frankenschnellweg war immer und ist freilich auch heute de facto eine Autobahn, das städtische Teilstück der A73, für dessen Instandhaltung eigentlich Bund und Land aufkommen müssten. Er ist allerdings nominell keine Autobahn, sondern als Kreisstraße gewidmet. Damit sind die Kosten für Erhalt und Ausbau von der Kommune, also der Stadt Nürnberg, zu tragen.
Die beiden Markusse Söder und König plädieren im Schulterschluss für den Ausbau. Söder hätte selbstredend die Möglichkeit, den neuen Frankenschnellweg als Autobahnteilstück umzuwidmen und damit voll für die Kosten einzustehen, das will er aber nicht. Eine Milliarde (die sicher nicht langen wird) ist eben eine Milliarde, die bindet sich niemand freiwillig ans Bein, so weit geht die Liebe der CSUler zu den Bürgern Nürnbergs dann doch nicht. Vielmehr zwingt er seiner Heimatstadt, die ohnehin hoffnungslos überschuldet ist, den Löwenanteil der Kosten auf. Man kann sich an dieser Stelle nicht des Eindrucks erwehren: Läge der Frankenschnellweg nicht in Nürnberg, sondern in München, der Freistaat wäre seit Jahrzehnten für die Unterhalts- und Baukosten aufgekommen.

Monatsrückblick August 2025

Sommerloch war gestern. Betrachtet man es recht, passierte im August gerade politisch relativ viel. Ein Journalist beklagte dies dieser Tage auch in einem relativ langen Lamento, leider habe ich mir die Quelle dazu nicht rechtzeitig beiseitegelegt.
Daher gibt es in diesem Monatsrückblick nur verhältnismäßig wenig Technik und relativ viel Politik.

Die MP3 wurde 30!

Didn’t feel old today? Gut, da kommt Abhilfe: Die MP3 wurde letzten Monat 30! Krass, oder? Dreißig Jahre! Ich erinnere mich noch sehr lebendig an die Zeit, in der ich den ersten CD-Brenner kaufte und die ersten MP3s lud, denn, obwohl ich damals schon Schallplatten sammelte und neben Kassetten auch ein Bandgerät und einen Minidisc-Rekorder besaß, sollte die MP3 die Art und Weise, wie ich Musik hörte, maßgeblich verändern.

Von „der“ MP3 zu sprechen, ist freilich nicht ganz korrekt, handelt es sich dabei doch nicht allein um ein Musikdateiformat, sondern eben um das Kompressionsverfahren, mit dem sich digitale Musik, besonders von CD, erheblich verkleinern lässt. Weil die Endung der Datei .mp3 aber synonym für das heute immer noch de facto Standardformat für digitale Musik nach dem Codec MPEG-1(/2) Audio Layer III ist, behalte ich diese unscharfe Bezeichnung einfachheitshalber bei.

Die MP3 löste damals, also Mitte bis Ende der 1990er Jahre, mehrere zum Teil auch heute noch gegenwärtige Probleme, die des begrenzten Speicherplatzes, der begrenzten Bandbreite und der begrenzten Rechenleistung. Musik wanderte über das Medium CD erst auf den Rechner, dann ins Internet und letztlich auch auf mobile Player.

Die Entwicklungsgeschichte der MP3 wiederzugeben, würde den Rahmen dieses Nostalgie-Posts sicher sprengen. Ein paar Worte seien aber dennoch dazu verloren. Bereits Mitte der 1970er Jahre wurde an der Compact Disc geforscht, zu Beginn der 1980er-Jahre erreichte sie Marktreife. Zur damaligen Zeit existierte weltweit eine sehr rege HiFi-Szene, die an ein neues, digitales Tonträgerformat sehr hohe Ansprüche knüpfte. Die CD konnte diese Ansprüche übererfüllen, man gab dem Privatmann ein günstiges Medium mit professioneller, studionaher und sendefähiger Tonqualität an die Hand, allerdings um den Preis, dass der damalige Kunde keine Aufnahmen auf dem neuen Tonträger anfertigen konnte. Wer bis weit in die Mitte der 90er digitale Tonaufnahmen fertigen wollte, war auf recht teure und nur bedingt oder gar nicht mobile Lösungen angewiesen. Mit einem PCM-Vorsatzgerät konnte man seinen teuren Beta-Videorecorder in ein digitales Tonbandgerät verwandeln, ein Gerät nach dem DAT-Verfahren (qualitativ waren diese Decks selbst für Studiozwecke geeignet) war Ende der 1980er-Jahre nicht unter 3.500 DM zu haben (und scheiterte damit schon am Preis, aber auch an einem künstlich implementierten Kopierschutz, der bei einer Abtastrate von 44,1 kHz bis in die 1990er Jahre nur eine analoge Aufnahme zuließ) und auch das Heimformat DCC, das sehr viel Potenzial hatte, war teuer und kam schlicht zu spät auf den Markt.

Bis auf DCC und später auch MiniDisc hatten die digitalen Audioaufzeichnungs- und Wiedergabegeräte alle ein Problem: Sie erzeugten, weil ohne rechenressourcensparende Kompression gearbeitet wurde, für ihre Zeit enorme Datenmengen. Auf einem physikalischen Medienträger (der in aller Regel nicht billig war) konnte man damit umgehen. Musste dieser Medienträger neben der Toninformation allerdings auch digitale Bilddaten bereithalten, stieß man sehr schnell an Grenzen. Überdies war man kaum in der Lage, einen unkomprimierten digitalen Audiostream zu übertragen.

In den 90ern entwickelte sich zur Lösung dieser Probleme ein Spezialmarkt. Im Hörfunkbereich, gerade bei den Privatsendern, war das „MusicTaxi“ beliebt, ein Hardwarecodierer, der mit gebündelter ISDN-Leitung in Echtzeit ein sendefähiges, komprimiertes Stereosignal in MPEG-1 Layer 2 übertragen konnte. Man benötigte aber zwei untereinander kompatible Codiergeräte und eine bündelbare ISDN-Leitung, die beim Anwählen auch synchron verbinden mussten. Damit war das MusicTaxi nur bedingt für Liveübertragungen tauglich, denn man hatte nicht überall einen entsprechenden Telefonanschluss und die benötigte Hardware zur Verfügung. Ich habe zu Beginn meiner Tätigkeit beim Radio in den 90ern tatsächlich noch mit MusicTaxi gearbeitet und kann mich erinnern, dass man mitunter drei oder vier Anwahlversuche benötigte, bis die beiden „Taxis“ synchron waren. In der Regel benutzte man das „Taxi“, um Beträge und O-Töne von einem Studio zum anderen in einer anderen Stadt zu überspielen, ohne einen Tonträger per Post (langsam) oder Eilboten (teuer) versenden zu müssen. Aufgezeichnet wurden diese Beiträge dann beim Empfängerstudio in aller Regel auf (analogem) Tonband, „Schnürsenkel“, was bedeutet, dass bei der Überspielung sender- wie empfängerseitig mindestens ein Techniker in einem freien Studio zur Verfügung stehen musste. Im öffentlich-rechtlichen Bereich begegnete man dieser Herausforderung über ein sternförmiges Netz von Standleitungen. Das war qualitativ hervorragend, analog wie digital, zudem zuverlässig und höchst ausfallsicher. Wo dies nicht möglich war, nutzte man Richtfunkstrecken. Hierfür wurde ein Netz professioneller Sendeanlagen zu unterhalten. Fürs Fernsehen standen ab den 1980er-Jahren auch Übertragungswagen mit Satelliten-Uplink zur Verfügung. Der Unterhalt, so munkelte man, dieser Infrastruktur, kostete die jeweiligen Sendeanstalten jährlich größere Millionenbeträge.

