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In memoriam Hannsheinz Porst

Vergangenen Samstag starb im mittelfränkischen Artelshofen, einem Ortsteil der Gemeinde Vorra einer der wohl umstrittensten Unternehmerpersönlichkeiten Deutschlands, Hannsheinz Porst. Zu großer Bekanntheit gelangte Post nicht nur durch sein gleichnamiges Unternehmen der Fotowirtschaft sondern auch durch seine marxistrische Unternehmensführung, seine Kontakte zur SED und dem Ministerium für Staatssicherheit der DDR und seine FDP-Mitgliedschaft. Darüber hinaus gründete Porst aber auch andere, noch heute sehr erfolgreiche Unternehmern wir den Deutschen Supplementverlag sowie die Druckerei Maul& Co. die heute als mbs zur Arvato-Gruppe gehört. Porst wurde 87 Jahre alt.

Gut kann ich mich an die teils kleinen, teil recht sortimentsreichen Fotoläden der Firma Post erinnern. In jeder Stadt, auch in den Kleinstädten gab es einen „Photo Porst“ und wenn man schnell mal Batterien oder Filme braucht, bei Porst bekam man sie. Photo Porst war bei uns jugendlichen Fotofans hochgeschätzt, weil dort immer etwas brauchbares im unteren Preissegment zu haben war. Und weil der Weg zum nächsten Porst kurz war. Gut kann ich mich auch an den großen Porst-Store in Schwabach erinnern, hier gab es nicht nur Fotoapparate und Zubehör sondern eigentlich alles aus dem Bereich Unterhaltungselektronik. Jahrelang begleitete mich ein „Intersound“-Walkman durch die Jugend und der kleine tragbare Fernseher in der Küche meines Elternhauses war seinerzeit von „Intervision“.

Wie kam es dazu? Fotoapparate waren in den frühen Wirtschaftswunderjahren ein begehrter Konsumartikel, ein „must have“. Später war der Fotoapparat in vielen Haushalten zu finden. Natürlich war also ein Markt für billige Fotoapparate da. Post aber schaffte mit seinen Läden, die später zu Franchisebetrieben wurden, einen Spagat: Er deckte mit seinen Eigenmarken den Bedarf der Einsteiger und der ambitionierten Amateure ab, hielt aber auch immer Hochwertiges vor. Und bei Post war der Service ok und die Beratung gut.

Noch in den 70er Jahren etablierte sich im „low budget“-Bereich eine Faustregel – ob sie wirklich so stimmt, kann ich nicht sagen: „Die Kameras von Post sind aus der DDR, die Kameras von Foto-Quelle sind aus der Sowejetunion“. Da war natürlich klar, dass man eine Porst-Kamera wollte, denn deren Spiegelreflexbodies wurden nicht selten beim VEB Pentacon Dresden hergestellt, dessen Produkte einen guten Ruf genossen. Und die Zeiss-Optik aus Jena genoss eine international hervorragende Reputation. Bei den Russenknipsen wusste man nie so recht, was man bekam – manche waren hervorragend und manche einfach nur Mist.

Quelle: Alf Sigaro/Flickr CC-BY-SA

Was mich als Jugendlicher nicht so sehr interessierte, was ich aber höchst spannend finde, ist, wie ambivalent Hannsheinz Post mit Politik, Ideologie und auch mit dem eigenen Unternehmen umging: Er trat 1955 in die FDP ein, war aber auch gleichzeitig (und wohl heimlich) Mitglied der SED. Porst soll als IM Fotograf FDP-Interna an die Stasi verraten haben. Und Post bezeichnete sich spätestens seit den 1970er Jahren als Marxist.

Für die IM-Tätigkeit wurde er 1969 zu einer über zweijährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Als er aus der JVA Landsberg/Lech kam, verschenkte er sein Unternehmen – einen florierenden Konzern – an seine Mitarbeiter, mit der Zielsetzung der „totalen Mitbestimmung“. Obwohl Post nie etwas gegen Gewerkschaften hatte, auch nicht im eigenen Betrieb, und er ordentliche Löhne zahlte, war gerade der DGB einer der heftigsten Kritiker des Modells Post. Dieses Modell, anfangs funktionierte es noch sehr gut, entwickelte sich mehr und mehr zum Debakel. Kurze zehn Jahre hielt es – 1982 stieg Porst wieder in das Unternehmen ein, weil es abgewirtschaftet war. Da er aber fremdes Kapital benötigte, um Photo Porst zu retten, verkaufte er einen bedeutenden Teil der Firma an eine schweizer Holding.

