blog.fohrn.com

Zum Tode von Pierre Henry.

Was für Deutschland Stockhausen war, war für Frankreich Pierre Henry. Gestern Nacht ist Henry hochbetagt in Paris gestorben.

Henry ist – zusammen mit Schaeffer – zweifelsohne Vater der musique concrète, jenem Musikstil, dessen Kompositionen sich aus Versatzstücken von (Natur-)Geräuschen und Stimmen und der Orchestrierung und des Arrangements selber speisen. Klänge vorab aufzuzeichnen und dann in einer anderen (Re)Kombination zu einem neuen Werk zusammenzufügen und zusammenzuführen, das würde man wohl heute als sampling bezeichnen. Letztlich aber ist diese „Technik“ ja Grundlage jeder Kunst, die sich unterschiedlicher Versatzstücke des menschlichen Erlebens bedient und diese neu organisiert. Henry nutzte Mitte der 1940er Jahre die damals erstmalig technisch hinreichend funktionsfgähige Stahl- und Magnetbandaufzeichnung und schnitt seine Arrangements auf Schallplatte. Live bot er seine Werke in der Frühzeit mit Plattenspielern und Mischpulten dar, was ich aber ehrlich gesagt nicht als DJing betrachte. Dieser Umgang mit Klang bringt freilich mit sich, dass es keine Partitur im engeren Sinne gibt. Wegen diesem frühen „sampling“ wird Henry gerne auch als Vater bzw. Großvater des Techno bezeichnet – wer sich aber mal eines seiner Weke konkreter Musik anhört, mag an dieser Betrachtung durchaus Zweifel anmelden. Ich zumindest kann bei aller Bewunderung diese Zuschreibung nicht so recht nachvollziehen.

Im Gedenken an Henry habe ich die Symphonie pour un homme seul (etwa: Sinfonie für einen einzelnen Mann) aufgelegt, die zusammen mit Pierre Schaeffer 1949 und 1950 am französischen Institut für Rundfunktechnik entstand. Kein einfach zu hörendes Werk, und dennoch: Die zum Teil rückwärts gespielten Stimmen, Geräusche, zerstückelten Klaviertöne… und Fadings ergeben mit der Zeit ihre ganz eigene Melodie.

Weit über den Publikumskreis ernster Musik hinausreichende Bekanntheit sicherte sich Henry mit seiner Komposition Psyche Rock (zusammen mit dem Filmkomponisten Michel Colombier) 1967, die vielen sicher im Remix von Fatboy Slim und als Intro der Zeichentrick-Serie Futurama bekannt ist. Henrys Musik war immer revolutionär. Ehre, wem Ehre gebührt!

Ten Years After – Boogie On.

Ten Years Afters zweites Studioalbum Stonedhenge ist legendär. Mein erster Kontakt mit dem Album und der Band hatte ich wohl 1997, als ich die LP auf Kassette kopiert bekam und das Teil so lange hörte, bis der Tonkopf meines Walkmans tiefe Laufrillen in das Magnetband gepflügt hatte. Die CD fiel mir erst gute fünfzehn Jahre später in die Hände. Ich erinnerte mich sofort des Albums und meiner Jugend und traf dann unvermittelt auf einen genialen, aber mir bis dato völlig unbekannten Song: Boogie On.

Boogie On ist auf die CD-Pressung, die um die Jahrtausendwende entstand, einfach als Bonus-Track gewandert. Ich stehe solchen „Eingriffen“ bei der Wiederveröffentlichung mit gemischten Gefühlen gegenüber. Freilich: Ein Schallplattenalbum hatte früher oft nur 35 oder 40 Minuten Spielzeit. Was mache ich mit der restlichen „freien Zeit“ auf einer 74-Minuten-CD? Eine sinnvolle „Füllung“ ist ja ein echter Mehrwert für den Käufer. Andererseits betrachte ich ein Album eines Künstlerns auch als „geschlossene Einheit“, und irgendwie gebietet es doch der Respekt, hier nicht einfach dran herumzuwurschteln.

Bluesrock. #nowplayingEgal, Ich konnte mich noch gut erinnern, dass der wirklich geniale Song nicht auf der Stonedhenge-LP drauf war, und so ging denn die Suche nach einer Veröffentlichung des Songs auf Platte los. Bei Discogs war das Teil schnell gefunden: Das Album (oder besser: Die Compilation) heißt Ten Years After – Alvin Lee & Company und bei mir hat es zwischenzeitlich als Nova-Pressung aus dem Jahr 1972 ein neues Zuhause gefunden. Das Album ist höchst gelungen, die Qualität dere Pressung geht so halbwegs in Ordnung, die Ausstattung der Platte – dies nur nebenbei, es soll ja um die Musik gehen – ist spartanisch.

Und trotzdem: Eine etwas besondere Version von The Sounds und eben Boogie On machen das Album für mich zu einem echten Highlight. Wie oft üblich, kann man die Platte nebst einiger Bonus-Tracks (schon irgendwie witzig: Bonus-Tracks auf einem quasi „Bonus-Album“) auf Youtube komplett hören.

Wochenrückblick KW 28 und 29/2017.