Die Lösung des Übertragungsproblems (und damit über Bande freilich auch des Speicherproblems) boten Kompressionsverfahren. Geforscht wurde für Pro-Audio und digitale Radio-Übertragungsstandards, an einen Heimmarkt oder gar das Internet dachte Anfang der 1990er Jahre eigentlich niemand. Man war lange Zeit folgender Herausforderung unterworfen: Hohe Kompressionen mit akzeptablem Klang erforderten sowohl beim Codieren als auch bedingt beim Decodieren eine hohe Rechenleistung, die hatte man nicht. Niedrige Kompressionsraten machten eine hohe Bandbreite und im Nachgang auch große Speicherkapazitäten notwendig, die hatte man auch nicht. Es war also alles recht kompromissbehaftet.

Auch die Idee, am Erlanger Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen zu Adiokompression zu forschen, hängt, wie dieser heise-Artikel darlegt, eng mit dem Wunsch zusammen, Tonmaterial in HiFi-Qualität über das Telefonnetz zu übertragen. Mit neuen Prozessoren ließen sich Anfang der 1990er Jahre erstmals MP3-Bitstreams in Echtzeit codieren und wurden zur Radioübertragung, ähnlich dem MusicTaxi verwendet. Professor Brandenburg, so berichtet heise, setzte auf externes Anraten auf PCs und das Internet und sollte damit Erfolg haben – MP3 kam wie gerufen. Mitte der 1990er-Jahre hatten viele Büro- und Heim-PCs noch Festplatten mit wenigen 100 MB Speicherkapazität. Den unkomprimierten Inhalt einer Audio-CD hätte man auf so einer Festplatte neben dem Betriebssystem nicht unterbringen können. Einige MP3-Files abzuspeichern, war aber kein Thema. Doch mit dem Einzug des Internets hatte der Siegeszug des Kompressionsverfahrens MP3 noch nicht begonnen. Dazu bedurfe es erst des „Hacks“ eines Australiers, der mit gestohlenen Kreditkartendaten den etwa 250 US-Dollar kostenden Codec „erwarb“ und ein kleines grafisches Tool zur Verwendung dazuschrieb und dieses funktionale Bundle als „Freeware“ ins Netz stellte. Die Early Adopters verstanden sofort, dass diese „Freeware“ in der Lage war, das bisher ungelöste Problem, Musikdateien in vernünftiger Qualität über die sehr schmalbandigen Modemverbindungen jener Tage zu übertragen, zu lösen. Es dauerte nicht lange, bis im Rahmen des LAME-Projekts aus einem Patch der Fraunhofer-Software ein eigener, performanter open source-Encoder wurde: Der Siegeszug der MP3 war nicht mehr aufzuhalten. Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als man in Aufnahmesoftware noch manuell den LAME-Encoder einbinden musste, um mit MP3s arbeiten zu können.

Und dann sind wir auch schon im Jahr 1998 und 1999 angekommen – der Siegeszug der MP3 sollte durch das aufkommende Internet, die Dateitauschbörsen, aber auch die Möglichkeit, erstmals halbwegs kostengünstig CDs brennen zu können, befeuert werden. Das mit dem CD-Brennen mag aus heutiger Sicht etwas befremdlich klingen, allerdings waren gebrannte CDs für wenigstens zehn Jahre das Medium, um Musik im Freundes- und Familienkreis aufnehmen und tauschen zu können. Mein erster CD-Brenner, ein Gerät von Philips, hatte die Möglichkeit, CDs in sagenhafter doppelter Geschwindigkeit zu brennen (x2), er kostete einen für damalige Zeit (1998) auch spottbilligen Betrag von 850,- Mark. Ein CD-Rohling mit seinen 650 MB Speicherkapazität war selten unter 7,- Mark zu bekommen, das machte aber nichts, brachte man auf so einem Medium doch locker sechs bis acht Musikalben in MP3 unter. Musik hörten wir vor dem Rechner oder warfen lange Audiokabel vom Schreibtisch zur Stereoanlage. Wir hatten bald gelernt, wie man eigene CDs in MP3s konvertiert. Diese Dateiensammlungen ließen sich schnell und unkompliziert tauschen. Um die Jahrtausendwende explodierte der Festplattenspeicherplatz. Musste der Rechner von 1998 noch mit 6 GB Plattenplatz zurechtkommen, hatte mein Desktop-PC aus dem Jahr 2001 oder 2002, so genau weiß ich das gerade gar nicht mehr, bereits eine 80 GB-Platte verbaut. Und mit diesen Speichermöglichkeiten wuchsen auch die MP3-Sammlungen. Dienste wie Audiogalaxy und Napster taten ihr Übriges, auch wenn wir uns damals noch – im wortwörtlichen Sinne – mit langsamen Modems und getakteten Verbindungen über die Telefonleitung ins Internet einwählten. Die ersten billigen DVD-Player konnten MP3-CDs ohne Schwierigkeiten wiedergeben. Vielleicht genügte die Tonqualität dieser Geräte nicht, um die Bedürfnisse Audiophiler zu befriedigen, für den normalen Nutzer revolutionierte die MP3 die Art, digitale Musik zu hören.

Nur mobil ließ sich die MP3 noch nicht wirklich hören. In den ausgehenden 1990er Jahren gab es freilich erste MP3-Player, diese waren aber nicht günstig und verfügten über nur wenig Speicherplatz. Man verwendete sog. „Smart Media“-Karten, die nur wenige Megabyte Kapazität boten. Ein Mitschüler hatte tatsächlich einen Rio PMP300, ein Gerät, um das ich ihn sehr beneidete. Mit einem klassischen Kassetten-Walkman war man in jenen Tagen aber technisch nicht wirklich schlechter gestellt, denn der Rio hatte 32 MB (!) internen Speicher und war mit einer SM-Karte um weitere 64 MB erweiterbar. Damit konnte man in akzeptabler Qualität etwa genauso viel Musik speichern, wie auf eine C90-Kassette passte. Der Vorgang, eine Leerkassette mit Musik zu bespielen, dürfte wohl ähnlich lang gedauert haben wie diese ersten MP3-Player über die Parallelschnittstelle mit Musik zu befüllen. Davon, dass man diese Geräte nicht einfach im nächstbesten Elektromarkt kaufen konnte, und man, hatte man eines erstanden, sich erst einmal mit der Installation diverser Treiber und anderer proprietärer Software auseinandersetzen musste, gar nicht zu sprechen. Bevor sich der MP3-Player in der Masse durchsetzen konnte, gab es besondere tragbare CD-Player im Stile des „Discman“, die auch MP3s abspielten. Sie kosteten zwischen 200,- und 300,- Mark und lösten das Speicherkartenproblem, das die ersten MP3-Player hatten. Ich hatte auch so ein Gerät – von der Klingelton- und Handyspielemarke Jamba der Samwer-Brüder. Die hatten eben nicht nur „Paid Content“, sondern vertrieben über einen kurzen Zeitraum auch Hardware, um MP3s wiederzugeben. Das Ding hielt ein, zwei Jahre.

Der "Jamba!"-MP3-CD-Player, ein früher Vertreter dieser Gerätegattung (um 2001)

2003 kam dann der erste richtige MP3-Player, ein Mpaxx SP 4010 des Herstellers Grundig, wenn ich mich nicht irre. Hier im Fränkischen war Grundig zu dieser Zeit noch eine gesetzte Marke, der Player mit rund 100,- Euro recht günstig, zudem bot das zigarettenschachtelgroße Gerät mit angenehmem Alugehäuse zwei Slots für SD bzw. MMC-Karten. Und weil solche Karten seinerzeit vor allem dann, wenn sie eine höhere Kapazität hatten, relativ teuer waren, kam diese seltene Zweischacht-Lösung sehr gelegen. Ich kaufte zwei günstige MMC-Karten (die waren weiland einfach mal ein Viertel billiger, als SD-Karten) und hatte dann, zusammen mit dem Gerätespeicher, einen tollen kleinen Player.