Noch zwanzig Jahre „überlebte“ Photo Porst das Experiment und den Wandel auf dem Fotomarkt. 2002 kam mit der Insolvenz dann das endgültige Aus. Das hatte aber nicht Hannsheinz Porst zu verantworten – etliche Eigentümerwechsel – zwischenzeitlich war Porst eine AG geworden – und massives Missmanagement führten direkt in die Pleite. Die bittere „Pointe“ an dieser Sache ist, dass das „Modell Porst“ dem Unternehmen nicht annähernd so geschadet hat, wie das Missmanagement der späten 1990er und frühen 2000er Jahre.

Auch wenn Post mit manchen seiner Ideen gescheitert sein mag, sein Lebenswerk wirkt nach: Zuerst einmal ist ihm gelungen, die semiprofessionelle Fotografie in der damaligen Bundesrepublik zu demokratisieren, weil er mit dem Import guter und günstiger Pentacon/Practica-Spiegelreflexkameras auch einem weniger zahlungskräftigen Publikum einen soliden Einstieg in die Fotografie ermöglichte. Porsts „Königsbilder“ waren günstige und hochwertige Abzüge.

Als Unternehmerpersönlichkeit erkannte Porst sehr früh, was den eigentlichen Wert seiner Firma ausmachte: Die Kunden und Mitarbeiter. Letztere motivierte er durch großzügige Sozialleistungen zu Bestleistungen. Als einer der ersten Unternehmer in der Bundesrepublik setze Porst auf systematische Weiterbildung und konsequente Personalentwicklung, lange bevor sich HR-Departements und Bildungsreferenten in den Unternehmen etablierten. Es folgten großzügige Urlaubsregelungen und der Bau attraktiver Werkswohnungen. Und auch in der Politik verstand Post zu wirken. Zu Zeiten, zu denen noch nicht von Entspannungspolitik die Rede war, vermittelte Porst zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR. In erster Linie auf wirtschaftspolitischer Ebene, das ist klar. Aber er war auch ein Wandler zwischen den Systemen und vollzog einen Drahtseilakt zwischen Sozialismus und Kapitalismus. Und, so wird gesagt, getreu diesem Mindset agierte er mit seinen Zulieferern aus dem Osten auf Augenhöhe. Porst hat viel getan – für Fotografen,für seine Mitarbeiter und für Deutschland.

Fotodruck auf Leinwand und hinter Acrylglas

[Trigami-Review] Vor einer guten Woche bekam ich die Möglichkeit, zwei Produkte der Fa. Blickshop in Reutlingen zu testen:

blickshop.de ist ein Onlineshop, bei dem man seine Fotos oder Grafiken hochladen kann. Der Printservice von blickshop fertigt hieraus nun unterschiedliche Fotodrucke. Neben dem Klassiker, dem auf Leinwand gedruckten und auf einem Keilrahmen gespannten Fotodruck, umfasst das Produktportfolio auch auf Acrylglas hinterkebte gedruckte Fotos sowie Drucke auf Stoff, Klebefolie und als PVC-Banner und natürlich Posterdruck. Weiterhin kann man bei blickshop auf vorhandene Bildmotive zurückgreifen und sich im noch recht jungen corporate blog informieren.

Zum Testsetting: Um eine sinnvolle Aussage über die Druckqualität geben zu können, habe ich mir zwei „Aufgaben“ überlegt:

1. Ich möchte an einem möglichst hochauflösendem Bild mit starkem Hell/Dunkel-Kontrast sowie sehr geringem Kontrast beim Fotodruck auf Leinwand erkennen, wie detailreich bzw. hochauflösend der Druck das Ursprungsmaterial wiedergeben kann. Weiterhin interessiert mich beim Druck auf Leinwand, ob die Versiegelung mit UV-Schutzlack die Textur der Leinwand beeinflusst oder ob Reflexionen dadurch auftreten, die das Ergebnis beeinflussen.

