blog.fohrn.com

Eine Taube legte die U-Bahn lahm

Am Montag klebte der VAG ja das Pech am Schuh, so habe ich das noch nie erlebt. Nun, langsam, erfährt man auch wie kaputt das neue System ist und woran es scheitert. Und obwohl ich selbst im Zug festsaß, konnte ich mir das Lachen nicht verkneifen.

Der wirkliche Brüller:

Auslöser am Vormittag war offenkundig eine Taube, die vor einem anfahrenden Zug aufflatterte und vom Sicherungssystem fälschlicherweise wie ein größeres Lebewesen eingestuft wurde. (Nürnberger Nachrichten)

Eine Taube! Bwahaha! Das muss ja ein Kawenzmann gewesen sein! Wäre das hier die Zeitung mit den vier großen Buchstaben, würde die Überschrift wohl lauten „Taube tötet U-Bahn“. Das ist ein toller Automatikzug. Technik, die sich von Tauben in Panik versetzen lässt, ist überflüssig…

Und dann kommt es am Nachmittag noch besser:

Weit ernster wurde es am Nachmittag: Zunächst war ein Automatikzug am Hauptbahnhof hängengeblieben. Ursache: Die sogenannte Türspaltüberwachung streikte. (Nürnberger Nachrichten)

Ok, auch sowas kann vorkommen. Dann, so berichtet die Zeitung weiter wurde ein Fahrgast ärgerlich, zog die Notbremse im Wagen, öffnete die Tür und spazierte dann durch das Gleistunnel am Rathenauplatz davon. Dies habe die Stromversorgung unterbrochen – und die Züge standen. Und weiter schreiben die NN:

Dass die Mitarbeiter dann auch noch mit einem weiteren Zugdefekt in der Abstellanlage am Hauptbahnhof zu kämpfen hatten, fällt da schon kaum mehr ins Gewicht.

Zudem soll streckenweise noch die Lautsprecheranlage ausgefallen sein.

Also: Zwei defekte Züge, eine defekte Lautsprecheranlage, ein grantiger Spaziergänger im Tunnel (den ich denen immer noch nicht ganz abkaufe – was haben denn die anderen Fahrgäste gemacht? Zugeschaut, wie einer aus den notgebremsten Zug aussteigt und im Tunnel per pedes Richtung Heimat schlappt??), eine Taube und keine Kommunikation zu den Fährgästen geschweigedenn irgend ein „Krisenmanagent“. Resultat: Nix geht mehr und die VAG beherbergt über zehntausend Fahrgäste in U-Bahnhöfen und Zügen.

Was macht denn die VAG, wenn mal wirklich was richtig Schlimmes passiert?

Das ganze, hässliche Antlitz unseres so sehr mit Eigenlob beweihräucherten VAG-Nahverkehrs offenbart der folgende Fall:

Die Studentin Maya Pikowski wird seit dem 10. Dezember 2009 vermisst. Kommilitonen und Freunde haben nicht nur eine Webseite ins Leben gerufen sondern auch in der ganzen Stadt Plakate aufgehängt – auch auf dem Grund und Boden der VAG. Doch das sieht diese gar nicht gern:

Um möglichst viele Menschen zu erreichen, wollten sie Zettel an den Eingang der U-Bahn und an der Bushaltestelle am Plärrer kleben. Doch nach Angaben der Studenten riss ein Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe (VAG) vor ihren Augen die Vermisstenplakate wieder ab.

und

Und an der Bushaltestelle am Plärrer wies sie ein Mitarbeiter der VAG-Betriebsaufsicht darauf hin, dass sie gerade eine Sachbeschädigung begehen würden. Das bringt Mayas Kommilitonen in Rage. «Die VAG sollte ihre im Herzen der Öffentlichkeit stehenden Flächen nicht nur der kommerziellen Nutzung urbar machen, sondern auch einem menschlichen Zweck zur Verfügung stellen. Erst recht, wenn dabei keinerlei Kosten auf sie zukommen«. (Nürnberger Nachrichten)

Wie schambefreit kann man eigentlich sein? Die VAG kann ihr wahres Gesicht nicht mehr verbergen. Man möchte kotzen.