Doch schon bald erreichte mich der iPod der 3. Generation und schickte den Grundig, bei dem man um jedes Megabyte Speicherplatz feilschen musste, in Rente. Okay, er war sauteuer und hielt nicht wirklich länger als anderthalb Jahre, zudem ließ er sich, ganz Apple-like nur per Firewire-Anschluss und der proprietären iTunes-Software mit Musik bestücken, doch das alles nahm man hin. Ein logisches Menü, sagenhafte 40 GB Speicher und Touch-Bedienung bei einer langen Laufzeit des internen Akkus sorgten dafür, dass ich dieses Gerät mehrere Stunden täglich nutzte. Der iPod war eine echte Revolution, denn er wischte alle Nachteile, die andere Hardware immer mit sich brachte, mit einem Handstreich vom Tisch.

Nach dem iPod kam noch ein iPod Video, dessen Videofunktion ich aber angesichts des selbst für damalige Verhältnisse schon übersichtlich dimensionierten Displays nie ernsthaft nutzte, dann waren, das mag auch der Einführung des iPhones und kurz danach auch der technisch gleichwertigen Android-Telefone geschuldet sein, iPods schnell überholt. Der Vorzug der iPods, mit einem großen internen Speicher ausgestattet zu sein, geriet freilich mit den kontinuierlich steigenden Speicherkapazitäten und dem Preisverfall der micro-SD-Karten in den Zehnerjahren ins Hintertreffen, und so kamen, neben der Musiknutzung auf dem Smartphone, neue MP3-, später auch HiRes-Audioplayer in die Hände der geneigten Kundschaft. Damit, und auch mit dem aufkommenden Musikstreaming, geriet die MP3 als Dateiformat ein wenig aus dem Zentrum der Betrachtung, andere, teils noch effektivere Kompressionsverfahren oder Lossless-Formate wurden nun alltagstauglich.

Die MP3 selbst allerdings war nie weg und ist nach all den Jahren immer noch der Quasi-Standard für komprimierte Musikdateien, sei es im Bereich der Podcasts, der Audiotheken, der Downloads, sei es im Bereich digitaler Diktier- und Aufzeichnungsgeräte und auch im Bereich des Home Entertainments – und das, obwohl es mittlerweile technisch bessere und effektivere Kompressionsverfahren gibt. Warum nur?

Ich denke, dass das daran liegt, dass jedes noch so einfache Audiogerät heute in der Lage ist, MP3-Dateien wiederzugeben. Damit sind sie im Hinblick auf die Kompatibilität dieses Dateiformats schlicht der kleinste gemeinsame Nenner (und wohlgemerkt ein in der Regel recht gut klingender und mit wenig Kompromissen behafteter gemeinsamer Nenner). Egal, ob man eine Audiodatei mit einer unbekannten Medienplayersoftware, per USB mit einem Fernseher oder per Speicherkarte mit einem Smart Speaker, Digitalradio, Auto-Unterhaltungssystem, einem Handy… wiedergeben will, die MP3 läuft eigentlich immer. Das ist ihre Stärke. Mittlerweile ist auch die Lizenzierungspflicht für die Hardwarehersteller ausgelaufen, so werden Wiedergabegeräte, wenn sie das denn sein sollen, auch noch beliebig billig.

Wie gut oder schlecht klingt eine MP3, die ja gemeinhin als veraltet gilt, heute noch? So gut wie immer – würde ich behaupten. In den letzten Jahren, zuletzt erst vor zwei Monaten, habe ich an Hörsessions teilgenommen, die MP3 und andere Formate auf guten Set-ups zu Gehör brachten. Eine ordentliche Codierung und eine Bitrate von wenigstens 320k, wie wir sie schon in den 2000ern benutzten, vorausgesetzt, sind die klanglichen Unterschiede zur CD und selbst zu höher auflösendem Audiomaterial marginal und bestenfalls in minimalen Asynchronitäten im Tiefbassbereich und quasi vernachlässigbarer Artefaktbildung bei manch hochtonigen Passagen erahnbar.

Ich bin mir vollends bewusst, dass so mancher High-End-Spezl mich jetzt als Holzohr titulieren wird, aber: Wer das vierte oder gar fünfte Lebensjahrzehnt überschritten hat, dürfte schon allein wegen des nachlassenden Gehörs im Alter kaum mehr in der Lage sein, wesentliche Unterschiede zu registrieren. Um diese wirklich sicher ausmachen zu können, bedarf es eines auf das Erkennen dieser Unterschiede geschulten Gehörs, das oft, wie ich erfahren durfte, selbst Musiker nicht haben. Ist die MP3-Datei also ordentlich codiert, wird der normale Musikhörer keine größeren Defizite hören und zufrieden sein, selbst unter Verwendung von Equipment, das mehrere tausend Euro kostet.
Wer Abweichungen durch die Codierung wirklich hören will und auch bei einem Blindtest bestehen möchte, muss wirklich gründlich darauf trainiert sein, technische Unzulänglichkeiten identifizieren zu können.

Um die Jahrtausendwende habe ich mir in einer Tonregie mal den Unterschied zwischen MP3 und einer CD vorführen lassen, aus der Erinnerung heraus war er nicht hörbar, und das, obwohl allein die Geithain-Monitore dieses Regieraums um die 20.000 Mark gekostet haben dürften und der Raum bereits beim Bau des Studiokomplexes auf das Abhören von Audiomaterial optimiert war. Heute ist gute Elektronik – Stichwort „HD Audio“ – relativ günstig geworden, auch vernünftige Lautsprecher verfügen gegenwärtig über Leistungsparameter, die vor dreißig Jahren in annehmbaren Preisregionen kaum denkbar gewesen wären. Und selbst mit sehr analytischen und „hochauflösenden“ Kopfhörern sind echte Unterschiede mehrheitlich nur sehr schwer feststellbar. Das Detail, dass Brandenburg auf den alten Fotos im heise-Artikel, Elektrostatenkopfhörer der Edelmarke Stax trägt, finde ich ganz witzig, denn die damals (wie übrigens auch noch in hoher Zahl heute) gängigen und tausendfach in Studios verwendeten Monitorkopfhörer von AKG, Beyer oder Sennheiser waren sicherlich nicht in der Lage, Unterschiede hörbar zu machen.

Freilich gibt es auch viele miese MP3s, schlecht codiert, fehlerhaft gepegelt, mit geringer Samplingrate und niedrigen Bitraten, Joint Stereo, aus unzureichenden Webstreams mitgeschnitten, von verkratzten selbst gebrannten CDs gerippt oder von längst verschwundenen defizitären Ausgangsformaten wie RealMedia laienhaft umgewandelt… Gerade in den späten 90ern und frühen 2000ern waren solche Dateien ein Ärgernis. Sie waren, es stand ja wenig Bandbreite zur Verfügung, leider recht verbreitet und begründeten nach meinem Dafürhalten den schlechten Ruf von MP3. Wandelt man aber die Titel einer CD sorgsam in gute MP3-Dateien, so muss man schon genau wissen, worauf man zu achten hat, um überhaupt einen Unterschied hören oder sogar messen zu können. Oft gelingt das auch gar nicht.

So komme ich zu der Überzeugung, dass uns die MP3 auch noch in den nächsten Jahrzehnten begleiten wird, als Manko betrachte ich das nicht. Es werden neue Audioformate kommen. Und gehen. Die MP3 hat sich aber als Standard in einer Welt etabliert, in der neue Standards allein um Willen der Profitmaximierung und der Festigung der eigenen Marktmacht in eben jenen Markt gedrückt werden. Das wird immer wieder versucht, klappt aber (wenig überraschend) nur sehr selten. Die für einen Gutteil der Zwecke absolut hinreichende Qualität der MP3, die hohe Kompatibilität und Akzeptanz werden dem Format, freilich neben anderen auch, noch auf Jahrzehnte die Existenz sichern. Es hätte schlechter kommen können.

