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Urban Priols Tilt! – Der Jahresrückblick 2009

Wir gehen ja einmal im Monat ins Kabarett. Zumindest versuchen wir es – und für den Dezember stand Urban Priols „Tilt!- Der Jahresrückblick“, bekannt aus dem Dritten, auf dem Programm.

So zog es uns gestern in die Nürnberger Meistersingerhalle – wir wussten allerdings vorher nicht, dass der BR die Veranstaltung aufzeichnete.

Im Großen und Ganzen war es ein gelungener Abend. Priol war „körperlich“ in Höchstform, er spielte ganze drei Stunden (und da ist die Pause schon weggerechnet).

Foto: Wikipedia, Benutzer Plumpaquatsch, CC-BY-SA

Allerdings – und das war nicht nur mein Gefühl, hat es Herrn Priol dann doch etwas an Biss gefehlt. Er nahm sich viel Zeit (weit über zwei Stunden) um mit unserer alten Bundesregierung und unserer Kanzlerin, dem „Ostgsteck“ abzurechnen. Im Vergleich hierzu ging er aber mit der neuen – wesentlich schlimmeren – Bundesregierung geradezu freundlich um. Gut, Westerwelle bekam ein bisschen was ab, Pofalla sowieso (aber das ist ja schon ein running gag), mit Frau Köhler (Kristina) und unserem neuen Asialettenminister Rösler ging er, gemessen an seinen „alten Zeiten“ fast liebevoll um. Man fragt sich schon, ob er mit dem Alter braver wird oder der BR bzw. das ZDF hier ein bisschen mitschnacken, damit es bestimmten Personen nicht allzu sehr an den Kragen geht. Oder ist das allein meine Wahrnehmung, hat mich die Radikalität eines Pispers und Kling schon so versaut?

Und manches aus dem neuen Jahresrückblick war allen, die „Tilt!“ und Priols Programme generell in der letzten Zeit verfolgt haben, gar nicht neu. Musste er sich 2007 noch frühmorgens ein Bier aufmachen, um die Schreibe von Hugo Müller-Fock zu ertragen brauchte er 2009 schon einen Schnaps. Die im Bunker von jeder dem Geiste zuträglichen Frischluftzufuhr abgeschnittenen Denker unserer Gesetze und politischen Schlagworte sind auch kein neues Motiv und auch mit dem altbekannten Bahn-Bashing erzielte Priol schon früher Erfolge.

Nichts desto trotz – etliche Gags waren gut und saßen auch.

Was den Kabarettgenuss allerdings erheblich trübte, war die Aufzeichnung des Bayerischen Rundfunks – all überall Kameras und auch in den hinteren Reihen wurde das Publikum mit der sog. Steadycam immer wieder gefilmt. Und auch an Herrn Priol kamen die fußläufigen Kameraleute nah heran – was der Sicht nicht immer zuträglich war. Ich fühlte mich jedenfalls auf eine unangenehme Weise immer beobachtet – so ein unangenehmes Gefühl hatte ich bei einer Liveaufzeichnung aber noch nie.

Dass überhaupt das Fernsehen da war, hat mich gewundert, ist die Meistersingerhalle bekanntermaßen nicht die hübscheste Kulisse – und auch sonst bin ich „Tilt!“ ja aus Priols Aschaffenburger Hofgartentheater gewöhnt.

Wer an Priols Jahresrückblick Spaß hat (und gestern nicht dabei sein konnte) der kann sich die Fernsehaufzeichnung diese Woche im Bayerischen Rundfunk, drittes Fernsehprogramm ansehen:

Donnerstag, 10. Dezember ab 21.45 Uhr (Teil 1) und

Freitag, 11. Dezember a 22.45 Uhr (Teil 2).

Hier ist der Link zur Sendung.

Hornlautsprecher handmade: Das „Little Horn“ von Specimen.

Mit Hornlautsprechern habe ich mich 2003 und 2004 einmal beschäftigt und bin dann irgendwie wieder drüber weggekommen, auch, weil das, was ich testweise gehört habe, für die Sprachwiedergabe und Solo-Instrumentalmusik gut geeignet schien, aber für andere Aufnahmen irgendwie nicht rockte.

Dabei gibt es gerade im Bereich der Hörner immer wieder hochinteressante DIY-Projekte mit, so wird versprochen, erstaunlich guten Resultaten für den kleinen Geldbeutel. Peter, damals hatte er noch in der Johannisstraße seinen Laden, hat mal sehr nette und schlanke Hörner gebaut – mit Fostex-Chassis und es war schon eine interessante Erfahrung, wie sehr sich der Sound aus diesen Standardbauteilen beeinflussen lässt (zu dem Thema gibt es hier eine Übersicht inkl. Preise – für die Breitbänder etwas runterscrollen, es dürfte sich beim damaligen Aufbau in etwa um einen auf dem Niveau des FF 225K gehandelt haben – versteht mich nicht falsch: 120 Euro sind auch ein Batzen Geld, aber das ist ein fairer Deal, wenn man Breitbänder mag).

