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Wurde die Nürnberger U-Bahn gehackt?

Wer vorgestern den Report aus München im ersten Programm gesehen hat der mochte seinen Augen nicht trauen: Eine U-Bahn in „einer deutschen Großstadt“ wurde demonstrationshalber von einem Herren namens Marco di Filippo gehackt – oder scheinbar doch nicht, so genau weiß man das nicht. Zweck der Übung war, zu demonstrieren, wie verwundbar wichtige Infrastruktur für islamistische Angriffe eines „Cyber-Terrorangriffs“ sei. Bei der U-Bahn, die als Demonstrationsobjekt herhielt, handelte es sich um die Nürnberger U-Bahn, genauer: Ziel des Angriffs war die Steuerung der vollautomatischen, fahrerlosen U-Bahnen der Linien 2 und 3.

Der Bericht ist übrigens auf den Seiten das Bayerischen Rundfunks zu sehen.

Bevor ich mich mit der VAG beschäftige, möchte ich einmal etwas auftrennen, was in meinen Augen nicht ursächlich zusammenhängt, nämlich den islamisch motivierte Terrorismus auf der einen Seite und die Angreifbarkeit von Infrastruktur – sofern ihre Steuerung vernetzt oder fernwartbar ist – auf der anderen Seite: Beides hat nicht zwingend etwas miteinander zu tun, denn der reine Umstand, dass ein technisches Netzwerk immer angreifbar ist, hat noch nichts mit der Motivation den Angreifer zu tun. Insofern sehe ich auch nicht, dass die Nürnberger U-Bahn ein besonders beliebtes Angriffsziel sein sollte – warum auch?

Interessant ist für mich noch ein anderer Aspekt: Wenn jemand „aus Hackerkreisen“ eine entsprechende Demonstration fährt, dann ist – aller Erfahrung nach – zuallermeißt mindestens einer der folgenden zwei Punkte gegeben, die dem Demonstrationsgegenstad innewohnen: Entweder ist das Demo-Objekt leicht zu hacken oder aber der Hack ist echt spektakulär. Zu letzteren Fällen zähle ich auch Hacks, die für sich genommen keine per se spektakulären Objekte betreffen, sondern Objekte die vielverbreitet, omnipräsent sind. Nun kann ich an dieser Stelle nur mutmaßen, allerdings drängt sich mir die Frage auf, ob im Falle der Steuerung der fahrerlosen U-Bahn in Nürnberg nicht tatsächlich beides der Fall war. Wer den entsprechenden Bericht der Nürnberger Zeitung zwischen den Zeilen liest und das Video des BR mitsamt den Kommentaren von Herrn Filippo einmal aus dieser Perspektive auf sich wirken lässt, der könnte unter Umständen zu so einem Schluss kommen.

Zahllose computerbasierte Systemsteuerungen seien so schlecht gesichert, dass sie von außen problemlos angegriffen, ja übernommen werden könnten. (Quelle: NZ)

Das für sich genommen ist nichts Neues; das es die Nürnberger U-Bahn getroffen hat, ist angesichts der Komplexität ihrer Steuerung aber auch nicht verwunderlich. Je komplexer eine Steuerung ist, je mehr Hierarchien auf diese Steuerung zugreifen können, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Angreifer eine Sicherheitslücke findet und zu nutzen versteht. Die möglichst exakte und kleinteilige Fernwartbarkeit und ein möglichst lückenloses Monitoring begünstigen genau diesen Umstand.
Und: An dieser Stelle muss ich leider etwas ätzen: Schon bei Stuxnet war es eine Siemens-Steuerung, die Kern des Angriffs war. Und im Video zu sehen ist die Softwaresteuerung einer Simatic. Ich gehe davon aus, dass man beim BR so sorgfältig arbeitet, dass das keine „Symbolscreenshots“ waren.

Über die Reaktion der VAG wundere ich mich sehr. Ich kann das Beschwichtigen der Pressesprecherin nicht verstehen. Eine gute Krisen-PR sieht erst mal anders aus, außerdem ist auch die VAG vor einem generell existierenden Problemkomplex nicht gefeit. Dies einfach zu behaupten trägt im Übrigen nichts zur Erhöhung der Sicherheit bei. Ich hätte mir als Statement seitens der Verkehrsbetriebe erstens ein klares Bekenntnis zu in solchen Fällen einzuleitenden unabhängigen Audits von absoluten Profis erwartet (nicht nur von VAG-Leuten, Betriebsblindheit, wissenschon, sowas muss extern bearbeitet werden). Ich hätte weiterhin erwartet, dass man Herrn di Filippo – öffentlich – einlädt und ihn seinen Hack seine Simulation demonstrieren lässt. Außerdem hätte ich mir die Demut gewünscht, einzugestehen, dass es eine wirklich sichere Anlagensteuerung nicht geben kann. Nichts dergleichen ist passiert. Stattdessen wird die VAG-Pressesprecherin wie folgt zitiert:

Er hat uns nicht gehackt. Dies wäre auch strafbar. (Quelle)

Ohgottohgottohgott!! „Dies wäre auch strafbar“ – einmal Naivität für 500, bitte! Der BR zeichnete im Groben folgendes Szenario: Wir sind von islamistischen Cyber-Terror verwundbar, weil unsere Infrastruktur angreifbar ist (wie gesagt, ich halte das für einen Fehlschluss, wir sind nicht von Islamisten allein angreifbar, wir sind von jedem angreifbar, der die Technik beherrscht – und darunter fallen logischerweise als Teilmenge auch Islamisten, klar). Dem cyber-terrorisierenden Taliban, liebe VAG, dürfte es allem Ermessen nach scheißegal sein, ob dies auch strafbar wäre.