Schon wieder Wechselverkehr wegen des Bahnhofs Muggenhof

So, jetzt muss ich mal leider ein wenig ranten – und zwar über die VAG und ihr ultranerviges Dauerprojekt „U-Bahnhof Muggenhof“. Sorry dafür, wird nicht allzu lang und geht gleich wieder – aber: Ich bin genervt. Ich bin sowas von genervt.

Worum geht es? Ich pendle quasi jeden Tag mit der U2 und U1 von Nürnberg nach Fürth. Das klappt auch leidlich ordentlich, es sei denn, irgendwo auf der Strecke ist mal wieder Baustelle. Baustellen der U-Bahn begegnen dem vielfach leidgeprüften Nürnberger Nahverkehrsnutzer ungünstigerweise relativ häufig, das ist einfach dem Umstand geschuldet, dass die ältesten U-Bahn-Abschnitte inzwischen fast 55 Jahre alt sind. Hier müssen mit der Zeit nicht nur Gleise und Signalanlagen erneuert werden, mittlerweile läuft auch seit einigen Jahren die Ertüchtigung einiger Bahnhöfe (interessanterweise nicht mal die der ältesten). Das ist für den Fahrgast nervig, aber es lässt sich nicht ändern.

Der Bahnhof Muggenhof ist älter als die gesamte U-Bahn. Mit dem Bau des Frankenschnellwegs hatte man das Problem, die Straßenbahn von Nürnberg nach Fürth nicht die autobahnähnliche Schnellstraße kreuzen lassen zu wollen, und so wurden ab 1967 der Bahnhof und die Hochbahnbrücke errichtet und 1970 in Betrieb genommen. Anfang der 1980er-Jahre baute man dann die U-Bahn von Nürnberg nach Fürth aus und „ertüchtigte“ diesen Teil der Straßenbahninfrastruktur für die U-Bahn. Eine große Sanierung geschah im Jahr 2000, die Generalsanierung zieht sich seit 2021 hin und kostet die Fahrgäste den letzten Nerv. Im Bauverlauf entdeckte man eine vollends durchmorschte Unterkonstruktion, die getauscht werden musste, die neue Einglasung des aufgeständerten Bahnhofs dauerte ewig und nun stehen seit vier Wochen erneut Gleisbauarbeiten an – bis zum Ende der bayerischen Schulferien. Arbeiten sieht der vorbeifahrende ÖPNV-Nutzer im Bahnhof allerdings nur selten jemanden. Mittlerweile drängt sich mir die Frage auf, ob es nicht besser gewesen wäre, den Bahnhof samt Hochbahnbrücke einfach abzureißen und komplett neu zu bauen.

Unter Fachleuten munkelt man (das ist, darauf weise ich aber ausdrücklich hin, eine Information, die zwar gut denkbar ist, aber eben noch den Status eines Gerüchts hat), dass es um die Hochbahnbrücke über den Frankenschnellweg noch schlechter bestellt sei, als um den Bahnhof. Die Brücke, ursprünglich eben für die langsamer fahrenden Trambahnen ausgelegt, sei recht marode und gehöre sich, so die Gerüchte, ausgetauscht. Vielleicht wird das nächste Nadelöhr für den Nahverkehrsnutzer. Und dann steht uns ja noch die Komplettsanierung des Nürnberger Plärrers bevor, der Bahnhof ist ja auch baulich stark angegriffen und es drückt das Wasser durch die Bahnhofsdecke.

Wenn Söder, König und Co. nun tatsächlich am „kreuzungsfreien“ Ausbau des Frankenschnellwegs festhalten, wird sich der Verkehrsstrom unvermeidbar in all seiner Fülle in die Fürther Straße ergießen – und das wohl mindestens für zehn Jahre, wahrscheinlich sogar länger. Wer die Fürther Straße kennt, weiß, was das bedeutet: den sicheren tagtäglichen Verkehrsinfarkt zwischen Nürnberg und Fürth. Für zehn Jahre. Man mag es sich kaum vorstellen.

Sind bis dahin allerdings nicht die wesentlichen Bauprojekte Muggenhof, Hochbahnbrücke und Plärrer erledigt und würden diese unweigerlich nötigen Arbeiten gar in die Zeit des „Ausbaus“ des Frankensnellwegs fallen, ginge zwischen Nürnberg und Fürth gar nichts mehr, weil ein Ausweichen auf die U-Bahn und damit die zukünftig dringend benötigte Entlastung der Fürther Straße verunmöglicht wäre. Das Chaos wäre vorprogrammiert.

Lieber ein Ende mit Schrecken, als Schrecken ohne Ende: Ja, die VAG hat nicht genug Busse für einen durchgängig rollierenden Bus-Ersatzverkehr, das ist bekannt. Die zu beschaffen wäre nötig. Und dann müsste man nach meinem Dafürhalten alle Bauprojekte auf diesem wichtigen Streckenabschnitt der U1 parallel und mit geballter Manpower straight durchziehen. Die inzwischen seit 2021 bestehende Flickschusterei jedenfalls hat keinen Sinn mehr.

Angetestet: Die Chuzhao Retro-Digitalkamera

Der Zufall spielte mir in diesen Tagen ein Gadget in die Hände, das vor einem guten halben Jahr auf Insta richtig “viral” gegangen ist, aber auch gegenwärtig immer wieder auftaucht: eine kleine, als „Chuzhao“ gebrandete Digitalkamera in der Optik einer alten Rolleiflex-Spiegelreflexkamera. Sie ist richtig retro und auf jeden Fall ein Hingucker – und auch die mit ihr geknipsten Bilder versprühen einen echten Vintage-Charme. Doch schon an dieser frühen Stelle muss darauf hingewiesen sein: Mehr als ein Spielzeug ist diese Kamera nicht, selbst dann nicht, wenn man an eine Digitalkamera keine hohen Ansprüche hat.

Chuzhao Retro-Digitalkamera

Bevor ich mich der Technik widme, möchte ich auf die „besondere“ Optik dieser Gadget-Knipse zu sprechen kommen: Sie ähnelt in der Tat sehr der zweiäugigen Mittelformat-Spiegelreflexkamera, die man bei Rollei in dieser quasi prototypischen Form wenigstens fünf Jahrzehnte so produziert hat. Manche Details sind hier recht präzise und charmant ausgeführt, so etwa der etwas herausstehende Auslöser, die Menübuttons zwischen den Kameralinsen (die obere Linse ist bei dieser Digitalkamera selbstredend eine funktionslose Attrappe) oder die kleine Kurbel an der rechten Gehäuseseite. Wenig überraschend ist diese Kamera bedeutend kleiner als das Rollei-Original und somit auf den ersten Blick für jedermann als Gadget erkennbar.

Ein kurzer Blick auf den Lieferumfang: Neben dem Fotoapparat mit seiner vorinstallierten 16-GB-micro-SD-Karte, einer Bedienungsanleitung, einem im Gegensatz zur Digicam nicht wirklich retro erscheinenden Schultergurt wird in der recht stylishen Produktverpackung, die sich auch als Geschenkbox eignet, ein USB-A-zu-C-Kabel geliefert. Die Kamera kann per USB-C sowohl aufgeladen werden, als auch mit dem Computer verbunden werden. Nominell steht eine Akkukapazität von 1000 mAh zur Verfügung (der Akku ist nicht wechselbar), das Laden funktioniert auch mit potenteren Ladegeräten mit 2 A Ladepannung, ein Netzteil gehört nicht zum Lieferumfang, aber so etwas hat man ja gemeinhin zur Hand.

