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Mein erster PC: Peacock „Flash“

Erinnert ihr euch noch an Euren ersten Computer?

Das Possessivpronomen sei hier einfach einmal großzügig interpretiert, es geht nicht zwingend um den ersten eigens besessenen Computer, sondern um den Computer, der euch in einem solchen Umfang zur Nutzung zur Verfügung stand, dass ihr eure ersten Gehversuche in der Welt von Null und Eins unternehmen konntet.

Ich kann mich noch erstaunlich gut an dieses Gerät erinnern. Es war natürlich nicht „mein“ erster Computer, Computer waren Ende der 1980er-Jahre einfach so teuer, dass es hier ein „mein“, zumindest für Kinder und Jugendliche, schlicht nicht gab. Mein Vater hatte das Gerät eines Tages (wann genau, kann ich nicht einmal mehr sicher rekonstruieren, es muss wohl 1989, vielleicht auch schon 1990 gewesen sein) mitgebracht, um seine Büroaufgaben fortan komfortabler erledigen zu können (das funktionierte für ihn, daran kann ich mich allerdings gut erinnern, auf Anhieb). Ich war auf jeden Fall gerade noch Grundschüler und kannte Computer eigentlich nur aus dem Fernsehen – oder aus der Eingangshalle der Nürnberger Hauptpost, denn da stand ein öffentliches BTX-Terminal, das sich natürlich nicht meiner kindlichen Neugier entzog, dessen Bedienung aber reichlich stupide war, wenn man kein Geld hineinwerfen konnte oder wollte. Jedenfalls stand er irgendwann da: Ein IBM-kompatibler PC, Peacock, Modell „Flash“, samt Bildschirm, Drucker, Maus, einigen Bedienungsanleitungen und einem Stapel Disketten.

Den Computer (hier einige etwas besser auflösende Bilder) samt Peripherie, auch daran erinnere ich mich noch gut, kaufte mein Vater als „guten Gebrauchten“, was sich als Vorteil erweisen sollte, da er so ad hoc nicht nur mit allen relevanten Gerätschaften, sondern auch einem Bündel sinnvoller Software ins Haus kam – und es keinen Frust gab, weil irgendetwas hätte fehlen können. Der Verkäufer wies Vater auch in dieses Gerät ein und er gab dieses Wissen an uns weiter. Meine ersten „Fortschritte“ mit einfachen und zur Bedienung nötigen MS-DOS-Befehlen würde ich daher als durchaus zügig bezeichnen wollen.

Zugegeben: Als ich mich des alten Kastens erinnerte, musste ich erst einmal ein wenig recherchieren. Denn es ist nun 32 Jahre her, dass ich Bekanntschaft mit diesem Gerät schloss und man vergisst ja über die Jahre das ein oder andere Detail. Allzu viele Informationen lassen sich über diese wohl in vergleichsweise kleinen Stückzahlen in mehreren Varianten modular gefertigten Computer nicht finden. Aber einige Spezifikationen habe ich dann doch gefunden – und hier wird es durchaus spannend.

Basis des PCs war der Intel 8088, ein nicht gerade als besonders performant bekannter Prozessor, der schon im IBM Ur-PC verbaut war. Das Herstellungsdatum unseres „Flash“ dürfte 1988 gewesen sein, so sagten es zumindest die mir erinnerlichen Papierquellen. Und da war der 8088 inzwischen schon nicht mehr wirklich modern. Das war aber egal, denn Peacock griff hier auf eine bestens eingeführte, billige und im Bürobereich auch mit den allermeisten Programmen voll kompatible Architektur zurück (ja, Kompatibilität war bei den vielen IBM-PC-Clones der 80er-Jahre durchaus ein Thema). Der Takt wurde seinerzeit mit 8 oder 9,5 MHz ausgewiesen, was darauf hindeuten könnte, dass im „Flash“ wohl ein Intel-Clone sein Werk tat, der Hauptspeicher bot 512 Kilobyte – das war für ein System, das performancemäßig irgendwo zwischen XT und AT aufgehängt war, auch keine Überraschung. Peacock lieferte mit seinem Rechner eine AT-Tastatur mit, der Prozessor war aber der vom PC, denn ein „echter“ AT zeichnete sich ja durch den 80286er-Prozessor aus. Ich habe die ganz deutliche Vermutung, dass der Commodore PC10 bzw. PC20 dem „Flash“ mindestens Pate stand, denn etliche Commodore-Besonderheiten fanden sich auch beim Peacock wieder.

Etwas Besonderes, das so zumindest nicht Standard bei frühen PCs und den Commodore-PCs war, war die 40 MB große Festplatte, Fabrikat Seagate. Ihr lest richtig: 40 Megabyte waren damals für eine Festplatte eine durchaus ordentliche Speicherkapazität, auch wenn weiland die Seagate-Platten für Heimanwender mit ihren Schrittmotoren laut und vor allem langsam waren. Die 40 Megabyte brachten on top technische Probleme mit sich, denn MS-DOS 3.0, mit dem wurde der Computer ausgeliefert, konnte nur 30 Megabyte Speicher verwalten, man musste die Festplatte also partitionieren. Und so arbeiteten wir nicht nur mit dem bekannten „C:\>“- sondern auch „D:\>“-Prompt.

Der „Flash“ in unserer mutmaßlichen 1988er-Variante war also ein nicht mehr ganz taufrisches, wenn auch etwas aufgebohrtes Sparbrötchen. Aufgebohrt war nicht nur der Takt des sonst mit knappen 5 Megahertz werkelnden Prozessors, sondern auch die Grafikkarte. Hier kam nämlich ein Exot von ATI zum Einsatz, der auf den klangvollen Namen „Advanced Graphics Adapter“ hörte und eigentlich ein Spezifikum des Commodore PC-10/II bzw. PC-20/II war (und mit Commodore-gelabelten Treiberdisketten geliefert wurde). Die AGA-Grafikkarte beherrschte nämlich zwei für uns sehr interessante Betriebsmodi: Zum einen erwies sie sich als vollkompatibel zur für seine Zeit ja schon fast hochauflösenden Hercules-Monochrom-Grafik und ermöglichte damit ein für einen PC ungekannt gutes Schriftbild, auch vier Graustufen ließen sich darstellen und selbst einfache Grafikprogramme lieferten ein schönes Ergebnis, zum anderen konnte man mit ihr auch CGA-Spiele nutzen. Damit war der Rechner für Büroanwendungen bestens gewappnet, aber auch alle gängigen Computerspiele der 80s waren lauffähig (VGA kam mit der VESA-Erweiterung, die die Sache erst interessant macht, nach meiner Wahrnehmung erst in frühen 90ern beim Endkunden an und blieb da dann auch irgendwie viele Jahre, EGA wurde wohl in den 80ern von einigen Spielen unterstützt, aber einen Rechner mit „echter“, also nativer EGA-Grafik habe ich damals wissentlich nirgends gesehen). Und dann tat im Flash ein 5,25″-Floppylaufwerk seinen Dienst, das schon im Auslieferungszustand unsinnig veraltet war, konnte eine Floppydisk mit diesem Laufwerk doch nur magere 320 Kilobyte speichern – in Summe, also auf beiden Seiten der Diskette. Das wurde vom Marketing seinerzeit als „Double Density“ verkauft und war selbst 1989 das pure Elend. Floppydisk waren damals einfach die billigere Alternative zu den durchaus schon gebräuchlichen 3,5″-Disketten mit ihren 1,4 MB Speicherkapazität, die sie über die 90er hinweg als Quasi-Standard halten sollten.

Auf zwei interessante Sachen, die man sich heute so kaum mehr vorstellen kann, möchte ich noch eingehen, nämlich den Monitor und den Drucker. Beide Geräte geben nämlich durchaus Anlass zur Spekulation, dass jemand mit Hang zum Hause Commodore diese Geräte konfektionierte bzw. kombinierte: Unser Bundle enthielt einen 12-Zoll-Monochrommonitor, Fabrikat „No Name“, mit grünem Leuchtschirm, der aussah, als hätte man ihn direkt vom Original-PC-10 geklaut. Diese Monochrom-Monitore waren selbst für DM-Verhältnisse schrottbillig, der hier zu sehende Monitor wurde von Vobis für 199,- DM gehandelt und entsprach ziemlich genau dem Bildschirm, mit dem der Peacock gebundelt war (hier ein Link zum ganzen Artikel, der einen Vobis-Katalog aus den 80ern behandelt – hier lässt sich auch erahnen, wie erfolgreich der PC 10 und PC 20 in Deutschland gewesen sein muss). Der Bildschirm hatte selbst übrigens keinen Sub-D-Stecker, sondern eine vielpolige DIN-Buchse als Eingang und einen Adapter auf Sub-D beigelegt. Hier musste es wirklich das Billigste tun. Und es tat, wenn auch nicht komfortabel: Schaltete man, wollte man ein Spiel starten, die AGA-Grafikkarte von Hercules auf CGA um, musste man den rückseitig am Monitor befindlichen Bildfang betätigen, das erforderte ein gewisses Maß an Fingerspitzengefühl, weil der Stellregler, ausgelegt für seltene Betätigung, Luft und Spiel hatte wie Sau und dann auch noch äußerst empfindlich reagierte. Sonst aber war der Monitor prima, das Bild scharf und ich empfand das Grün des Bildschirms auch immer angenehmer als das als „Bernstein“-Orange, das in jener Zeit die vorherrschende Leuchtfarbe monochromer Bildschirme war.

Ja, und dann der Drucker. Da handelte es sich um einen 9-Nadeldrucker der Marke „star“, Typ NL-10. Das war in der zweiten Hälfte der 80er der Leib-und-Magen-Drucker der 64er-Community, denn der NL-10 konnte Endlospapier verarbeiten, hatte einen „Schönschreibmodus“, bei dem der Druckkopf auf einer Zeile viermal hin-und-herfuhr und somit ein Schriftbild erzeugte, das in seiner Qualität dem der damals unerschwinglichen 24-Nadel-Drucker kaum nachstand (war halt nur langsam und laut) und zudem ließ sich die Druckerschnittstelle von Centronics (also Parallelbetrieb) per Steckmodul auf Commodore umrüsten. Und das Ding war: Richtig! – verglichen zu anderen Modellen – günstig.

Und dann gab es da noch eine Maus – die hatte einen Ball und drei Tasten und außerdem war ihr eine Art „Paint“-Programm beigelegt. Die Genius GM-6 dürfte teurer als der Bildschirm gewesen sein. Hier hat sich jemand mal die Mühe gemacht, so ein altes Teil zu unboxen. Hach, da schwelgt man doch in Erinnerungen!

Wenn ihr jetzt meint, dass diese Specs für ein Gerät, das an der Wende zu den 1990ern produziert und verkauft wurde, doch reichlich antik wirken, so kann ich nur sagen: „Jein“. Zum einen stimmt das natürlich. Einerseits waren zu dieser Zeit einfach 286er-Standard (und der 8088 war 1988 schon mindestens zehn Jahre am Markt). Zum anderen hatte so ein Computer damals eine andere Halbwertszeit. Ich bin beispielshalber erst vier Jahre später auf ein anderes Gerät umgestiegen, das war dann freilich ein 386er. Der Peacock allerdings sollte mir trotz seiner spartanischen Ausstattung in vielerlei Hinsicht nützlich gewesen sein: Mausgestützte Textverarbeitung, erste selbst geschriebene Programme im Basic-Dialekt von Microsoft und Borlands Turbo-Pascal und dann die ganzen 80er-Spiele: Grand Prix Circuit, PGA-Golf, Larry I, II und III (bis heute meine Lieblings-Adventure-Reihe, mit Larry habe ich Englisch gelernt, danke, Al Lowe!!), Prince Of Persia, ….
Mit Xenon 2: Megablast, habe ich mal die Leertaste der Tastatur ruiniert.
Der Gebrauchswert war nicht nur für meinen Vater, der den Rechner hauptsächlich zur Textverarbeitung einsetzte, sondern auch für mich als gerade ans Gymnasium gekommenen „Unterstufler“ durchaus hoch, vor allem, wenn man bedenkt, dass im Computerraum meiner Schule noch bis Mitte der 90er mehrheitlich Siemens PC 16-10 (hier ein Artikel mit Bild) mit dem Betriebssystem CP/M 86 und eine gute Handvoll Atari PC3 standen.