Keine Pullover von C&A – Scoring sei Dank!

Am Dreikönigstag, mehr durch Zufall, entdeckte ich auf der Webseite des C&A-Onlineshops eine ganz pfiffige Werbeidee: An diesem Tag bekam man 20% Rabatt auf die Bestellung. Der 6. Januar ist in Bayern Feiertag und man freut sich natürlich, wenn man im fernen Düsseldorf auch an die denkt, die nicht einfach mal in der Stadt shoppen können. Und: 20% sind 20%.

Ich habe nun Pullover bestellt. Ein paar. Ein Rechnungsbetrag von 50 oder 60 Euro wäre zusammengekommen. Und nur Hemd und Krawatte ist  mir gerade zu kalt. Ich bestellte also, das Shopsystem erlaubte Zahlung auf Rechnung und sah in freudiger Erwartung der Ankunft meiner Pullover entgegen. Nur kamen die bestellten Pullover bis heute nicht bei mir an. Ich habe also einfach mal bei C&A angerufen, um nachzuhören, wo denn das Paket steckt. Ernüchterndes Fazit: Das Paket steckt nirgends – die Bestellung hat man bei C&A klammheimlich storniert.

Wie kam es dazu?

An der Hotline erklärte mir eine Dame, deren Ton mir nicht gefiel (aber darüber lässt sich hinwegsehen), dass ich als Neukunde nicht per Rechnung bezahlen könne. Und dass ich darüber per Mail informiert worden wäre. Und nun, nach einer Woche sei die Bestellung storniert. Die Dame sagte mir weiterhin, dass ich diese Bestellung nicht mehr reaktivieren könne, selbst wenn ich mich für die teure Nachnahme entscheiden sollte und ich, wenn ich die Pullover wirklich wolle, einfach neu bestellen solle. Wegen der 20% Rabatt (die es jetzt nicht mehr gibt) könne ich ja beim Kundenservice anfragen. Dann brach die Verbindung ab. Mir stellte sich an diesem Punkt natürlich die Frage, ob denn C&A mein Geld nicht will…

Draußen ist es kalt. Keine Pullover für den Michi.

Ein Anruf bei der Pressestelle brachte etwas Licht ins Dunkel. Herr Brüggemann, der Pressesprecher des C&A Onlineshops versuchte nach Kräften, die Sache zu retten. Interessanterweise hat er der Dame am Telefon in manchen Punkten widersprochen.

Neukunden, so versicherte er mir am Telefon, können dann bei C&A auf Rechnung bestellen, wenn deren nicht-individueller Scoringwert dies erlaube. Und bei mir habe er das allem Anschein nach nicht erlaubt. Auf Basis der von mir eingegebenen Daten hätte eine automatisierte Scoringanfrage stattgefunden – aber ohne dabei meine persönlichen Daten auszuwerten. Wie das genau vonstatten geht, konnte mir Herr Brüggemann nicht sagen – nur soviel: Die Bestellung ist jetzt mit hoher Wahrscheinlichkeit futsch. Und ja, es hätte in der Tat eine Mail an mich erfolgen müssen, in der ich darauf hingewiesen hätte werden sollen, dass ich nur per Nachnahme oder mit Kreditkarte bezahlen darf.

Immerhin sagte er mir zu, meinen Fall dem Datenschutzbeauftragten zuzuführen und ich werde Feedback erhalten, warum mein Scoringwert eine Bestellung bei C&A nicht zulässt.