Technisch gesehen liefert diese Kamera sehr einfache Hausmannskost – mit einer Ausnahme: Sie macht quadratische Bilder im Format 1:1 – das ist dasselbe Format wie seinerzeit beim Mittelformat. Gewählt werden kann zwischen Farbe und Schwarz/Weiß, das Bildformat ist vom Nutzer nicht änder- bzw. anpassbar. Der Sensor soll 12 Megapixel auflösen, allerdings kann ich mich nicht des Eindrucks erwehren, dass diese 12 MPix interpoliert sind, denn die Auflösung ist nur mäßig und der Chip hat, wie man an den Filmclips sieht, ein normales Format, die Fotos werden intern also mindestens beschnitten. Weiterhin verfügt dieser Fotoapparat über einen recht vernünftig arbeitenden Autofokus, der allerdings nicht abgestellt werden kann. Man kann also kaum „künstlerische“ Aufnahmen mit Unschärfe machen, ein manueller Fokus ist nicht vorhanden.

Die Bedienung ist für sich genommen einfach und auch in sich logisch, man muss sich an die menülose Art der Kamera gewöhnen, das gelingt aber schnell, denn die Kamerafunktionen sind aufs absolut nötige Minimum reduziert und erlauben, außer der Umstellung von schwarz/weiß und Farbe keine Eingriffe seitens des Fotografen. Der Sucher ist, wie beim Original, oberseitig angebracht und verfügt, wie das Vorbild von Rolleiflex auch, über eine Klappe und einen ausklappbaren „Blendschutz“. Es ist quadratisch, die Auflösung ist jetzt nicht übertrieben hoch, zur Orientierung reicht der Bildschirm aber bestens aus, zudem bildet er hell und klar ab.

Chuzhao Retro-Digitalkamera

Zur Ästhetik der Bilder: Die Kamealinse ist aus Kunststoff und ist in Qualität und Ausführung mit dem optischen System einer Einwegkamera vergleichbar. Der Retro-Effekt der Digitalaufnahmen mag auch daher rühren, wobei durch den Beschnitt des Bilds auf das quadratische Format Verzeichnungen und Farbaberrationen an den Bildrändern minimal ausfallen. Wenn wir uns hingegen gute analoge Mittelformataufnahmen ansehen, die mit der Rolleiflex, die dieser Kamera Pate stand, gemacht wurden, werden wir feststellen, dass diese nichts mit der Qualität der Digitalbilder gemein haben. Die Mittelformataufnahmen waren von einer Exzellenz, die einem manchmal den Atem raubt und noch heute Respekt abnötigt, die Bilder der Chuzhao-Knipse indes repräsentieren das Niveau einfacher Digitalfotografie aus den frühen 2000er-Jahren oder sehr früher Handykameras. Nun muss man selbst entscheiden, ob man das als Manko begreift, oder die Ästhetik dieser Aufnahmen schätzt. Ich persönlich mag sie sehr. Jedes Handy macht heute annähernd perfekte Bilder, indes mit den Limitationen dieser Kamera zu arbeiten, ist im Jahr 2025 wieder eine spannende Sache. Gerade mit der s/w-Funktion, aber auch im Gegenlicht entstehen so wirklich interessante Fotos mit einem ganz eigenen Charme.

Chuzhao Retro-Digitalkamera

Das Besondere der mit dieser Kamera aufgenommenen Fotos liegt nicht nur im quadratischen Format, der etwas reduzierten Farbabbildung, der situationsabhängigen Neigung der Kamera zur Über- und manchmal auch Unterbelichtung, sondern auch in der Perspektive, aus der sie gemacht werden. Da man ja von oben in den auf der Oberseite des Kameragehäuses angebrachten Sucher blickt, verändert sich automatisch die Perspektive der Aufnahmen („Bauchperspektive“). Das kann sehr spannende Bilder erzeugen – und macht echt Spaß. Ein paar Demofotos lasse ich Euch hier exemplarisch da, alle nicht weiter bearbeitet. Ein Klick auf das jeweilige Vorschaubild vergrößert es.

Unbearbeitetes Demobild der Chuzhao-Retro-Digitalkamera, aufgenommen in NürnbergUnbearbeitetes Demobild der Chuzhao-Retro-Digitalkamera, aufgenommen in NürnbergUnbearbeitetes Demobild der Chuzhao-Retro-Digitalkamera, aufgenommen in NürnbergUnbearbeitetes Demobild der Chuzhao-Retro-Digitalkamera, aufgenommen in NürnbergUnbearbeitetes Demobild der Chuzhao-Retro-Digitalkamera, aufgenommen in NürnbergUnbearbeitetes Demobild der Chuzhao-Retro-Digitalkamera, aufgenommen in NürnbergUnbearbeitetes Demobild der Chuzhao-Retro-Digitalkamera, aufgenommen in NürnbergUnbearbeitetes Demobild der Chuzhao-Retro-Digitalkamera, aufgenommen in NürnbergUnbearbeitetes Demobild der Chuzhao-Retro-Digitalkamera, aufgenommen in Nürnberg

Nun bleibt noch ein kurzes Fazit zu ziehen: Wohl niemand wird erwartet haben, dass wir es hier mit einer ernst zu nehmenden Kamera zu tun haben, niemand wird den Eindruck haben, man könnte hier Bilder in einer Qualität derer der alten zweiäugigen Spiegelreflexkameras erzeugen. Diese Kamera ist ein Gadget, ein Spielzeug, das sehr partymäßig aussieht und auch retromäßige Fotos liefert. Für das ein oder andere Experiment ist diese Kamera sicher gut, die Bilder, die nicht besonders hoch auflösen, weisen eine ganz eigene und durchaus spannende Ästhetik auf.

Moderne „Klassiker“: Die Dali AXS 8000-Standlautsprecher

Die Zeit der Jahrtausendwende war aus Sicht des HiFi-Hobbyisten eine spannende: Zum einen war HiFi gerade im Niedergang begriffen, besonders große und aufwendige Stereoanlagen ließen sich nicht mehr so einfach verkaufen, denn HiFi als Hobby musste gerade mit dem aufkommenden Internet, den PCs und der sich dadurch ändernden Art und Weise, Musik zu hören, um die geneigte junge Kundschaft konkurrieren. Auf der anderen Seite waren viele Entwicklungen der 1980er und 1990er-Jahre nun im Mid-Price-Segment angekommen und man konnte qualitativ hochwertige und technisch ausgereifte Komponenten zu guten Preisen erstehen. Das gilt sowohl für Einzelbausteine als auch für Lautsprecher.

Unter den Lautsprecherherstellern gehört DALI zu den jüngeren: 1983 wurde die Firma in Dänemark gegründet, am Anfang konzentrierte man sich auf den skandinavischen Markt, dann griff der gute Ruf des Herstellers auch im Rest Europas Raum. Lange Jahre galt DALI unter HiFi-Freunden als Geheimtipp, der gute Lautsprecher für überschaubares Geld liefert. Heute sind die Dänen „Vollsortimenter“, die von der Einsteigerbox bis hin zu High-End-Standlautsprechern in Preisregionen um die 20k-Euro alles liefern.

Kurz nach der Jahrtausendwende gab es einen deutlichen Trend zu 5.1-Home-Cinema-Systemen. Jeder Lautsprecherhersteller von Rang und Namen hatte daher für eine tendenziell jüngere und nicht ganz so gut betuchte Zielgruppe der „Surround-Fans“ eine entsprechende Serie im Programm. Herausforderung war (und ist bis heute), ein Lautsprecherprogramm aufzulegen, das im 5.1-Aufbau noch bezahlbar ist und dennoch auch zum Musikhören noch gute Qualität liefert. DALI kam diesem Bedarf in den frühen 2000ern mit seiner AXS-Serie entgegen. Und so lieferten die Dänen in der Serie zwei Shelfboxen, kleinere Standlautsprecher und für die Front-Kanäle auch zwei echte Standboxen-Boliden. Besonders der Center-Lautsprecher der Serie hatte in Kreisen der Heimkino-Enthusiasten viele Freunde.