Um gleich dem nächsten Fehlschluss hinterherzusteigen: Der NZ-Journalist resümiert am Ende seines Artikels:

So oder so: Viele kommunale IT-Systeme sind offenbar sehr verwundbar. Ob die U-Bahn-Steuerung VAG dazu- gehört, die Kraftwerks-Steuerung N-Ergie oder gar die Stadt Nürnberg selbst, bleibt vorerst offen.  (Quelle)

Wieso? Wieso sollen gerade die kommunalen Systeme sich für derartige Angriffe besonders anbieten? Was hat das Kraftwerk der N-ERGIE oder gar die Stadt selbst nun mit den (möglicherweise vorhandenen) Sicherheitslücken der RUBIN-U-Bahn zu tun? Ich sehe da keinen zwingenden Zusammenhang. Ich bin tatsächlich der Meinung: Es kann leider jeden treffen. Wichtig ist, seine eigenen Security auf möglichst hohem Niveau zu halten, um nicht die grinsende Beute potenzieller Angreifer zu werden. Wichtig ist auch, zu begreifen, dass IT-Sicherheit ein prozesshaftes Ding ist und tagtäglich erstritten und gewahr werden will.

Weiterhin: Wirklich kritische Infrastruktur gehört, auch wenn die Alternative im Zweifel sauteuer ist (z.B. Standleitungen) einfach nicht ans Internet. Und auch nicht zwingend ans öffentliche Telefonnetz (Anachronismusalarm! Das öffentliche Telefonnetz ist ja quasi das Internet. Ich prangere das an, ernsthaft!). Der Aufwand, den dann ein Angreifer betreiben müsste, wäre nämlich ungleich höher und würde auch die Anwesenheit des Angreifers vor Ort voraussetzen, was Ergreifbarkeit oder Verhinderung ermöglicht – und für den Angreifer ungleich höhere Risiken mit sich bringt. Einfach nur zu behaupten, die eigenen Systeme seien sicher, bringt: Nichts.

Btw.: Ich bin kein IT-Sicherheitsexperte. Das was ich hier zum Thema IT-Sicherheit fallen lasse, sind allgemein anerkannte und ganz basale Axiome. Sie sind so geläufig, dass sie schon fast wie Plattitüden wirken. Ich bin mir dessen vollauf bewusst. Umso mehr erschreckt es mich, dass dieses Basiswissen weder bei den Damen und Herren Journalisten noch bei Unternehmen wie der VAG gesetzt ist. Vielleicht ist ja genau dieser Umstand die eigentliche, gravierendere Sicherheitslücke.

Update, 17.01.2015, 17:40: Der Herr Felme von der Stadt Nürnberg hat´s übrigens begriffen.

Braunes Trinkwasser in Nürnberg – N-ERGIE mauert.

Bereits seit zwei Monaten wird im Nürnberger Süden das Wasser gechlort. Dies sei eine Sicherheitsmaßnahme, wegen „gelegentlicher und geringer mikrobiologischer Belastung“, wie die NN berichtet. Woher die Verkeimung kommt, ist bis heute nicht bekannt (oder nicht öffentlich genannt – was weiß man schon). An den Zustand haben sich die Südstädter schon fast gewöhnt – mal riecht das Wasser mehr, mal weniger nach Chlor. Auch in den Nürnberger Norden soll einmal gechlortes Wasser geleitet worden sein.

Ein ganz anderes Problem hat man im Norden indes mit der Färbung des Wassers – aus den Stadtteilen Johannis und Maxfeld wurde von braunem Leitungswasser berichtet. Kurzzeitig auftretendes braunes Wasser kennt wohl jeder – wenn die Wasserversorgung für kurze Zeit unterbrochen wird, reicht schon das erneut wieder in die Rohre einströmende Wasser, um Rostpartikel und Ablagerungen von den Rohrinnenwänden abzusprengen. Wenn gebaut wurde – auch in den Häusern – findet sich auch gerne etwas Erde, Schlamm oder Ziegelmaterial im Wasser – in der Regel ist das wohl unbedenklich, kann aber Perlatoren und die Siebchen von Haushaltsgeräten in kurzer Zeit so zusetzen, dass kein Wasser mehr durchfließt.

Am Samstag, Sonntag und auch am Montagmorgen war in einigen Teilen der Nordstadt das Wasser jedoch jeweils für mehrere Stunden braun gefärbt und habe nach Angaben der Regionalzeitung auch nach Schlamm gestunken. Inzwischen wisse man aber, dass das Wasser gesundheitlich unbedenklich sei.
Auch hier wurde der Grund der Verunreinigungen bisher nicht offengelegt.

Und als ob das nicht genug wäre, wurde nun auch noch festgestellt, dass das Nürnberger Trinkwasser in erhöhtem Maß Hormone, Kontrastmittel und Antibiotika enthält. Was macht die N-ERGIE? Sie wiegelt ab.

Für sich genommen ist jeder der Vorfälle erträglich und erduldbar. Im Grunde ist es ja gut, wenn bei Keimbelastung das Wasser gechlort wird. Auch vereinzelt und nur kurz auftretendes braunes Wasser würde mich jetzt nicht allzusehr sorgen. Das unser Trinkwasser Umweltgifte und Medikamentenrückstände enthält, weil immer mehr Arzneimittel für Mensch und Tier verschrieben werden, weiß der aufgeklärte Verbraucher eigentlich auch (aber: Was hindert uns eigentlich, ebensolche Filter zu erproben, wie in BaWü oder NRW?). Diese Fälle nun zu einem Skandal hochjazzen zu wollen, hielte ich für unangemessen.