Genau hier sind wir beim „Problem“ der Hörner: Diese Art von beeinflusstem Klang kann einem gefallen – oder auch nicht. Ich war mir seinerzeit nicht sicher.

Ein weiterer Punkt an den Hörnern ist in der Regel der Preis: Die Lautsprecher vieler Hörner sind oft preislich nicht so das Problen, das haben wir bei der Fostex-Übersicht ja schon gesehen. Aber das Gehäuse herzustellen, bedeutet schon einen immensen Aufwand – und Hörner sind eben keine Massenware.

Wer nicht selber wasteln kann oder will (mit so Holzsachen tue ich mir persönlich sauschwer), muss also schon ordentlich Spielgeld haben, um mit Hörnern zu einem vernünftigen Ergebnis zu kommen. Doch nun stößt eine Gitarrenmanufaktur aus Ammiland in genau diese Marktlücke:

Die in Chicago ansässige Manufaktur Specimen, seit 1981 baut man dort Gitarren (und hat daher Holz-Know-How), bietet ein Pärchen des „Little Horn“ für 1500 Dollar an (das ist der Einführungspreis).

Die Fotos erreichten mich gestern per Mail vom Nadine vom Specimen-Vertrieb.

Verbaut ist übrigens ein kleiner Fostex-Breitbander, der FE108 Sigma. Dessen Vorgänger hatte ich einmal gehört (und fand ihn im Bassbereich deutlich zu dünn, auch für einen Breitbandlautsprecher), wie sich der Sigma macht, kann ich persönlich nicht sagen – wer aber danach googelt, der wird feststellen, dass der oft und gerne in DIY-Hornprojekten eingesetzt wird.

Optisch finde ich besonders dies Walnuss/rot-Kombi sehr ansprechend. Nur: Wie klingt die Box? Was kann der (zugegebenermaßen toll aussehende) Holztrichter akustisch bieten?

Ich wendete mich an Nadine, um zu erfahren, wer den Deutschlandvertrieb für die Hörner macht (HiFi-Händler, hier ist Eure Marktlücke) und wo ich sie mal hören könnte (das interessiert mich schon sehr!). Sie schrieb:

Hello Michael,

We do not have a dealer in Germany. We sell direct. We do have a return policy that may interest you. Below is a link to a page with full details:
Return Policy
Specimen’s Little Horn Speakers come with a 30-day, no-questions-asked, total satisfaction return policy. Click here for more details about our return policy.

Also, I will be posting many new color combinations to the Little Horns web page today, check them out and please let me know of any further questions.

Regards,

Nadine Schneller
S P E C I M E N
The Chicago School of Guitar Making
www.specimenguitars.com
773.489.4830

Schade. Aber wen wirklich der Gedanke umtreibt, die Hörner mal zu hören, der lasse sich die testweise kommen, hier ist man sehr offen und kann Nadine oder Ian auch direkt ansprechen. Überhaupt sind die bei Specimen sehr entspannt.

Weiterhin interessant ist dieser Link, hier sieht man, wie die Hörner hergestellt werden. Das finde ich nicht nur interessant sondern auch dem Kunden gegenüber äußerst transparent.

Zu Hörnern generell: Ich kann mich noch gut erinnern, dass mich die Hörner seinerzeit von der Transparenz her nicht umgeworfen haben, aber ich den akustischen Eindruck als sehr interessant empfand. Ich finde Breitband halt immer etwas zu „homogen“ – will sagen: Zu undifferenziert. Allerdings bin ich in manchen Ketten ihrem Reiz erlegen, insbesondere, wenn mit klassischen Röhrenverstärkern gearbeitet wird. Ich betreibe ja selbst zwei Röhrenmonos mit je zwei EL34 im Gegentakt, das ist richtig RETRO und das ist RICHTIG GEIL!! Nun liefert der Fostexsprecher einen Wirkungsgrad von 92dB, das ist halt für so eine klassische Röhrenverstärkung optimal. Breitband und Röhre vertragen sich generell recht gut, nur muss man halt auch den typischen Sound mögen…

Surfbefehl: Wer es noch nicht kennt, der sehe sich diese Webseite hier an. Avantgarde Acoustic stellen die derzeitige Referenz im Bereich der Hornlautsprecher her – für viele viele kEuros!

Dagegen machen sich die kleinen Specimen-Speaker echt niedlich aus…

Nachtrag: Selbst für die kleinen Hörner – des sollte man vorher wirklich ausprobiert haben, sollte die Raumgröße passen. In der Besenkammer wird das nix. Und man muss, insbesondere bei Hörnern, auch richtig sitzen!