2. Ich möchte anhand eines sehr niedrig aufgelösten Bildes mit einem Motiv, dass die Dreidimensionalität eines einzelnen Objekts antizipiert, sehen, ob durch eine Kaschur auf Acrylglas diese ungünstigen fototechnischen Ausgangsbedingungen – zumindest im Ansatz – egalisiert werden können (versteht mich bitte nicht falsch, es geht hier nicht darum, ungünstiges Ausgangsmaterial zu „verbessern“, es geht darum, ob die Wahl des Mediums Acrylglas bei niedriger Auflösung einen subjektiv erlebbaren Effekt zugunsten des Motivs nach sich zieht).

Dementsprechend wählte ich zwei Dateien aus, von denen ich meine, dass sie der Aufgabenstellung Rechnung tragen können: Für den Druck auf Leinwand bediente ich mich hierbei einem Foto der Londoner Tower Bridge, dass in der deutschsprachigen Wikipedia zu finden ist (und zwar hier – seht selbst). Diese bei Nacht geschossene Aufnahme weist sowohl geringe (Farbverläufe des Nachthimmels, ein blaues Boot auf blauem Wasser) als auch hohe (Nachthimmel und die illuminierte Brücke) Kontraste auf. Zudem ist das Ausgangsmaterial hochauflösend und verfügt mit 9.462 × 4.734 Pixeln über ein zumindest „ungewöhnliches“ Format. Von der technischen Qualität des Bildes her dürften das, sehen wir einmal vom Format ab, optimale Voraussetzungen für einen professionellen Fotodruck sein.

Ganz und gar suboptimal sind die technischen Bedingungen des Motivs, das ich für den Druck auf das kaschierte Acrylglasbild vorgesehen habe. Auf meiner Festplatte fand ich das Bild einer feuerroten Chilischote mit gephotoshoptem Schattenwurf vor reinweißem Hintergrund in der Auflösung 800 x 533 Pixel. Wieder ein Sonderformat und, das kommt erschwerend hinzu, durch starke Kompression im JPG-Format auf magere 112 Kilobytes geschrumpft. Es ist eigentlich Irrsinn, überhaupt auf die Idee zu kommen, ein so grottiges Ausgangsmaterial zum Drucken zu geben – für den Test aber eine schöne Herausforderung.

Nun müssen die Bilder aber erst einmal zu blickshop. Das geht vermittels der Uploadfunktion im sehr aufgeräumten Onlineshop per Klick – und die müssen da echt dicke Server mit armdicker Leitung stehen haben, denn die über 6MB Bilddateien waren – keine Übertreibung – in Sekundenschnelle hochgeladen. Der Webshop verfügt über einen sehr einfachen „Drei-Schritte-Produktkonfektionierer“, der dann wunderbar funktioniert, wenn man keine Extras wählen möchte. Wer aber – gerade beim Foto hinter Acryl ist das interessant – Extras wählen möchte, der muss sich erst einmal ins Funktionsprinzip des Online-Shops hineindenken. Hier wäre eine einfache Abfrage zur Wahl der Features nach Konfektionierung des Basisprodukts wünschenswert.

Beim Umgang mit dem Onlineshop ist die klare Struktur und die komfortable Upload-Funktion der Bilder besonders erwähnenswert. Letztere machtauch all jenen das Bestellen sehr leicht, die nicht den tagtäglichen Umgang mit einem FTP-Client gewohnt sind. Deutliches Verbesserungspotenzial sehe in der Menüführung zum Hinzufügen etwaiger Extras, zusätzlicher Features oder Zubehörteile.Darüber lässt sich aber hinwegsehen, denn mit ausdauerndem Klicken konfektioniert man genau das, was man haben möchte.

Ein echtes Manko aber ist die Zuschneidefunktion, die genau dann aktiviert wird, wenn das Seitenverhältnis des hochgeladenen Bilds nicht dem des gewählten Produkts entspricht. Diese Funktion ist wichtig – und derartig klein geraten, dass sie für Fotos mit vielen Details unter Umständen unbrauchbar ist. Der Profi wird vorab das Format in Photoshop anpassen, der „Normaluser“ hat mit der Liliputanerversion des Zuschneidetools zu kämpfen.

Die Bilder, die ich am Mittwochabend bestellt habe, erreichten mich per DHL am Freitag morgen. Ein schnellerer Versand ist für ein im Kundenauftrag produziertes Produkt eigentlich nicht denkbar. Die Versandzeit war wirklich nicht zu toppen.