Über die Firma Peacock existiert im Netz heute nur noch rudimentäres Wissen. Ein recht interessanter Artikel bei Channelpartner aus dem Jahr 2000 weiß noch zu berichten, dass die Wiege der Peacock-Computer bei einer Im- und Exportfirma namens „Audio Impex“ in Paderborn lag, deren Geschäft mit Unterhaltungselektronik bald auch um Computer erweitert wurde, die man alsbald selbst baute. Später wurde Peacock mehrere Male verkauft und landete irgendwie bei Actebis bzw. ALSO. In den 1980ern war der Peacock aber noch ein grundsolides, in Deutschland gefertigtes Produkt – und so fühlte sich unser Rechner auch an. Ein reichlich klobiges Gerät, aus dem Vollen, also schwerem Stahlblech, gefertigt stand er da, wenn die Festplatte auf ihre Daten zugriff, rappelte der Kasten gehörig und auch der Netzteillüfter lief, an heutigen Verhältnissen gemessen, absurd laut.

Die Computerei war in jenen Tagen ein mühsames, aber lehrreiches Geschäft. Damals gab es kein Windows, zumindest kein sinnstiftend nutzbares. Auch der beliebte Norton Commander, der so manchen Kopierprozess erleichterte, war auf diesen Rechnern noch nicht Standard. Jedes einzelne Peripheriegerät, sofern es nicht der Bildschirm war, wollte händisch eingebunden werden und damit man das nicht bei jedem Systemstart machen musste, gab es so eine Art Autostart, eine Datei namens AUTOEXEC.BAT, in der einzutragen war, welcher Grafikmodus gestartet werden sollte, dass der Mouse-Driver zu laden war, an welchem Port der Drucker hing oder die angeschlossene Tastatur ein deutsches Layout hatte. Beabsichtigte man, den Rechner zu transportieren, waren vor dem Ausschalten die Festplattenköpfe zu „parken“. Programme installierte man gemeinhin noch nicht, sondern kopierte sie einfach in das Verzeichnis, aus dem heraus man sie zu nutzen gedachte. Aufwändigere Spiele bestanden mitunter aus Sätzen von fünf, sechs, oder sieben Disketten, die der Nutzer mitten unter dem Spiel zu wechseln hatte – wenn man sie nicht auf die Festplatte kopierte. Und auf einen Programmstart musste man immer ein wenig warten. Warten musste man auch beim Starten des Computers. Eigentlich ging der Start schnell vonstatten, wäre da nicht der unvermeidliche Speichertest gewesen. Nun gut, allzu lange dauerte der nun auch wieder nicht, denn es gab ja nicht so besonders viel Hauptspeicher zu testen.

Genug der Schwelgerei in vergangenen Zeiten. Heute hole ich mir gelegentlich das Retro-Feeling zurück. Mit der DOSBox. Das macht schon Spaß, die Programme laufen dort auch so, wie man es von früher kannte und auch viele alte Spiele findet man in den Untiefen dieses Internets. Und dennoch erschrecke ich vor dem Umstand, dass das alles schon dreißig Jahre her gewesen sein soll. Und ja, was wir heute für Computer haben, war damals noch völlig undenkbar. Oder doch nicht?

Im Test: Der DAB- und Internetradiotuner Majority Fitzwilliam 2

Wer noch eine gute, alte Stereoanlage, die aus einzelnen HiFi-Bausteinen besteht, sein Eigen nennt und zudem mit dieser Anlage auch gerne einmal Radio hört und die um einen Mediaplayer erweitern möchte, für den habe ich diesen ausführlichen Testbericht eines Tuner-Bausteins der Fa. Majority vorbereitet. Unter die Lupe genommen wird heute das Modell „Fitzwilliam 2“ – auf das Gerät bin ich nach einem Tipp von Bloggerkollege Ralph Stenzel gestoßen. Ralph hat mir den Tuner angelegentlich empfohlen und alleine das wäre Referenz und Grund genug, sich das Gerät einmal näher anzusehen. Zufällig war ich gerade auf der Suche nach einem guten Radio für meine Stereoanlage, weil mein alter Tuner, ein DAB-Gerät (noch ohne “plus”), ein PURE DRX-702 (ein Review findet der interessierte Leser hier), inzwischen in die Sammlung des Fürther Rundfunkmuseums übergegangen ist.
Und, um es vorwegzunehmen, ich habe – wider Erwarten – im Fitzwilliam 2 einen würdigen Ersatz gefunden. Gekauft habe ich den Tuner im November 2019 und nach gut und gerne sechs Monaten intensiver Nutzung möchte ich meine Eindrücke schildern.

Was also ist der Fitzwilliam 2 für ein Gerät?

Zuerst einmal ein Radiotuner, ganz klassisch, mit einem UKW-Teil und der Möglichkeit, DAB+ zu empfangen. Ferner auch ein Internetradio (der nicht nur Webstreams, sondern auch Podcasts empfängt). Zudem bietet der Tuner einen AUX-Eingang (dazu später mehr), die Möglichkeit, ein Bluetooth-Gerät zu koppeln, einen UPnP- und DLNA-Mediaserver und letztlich spielt er auch Dateien vom USB-Stick ab. Ein echter Tausendsassa also.
Mit seiner Breite von 43,5 cm passt der Tuner auch exakt ins HiFi-Rastermaß (Höhe: 7,4 cm, Tiefe knapp 30 cm) – einer Integration in die heimische Stereoanlage steht also nichts im Wege.

Angeschlossen an die heimische Stereoanlage: Der Digitalradio-Tuner Majority Fitzwilliam 2

Angeschlossen an die heimische Stereoanlage: Der Digitalradio-Tuner Majority Fitzwilliam 2

Zu den wesentlichen Anschlussmöglichkeiten gehören neben dem eingebauten WLAN (heute eine Selbstverständlichkeit) rückseitig auch ein LAN-Eingang, zwei analoge Audio-Ausgänge (sowohl als Cinch-Buchsen als auch als 3,5mm-Klinkenbuchse, jeweils unsymmetrisch ausgeführt), ein 3,5mm-Klinke-Audioeingang, ein optischer und ein koaxialer digitaler Audio-Ausgang und frontseitig ein USB-Port (überraschenderweise mit 5V Speisespannung bei 1 Ampere) und ein 3,5mm-Klinke-Kopfhörerausgang (bei einer HiFi-Komponente erwartet man eigentlich einen 6,3mm-Klinke-Kopfhöreranschluss). Einen Antenneneingang hat der Tuner nicht, es befindet sich rückseitig eine Stabantenne fest montiert.
Zu den Anschlussmöglichkeiten einige wenige Bemerkungen: Als großzügig empfinde ich die vielfachen Audio-Ausgabemöglichkeiten: Wer das Gerät in die klassische Stereoanlage einbindet, also an seinen Verstärker oder Vorverstärker anschließt, der wird freilich zum Cinch-Anschluss greifen. Ein Verbinden mit einem AV-System erfolgt ganz einfach über Toslink oder SPDIF – es ist an alles gedacht. Und dann wäre da noch der Klinkenausgang zu nennen, der ja vielleicht zur Anbindung an ein Lautsprechersystem sinnvoll sein könnte (der Tuner empfängt Bluetooth, sendet aber selbst kein Audio über Bluetooth!).
An einer Stereoanlage ist natürlich ein rückseitiger Klinke-Audio-Eingang, der dann über den Tuner im Betriebsmodus “AUX” wieder auf den anderen Ausgängen wiedergegeben wird, obsolet. Dieser Eingang dürfte schlicht ein Überbleibsel aus der Kofferradio-Provenienz des Fitzwilliam sein, denn Majority nutzt hier ein Platinendesign, welches eigentlich für ein Regal- oder Kofferradio mit eingebautem Lautsprecher verwendet wird und montiert es in einen Rackbaustein. So ist auch zu erklären, dass auf den analogen Audioausgängen keine fixierte Signalspannung ausgegeben wird, sondern die Lautstärke mit dem rechten Klick/Drehregler angepasst werden kann. Diese Besonderheit bringen viele Geräte dieser Klasse mit sich – des einen Leid, des anderen Freud, kann der Tuner doch so, ohne den Umweg über einen Vorverstärker nehmen zu müssen, direkt an Aktivboxen angeschlossen werden.
So erklärt sich auch das Fehlen eines Antennenanschlusses, der bei einem HiFi-Tuner fast schon ärgerlich ist. Immerhin hat Majority an der Rückseite eine kleine Stabantenne und keine Wurfantenne verbaut (das habe ich schon öfter sehen müssen!) – aber ein Tuner, der fest in Racks oder Mobiliar eingebunden wird, sollte eine Anschlussmöglichkeit für eine externe Antenne haben.

Anschluss und Einrichtung

Angeschlossen ist der Tuner fix: Mit dem passenden Kabel an den Verstärker anschließen, das Kabel des Steckernetzteils mit der Buchse verbinden, sollte man LAN verwenden, wird das ebenfalls so verbunden und fertig.
Die Einrichtung erfordert schon etwas mehr Zeit – das WLAN will eingerichtet, Radiosender gespeichert und bei der Internetradiofunktion Favoriten gewählt und zugewiesen werden.
Bei dieser Prozedur kann auch die UNDOK-App hilfreich sein, mit der sich das Gerät fernsteuern lässt, und die dann funktioniert, wenn sich Tuner und Handy oder Tablet im selben WLAN befinden. Dem Tuner liegt auch eine Fernbedienung bei, die recht klein ist, sonst aber einen sehr ordentlichen Eindruck macht (Gummitasten mit hinreichendem Druckpunkt, betrieben wird sie mit zwei AAA-Standardbatterien).
Das Internetradio greift auf die Datenbanken von Airable zu, dort kann man sich registrieren und den einen Account mit dem Webradio verbinden. Dazu wird in der App oder auf dem Display einfach ein Code angezeigt, der innerhalb von zehn Minuten im Portal eingegeben werden muss und dann das Gerät automatisch dem eigenen Benutzerkonto zuordnet.

Bedienung

Die Bedienung geht flüssig vonstatten, allzu lange „Denkpausen“ erlaubt sich der Tuner angenehmerweise kaum. Die Gerätetasten verfügen über saubere Druck-, die Drehregler fühlbare Rastpunkte. Das klare Farbdisplay erleichtert die Bedienung zudem.
An die immer etwas eigenwillige Menüstruktur dieser Geräte muss man sich freilich erst gewöhnen und dem allzu unbedarften Nutzer sei auch gesagt, dass die Funktionsvielfalt des Tuners auch etliche Einstellungsmöglichkeiten bedingt, mit denen man sich beschäftigen muss. Dennoch halte ich den Tuner für gut bedienbar. Auch die Menüpunkte sind bis auf wenige Ausnahmen auch sinnstiftend und verständlich ins Deutsche übersetzt.