Jo…

  • Der Loudness-War könnte bald zu Ende sein. Sehr hörenswert!
  • Was für eine legendäre Live-Version! Eric Clapton – Cocaine.
  • Irgendwie kommt man sich angesichts solcher Meldungen vor, wie ein Opa: Ich habe immer noch einen guten alten Rechner unter dem Schreibtisch stehen und bin damit total zufrieden. Was habe ich an dem aus dem Jahre 2011 stammenden Gerät nicht schon alles modifiziert: Mehr Speicher, USB 3.0, ein Blue-Ray-Brenner, erst eine SSD, dann eine größere SSD… Auch wenn der Rechner nicht mehr taufrisch ist, so leistet er mir doch gute Dienste. Insofern fällt es mir doch etwas schwer, zu verstehen, dass der PC-Markt nun das elfte Jahr in Folge im Schrumpfen begriffen ist. Wobei: Wenn jeder mit sechs Jahre alten Kisten herumwurschtelt, ist´s ja kein Wunder…
  • Farewell, Windows Phone!
  • Das aufwändig produzierte Krimi-Hörspiel „Verblendung“ von Stieg Larsson gibts übrigens bei 1LIVE im Download (ich weiß allerdings nicht, wie lang noch).

Podcast-Empfehlung: Sven sagt.

Freunde und Franken müssen zusammenhalten. Aber nicht nur deshalb möchte ich Euch heute einen Podcast aus dem fränkischen Cadolzburg empfehlen, der mittlerweile – die Sonderfolgen nicht mitgerechnet – die 57. Ausgabe präsentiert.

Sven sagt… informiert sonntäglich via Soundcloud in kurzen Blöcken von etwa drei Minuten bis zu einer Viertelstunde über aktuelle Netzthemen, Radio, Fernsehsendungen… Und freilich darf auch die (Netz-)Politik nicht fehlen.

Bleibt eigentlich nur zu klären, warum der bekennende Anti-Alkoholiker und stolze Mittelfranke Sven ausgerechnet den „U-Turm“ der Dortmunder Union-Brauerei als Headerbild gewählt hat. Ein Geheimnis, das der Podcaster und bekennende Radio-Freak ja in einer seinen nächsten Folgen lüften könnte….

In Your Town.

Wenn ich mir mitunter vor Augen halte, was in den 1970er und 1980er Jahren im deutschen Fernsehen geboten wurde, bin ich blass vor Neid und ob der Qualität erstaunt! Eines dieser brillianten Fundstücke stammt aus dem Jahre 1971: Der Meister des Bluesrock, Rory Gallagher, war 1971 und 1972 im Beat-Club zu Gast. Und was er dort zu Gehör brachte, zeigt Gallaghers Können auf dem – zumindest für mich – Gipfel seines Schaffens.

Irgendwann in den späten 90ern habe ich dieses Beat-Club-Ding mal auf VHS gesehen, freilich in gruseliger Qualität, wie man das seinerzeit eben so hatte. Schon damals ist mir der von Gallaghers zweitem Soloalbum Deuce stammende Titel In Your Town als besonders kraftvoll und eingängig hängengeblieben. Gallagher zeigt hier unverstellt nicht nur sein Können sondern seine ganze Spielfreude!

Den Gesamtmitschnitt der Sessions findet man übrigens auch komplett auf Youtube! Unbedingt sehens- wie hörenswert, wenngleich die Qualität nur halbgut ist.

Update 14.06.2023: Defekter Video-Link wurde gefixed.

Sommerputz.

Hier! Ein neues Design. Nach sage und schreibe neun Jahren gibt es hier tatsächlich mal eine kleine Designänderung. Ich habe aufgeräumt und werde in den nächsten Tagen und Wochen noch ein wenig daran basteln.

Ob es jetzt exakt bei DIESEM Design bleibt, kann ich noch nicht sagen, aber das „Prosumer“-Theme wollte ich schon lange in Rente schicken….

» Weiterlesen

BGE – ein sehr lesenswerter Post.

Ich möchte Euch ein Blogpost zum Thema „Bedingungsloses Grundeinkommen“ nicht vorenthalten, weil es präzise und verständlich zusammenfasst, warum ich mich für das BGE nie erwärmen konnte.

Gerade wenn man sich ansieht, wie viele FDPler sich für ein „Bedingungsloses Grundeinkommen“ aussprechen, wird klar, welch neoliberal-rechtslibertäre Niedertracht sie damit verfolgen…

Daher: Lest bitte den Artikel „Missverständnisse zum Bedingungslosen Grundeinkommen — ein Rant“. Er stellt für mich einen der wesentlichsten Beiträge zur Debatte in den letzten Jahren dar.

Geknackt.

Sieh einmal einer an. Ich bin – im neunten Jahre der Existenz dieses Blogs – also tatsächlich „Opfer“ eines sog. „Hackerangriffs“ geworden. Wie, das ist mir noch nicht ganz klar, selber schuld bin ich aber zweifelsohne, weil ich meinen Krempel nicht aktuellgehalten habe. Das, was ich anderen immer predige, habe ich selbst schön vernachlässigt und – bumms! – folgt die Strafe auf dem Fuße!

Such a fuck! Aber egal, es ist ja noch mal glattgegangen. Mein herzlicher und aufrichtiger Dank zuerst einmal an Sven (@advotux), der mich sofort alarmierte!! Ich gelobe Besserung, dass ich mein Zeug aktuell halte!

Postmodernes Arschloch.

Wer könnte schon von sich behaupten, in seinem Alltag frei von Begegnungen mit postodernen Arschlöchern zu sein? Nun, diese Bürde unserer Tage haben Wortfront gekonnot beschriebensungen, bereits vor geraumer Zeit; am Phänomen, am „bla bla“ und am Habitus dieser Arschlöcher hat sich nichts Wesentliches geändert. Die Aktualität dieses kleinen Songs ist zweifelsohne gegeben, und daher laassen wir – zur freundlichen Gemahnung – Sandra Kreisler für uns singen:

(Diese Livedarbietung ist ganz bezaubernd, aber auch die Studioversion ist, gerade wegen ihres Intros, sehr hörenswert!)

1 7 8 9 10 11 106