Der große Moment ist gekommen: Ich nehme die Drucke aus dem Versandkarton (übrigens sind sie sehr ordentlich verpackt, da kann man nicht meckern) und bin überrascht!

Zuerst betrachte ich das Foto der Tower Bridge auf der auf einem Keilrahmen gespannten Leinwand (und hierbei handelt es sich um eine  echte Künstlerleinwand, d.h. ich kann die Leinwand auf dem Rahmen nachspannen). Der Druck vermag bei der Auflösung zu überzeugen, man vermisst kein Detail. Starke Kontraste werden überraschend scharf abgebildet (Wunder darf man aber keine erwarten) und feine Farbnuancen sowie Verläufe bleiben sauber erhalten. Allerdings ist das Bild, vermutlich vom Schutzlack, mit feinen, glänzenden Sprenkeln benetzt. Diese fallen bei genauem Betrachten dann auf, wenn das Licht seitlich auf das Bild fällt. Aus diesem Betrachtungswinkel verliert dann der Druck jede Brillanz – schade. So kommt dann auch die feine Textur, die die Leinwand von sich aus hergibt und die mit Sicherheit gerade für „grobkörnig“ gerenderte Aufnahmen künstlerisch interessant sein könnte, nicht zur Geltung. Der UV-Schutzlack wird aufgrund des zwar regelmäßigen, aber eben gefleckten Auftrags auch nicht wie ein Firnis. Das Produkt „Fotodruck auf Leinwand“ hätte durchaus Potenzial, aber in dieser Ausfertigung genügt das Ergebnis selbst semiprofessionellen Ansprüchen nicht. Schade, denn von der Farbtiefe und Auflösung her ist der Druck überraschend gut.

Detail: Textur des Fotodrucks auf Leinwand

Detail: Auflösung des Drucks, gut erkennbar: Die Sprenkel des Schutzlacks

Detail: Rückansicht, Leinwand auf Keilrahmen

Ein ganz anderes Bild vermittelt der hinter Acrylglas kaschierte Fotodruck.Wir erinnern uns: Das Ausgangsmaterial war mies und von der technischen Warte her betrachtet nicht zum Druck geeignet. Was hier entstanden ist, wird selbst das kritischste Auge überzeugen: Die Farbwiedergabe ist hervorragend: Das Rot knackig, das Grün frisch – eine Tiefe wie auf einem gut kalibrierten Monitor lässt sich erkennen. Das ist, man muss es so sagen, ein Wunder für das geringauflösende Ausgangsmaterial. Es ist kaum zu glauben, wie lebendig der Schärfenverlauf und der angepasste Schatten das Bild werden lässt – und diese Tiefe und Lebendigkeit ist besonders dem 10 mm dicken Acrylglas geschuldet, das den Lichteinfall nicht nur vor vorne sondern auch von den Kanten her erlaubt. Das Motiv tritt, der geringen Auflösung zum Trotz, aus der Fläche, der Betrachter erhält einen subjektiven Eindruck von Dreidimensionalität. Das Bild hinter Acrylglas kann ich bedenkenlos empfehlen, auch und gerade jenen, die mit einer technisch mangelbehafteten Aufnahme ein möglist guten Ergebnis erzielen wollen. Es ist klar: Eine schlechte Auflösung lässt sich nicht hochrechnen, leere Vergrößerungen führen zu keinem Zugewinn an Qualität – aber die handwerklich perfekte Kaschur und die Dicke des makellosen Acrylglases werten das Motiv so auf, dass es angenehm anzusehen ist. Mit einem derart guten Ergebnis bei so schlechter Ausgangslage hätte ich nicht gerechnet.

Detail: Stärke des Acrylglases: 10 mm

Generell lässt sich sagen, dass man bei blickshop gute Ergebnisse erzielt, wenn man das geeignete Motiv in der jeweils passenden Drucktechnik ausführen lässt. Die Textur der Leinwand korrespondiert trotz technischer Schwächen hervorragend mit dem Bild der altehrwürdigen Tower Bridge, verfügt diese ja durch ihre reiche Ornamentik selbst über eine ganz eigene „Textur“. Ebenso gewinnen Motive mit unterschiedlichen Schärfen durch das Hinterbringen auf Acrylglas. Dem Fotografen stellt sich also die Herausforderung, eine Reproduktionstechnik auszuwählen, die mit dem Motiv harmoniert (oder, abhängig von der Intention dieses kontrastiert). Das Produktportfolio von blickshop.de ist ausreichen groß, dass das gelingen kann.