Radio- und Internetradioempfang, Mediastreaming

Kommen wir zu den Empfangseigenschaften des Radios. Ich habe eingangs ja schon das Fehlen eines Antennenanschlusses kritisiert. Das kann – je nach Aufstellungsort und Empfangssituation – gar keinen bis hin zu einem gravierenden Einfluss auf den Empfang haben. Hier in Nürnberg, im Altbau ohne Stahlbeton ist mit der Stabantenne weitestgehend alles paletti. Der DAB-Tuner erweist sich als hinreichend selektiv, es werden alle verfügbaren Ensembles mit guter Signalstärke störungsfrei empfangen. Als etwas schwachbrüstiger erweist sich der UKW-Empfänger. Die Ortssender werden ebenfalls empfangen, schwächere Stationen neigen aber hörbar zum Rauschen.
Das Farbdisplay ermöglicht im Betriebsmodus DAB auch eine gute Darstellung der mit übertragenen grafischen Informationen wie zum Beispiel dem Senderlogo, Albencover der gerade gespielten Lieder etc. Wer in einem mit DAB gut versorgten Gebiet wohnt, wird das UKW-Empfangsteil nur selten brauchen, denn die Vorzüge des Digitalradios liegen klar auf der Hand.

Das Internetradio funktioniert ebenfalls störungsfrei. Mitübertragene Informationen wie das Senderlogo werden grafisch dargestellt, auch die Lesbarkeit der mitgesendeten Textinformationen ist einwandfrei. Dasselbe gilt freilich auch für die Podcasts, die mit dem Tuner problemlos wiedergegeben werden können.

Gut ablesbar: Das Farbdisplay

Gut ablesbar: Das Farbdisplay

Beim UPnP- und DLNA-Zugriff (mit UPnP und DLNA lassen sich Dateien vom eigenen Computer, aus dem Heimnetzwerk, vom NAS oder der Fritzbox mit Mediaserver an das Radio senden und wiedergeben) aber offenbart das Gerät leider wie viele seiner „Artgenossen“ einen seit mindestens zehn Jahren existierenden Softwarefehler, der diese „Brot-und-Butter“-Funktion für quasi alle Abspielanwendungen unbrauchbar machen dürfte: Die Sortierung der Dateien auf dem Server wird nicht übernommen, sondern die Titel in jedem Ordner alphabetisch wiedergegeben. Das bedeutet, dass die Songs auf einem Album quasi durcheinandergewürfelt sind, bei Hörbüchern folgt beispielsweise auf den Track 1 der Track 10, dann 11…, bis dann wieder Track 2 bis 9 abgespielt werden. Wer gerne seine Mediendateien vom Server/NAS/Fritzbox abspielen möchte, kann das Gerät nicht sinnvoll verwenden und es ist hochgradig ärgerlich, dass dieser Softwarefehler des Chipsets von Revision zu Revision und Modell zu Modell herstellerübergreifend mitgeschleppt wird. Sollte es hier eine Möglichkeit der Umstellung, Tastenkombination auf der Fernbedienung oder Ähnliches geben, ist diese Funktion zumindest nicht dokumentiert.

Bluetooth, Wiedergabe von USB

Für mich persönlich zwei „nice to have”-Funktionen. Die Bluetooth-Wiedergabe hinkt dem Klangniveau des Tuners etwas hinterher, klingt etwas verhangen, funktioniert aber im Wesentlichen. Die Wiedergabe vom USB-Stick funktioniert problemlos.

Einfach erreichbar: Der USB-Port des Fitzwilliam 2

Einfach erreichbar: Der USB-Port des Fitzwilliam 2

Klang und Gerätehaptik

Das wichtigste: Wie klingt das Gerät? Nun, es fällt mir fast schwer, das zu sagen, aber ich bin wirklich überrascht, wie gut so ein Multifunktionstuner in dieser Preisklasse klingen kann! Mein Testsetup, also meine Stereoanlage, hat sich über die Jahre nur wenig verändert, ein Vorverstärker von Cambridge Audio liefert den Ton an zwei Gegentakt-Röhrenmonos (auf Basis der EL34) und befeuert die wirkungsgradstarken Bassreflexboxen mit Treibern von vifa/Hans Deutsch und Hochtönern von Dali – kein High End, aber gerüttelte HiFi-Oberklasse.
Und in die fügt sich das sich mit seinen 100,- bis 120,- Euro Straßenpreis doch eher günstig ausnehmende Gerätchen klanglich nahtlos ein. Das Eigenrauschen ist minimal – ja geradezu vernachlässigbar. Der Tuner, der für sich genommen ja schon ein recht potent ausgestattetes eingebettetes Computerchen ist, erzeugt auch keine feststellbaren Hochfrequenzstörsignale und der ausgegebene Ton klingt über das gesamte Frequenzspektrum ausgewogen und verzerrungsfrei. Der DAB-Klang ist (eingefleischte Analogfans mögen nun den ersten Stein werfen) über jeden Zweifel erhaben. In der UKW-Betriebsart sehe ich das nur mit Einschränkungen, aber UKW ist nach meinem Dafürhalten, auch wenn offiziell noch kein Ausstiegsdatum bekannt gegeben wurde, eine abgekündigte Technik. Der Klang von Webstreams und Podcasts ist hier weniger von den Klangeigenschaften des Geräts als von der Qualität, Bandbreite und der Güte des jeweils verwendeten Kompressionsverfahrens/Codecs abhängig. Möglicherweise offenbart der Tuner in einem High End-Set-up oder unter Laborbedingungen die ein- oder andere Unzulänglichkeit – in einem „normale“ Stereo- oder Heimkino-Set-up sind aber keine bösen Überraschungen zu erwarten -im Gegenteil: Mit dem Fitzwilliam 2 macht Radiohören ob des klaren und ungestörten Tons und des ausgewogenen, transparenten Klangbilds richtig Spaß!
Die Haptik zu loben, fällt mir hingegen schwer. Zwar zeigt der Tuner keine Mängel in der Verarbeitung, aber er ist halt ein federleichter Vollplastikeimer mit Vollplastikgehäuse und Vollplastikfront. Man würde ihn gerne irgendwie hinter den anderen HiFi-Komponenten mit ihrer wertigen Anmutung verstecken, aber dann lässt er sich nicht mehr bedienen. Ich bin fast geneigt, zu sagen: „Irgendwoher muss der günstige Preis ja kommen.“

Die Fernbedienung (zum Vergrößern klicken)

Die Fernbedienung (zum Vergrößern klicken)

Fazit

Ich bin überrascht! Überrascht von der Funktionsvielfalt, vom Klang und vom Preis. Der Fitzwilliam 2 macht in vielen Disziplinen eine ordentliche, im Bereich des DAB- und Internetradios eine hervorragende Figur. Angesichts dessen ist auch die etwas zweifelhafte Haptik zu verschmerzen. Und ich nehme dem Tuner auch nicht krumm, dass er quasi ein „geschlachtetes Kofferradio ohne Lautsprecher“ ist. In den letzten sechs Monaten hatte ich, sieht man vom UPnP-Mediaplayer ab, der nach wie vor schlimmer Murks ist, mit dem Majority viel Spaß. Eine echte Empfehlung!

Internetradio Majority „Kings“ im Test: Viele Features, aber leider nicht richtig gut

Nach vielen vielen Jahren (und quasi tagtäglicher Benutzung) zeigt mein PURE one flow-Internetradio inzwischen erste Zerfallserscheinungen. Und weil ich am Wochenende etwas Zeit hatte, sah ich mich nach einem neuen Gerät um.

Fündig wurde ich auf Amazon, und ich wählte ein Gerät, das derzeit als „Amazons Choice“ in der Kategorie „Internetradio mit CD-Player“ für 119,95 Euro feilgeboten wird: Ein Radio der Firma Majority mit der Typenbezeichnung „Kings“.

Majority? Nie gehört? Zum ersten Mal habe ich etwa vor einem Jahr Majority als Marke wahrgenommen. Firmen wie Majority oder Azatom schießen derzeit in Großbritannien wie Pilze aus dem Boden. In UK war Digitalradio schon in den 1990ern weit verbreitet, der BBC  (und dem Virgin-Konzern) sei Dank. Und so gibt es dort auch einen relevanten Markt für Digitalradios. Spezialhersteller wie PURE oder Morphy Richards (die heute nur noch im Hausgeräte-Bereich aktiv sind) konnten sich genau hier etablieren. Und auch der Traditionshersteller Roberts bot früh eine ganze Produktpalette digitaler Radios an.  Majority sitzt in Cambridge und vertreibt im europäischen Raum Digitalradios chinesische Provenienz zu überschaubaren Preisen. Hierzulande ist der stärkste Vertriebskanal sicherlich Amazon. Und wer aktuell ein günstiges Digitalradio online kaufen will, der kommt kaum an Geräten von Majority oder Azatom vorbei.

Das Radio „Kings“ ist eine eierlegende Wollmilchsau: Zum Kampfpreis von 120 Euro (der UVP in England liegt bei £279.95!!) bekommt man ein recht großes, schweres und haptisch ganz solides Internet/DAB-Radio im Holzgehäuse mit Slot-In-CD-Player, UPnP/DLNA-Media-Streaming, Bluetooth, einem AUX-In- und einem Kopfhöreranschluss, das sich per App steuern lässt und Musikdateien auch vom USB-Stick abspielt. Weitere wesentliche Features: Ein Bassreflexdesign mit zwei Breitbandtreibern und einem passiven Subwoofer – einem gerade sehr trendigen Konzept im Boxenbau, das sogar in den High-End-Markt eingesickert ist. Und eine Fernbedienung. Und Farbdisplay. Das Ding kann – bis auf Multiroom vielleicht – alles, was der „Normalverbraucher“ heute im Bereich des digitalen Radioempfangs und der Musikwiedergabe erwartet. Ach ja – ein einfaches UKW-Radio ist freilich auch mit an Bord.

Geliefert wird das Radio in einem unspektakulären Karton. Schnell ist das Gerät ausgepackt und angeschlossen. Dabei fällt das ordentliche Gewicht und auch die hinreichend gute Verarbeitung des Holzgehäuses auf.

Beim ersten Einschalten folgt auch schon die erste Ernüchterung: Der Bootvorgang dauert ziemlich lange und wird nach der Ersteinrichtung später auch nicht spürbar kürzer. Das Farbdisplay, auch das sieht man auf den ersten Blick, stellt Bilder und Zeichen hell und klar dar.

Es folgt die Ersteinrichtung. Dazu gibt es zwar so etwas, wie einen Assistenten, der führt einen aber nicht wirklich durch die wichtigsten Schritte. Man kommt als technisch halbwegs versierter Mensch durch die teilweise verschachtelten Menüs schon durch, aber user-friedly sieht anders aus. Wenig grafische Unterstützung, das Menü hat eine arg monochrome Anmutung, die Eingabe beispielsweise des WLAN-Passworts gestaltet sich mühsam und wenig intuitiv. Die Reaktionszeit ist mal gut, mal fühlt sich das ganze Procedere etwas hakelig an (daran wird sich auch später nichts mehr ändern). Hat man sich durch die vielen Menüs und Einstellmöglichkeiten gekämpft, geht´s ans Ausprobieren.

Der Einfachheit halber hangele ich mich hier von Feature zu Feature, sonst verliert man ja die Übersicht. Ein Gesamtfazit folgt dann am Schluss.

