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Im Test: Der HiRes-Player HIFI WALKER H2

Schon wieder ein Player der Firma HIFI Walker im Test? Ja, heute widme ich mich einmal mehr einem klassischen MP3- und HiRes-Audioplayer der gehobenen Mittelklasse, dem Modell “H2”. In anderen Posts zu diversen Playern habe ich ja schon diskutiert, ob es heute, in Zeiten des Smartphones, überhaupt noch sinnvoll ist, sich einen dezidierten Hardware-Musikplayer zuzulegen. Um das ein wenig abzukürzen, mein Fazit zu dieser Frage: Ja, das kann sinnvoll sein, wenn man viele Lossless-Dateien und einen sehr guten Kopfhörer sein Eigen nennt oder oft in mit Mobilfunk schlecht versorgten Gebieten Musik hören möchte – dann aber braucht und wünscht man einen exzellent klingenden und kompromisslos vernünftig bedienbaren Player. Ist der H2 so ein Player? Dieser Frage möchte ich gerne in diesem Test nachgehen.

Klassisch und aufgeräumt: Der HIFI WALKER H2

Klassisch und aufgeräumt: Der HIFI WALKER H2

Beim H2 handelt es sich um einen (an heutigen Maßstäben gemessenen) recht klassischen HiRes-Player ohne viel Schnickschnack. Zu den zentralen Features gehört, dass er neben der Wiedergabe von Musik von der microSD-Karte (bis 256 GB) auch als DAC einsetzbar ist (über USB-C anzuschließen) und neben dem Kopfhörerausgang auch über einen nicht-symmetrischen Line-Out für Stereoanlage oder Aktivboxen verfügt. Außerdem ist er per Bluetooth sowohl als DAC, als auch als Player mit Bluetooth-Kopfhörern. Ein Radio, Aufnahmefunktionen, eine Option zur Wiedergabe von Videos und Ähnliches sucht man Gott sei Dank vergeblich – ich schätze es außerordentlich, wenn sich solche Geräte ausschließlich dem ihnen primär zugedachten Zweck widmen.

Kopfhörerbuchse, USB-C und Line Out - das sind die Anschlüsse des H2

Kopfhörerbuchse, USB-C und Line Out – das sind die Anschlüsse des H2

Zuerst einmal präsentiert sich dieser Player klein, kompakt, aber auch ein wenig schwer. Die Haptik selbst ist ohne Fehl und Tadel, das robuste Metallgehäuse liegt gut, sicher, quasi solitär in der Hand. Alle Stecker rasten sauber ein, sitzen fest und bieten fehlerlosen Kontakt, die Bedienelemente verfügen allesamt über einen sauberen Druckpunkt. Auch der kleine Bildschirm präsentiert sein Bild gestochen scharf, hell und klar. Es ist eine Freude, diesen Player in die Hand zu nehmen. Der Akku soll etwa zehn Stunden durchhalten (heute ein eher mittelmäßiger Wert).

Kommen wir zu den technischen Daten: Wer sich gegenwärtig, also im Zeitalter des Smartphones und verlustfreier Streamingdienste einen klassischen “Offline-Player” besorgt, legt, wedi eingangs erwähnt, sein Augenmerk auf höchste Klanggüte und damit mutmaßlich auf neueste D/A-Wandlertechnik. Hier ist der Player nicht ganz up to date, aber ich würde sagen “immer noch recht ordentlich mit dabei”: Im Jahr 2024 man von einem HiRes-Audioplayer nicht nur Bluetooth 5.2/5.3, sondern auch Low Energy HiRes Audio Wireless. Dieser Player erfüllt diese Standards nur bedingt, muss man sich doch mit dem alten 4er-Protokoll, präzise 4.2 begnügen. Neben FLAC gibt der Player auch DSD (Direct Stream Digital) wieder – und das ist für mich das Wichtigste. SBC, AAC und APT-X sind selbstverständlich. Das Gerät kann als mobiler DAC über Bluetooth eingesetzt werden, der Wandler, der dies alles erledigt, ist ein Burr Brown PCM5102, ein 2-Kanal-Wandler, der einen ausgezeichneten Ruf genießt und gerade in mobilen Geräten seit wenigstens zehn Jahren so unverändert verbaut wird. Texas Instruments, die Burr Brown im Jahre 2000 gekauft hatte, hat gut daran getan, die hochwertige Produktlinie “BB”s konsequent weiterzuentwickeln. Burr Brown-Wandler laufen auch in meinem stationären HiFi-Setup seit wenigstens fünfzehn Jahren (als Hybrid mit Röhrenverstärkung) sehr zu meiner Zufriedenheit und liefern eine einwandfreie Qualität bei niedrigen Preisen. Wir haben es hier also mit einem im besten Wortsinne klassischen und erprobten System zu tun, wer State of the art möchte, greift eher zu Shangling und Konsorten, bekommt dann aber nicht die gute, klassische Gerätehaptik ohne Touch & Co.