Renaissance im Low-Budget-Mittelformat

Wer mit Mittelformatkameras hochwertige, professionelle Fotografie assoziiert, der hat im Grunde Recht damit, manchmal aber auch nicht. Gestern bin ich über ein aktuelles Review der Stereokamera von Holga bei Gizmodo gestolpert und da dachte ich: Hoppla, da war doch was: HOLGA. In der Tat: Trotz Digitalkameraboom und Stille bei den Lomographischen Botschaften gibt es HOLGA noch.

Es muss Ende der 90er gewesen sein, Digitalfotografie war nicht besonders gut und nicht besonders billig, wir wollten Spaß und interessante Fotos und die Lomographgie war voll im Trend. Da kaufte ich mir eine Lomokamera vom Typ „Sampler“ und packte 4 mit 2 Sekunden Zeitversetzung geknipste Bilder auf ein Foto im Kleinbildformat. Diese „Sampler“-Kameras waren unglaublich hip und unglaublich billig (lass sie vierzig Mark gekostet haben) und irgendwann war der Effekt dann auch ausgekostet und das Ding wanderte in den Schrank und anlässlich eines Umzugs wohl auch irgendwann in den Müll. Aber witzig war es irgendwie schon.

Losgegangen ist der Trend, so meine ich mich zu erinnern, weil ein paar Österreicher irgendwo eine Russenkamera vom Typ Ломо (LOMO) in die Hand bekamen, die recht unscharfe Bilder mit hartem Kontrast und Farbverfälschungen lieferte. Und dann ging es los mit dem „Schießen aus der Hüfte“. Das ist aber mindestens zehn Jahre her.

Und heute? Ganz leise und von der Masse unbemerkt werkeln sie weiter, die Künstler, für die die technische Limitation einer einfachen Kamera gerade die Herausforderung darstellt. Und so gibt es auch die Firma Holga noch.

Holga 120 CFN, Quelle: Wikipedia, copyleft

An diese Dinger habe ich keine konkrete Erinnerung, ich hatte so was auch nicht, weil es mir immer zu umständlich erschien, mit dem Rollfilm zu hantieren (was im Vergleich zum Umgang mit der Kleinbild-Filmpatrone schon ein Gefummel ist) und weil die Kamera einen bescheidenen Ruf genoss.

Das mit dem Ruf ist auch nachzuvollziehen, denn damals wie heute ist das „Objektiv“ aus Plastik (sic!), vergütet ist da nix und auch der Body ist aus Kunststoff (aber nicht zwingend lichtdicht). Das ganze Gerät kam mir eher wie eine Kirmeskamera vor. Gute Schützen holten sich sowas als „Hauptpreis“ an der Schießbude.

Heute aber, das muss ich zugeben, interessiert mich die Kamera. Zu weit weg sind für mich die Zeiten, als man sich noch überraschen lassen musste, was die Fotos geworden sind. Zu lange her ist das kribbelnde Gefühl angenehmer Gespanntheit im Fotoladen, wenn man sich die ersten Abzüge holte. Das alles verspricht dieses unspektakuläre Stück schwarzen Kunststoffs zurückzubringen.

Witzig ist sie schon, diese Kamera: Inzwischen ist sie mit einen Blitz mit drehbarem Farbvorsatz in blau, gelb, rot und transparent ausgestattet. Und es gibt auch, das macht die Sache für alle ohne Farblabor interessant, die Möglichkeit, die Holga mittels zerschnittenem Spülschwamm (sic!) auf das Kleinbildformat „umzurüsten“. Aber: Dass das Ding mitunter nicht lichtdicht ist und dass man das gaffern muss, ist ein echtes Manko.

Ich bin mal gespannt, ob ich in der nächsten Zeit so ein Teil in die Hand bekomme. Dann werde ich berichten.

Holga stellt übrigens nicht nur Mittelformatkameras her sondern auch Kleinild-Lochkameras (nein, das ist nicht retro, das ist museal) und auch diese Ritsch-Ratsch-Dinger im Pocketformat der 70er. Sowas hatte ich, wenn ich mich nicht irre, von Agfa auch mal. Zwölf Euro Straßenpreis für eine Pocketcam – das ist mal ein Wort. Nur: Woher bekommt man so nen 110er oder 135er Film??