DAB-Empfang/FM:
Die Königsdisziplin eines jeden Radios ist freilich der Tuner. In diesem Fall ist der DAB-Tuner überraschend selektiv. Mit der recht kleinen und etwas dünnen Stabantenne werden auf Anhieb alle verfügbaren Sender gefunden, manche doppelt und dreifach von verschiedenen Senderstandorten. Das Gerät wählt hier nicht den stärkst- oder mit niedrigster Fehlerrate empfangenen Sender aus, sondern listet alle alphabetisch gleichwertig auf. Beim Anlegen der Favoriten muss man also in den Metainformationen kramen, welcher der bestempfangbare Sender ist und auf einem Speicherplatz abgelegt werden soll. Das Farbdisplay kommt beim DAB-Empfang gut zur Geltung, denn das „Kings“ kann die über DAB empfangbaren Slideshows darstellen. Journaline geht nicht. Alles in allem ist das Tunerteil aber ganz in Ordnung. Hat man einmal seine Favoriten bearbeitet, macht das digitale Radiohören Spaß und gelingt unterbrechungsfrei. Hier können die Briten echt punkten! Ich handle hier auch kurz den UKW-Empfang ab: Der ist nicht so prall, selbst starke Sender rauschen und der Ton klingt arg komprimiert und dadurch unnatürlich flach – selbst BR Klassik (dort verzichtet man der Musik zuliebe weitestgehend auf Kompression, Exciter u.ä. Soundprocessing) war kein Genuss. Wer in einem mit DAB schlecht versorgten Gebiet lebt und oft via UKW Radio hört, sollte sich in jedem Fall ein anderes Gerät besorgen.

Internetradio:
Es tut seinen Job. Bis man einen Sender gefunden hat, kurbelt man im Zweifel ganz schön am Drehrad, zu den vorkonfigurierten Top Twenty-Stationen gehört hierzulande an erster Stelle Ö3, gefolgt von Radio Paloma und gerade das Internetradio profitiert nicht von den verschachtelten Menüs. Um es ehrlich zu sagen: Bei der Internetradiofunktion sehe ich seit dem Jahr 2010 (vielleicht abgesehen vom Farbdisplay) keinerlei Innovation mehr. So empfindlich der DAB-Tuner ist, so sehr verlangt das „Kings“ nach einem ordentlichen WLAN-Signal. Wer sich am Rande der Coverage des eigenen Funknetzes befindet, bestellt sich am besten zum Radio noch einen Repeater mit dazu – das ginge besser! Sonst werden die Streams aber fehler- und unterbrechungsfrei wiedergegeben. Solide Hausmannskost eben.

UPnP/DLNA-Streaming:
Kurz (und vereinfacht) erklärt: Mit UPnP und DLNA lassen sich Dateien vom eigenen Computer, aus dem Heimnetzwerk, vom NAS oder der Fritzbox mit Mediaserver an das Radio senden und wiedergeben. Für mich persönlich eine Brot-und-Butter-Funktion. Umso schlimmer, dass das Radio hier auf allen Ebenen versagt – wegen eines Softwarefehlers, der bei billigen Chipsets, die in dieser Geräteklasse von nur einigen wenigen Herstellern geliefert werden – seit 2010 nicht behoben wurde: Die Sortierung der Dateien auf dem Server wird nicht übernommen, sondern die Titel in jedem Ordner alphabetisch wiedergegeben. Das bedeutet, dass die Songs auf einem Album quasi durcheinandergewürfelt sind, bei Hörbüchern folgt beispielsweise auf den Track 1 der Track 10, dann 11…, bis dann wieder Track 2 bis 9 abgespielt werden. Die alphabetische Sortierung lässt sich auch nicht um- oder ausstellen. Teurerer Geräte (wie die von PURE) hatten (zumindest früher) diesen Fehler nicht und haben die Stücke in der Reihenfolge des Servers wiedergegeben (und optional gab es eine „A-Z-Taste“). Wer gerne seine Mediendateien vom Server/NAS/Fritzbox abspielen möchte, kann das Gerät nicht sinnvoll verwenden.

USB-Wiedergabe, CD-Player und Bluetooth:
Die USB-Wiedergabe funktioniert prinzipiell, ein 32 GB USB-Stick wird problemlos erkannt, eine 1TB-Festplatte wird nicht gemountet. Warum, konnte ich nicht herausfinden. Der CD-Player liest auch mp3-CDs, ist von den Laufwerksgeräuschen akzeptabel und tut im Wesentlichen, was er soll. Das Pairing mit einem Mobiltelefon via Bluetooth hat bei mir drei Anläufe gebraucht, funktionierte dann aber zuverlässig. Leider war der Sound über Bluetooth flach und wenig dynamisch – irgendwie verhangen. Die Funktionen tun, was sie sollen, mehr aber auch nicht.

Haptik und Sound:
Will man Sound und Haptik beurteilen, muss man sich den Preis vor Augen führen: Zur Einführung des Geräts waren 100,- Euro gefordert, inzwischen hat sich der Preis bei 120,- Euro eingependelt.
Ich habe ja schon beschrieben, dass ich mich über das ordentlich kunststofffurnierte Holzgehäuse gewundert habe, das hinreichende Volumen und eine Bassreflexkonstruktion mit zwei (!) rückseitig angebrachten Passivmembranen je Kanal (der von einem ordentlichen Breitbandlautsprecher befeuert wird) bietet. Die Lautsprecher sind für ihre Größe absolut in Ordnung: Der Klang kommt klar, nicht zu bassbetont und mit sauberen Mitten. Lediglich im Hochtonbereich wäre ein wenig mehr Darstellung wünschenswert. Aber für ein Küchenradio oder ein Gerät im Arbeitszimmer ist der Klang für das Geld absolut klasse – nur die Verarbeitungsqualität stimmt halt wieder nicht, denn bei meinem Radio ist recht flott der linke Kanal ausgefallen, was nicht gerade für die hauseigene Qualitätskontrolle des chinesischstämmigen Apparats spricht.

Die Bedienfront ist aus eher lumpigem Kunststoff, die Tasten am Panel wirken gleichermaßen lumpig, mit Spiel und lausigem Druckpunkt. Das Clickwheel hingegen macht wiederum einen ganz vernünftigen Eindruck.

Zur Fernbedienung bleibt zu sagen, dass die nicht mal übel ist. Sie ist leicht, flach, die Tasten haben einen guten Druckpunkt und sind logisch angeordnet. Man braucht auch keine exotische Knopfzelle – Standardbatterien (Typ 3A) genügen. Nur: Man muss mit der Fernbedienung exakt auf das Gerät zielen, damit sich überhaupt etwas tut. Die Fernbedienung steht daher symbolisch für die meisten Features des Geräts: Alle Funktionen sind da, keine ist wirklich bis zum Ende durchdacht oder einfach ordentlich umgesetzt. Dieses Radio kann alles – ein bisschen. Das ist Mist.

Fazit: Will man dieses Radio also haben – oder eher nicht? Ich war hin- und hergerissen, und habe dann nach reiflicher Überlegung das Gerät wieder zurückgeschickt. Der wesentliche Grund ist in der schlechten und lieblos programmierten Software zu suchen, weniger in den (für den Preis akzeptablen) kleinen Unzulänglichkeiten der Hardware: Die Software ist leider völlig unambitioniert programmiert und das macht das Gerät streckenweise unbenutzbar. Die Einrichtung ist arg hakelig, die Darstellungsoptionen auf dem Display teils verschachtelt und unlogisch. Das Potenzial, das ein gutes Farbdisplay birgt, wird nicht ausgeschöpft. Ärgerlich sind aber besonders die Anfängerfehler, die die Software mit sich bringt. Ein Beispiel: Das Display ist zwar dimmbar, allerdings kann man es weder im Betrieb noch im Stand-by ausschalten. Auf niedrigster Stufe ist das Display noch so hell, dass das Gerät im Schlafzimmer nicht verwendet werden kann. Das müsste nicht sein, denn ein abschaltbares Display oder eine vernünftige Dateisortierung haben nichts mit Hardwarelimitationen, sondern mit krude geschriebener Software zu tun.

Platten waschen – mit der Record Doctor V Plattenwaschmaschine im Test

Wie man am besten eine Schallplatte von tiefsitzenden Verschmutzungen reinigt, daran scheiden sich die Geister. Mancher Sammler führt die Diskussion über die Schallplattenreinigung mit missionarischem Eifer. Andere wiederum wedeln ihre Platten vor jedem Spielen mit einem Mikrofasertuch ab und sind mit diesem Ergebnis zufrieden.

Das sich die Diskussion um das Waschen von Schallplatten so hartnäckig hält, liegt auch an dem Umstand, dass es schlicht notwendig wird, eine LP hin und wieder richtig zu waschen. Der Staub der Jahre, Zigarettenrauch – bei Lagerung im Keller manchmal sogar Schimmel – setzt sich in den feinen Rillen fest und sorgt nicht selten für ein kaminfeuerartiges Knistern (Platten, die früher mit einem Nassläufer abgespielt wurden, tun das übrigens auch und da hilft Waschen so gut wie nix mehr). Manch Zeitgenosse verbindet mit dem Knistern eher ein nostalgisches Gefühl denn einen technischen Fehler, aber: Das Knistern der Schallplatten wird oft durch Schmutzpartikel und/oder statische Aufladung verursacht. Und dagegen gibt es ein probates Mittel: Die ordentliche Reinigung.

Gerade Platten von Flohmärkten, die mal „Kellerleichen“ waren oder das ein oder andere Krautrock-Album, das von einer veritablen Nikotin- und THC-Schicht befreit werden will, sind heiße Kandidaten für eine ordentliche Wäsche. Doch wie kann man eine empfindliche Schallplatte überhaupt „waschen“?

Vorab: Staub auf Platten ist keine Seltenheit, das PVC (Schallplatten sind ja nicht aus reinem Vinyl, das wäre ja viel zu weich) lädt sich bei normalem Gebrauch gerne mal elektrostatisch auf und zieht den Staub magisch an. Um ihn vor dem Abspielen wieder zu entfernen, benutzen viele eine Bürste aus feinen Kohlefasern. Das funktioniert auch ganz gut, sorgt aber bei jedem „abstauben“ dafür, dass ein kleines bisschen Reststaub in die Rillen gedrückt wird. Mit der Zeit (mitunter mit den Jahrzehnten) beginnt die Platte mehr und mehr zu knistern und zu rauschen. Nun wäre es schön, wenn Staub und Schmutzpartikel wieder aus den Rillen herausgespült würden. Um eine Nassreinigung kommt man nicht mehr umhin.

Drei Methoden haben sich hier etabliert: Die „Cheap-Thrill-Methode“, die Knosti-Methode und das Waschen mit einer speziellen Plattenwaschmaschine. Und um es vorwegzunehmen: Cheap Thrill ist in den allermeisten Fällen völlig ausreichend und liefert oft auch das beste Ergebnis, wer es komfortabel mag, hat mit der Plattenwaschmaschine sicher seine Freude, von der Knosti – die ich mir natürlich auch gekauft habe – bin ich nicht so begeistert.

Holger Trass´ Cheap Thrill kostet fast nichts, die Mischung zum Reinigen, die er ansetzt, ist für mich das ideale Grundrezept. Ich gönne mir bei meiner Mischung einen etwas höheren Isopropanolanteil, denn so lässt sich (für mein Gefühl) die Feuchte besser entfernen oder absaugen. Als geeignetes Spülmittel scheint mir nach einigen Versuchen das „fit“-Spülmittel aus Zittau (das Grüne, das in dieser „Turmflasche“ verkauft wird). Es schäumt nicht zu sehr und ist auch nicht mit irgendwelchen Hautseifen oder Pflegefetten versehen, die schmieren könnten. Und man braucht wirklich nur einen einzigen Tropfen. Der Vorteil an der Chep-Thrill-Reinigungslösungs-Mischung ist, dass sie so einfach und billig herzustellen ist, dass man nicht sparen muss und die Platte komplett benetzen kann und so der tiefsitzende Dreck richtig aufschwemmt. Das ist meiner Meinung nach das Geheimnis der guten Plattenwäsche: Der Dreck muss sich richtig aus den Rillen lösen. Dann kann man die Feuchtigkeit mit einem Zewa oder Tuch aufnehmen (ein Mikrofaser- oder weiches Baumwolltuch ist auch ganz prima, holzhaltiges Küchenkrepp kann Oberflächenkratzer verursachen). Die Plattenwaschmaschine ist im Prinzip nichts anderes als ein Staubsauger für Schallplatten, mit dem sich Restfeuchte und Restschmutz aus den Rillen ziehen lässt. Damit erziele ich das beste Ergebnis.

