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License To Shoot: Die Minox DSC silber

1936: Der Deutsch-Balte Walther Zapp, begeistert von der Fotografie, hat eine Vision. Er wünscht sich eine Kamera, die so klein ist, dass er sie in der geschlossenen Faust verbergen kann, eine Kamera, die er überall mitnehmen kann und die dennoch gute Aufnahmen macht. In dieser Zeit ist das nicht allein eine Herausforderung, es ist ein äußerst ehrgeiziges Projekt. Zwei Jahre später verkauft Zapp in Reval seine erste „Minox“, eine winzige und robuste Kamera.
Die Minox ist 1938 eine Sensation, denn sie ist nicht nur abweichend von den bisher typischen Konzepten völlig neu konstruiert, sondern auch eine feinmechanische Meisterleistung.
Im Laufe der Firmengeschichte, Zapp hat Estland verlassen und sich im mittelhessischen Wetzlar niedergelassen, folgen dieser (seinerzeit im lettischen Riga produzierten) Ur-Minox weitere Modelle. Mit der Minox-Kamera etabliert sich zudem ein eigenes Filmformat.
Zapp konstruierte aber nicht allein die Minox, sondern stiftete seiner Firma einen besonderen Sinn: Miniaturisierung und konsequente Konstruktion von Kameras und anderem optischen Gerät sind bis heute das zentrale Anliegen der MINOX GmbH.
70 Jahre nach Erscheinen der ersten Minox wird die Welt der Miniaturkameras digital. Mit der Digital Spy Camera (DSC) bringen die Wetzlarer die digitale Minox im klassischen Format heraus. Und heute steht der Nachfolger der DSC, die DSC silver in den Startlöchern.
Ganz neu kommt die DSC silver in diesen Wochen in die Läden. Bei dieser Digitalkamera handelt es sich um einen Apparat in den typischen Abmessungen der Spionagekameras, die dem Unternehmen zu Weltruhm verhalfen. Minox wendet das Konzept der berühmten Agentenkameras konsequent auf die DSC an. Bedienung, Format und Design sind ähnlich, die Handhabung ist denkbar einfach. Die DSC ist eine Umsetzung des Klassikers mit digitaler Technik.
Der Tradition von Miniaturisierung und höchster Präzision verpflichtet, weiß die in Kooperation mit Volkswagen Design gestaltete Kamera auch mit ihren inneren Werten zu glänzen. Die DSC verfügt über einen nativen 5,1-Megapixel CMOS-Sensor, ein mehrfach vergütetes 4-Elemente-Glasobjektiv mit Infrarotfilter und einer Brennweite von 9 mm (was im Kleinbildbereich etwa 42 mm entspricht) und einem optischen Galilei-Sucher. Der eingebaute Speicher hat eine Kapazität von 128 MB, die Kamera mountet bis zu 16 GB micro SD-Karten (und es lasen sich problemlos die schnellen SDHC-Karten verwenden). Ihre Energie bezieht die Kamera über einen speziell für dieses Modell konzipierten Lithium-Ionen-Akku mit einer Kapazität von 250 mAh.
Ein separates Modul, das ein 1,5-Zoll-LCD-Display und einen Elektronenblitz enthält, kann mit einem Handgriff an die Kamera gesteckt werden. Ist dieses Modul einmal nicht zur Hand, wartet die DSC immerhin mit einem hellen LED-Weißlichtblitz auf. Das Blitzmodul wiederum verfügt über einen eigenen Akku – dieses Energiekonzept bietet die Gewähr für eine ausdauernde Bereitschaft von Kamera und Modul.
Noch ein Wort zum Objektiv: Das Minoctar hat sich bewährt – es fand nicht nur in den klassischen Analogkameras, sondern auch in der DSC von 2008 Verwendung. Neu bei der DSC silver ist, dass die Optik hier um einen zusätzlichen Schärfenring erweitert ist, der Aufnahmen in einem Abstand von 60 cm, 110 cm und einen unendlichen Fixfokus zulässt. Diese Abstandswerte sind gerastert, dazwischen kann die Schärfe stufenlos reguliert werden.
Mit einem Gewicht von 90 Gramm ist die Kamera überraschend leicht – das Gehäuse ist aus einer Kombination von Aluminium und Kunststoff gefertigt. Die kompakten Maße einer Minox dürften bekannt sein, der Vollständigkeit halber seien die Abmessungen der DSC mit 86 × 30 × 21 mm genannt.

