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Nürnbergs 100-Sekunden-Takt

Ich bin zwar kein absoluter Gegner der vollautomatisierten fahrerlosen U-Bahn in Nürnberg, aber ich beobachte dieses Großprojekt der VAG doch kritisch, zumal ich als technikaffiner Mensch um die Tücken unterschiedlichster automatisierter Abläufe weiß.

Gestern nun, ich fuhr von Ziegelstein zum Rathenauplatz, konnte ich die neue Kurzzugstrategie der VAG auf den Linien U2 (und U3) beobachten und ich muss sagen: Das Vorhaben ist vielersprechend.

Im Kern dreht es sich um die Bestrebung der VAG, je nach Fahrgastaufkommen adäquate Beförderungskapazitäten anzubieten. Ob das immer das Beste ist, bleibt zu hinterfragen, weil man immer damit rechnen muss, dass Angebote auf geringerfrequentierten Strecken zu Nicht-Stoßzeiten eingedampft werden. Die VAG, das glaube ich ihnen sogar , will nun einen anderen Weg gehen und ersann einen Kompromiss: Die Strecke der U2 und U3 wird im vollautomatisierten Betrieb befahren werden, der Takt wird grundsätzlich erhöht (was ich gut finde), zur Rush-Hour fahren normal lange Züge und in den „Nebenzeiten“ werden Kurzzüge eingesetzt.

Ich sehe als Fahrgast folgenden Vorteil: Abends und am Wochenende sind die etwas außerhalb gelegenen U-Bahnhöfe oft recht leer. Und die im Verhältnis wenigen Fahrgäste finden auch in Kurzzügen (die sind etwa um die Hälfte der Wagons verkürzt) immer noch gut Platz. Wenn sich nun auch noch der Takt von jetzt zehn Minuten (Sonntags) auf vier Minuten verkürzt, dann habe ich als Fahrgast gewonnen, denn ich komme schneller weg und an und kriege trotzdem einen Sitzplatz (bislang läuft das Ganze im Testbetrieb, der Regelbetrieb soll dann Anfang 2010 aufgenommen werden).

Nicht so ganz klar ist mir allerdings, wie die VAG bei diesem Kompromiss überhaupt auf „Null“ kommen kann – ohne gar Verluste zu machen. Zwar sind die U-Bahnzüge nun um die Hälfte kürzer, aber es werden ja mehr als doppelt so viele Züge auf den Weg geschickt. Das muss etwas kosten!

Am Rathenauplatz standen gestern einige VAG-Mitarbeiter mit Infozetteln in der Hand bereit und informierten über die Kurzzüge und die neue Taktung. Ein netter, älterer VAGler sprach mich an und drückte mir den Infozettel in die Hand. Er erklärte die Taktung und dass diese durch den Einsatz von Kurzzügen erreicht wird. Ich fragte ihn ganz offen nach den Arbeitsplätzen und er sagte sinngemäß, dass sich für die Fahrer der U-Bahnen innerhalb der VAG vielfältige Möglichkeiten böten, ihren Job zu behalten. Jeweils ein Mitarbeiter betreue drei Bahnhöfe, auf denen automatisiert gefahren werde, manche der Fahrer würden zur Straßenbahn wechseln oder hätten eine spezielle Fahrerlaubnis für die Personenbeförderung in den Bussen und es sei bis heute noch kein Fahrer bedingt durch die Automatisierung der U-Bahn entlassen worden. Ich will es ihm glauben (die Stärke von ver.di hat sich während des ÖPNV-Streiks ja bewiesen), ob das aber auf Dauer durchzuhalten ist?

Der Kompromiss, der da derzeit im besten Wortsinne „gefahren“ wird, ist für mich ganz angenehm. Dennoch habe ich die Sorge, dass man irgendwann in den „Nebenzeiten“ oder am Wochenende den Takt wieder herunterfährt – allein schon aus Rentabilitätsgründen. Das wird aber die Zukunft zeigen.

Hier ist eine Kundenmitteilung der VAG, der die Taktung näher erklärt.

Und das schreibt der Bayreuther „Kurier“.

Die U3 und das Chaos – Ein Bund fürs Leben?