Nur einige wenige Worte zur Knosti/Disco-Antistat: Das Prinzip, eine Platte in ein Bad aus Reinigungsmittel zu setzen, finde ich eigentlich ganz gut, denn in der Knosti lässt sich der Dreck wirklich aus den Rillen schwemmen. Allerdings wird jeden Platte durch die immer dreckiger werdende Flüssigkeit gezogen und auch das „Abtropfen“ an der Luft halte ich nicht für ideal. Schließlich bin ich auch kein Freund des Reinigungsmittels der Knosti, nach dem Knosti-Waschen bleibt bei mir immer eine kleine weiße Gewöll-Kugel an der Nadel hängen, mehrheitlich klingen die Platten auch nicht richtig „rein“.

Wie also bekomme ich meine Platten sauber? Ich behandle sie nach Cheap-Thrill gründlich vor und sauge sie dann ab. Dazu habe ich mir tatsächlich vor einem Vierteljahr eine Plattenwaschmaschine gekauft – nach langem Hadern, denn so ein Gerät ist teuer (und das Geld habe ich lange dann doch lieber in neue Platten angelegt). Entschieden habe ich mich schließlich für die „Record Doctor V“, sie ist derzeit wohl die günstigste Maschine auf dem deutschen Markt. Um sie soll es nun im folgenden Review gehen.

Maßgeblich zur Kaufentscheidung beigetragen hat freilich der Preis der Waschmaschine. Für mich war so ein Gerät immer „nice to have“, aber eben kein „must“, schließlich bieten einige HiFi-Studios und Plattenläden das Waschen als Dienstleistung an. Irgendwann aber kam nach einem größeren Beutezug über den Fürther Grafflmarkt dann doch der Wunsch in mir auf, einige der Platten ganz bequem zuhause waschen zu können.

Bekanntermaßen sind Plattenwaschmaschinen durchaus große Geräte mit vollwertigem Plattenteller, einer Absaugvorrichtung, die ein wenig an einen Tonarm erinnert und einem wuchtigen Korpus für die Absaugtechnik. Solche Geräte kosten zwischen 500 bis etwa 1000 Euro und sind damit nicht nur kosten- sondern auch platzintensiv. Die Maschine „Record Doctor“, die hierzulande von Sintron vertrieben wird, hat ein etwas anderes Funktionsprinzip: Man spart den Plattenteller und die mechanisch gelagerte Absaugvorrichtung ein, die Absauglippe ist fest im Gerät verbaut, die Platte wird auf einem Dorn zentriert und mit einem hölzernen Puck über die Lippe bewegt. Abgesaugt wird die Platte genau so wie bei einer konventionellen Maschine, das Handling ist allerdings weniger komfortabel, denn zum einen muss man die Reinigungsflüssigkeit entweder schwebend oder auf einer separaten Unterlage in die Plattenrillen einarbeiten und zum anderen ist das Absaugen der Platte durchaus mit Handarbeit verbunden.

Das recht reduzierte technische Design dieses Maschinentyps wurde zuerst in den USA bei Nitty Gritty verwendet, die Record Doctor ist noch einfacher aufgebaut – und damit tatsächlich ein Preisbrecher.

Geliefert wird ein mit schwarzer Kunststofffolie furnierter Pressspankasten einfacher Bauart, der neben dem Motor auch einen PVC-Zylinder als Reservoir für das Waschwasser beinhaltet. Abgesagt wird über eine Samtlippe, ein einfacher Schalter setzt den „Staubsauger“ in Betrieb. Es ist so simpel, dass es fast schon wieder genial ist. Weiterhin gibt es einen Plattenpuck, einen Kunststoffteller und ein kleines Gleitlager. Zu Lieferumfang gehört eine recht anständige Plattenbürste mit Samtlippe, mit der sich die Reinigungsflüssigkeit gut in die Plattenrillen einarbeiten lässt und ein auf Isopropanol basierendes Reinigungsspray von Dynavox.

Die Bedienung ist freilich einfach und selbsterklärend: Nachdem das Reinigungsmittel gut in die Plattenrillen eingearbeitet wurde und auch genug Zeit zum Einwirken hatte, dreht man die Platte mit der abzusaugenden Seite nach unten, setzt die Platte mit dem Mittelloch auf den Dorn, platziert den Puck, mit dem die Platte gedreht wird und nimmt den Sauger in Betrieb. Die Platte wird dann so lange von Hand gedreht, bis die eingewaschene Seite sauber und trocken ist. Der Vorgang wird dann mit der anderen Plattenseite wiederholt.

Das bei der sehr einfachen Konstruktion freilich auf jede Dämmung verzichtet wurde und das Gerät recht laut arbeitet, versteht sich dabei fast von selbst. Das soll der Sache aber keinen Abbruch tun, denn wirklich lauter als unser Bodenstaubsauger ist die Maschine nun auch nicht (und das habe ich auch nicht erwartet, ich kenne keine Plattenwaschmaschine, der man einen leisen Betrieb zuschreibt).

Wie aber ist die Reinigungsleistung? Das kann ich pauschal nicht beantworten, denn es kommt, wie schon erwähnt, auf eine gute Vorbereitung an. Ich habe außerdem die Erfahrung gemacht, dass die Reinigungsflüssigkeit eine gewisse Einwirkzeit benötigt. Ist eine Schallplatte stark verschmutzt, mit einem Nikotinfilm quasi überzogen, müffelt sie oder trägt sie viele Fingerabdrücke, darf die Einwirkzeit schon mal fünf bis zehn Minuten betragen und der Reinigungsvorgang muss gegebenenfalls wiederholt werden. Beim Absaugen schlägt der Hersteller drei bis vier Umdrehungen der Platte an der Absauglippe vorbei – damit bin ich nie hingekommen, es sind wohl eher zehn Umdrehungen.   Dann allerdings ist die Reinigungsleistung der Maschine ganz ausgezeichnet: Knacksen reduziert man in jedem Fall, der Schmutz wird sichtbar weggewaschen, auch an der Nadelbleibt kein Schmutz zurück. Ich möchte mich einer weiteren Empfehlung Holger Trass´ anschließen: Jede gewaschene LP verdient eine neue Innenhülle. Diese kosten pro stück etwa 40 bis 50 Cent.

Und der Komfort? Nun, wirklich komfortabel lässt sich mit der Record Doctor V nicht waschen. Die Vorbehandlung der Schallplatte kann auf einer Unterlage oder auf einem ausgedienten Plattenspieler erfolgen. Das Einwaschen der Platten auf dem Gerät selber oder einfach „in der Luft“ ist äußerst unkomfortabel, die Platten könnten bei zu starkem Anpressdruck sogar brechen. Außerdem muss man Acht geben, das Papierlabel nicht nasszumachen, die Rillen aber trotzdem mit reichlich Flüssigkeit bedecken, was durchaus ein wenig Übung erfordert. Das mitgelieferte Reinigungsspray, reines Isopropanol, tut seinen Dienst, die Cheap-Thrill-Mixtur allerdings scheint mir – auch wegen der Fettlösekraft des Spülmittels – dann doch die bessere Wahl. Im Zweifel kann man mit reinem Isopropanol nachbehandeln (ich habe mir das inzwischen angewöhnt), das bedeutet aber einen zusätzlichen Arbeitsschritt. Und dennoch: Der Betrieb der Maschine ist im Vergleich zum Lufttrocknen oder dem Abreiben mit Tüchern ein großer Fortschritt, trotz allem Aufwand, der dahintersteckt.

Nachteile? Wo Licht, da auch Schatten. Zuerst einmal ist die gesamte Ausführung des Geräts ziemlich einfach. Die Plattenwaschmaschine ist laut und erfordert etliches an Handarbeit. Es gibt zudem einige Berichte aus den USA, die von Undichtigkeiten und Schimmel im Gerät berichten (der Korpus ist ja aus Pressspan). Und dennoch: Wer eine so günstige Plattenwaschmaschine erwirbt, der weiß in der Regel, worauf er sich einlässt.

Mein persönliches Fazit: Ich bereue den Kauf nicht. Die meisten Schallplatten finden second hand zu mir. Viele von ihnen bedürfen mehr oder weniger dringend einer Reinigung. Nicht jede Platte profitiert klanglich von einer Wäsche, bei manchen Platten ist der Unterschied aber frappierend. Für mich ist – trotz des zu betreibenden Aufwands – die Investition von etwas über 200,- Euro lohnend: Nach zweihundert gewaschenen Platten hat sich das Gerät amortisiert, Flohmarktfunde werden wieder vernünftig sauber, man muss mit seinen Platten zur Wäsche nicht außer Haus. Mehr Geld hätte ich für ein solches Gerät aber auch nicht ausgeben wollen.

Im Test: Der Ricatech-Retro-Radiorecorder PR85

Sehenden Auges und quasi mit Anlauf bin ich dieser Tage voll in die Retro-Falle getappt! Derzeit gibt es nämlich wieder eine Gattung Gerät zu kaufen, die dereinst vor vierzig Jahren modern war – und zwar Radiorecorder. Für die jüngeren Leser: Ein Radiorecorder ist ein tragbares Radiogerät mit Kassettenrecorder, also einer Vorrichtung, mit der sich in Kunststoffgehäusen verbaute Magnettonbandspulen mit Schall besprechen und wieder abspielen lassen. Entweder über ein eingebautes Mikrofon oder eben über das verbaute Radioteil (voll analog, versteht sich). Diese Gerätegattung ist zum einen sehr kompakt aufgebaut und zum anderen mit einem Handgriff versehen, so dass sich diese Apparate leicht in der Wohnung (und mit Batterien auch im Freien) herumtragen lassen. Modern – wie gesagt, waren diese Dinger etwa ab Mitte der 1970er Jahre – noch bevor in den 80ern die Ghettoblaster kamen.

Ein guter Radiorecorder zeichnete sich in jenen Tagen durch eine mehr oder weniger echte Holzoptik, ein gutes Radioteil und allerhand Zierrat aus Aluminium oder Kunststoff aus. Und genau diese Gattung Gerät gibt es heute wieder. Ein Radioteil ist dran, dann gibt es einen Kassettenrecorder (Mono, wie das Radio) obendrauf und weil wir eben im Jahre des Herren 2017 leben, auch die Möglichkeit, MP3s vom USB-Stick oder SD-Karte abzuspielen.

Ihr müsst zugeben, das Ding hätte rein optisch auch 1981 in einem Katalog der großen Versandhäuser offeriert werden können. Um zu sehen, dass es sich hier um ein zeitgenössisches Produkt handelt, muss man schon ganz genau hingucken.

Von der mir bis dato unbekannten Firma Ricatech wird zu einem Straßenpreis von 35,- Euro ein richtig klassisch-biederer Radiorecorder mit der Typenbezeichnung „PR85“ angeboten.
Das Ding, so dachte ich mir, ist praktisch! Zwar ist UKW eine so gut wie abgekündigte Technik, heute hat man DAB, aber immerhin lassen sich auf UKW noch Sender empfangen. Das Kassettenteil brauche ich eigentlich nicht zwingend, ich besitze vielleicht noch eine Handvoll Bänder – aber Hörbücher und Hörspiele über USB ablaufen zu lassen ist schon ein Feature. Klar, ich habe auch eine Bluetooth-Box, aber eigentlich ist mir das zu umständlich (Box aufladen, koppeln, Hörbuch aufs Handy übertragen…). Mit so einem Radio schaut die Sache doch viel einfacher aus: USB-Stick rein, Stecker in die Steckdose, Gläschen Wein einschenken und ab in die Küche zum Gemüse schnippeln oder ab in die Badewanne. Und wen ich Lust auf Nachrichten habe, über UKW kann man ja noch welche empfangen.