Periodensystem der Typographie

Ein etwas älterer Internetfund, ich kann gar nicht mehr genau sagen, woher das kommt – ich finde das Ding nur schön und hilfreich.

Die Auflösung ist auch ganz geil – kann man also auch als Wallpaper nutzen oder drucken… (Bildnachweis: Camdon Wilde, CC-BY-NC-NDW)

TechnoCity Berlin

Die Links habe ich von Thorsten bekommen – merci.

Schon krass, was ´93 in Berlin ging und wie die Mucke damals war und wie die Stadt aussah…

Genießt dieses gute Stück Zeitgeschichte in drei Teilen.

Kiwi @ her early years, Walfisch, Funkhaus Nalepastraße… Ts, ts, ts.

Volksbad Nürnberg – Tag des offenen Denkmals

Ein mal im Jahr veranstaltet die Deutsche Stiftung Denkmalschutz den „Tag des offenen Denkmals“ – und der war heute. An diesem Tag haben interessierte Bürger die Möglichkeit, so manchen „lost place“ unter fachkundiger Führung zu besichtigen. Hier in Nürnberg strömten die Interessierten in Scharen – zu insbesondere einem Objekt: Dem unweit des Plärrer gelegenen Volksbad.

In den Jahren 1911-13 wurde das Volksbad als große Badeanstalt mit Wannenbädern und Schwimmhallen im Jugendstil errichtet. Damals war es insbesondere konzipiert, um breiten Bevölkerungsschichten eine regelmäßige Körperhygiene zu ermöglichen und die grassierenden Geschlechtskrankheiten einzudämmen.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Volksbad stark zerstört – der Wiederaufbau zog sich bis zum Ende der 1950er Jahre hin. Eine letztmalige umfängliche Sanierung erfuhr das Volksbad 1984. Zehn Jahre später schloss das Volksbad seine Pforten – Spaßbäder und weitaus familienfreundlichere Bäder hatten dem alten Volksbad den Rang abgelaufen. Im Jahr 1994 wurde im abgelassenen Becken der großen Schwimmhalle noch ein paarmal auf Raves getanzt – seither steht das Bad leer. Seine Funktion haben das Nordostbad und das Südbad im Winter und insbesondere im Sommer das Westbad übernommen.

Hier zeige ich Euch ein paar Impressionen des Volksbads im bewegten Bild:

Was sich auf dem kurzen Film nur schlecht erkennen lässt: Beim Wiederaufbau und der letzten großen Sanierung ist das Volksbad nicht von Bausünden verschont geblieben. Die Schwimmhalle III hat einen 60er-Jahre-Charme, vor dem man sich fürchten kann. Auch die anderen beiden Schwimmhallen haben viel von ihrer ursprünglichen Schönheit einbüßen müssen. Und nicht zuletzt das mag der Grund sein, warum sich für das Volksbad kein Investor findet und es sukzessive dem Verfall preisgegeben ist.

Nichts desto trotz: Etwas enttäuscht waren wir vom Volksbad schon – zu viel ist von der reichen Jugendstil-Ornamentik verloren gegangen, zu viel wurde dort über die Epochen hinweg gebastelt und zu dunkel ist das Gebäude, nachdem das ursprüngliche Lichtkonzept über die Jahre verloren ging. Und: Selbst wenn der Badebetrieb aufrecht erhalten worden wäre – wer wollte dort seine Bahnen ziehen? Für den Sportler sind die Bahnen zu kurz, für die Kinder wird nichts geboten und wer sich mal kurz mal ausruhen möchte, findet keine (!) Sitzgelegenheit im ganzen Haus. Insofern verwundert, wen die Stadt einen Investor präferiert, der aus dem Volksbad wieder ein Bad macht – das dürfte nicht klappen.

Leisure Suit Larry in The Land of the Lounge Lizards

Das ist ein Adventure – sowas sieht man heute kaum noch. Und es hat mich Stunden meiner Kiondheit und Jugend gekostet (und als kleinen Nebeneffekt konnte ich mein Englisch deutlich aufbessern): „Leisure Suit Larry in The Land of the Lounge Lizards“ war damals nicht jugendfrei (heute lacht man drüber) und hat tierisch Spaß gemacht. 1987 herausgebracht von der Sierra On Line Inc. und weitestgehend programmiert von amerikanischen Jazzmusiker Al Lowe war das schon was – die Steuerung von Larry Laffer erfolgte mit den Cursortasten und die „Befehle“ wurden in geschriebenem Wort in einer Art „Kommandozeile“ erteilt.