Ein handfester Skandal hingegen ist der Umgang der N-ERGIE mit dem Thema: Obschon am Sonntag die Gründe der Verunreinigung des Wassers nicht bekannt waren und auch die Laborergebnise ausstanden, las man auf nordbayern.de:

Der stellvertretenden Pressesprecherin der N-Ergie, Heidi Willer, war am Sonntag zunächst „nichts von Trübungen bekannt“. Es könne sich jedoch noch verunreinigtes Wasser von Samstag in den Hausleitungen befinden. Sie rät Kunden deshalb, „das Wasser laufen zu lassen, bis es wieder klar ist“. Danach könne es bedenkenlos getrunken werden.

Auf der einen Seite will man im Hause N-ERGIE nicht wissen, wieso man kein einwandfreies Trinkwasser zu liefern im Stande ist, auf der anderen Seite rät man zum bedenkenlosen Trinken des Wassers nach Ablaufenlassen* des braunen Wassers.

Es kommt aber noch dicker: Die Nürnberger Nachrichten versuchten am Sonntag freilich nachzufassen:

Als wir am Sonntag nachhaken wollen, ist lediglich die Störstelle des Unternehmens zu erreichen. Diese verweist mit den Worten „von mir erhalten Sie definitiv keine Auskunft“ an die Pressestelle, die zu diesem Zeitpunkt nicht besetzt war. (Quelle)

Fest steht: Die N-ERGIE hat proaktiv nichts unternommen, um die Bevölkerung vor dem verunreinigten Wasser zu warnen. Andere Stadtwerke tun die im Zweifel, lassen bei Unklarheiten auch am Wochenende Meldungen zu verunreinigtem Trinkwasser über den Hörfunk verbreiten (z.B. über B5aktuell und die Regionalsender) und raten zum Abkochen des Wassers vor dem Verzehr.

Nicht so bei der N-ERGIE. Die Unfähigkeit der Stadtwerke ist seit langem bekannt. Schon bei Preissteigerungen der Fernwärme wurden Kunden nicht ordentlich informiert. Skandalös auch der Umgang der N-ERGIE mit ihren Stromkunden. Nun also gechlortes, belastetes und braunes Trinkwasser.

Die Bürde, die den Nürnberger Bürgern mit der N-ERGIE auferlegt ist, ist eigentlich nicht mehr hinnehmbar.

Es ist nicht so, dass vereinzelt keine Fehler auftreten dürfen. Beim Trinkwasser hört der Spaß auf, denn unser Trinkwasser ist nicht nur ein kostbares Gut sondern auch ein sehr sensibles Lebensmittel von dem wir alle abhängig sind. Wenn Fernwärme- und Stromkunden unter der N-ERGIE-Informationspolitik leiden, so ist das schändlich – aber nicht gefährlich. Bei unserem Trinkwasser darf es aber keine Kompromisse geben. Niemals und unter keinen Umständen. Die Informationspolitik der N-ERGIE darf in dieser Sache nicht ohne Folgen bleiben.

Und so stünde es auch der Mehrheitseignerin der N-ERGIE, der Stadt Nürnberg, gut zu Gesicht, in ihrer Skandalfabrik einmal mit dem eisernen Besen durchzukehren.


 

*) Der Rat scheint dem Hausverstand zu entspringen und klingt logisch. Was aber machen Blinde oder Sehbehinderte in so einer Situation? Oder Kinder, die durstig einfach den Hahn aufdrehen?

Update 18:38 Uhr: Inzwischen sagt man – wie oben vermutet – dass Rost der Auslöser der Trübung des Wassers sei.

 

See you later.

Sorry. Ich habe schon länger nichts mehr Längliches geschrieben. Derzeit binden mich drei umfängliche und Zeit fordernde Projekte. Und dann kommt der Urlaub.

Lieb, dass ihr trotz relativem Mangel an Aktualitäten hier immer noch so fleißg reinschaut. Zweihundertfünfzig tun das im Tagesmittel und lesen alte Sachen. Das finde ich doch sehr beachtlich!

Ich melde mich dann, wenn es wieder etwas ruhiger zugeht, mit „wos gscheid´m“ zurück.

Franken Fernsehen raus aus der DVB-T-Verbreitung.

Gerade entdecke ich im Blog von Peter Viebig, dass sich Franken Fernsehen aus der DVB-T-Verbreitung in Nürnberg zurückgezogen hat. Über Kabel und Sat kann man Franken Fernsehen weiterhin sehen.

Mit dem Rückzug aus der DVB-T-Verbreitung hat in der Region RTL im Jahr 2010 begonnen. Im letzten Jahr strichen dann bibel.tv und Euronews die Segel. Schon damals habe ich ein bisschen wehgeklagt, weil jeder Senderrückzug die DVB-T-Plattform weiter gefährdet. DVB-T ist aber Grundversorgung – und weiterhin gerade bei „Wenigsehern“, in günstigen Altbauten, z.T. auf dem Land und bei Zweitgeräten verbreitet. Wenn das so mit DVB-T weitergeht, dann wird die Technik wohl schon bald nackte SD-Grundversorgung der öffentlich-rechtlichen Programme bedeuten – schade!

PRISM.