Ein paar Dinge an diesem Player gefallen mir sehr gut – dazu zählt neben der allgemein guten Verarbeitung vor allem die Tastenbedienung. Die Tasten und das Scrollweel sind allesamt mechanisch bedienbar, im Dunklen gut fühlbar und geben ein entsprechendes haptisches Feedback – und das ist heute eine echte Seltenheit geworden. Als Scrollwheel wählte man bei HiFi-Walker ein Bauteil von ALPS, das zu Beginn recht straff läuft, mit der Zeit spielt sich das Scrollrad aber etwas frei und lässt sich schön flüssig bedienen. Allein für die Pflege dieser guten alten Tugenden sollte man erwägen, diesem Musikplayer bei seiner Auswahl eine Chance zu geben.

Die Ausgangsleistung von 70 mW, gemessen an 32 Ohm, ist ebenfalls eher Hausmannskost. Gut, in den meisten Fällen dürfte diese Leistung im mobilen Betrieb völlig genügen und keine Probleme verursachen, zumal der Kopfhörerausgang ja die gewohnte, kleine Dreieinhalb-Millimeter-Klinke aufweist; wer aber mit höherohmigen Kopfhörern arbeiten will, gelangt schnell in den Bereich der Leistungsreserven dieses Players.

Zum Wichtigsten: Klanglich gefällt mir dieser Player sehr, gerade kabelgebunden – ältere Hardware heißt ja nicht automatisch schlechtere Performance! Insgesamt liefert der H2 ein sehr transparentes Klangbild, schön straffe Bässe, bestens balancierte Mitten und einen Hauch (aber wirklich nur einen Hauch) Überbetonung im Hochtonbereich (was sicher auch mit den verwendeten Kopfhörern in Zusammenhang stehen mag). Klanglich ist dieser Player jedenfalls ausgezeichnet, auch in Anbetracht des geforderten Preises von gegenwärtig etwa 120,- Euro (im Bundle mit einer eineachen 128 GB micro-DS-Karte). Und hier bin ich bei einem wesentlichen Punkt, nämlich der Frage, warum man in Zeiten von HiRes-Streaming und BT 5.3 LE am Handy noch einen Hardware-MP3-Player braucht. Manch einer mag sich bislang nicht so recht an das Musikhören mit dem Mobiltelefon gewöhnen. Wer zudem viele unkomprimierte Audiodateien sein Eigen nennt und für wenig Geld einen gut klingenden Player sucht, der ist hier schon ganz richtig, vor allem dann, wenn es darum geht, kabelgebunden Musik zu hören und bereits vorhandene, hochwertige Kopfhörer weiterzuverwenden. Für die alleinige Verwendung des Players mit Bluetooth-Kopfhörern würde ich den H2 ob seiner prinzipiell ausgewogen klingenden, aber nicht ausnahmslos stabilen BT-Verbindung mit dem dann doch etwas ältlichen Protokoll wohl nicht in die engere Wahl ziehen.

Cover-Art ist möglich, aber eben verzerrt

Cover-Art ist möglich, aber eben verzerrt

Zur Bedienung: Im Wesentlichen präsentieren sich User Interface und Software sauber implementiert, halbwegs fehlerfrei und weitestgehend vernünftig übersetzt.
Das soll aber bitte nicht heißen, dass ich mit der Software zufrieden bin, im Gegenteil. Würde man sich herstellerseitig ein wenig mehr mit der Software beschäftigen und zumindest die gröbsten Fehler herausschleifen, hielten wir mit dem H2 den woh annäherndl perfekten Musicplayer für das Jahr 2025 in Händen. Dem ist aber leider nicht so.