DALI AXS 8000 Standboxen

Die großen Standboxen hatten es mir Anfang 2003 recht angetan. Die Dinger sind – wohlgemerkt ohne entkoppelnde Füße – 1,15 Meter groß, wiegen gut und gerne zwanzig Kilo und haben zwei nach vorn wirkende Bassreflexöffnungen. Mit einer Impedanz von etwa 5 Ohm und einem Wirkungsgrad von 92 dB haben die mit doppeltem Bass-/Mitteltonchassis (Achtzöller, wohlgemerkt) ausgestatteten Boliden ein Zwei-Wege-Design. Obwohl die Boxen „Riesen“ sind (und man sich heute solche Klopper gemeinhin kaum mehr ins Musikzimmer stellt), eignen sie sich (sehr zu meiner eigenen Überraschung) selbst für Verstärker mit niedrigen Wattzahlen.

Und so sollten sich diese Lautsprecher als ideale Spielpartner für meine 15-Watt-Röhrenmonos erweisen. Daran hätte ich selbst nicht geglaubt, zumal der Hersteller seinerzeit eine Mindestverstärkerleistung von wenigstens 25 Watt kommuniziert hat. Gemeinhin sagt man ja, dass gerade in ihrer Leistung limitierte Röhrenverstärker und große Standboxen sich nicht optimal miteinander vertragen, bei den DALIs war das aber nie ein Problem. Und so überdauerten diese Lautsprecher bei mir (entgegen meiner eigentlichen Planung) tatsächlich mehr als zwanzig Jahre.

Die Boxen der ASX-Serie wurden dann Mitte der 2000er fast schon verramscht, heute entwickeln sich gerade die kleinen 5000er-Standlautsprecher und die großen, voluminösen 8000er zum gesuchten Geheimtipp – und das nicht ohne Grund: Die Treiber sind super stabil und büßen bis heute, einen anständigen Umgang vorausgesetzt, nichts an Klang ein. Warum aber gerade jetzt, gute zwanzig Jahre, nachdem die Boxen hergestellt wurden? Heute hat jeder Hersteller, der auf sich hält, eine „Retro-Box“ im Portfolio, die sich allesamt durch einen klassischen Aufbau und groß dimensionierte Gehäuse auszeichnen. Es gilt: „Back to the roots“ – und die AXS-Lautsprecher passen mit ihrer im besten Wortsinne alle Konventionen erfüllenden Ausführung perfekt zu diesem (aus meiner Sicht sehr begrüßenswerten) Trend.

DALI AXS 8000 Standboxen

In den frühen 2000ern habe ich die AXS-Serie als „unterschätzten Underdog mit Gewinner-Qualitäten“ wahrgenommen (und daher auch gekauft) – ich will kurz mal ausführen, wie ich zu dieser Einschätzung kam: Die große 8000er-Box war als Frontlautsprecher für ein Surroundsystem schlicht zu klobig. Ihre einwandfreie Basswiedergabe war im Heimkinosetting auch gar nicht wirklich gefragt, schließlich galt in jenen Tagen der separate Subwoofer als Maß aller Dinge. Dann war sie weiland viel zu niedrig bepreist, das Paar kam auf keine 1000,- Euro Straßenpreis. Damit fehlte es dem Topmodell der AXS-Serie schlicht an dem durch ein Preisschild untermauerten Prestige. Und obschon die Verarbeitung gut bis sehr gut und die technische Umsetzung beachtenswert gut ist (und diese Lautsprecher zudem noch in Dänemark hergestellt wurden, heute werden die günstigeren Lautsprecherserien DALIs in Ningbo, Zejiang, China, produziert), musste selbst damals der günstige Preis irgendwoherkommen – beim Finish wurde gespart: Kunststofffurnier und einfach bespannte Kunststoffblenden, die Chassis sind simpel aufgesetzt und mit vier Schrauben befestigt und auch die aus Kunststoff gefertigten Bassreflexrohre sind einfach auf die Frontplatte gesteckt. Das ist zweckmäßig, das funktioniert, macht aber optisch wenig her. Und dann muss auch erwähnt sein, dass beim Gehäuse „nur“ Pressspan zum Einsatz kam. Der hat bekanntlich nicht die schlechtesten akustischen Eigenschaften und ist in dieser Ausführung angenehm schwer und dicht – doch gegenwärtig verlangt jeder nach MDF.

Heute sind die Standlautsprecher immer noch ein Geheimtipp (und werden, das überrascht mich wirklich, als „Klassiker“ gehandelt). Und obendrein nur noch schwer zu beschaffen. Ein Geheimtipp deswegen, weil erstens, wie zuvor erwähnt, klassische Boxenbaukonzepte wieder en vogue sind; man besinnt sich auf deren Qualitäten. Zweitens, weil ein Zwei-Wege-Design heute eine ähnliche Renaissance feiert wie drittens der Röhrenverstärker, der bekanntermaßen auf einen hohen Wirkungsgrad angewiesen ist. Und schön langsam werden auch die 4 Ohm, die man in den 90ern quasi abschaffte (ohne jede Not, wenn ihr mich fragt), wieder etwas gängiger. Schwer zu beschaffen? Ja, gebraucht findet man sie nicht mehr so einfach. Viele dürften ob des günstigen Preises später in Jugendzimmern gelandet und als Partyboxen „zerschossen“ worden sein, das durchaus empfindliche Kunststofffurnier hat wohl bei jedem Exemplar etwas gelitten und auch der Bespannstoff der Blenden ist eher empfindlicher Natur – und so darf davon ausgegangen werden, dass etliche technisch völlig funktionstüchtige Exemplare aufgrund kleiner optischer Fehler einfach weggeworfen wurden.

Wer heute solche Boxen findet und zudem den Platz und den Raum hat, sie aufzustellen, wird durch einen reichen, vollen und geerdeten Klang belohnt. Müßig zu sagen, dass Lautsprecher dieser Bauart keine analytischen Monitore sind. Aber sie sind angenehm musikalisch, zaubern für ihren Preis eine beeindruckende Bühne und warten mit einem gefangennehmenden Bass auf. Freilich, wenn man Boxen über zwei Jahrzehnte regelmäßig gehört hat, muss man seine eigene Wahrnehmung schon hinterfragen. Zwei Stimmen zu diesen Boxen sind mir aber im Hinterkopf geblieben: Ein befreundeter Musiker hat auf diesen Boxen öfter seine Aufnahmen und Abmischungen abgehört und attestierte den Lautsprechern eine gute und nahe am Original befindliche Abbildung. Ein anderer Freund, dessen Hörgewohnheiten eher „vintage gear“-geprägt sind, fand die Abstimmung zu tiefenbetont und insgesamt zu dunkel. Wo auch immer man hier seine Präferenz setzt, Lautsprecher mit einer so guten, wie natürlichen und dennoch fulminanten Basswiedergabe sind heute um Größenordnungen teurer. Als „Youngtimer“ (nein, als „Klassiker“ sehe ich die zwanzig Jahre alten Boxen bei allem Wohlwollen nun doch nicht) muss man sich mit mancher „Oldtimer-Macke“, so zum Beispiel bröselnden Sicken, defekten Weichen oder verharzten Hochtönern, nicht herumärgern.