Die DSC silver in der Praxis
Vorab muss ich feststellen: In meiner Sammlung befindet sich keine Kamera, mit der sich diskreter fotografieren lässt, als mit der DSC. Sie ist klein und unauffällig, die Bilder werden völlig geräuschlos geschossen und mit ein wenig Übung des Fotografen bemerken selbst konzentrierte Personen in der Nähe nicht, dass fotografiert wird. Der Fixfokus garantiert scharfe Bilder auch dann, wenn die Kamera nicht mit beiden Händen gehalten wird. Zudem lässt sie sich nahezu geräuschlos auslösen.
Die kleine Minox kann man eigentlich immer mitnehmen. Sie beult weder die Hemd- noch die Hosentasche aus und selbst in der kleinsten Handtasche findet sie Platz. Sie ist stets zur Hand, mit einem kurzen Druck auf den Power-Knopf ist sie betriebsbereit. Die Minox „bootet“ nicht – man schaltet sie ein und fotografiert. Selbst wenn man sie ausgeschaltet in der Hosentasche in ihrem Lederetui verwahrt, ist sie in weniger als zehn Sekunden herausgeholt, eingeschaltet und hat ihr erstes Bild geschossen. Das geht weder mit einer Spiegelreflexkamera noch mit einer Kompaktkamera derart schnell (und unauffällig).
Die DSC ist puristisch gestaltet und entsprechend einfach bedienbar. Auf der Kamera selbst befinden sich nur vier Tasten: der Power-Knopf, zwei Tasten zum jeweiligen Auf- und Abwärtsblättern der Bilder im Slideshow-Modus und zum Aktivieren bzw. Deaktivieren des Blitzes und der Auslöser. Ein Stellrad ist auch vorhanden, mit dem man die Modi Foto, Film und Diashow wechseln kann. Auf der Kamera ist eine Status-LED angebracht, die Betriebsmodi in unterschiedlichen Farben darstellt. Wer sich nur kurz mit der Bedienung vertraut macht (die Bedienungsanleitung ist in klar verständlichem Deutsch abgefasst), der kann loslegen.
Bei Tageslicht und Außenaufnahmen gelingen die Bilder, wenn man sie nicht verwackelt, immer. Bei Anbruch der Dunkelheit empfiehlt sich der Rückgriff auf den Blitz. Der in der Kamera eingebaute LED-Blitz kann Objekte in einem Abstand von einem bis eineinhalb Metern ausreichend ausleuchten, im Zweifel empfiehlt sich aber die Verwendung des mitgelieferten Blitzgeräts. Hier sollte aber ein Abstand von mindestens eineinhalb Metern zum Objekt eingehalten werden, weil die Kamera andernfalls zum Überbelichten neigt.
Bilder sind schnell in Folge geschossen – wird eine schnelle SDHC-micro-SD-Karte verwendet, braucht man nicht auf den Speichervorgang der Kamera zu warten und kann unmittelbar weiterfotografieren. So gelingen echte Schnappschüsse.
Wer beim Fotografieren auf die optische Kontrolle der Bilder nicht verzichten will, steckt das mitgelieferte Blitzgerät, das auch über einen eingebauten Monitor verfügt, an. Es rastet sicher an der Kamera ein und lässt sich durch Druck auf zwei Sicherungsknöpfe wieder entfernen. Auch das Blitzgerät ist, wenn es eingeschaltet wird, sofort startklar. Einstellungen im Menü können so vorgenommen werden (und bleiben auch dann gespeichert, wenn das Modul wieder abgenommen wird).
Die DSC stellt die Verschlusszeiten und den Weißabgleich automatisch ein. Wenn fotografiert wird, zeigt dies eine rote LED im optischen Sucher an, außerdem leuchtet die Status-LED während des Fotografierens nicht. So weiß man auch ohne angeschlossenes Blitzmodul, wenn ein Bild gemacht wird.

Datenübertragung zum Rechner
Angenehmerweise hält sich Minox an alle gebräuchlichen Standards. Das Laden der Kamera und die Datenübertragung zum PC laufen über eine gebräuchliche Highspeed-USB-2.0-Verbindung, die Kamera selbst bringt eine Mini-USB-Buchse mit (über die auch der Akku geladen wird).
Die am PC unter Windows angeschlossene Kamera wird als Wechseldatenträger erkannt. Am Mac unter OS X wird sie ebenfalls wie ein Flashspeicher gemountet und steht als eigenes Laufwerk auf dem Schreibtisch zur Verfügung. Hier ist zu erwähnen, dass die Minox tatsächlich als Speicher erkannt wird. iPhoto selbst startet beim Anschluss der Kamera nicht (getestet mit iLife 08, iPhoto Version 7.1.5 unter OS X 10.5.8 an einem MacBook). Wer denn wirklich iPhoto verwenden will, kann die Bilder aber selbstverständlich in iPhoto importieren. Die Bilder sind in Windeseile zum Rechner übertragen.
Tipp: Auch für die DSC gilt (wie für alle USB-Speicher), dass sie nach Verwendung unter Windows mit der Funktion „Hardware sicher entfernen“ bzw. unter OS X als Laufwerk über den Papierkorb gezogen sauber ungemountet werden will. Gegen eine unsaubere Trennung zeigt sich die Kamera erstaunlich robust. Einen Fehler durch unsauberes Unmounten muss man schon quasi provozieren. Sollte sich die DSC wider Erwarten hierdurch doch einmal „aufhängen“, so kann sie auch ohne Blitzmodul durch gleichzeitigen Druck der Ein/Aus-Taste und des Auslösers im Wiedergabemodus „warmgestartet“ werden.

Design und Haptik
Die DSC silver ist wertig verarbeitet. Das Gehäuse, gefertigt aus Aluminium und Kunststoff, vermittelt einen soliden Eindruck. Nichts wackelt oder hat Spiel. Aber nicht allein die Kamera selbst verfügt über diese hochwertige Haptik, auch das mitgelieferte Zubehör begeistert: Kamera und Blitzmodul ruhen bei der Lieferung exakt eingepasst im samtenen Bett einer edlen Holzschatulle. Geschützt werden Kamera und Blitzgerät durch passgenaue, weiche Echtlederetuis. Diese fühlen sich nicht nur hervorragend an – bereits nach der einwöchigen Testphase antizipiert sich, dass die Etuis bald eine wunderbare Patina bekommen werden. Den positiven Gesamteindruck rundet die schöne, silberne Sicherungskette, die beigelegt ist, ab.
Zum Lieferumfang gehören weiterhin alle nötigen Anschluss- und Ladekabel, ein Netzteil, die Bedienungsanleitung in Deutsch, Englisch und Französisch und eine kleine, liebevoll gestaltete Broschüre mit dem Titel „Der Mythos lebt!“, die einen Streifzug durch die über siebzig Jahre währende Minox Firmengeschichte enthält.