Früher war alles besser: Wenn am Nürnberger Hauptbahnhof allmorgendlich Menschenmassen sich in die U-Bahnzüge drängen und in kurzer Zeit trotz Stopfen und Drücken der Fahrgäste nichts mehr vor oder zurück ging, verkündete der Zugführer über die Lautsprecheranlage, dass der nächste Zug in fünf Minuten käme – was selten fruchtete. Nach ein paar weiteren Durchsagen griff der brave Mann dann beherzt ein letztes Mal zum Mikrofon und rief brüllte (in bestem Fränkisch):

Wennst Dein fetten Bierarsch etz ned bald aus der Tür schiebst, du Gimpel, dann kumm i hinder und zieh di naus! (was etwa soviel bedeutet wie: Wenn Du Dein adipöses Gesäß nicht aus der Türe bewegst, Du Trottel, komme ich und ziehe Dich aus dem Wagen!)

In aller Regel funktionierte das. So war das damals. Heute aber, da auf den Linien 2 und 3 vollautomatische, fahrerlose U-Bahnen verkehren, wartet der sich fehlverhaltende Fahrgast vergeblich auf eine Ermahnung in fränlischer Herzlichkeit. Vielmehr folgt auf Fehlverhalten eine viel rigidere Strafe: Die IT-gestützte Bahn fährt einfach nicht weiter. Und besser noch: Sie neigt zu Abstürzen. So geschehen gestern am U-Bahnhof Wöhrder Wiese (Linie 2).

Aber auch ohne das Zutun der Fahrgäste sorgen die volldigitalen Verkehrsgeister, die man nach Millioneninvestitionen nun nicht mehr los wird, für allerhand Unbill.

Heute morgen beispielsweise, so berichtete mir mein Kollege Johann, der aus Fürth nach Nürnberg pendelt, ging für eine dreiviertel Stunde auf dem halben Streckennetz gar nichts mehr. Die NN wissen, warum: Zwei Bahnen warteten auf einen Befehl – und als der endlich kam, verweigerten sie diesen, bis menschliche Anschubhilfe kam.

Das sind keine Ausnahmefälle. Viel schlimmer aber ist der Dominoeffekt, der in schöner Regelmäßigkeit eintritt, wenn einer Digitalbahn mal die Software abschmiert. Die Linien kreuzen an den Bahnhöfen Hauptbahnhof, Plärrer und Rathenauplatz. Und zwischen den Haltestellen Bahnhof und Rathenauplatz (und darüber hinaus – die U3 bis Rothenburger Straße) fahren sie auf dem selben Gleiskörper einen Mischbetrieb zwischen menschengesteuerten und softwaregesteuerten Zügen. Wenn der „digitale Kollege“ dann streikt, obwohl er keiner Gewerkschaft angehört (Idee! Mal drüber schlafen!), müssen auch die konventionellen Bahnen stehen und die digitalen stehen dann auch, um nicht auf die konventionellen aufzufahren – und wenn sich in den ersten drei, vier Minuten nichts tut, dann gibt das eine schöne Kettenreaktion – alles steht.

Mit der Software gibt es aber nicht nur bei der U-Bahn Probleme. Hin und wieder ist auch die „Strabbo“ (hochdeutsch: Tram) davon betroffen. Eines schönen Tages fuhr ich mit der (fahrerbetriebenen) Linie 7 von der Bayernstraße Richtung Hauptbahnhof. Mitten auf der Allersberger Straße blieb die Bahn stehen. Der Fahrer rebootete Sie, die IP-Adresse der Straßenbahn erschien auf den Displays, die normalerweise die nächsten Halte anzeigen – und nach fünf Minuten ging die Fahrt gen Bahnhof weiter.