Zur Haptik

Das Radio ist günstig. Das Gehäuse ist einfach gearbeitet. Nicht direkt lumpig aber doch einfach. Während Schalter und Tasten recht präzise rasten und kein übermäßiges Spiel haben, sind die Drehregler für Senderwahl und Lautstärke schief eingepasst, schleifen und wackeln. Das darf so eigentlich nicht sein. Die Klappe des Kassettenfachs ist auch sehr dünn gearbeitet. Die Verarbeitung ist soweit in Ordnung, aber trotzdem wünscht man sich hier doch ein wenig mehr Präzision.

Das Radioteil

UKW, Mittelwelle und zwei Kurzwellenbänder bietet das Radio, über UKW lassen sich die ortsüblichen Sender empfangen, auf der Mittel- und Kurzwelle geht – zumindest hier in der Stadt – nichts. Die Abstimmung der Sender erfordert durchaus Fingerspitzengefühl. Das Radioteil funktioniert, richtig Freude macht es nicht.

Das Kassettenteil

Im Rahmen der Möglichkeiten des Geräts ist das Kassettenteil schon in Ordnung: Die Wiedergabe ist klar, sauber und weitestgehend verzerrungsfrei. Richtig retro: Alles ist Mono, auch über den Kopfhörerausgang. Das Spulen des Bandes funktioniert recht flott, die Pausentaste rastet präzise, nachdem das Band abgelaufen ist, schaltet der Recorder ab (bei der Wiedergabe, nicht beim spulen). Aufgezeichnet habe ich mit dem Gerät nichts – man kann allerdings Radio, MP3s und auch die eigene Stimme mit dem eingebauten Mikrofon aufzeichnen. Das Kassettenteil rauscht recht stark, auch im Leerlauf. Wenn der Motor in Bewegung ist, sind über den Lautsprecher Störgeräusche zu hören, selbst wenn MP3s wiedergegeben werden. Der Ton kommt verständlich rüber, es klingt aber einfach nicht gut.

Der MP3-Player: Ein Silbenverschlucker

Der MP3-Player ist recht spartanisch ausgestattet. Es gibt kein Display – lediglich einen Anschluss für den USB-Stick und einen SD-Kartenschacht. Mit vier Tasten wird die MP3-Wiedergabe gesteuert: Vor, Zurück, Play/Pause und Wiederholung. Über den jeweiligen Betriebszustand erfährt man nichts, es gibt nur eine LED, die signalisiert, dass der Player eingeschaltet ist.
Diese spartanische Ausstattung würde an und für sich auch genügen: Zuerst werden alle Titel im Root-Verzeichnis wiedergegeben, dann wechselt der Player in den ersten Ordner, dann in den zweiten usf. Wenn man auf Stick oder Speicherkarte nicht so viele Ordner hat, dass es gänzlich unübersichtlich wird, kommt man auch im „Blindflug“ ganz gut klar und kann sich sicher durch die Titel navigieren. Echtes gapless-playback gibt es nicht, aber die Lücke zwischen den einzelnen Titeln ist so kurz, dass es selbst bei Material, das unterbrechungsfrei abgespielt werden möchte, nicht allzu unangenehm auffällt. Im Ansatz ist das kleine MP3-Player-Modul also ganz geschickt designed – besonders, weil selbst nach einer Trennung des Radiorecorders vom Stromnetz der Titel erneut angespielt wird, bei dem man aufgehört hat zu hören. Und dennoch: Der MP3-Player hat einen so schweren Fehler, dass man über die vielen kleinen Macken des Gerätes nicht hinwegsehen kann. Wenn man ein Hörbuch abspielt, bei dem es längere Sprechpausen gibt, verschluckt der Player die ersten Wortsilben, wenn der Sprachfluss wieder einsetzt. Wann immer eine leise Passage auf dem Quellmaterial beginnt, startet der Player eine Art nichtabschaltbare Faderautomatik, bei der er komplett den Ton abriegelt um dann – mit einigen Millisekunden Verzögerung ­- den wiedereinsetzenden Ton einzublenden. Diese Automatik ist so scharfgeschaltet, dass bei einem Hörbuch regelmäßig das erste Wort eines einsetzenden Satzes halb oder gar ganz verschluckt wird. Aus einer Krimilesung wird so ein nicht mehr rezipierbares Stakkato. Und damit ist für meinen ursprünglich angedachten Einsatzzweck der ganze Recorder nicht benutzbar. Wer nur mit hohem Pegel und hoher Kompression aufgenommene Musik anhört, kann mit diesem schweren Fehler vielleicht noch gerade so leben, wer aber, und sei es auch nur ab und zu, ein Hörbuch hört, kann das Ricatech-Gerät leider nicht sinnvoll benutzen.

Technische Umsetzung

Der Recorder ist für mich schon allein wegen des verkorksten MP3-Players durchgefallen. Es gibt aber tatsächlich auch einige andere prinzipielle technische Kritikpunkte, die nicht unerwähnt bleiben sollen. Der wichtigste: Der eingebaute Trafo verursacht ein nicht akzeptables, lautes Brummen und versetzt das gesamte Kunststoffgehäuse des Recorders in Vibration – auch, wenn der Recorder über die Schalterstellung „Tape“ im Standbybetrieb ist und nichts wiedergibt. Dieses ernstzunehmende Manko hat man bei Ricatech freilich erkannt und liefert den Recorder daher mit einem Schnurschalter am Netzkabel (sic!) aus. So eine primitive Lösung eines Problems, das heutzutage eigentlich bei keinem Gerät der Unterhaltungselektronik mehr auftauchen dürfte, habe ich noch nie gesehen! Einen Radiorecorder, der ab Werk mit einem Schnurschalter ausgeliefert wird, der dem einer Nachttischlampe ähnlich ist, das ist für mich der Gipfel des Pfusches!

Auch erwähnt werden muss, dass das Gerät sowohl beim Radio-, Cassetten- und MP3-Betrieb ein erhebliches Grundrauschen produziert, das gerade bei leisen Passagen sehr deutlich hervortritt. Dies – in Kombination mit dem sehr einfachen Lautsprecher führt zu einem Klang, der sowohl im Bassbereich als auch im Hochton völlig beschnitten wirkt, woraus schlicht folgt, dass der Klang dumpf und verrauscht ist. Freilich mag mich hier die Erinnerung möglicherweise auch trügen, aber ich denke, dass die einfachen Geräte in den 80ern nicht so schlecht geklungen haben. Wie oben bereits beschrieben, sind manche Bedienelemente auch nicht ordentlich verarbeitet.

Und damit komme ich zum Kern: Der Radiorecorder ist eine nette Spielerei – er lebt von seinem konsequenten Retro-Design. Die Funktion ist ja prinzipiell gegeben, die Umsetzung allerdings ist so dürftig, dass bei der Benutzung des Recorders keine Freude aufkommt. Wenn der erste Wow-Effekt verpufft ist und man sich am anachronistischen Design sattgesehen hat, erkennt man, dass der Nutzwert schlicht nicht da ist. Und damit dürften sehr viele dieser Geräte weit vor ihrer Zeit dem Elektroschrott anheimfallen. Was für eine Ressourcenverschwendung!

Dabei ließe sich das recht einfach vermeiden: Es bedürfte schlicht eines nur minimal besseren Transformators, einem Bauteil, das für diese Anwendung in hinreichender Qualität auf den internationalen Elektronikteilebörsen derzeit keine zwei Dollar kosten dürfte. Auch ein etwas besserer, klangfreudigerer Lautsprecher dürfte nur einige zehn Cent teurer sein. Würden dann bei der Herstellung auch nur rudimentäre westliche Qualitätsmaßstäbe Anwendung finden und würde man zudem das Softwaredesign des MP3-Players um die auto-mute-Funktion kastrieren, das Retro-Radio hätte sofort einen echten Gebrauchswert und wäre nicht vorab für den Müll produziert. Die Käufer wären mit Sicherheit bereit, einen Aufpreis zu zahlen, würden solche pro Gerät kaum fünf Dollar in Anspruch nehmenden Maßnahmen umgesetzt.

Fazit

Geiles Retro-Design, das Spaß macht und einen schnell in die eigene Kindheit zurückversetzt. Das Gerät ist ein echt guter Gag – mehr aber auch nicht. Die vielen Unzulänglichkeiten in Qualität, Technik und Bedienung sind in Summe so schwerwiegend, dass ich vom Kauf dieses Recorders nur abraten kann. Für mich persönlich gibt letztlich der verkorkste MP3-Player den Ausschlag, vom Ricatech-Recorder abzuraten. Eine gute und witzige Idee scheitert leider an ihrer Umsetzung.

Im Test: Der Kopfhörer AKG K-121 Studio

Vorbemerkung 1: Irgend eine Macke muss man ja haben. Bei mir sind es mittlerweile die Kopfhörer. Ich kann sie nicht mehr zählen, im täglichen Gebrauch habe ich etwa sechs bis zehn Stück – und regelmäßig noch nicht mal die teuersten. Hier angetestet habe ich unter anderem die Urbanears Plattan, den K-701, der nach wie vor zu meinen Lieblingshörern zählt, den Superlux HD-660, der irgendwie abgängig ist, den K-514, den ich immer wieder verwende, und der mir trotz krasser Pop/Badewannen-Abstimmung echt Spaß macht (sowas kriegt man heute nicht mehr!) und den ich heute weniger kritisch bewerten würde, den HD-595, den HD-465, und letztlich sogar ein wenig den K-240 Monitor. Letztlich haben sich hier vor allem AKG-Hörer angesammelt, vornehmlich wegen des guten Preis-Leistungs-Verhältnisses, was mich gleich zu

Vorbemerkung 2: bringt. Gerade die Monitore und Studios von AKG haben einen recht eigenen Klang, der durchaus polarisiert. Jeder klingt anders, aber ich wage zu behaupten, man kann schon ein wenig die Tradition, in der diese Hörer stehen, erahnen. Mir liegt dieser Sound, den ich eher als nüchtern, mit leichter Betonung der Mitten beschreiben würde. Es gibt aber auch andere Hörer – solche, die sehr analytisch sind (muss man mögen) und solche, die eben über diese typische „Badewannen“-Abstimmung verfügen („Badewanne“ wegen des typischen Equalizer-Bildes, also deutliche Betonung der Bässe und Höhen, muss man auch mögen, entspricht aber am ehesten den aktuellen Hörgewohnheiten und Abstimmungen im Consumer-Bereich).

Vorbemerkung 3: Teurere Kopfhörer neigen gerne mal zur Hochohmigkeit. Zwischen 150 Ohm und 600 Ohm ist da alles drin. Hochohmige Hörer sind technisch gesehen durchaus im Vorteil: Impulstreue, Masse der Membran und Pegelfestigkeit sind hier die Stichworte. Wer aber einen hochohmigen Kopfhörer nutzt, braucht entweder einen verdammt leistungsfähigen Kopfhörerausgang (manche Geräte von Studer haben die, viele Mischpulte haben die auch) oder eben einen separaten Kopfhörerverstärer. Wer einen 600 Ohm-Hörer am iPhone, Laptop oder einer normalen Stereoanlage betreibt, dürfte damit nicht wirklich glücklich werden. Niederohmige Kopfhörer haben also überall, wo das Gerät keine hohe Leistung an der Buchse liefern kann, ihre Berechtigung – auch wenn (theoretisch) ein hochohmiger Hörer einen (heute nur noch relativ geringen) technischen Vorteil mit sich bringt.

