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Marc-Uwe Kling: Die Känguru Chroniken

Nürnberg ist nicht immer so weit – das hat man gestern beispielsweise daran ausmachen können, dass im rund fünfzig Plätze fassenden Burgtheater beim aktuellen Programm von Marc-Uwe Kling mindestens zehn Plätze leer blieben. Denen, die dort waren, dürfte es gefallen haben – uns hat es gefallen, wie Kling aus seinem Buch „Die Känguru Chroniken“ las, spielte (Klavier, Gitarre) und sang.

Das Känguru ist Vietkong-Kämpfer, polizeibekannt, ein Schnorrer, Kommunist und egozentrischer Arsch. Marc-Uwe Kling ist Marc-Uwe Kling. Und er teilt mit dem Känguru nicht nur sein Heim sondern auch viel Leid (was die Kabarettbesucher freut).

Die beste Pointe dürfte (der Reaktion nach zu urteilen) die Hälfte des Nürnberger Publikums noch nicht mal versanden haben: Kling witzelte, die „digitale Boheme“ sei mit dem Kapitalismus versöhnt – auch wenn sie „Kapitalisten ohne Kapital“ sind (Ein Gruß an Sascha Lobo?). Heiner Müller und Musils „Mann ohne Eigenschaften“ – Kling referenziert sie.

Und auch Schillers Definition von Satire kommt ganz groß raus – denn die B.Z. muss rundgemacht werden. Klings Joseph-Ackermann-Song sorgte in diesem Blatt für die Schlagzeile „Ist ein Mord-Aufruf Kunst, wenn er gesungen wird?“. Die Reflexion über diese Frage war eine Zugabennummer – und ein Highligt des gestrigen Auftritts (alles um die Kling-Ackermann-B.Z.-Sache bei Johnny Haeusler).

Wenn Marc-Uwe Kling wieder hierher kommt, liebe Nürnberger, geht hin. Und wenn er wieder mal bei 3sat/Pispers sein sollte, schauts an.

Gude Laune, aldaaaa!

Das ist schon ein Hardcore-Prolet, dieser Mann..

Wer von dem Gewaffel allerdings nicht genug bekommen kann, und mal wieder richtig „Gude Laune“ braucht, der klicke auf das Svenpanel!

(alt – aber gut)

„Ey da unden is Schägerei alder, Gute Launeeeeee!“

Braun Design

Zu einem Artikel über das legendäre Braun – Design inspiriert hat mich eine Meldung auf engaged, dass es jetzt ein klassisches „braunlike“-Steuergerät von Designern aus Frankfurt (wie passend) gibt, das streaming media u. ä. kann. Und dass der berühmte „Schneewittchensarg“ – der SK1 – in jeder Folge der Straßenfeger 02 – DVD-Box, die ich mir gerade ansehe, mindestens einmal im Bild zu sehen ist (mir braucht keiner zu erzählen, dass es in den frühen 1960er Jahren noch kein product placement gab).

Der Fernseher im Bild hört auf den klangvollen Namen HF1 und ist wohl der erste überhaupt hergestellte Fernseher im „neuen“ Design (1957). Auch wenn er heute etwas an eine zu eckig geratene Klobrille erinnern mag – ich bin von der Klarheit der Linie und der puristischen Form sehr angetan. Und wenn ich mir vorstelle, dass die TV- wie Radiogeräte dieser Zeit durchweg nussbaumfurnierte klobige Kästen mit allerlei messingstrahlendem Zierrat, elfenbeinfarbenen Duroplast-Tasten und „altweißen“ wabenartig gewebten Stoffen vor den Lautsprechern waren und sich durch einen Mix aus goldglänzenden Leisten, tiefbraunem Holz und Elfenbeinspielereien auszeichneten, dann ist das Design der Braungeräte nicht nur etwas anders – sondern eine stilprägende Erfrischung.

Und daher für jeden, der sich mit Braun Design beschäftigen mag ein – quasi – Surfbefehl: www.tugendhat.de – unbedingt ansehen. Hier sind viele Braun-Klassiker nicht nur dokumentiert sondern auch sagenhaft schön fotografiert. Eine wahre Freude für´s Auge. Es lohnt sich!

Nun aber zum eigentlichen Grund dieses Posts: Zwei Designer, die ihr Projekt „Bootleg Objects“ nennen, haben ein ganz klassisches Steuergerät im Braun-Design im Programm, dass aber auch mit mp3s, streaming media und ähnlichem klarkommt, super aussieht und in Funktion und Optik sozusagen das Geneva Labs für Fortgeschrittene darstellt. Der Preis ist aber auch für Fortgeschrittene: 12.000 Euro (sic!!) soll das Gerät kosten – krass teuer aber hübsch anzusehen.