Minox versus Handykamera
Kamerahandys sind omnipräsent. Ihre Besitzer fotografieren und filmen alles und jeden und geben mit dem vors Gesicht gehaltenen Telefon mitunter ein skurriles Bild ab. In der Tat liefern die Kamerahandys heute mehr oder minder brauchbare Aufnahmen, aber diskret und stilvoll ist das Handygeknipse nicht.
Das berühmte iPhone 3GS mit seiner 3-Megapixel-Kamera erzeugt Bilder, die selbst den Laien nicht zu überzeugen vermögen. Immer kleinere Autofokusobjektive werden in immer dünneren Telefonen untergebracht. Die Kamera im Handy ist ein Feature, aber ist sie als solche auch ernst zu nehmen?
Kamerahandys haben im Wesentlichen zwei Nachteile: Sie lösen in der Regel nur sehr verzögert aus und liefern allenfalls eine durchschnittliche Bildqualität. Wesentlich schwerer wiegt aber der Umstand, dass das Fotografieren mit dem Handy nicht selten von den Mitmenschen als lästige Modeerscheinung unserer Tage wahrgenommen wird. Dass Mobiltelefone beim Fotografieren gerne auch einmal piepsen oder ein blechernes, künstliches „Verschlussgeräusch“ erzeugen, macht die Sache nicht besser.
Mit der Minox passiert das glücklicherweise nicht, denn die kleine Kamera drängt sich nicht in den Vordergrund und ermöglicht, dezent und dennoch spontan zu fotografieren. Und diesen Umstand danken die Motive aus einzigartigen Perspektiven. Wer würde mit einem Telefon auf der flachen Hand in Brusthöhe ein Bild machen? Die Minox lädt zu solchen „Experimenten“ geradezu ein und ist damit mehr als eine kleine Kamera – sie wird, einen kreativen Umgang mit ihrer einzigartigen Beschaffenheit vorausgesetzt, zum Werkzeug in der Hand des Künstlers.
Ihre Limitation, ihre Beschränkung auf die wesentlichen Funktionen, ist dabei Herausforderung und Stilmittel zugleich. Somit ist das Fotografieren mit der Minox mindestens ein Statement gegen das uniforme Handygeknipse und gleichzeitig eröffnet es nicht gekannte Ausdrucksmöglichkeiten. Zwar ähnelt die Handhabung der DSC der ihrer analogen Vorfahren sehr, doch durch die Digitaltechnik erreichen die mit der DSC aufgenommenen Bilder eine wesentlich bessere Auflösung und Schärfe, als sie im Filmformat 8 × 11 zu erreichen war.

Besonderheiten der Fotografie mit der Miniaturkamera
Fotoapparate sind technische Geräte und haben deshalb Einfluss auf das Motiv. Berühmte Fotografen arbeiten seit jeher mit den technischen Gegebenheiten und Besonderheiten der Apparate. Das Kleinbildformat der Leica revolutionierte die Fotografie in den 1930er Jahren, die Ergebnisse der Lomokameras waren Mitte der 1990er Jahre stilprägend. Das gilt auch und besonders für die Digital Spy Camera.
Der unprätentiöse Einsatz, die Flexibilität bei der Perspektivwahl, das Spielen mit dem Schärferring und die durch das puristische Konzept realisierbare Spontaneität erlauben es, Bilder zu machen, die man so mit einer herkömmlichen Kompaktkamera oder einer Spiegelreflexkamera nicht erzeugen kann. Die mit der Minox geschossenen Aufnahmen erreichen eine ganz eigene Qualität und erlauben intensive Konzentration auf das Motiv. Der Fotograf verliert sich im Umgang mit der DSC nicht in technischen Details, sein Horizont ist frei von den Konventionen der professionellen Fotografie und erlaubt das Festhalten des Motivs im richtigen Augenblick. Das Ergebnis kann unerwartet ausfallen und hält Überraschungen bereit (zumindest dann, wenn man den Monitor im Blitzgerät bewusst nicht verwendet). Dies schärft nicht nur den eigenen Blick, sondern erweitert durch das in der Tendenz ergebnisoffene Arbeiten mit der DSC den eigenen Horizont.

Die Community
license-to-shoot.de – unter dieser Webadresse versammeln sich die Besitzer einer DSC und tauschen ihre Bilder und Informationen. Minox hat, passend zur DSC, diese Community geschaffen und bietet neben Informationen rund um die Kamera auch eine Google-Maps-Karte, die verrät, wo DSC-Besitzer wirken. Über die Galerien kann eingesehen werden, was dem Fotografen aus aller Herren Länder so vor die Linse gekommen ist.

Fazit
Die DSC silver ist etwas Besonderes. Minox ist es vortrefflich gelungen, das weltbekannte Konzept erfolgreich ins Digitalzeitalter zu transponieren. Die DSC ist keine Urlaubsknipse und liefert auch nicht die Ergebnisse einer DSLR. Sie ermöglicht Bilder in eigenem Stil aus besonderen Perspektiven. Das Handling der Kamera ist unkompliziert, verstellt nicht den Blick auf das Motiv. Die Verarbeitung der DSC ist ebenso wertig wie das reichhaltige Zubehör und die sammelwürdige Aufmachung, die den ungeteilt positiven Gesamteindruck abrundet.

In memoriam Hannsheinz Porst

Vergangenen Samstag starb im mittelfränkischen Artelshofen, einem Ortsteil der Gemeinde Vorra einer der wohl umstrittensten Unternehmerpersönlichkeiten Deutschlands, Hannsheinz Porst. Zu großer Bekanntheit gelangte Post nicht nur durch sein gleichnamiges Unternehmen der Fotowirtschaft sondern auch durch seine marxistrische Unternehmensführung, seine Kontakte zur SED und dem Ministerium für Staatssicherheit der DDR und seine FDP-Mitgliedschaft. Darüber hinaus gründete Porst aber auch andere, noch heute sehr erfolgreiche Unternehmern wir den Deutschen Supplementverlag sowie die Druckerei Maul& Co. die heute als mbs zur Arvato-Gruppe gehört. Porst wurde 87 Jahre alt.