Ihr wundert Euch über PRISM? Ich wundere mich nicht über die Existenz – dass das alles Drecksäue sind, ist eh klar – ich wundere mich nur über den Umfang, der einer Vorratsdatenspeicherung gleichkommt. Das ist das Ding. Aber der Reihe nach:

Die Ammis sind verwundbar – und zwar durch Whistleblower. Das gilt im Falle Manning und Collateral Murder genauso wie im Falle PRISM – mit dem Unterschied, dass hier der Whistleblower allem Anschein nach noch nicht gefunden ist. Und ich drücke die Daumen, dass er auch nicht gefunden wird (Hat sich gestern noch überholt. Via Fefe. Wat sonst).

Noch scheint mir nicht alles raus zu sein bezüglich PRISM; was wir bislang wissen, reicht aber schon. Seit 2007 – also noch unter der Regierung von Bush – wurde seitens des US-Geheimdienstes NSA ein fettes Abhörprogramm ausgerollt – mit Vollzugriff auf die Server aller großen Ammi-IT-Buden vom Schlage Google, facebook, Apple und Microsoft. Würden Ammis nur Ammis abhören, dann wäre das schade, bliebe aber erst mal ein Problem der Amerikaner. Hier ist es nun aber so, dass das Abhören weltweit stattfindet. Amerika hört die Welt ab – wie scheiße ist das denn? Es kommt aber noch schlimmer: Laut SPON sollte PRISM ja dazu da sein, Ausländer abzuhören, aber die Ammis in den Datenbergen lassen sich halt nicht so ohne Weiteres rausfiltern…

Der Hammer – oder? Während wir in Deutschland uns sehr darum bemühen, Vorratsdatenspeicherung zu verhindern, machen die Ammis das einfach so im Vorbeigehen. Und wenn eine europäische Behörde an Daten heran will, die gar nicht erhoben hätten werden dürfen, wer weiߟ, ob man dann nicht in den USA um eine kleine „Amtshilfe“ ersucht…

PRISM ist nicht weniger als ein handfester Skandal. Der Bürger hier wie dort kann sich freilich gegen den amerikanischen Staat nicht wirklich wehren (abgesehen davon, das man das Wählen solcher Parteien, die sich willfährig zum Büttel der Amerikaner machen) – aber PRISM kann auch nur funktionieren, weil es Unternehmen gibt, die (ob freiwillig oder nicht) dem Geheimdienst ihre Türen weit öffnen.

Richtig geil ist die erste Folie der TOP SECRET PRISM-Powerpoint-Präsentation, die man sich derzeit noch in der Wikipedia angucken kann. Da haben die einfachmal die wesentlichen Logos reinkopiert, und da sind sie alle versammelt: Google-Mail, facebook, hotmail, Yahoo, Google, Apple, Skype, paltalk, YouTube und AOL Mail. Aber da wird sicher noch mehr betroffen sein, das sind nur die Großen, die jeder kennt.

Niedlich auch, wie sich der Zuckerberg, der Page von Google und die Apple-Leute versuchen aus der Affäre zu ziehen. Nur leider wenig glaubwürdig. Die treffendste Analyse der Dementis findet sich hier meiner Meinung nach in der Wikipedia wiedergegeben:

Datenschützer bewerteten die verweigernde Natur der Stellungnahmen der genannten Unternehmen als mehr oder weniger intelligent vorgebrachte „verweigerbare Verweigerungen“ die einen NSA-Zugriff auf sämtliche Daten nicht ausschlössen. (Quelle)

Ich denke, dass es so läuft. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese US-amerikanischen Unternehmen den Diensten Paroli bieten – und dann streitet man ein Mittun einfach ab, um ein PR-Desaster zu verhindern.

Jetzt bleibt nur noch die Frage, wie wir damit umgehen könnten. Es wird schwer – das sehe ich jetzt schon. Es gibt aber ein paar Sachen, die man machen kann: Das Nutzen eine alternativen Suchmaschine, z.B. ixquick. Keyboardr ist schon ziemlich sehr cool, wie vertraulich dort mit den Daten umgegangen wird, weiß ich allerdings nicht. Auch sonst gibt es einige Google-Alternativen. Diese Links sind von 2010, einiges stimmt nun nicht mehr. Scroogle ist leider down – schade, denn Scroogle war auch sehr cool. Chrome wird immer erfolgreicher – auch wenn ich das nicht gutheißen kann. Hin und wieder anonym zu surfen kann auch sehr sinnvoll sein. Die Installation von Tor mag den ein- oder anderen vor Probleme stellen, das ganze geht aber auch instant: Der Privacy Dongle vom FoeBuD Digitale Courage e.V. muss nicht mal gekauft werden – einfach nen ollen USB-Stick nehmen und die aktuellste freie Software drauf. Als Browser empfehle ich nach wie vor Firefox, den ich seit glaube ich 2003 nutze und wirklich Pflicht ist das Plugin Ghostery. Und dann muss noch eines klar gesagt sein: Finger weg von Facebook! Mein Passwortmanagement mache ich nun seit ein paar Tagen mit einer Hardware-Software-Kombi, dem Chipdrive, dazu schreibe ich später mal ein paar Zeilen. Ich bin gerade selber erschrocken: Vieles davon habe ich 2010 geschrieben – und heute ist es notwendiger denn je, sich selbst zu schützen. Das das alles freilich nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, sollte klar sein. Selbst wenn man sich an alle vorgenannten Maßnahmen penibel hält, so hinterlässt man doch eine Datenspur, die beim Zusammenfahren der Datenbanken ein recht präzises Bild des jeweiligen Nutzers zeigt. Trotzden: Machen wir es den Staaten und Unternehmen nicht zu leicht und tun wir, was wir tun können.