Auf der Webseite der Designer erfährt man mehr – auch über die technischen Features. Ob ich so was haben wollte wenn ich das Geld dafür hätte (man beachte den deutlich schreienden Konjunktiv) – da bin ich mir noch nicht mal sicher.  Aber die Sache ist nicht nur von der Idee her bestechend, die Umsetzung sieht stimmig aus. Ob dafür echte Braun-Steuergeräte geschlachtet werden?

(Bildnachweis: Wikipedia, Bootleg Objects)

Straßenfeger – Edition: Das Halstuch

Ich muss mich nicht als bekennender 60er – Jahre – Krimifan outen und ich habe von dieser Edition der ARD Video auch schon seit einem knappen halben Jahr Notiz genommen (es musste erst die Stahlnetz-Box, Hafenpolizei, Intercontinental-Express und andere „weggeguckt“ werden) aber ich habe micht gewusst, wie gut dies Straßenfeger sind. In dieser Box sind zwei schwarz-weiß – Mehrteiler von Francis Durbridge – im besonderen „Das Halstuch“.

Es sind wirlich schön gemachte Episoden, ganz klassisch mit Cliffhanger, niveauvoll in der Dramaturgie, unaufdringlich in der Bildgestaltung.

Kenner und Gönner des Metiers werden an dieser (und hoffentlich den weiteren Boxen) viel Spaß haben. Aber auch die Ton/Bildqualität versetzt einen in die frühen Sechziger Jahre – da ist der Ton zeitweise verrauscht oder dumpf und die Ecken des 4:3formatigen Bilds sind nicht ausgefüllt sondern „rund“ wie beim alten Röhrenfernseher. Das hat aber Charme. Emfehlung.

Communist Mutants From Space

Die Wii hat keinen HDMI – Ausgang. Wofür auch bei der scheiß Grafik…

Nicht mal einen vernünftigen Videoausgang hatten die Konsolen von Atari in den 80ern. Brauchten sie aber auch nicht, die Grafik war unterirdisch – der Spielspaß aber gigantisch. Was ich (wesentlich später natürlich und auch nur am Rande) mitbekommen habe: 1984 wäre es fast vorbei gewesen mit der neuen Telespiele-Welt.

Aber dieses „Wissen“ lässt sich ja problemlos draufschaffen – mit diesem SPON „Einestages“-Artikel: Als E.T. die Videospiele killte.

Und: Schaut Euch im Fotoalbum unbedingt Bild Nr. 17  – Communist Mutants From Space – an. Mehr Klischee geht nicht!! Geil! (Danke für den Link, Thorsten)

Antrag auf ständige Ausreise

Das Dieter Hildebrandt einer der ganz Großen ist, brauche ich niemandem zu sagen. Mit diesem Hörbuch hat er durch seine Lesung „Antrag auf ständige Ausreise“ des Buchs des Dresdner Autors Jakob Hein ein weiteres Meisterstück hingelegt. Mit Recht schreibt der Verlag „Jakob Heins ganz persönliche Mythen der DDR sind so frech, so unglaublich, dass nur Dieter Hildebrandt sie vortragen kann“.

Wer knappe dreizehn Euro für 70 Minuten wunderbarer Unterhaltung übrig hat, wird erfahren, warum die Entwicklung eines DDR-Walkman für Langspielplatten so gänzlich in die Hose ging (und vom Konzept bis zum Serienprodukt sechs Jahre vergingen), warum und unter welchen Bedingungen Grills selbst zusammengeschweißt wurden, warum die innerdeutsche Grenze täglich 85 Minuten geöffnet wurde und wieso eine ehemaliger Stasi-Mitarbeiter ohne zu arbeiten bis in das Jahr 1998 entlohnt wurde, nur weil ihm der „Antrag auf ständige Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland“ von Erich Honnecker zugestellt wurde.

Es ist wunderbar. Es ist wirklich wunderbar. Nicht nur die Texte – im Besonderen auch die ironische Rezitation des Herrn Hildebrand. Klare Empfehlung!

Jakob Hein: Antrag auf ständige Ausreise, Hörbuch Hamburg (Bildnachweis), 1 CD, 12,95 Euro.

Kühlschrank, Radio und Bling

Ein Kühlschrank. Ok. Ein Kühlschrank mit Radio. Braucht zwar nicht wirklich jemand – aber auch ok. Ein Kühlschrank mit Radio und Swarovski-Steinchen-Besatz?

Wofür??

Gerade beim Otto Versand Hamburg entdeckt.

Nun frage ich mich schon auch, wer für ein Gorenje-Gerät (sic!) knapp 1900 Euro ausgeben möchte (wir rechnen: Kühlschrank dieser Art etwa 800 Euro, für hundert Euro bekommt man ein sehr anständiges Küchenradio, dann hat man gute Kühlung, guten Sound und ´nen Tausender für ein echtes Schmuckstück für die Liebste) ?

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