Gut kann ich mich an die teils kleinen, teil recht sortimentsreichen Fotoläden der Firma Post erinnern. In jeder Stadt, auch in den Kleinstädten gab es einen „Photo Porst“ und wenn man schnell mal Batterien oder Filme braucht, bei Porst bekam man sie. Photo Porst war bei uns jugendlichen Fotofans hochgeschätzt, weil dort immer etwas brauchbares im unteren Preissegment zu haben war. Und weil der Weg zum nächsten Porst kurz war. Gut kann ich mich auch an den großen Porst-Store in Schwabach erinnern, hier gab es nicht nur Fotoapparate und Zubehör sondern eigentlich alles aus dem Bereich Unterhaltungselektronik. Jahrelang begleitete mich ein „Intersound“-Walkman durch die Jugend und der kleine tragbare Fernseher in der Küche meines Elternhauses war seinerzeit von „Intervision“.

Wie kam es dazu? Fotoapparate waren in den frühen Wirtschaftswunderjahren ein begehrter Konsumartikel, ein „must have“. Später war der Fotoapparat in vielen Haushalten zu finden. Natürlich war also ein Markt für billige Fotoapparate da. Post aber schaffte mit seinen Läden, die später zu Franchisebetrieben wurden, einen Spagat: Er deckte mit seinen Eigenmarken den Bedarf der Einsteiger und der ambitionierten Amateure ab, hielt aber auch immer Hochwertiges vor. Und bei Post war der Service ok und die Beratung gut.

Noch in den 70er Jahren etablierte sich im „low budget“-Bereich eine Faustregel – ob sie wirklich so stimmt, kann ich nicht sagen: „Die Kameras von Post sind aus der DDR, die Kameras von Foto-Quelle sind aus der Sowejetunion“. Da war natürlich klar, dass man eine Porst-Kamera wollte, denn deren Spiegelreflexbodies wurden nicht selten beim VEB Pentacon Dresden hergestellt, dessen Produkte einen guten Ruf genossen. Und die Zeiss-Optik aus Jena genoss eine international hervorragende Reputation. Bei den Russenknipsen wusste man nie so recht, was man bekam – manche waren hervorragend und manche einfach nur Mist.

Quelle: Alf Sigaro/Flickr CC-BY-SA

Was mich als Jugendlicher nicht so sehr interessierte, was ich aber höchst spannend finde, ist, wie ambivalent Hannsheinz Post mit Politik, Ideologie und auch mit dem eigenen Unternehmen umging: Er trat 1955 in die FDP ein, war aber auch gleichzeitig (und wohl heimlich) Mitglied der SED. Porst soll als IM Fotograf FDP-Interna an die Stasi verraten haben. Und Post bezeichnete sich spätestens seit den 1970er Jahren als Marxist.

Für die IM-Tätigkeit wurde er 1969 zu einer über zweijährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Als er aus der JVA Landsberg/Lech kam, verschenkte er sein Unternehmen – einen florierenden Konzern – an seine Mitarbeiter, mit der Zielsetzung der „totalen Mitbestimmung“. Obwohl Post nie etwas gegen Gewerkschaften hatte, auch nicht im eigenen Betrieb, und er ordentliche Löhne zahlte, war gerade der DGB einer der heftigsten Kritiker des Modells Post. Dieses Modell, anfangs funktionierte es noch sehr gut, entwickelte sich mehr und mehr zum Debakel. Kurze zehn Jahre hielt es – 1982 stieg Porst wieder in das Unternehmen ein, weil es abgewirtschaftet war. Da er aber fremdes Kapital benötigte, um Photo Porst zu retten, verkaufte er einen bedeutenden Teil der Firma an eine schweizer Holding.

Noch zwanzig Jahre „überlebte“ Photo Porst das Experiment und den Wandel auf dem Fotomarkt. 2002 kam mit der Insolvenz dann das endgültige Aus. Das hatte aber nicht Hannsheinz Porst zu verantworten – etliche Eigentümerwechsel – zwischenzeitlich war Porst eine AG geworden – und massives Missmanagement führten direkt in die Pleite. Die bittere „Pointe“ an dieser Sache ist, dass das „Modell Porst“ dem Unternehmen nicht annähernd so geschadet hat, wie das Missmanagement der späten 1990er und frühen 2000er Jahre.

Auch wenn Post mit manchen seiner Ideen gescheitert sein mag, sein Lebenswerk wirkt nach: Zuerst einmal ist ihm gelungen, die semiprofessionelle Fotografie in der damaligen Bundesrepublik zu demokratisieren, weil er mit dem Import guter und günstiger Pentacon/Practica-Spiegelreflexkameras auch einem weniger zahlungskräftigen Publikum einen soliden Einstieg in die Fotografie ermöglichte. Porsts „Königsbilder“ waren günstige und hochwertige Abzüge.

Als Unternehmerpersönlichkeit erkannte Porst sehr früh, was den eigentlichen Wert seiner Firma ausmachte: Die Kunden und Mitarbeiter. Letztere motivierte er durch großzügige Sozialleistungen zu Bestleistungen. Als einer der ersten Unternehmer in der Bundesrepublik setze Porst auf systematische Weiterbildung und konsequente Personalentwicklung, lange bevor sich HR-Departements und Bildungsreferenten in den Unternehmen etablierten. Es folgten großzügige Urlaubsregelungen und der Bau attraktiver Werkswohnungen. Und auch in der Politik verstand Post zu wirken. Zu Zeiten, zu denen noch nicht von Entspannungspolitik die Rede war, vermittelte Porst zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR. In erster Linie auf wirtschaftspolitischer Ebene, das ist klar. Aber er war auch ein Wandler zwischen den Systemen und vollzog einen Drahtseilakt zwischen Sozialismus und Kapitalismus. Und, so wird gesagt, getreu diesem Mindset agierte er mit seinen Zulieferern aus dem Osten auf Augenhöhe. Porst hat viel getan – für Fotografen,für seine Mitarbeiter und für Deutschland.