Am Rande: Ich habe einen ordentlichen Abschluss, einen festen Job, promoviere gerade. Ich habe keine Schulden. Ich habe nur ein Handy. Ich habe kein Pay-TV. Ich habe keine Leasingverträge. Meine Versicherungen sind bezahlt. Mein Zeitungsabo auch. Die Johannisstraße in Nürnberg ist bei Leibe nicht die schlechteste Gegend in dieser schönen Stadt. Meine Heizung funktioniert, Wasser fließt aus dem Hahn und der Strom wurde mir auch noch nicht abgeklemmt. Ich bin mit mir selbst gerade sehr hart ins Gericht gegangen, ob ich jemals eine Rechnung liegen ließ. Ich kann mir nichts vorwerfen.

Was ist da schiefgelaufen? Nun, zuerst einmal hat C&A Pech gehabt, denn so haben sie ihre Pullover nicht verkauft. Herr  Brüggemann gelobte Besserung und versprach, dass man das Frontend des Shops mindestens um eine Live-Abfrage des Scores erweitern will (das ist mal keine schlechte Idee).

Über alles andere lässt sich, solange ich vom Datenschutzbeauftragten von C&A kein Feedback habe, nur spekulieren. Mir kommt eigentlich nur Geoscoring in den Sinn, wenn es denn wahr ist, dass keine personenbezogenen Daten in das Scoring mit einbezogen werden. Aber wenn die dann in die Johannisstraße nichts verschicken wollten, dann dürfte in der ganzen Nürnberger Südstadt kein einziges Paket mehr ausgeliefert werden…

Ich halte Euch auf dem Laufenden. Und gebe als persönlichen Rat mit, bei C&A nur mit Kreditkarte zu zahlen – wenn ihr da was bestellen wollt.

Heute in Frontal21: Wie Mr. Wash die Mitarbeiter ausbeutet

Wenn auch nur die Hälfte dessen, Was das ZDF über die Firma „Mr. Wash“ recherchiert hat, stimmt, dann gute Nacht!

Hier gehts zum Link der Sendungsvorschau – und hier ist ein Video (leider auf der Heute-Startseite – wer weiß, wie lange es da noch steht, also bitte beeilen, wenn ihr es anschauen wollt). Besonders skandalös sind die Arbeitsbedingungen von Mr. Wash übrigens in…

… Nürnberg!

Heute im zweiten Programm, Frontal 21, ab 21 Uhr

„Ich bin doch nicht blöd!“

Gnihihi. Ihr erinnert Euch bestimmt an die tolle Media Markt-Werbung zwischen den Jahren, bei der versprochen wurde, dass jeder zehnte Einkauf kostenlos ist.

Wie sollte das technisch funktionieren? Auf jedem Kassenzettel des Marktes findet sich eine aufgedruckte Nummer, deren Endziffer relevant wird, denn die Gewinnziffer wird ausgelost.

Jetzt hat es wohl etliche Leute gegeben, die bei der Lotterie ein bisschen bescheißen wollten und einfach mal zehn DVD-Recorder oder zehn Plasmafernseher gekauft haben – in der Hoffnung, dass eines der Geräte dann kostenlos sein wird. Die überzähligen Geräte wollten die Schlaumeier dann wieder zurückgeben – im Rahmen des von Media Markt eingeräumten zweiwöchigen Rückgaberechts.

Und was macht jetzt Media Markt, wenn einer kommt und neun Plasmafernseher zurückbringt? Sie geben dem Kunden einen Warengutschein – aber kein Bargeld zurück!

Bwahahahaha! Gnihihi! Bwahahahaha! Super Geniestreich! Ausgerechnet Media Markt straft die raffsüchtigen Neunmalklugen ab!! Bwahaha!! So geil ist Geiz!! (Diese Kunden ist Media Markt zwar los, aber er braucht sie auch nicht mehr, es wurde ja genug verdient an den Idioten. Und die brauchen auch keinen Media Markt mehr: Nehmen wir an, dass ein Fernseher etwa zehn Jahre funktioniert, dann haben die Schlauberger ja Fernseher für 90 Jahre auf Vorrat!)