Am Rande: Wenn nur die Hälfte von dem stimmt, was da über PRISM rausgekommen ist – dann ist die Stasi dagegen ein Amateurverein gewesen. Armes Amerika.

VAG you very much.

Vorweg: Ich habe gerade Saulaune, weil die städtischen Nürnberger Verkehrsbetriebe, vulgo VAG, mal wieder ein derartiges Ei gelegt haben, dass ich mich gezwungen sehe, das mit einem Rant zu quittieren. Auf der anderen Seite ist die VAG bei mir aber auch „im Haben“. Seit etwa drei Monaten fahre ich nämlich mindestens täglich mit den Stadtbussen und ich bin über deren Pünktlichkeit recht angetan. Und ich muss auch sagen, dass die meisten Busfahrer nicht nur sehr freundlich sind, sondern auch zuvorkommend. Und dafür gebührt insbesondere den Fahrerinnen und Fahrern mal ein dickes Lob.

Wo Menschen sind und arbeiten, da hat man in der Regel auch gute Chancen, dass man freundlich behandelt wird, wenn man selbst freundlich ist. Und wenn was nicht klappt, kann man das in der Regel auch so ansprechen, dass das Gegenüber merkt, was man möchte und eine passende Lösung suchen. Die Bereitschaft, Lösungen zu suchen, wenn mal was nicht klappt, habe ich bei den Diensttuenden der VAG auch immer verspürt. Was aber passiert, wenn keine Menschen am Werk sind sondern man vor Ort maßgeblich auf die Technik angewiesen ist? Dann gibt es keine Freundlichkeit und auch keine Hilfe, dann steht man da. Nicht selten sogar ziemlich dumm.

Der Nürnberger Leser weiß, was nun kommt: Es klappt mal wieder nicht mit der fahrerlosen U-Bahn, diesem weiß-rot lackierten Kiesel, den irgend ein Marketingmensch weiland RUBIN zu taufen pflegte. Lange hatte diese Technik nicht so richtig gut funktioniert, das Nachbessern zog massive Kosten nach sich und das Experiment schlägt mit einer Summe von mindestens 600 Millionen Euro zu Buche.

Auch bei dieser Technik muss man sagen: Wenn Sie funktioniert, dann funktioniert sie gut, Wenn sie aber mal nicht funktioniert, dann schießt ein (möglicherweise sogar kleiner) Fehler durch wie bei den berühmten Dominosteinen, es kommt zu einer Kettenreaktion – des Stillstands. Und wenn dann alles steht, ist der Fahrgast der Gekniffene. Und zwar richtig.

Was ist passiert? Als ich heute im Feierabendverkehr vom Stadtbus 36 auf die U-Bahnlinie 2 am Rathenauplatz umsteigen wollte, konnte ich schnell feststellen, dass nix ging: Eine Lautsprecherdurchsage vermeldete am U-Bahnsteig, dass „aufgrund einer Stellwerksstörung“ erstmal die kompletten U-Bahnlinien 2 und 3 nicht verkehren. Sonst nix.

Ok, das kann ja mal vorkommen. Damit, dass die U-Bahn mal nicht fährt, hat man sich schnell abgefunden. Wie geht es aber weiter? Lohnt es sich, darauf zu warten, bis sich die vollautomatisierte Maschinerie wieder in Gang setzt oder sucht man sich selbst Alternativen (mit Bussen oder Trambahn) oder gibt es gar einen Ersatzverkehr? Fragen, die sich jeder Fahrgast stellt.

Um halb sechs eine Antwort auf diese Fragen zu bekommen, war aber schlicht und ergreifend nicht drin. Denn die Lautsprecherdurchsage vermittelt ja nur, dass nichts fährt – da wäre ich nach ein paar Minuten Warten nicht im Leben draufgekommen. Interessanterweise stand aber auf dem Bahnsteig ein Bediensteter der VAG, den ich ansprsach, der mir aber nur sagte, dass er genau soviel wisse wie ich – nämlich nix.

Ich habe mir verkniffen, den armen Mann zu fragen, warum er denn dann da steht, der kann ja auch nix dafür, dass ihn sein Arbeitgeber nicht anständig informiert. Kurzfristig hatte ich dann das Gefühl, als Besitzer eines internetfähigen Telefons ein wenig im Vorteil zu sein, das erwies sich aber als Schlag ins Wasser, denn werder auf der Webseite der VAG noch über deren Twitteraccount war irgendeine Information zu beziehen.

Nachdem ich mir nun eine halbe Stunde die Beine in den Bauch gestanden und am Bahnsteig ausführlich das mosaikgewordene Konterfei Rathenaus und Herzels studiert habe, kam dann endlich die Lautsprecherdurchsage, dass man einen Schienenersatzverkehr einrichten werde. Wo der (der Rathenauplatz ist nicht gerade klein und hat mindestens vier Bushalte und zwei Tramhalte und eine Wendeschleife und anderes Gedöns) Schienenersatzverker denn nun halten soll und wann der kommt – keiner wusste es. Und so setzte sich die Masse in Richtung Straßenebene in Bewegung und taperte orientierungslos auf dem Rathenauplatz herum – großes Kino! Ich wartete noch etwa zwanzig Minuten, Ersatzverkehr ward – wen nimmt es Wunder – natürlich keiner gesehen und schließlich fuhr ich gegen 18 Uhr dann mit der Trambahnlinie 8 möglichst nah an heimatliche Gefilde und musste den Rest halt latschen. Das hätte ich, wäre die Informationspolitik der VAG nicht so beschissen, aber auch 60 Minuten früher haben können.