Noch etwas zum Thema Raum: Das Matching von Boxen und Endstufe anhand technischer Parameter ist wichtig, essenziell ist aber, dass ein Lautsprecher gut mit dem Raum harmoniert, in dem er betrieben wird. Insbesondere hinsichtlich der Raumgröße sind die 8000er durchaus anspruchsvoll, denn sie wollen schon ihre 18, besser 20 m² oder mehr bespielen, gut und gerne dreißig Zentimeter von der Wand entfernt stehen und auch einige Meter zum Sweet Spot Entfernung haben, sonst wirkt der Klang gedrungen und irgendwie undifferenziert. Letztlich war der Grund, warum ich die Boxen weiterverkauft habe, dass sie in meinem leider mittlerweile relativ kleinen Hörraum ihr Potenzial nie wirklich ausspielen konnten. Wenn die Aufstellung passt, belohnt die Box den Hörer mit einem schön straffen Bassfundament und sehr ausgeglichenen Mitten nebst seidener, nicht überpräsenter Höhen. Der Sound ist fast schon ein wenig schmeichlerisch. Allerdings muss auch klar sein, dass die Lautsprecher nicht überragend nüchtern sind. Holzbläser und Stimmen kommen angenehm natürlich, scharfe Blechbläser hingegen klingen etwas zu gemütlich. Gut für Rock, Blues und Jazz, schön bei Orchesteraufnahmen, dankbare Spielpartner auch bei geringen Pegeln. Dort, wo aber eine präzise Abbildung gefragt ist, bei klassischen Solisten, Kammermusik und Ähnlichem, verzeichnet der Lautsprecher aber zu stark bzw. es fehlt einfach das letzte Quäntchen Transparenz. Es sind einfach „Schönklinger“, mit allen Vor- und Nachteilen. Die Fähigkeit, bei guten Aufstellbedingungen eine „Bühre“ zu zaubern, bei der sich der Klang quasi vollständig vom Lautsprecher löst, ist für ein Boxenpaar dieser Preisklasse mehr als erstaunlich. Viele sieben, acht, zehnmal teurere Standlautsprecher in akustisch optimierten Hörräumen konnten die AXS 8000 hinsichtlich Transparenz, Auflösung… in die Tasche stecken, sie waren aber nach meinem Dafürhalten mehrheitlich außerstande, eine so beeindruckende Bühnenabbildung zu schaffen.

Fazit: Gut zwanzig Jahre nach Erscheinen ist Dalis AXS 8000 immer noch eine interessante Box. Die solide Weiche und die wertigen Treiber sind selten Quell technischer Probleme. Und daher sollte man sich diese Boxen, wenn man sie einmal angeboten bekommt, durchaus anhören. Heute bekommt man für das Geld, das einstmals für diese Lautsprecher aufgerufen wurde, kaum mehr etwas Vergleichbares, was auch erklären mag, dass sich die Gebrauchtpreise Jahr um Jahr an den Neupreis annähern.

Anmerkung: Dieser Artikel stammt ursprünglich vom 20. Dezember 2023, wird aber heute, nur in kleinen Details angepasst, an dieser Stelle erstveröffentlicht.

Monatsrückblick Juli 2025

Ein anfangs sehr heißer, dann aber wettertechnisch sehr gemäßigter Juli liegt hinter uns. Der brachte uns, man gewöhnt sich mittlerweile ja daran, auf der politischen Bühne im Wochentakt neue Absurditäten und Kuriositäten. Nicht nur auf die direkt spürbaren Einflüsse des Klimawandels, sondern auch auf die ein oder andere Meldung des vergangenen Monats lohnt sich ein Rückblick – here we go…

Zu verkaufen: Mistral Audio HP-509 Kopfhörerverstärker

Nachdem ich mir eine neue Vorverstärker/Endstufenkombi gekauft habe, habe ich für meinen schönen Kopfhörer-Hybridröhrenverstärker leider keine Verwendung mehr. Es handelt sich bei diesem Gerät um den Mistral Audio HP-509, einen gut klingenden und seinerzeit in der HiFi-Szene sehr beliebten Kopfhörerverstärker, mit dem man viel Spaß haben kann – vorausgesetzt, man betreibt ihn mit der richtigen Röhre (und die ist in doppelter Ausführung Bestandteil dieses Angebots).

Der KHV verfügt zudem über einen sehr ordentlichen Burr Brown-DAC, der per USB an PC oder Mac angeschlossen werden kann.

Das Gerät ist wenig benutzt, sehr gepflegt und war lange Jahre Bestandteil meiner Stereoanlage. Mit zum Lieferumfang gehören zwei 6N2-J-Doppeltrioden chinesischer Produktion und zwei russische 6N2P von hervorragender technischer und klanglicher Qualität, eine ist im Verstärker eingesetzt und weist etwa 80 bis 90 Betriebsstunden auf, eine ist komplett neu/NOS. Über die Röhrentypen habe ich vor geraumer Zeit mal diesen Blogpost verfasst…

Warum ist eine zusätzliche russische NOS-EV-Röhre Bestandteil dieses Angebots? Als ich den KHV kaufte, war mir bereits klar, dass es die wirklich gute rusische Type nicht ewig geben wird. Auch die ungarischen 6N2P sind nicht schlecht, richtig gut sind aber besondes die russischen. Und da habe ich mir dann eine auf Ersatz weggelegt – die gebe ich natürlich mit. So kann man mit diesen Röhren noch viele tausend Stunden Spaß haben. Zwei chinesische Ersatzröhren sind ebenfalls mit dabei.

Ein paar technische Daten:

  • Ausgangsleistung: 500mW x 2 @ 100 Ohm load, Class A
  • Röhrenbestückung: 1 x 6N2; Kopfhörerimpedanz: 30 to 300 Ohm
  • Klirrfaktor/total harmonic distorsion: < 0.1% @ 100 Ohm (1kHz,300mW); Signal/Rauschabstand >88dB
  • Eingangsempfindlichkeit: 750mV; Eingänge: RCA/Cinch stereo AUX, USB für den PC
  • AC Power: 110V/220~240V 50/60Hz

Klanglich ist das Teil super, googelt einfach ein wenig und ihr findet etliche Beschreibungen, mit welchen Kopfhörern diese Kopfhörerverstärker besonders gut matcht.

Zum Lieferumfang gehören der Kopfhörerverstärker selbst (mit fest verbundenem Anschlusskabel, Eurostecker) und die Röhren.

Wenn ihr Interesse an diesem schönen Gerät habt, es läuft gerade ein Verkauf bei Ebay. Fragen dürft ihr gerne auch an mich direkt oder hier in den Kommentaren stellen.

Test: Der Argon Audio DAB Adapter3 Mk2

Dass ich mal über ein ganz kleines und billiges DAB-Radio, quasi einen „DAB-Adapter“ schreibe, hätte ich nicht gedacht. Dennoch ist es heute so weit, und zwar durch einen Zufall: Neulich, im Wirtshaus, kam das Gespräch aufs Radiohören, auf die Vorzüge von DAB+ und darauf, dass es nur wenige, reine DAB-Tuner gibt, mit denen sich, ohne ein Vermögen loszuwerden, eine vorhandene Stereoanlage mit DAB+ so aufrüsten lässt, dass keine Qualitätsverluste durch fehlerhafte Wandlung auftreten.

Argon Audio DAB Adapter3 Mk2

Wer kann einen sogenannten „DAB-Adapter“ sinnstiftend nutzen, was ist das überhaupt? Nun, ein DAB-Adapter ist eigentlich nichts anderes, als ein kleiner DAB-Digitalradioempfänger, den man an einen freien Eingang des Verstärkers anschließt und mit dem man dann über die Stereoanlage Radio hören kann. Ein Tuner also. So etwas kann man nicht nur für ältere Anlagen gut gebrauchen; viele namhafte Hersteller hochwertiger Vollverstärker mit Digital-Analogwandlern und Streamingfunktion verzichten leider auf ein DAB-Radioteil. Da schafft ein DAB-Adapter Abhilfe.