Chronik des Scheiterns: Die faherlose, vollautomatische U-Bahn (U3) in Nürnberg

Über die vollautomatische und fahrerlose U-Bahn U3, von den Marketingleuten der Verkehrsaktiengesellschaft Nürnberg auch als „RUBIN“ bezeichnet (nur: Außer den Marketingfuzzies der VAG nennt die so niemand) habe ich schon einiges geschrieben. Es gab auch viel zu schreiben, denn diese U-Bahn, so hat man das Gefühl, steht mehr, als sie fährt.

Am heutigen Montag waren die technischen Probleme der automatischen U-Bahnzüge allerdings so massiv, dass das massive Versagen der Technik und im Besonderen der VAG nicht mehr zu verbergen war. Ich gehe aber noch weiter und sage: Da diese U-Bahn so unglaublich viele Fehler aufweist und man nicht mehr davon sprechen kann, dass sie funktioniert, behaupte ich: Die vollautomatische, fahrerlose U-Bahn Nürnbergs der VAG, genannt „RUBIN“, ist gescheitert.

Und leider bekleckern sich in dieser Angelegenheit auch die Nürnberger Nachrichten bei der Berichterstattung nicht mit Ruhm. Der Artikel „Zwei U-Bahnlinien verspäten sich – zur Sicherheit„, heute auf den Webseiten der NN um 15.30 Uhr veröffentlicht, stimmt leider mit keiner Silbe, denn die technischen Probleme waren um 15.33 Uhr noch längst nicht behoben – sie begannen zu diesem Zeitpunkt erst.

Um etwa 16 Uhr, bis weit nach 18 Uhr ging auf den Linien U2 und U3 nichts mehr. Laut Lautsprecherdurchsage auf den Bahnhöfen sollte das Problem der U-Bahn „schnellstmöglich“ behoben werden – doch leider haben es die VAGler nicht geschafft, ihre Bahn fit zu machen. Für drei U-Bahnstationen brauchte die U2 auf der Strecke von Herrnhütte bis zum Rennweg 30 Minuten (sic!) – und retour brauchte der Zug ebenfalls 25 Minuten. Es funktionierte nichts mehr, die VAG erachtete es, trotz des über Stunden fortdauernden Problems, auch nicht für nötig, behelfsweise Busse einzusetzen. Und das mitten im Berufsverkehr.

Dieses Bild kann nicht angemessen illustrieren, wie überfüllt die Waggons waren – es passte aber wirklich nicht ein einziger Fahrgast mehr in den Waggon. Diese Situation war heute in der Nürnberger U-Bahn ein gewohntes Bild.

Von Station zu Station machten die U-Bahnen auf der Linie U2 und U3 jeweils zehn bis fünfundzwanzig Minuten Pause. Wer auf die VAG verzichtete, und selbst weite Strecken zu Fuß ging, war schneller unterwegs.

Ein bedauerlicher Einzelfall? Nein, leider nicht, denn es vergehen kaum Tage, an denen die automatische U-Bahn nicht versagt.

Diese Zustände sind nicht mehr hinnehmbar – ein Scheitern des Projekts RUBIN kann nun von niemandem mehr geleugnet werden. Das wirklich Schlimme an der Sache ist, dass für das gescheiterte Projekt von der VAG mit tatkräftiger Unterstützung der Stadt Nürnberg über 610 Millionen Euro (sic!) vernichtet wurden und die Nürnberger nun für Jahre, wenn nicht Jahrzehnte auf einer technisch unausgereiften, unzuverlässigen U-Bahn sitzenbleiben („sitzenbleiben“ im besten Wortsinne, denn „fahren“ darf man den Zustand in der U3 nicht nennen, will man nicht mit Recht der Lüge bezichtigt werden). Es ist nicht nur ein Skandal, es ist eine Schande!

Nicht vergessen werden darf, dass an der Misere auch die Firmen Siemens und Hirschmann Automation Mitschuld tragen.