Und weil ich eben einen recht niederohmigen Hörer für ein bestimmtes Setup brauchte, habe ich mir blind den K-121 Studio von AKG (Straßenpreis: Bezahlbare 69,- Euro) gekauft und muss sagen: Ich liebe und hasse das Teil gleichermaßen. Ein reinrassiger AKG Studio, sehr anständig gemacht und mit den Tugenden dieser Serie versehen – zu einem unter dem Strich für seine Leistung ordentlichen Preis, mit Schwächen in der Darstellung.

Zuerst einmal zur Optik und Haptik und auch gleich zum Tragekomfort: Irgendwie sieht der 121er aus, wie alle Pferde aus dem Studio/Monitor-Stall: Kunststoff-Ohrteile, mit den typischen goldfarbenen Alukappen am Kopfbügel angebracht. Das mit Gummizügen versehene, selbstjustierende AKG-typische Kopfband fehlt natürlich nicht. Der 121er sieht damit richtig klassisch aus: Tradition ist auch hier das beste Marketing! Der Hörer wiegt ohne Kabel 220 g, ist mithin angenehm leicht. Die Ohrpolster sind aus einem sehr weichen, vinylartigen Kunststoff gearbeitet und fühlen sich ganz ok an. Von der Anmutung erinnern sie mich irgendwie an 70er-Jahre-„Skai“ oder diese Kunstledersitze in alten Taxis. Sie sind nicht tauschbar. Bei AKG verwendet man mittlerweile ein wenig weicheres Material. Damit trägt sich der Hörer angenehm, aber man fängt irgendwann halt auch an, an den Ohren zu schwitzen, Kunststoff bleibt Kunststoff.
Haptisch ist der Kopfhörer keinesfalls lumpig, auch wenn er eigentlich nur aus Plastik besteht. Für den Kaufpreis geht die Verarbeitungsqualität auf jeden Fall in Ordnung. Drei Meter weiches Kabel sind dran, wie bei den Monitoren auch kann der Adapter von 3,5 mm Klinke auf 6,3 mm Klinke aufgeschraubt werden – eine perfekte Lösung, die vielfach kopiert wurde. Die Stecker sind – Tradition bleibt Tradition – vergoldet.

Das wichtigste – der Klang: Von der tendenziellen Mittenbetonung der AKGs habe ich bereits zu Beginn geschrieben und hier macht der 121er auch keine Ausnahme. Die „Betonung“ fällt aber durchaus noch dezent aus, keine Sorge! Dennoch: Das wirklich große Ding des Hörers sind in meinen Ohren die Vocals, seidenweich, unaufdringlich, präsent und natürlich. Im Bassbereich ist der 121er deutlich, straff, aber nicht besonders agil. Gerade der Tiefbass wird doch ein wenig verschluckt, was gerade den zeitgenössischen Hör- und letztlich auch Abmischgewohnheiten nicht sehr entgegenkommt. Die Höhen sind angenehm unaufgeregt und ebenfalls als neutral zu bezeichnen, keinesfalls zu spitz. Aber es fehlt hier doch die Brillanz. Und damit liefert der 121er ein recht ambivalentes Klangbild.

Ein Beispiel gefällig: Tom Pettys Mary Janes Last Dance: Die Zerre der Gitarre klingt für mich optimal, hier macht der Hörer unendlich Spaß, die Bluesharp kommt aufgrund der leichten Defizite im Hochtonbereich einen Hauch zu verwaschen rüber – soweit kein Problerm – aber: Die Drums klingen richtig blechern.

Hello Dakness von den Shiny Gnomes: Das akzentuierte Gitarrenspiel sauft mit dem Hörer gnadenlos ab, die Drums sind aber überraschend straff und sauber, lediglich die Hi Hats würden etwas mehr Präsenz vertragen. Die weiblichen Backgroundvocals fügen sich fein und harmonisch ein. Insgesamt kommt aber der knackige Sound nicht voll zur Geltung.

Edie Brickells What I Am : Die Vocals lebensecht und plastisch, die Gitarre sauber und natürlich, die Drums schön zurückgenommen, der Bass aber mit einer deutlichen Tendenz zum Blechernen (nicht richtig blechern, aber auch nicht wirklich klar und frei).

Das mag sich jetzt erst mal nach einem gerüttelt verheerenden Urteil anhören, ist es aber nicht: Die Linearität, die m.E. erst im Tiefbassbeeich abfällt (und eben nirgends überbetont) ist wirklich wertvoll. Und mit seinen 55 Ohm kommt der 121er auch mit wirklich fies schwachbrüstigen Quellgeräten zurecht. Das ist gerade in Projektstudios, die nicht so exklusiv ausgestattet sind, ein unschätzbarer Vorteil, ebenso wie beim field recording oder an semiprofessionellen Videokameras. Hier kann der Kopfhörer voll punkten und wird jede falsche Einstellung zutage treten lassen (dann dort kommt es weniger auf pegelunabhängige Fehler des Hörers im Gesantfrequenzband an, sondern auf das Beurteilen der Aufnahmesituation). Und dazu taugt der Hörer einwandfrei.

Fazit: Früher lag in fast jedem Privatradio-Selbstfaherestudio ein K-141 auf dem Pult. Der 121er ist, obschon spürbar günstiger, keinesfalls schlechter, im Gegenteil! Er betont weder Höhen noch Bässe zu stark, klingt für mich ordentlich linear, ist keinesfalls zu analytisch (und empfiehlt sich daher nach meinem Gefühl auch nicht für die Fehlersuche in der Produktion), groovt und nervt nicht. Freilich hat er, was die Transparenz betrifft Schwächen, aber: Für 70 Euro bekommt man nach meiner Kenntnis nichts Vergleichbares. Das Teil steht in einer bestimmten (der hier vielbeschworenen) Tradition, man sieht es ihm auf den ersten Blick an und man hört das auch.

Wohin mit dem Ding? Im Studio ein optimales Testwerkzeug, um eine Ahnung zu bekommen, ob eine Mischung auch auf normalem Hifi-Equipment gut klingt. Im Radio- und Webradiostudio trotz halboffener Bauweise erste Budgetwahl fürs Monitoring, aber auch für im Mikrofonsprechen ungeübte Gäste (gerade wegen der halboffenen Bauweise – der Sprecher fühlt sich unter den 121ern nicht isoliert, was einer authentischen Intonation nicht geübter Sprecher spürbar zugutekommt!). Der 121er repräsentiert die normale Consumer-Ausstattung des durchschnittlichen Zuhörers. Im HiFi-Bereich – nun ja, für Individualisten, die eine unaufgeregte, nicht nervende, neutrale Abstimmung schätzen und mit einem leicht blechernen Unterton bereit sind zu leben. Aber hey! Das Ding kostet zwischen 70,- und max. 80,- Euro. Und für den Preis taugt es allemal im Studio als Monitor für Sänger und Gitarristen, trotz halboffener Bauweise.

Ende Mai startet der DVB-T2-Regelbetrieb in Nürnberg.

Gute Nachrichten für die Fernsehzuschauer in der Region, die ihr Programm über die gute alte Antenne empfangen: Am 31. Mai startet bei uns der Regelbetrieb für DVB-T2.

Was ist DVB-T2 und warum ist das (zumindest aus meiner Sicht) eine gute Nachricht?

Nun, vereinfacht gesprochen ist DVB-T2 die HD-fähige Variante von DVB-T. An der Empfangsart, an der Bedienung und auch an den Features ändert sich im Wesentlichen nichts, allerdings wird das Bild nun „hochauflösend“ übertragen, was über Kabel, Satellit und auch per Internet längst der Fall ist. Im Fall von DVB-T2 wird also – wiederum vereinfacht dargestellt – das Übertragungsverfahren gewechselt: In Deutschland bedient man sich des Codecs HVEC, auch H.265 genannt. Das hat, das will ich nicht verschweigen, aber auch zwei Nachteile: Zum einen ist das Verfahren nicht abwärtskompatibel, d.h. mit dem alten DVB-T wird man das neue Programm nicht sehen können, nach einer Übergangszeit braucht man dann wohl auch einen Neuen Empfänger (einen Receiver oder Stick). Außerdem unterstützt der neue Standard auch Pay-TV, RTL, Sat. 1, Pro 7 und Konsorten sollen künftig terrestrisch nur gegen Bezahlung zu empfangen sein (und mir persönlich sind die Frequenzen für irgendwelches Pay-Gelumpe terrestrisch zu knapp. Aus Prinzip).
Der Vorteil: Wir sehen zukünnftig über Antenne HD-Fernsehen und werdenb über DVB-T auch wesntlich mehr Sender empfangen – von bis zu 40 Programmen ist die Rede. Auch soll – aber da fehlt mir die praktische Erfahrung – die Übertragung stabiler funktionieren.

Ich mag DVB-T, denn ohne großen Installationsaufwand und mit beachtlicher Stabilität lasst sich recht angenehm fernschauen, ohne das zusätzliche laufende Kosten entstehen (wie beispielsweise beim Kabelfernsehen). Der große Nachteil von DVB-T, nämlich die inzwischen wenig attraktive Bildqualität, wird mit DVB-T2 ausgeglichen.

Und Nürnberg, das zeigt die Karte der offiziellen DVB-T2 HD-Internetpräsenz, wird gleich zu Beginn des Regelbetriebs mitversorgt.

Nun stellen sich freilich noch ein paar Fragen, die ich versuche, zu beantworten:

Brauche ich für DVB-T2 eine neue Antenne?

Wenn ich bereits DVB-T empfange und eine funktionierende Antenne habe, nein. Natürlich kann es in der Übergangsphase passieren, dass ich in einem Gebiet wohne, in dem ich mit der Zimmerantenne DVB-T empfangen kann, für DVB-T2 aber eine Außenantenne benötige. Mit zunehmendem Ausbau sollte sich das aber geben. Spezielle Antennen für DVB-T2 braucht es aber definitiv nicht, da im selben Frequenzband wie DVB-T gesendet wird.

Kann ich jede Box und jeden Empfänger für DVB-T2 verwenden?

Leider auch: Nein. Der Receiver, Fernseher oder DVB-T2-USB-Stick muss nach dem oben schon erwähnten HVEC-Standard arbeiten. Viele Geräte aus dem Ausland kölnnen das aber nicht, sie empfangen den H.264-Standard, der in Deutschland nichts nutzt. Daher warne ich davor, sich z.B. aus China vermeintlich günstige DVB-T2-Empfänger zu kaufen (z.B. über amazon oder ebay), sie werden hier derzeit mehrheitlich nicht funktionieren. Wer sichergehen will, dass die Geräte funktionieren, und wer sich nicht auskennt, sollte beim Kauf auf das grüne „DVB-T2 HD“-Logo achten, wie man es auf dieser Seite sehen kann.

Was kosten die neuen Boxen?

Zwischen 50,- und 100,- Euro kosten die wenigen Boxen, die jetzt schon verfügbar sind. Ich vermut ja, dass sich das hier ähnlich entwickelt wie seinerzeit bei DVB-T: Am Anfang waren die Geräte seinerzeit halbwegs erschwinglich, binnen eines Jahres fielen die Gerätepreise dann spürbar. Da das alte DVB-T ja nicht von heute auf morgen abgeschaltet wird, würde ich mich diesmal nicht unter die „early adoptors“ zählen und erst mal ein wenig zuwarten. Auch, weil aktuell die Geräteauswahl noch nicht allzu groß ist.

Die Webcam geht wieder

Lange Zeit hat man hier bei der Wettercam nur ein schwarzes Bild gesehen. Heute habe ich endlich einmal die Zeit gefunden, die alte Webcam zu zerlegen und das in Kunststiff gefasste Objektiv mit ein paar Tropfen Sekundenkleber wieder zu fixieren.