Ich bin ja mit dem Bus zum Rathenauplatz gelangt. Es wäre der VAG echt kein Zacken aus de Krone gebrochen, wenn Sie die Fahrer aller Busse kurz über Funk über den Ausfall der zwei U-Bahnlinien informiert hätten. Die Fahrer hätten das mal eben per Lautsprecher im Wagen durchsagen können und die Fahrgäste wären informiert und hätten sich eine alternative Route überlegen können.

Sowohl an den Bahnsteigen sowie an den Bushalten und ebenso an den Tramhalten finden sich digitale Infotafeln, die sich zentral mit Texten, Laufschriften und sogar Symbolen beschicken lassen. Zu lesen war darauf  – nichts.

Sein Personal dumm zu halten, liebe VAG-Verantwortliche, ist auch ein Unding. Und wenn ihr schon Leute auf die Bahnsteige schickt, dann sollten die wenigstens mit Kursbuch und Plan ausgestattet werden, so dass sie dem Ratsuchenden wenigstens alternative Verkehrsmittel vorschlagen können. Der arme Mann am Bahnsteig hatte aber nichts dergleichen und dass er sich ziemlich alleingelassen vorkam, konnte man deutlich spüren. So geht man nicht mit seinen Leuten um, liebe VAG, das ist nämlich schäbig!

Lautsprecherdurchsagen sind schön und gut – aber wenn der Informationsgehalt selber gegen Null tendiert, nutzen sie nicht viel. Ok ich habe erfahren, dass nix fährt und das es vielleicht einen Schienenersatzverkehr geben wird, den ich dann aber nicht zu Gesicht bekam, aber das hat mich ja mehr irritiert, als das es geholfen hätte. Würde man (und das kann man doch absehen, liebe VAG) ansagen: „Ein Schienenersatzverkehr steht Ihnen in 30 bis 45 Minuten zur Verfügung“, hätte man sich wenigstens richten können.

Last but not least: Warum kein Hinweis auf der Webseite?? Sowas kostet nur wenige Minuten. Warum kein Tweet? Das kostet nur Sekunden!

Aber über die VAG und Twitter will ich mal gar nix sagen, hier lasse ich ein Capture sprechen, das ich heute gemacht habe (und das spricht für sich):

Ein Tweet von @VAG_Nuernberg. Seit 4. Februar 2011. Ein Tweet!! Ey, VAG, dann kann man das mit diesem Twitter auch einfach lassen, das hat so nämlich keinen Sinn!!!

VAG! Stell mal Deine Lauscher auf, jetzt folgt nämlich eine Durchsage! Und die geht so:

*knrz* Krieg mal Deine automatische U-Bahn in den Griff. Bekomm es mal gebacken, dass das Ding nicht wegen jedem Furz stehen bleibt und dann nix mehr geht! Und überdenk mal Deine Informationspolitik. Sag Deinen Fahrgästen, was Sache ist, wenn es mal wieder klemmt und sag ihnen auch, wann was gemacht wird und was man sonst tun kann. Und informiere auch deine Leute vernünftig und lass die nicht dastehen, wie die letzten Deppen, das ist nämlich kein Stil!! Ich wiederhole: Krieg Deine arbeitsplatzkillende Technik gefixed und informier die Leute!! Ende der Durchsage. *knrz*

Noch ein lustiger Rant gefällig? Am 13. Januar 2010 legte eine Taube (sic!) den Verkehr lahm. Die Vorgeschichte zu der Taubennummer hab ich übrigens hier. Und bei der Blogsuche mit dem Stichwort VAG findet man Weiteres…

Kein Sync mit Nazis oder: Schwachsinn in der Facebook-Debatte.

Ich weiß ja nicht warum, aber wenn man bestimmte Themen anfasst, kann man sich sicher sein, leidigen Nazi-Spam zu bekommen. Einen besonders dummdreisten will ich Euch an dieser Stelle nicht vorenthalten.

Aber zuerst zur Vorgeschichte: Was ich gestern über die Anachronismen im Umgang mit persönlicher Kommunikation – also mit dem Umgang mit nicht mehr ganz taufrischer ITK-Technik auf der einen Seite und der Reduktion des eigenen Kommunikationsverhaltens auf ein sinnvolles Maß auf der anderen Seite geschrieben habe, meine ich durchaus ernst. Ich bin mir vollends darüber bewusst, dass ich nicht diktieren kann, wie ich gerne kommunizieren würde – es sei denn, ich hätte die Absicht, mich sukzessive zu isolieren – aber ich wollte schon ein wenig den Stachel ins Fleisch bohren und zeigen, dass die „natives“ von den „visitors“ durchaus lernen können. Alles in einem gerüttelt Maß, versteht sich.

Scheinbar ist es mir aber gelungen, mich so missverständlich auszudrücken, dass ein Nazi-Verschwörungstheoretiker sich gestern bemüßigt fühlte, Nonsens zu posten.

Klar – in aller Regel lösche ich solche Kommentare kommentarlos – der hier ist aber so widerlich und so dumm – dabei aber gefährlich reizwoll formuliert, sich als intelligent tarnend, dass ich Euch zumindest Auszüge daraus zumuten möchte – selbstverständlich nicht unkommentiert.