Selbst in der Wikipedia, in der eher gelöscht wird, als nur einen Hauch von Zweifel an der Neutralität der Artikel aufkeimen zu lassen, wird über die U3 berichtet:

Seit 20. Oktober 2009 wurden Werktags in der Schwachverkehrszeit (ab 21 Uhr) und an Sonntagen ganztags die dann auf der U3 nicht benötigten Fahrzeuge als Kurzzüge außerhalb des regulären Fahrplans auf der U2 und U21 eingesetzt. Dies geschah im Vorgriff und als Test für das nach dem 2. Januar 2010 vorgesehene Betriebsprogramm, bei dem auf den beiden automatischen Linien überwiegend mit Kurzzügen, bei einem Minimaltakt von 100 Sekunden auf der gemeinsamen Stammstrecke, gefahren werden sollte. Nachdem es während des Testbetriebs im Dezember 2009 mehrmals zu Störungen im Betriebsablauf gekommen war, wurde vorerst vom geplanten 100-Sekunden-Takt abgesehen. Am 2. Januar 2010 erfolgte schließlich die vollständige Umstellung der U2/U21 auf automatischen Fahrbetrieb und die Umsetzung des neuen Betriebskonzepts, bei dem auf der U3 ganztägig und auf der U2/U21 in der Schwachverkehrszeit Kurzzüge eingesetzt werden.

Und nun haben wir den Salat. Es funktioniert nämlich nicht. Die automatische U-Bahn kann nicht umkehren und wenn irgendwo auf der Strecke eine Störung auftritt, denn stehen in der Kettenreaktion auf einmal an alle n U-Bahnhöfen alle Bahnen. Das passierte mit den von Fahrern gesteuerten Zügen nicht annähernd so häufig, denn erstens ist die Technik dieser vom Menschen gesteuerten Bahnen ausgereift und zweitens fehlt der Fahrer. Der kann, so denn er einen Defekt bemerkt, über Lautsprecher die Fahrgäste auffordern, auszusteigen und oft gelingt es den Fahrern auch, defekte Züge als „Werkstattzüge“ über Haupt- und Nebengleise zu schleifen oder ins Depot zu fahren. Bei von Fahrern gelenkten U-Bahnen ist es in der Mehrzahl der Fälle so, dass der defekte Zug ausfällt. Einer von vielen. Bei der automatischen U-Bahn steht der ganze Betrieb. Über Stunden. Auf ganzen Linien, in vielen Stadtteilen. Das ist scheiße.

Und denen, die die U3 mit den Argumenten der Automatisierungsverfechter verteidigt haben, sei gesagt: Die U3 steht so oft, so viele Streiks können selbst mehrere Gewerkschaften nicht anzetteln. Die U3 steht so oft, so viele Fahrer können gar nicht krank werden. Für das Geld hätte man Generationen von Fahrern ein echt anständiges Gehalt und die halbe Rente noch dazu bezahlen können.

Die U3 ist kaputt – und wir Nürnberger müssen damit leben. „Herzlichen Dank!“ allen, die das verkackt haben.

Update: Während die NN heute journalistisch im Kontext der massiven Störungen mit der automatisierten U-Bahn leider versagten, hat die Nürnberger Zeitung einen Artikel online, der das Ausmaß der Störungen vernünftig beschreibt.

Wie wir alle beim Kurzarbeitergeld verarscht werden…

Eigentlich, so möchte man meinen, ist das Kurzarbeitergeld KUG eine staatliche Transferleistung und müsste deshalb ja – der Logik nach – nicht versteuert werden. Liebe Arbeitnehmer, die ihr da alle in Kurzarbeit seid: Mitnichten!

Wie die Deutsche Handwerkszeitung berichtet, wird das Kurzarbeitergeld besteuert, indem es vom Finanzamt zuerst auf das zu versteuernde Einkommen draufgeschlagen wird (dadurch rutscht man in der Regel in der Progressionsstufe höher). Dann wird das Kurzarbeitergeld wieder abgezogen und das verbleibende Einkommen mit dem entsprechend höheren, weil durch die Progressionsstufe gestiegenen Satz versteuert.