Fotodruck auf Leinwand und hinter Acrylglas

[Trigami-Review] Vor einer guten Woche bekam ich die Möglichkeit, zwei Produkte der Fa. Blickshop in Reutlingen zu testen:

blickshop.de ist ein Onlineshop, bei dem man seine Fotos oder Grafiken hochladen kann. Der Printservice von blickshop fertigt hieraus nun unterschiedliche Fotodrucke. Neben dem Klassiker, dem auf Leinwand gedruckten und auf einem Keilrahmen gespannten Fotodruck, umfasst das Produktportfolio auch auf Acrylglas hinterkebte gedruckte Fotos sowie Drucke auf Stoff, Klebefolie und als PVC-Banner und natürlich Posterdruck. Weiterhin kann man bei blickshop auf vorhandene Bildmotive zurückgreifen und sich im noch recht jungen corporate blog informieren.

Zum Testsetting: Um eine sinnvolle Aussage über die Druckqualität geben zu können, habe ich mir zwei „Aufgaben“ überlegt:

1. Ich möchte an einem möglichst hochauflösendem Bild mit starkem Hell/Dunkel-Kontrast sowie sehr geringem Kontrast beim Fotodruck auf Leinwand erkennen, wie detailreich bzw. hochauflösend der Druck das Ursprungsmaterial wiedergeben kann. Weiterhin interessiert mich beim Druck auf Leinwand, ob die Versiegelung mit UV-Schutzlack die Textur der Leinwand beeinflusst oder ob Reflexionen dadurch auftreten, die das Ergebnis beeinflussen.

2. Ich möchte anhand eines sehr niedrig aufgelösten Bildes mit einem Motiv, dass die Dreidimensionalität eines einzelnen Objekts antizipiert, sehen, ob durch eine Kaschur auf Acrylglas diese ungünstigen fototechnischen Ausgangsbedingungen – zumindest im Ansatz – egalisiert werden können (versteht mich bitte nicht falsch, es geht hier nicht darum, ungünstiges Ausgangsmaterial zu „verbessern“, es geht darum, ob die Wahl des Mediums Acrylglas bei niedriger Auflösung einen subjektiv erlebbaren Effekt zugunsten des Motivs nach sich zieht).

Dementsprechend wählte ich zwei Dateien aus, von denen ich meine, dass sie der Aufgabenstellung Rechnung tragen können: Für den Druck auf Leinwand bediente ich mich hierbei einem Foto der Londoner Tower Bridge, dass in der deutschsprachigen Wikipedia zu finden ist (und zwar hier – seht selbst). Diese bei Nacht geschossene Aufnahme weist sowohl geringe (Farbverläufe des Nachthimmels, ein blaues Boot auf blauem Wasser) als auch hohe (Nachthimmel und die illuminierte Brücke) Kontraste auf. Zudem ist das Ausgangsmaterial hochauflösend und verfügt mit 9.462 × 4.734 Pixeln über ein zumindest „ungewöhnliches“ Format. Von der technischen Qualität des Bildes her dürften das, sehen wir einmal vom Format ab, optimale Voraussetzungen für einen professionellen Fotodruck sein.

Ganz und gar suboptimal sind die technischen Bedingungen des Motivs, das ich für den Druck auf das kaschierte Acrylglasbild vorgesehen habe. Auf meiner Festplatte fand ich das Bild einer feuerroten Chilischote mit gephotoshoptem Schattenwurf vor reinweißem Hintergrund in der Auflösung 800 x 533 Pixel. Wieder ein Sonderformat und, das kommt erschwerend hinzu, durch starke Kompression im JPG-Format auf magere 112 Kilobytes geschrumpft. Es ist eigentlich Irrsinn, überhaupt auf die Idee zu kommen, ein so grottiges Ausgangsmaterial zum Drucken zu geben – für den Test aber eine schöne Herausforderung.

Nun müssen die Bilder aber erst einmal zu blickshop. Das geht vermittels der Uploadfunktion im sehr aufgeräumten Onlineshop per Klick – und die müssen da echt dicke Server mit armdicker Leitung stehen haben, denn die über 6MB Bilddateien waren – keine Übertreibung – in Sekundenschnelle hochgeladen. Der Webshop verfügt über einen sehr einfachen „Drei-Schritte-Produktkonfektionierer“, der dann wunderbar funktioniert, wenn man keine Extras wählen möchte. Wer aber – gerade beim Foto hinter Acryl ist das interessant – Extras wählen möchte, der muss sich erst einmal ins Funktionsprinzip des Online-Shops hineindenken. Hier wäre eine einfache Abfrage zur Wahl der Features nach Konfektionierung des Basisprodukts wünschenswert.

Beim Umgang mit dem Onlineshop ist die klare Struktur und die komfortable Upload-Funktion der Bilder besonders erwähnenswert. Letztere machtauch all jenen das Bestellen sehr leicht, die nicht den tagtäglichen Umgang mit einem FTP-Client gewohnt sind. Deutliches Verbesserungspotenzial sehe in der Menüführung zum Hinzufügen etwaiger Extras, zusätzlicher Features oder Zubehörteile.Darüber lässt sich aber hinwegsehen, denn mit ausdauerndem Klicken konfektioniert man genau das, was man haben möchte.

Ein echtes Manko aber ist die Zuschneidefunktion, die genau dann aktiviert wird, wenn das Seitenverhältnis des hochgeladenen Bilds nicht dem des gewählten Produkts entspricht. Diese Funktion ist wichtig – und derartig klein geraten, dass sie für Fotos mit vielen Details unter Umständen unbrauchbar ist. Der Profi wird vorab das Format in Photoshop anpassen, der „Normaluser“ hat mit der Liliputanerversion des Zuschneidetools zu kämpfen.