Gestern also schrieb „asdf“ über den Host bluewin.ch (ich nehme mal an, hier hatte wer Thor o. ä. im Einsatz):

Hitler und Gaddafi hatten recht: das amerikanische Zins-Judentum hat schon längst die Weltherrschaft angetreten und scheint sogar (via Facebook und Mark Zuckerberg) die Aufstände in Nordafrika zu synchronisieren bzw. zu organisieren.

Aaarg! Dass sich dieser gedankliche Sondermüll nicht abstellen lässt!! Es ist grausam. Wenn ich spekulieren sollte, woher Menschen solchen Unsinn aufschnappen, dann würde ich ja spontan auf Jan Udo Holey aka. van Helsing tippen. Zu sagen bleibt zweierlei: Erstes gibt es kein amerikanisches Zins-Judentum – das ist nicht nur antisemitischer Bullshit sondern auch sachlich schlichtweg falsch. Damit bricht aber die Verschwörungstheorie schon zusammen. Pech für asdf. Wenn man es sich genauer betrachtet: Zuckerberg mag ja einem jüdischen Elternhaus entstammen, aber weder ein Zahnarzt noch eine Psychologin haben das Geld auf dem Stack, das nun Richtung Facebook fließt, weder er noch seine Eltern konnten Gelder einbringen, die zur rein technischen Realisierung der Verschwörung vonnöten gewesen wären. Zuckerberg hatte meines Erachtens mit dieser Facebook-Sache noch nicht einmal den richtigen Riecher sondern einfach nur unverschämtes Glück. Das hat er aber schnell erkannt und festgehalten. Peter Thiel, der Zuckerberg 2004 die ersten 500k US-Dollar gab, ist kein Jude, er ist Republikaner und unterstützt massiv die fundichristliche Tea-Party-Bewegung.

Das ist allgemein bekannt. Nur scheinbar wissen das dumme Nazis nicht. Der Link zwischen Hitler und Gaddafi ist so extrem schwachsinnig – dazu nun wirklich kein Kommentar.

Und so wundert es nicht, dass auf diesen Schwachsinn gleich der nächste Schwachsinn folgt:

Wie schon Hitler wusste: das grösste Kunstwerk ist ja nicht ein Gemälde, sondern die Synchronisation von 50 Mio Leuten (bei Facebook sogar 500 Mio).

Was jeder Mensch weiß, scheinbar aber unser Nazi nicht: Die Synchronisation von 50 Millionen „Leuten“ (allein dem Duktus nach dürfte sich unser Nazi-Spammer wohl im süddeutschen Raum bewegen – wer spricht sonst von „Leuten“) führte dazu, dass ein Gutteil Europas in Schutt und Asche lag. Diese „Synchronisation“ ist nichts wofür Bewunderung gezollt werden darf – diese „Synchronisation“ ist das größte Verbrechen der Menschheit. Nicht weniger. In diesem Kontext von einem „Kunstwerk“ zu sprechen ist nur widerlich.

Facebook „synchronisiert“ in erster Linie mal niemanden, dazu ist Facebook schlichtweg nicht in der Lage. Ob die Aufstände in Ägypten oder Tunesien historisch richtig als „Facebook-Aufstände“ bewertet werden dürfen , ist für mich indes höchst fraglich. Mubarak seterschwörungsthete neben kabelgebundenen IP-Netzen auch weite Teile der Mobilfunkkommunikation temporär aus – die Kommunikation klappte dennoch. Daher steht auch zu bezweifeln, dass expressis verbis Facebook das auslösende Element war. Ich will auf eine Erfahrung hinaus, die Mitglieder des Berliner Chaos Computer Clubs in ihrer monatlichen Sendung Chaosradio vom 24. Februar 2011 beschrieben: Hier ging es um Gateways für die abgeschaltete IP-Kommunikation und wie diese mit etwas outdateter Technik aus dem Ausland in Ägypten bereitgestellt werden könnte. Augenfällig hier: Auch ein Speech/SMS to twitter-Gateway, Amateurfunkstationen, Faxdienste… waren in diesen Tagen wertvoll wie IP-Kommunikation, die man via 28.8/56k-Modem bereitstellte. Facebook hat zweifelsohne eine wichtige Rolle gespielt – dies liegt aber nach meinem Kenntnisstand nicht an der spezifischen Beschaffenheit sondern der Verfügbarkeit.

Und unser Nazi-Sprallo schreibt weiterhin:

Wann gibt es mal einen Aufstand bei den Facebook-Mitgliedern?
Wann rotten sich nicht mal 5 Mio davon zusammen (z.B. via Facebook) und beschliessen, heute um 12.00 Uhr (GMT) ihren Facebook-Account zu löschen?