Irgendwie hat es mir die Low-Budged-Fotografie derzeit angetan. Nächste oder übernäxhste Woche krame ich mal meine Agfa-Digisnapcam heraus und schreibe was drüber (die ist auch sehr crappy). Das Wetter ist zum Fotografieren ja herrlich.

Ach ja, ganz vergessen: Straßenpreis für die HOLGA 120 CFN ist etwa 50 Euro, bei ebay wird sie immer wieder aus Hong Kong für unter 30 Euro inkl. Versand angeboten. Würde ich persönlich wegen drohender Nachverzollung aber nicht machen…

Volksbad Nürnberg – Tag des offenen Denkmals

Ein mal im Jahr veranstaltet die Deutsche Stiftung Denkmalschutz den „Tag des offenen Denkmals“ – und der war heute. An diesem Tag haben interessierte Bürger die Möglichkeit, so manchen „lost place“ unter fachkundiger Führung zu besichtigen. Hier in Nürnberg strömten die Interessierten in Scharen – zu insbesondere einem Objekt: Dem unweit des Plärrer gelegenen Volksbad.

In den Jahren 1911-13 wurde das Volksbad als große Badeanstalt mit Wannenbädern und Schwimmhallen im Jugendstil errichtet. Damals war es insbesondere konzipiert, um breiten Bevölkerungsschichten eine regelmäßige Körperhygiene zu ermöglichen und die grassierenden Geschlechtskrankheiten einzudämmen.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Volksbad stark zerstört – der Wiederaufbau zog sich bis zum Ende der 1950er Jahre hin. Eine letztmalige umfängliche Sanierung erfuhr das Volksbad 1984. Zehn Jahre später schloss das Volksbad seine Pforten – Spaßbäder und weitaus familienfreundlichere Bäder hatten dem alten Volksbad den Rang abgelaufen. Im Jahr 1994 wurde im abgelassenen Becken der großen Schwimmhalle noch ein paarmal auf Raves getanzt – seither steht das Bad leer. Seine Funktion haben das Nordostbad und das Südbad im Winter und insbesondere im Sommer das Westbad übernommen.

Hier zeige ich Euch ein paar Impressionen des Volksbads im bewegten Bild:

Was sich auf dem kurzen Film nur schlecht erkennen lässt: Beim Wiederaufbau und der letzten großen Sanierung ist das Volksbad nicht von Bausünden verschont geblieben. Die Schwimmhalle III hat einen 60er-Jahre-Charme, vor dem man sich fürchten kann. Auch die anderen beiden Schwimmhallen haben viel von ihrer ursprünglichen Schönheit einbüßen müssen. Und nicht zuletzt das mag der Grund sein, warum sich für das Volksbad kein Investor findet und es sukzessive dem Verfall preisgegeben ist.

Nichts desto trotz: Etwas enttäuscht waren wir vom Volksbad schon – zu viel ist von der reichen Jugendstil-Ornamentik verloren gegangen, zu viel wurde dort über die Epochen hinweg gebastelt und zu dunkel ist das Gebäude, nachdem das ursprüngliche Lichtkonzept über die Jahre verloren ging. Und: Selbst wenn der Badebetrieb aufrecht erhalten worden wäre – wer wollte dort seine Bahnen ziehen? Für den Sportler sind die Bahnen zu kurz, für die Kinder wird nichts geboten und wer sich mal kurz mal ausruhen möchte, findet keine (!) Sitzgelegenheit im ganzen Haus. Insofern verwundert, wen die Stadt einen Investor präferiert, der aus dem Volksbad wieder ein Bad macht – das dürfte nicht klappen.

Über den Dächern der Nürnberger Innenstadt

Hier nun ein paar Fotos, gemacht vor wenigen Tagen auf der Aussichtsetage des Sinnwelturms der Nürnberger Burg. Einfach so. Weils schön anzusehen ist.


mobile code generator

Das ist ein mobile code – Tag. Das filmt man kurz mit der Handykamera ab und das Handy spuckt dann einen Link (oder wie in diesem Fall: Meine V-Card) aus.

Ich habe es mit dem E71 versucht – das funktioniert tatsächlich.