Gut, das mit dem „3D“ und dem „animated“ will ich mal unkommentiert lassen, aber fakt ist: Das Ding bringt nicht nur ein geiles Retro-Feeling sondern macht auch nach zwanzig Jahren noch tierisch Spaß.

Einen „Vorabblick“ auf die Grafikleistung vermittelt der 87er Trailer:

Nur: Wie will man das heute in Zeiten von OS X spielen? Und wo bekomme ich ein G5-Kompatibles 5,25″-Diskettenlaufwerk her?

Egal. Wie das Blog Ajaxcschmide berichtet, lässt es sich im Browser spielen! Wie geil!!!!

Und hier gehts zum Game: http://web.ist.utl.pt/~antonio.afonso/agi/

Ich bin begeistert (schade nur, dass man die Spielstände nicht speichern kann und der Sound nicht geht. Aber für den Sound wird – passend zum Game ja schon hier gesorgt).

Was man als Befehle in etwa eingeben darf, findet sich ja bereits bei Ajaxschmiede beschrieben. Daher nur ein paar wenige Tipps, damit man nicht bereits in den ersten fünf Minuten totgeht:

Um dunkle Ecken schleichen ist nicht in „Lost Wages“, denn nicht selten wird man von Pennern erschlagen und dann biodynamisch im Untergrund entsorgt. Wer irgendwo anders hinkommen will, der rufe sich ein Taxi (call cab).

Wer nach dem Benutzen der Toilette seine Hinterlassenschaften wegspülen will, ertrinkt!

Wer einfach so auf die Straße rennt, wird überfahren, es sei denn, er ruft ein Taxi.

GV mit der Prostituierten im Obergeschoss von Lefty´s Bar ist ebenfalls tödlich, sodenn man im Quick-E-Mart keine Präser gekauft und diese tunlichst verwendet hat.

Weitere Tipps: Sei lieb zu Trinkern! Bestelle an der Bar einen Whiskey (nicht trinken!!) und schenk sie dem Saufkopf. Wer eine Fernbedienung geschenkt bekommt, der behalte sie. Das Lesen der Sprüche auf der Klowand bildet – wenn man genügend Ausdauer hat. Herumliegende Rosen oder Ringe am Waschbecken nimmt man besser mit – man kann ja nie wissen.

Und: Nicht das ganze Geld versaufen und rechtzeitig im Casino für Nachschub sorgen….

Das ist so geil!!

Polizeifunk ruft

Gerade erst rausgekommen – von mir lange ersehnt – und nun (zumindest die ersten Teile) im Schacht meines DVD-Players: Es gibt die NDR-Vorabendserie „Polizeifunk ruft“ jetzt als DVD-Box. Wer die „Hafenpolizei“-Box gesehen und gemocht hat, der mag mit Sicherheit auch die Polizeifunk-Folgen (52 an der Zahl, jede dauert etwa 25 Minuten lang). Man darf diese Serie durchaus als Fortsetzung der „Hafenpolizei“ begreifen: Mit dabei ist wieder Kommisar Koldehoff, gespielt von Josef Dahmen. Und es gibt einen jungen Polizisten, eine „weiße Maus“, also einen Motorradstreifenfahrer, den Wachtmeister Hartmann – der Held der Serie, denn Hartmann stellt jeden Verbrecher, löst jedes Problem.

Und so spielen sie sich durch die Folgen, jagen Marihuanahändlern, stöbern Versicherungsbetrüger auf, nehmen eine Teppichhelerbande hoch, jagen Überfaller und trösten Überfallene.

Alles ein bisschen brav und bieder, alles etwas glatt und von der Story mitunter auch sehr gemütlich aber: Herrlich retro. Bis Folge 14 in schwaz/weiß, Ehrensache, dann in verblassten Farben und in mono. Mit einer wundervollen 60er-Jahre-Hamburg-Kulisse, dem schwarzen Bakelittelefon mit seinem unverkennbaren Schellen, grobgemusterte Strukturtapeten, Opel Admirals, Espressos (das sind Cafés, ich weiß um den Plural Espressi), Lederjacken, Hornbrillen, Tütenlampen, VW-Bullys, Speckpfannekuchen…

Noch habe ich nicht alle Folgen gesehen (aber das dauert sicher nicht mehr lange), und trotzdem empfehle ich diese Box jedem, der das alte Krimiflair mag. Ebenfalls Herausgekommen ist dieser Tage die Box „Hamburg Transit“ – der Nachfolger von „Polizeifunk ruft“. Darüber mehr, wenn ich das gesehen habe.

Bis dahin heißt es im Vorspann: „Großstadt, Technik, Menschen, Gefahr!“.

Polizeifunk ruft, 7 DVD-Box, rd. 3000 min. ARD-Video, etwa 44 Euro.

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