Die Bilder, die ich am Mittwochabend bestellt habe, erreichten mich per DHL am Freitag morgen. Ein schnellerer Versand ist für ein im Kundenauftrag produziertes Produkt eigentlich nicht denkbar. Die Versandzeit war wirklich nicht zu toppen.

Der große Moment ist gekommen: Ich nehme die Drucke aus dem Versandkarton (übrigens sind sie sehr ordentlich verpackt, da kann man nicht meckern) und bin überrascht!

Zuerst betrachte ich das Foto der Tower Bridge auf der auf einem Keilrahmen gespannten Leinwand (und hierbei handelt es sich um eine  echte Künstlerleinwand, d.h. ich kann die Leinwand auf dem Rahmen nachspannen). Der Druck vermag bei der Auflösung zu überzeugen, man vermisst kein Detail. Starke Kontraste werden überraschend scharf abgebildet (Wunder darf man aber keine erwarten) und feine Farbnuancen sowie Verläufe bleiben sauber erhalten. Allerdings ist das Bild, vermutlich vom Schutzlack, mit feinen, glänzenden Sprenkeln benetzt. Diese fallen bei genauem Betrachten dann auf, wenn das Licht seitlich auf das Bild fällt. Aus diesem Betrachtungswinkel verliert dann der Druck jede Brillanz – schade. So kommt dann auch die feine Textur, die die Leinwand von sich aus hergibt und die mit Sicherheit gerade für „grobkörnig“ gerenderte Aufnahmen künstlerisch interessant sein könnte, nicht zur Geltung. Der UV-Schutzlack wird aufgrund des zwar regelmäßigen, aber eben gefleckten Auftrags auch nicht wie ein Firnis. Das Produkt „Fotodruck auf Leinwand“ hätte durchaus Potenzial, aber in dieser Ausfertigung genügt das Ergebnis selbst semiprofessionellen Ansprüchen nicht. Schade, denn von der Farbtiefe und Auflösung her ist der Druck überraschend gut.

Detail: Textur des Fotodrucks auf Leinwand

Detail: Auflösung des Drucks, gut erkennbar: Die Sprenkel des Schutzlacks

Detail: Rückansicht, Leinwand auf Keilrahmen

Ein ganz anderes Bild vermittelt der hinter Acrylglas kaschierte Fotodruck.Wir erinnern uns: Das Ausgangsmaterial war mies und von der technischen Warte her betrachtet nicht zum Druck geeignet. Was hier entstanden ist, wird selbst das kritischste Auge überzeugen: Die Farbwiedergabe ist hervorragend: Das Rot knackig, das Grün frisch – eine Tiefe wie auf einem gut kalibrierten Monitor lässt sich erkennen. Das ist, man muss es so sagen, ein Wunder für das geringauflösende Ausgangsmaterial. Es ist kaum zu glauben, wie lebendig der Schärfenverlauf und der angepasste Schatten das Bild werden lässt – und diese Tiefe und Lebendigkeit ist besonders dem 10 mm dicken Acrylglas geschuldet, das den Lichteinfall nicht nur vor vorne sondern auch von den Kanten her erlaubt. Das Motiv tritt, der geringen Auflösung zum Trotz, aus der Fläche, der Betrachter erhält einen subjektiven Eindruck von Dreidimensionalität. Das Bild hinter Acrylglas kann ich bedenkenlos empfehlen, auch und gerade jenen, die mit einer technisch mangelbehafteten Aufnahme ein möglist guten Ergebnis erzielen wollen. Es ist klar: Eine schlechte Auflösung lässt sich nicht hochrechnen, leere Vergrößerungen führen zu keinem Zugewinn an Qualität – aber die handwerklich perfekte Kaschur und die Dicke des makellosen Acrylglases werten das Motiv so auf, dass es angenehm anzusehen ist. Mit einem derart guten Ergebnis bei so schlechter Ausgangslage hätte ich nicht gerechnet.

Detail: Stärke des Acrylglases: 10 mm

Generell lässt sich sagen, dass man bei blickshop gute Ergebnisse erzielt, wenn man das geeignete Motiv in der jeweils passenden Drucktechnik ausführen lässt. Die Textur der Leinwand korrespondiert trotz technischer Schwächen hervorragend mit dem Bild der altehrwürdigen Tower Bridge, verfügt diese ja durch ihre reiche Ornamentik selbst über eine ganz eigene „Textur“. Ebenso gewinnen Motive mit unterschiedlichen Schärfen durch das Hinterbringen auf Acrylglas. Dem Fotografen stellt sich also die Herausforderung, eine Reproduktionstechnik auszuwählen, die mit dem Motiv harmoniert (oder, abhängig von der Intention dieses kontrastiert). Das Produktportfolio von blickshop.de ist ausreichen groß, dass das gelingen kann.

Renaissance im Low-Budget-Mittelformat

Wer mit Mittelformatkameras hochwertige, professionelle Fotografie assoziiert, der hat im Grunde recht damit, manchmal aber auch nicht. Gestern bin ich über ein aktuelles Review der Stereokamera von Holga bei Gizmodo gestolpert und da dachte ich: Hoppla, da war doch was: HOLGA. In der Tat: Trotz Digitalkameraboom und Stille bei den lomographischen Botschaften gibt es HOLGA noch.

Es muss Ende der 90er gewesen sein, Digitalfotografie war nicht besonders gut und nicht besonders billig, wir wollten Spaß und interessante Fotos und die Lomographie war voll im Trend. Da kaufte ich mir eine Lomokamera vom Typ „Sampler“ und packte 4 mit 2 Sekunden Zeitversetzung geknipste Bilder auf ein Foto im Kleinbildformat. Diese „Sampler“-Kameras waren unglaublich hip und unglaublich billig (lass sie vierzig Mark gekostet haben), und irgendwann war der Effekt dann auch ausgekostet und das Ding wanderte in den Schrank und anlässlich eines Umzugs wohl auch irgendwann in den Müll. Aber witzig war es irgendwie schon.