Der Profi nennt diese sehr an frühes 80er-Jahre-Tetris gemahnende Musterquadrat übrigens DataMatrix (und man darf davon ausgehen, dass das im Kommen ist). Die Post verwendet diese Tags bei der IT-gestützen Frankierung, die Bahn bei de eTickets und auf modernen Leiterplatten findet man sie auch immer wieder (vermutlich, damit der Roboter weiß, wo er eine fertig bestückte Platine einsetzen soll).

Wer sich so etwas (geht auch in klein) auf die Visitenkarte packt, der tut allen fortschrittlichen Usern etwas gutes, denn sie müssen die Daten dann nicht mehr abtippen.

Generatoren dafür gibt es online (und kostenlos) – bei Nokia kann man v-Cards generieren, bei Kaywa auch reinen Text/SMS-Content.

Der Atombunker unter dem Nürnberger Hauptbahnhof – ein Fotobericht

Heute haben Markus, Thorsten und ich die Chance genutzt, den „Atom“bunker unter dem Nürnberger Hauptbahnhof im Rahmen einer Führung der Freunde der Nürnberger Felsengänge e.V zu erkunden. Wir durfte n fotografieren, von dieser Möglichkeit habe ich reichlich Gebrauch gemacht und das Ergebnis möchte ich Euch natürlich nicht vorenthalten (weitere Fotos folgen im zweiten Teil des Posts).

Lage des Bunkers im Querschnitt des Nürnberg Hauptnahnhof

Lage des Bunkers im Querschnitt des Nürnberger Hauptbahnhof

Im Bild sieht man die Lage des Bunkers im Querschnitt des Bahnhofs – er befindet sich über den U-Bahnschächten, was zur direkten Folge hat, dass man zum einen die Fahrvibrationen der U-Bahn im Bunker noch deutlich wahrnehmen kann. Wäre also eine Atombombe auf den Bahnhof gefallen, hätte man nicht davon ausgehen dürfen, dass der Bunker der Druckwelle standgehalten hätte. Er hätte im Bestfall 1450 Menschen vierzehn Tage lang vor atomarer Strahlung Schutz geboten. Es scheint daher etwas vermessen, von „Atombunker“ zu sprechen, wie das die regionale Presse gerne macht.

Er ist im Rahmen der Bauarbeiten er Nürnberger U-Bahn in den Jahren 1972-1977 entstanden. Ich war erschreckt, wie simpel dieser Zivilbunker ausgestattet ist – kennt man doch die umfänglichen technischen und infrastrukturellen Einrichtungen der Militärbunker (z.B. NVA/Politbüro/Stasibunker der Ex-DDR) von Filmen und Fotos her. Da kann dieser Zivilbunker (sowohl in Sachen Schutzklasse, „Komfort“ und Ausstattung) natürlich nicht mithalten.

Einer der Schlafräume

Einer der Schlafräume

Der Bunker verfügt über eine bemerkenswerte Raumhöhe- So ist es erklärlich, dass bis zu fünf Liegen übereinander angebracht sind. Diese können über Leitern erreicht werden. Wer nicht schläft bzw. liegt, muss in den orangen Schalensitzen hocken, die schwarzen Kopfstützen sollen den Kopf bei Erschütterungen oder beim Wegnicken schützen.

Bemerkenswert ist, dass wirklich jeder sinnvoll nutzbare Winkel mit solche Liegen genutzt wird, selbst in der Stube des Bunkerwarts findet sich eine Vielzahl davon. Uns wurde berichtet, dass das tragende Metallgestänge, dass die Betten an Boden und Decke hält, nicht verschraubt sondern nur verklemmt ist, um ein Außreisen oder Verwinden des Metalls bei Erschütterungen zu verhindern. Ab der zweiten Liege ab Boden sind Sicherheitsgurte angebracht.

Sicherung der Versorgungseinrichtungen unter der Decke

Sicherung der Versorgungseinrichtungen unter der Decke

Im nächste n Raum befindet sich die Luftreinigungsanlage. Auf den nun kommenden Bilder sind Teile der Luftfilter und Aufbereitungsanlagen sowie deren Steuerung zu erkennen. Die Zuluft wird  über die U-Bahnschächte eingeleitet. Die  im Bild zu sehenden Steine dienen der Versiegelung der Luftreinigungskammer. Wenn die Filteranlagen „vergiftet“ sind, soll sie mit den nummerierten Steinen quasi „zugemauert“ werden. Bitte klicke auf „Lies den Rest des Eintrages“ um zur Bildergalerie zu gelangen!!

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