Wer vom Flughafen Richtung Bahnhof mit der Linie 2 fährt, der wartet gerne mal am Rennweg, bis die Linie 3 am Rathenauplatz aus den Startlöchern kommt. Nun wird zum 1. Januar auch die Linie 2 vollautomatisiert. An und für sich könnte das ein Vorteil sein, weil besonders in den Abendstunden und am Wichenenden die U-Bahnen dann als Kurzzug laufen werden und einen Fünf-Minuten-Takt fahren. Wenn das klappt…

Schreibmaschinenmuseum Wattens

Wattens in Tirol, die Wiege und Heimat der berühmten Firma Swarovski hat neben den Kristall-Welten noch ein weiteres Highlight zu bieten, dass weniger bekannt ist, gesucht werden muss, dessen Besuch sich aber in jedem Fall lohnt – auch für Nicht-Techniker: Das Schreibmaschinenmuseum Wattens.

Hier wird die Sammlung von Jörg Thiem ausgestellt, die hunderte Exponate aus allen Zeiten umfasst – hier kann man sich von den feinmechanischen Wunderwerken faszinieren lassen und auf eine Zeitreise durch die Geschichte der Schreibmaschine gehen – und diese ist vielschichtiger und spannender als man es sich anfänglich vorstellen mag.

Zudem wurden die ersten Schreibmaschinen in Österreich konstruiert und erbaut: vom Tischler Peter Mitterhofer im Jahr 1864. Diese Konstruktion bestand überwiegend aus – Holz und konnte nur Großbuchstaben mit Nadeln in Papier „stanzen“ – aber der Anfang war gemacht.

Und an diesen ersten, noch hölzernen Maschinen lassen sich gut die technischen Prinzipien der Maschinen verstehen und in der durch chronologische Ausstellungsstücke die wesentlichen Weiterentwicklungen nachvollziehen.

Hierbei hielt Herr Thiem – mit Freude und viel Herzblut führte er uns in die Geschichte und die Funktion dieser Maschinen ein. Es werden nicht nur mechanische Maschinen sondern auch elektrische und elektronische, Fernschreiber und die ersten Schreibcomputer.

Eine Anekdote von unserem Museumsbesich sei hier noch auf die Schnelle wiedergegeben. Auf dem letzten Galeriebild sieht man auf einer Tastatur einer amerikanischen Maschine von 1899 das „@“-Zeichen. Das ist kein Zufall und auch nicht das Werk eines Hellsehers – der Klammeraffe war einfach nur ein Symbol für die Werte von Waren, analog zum französischen „á“. Dass das @ heute fester Bestandteil unserer Mailadressen ist, ist dem Umstand geschuldet, dass zu Zeiten der Entwicklung des ARPA-Net die Computer über die Tastaturen von Fernschreibern „gefüttert“ wurden – und da hatte man den Klammeraffen für technische Zwecke zur freien Verfügung.

Wer sich einmal nach Wattens in Tirol verirren sollte – der hat die Chance, dieses wunderbare Museum zu besuchen. Es lohnt sich.

Umweltzone in Nürnberg ab 2010

Ich bin kein Freund der Umweltzonen, denn ich sehe die deutliche Gefahr, dass Besitzer älterer Autos (also insbesondere Menschen, die sich kein CO2-sparendes Modell leisten können) aus den Innenstädten ausgesperrt bleiben, wenn sie gezwungen sind, diese mit dem eigenen PKW zu erreichen. Auch eine Art der sozialen Selektion, grün überlackiert.

Heute in den Frühnachrichten wurde in B5 genau das für Oktober 2010 für die Nürnberger Innenstadt in Aussicht gestellt. Na bravo.

Der Passwortschutz dieses Blogs

Liebe Leserin, lieber Leser, der Du das Passwort zu dieser Seite erraten oder mitgeteilt bekommen hat, nicht aber per Mail darüber informiert wurdest: Wunderst Du Dich, dass es hier einen Passwortschutz gibt? Ja? Dann lass´ Dir das erklären:

Lebe Leserin, lieber Leser,

Du erhältst diese Mail, weil Du im letzten halben Jahr die Webseite https://blog.fohrn.com besucht hast oder einen Kommentar hinterlassen hast. Diese Mail ist eine einmalige Information – Du erhältst keinen Newsletter und keinen Spam.

blog.fohrn.com ist weiterhin online. Überwiegend technische Gründe zwingen mich aber, dieses Blog mit einer Anmeldemaske zu versehen. Zu den Hintergründen später mehr.