Losgegangen ist der Trend, so meine ich mich zu erinnern, weil ein paar Österreicher irgendwo eine Russenkamera vom Typ Ломо (LOMO) in die Hand bekamen, die recht unscharfe Bilder mit hartem Kontrast und Farbverfälschungen lieferte. Und dann ging es los mit dem „Schießen aus der Hüfte“. Das ist aber mindestens zehn Jahre her.

Und heute? Ganz leise und von der Masse unbemerkt werkeln sie weiter, die Künstler, für die die technische Limitation einer einfachen Kamera gerade die Herausforderung darstellt. Und so gibt es auch die Firma Holga noch.

Holga 120 CFN, Quelle: Wikipedia, copyleft

An diese Dinger habe ich keine konkrete Erinnerung, ich hatte so was auch nicht, weil es mir immer zu umständlich erschien, mit dem Rollfilm zu hantieren (was im Vergleich zum Umgang mit der Kleinbild-Filmpatrone schon ein Gefummel ist) und weil die Kamera einen bescheidenen Ruf genoss.

Das mit dem Ruf ist auch nachzuvollziehen, denn damals wie heute ist das „Objektiv“ aus Plastik (sic!), vergütet ist da nichts und auch der Body ist aus Kunststoff (aber nicht zwingend lichtdicht). Das ganze Gerät kam mir eher wie eine Kirmeskamera vor. Gute Schützen holten sich so etwas als „Hauptpreis“ an der Schießbude.

Heute aber, das muss ich zugeben, interessiert mich die Kamera. Zu weit weg sind für mich die Zeiten, als man sich noch überraschen lassen musste, was die Fotos geworden sind. Zu lange her ist das kribbelnde Gefühl angenehmer Gespanntheit im Fotoladen, wenn man sich die ersten Abzüge holte. Das alles verspricht dieses unspektakuläre Stück schwarzen Kunststoffs zurückzubringen.

Witzig ist sie schon, diese Kamera: Inzwischen ist sie mit einem Blitz mit drehbarem Farbvorsatz in Blau, Gelb, Rot und transparent ausgestattet. Und es gibt auch, das macht die Sache für alle ohne Farblabor interessant, die Möglichkeit, die Holga mittels zerschnittenem Spülschwamm (sic!) auf das Kleinbildformat „umzurüsten“. Aber: Dass das Ding mitunter nicht lichtdicht ist und dass man das gaffern muss, ist ein echtes Manko.

Ich bin mal gespannt, ob ich in der nächsten Zeit so ein Teil in die Hand bekomme. Dann werde ich berichten.

Holga stellt übrigens nicht nur Mittelformatkameras her, sondern auch Kleinbild-Lochkameras (nein, das ist nicht retro, das ist museal) und auch diese Ritsch-Ratsch-Dinger im Pocketformat der 70er. So was hatte ich, wenn ich mich nicht irre, von Agfa auch mal. Zwölf Euro Straßenpreis für eine Pocketcam – das ist mal ein Wort. Nur: Woher bekommt man so nen 110er oder 135er Film??

Irgendwie hat es mir die Low-Budget-Fotografie derzeit angetan. Nächste oder übernächste Woche krame ich mal meine Agfa-Digisnapcam heraus und schreibe was darüber (die ist auch sehr crappy). Das Wetter ist zum Fotografieren ja herrlich.

Ach ja, ganz vergessen: Straßenpreis für die HOLGA 120 CFN ist etwa 50 Euro, bei ebay wird sie immer wieder aus Hongkong für unter 30 Euro inkl. Versand angeboten. Würde ich persönlich wegen drohender Nachverzollung aber nicht machen…

Volksbad Nürnberg – Tag des offenen Denkmals

Ein mal im Jahr veranstaltet die Deutsche Stiftung Denkmalschutz den „Tag des offenen Denkmals“ – und der war heute. An diesem Tag haben interessierte Bürger die Möglichkeit, so manchen „lost place“ unter fachkundiger Führung zu besichtigen. Hier in Nürnberg strömten die Interessierten in Scharen – zu insbesondere einem Objekt: dem unweit des Plärrer gelegenen Volksbad.

In den Jahren 1911–13 wurde das Volksbad als große Badeanstalt mit Wannenbädern und Schwimmhallen im Jugendstil errichtet. Damals war es vornehmlich konzipiert, um breiten Bevölkerungsschichten eine regelmäßige Körperhygiene zu ermöglichen und die grassierenden Geschlechtskrankheiten einzudämmen.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Volksbad stark zerstört – der Wiederaufbau zog sich bis zum Ende der 1950er Jahre hin. Eine letztmalige umfängliche Sanierung erfuhr das Volksbad 1984. Zehn Jahre später schloss das Volksbad seine Pforten – Spaßbäder und weitaus familienfreundlichere Bäder hatten dem alten Volksbad den Rang abgelaufen. Im Jahr 1994 wurde im abgelassenen Becken der großen Schwimmhalle noch ein paarmal auf Raves getanzt – seither steht das Bad leer. Seine Funktion haben das Nordostbad und das Südbad im Winter und insbesondere im Sommer das Westbad übernommen.

Hier zeige ich Euch ein paar Impressionen des Volksbads im bewegten Bild:

Was sich auf dem kurzen Film nur schlecht erkennen lässt: Beim Wiederaufbau und der letzten großen Sanierung ist das Volksbad nicht von Bausünden verschont geblieben. Die Schwimmhalle III hat einen 60er-Jahre-Charme, vor dem man sich fürchten kann. Auch die anderen beiden Schwimmhallen haben viel von ihrer ursprünglichen Schönheit einbüßen müssen. Und nicht zuletzt das mag der Grund sein, warum sich für das Volksbad kein Investor findet und es sukzessive dem Verfall preisgegeben ist.