Die alte Webcam verrichtet nun seit über fünf Jahren Ihren Dienst auf meinem Festerbrett. Die Auflösung ist leider auch schon etwas antik, 640 x 480 macht das Ding – aber sie läuft sehr stabil und so sehe ich keinen Grund, sie auszutauschen (zumal sie technisch und mechanisch so primitiv ist, dass selbst ich als Laie sie wieder reparieren konnte). Ein Update des Bildes gibt es übrigens alle 30 Sekunden…

Webbcam Nürnberg Schoppershofstraße

Link: ZTE Open C im Test (inkl. Unboxing).

Zu meiner regelmäßigen Lektüre gehört das Blog „Netz 10“ von Jochen Engelhardt, das es mir mit seinen pointierten und konsumkritischen Artikeln echt angetan hat.

Seit dem One Touch Fire habe ich Firefox OS auf der Watchlist, beim Nürnberger Barcamp 2013 konnte ich erste hands-on-erfahrung mit dem Telefon sammeln, damals kam mir das recht günstige Gerät aber auch als recht unausgereift vor.

Nun hat sich Jochen ein ZTE Open C bei ebay geklickt, sehens- und lesenswert ist sein Unboxing und sein Test.

Spannend am Telefon ist nicht nur das offene Betriebssystem, sondern auch der Preis: 60 Euro für ein Smartphone sind – allen Limitationen zum Trotz – eine echte Ansage!

Also: Rüber zu Jochen und den Test angeschaut.

Sansa Clip Zip und Rockbox – das perfekte Gespann für Musik unterwegs

Nur ungern erinnere ich mich an den Betrag, den ich für meinen ersten iPod mit 40GB Festplatte ausgegeben habe. Das ist etwas mehr als zehn Jahre her (und schmerzt im Prinzip heute noch). Besonders lang hat dieses Apple-Gerät auch nicht gehalten, aber es war angehm groß. Über die Jahre hatte ich dann noch mal einen iPod und einen Player von iRiver, Musik hörte ich unterwegs aber meißtens mit dem Handy.

Seit einem Jahr bin ich damit allerdings nicht mehr so recht zufrieden, denn mein Handy nimmt leider keine externe Speicherkarte – und damit ist der Platz knapp. Außerdem bin ich vom Telefon – trotz oder gerade wegen des ganzen „beats“-Gedönz – klanglich nicht begeistert. Im Jahre des Herren 2014 beschloss ich also, mir einen MP3-Player zu kaufen (ein Anachronismus zweiter Güte, ich weiß).

Für die Urlaube sollte es ein kleines, nettes Gerätchen werden, das nicht allzu teuer ist und viel Speicher mitbringt. Viel Speicher ist mir besonders wichtig, weil ich ja nicht nur einiges an Musik mitnehmen möchte, sondern auch Hörbücher, Hörspielserien und Podcasts. Die Wahl fiel auf das Gerät „Clip Zip“ des (wohl eher von Speicherkarten und Festplatten bekannten) Herstellers SanDisk. Den Clip Zip gibt es wahlweise mit 4 GB oder 8GB internem Speicher und der Player verwaltet zusätzlich bis zu 32 GB micro-SD-Karten – knappe 40 GB sind eine Größe, die also dem iPod von vor zehn Jahren entsprechen (wenn auch etwa um das zehnfache billiger). Seit Februar nenne ich also den SanDisc-Player mein Eigen. Zu seinen Vorzügen zählt neben der geringen Größe der recht langlaufende Akku und ein mehr als akzeptabler Klang. Zudem gibts noch ein UKW-Radio und eine Aufnahmefuktion vom Radio und eine Diktiergerätefunktion. Wo viel Licht ist, ist freilich auch Schatten: Die Firmware des Clip Zip ist für meine Begriffe ziemlich buggy: Der Player neigt hin und wieder zu unvermittelten Abstürzen; noch nervtötender ist aber, dass er mit längeren Datei- und Ordnernamen nicht gut umgehen kann und dann werden Ordner mit Zahlen umbenannt und die Reihnenfolge ist im Dateibrowser im Eimer.

Was mich aber am meisten gestört hat, ist, dass der Player nur microSD-Karten bis maximal 32GB mountet. Das ist in meinen Augen eine etwas unsinnige Limitation, besonders wenn man sich vor Augen hält, dass eine 64 GB microSD-Karte kaum mehr als 30 Euro kostet.

Ihr ahnt es – für die beschriebenen Probleme gibt es eine überraschend einfache und komfortable Lösung: Rockbox. Rockbox ist ein alternatives, freies Betriebssystem für MP3-Player, dass – wenn es die Hardware zulässt – den vollständigen Funktionsumfang des Geräts nutzbar macht und sogar ermöglicht, das Original-Betriebssystem neben Rockbox zu booten. Rockbox bietet für den Clip Zip im wesentlichen folgende Features:

  • Das System greift in das Energiemanagement des Players ein, der Akku hält etwas länger durch.
  • Mit Rockbox lassen sich auch 64 GB große Speicherkarten am Clip Zip  verwenden – man muss sie nur in FAT32 formatieren, dazu später mehr.
  • Der Dateibrowser von Rockbox ist einfach, schlicht und funktional – und soweit ich das gesehen habe auch fehlerfrei.
  • Es existieren vielfältige Einstellungen – man kann seinen Player bestens customizen.
  • Für Blinde und Sehbehinderte gibt es eine Sprachausgabe – auch für sie wird der Player bedienbar.

Es gibt also etliche gute Gründe, aus seinem Clip Zip einen Rockbox-Player zu machen. Dagegen sprechen letztlich nur zwei Gründe, die gegen die Vorteile abgewogen werden wollen: Zum einen verliert man mit der Modifikation die Garantie des Players. Zum anderen besteht bei Modifikationen dieser Art immer ein gewisses Restrisiko, das Gerät zu „bricken“, es also – im Zweifelsfall vollständig und irreversibel – zu zerstören. Daher gilt auch hier, was ich in solchen Fällen immer schreibe: Ich übernehme für das Gelingen der nachfolgenden Anleitung, ihre Fehlerfreiheit und Umsetzbarkeit keine Garantie, auch nicht für daraus resultuierende Schäden. Wer die Modifikation durchführt, der tut dies ausdrücklich auf eigene Gefahr!

Die Zutatenliste für den Firmwaretausch nach obigem Vorgehen ist nicht allzu lang: Neben dem eigentlichen Player „Clip Zip“ und dem USB-Kabel braucht man eine 64GB-micro-SD-Karte (ich habe diese grauen mit dem roten Streifen von SanDisk genommen, funktioniert einwandfrei). Zudem braucht man als Software das Rochbox-Utility und eine spezielles Firmware-Release (die 2012er Firmware clpza.bin, der Installer hält hier aktuelle Downloadquellen bereit). Außerdem brauchen Windows-Nutzer noch ein Fornatierungstool, den FAT32 Formatter. Zu dieser Zutatenliste folgt nun – im November 2014 – eine Anmerkung: Mir scheint, dass man den Clip Zip auslaufen lässt und das Modell nun gegen den Player „Clip Sport“ austauscht, das sehr ähnlich aussieht, aber wohl nicht baugleich ist. Für den Clip Sport kenne ich nun kein Rockbox-Release, aller Voraussicht nach wird wohl auch keines kommen. Man kann den Clip Zip aber noch bekommen, entweder ist er bei lokalen Händlern noch in stock, oder aber man holt sich ein Refurbish-Gerät (über die allseits bekannten internationalen Handelsportale). Erst letzte Woche habe ich mir einen refurbished-Player geklickt, die 4GB-Variante kostet etwas mehr als 20 Euro, die 8GB-Variante etwa 30 Euro. Mein zweiter Player kam aus Schottland und ist von der Qualität her perfekt. Der Unterschied zur Neuware? Die refurbished-Player sind als solche gekennzeichnet, sonst konnte ich keinem feststellen.

REFURB

Sansa Clip Zip – oben ein Refurbish-Gerät aus Schottland, unten Neuware.

Zuerst einmal muss der Player vollständig aufgeladen werden. Währenddessen kann man schon mal die Software runterladen. Nun wird das Rockbox-Utility entpackt und gestartet, dann der Player angeschlossen. Das sieht (unter Win7) ungefähr so aus:

rckbox1

Screenshot des Rockbox Utility

Wenn das Gerät sauber erkannt ist, ist alles in Ordnung. Wer fürs Internet einen Proxy verwendet, muss den im Rockbox Utility noch schnell nachkonfigurieren, die Software lädt nämlich aktuelle Pakete nach. Ich habe – Speicher bringt der Clip Zip ja genug mit – alle Komponenten und Themes installiert, bei den Themes und den Spielen lassen sich ggf. noch ein paar Kilobyte sparen, wenn man das wirkich möchte. Mit einen Klick auf „Installieren“ beginnt die Installation, bei der eine Original-Firmware noch manuell nachgeladen werden muss. Wo die jeweils benötigte Firmware zu finden ist, sagt das Programm, man muss lediglich den Download per Hand anstoßen und dem Utility dann sagen, wohin die Datei gespeichert wurde – das ist eigentlich ganz einfach. Der Player legt bei der Installation ein paar Neustarts hin – nicht irritieren lassen… Während des Installationsvorgang darf der Payer unter keinen Umständen abgeschaltet oder von Rechner getrennt werden.

Ist der Vorgang beendet, wird der Player automatisch als Wechseldatenträger erkannt. Wenn man nun nich eine Speicherkarte in den Slot schiebt, werden zwei Wechseldatenträger gemounted, nun kann der Player mit Musik in Ordnern und Unterordnern befüllt werden. In der Rockbox-Installation ist bereits eine Ordnerstruktur vorgegeben, diese hat aber eher Vorschlagscharakter, kann also nach Belieben geändert werden. Der Player wird nun mit Musik befüllt und schon kann er genutzt werden. Alles paletti.

Alles paletti? Nun, es bleibt die 64GB-Speicherkarte, die noch FAT32-formatiert werden will: Rockbox nutzt nur Wechselmedien in dieser etwas altertümlichen Formatierung. Windows wiederum möchte Wechselmedien nur bis 32GB mit FAT32 formatieren. Was also ist zu tun? Die oben erwähnte Software Fat32Formatter (Achtung, es git unterschiedliche, bitte dem Link folgen) macht den Job. Die Datei muss in ein bestimmtes Verzeichnis extrahiert werden, sa dass die Datei „fat32format.exe“ ausführbar ist.

In der Kommandozeile wird dann der entsprechende Wechseldatenträger formatiert:

cmd
 fat32format <Laufwerksbuchstabe der gemounteten Speicherkarte>:

Fertig. Wichtig ist freilich, dass man den richtigen Laufwerksbuchstaben verwendet und nicht versehentlich eine Platte formatiert, die man anderweitig nutzt.

Nach mehr als einem Monat Rockbox muss ich sagen: Ich bin richtig zufrieden: Rockbox liefert vielseioteige Klangeinstellungsmöglichkeiten, die Bedienung ist logisch und klar strukturiert und ich habe einen Player mit über 70GB Fassungsvermögen in der Tasche. Aus meiner Sicht hat sich die Modifikation gelohnt. Wer sich mit der Bedienoberfläche erst einmal theoretiosch vertraut machen möchte und eine detaillierte Installationsanleitung benötigt, findet eine äußerst ausführlue Bedienungsanleitung im Netz.

Noch Fragen? Höchstens, wie beim Clip Zip mit Rockbox die Tastensperre gesetzt und wieder gelöst wird: Das geht nur, wenn man die „Zurück-Taste“ links oberhalb des Steuerkreuzes und die „Auswahltaste“ gleichzeitug drückt. Viel Spaß!

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