Wenn Du die Seite aufrufst, wirst Du vom Browser nach einem Zugangsnamen und einem Passwort gefragt. Diese lauten:

Zugang: **************
Passwort: **************

Wenn Du diese Daten im Dialogfenster Deines Browsers eingibst, gelangst Du wie gewohnt auf das Blog – es stehen Dir alle Möglichkeiten und Informationen uneingeschränkt zur Verfügung.

Warum diese Maßnahme?
In letzter Zeit kämpfte ich nicht nur gegen eine Flut von Spam-Mails und „Bot-Angriffen“ sondern auch gegen gezielte Angriffe auf die Datenbank des Blogs und die Admin-Oberfläche. Ob diese automatisiert stattfanden oder von rechtsradikaler Seite stammen, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Ich weiß nur eins: Sie nerven mich. Seitdem die Seite mit der Passworteingabe (die an und für sich auch zu knacken wäre) geschützt ist, habe ich davor aber Ruhe.

Meinungsfreiheit?
In der Vergangenheit hat auf diesem Blog immer wieder ein Battle mit einem Rechtsradikalen (und dessen Kumpanen) stattgefunden. Das brauche ich nicht! Schon zu dieser Zeit verwendete ich obiges Passwort und den Zugangsnamen – es war eine Idee, die Thorsten und ich spontan hatten und der Einfachkeit halber ist es dabei geblieben.

Wann geht die Seite wieder ohne Abfrage online?
Das kann ich noch nicht mit letztendlicher Sicherheit sagen. Ich möchte den Passwort“schutz“ aber erst einmal ins erste Quartal 2010 hinein belassen. Über mögliche Änderungen oder eine Aufhebung des Schutzes informiere ich rechtzeitig.

Eine Mail von blog.fohrn.com?
Dies bleibt die Ausnahme! Du bekommst keinen Spam, keinen Newsletter und Deine Daten werden auch nicht verkauft. Wenn Du aber nie wieder eine Mail von mir erhalten möchtest, lass es mich wissen, indem Du an @gmx.de schreibst.

Zugangsname und Passwort darfst Du selbstverständlich auch Deinen Freunden und Bekannten mitteilen – sie sind kein Geheimnis. Ich bitte Dich aber, diese Daten nicht zu veröffentlichen, zu posten oder zu leaken, dann wäre ja mein ganzer schöner Schutz im Eimer 😉

In der letzten Zeit war es etwas ruhiger hier – das wird sich ändern. Ich wünsche Euch weiterhin viel Spaß bei der Lektüre von blog.fohrn.com und bitte, die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen!

Ein schönes Rest-Wochenende wünscht

Michi.

Bundestagswahl III

Einige wenige Betrachtungen zum gestrigen Abend schiebe ich noch nach:

  • Ich sehe jetzt nicht Plasberg. Sonst müsste ich mich ärgern. Und das will ich nicht.
  • An das Ding mit twitter werden wir uns gewöhnen müssen. Hier kann mit wenig Aufwand und hoher Anonymität die whistle geblowed werden. Mir scheint allerdings, dass die staatlichen Stellen etwas verkrampft mit diesen neumedialen Gegebenheiten umgehen. Ich will nichts Böses in die Welt setzen, aber ich halte es nicht für ein Ding der Unmöglichkeit, dass gute Beobachter der politischen Situation in Tateinheit mit Statistikkenntnissen unter Zurhilfenahme der Daten der letzten „Sonntagsfragen“ so ein Ergebnis durchaus im Rahmen der normalen Abweichungen „voraussehen“ können. Wenn dann einer zufälligerweise halbwegs ordentlich trifft und frecherweise noch „Infratest“ drunterschreibt, will man dann die ganze Wahl für ungültig erklären? Eine Randnotiz: Es ist der Trend zu beobachten, dass die Prozentpunkte sich nicht nur in Abhängigkeit zur vorgegangenen Wahl entwickeln sondern auch, dass die Zahlen der großen sowie der kleinen Parteien sich mehr und mehr aneinander angleichen. Wahlen werden immer knapper entschieden, entbehren aber zunehmend großer Überraschungen. Das spielt unseren „Hellsehern“ natürlich in die Hände…
  • Der ganze Widersinn des Wahlergebnisses ist hier kurz gefasst zu lesen.
  • Ich bin kein Grüner. Ich wähle auch nicht grün. Und dennoch zolle ich insbesondere Herrn Trittin Respekt. Er verhielt sich im Wahlkampf angenehm ruhig und sachlich. Und die Spitzen, die er dem politischen Gegner entgegenschleuderte, waren wirklich Spitzen und keine dumpfen Beleidigungen. Das hat Spaß gemacht mit Trittin und der Wähler hat´s gedankt!
  • Auch geil: Nachdem Sixt Ulla Schmidt mit ihrer Dienstwagenaffäre werbewirksam ausgeschlachtet hat, wirbt jetzt der Bastelshop Elektro-Conrad mit fws. Gnihihi!!
  • Schöne Idee: Ich war´s nicht!!!
  • Und nun steht das Oktoberfest unter verschärften Sicherheitsbeobachtungen. Na die müssen ja ein Vertrauen haben in ihre freiheitlich-demokratische Gesinnung… Hier auch ein paar nette Gedanken dazu. Kann man die heute morgen verschärften Sicherheitsmaßnahmen eigentlich anders interpretieren als: „Schwarz/Gelb erhöht die Gefahr terroristischer Anschläge erheblich“?
  • Zu den Steuersenkungen auch nur einige wenige, wahre Worte.
  • Hier gibt´s auch schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf schwarz/gelb. Das hat nicht lange gedauert.
  • So kann man es auch sehen. (via fefe)

Bundestagswahl II

Na, den gestrigen Wahlabend schon verdaut??

Zur vielgeplagten Analogie der Tigerente

Einen Grund, uns zu freuen haben wir nicht, denn jetzt wird stramm durchmarschiert in Richtung BananenTigerentenrepublik. Das Bild mit der Tigerente ist m.E. noch nicht einmal so schlecht gewählt, ist sie doch dieses kleine Holzding auf vier Rädern, dass sich aus eigener Kraft keinen Millimeter zu bewegen vermag, sofern nicht jemand am Schnürchen zieht, das, befestigt an einem Nagel in der Brust, die einzige Möglichkeit darstellt, dieses hölzerne Konstrukt zu bewegen. Wer an besagtem Schnürchen ziehen darf, versteht sich indes von selbst: Es ist die Wirtschaft, der Arbeitgeberverband, Professor Sinn, die Konzernbanken und andere Vertreter der Interessen des Steinzeit/Casino-Kapitalismus.

Die Piraten…

… wollten zum Ändern klarmachen und sind dabei auf halbem Wege stecken geblieben. Dabei erzielten sie jedoch unter den Kleinparteien einen Achtungserfolg. Und auf Basis dieses Achtungserfolgs definieren sich auch die Hausaufgaben, die diese Partei bis zu den nächsten Wahlen zu erledigen hat – die Erstellung eines Parteiprogramms, dass auch politische Fragen jenseits von Netzzensur, Vorratsdatenspeicherung und informationeller Selbstbestimmung im Kontext neuer, digitaler Kommunikationsmittel und Medien aufgreift und unter Berücksichtigung der Maßgaben sozialer Gerechtigkeit betrachtet sowie Antworten antizipiert. Aber ein paar Goldmünzen sind in den Piratenschatz übergegangen – auch nett.

Die Linke konnte sich festigen …

… und der Trend geht deutlich in Richtung Etablierung dieser Partei. Auch im Westen – das freut mich besonders (und das wäre zu PDS-Zeiten nicht möglich gewesen. Die Linke wurde im Bund nicht nur zweistellig sondern konnte sich auch im „schwarzen“ Bayern deutlich diesseits der 5%-Hürde behaupten. Ein Hoffnungsstreif am seit gestern Abend sonst so finsteren politischenHorizont. Für alle Nürnberger Leser sei gesagt: Harald Weinberg hat es in den Bundestag geschafft. Das ist gut für unsere Region.