Nichtsdestotrotz: Etwas enttäuscht waren wir vom Volksbad schon – zu viel ist von der reichen Jugendstil-Ornamentik verloren gegangen, zu viel wurde dort über die Epochen hinweg gebastelt und zu dunkel ist das Gebäude, nachdem das ursprüngliche Lichtkonzept über die Jahre verloren ging. Und: Selbst wenn der Badebetrieb aufrechterhalten worden wäre – wer wollte dort seine Bahnen ziehen? Für den Sportler sind die Bahnen zu kurz, für die Kinder wird nichts geboten, und wer sich mal kurz ausruhen möchte, findet keine (!) Sitzgelegenheit im ganzen Haus. Insofern verwundert, wen die Stadt einen Investor präferiert, der aus dem Volksbad wieder ein Bad macht – das dürfte nicht klappen.

Über den Dächern der Nürnberger Innenstadt

Hier nun ein paar Fotos, gemacht vor wenigen Tagen auf der Aussichtsetage des Sinnwelturms der Nürnberger Burg. Einfach so. Weil’s schön anzusehen ist.

 

mobile code generator

Das ist ein mobile code – Tag. Das filmt man kurz mit der Handykamera ab und das Handy spuckt dann einen Link (oder wie in diesem Fall: Meine V-Card) aus.

Ich habe es mit dem E71 versucht – das funktioniert tatsächlich.

Der Profi nennt diese sehr an frühes 80er-Jahre-Tetris gemahnende Musterquadrat übrigens DataMatrix (und man darf davon ausgehen, dass das im Kommen ist). Die Post verwendet diese Tags bei der IT-gestützen Frankierung, die Bahn bei de eTickets und auf modernen Leiterplatten findet man sie auch immer wieder (vermutlich, damit der Roboter weiß, wo er eine fertig bestückte Platine einsetzen soll).

Wer sich so etwas (geht auch in klein) auf die Visitenkarte packt, der tut allen fortschrittlichen Usern etwas gutes, denn sie müssen die Daten dann nicht mehr abtippen.

Generatoren dafür gibt es online (und kostenlos) – bei Nokia kann man v-Cards generieren, bei Kaywa auch reinen Text/SMS-Content.

Der Atombunker unter dem Nürnberger Hauptbahnhof – ein Fotobericht

Heute haben Markus, Thorsten und ich die Chance genutzt, den „Atom“bunker unter dem Nürnberger Hauptbahnhof im Rahmen einer Führung der Freunde der Nürnberger Felsengänge e.V zu erkunden. Wir durften fotografieren, von dieser Möglichkeit habe ich reichlich Gebrauch gemacht und das Ergebnis möchte ich Euch natürlich nicht vorenthalten (weitere Fotos folgen im zweiten Teil des Posts).

Lage des Bunkers im Querschnitt des Nürnberg Hauptnahnhof

Lage des Bunkers im Querschnitt des Nürnberger Hauptbahnhof

Im Bild sieht man die Lage des Bunkers im Querschnitt des Bahnhofs – er befindet sich über den U-Bahnschächten, was zur direkten Folge hat, dass man zum einen die Fahrvibrationen der U-Bahn im Bunker noch deutlich wahrnehmen kann. Wäre also eine Atombombe auf den Bahnhof gefallen, hätte man nicht davon ausgehen dürfen, dass der Bunker der Druckwelle standgehalten hätte. Er hätte im besten Fall 1450 Menschen vierzehn Tage lang vor atomarer Strahlung Schutz geboten. Es scheint daher etwas vermessen, von „Atombunker“ zu sprechen, wie das die regionale Presse gerne macht.

Er ist im Rahmen der Bauarbeiten der Nürnberger U-Bahn in den Jahren 1972-1977 entstanden. Ich war erschreckt, wie simpel dieser Zivilbunker ausgestattet ist – kennt man doch die umfänglichen technischen und infrastrukturellen Einrichtungen der Militärbunker (z.B. NVA/Politbüro/Stasibunker der Ex-DDR) von Filmen und Fotos her. Da kann dieser Zivilbunker (sowohl im Hinblick auf Schutzklasse, „Komfort“ und Ausstattung) natürlich nicht mithalten.

Einer der Schlafräume

Einer der Schlafräume

Der Bunker verfügt über eine bemerkenswerte Raumhöhe. So ist es erklärlich, dass bis zu fünf Liegen übereinander angebracht sind. Diese können über Leitern erreicht werden. Wer nicht schläft bzw. liegt, muss in den orangen Schalensitzen hocken, Die schwarzen Kopfstützen sollen den Kopf bei Erschütterungen oder beim Wegnicken schützen.

Bemerkenswert ist, dass wirklich jeder sinnvoll nutzbare Winkel mit solchen Liegen genutzt wird, selbst in der Stube des Bunkerwarts findet sich eine Vielzahl davon. Uns wurde berichtet, dass das tragende Metallgestänge, das die Betten an Boden und Decke hält, nicht verschraubt, sondern nur verklemmt ist, um ein Ausreißen oder Verwinden des Metalls bei Erschütterungen zu verhindern. Ab der zweiten Liege ab Boden sind Sicherheitsgurte angebracht.

Sicherung der Versorgungseinrichtungen unter der Decke

Sicherung der Versorgungseinrichtungen unter der Decke

Im nächsten Raum befindet sich die Luftreinigungsanlage. Auf den nun kommenden Bildern sind Teile der Luftfilter und Aufbereitungsanlagen sowie deren Steuerung zu erkennen. Die Zuluft wird über die U-Bahnschächte eingeleitet. Die im Bild zu sehenden Steine dienen der Versiegelung der Luftreinigungskammer. Wenn die Filteranlagen „vergiftet“ sind, sollen sie mit den nummerierten Steinen quasi „zugemauert“ werden. Bitte klicke auf „Lies den Rest des Eintrages“ um zur Bildergalerie zu gelangen!!

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