Wie es der Zufall will, habe ich mir unlängst so ein Gerät gekauft, und zwar den DAB Adapter3 Mk II von Argon Audio, einer bislang noch nicht so etablierten Marke, die maßgeblich über die Verkaufskette HiFi-Klubben vertrieben wird (dieses kleine Gerät findet sich interessanterweise auf der Webseite von HiFi-Klubben, auf der Seite von Argon Audio konnte ich nur die Streamer wiederfinden, die fast identisch aussehen). Der Adapter3 ist ein kleiner Kasten mit Netzteil, Cinch- und Toslink-Ausgang und einer Antennenbuchse (Typ F, wie wir es von der Sat-Technik kennen), der über ein Farbdisplay verfügt und sich ausschließlich per Fernbedienung steuern lässt.

Argon Audio DAB Adapter3 Mk2

Gibt es zu diesem Gerätchen von Argon Audio Alternativen? Das von mir sonst so geschätzte Haus TechniSat hat mit dem DIGITRADIO 10C so ein Gerät im Programm, das zusätzlich auch noch UKW-Sender empfangen kann, allerdings leider über keinen Digitalausgang verfügt – und der macht es aus meiner Sicht aus. Das gleiche Problem besteht bei den Geräten Albrecht DR 53 DAB+ und Albrecht DR52CA: Alles drin, alles dran, aber eben kein digitaler Audioausgang. Mediamarkt bietet eine zumindest interessante Alternative, das PEAQ PDR10BT-B, das neben DAB+ auch Bluetooth, FM und Internetradio wiedergibt und neben Cinch einen optischen Digitalausgang bietet. Wie das Gerät klingt, kann ich nicht sagen. All diese Geräte basieren auf den Chipsystemen von Frontier Smart Technologies (früher Frontier Silicon), man erkennt sie an dem sehr typischen (quasi schon generischen) User Interface auf dem Display und den sich sehr, oft bis ins Detail ähnelnden Bedienkonzepten.

Warum habe ich mich für den Argon Audio Adapter3 entschieden? Ich habe einen Vorverstärker mit ausgezeichnetem DAC, der auch Streaming und Internetradio wiedergibt – DAB allerdings sucht man bei diesem Gerät vergeblich, leider! Denn nicht nur bei den öffentlich-rechtlichen Sendern ist die Tonqualität über DAB+ hörbar besser als über den Webstream, auch bei den privaten Anbietern ist der Webstream nicht selten der Ausspielung über DAB+ klanglich unterlegen. Hier ist der optische Digitalausgang also essenziell.

Argon Audio DAB Adapter3 Mk2

Der Vorteil des Argon Audio DAB-Adapters liegt im digitalen Signalpfad. Der liefert quasi den reinen Datenstrom, „quasi“ deswegen, weil er ihn intern noch einmal über eine Lautstärkeregelung* routet, davon hört man allerdings selbst mit einem sehr guten DAC nichts. Freilich liefern die Frontier-Chipsets auch einen eigenen DAC mit, der auf dem SoC gleich integriert ist (und der über Cinch durchaus ordentlich klingt), das letzte Quantum Transparenz lässt sich aber mit einem externen DAC erzielen. Und da ist es also – ein Digitalradio, das einen hinreichend unverbeulten Bitstream liefert und dazu mit gegenwärtig 110,- Euro auch noch echt günstig ist.

Argon Audio DAB Adapter3 Mk2 - Fernbedienung

Noch eine Besonderheit bringt dieses Radio mit: Es gibt 12 Senderspeicherplätze und 12 Direktwahltasten auf der Fernbedienung. Kein „10+“-Mehrtastengefrickel – klar und verständlich stehen die Brot-und-Butter-Funktionen des Empfängers direkt zur Verfügung. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der kleine Empfänger weder über ein Touch-Display noch über Gerätetasten verfügt. Ist die Fernbedienung weg oder kaputt, ist das Gerät wertlos. Dennoch gefällt mir das schlanke und eingängige Bedienkonzept sehr gut – das Radio tut, was es soll: Radio empfangen. Die Zusatzinformationen werden auf dem akzeptabel scharfen und hellen, allerdings auch relativ kleinen Farbdisplay angezeigt.

Argon Audio DAB Adapter3 Mk2

Ein paar Worte zum Klang – mit einer Anekdote: In den Nullerjahren war ich mal bei einer Mailingliste namens „Highend Radio“ angemeldet (ich weiß gar nicht, ob es die heute noch gibt). Dort schwadronierte man über die ja ach so viel bessere Klangqualität von UKW gegenüber DAB und auch gegenüber digitalem Radio über Sat (DVB-S), ignorierte aber, dass zum damaligen Zeitpunkt bereits alle UKW-Sender auf digitale Zuspielungen zurückgriffen und UKW schon alleine deswegen klanglich zwingend schlechter sein musste, als das alte DAB (ohne „+“) oder der Sat-Stream. Das hat die „Highend“-Radiofreunde aber nicht angefochten – da wurde stur behauptet, dass, auch über die Sender in der Region, gerade Klassikdarbietungen via UKW wesentlich dynamischer, transparenter, bühnenhafter und emotionaler klängen (der übliche Highender-Bullshit eben). Eines Tages zog über der Stadt ein flächendeckendes, schweres Gewitter auf – und man hörte im UKW-Radio das typische Artefaktblubbern des alten DAB-Standards, wenn aufgrund atmosphärischer Störungen die Fehlerkorrektur aussteigt.

Wer nun DAB+ klanglich mit UKW vergleicht, dem werden die Ohren übergehen. Kein Rauschen mehr, kein Übersprechen der Kanäle mehr durch das Summensignal im Pilotton-Multiplexverfahren, eine wesentlich höhere Dynamik (die im Loundness-War und Sound-„Exciting“ heute oft leider nicht ausgekostet wird…). Selbst sehr gute UKW-Empfänger sind klanglich von DAB um Größenordnungen überrundet, zumal dann, wenn es keine unnützen D/A-A/D-Wandlerschritte gibt und das Signal bis zur Endverstärkung digital durchgereicht wird. Dann erlebt man ein quasi rauschfreies Radio klanglich höchster Güte. Und das funktioniert selbst mit der billigen kleinen Box von Argon Audio.

Der DAB-Adapter verfügt über einen echten Antenneneingang, ausgeführt als F-Buchse. Die ist bezüglich ihrer Anschlusswerte vollständig kompatibel zum hierzulande gebräuchlichen 75-Ohm-Antennenanschluss, allerdings benötigt man dafür einen Adapter, der nicht beiliegt und etwa drei bis fünf Euro kostet. Damit kann dann jede geeignete Antenne angeschlossen und in schwach versorgten Gebieten der Empfang noch einmal verbessert werden.

Mein Fazit: Mit dem DAB Adapter3 Mk2 von Argon Audio lässt sich in sehr guter Qualität und bei komfortabler Bedienung hervorragend terrestrisches Digitalradio hören. Ich habe jetzt, auch gemessen am Preis, keinen wirklichen Nachteil gefunden. Wer gerne Radio hört und seine bestehende Anlage ganz einfach auf DAB+ upgraden will, ist mit dieser kleinen Box gut beraten.

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* das sind halt diese Überbleibsel im Frontier-Chipset, welches ja maßgeblich für diese klassischen Tischradios entwickelt wurde und daher eine Lautstärkeregelungsfunktion  benötigt. Den Equalizer hat man indessen getilgt. Der Zulieferer Frontier bietet den Herstellern zwar ein sehr umfangreiches SDK für seine UIs an, ich habe aber noch keinen Hersteller gesehen, der sich die Mühe gemacht hat, bei einem auf diesem Chipset basierenden Tuner die Lautstärkeregelungsfunktionen rauszuwerfen bzw. zu deaktivieren. Dabei ist das für einen reinen Tuner natürlich blödsinnig.

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