Das bedeutet in der Regel: Nachzahlen – weil ja monatlich zur Versteuerung der geringere Satz angenommen wird.

Das ist ja schon der Hammer. es kommt aber noch härter:

Doppelt bestraft werden verheiratete Eltern, bei denen der eine Partner Kurzarbeitergeld und der andere Elterngeld bezieht. Denn auch das Elterngeld wird indirekt besteuert. Steuerrücklagen sind also in solchen Fällen unbedingt empfehlenswert. (Deutesche Handwerkszeitung)

Also: Kinderkriegen verkneifen, bis wir aussterben, anders lernen es die Deppen nicht!

Und was müssen wir auf der Seite des Bundesministerium für Finanzen lesen?

Eine gerechte Regelung: Denn es gilt der Grundsatz des Steuerrechts, das für die Besteuerung die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit einer Familie insgesamt berücksichtigt wird – steuerfreie Einnahmen erhöhen sie für einen gewissen Zeitraum.

Es ist eine bodenlose Frechheit. Familien, in denen ein Elternteil in Kurzarbeit ist, werden doppelt bestraft! Erstens, weil durch Kurzarbeit per se weniger Geld in der Familienkasse ist und das angeblich steuerfreie KUG dennoch besteuert wird. Nein, das ist keine gerechte Regelung – das ist eine asoziale Regelung. Nichts anderes.

Und was soll man laut Bundesfinanzministerium dagegen tun? Die Webseite rät:

Zur Sicherheit sollte man heute schon etwas Geld beiseite legen.

Oder einfach dieses kranke und unfaire Steuersystem abschaffen! Das scheint mir derzeit die einzig sinnvolle Alternative. Asoziales Pack!

(Danke, Marcus!)

Der Winterdienst in Nürnberg gleicht einer Katastrophe

Zwischen den Jahren haben wir es in den Nachrichten vernommen und schon jetzt zeigt sich das ganze Ausmaß der Finanzkrise für die Kommunen: Der Städtatag weist mit einem in dieser Intensität nicht gekannten Hilfeschrei darauf hin, dass die Kommunen pleite sind, die Abgaben steigen werden und der Service eingedampft wird.

Wie schnell das gehen kann, sehen wir derzeit am Winterdienst in Nürnberg, der durch den kommunalen Eigenbetrieb „Service Öffentlicher Raum“ (SÖR) vollzogen wird werden sollte. Deren Job ist es, zumindest die Nürnberger Hauptverkehrsstraßen schneefrei zu machen und zu streuen – nur wird dieser Job nicht gemacht.

Am Wochenende war festzustellen, dass selbst große Hauptstraßen nicht geräumt waren – am Freitag nicht und am Samstag auch nicht. Der Matsch verhinderte ein vernünftiges Fortkommen, es schneite, was ging und niemanden hat es geschert. Heute Morgen um 8 Uhr waren weder die Äußere Bayreuther Straße noch die Klingenhofstraße noch sonst irgendwas in dieser Ecke des Nordens geräumt. Zur Hauptverkehrszeit sind Hauptverkehrsstraßen nicht geräumt!

Auf seiner Webseite wirbt der SÖR übrigens mit folgendem „Leitsatz“:

Das Ergebnis zählt. Es ist aus der Sicht des Bürgers zu denken.

Bwahahahaha! Diese Aussage ist ein wie fürs Lehrbuch geschaffenes Beispiel von Realitätsferne!

Eine Blöße gibt sich die Stadt Nürnberg aber nicht: Bus- und Tramhaltestellen sind schneefrei und ordentlich gesalzt. Denn wenn sich hier jemand den Haxen bricht, verklagt er die Stadt und gewinnt.

Ist Nürnberg finanziell wirklich schon so am Hund, dass selbst diese Basics nicht mehr funktionieren?

1 68 69 70 71 72 110