Oh, Du Depp. Ich soll also via Facebook organisieren, aus Facebook auszutreten? Nun, das klappt genau einmal. Dann kann ich via Facebook nichts mehr organisieren, weil ich kein Facebook mehr habe. Dann hat Facebook also 1% seiner Mitglieder verloren und der Rest bekommt davon nichts mit (gesetzt den Falles, dass Facebook 500 Mio. aktive Mitglieder hat, woran ich ebenfalls zweifle). Nee, Nazi-Dumpfbacke, so funktioniert das mit Social Media nicht, denn so sägt man sich nur den sprichwörtlichen Ast ab, auf dem man gerade sitzt. Wer eine Austrittswelle organisieren will, muss sich erstens einen Verbreitungsweg suchen, der Wellenbewegungen zulässt (Facebook zum Beispiel) und zweitens den „leavern“ auch eine gangbare Alternative anbieten – denn sonst wollen die Leute nicht weg. Die von mir gestern beschriebenen Anachronismen sind gangbare Alternativen – aber eins sind sie definitiv nicht: Kampagnenfähig. Ich will auch keine Kampagne – Du, spammender Nazisprallo, willst eine. Dann sieh mal zu, wie Du das hinbekommst – so jedenfalls wird das nix. „Wellen“ im Netz sind ja nichts anderes als zyklisch ablaufende Prozesse mit einer vorhandenen, aber sich stetig reduzierenden Schubkraft, deren Peaks sich deutlich über ein existierendes Grundrauschen erheben. Um diese Wellen in Gang zu bekommen, bedarf es einer ersten Anschubkraft. Die allein bringt niemand auf, daher bedarf es vielen Gleichgesinnten, die ein unterstützenswertes Ziel voranbringen. Damit sie das tun, müssen sie erst einmal überzeigt werden und sich dann „in Bewegung“ setzen. Aus der Summe dieses Schwarms ergibt sich die benötigte Schubkraft. Es steht gottlob nicht zu erwarten, dass dieser Schwarm so dämlich ist, auf das Geseiere von Nazi-Verschwörungstheoretikern hereinzufallen. Deshalb wird auch nichts aus dem rechtsradikelen Facebook-Quit zur Stichzeit.

Aber eben: heute wird alles zensiert und Mutige gibt es eh schon längst nicht mehr. DSK wird übrigens dank bester Anwaltschaft in New York sowieso frei kommen.

Dummes Nazi-Geseiere zu zensieren ist in der Tat keine Option, denn dann würde ja niemand mitbekommen, wie hohl ihr Faschos eigentlich seid. Aber diesen Dumpfsprech unkommentiert durchzulassen, ist auch nicht. Daher, lieber Fascho der Du dich hier „asdf“ schimpfst: You made my day und ich widme deiner Scheiße ein ganzes Post. Du hast das Exempel Deiner eigenen Dummheit hier öffentlich selbst statuiert. Na, Fascho, bist Du jetzt stolz?

P.S.: Was hat Dein Sermon denn bitte mit Strauss-Kahn zu tun? Bekloppter…

P.P.S.: Disclaimer: Der in den Zitierfeldern abgebildete Kommentar ist hier vollständig wiedergegeben. Der Kommentar wurde zum Artikel „Anachronismen für ein freieres Leben“ vom 15. Mai 2011 unter der IP: 81.62.251.230 , 230-251.62-81.cust.bluewin.ch uam 15. Mai 2011 um 23:47:57 Uhr abgegeben. Derr Autor distanziert sich von allen in den Kommentarfeldern getätigten Äußerungen, die hier nur zu dokumentarischem Zwecke dargestellt wurde.

Giftige Dämpfe aus Energiesparlampen

Ich mag keine Energiesparlampen – sie produzieren einen Haufen giftigen Abfall, sind mit Quecksilber gespickt und machen zu allem Überdruss auch noch ein scheiß Licht – Kurz: Die Dinger sind nicht nur hässlich und von ihrer Umweltbilanz mehr als beschissen, die Dinger sind auch noch tierisch giftig!

Denn: Energiesparlampen emittieren krebserregendes Phenol.

Da haben wir es nun: Dank des EU-Verkaufsverbots herkömmlicher Glühbirnen – einem Geniestreich der Lobbyisten, mit dem Low-Tech-Produkt Edison-Glühbirne ist trotz eingebauter 1000h-Sollbruchstelle ja kein  Geld zu verdienen – haben wir nun Lichtquellen, die ob der verwendeten Elektronik in Ihrer Umweltbilanz deutlich schlechter sind als herkömmliche Birnen und dann auch noch giftig sind.

Diese EU ist schon eine verdammt miese Veranstaltung. Sie verbietet mündigen Bürgern die Verwendung eines sicheren und gut eingeführten Produkts, wer nicht im Dunklen sitzen will, muss ein teures, umweltschädigendes und giftiges „Alternativprodukt“ verwenden – und um dem Ganzen noch die Krone des Hohns aufzusetzen wird mit „Energiesparen“ argumentiert.

Ich rate da ja dringend zu Hamsterkäufen: Glühbirnen sind weder besonders groß noch werden sie schlecht. Man kann sich also bequem mehrere hundert Stück auf Halde legen – ich habe damit schon begonnen und werde nun daran erinnert, mir nochmal hundert, hundertfünfzig Stück im Baumarkt mitnehmen.

Warum dieser Rant? Weil mit Energiesparlampen nichts gewonnen ist: Die Industrie verspricht zwar eine Lebensdauer von bis zu 10.000 Stunden – aber es ist nahezu ausgeschlossen, dass dieser rein theoretische Wert jemals auch nur annähernd erreicht wird. Häufiges Ein- und Ausschalten (was sinnvoll ist, wenn man wirklich Energie sparen will) mag dieses Zeug gar nicht und mit der Zeit lässt die Leuchtleistung nach – teilweise deutlich.

Eine halbwegs anständige Energiesparlampe kostet um die fünf Euro – eine halbwegs anständige herkömmliche Glühbirne kostet unter einem Euro das Stück. Für einen Fünfer bekomme ich also gerechnet deutlich mehr als 5.000 Stunden Licht – aber ein schönes, angenehmes Licht. Und ich belaste die Umwelt damit weniger. Und: Ich vergifte mich damit nicht. Das wil ich mit diesem Rant mal allen klarmachen, die sich einbilden, mit Energiesparlampen irgendwas Gutes zu tun.

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