Ein Beispiel gefällig? Gapless-Wiedergabe funktioniert, trotz aktuellster Firmware, zum Beispiel nur, wenn die Menüsprache Englisch ist und auch beibehalten wird – wird die Menüsprache des Players auf Deutsch umgestellt, existiert weder der Menüpunkt “gapless playback”, noch werden die Titel ohne Unterbrechung abgespielt. Und dann fällt noch ein Fehler auf, der altbekannt ist und heute selbst bei allem Wohlwollen so nicht mehr passieren darf: Die Dateien werden nicht in der Reihenfolge, in der sie auf der SD-Karte abgelegt sind, wiedergegeben, sondern der Player hat den alten „Dateinamenfehler“ und spielt die Dateien in der Ordnung “A-Z” und in Folge „1, 11, 2, 21…“ Wenn Player der early 2000s solche Bugs haben, ist das schon ärgerlich, heutzutage, da diese Geräte ja mit Smartphones konkurrieren müssen, ist das völlig inakzeptabel.
Dieser superärgerliche Fehler passiert, weil sich die Hersteller weigern, die Software dahingehend zu optimieren, das Dateisystem der Speicherkarte standardgerecht zu mounten. Vor fünfundzwanzig Jahren, als die Prozessoren solcher Player noch wenig Leistung hatten, konnte man das technisch nachvollziehen, wer heute allerdings außerstande ist, ein Produkt auf den Markt zu bringen, das ein Dateisystem vernünftig anzeigt, der hat sich streng genommen selbst disqualifiziert. Anhand solcher vermeintlicher Details erkennt man eben, dass die Fa. HiFi-Walker eher ein Hardwareverkäufer/händler denn ein ernst zu nehmender Hersteller ist, der sich leider weder bezüglich der Qualität der Software, noch der eigenen Entwicklungstiefe vom durchschnittlichen chinesischen Billiganbieter emanzipieren konnte.

Mit zum Lieferumfang gehört eine einfache 128 GB microSD-Karte

Mit zum Lieferumfang gehört eine einfache 128 GB microSD-Karte

Wer mit diesen nicht ganz unbedeutenden Unzulänglichkeiten prinzipiell leben kann, findet im H2 einen eigentlich guten, sauber verarbeiteten kompakten Begleiter, dem zusätzlich noch eine 128 GB-Speicherkarte beiliegt. Haptik und Klang stimmen, die verwendete Hardware ist, wie man sich leicht vorstellen kann, nicht mehr taufrisch, liefert aber einen guten Klang und dürfte die Bedürfnisse der meisten Nutzer befriedigen.
Die Fehler in der Software, die sich auch mit einem Update auf die Version 1.9 nicht haben beseitigen lassen, sind aber mehr als ärgerlich. Der Player bringt also all jenen Hörern Freude, die diszipliniert Dateinamen und ID3-Tags ihrer Musiksammlung gepflegt haben oder denen es auf eine korrekte Sortierung der Dateien innerhalb der Ordner nicht immer ankommt. Der Player kann selbstverständlich auch Playlisten managen und wiedergeben, ist hier aber auf eine Gesamtzahl von 14.999 Titeln limitiert. Wer “nur” Musik hört, für den mag dies keine allzu schwerwiegende Limitation sein, wer aber seine Hörbuchsammlung auf dem Player nutzen möchte, wird bei einer gut gefüllten 256 GB-Karte hier schnell an seine Grenzen kommen und lieber mit der Ordneransicht des Players arbeiten wollen – und wenn bei Hörbüchern die Ordnung durcheinandergerät, ist die ganze Sache eigentlich nicht mehr sinnvoll.

Und so fällt mein Fazit ambivalent aus: Wer weiß, was er softwareseitig bekommt und sich damit arrangiert, erhält sehr gute, wenn auch nicht taufrische Hardware zu einem attraktiven Preis – bei erwähnenswert gediegener Verarbeitung. Wer neben der Hardware auch auf eine vernünftige Software angewiesen ist und als Menüsprache nicht allein Chinesisch und Englisch nutzen möchte, sucht mit mir weiter nach dem perfekten HiRes-Audioplayer für vernünftiges Geld.

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