Die CSU…

… kann nun Wunden lecken. Klar, deren Ergebnis wäre im Osten ein Triumph, in Bayern ist es eine Niederlage, die ihresgleichen sucht. Damit ist aber auch klar: Der schon in der vergangenen Landtagswahl zu Tage getretene Stimmenverlust war keine einmalige Erscheinung, die CSU verliert einfach immer mehr Zustimmung. Es reicht zwar noch satt, das Bayernland ordentlich zu gängeln, aber immerhin bröckelt der Fels auf dem sie stehen…

Die FDP – no comment?

Zwar haben sie ordentlich Stimmen hinzugewonnen – aber ganz im Ernst: Deren aufgehenden Stern sehe ich schon wieder sinken, rekrutierten sie doch einen Gutteil ihrer Wähler aus frustrierten Unionsanhängern, die, enttäuscht von der mangelnden Flexibilität Merkels und der Unfähigkeit der Großen Koalition, nicht den Mut aufbrachten, das „bürgerliche Lager“ zu verlassen. Und: Was mussten wir mit diesem Westerwelle nicht schon alles Miterleben: 18er-Schlappen, das Guidomobil, einen Auftritt im Big Brother-Container, der an Peinlichkeit und Anbiederung seines Gleichen sucht. Und dann der Brüderle, der Pofalla dieser rechtslibertären Sippschaft. Nicht auszudenken, dass diese „Kompetenzträger“ uns in den nächsten vier Jahren regieren.

Ja, Deutschland hat gewählt: Atomstrom, den Abbau des Sozialstaats, Altersarmut, Entlastungen für die Reichen und Massenentlassungen und Börsenzocker sind das Werk der Brüder im Ungeiste der sog. „Freien Demokraten“. Ich werte die Stimmengewinne der FDP als eindeutigen Suizidversuch der Sozialen Marktwirtschaft. Sie ist schon halb tot, zuckt noch. Ob sie überlebt und mühevoll aufgepäppelt werden kann, wird sich zeigen.

Die SPD ist keine Volkspartei mehr.

Wie kann ich nur so lästerliche Worte sprechen? Ganz einfach: Das Volk interessiert sich für die SPD nicht mehr. Ein miserables Wahlergebnis folgt nach dem anderen. Mitglieder flüchten in Scharen. Das politische Profil der deutschen Sozialdemokraten ist flach wie ein Pfannkuchen – nicht existent. Der Deal mit der Neuen Mitte (remember ´98) ist nicht aufgegangen. Die Mehrwertsteuererhöhung, Hartz IV, Afghanistan, Unfähigkeit in der Großen Koalition – das alles bildet die Posten auf den Quittungen, die die SPD dieser Tage einstecken muss. Quo vadis, SPD? Solange diese Frage nicht geklärt ist, präziser: Solange die SPD immer weniger Menschen eine Heimat bieten kann, solange werden die Quittungen immer saftiger. Und wer braucht in Zukunft schon eine SPD, wenn es „original sozial“ auch noch im Angebot gibt?

Welche Lehren lassen sich aus dem gestrigen Debakel für Sozialstaat und Demokratie ziehen? Zumindest die, dass Nichtwählen keine Alternative ist. Und dass der Bürger, da zu befürchten steht, dass seine Interessen in Zukunft im Bundestag nicht mehr vertreten werden, muss hoch vom Sofa und sich vor Ort in einem nicht gekannten Umfeld für Seinesgleichen engagieren. Sonst hat dieses Gemeinwesen keine Chance mehr, die vorhandenen Reste von Ausgleich und Gerechtigkeit zu erhalten, geschweigedenn auszubauen.

„Live blogging“ zur Bundestagswahl

In diesem Post geht es um die Bundestagswahl am heutigen Abend. Was im Fernsehen und Rundfunk kommt und was das Netz zur Verfügung stellt, beobachten wir und fassen es in diesem Post. Ihr lest richtig: In diesem Post – er wird ständig aktualisiert. Daher folgende Bitte: Aktualisiert regelmäßig den Browser. Die Kommentarfunktion ist offen – ich guck regelmäßig drüber und genehmige die Posts. Jede Verlautbarung wird mit Uhrzeit abgegeben.

Dank auch noch einmal für die rege Beteiligung an der Verlosung zur Bundestagswahl, die bereits geschlossen ist. Hier ist das letzte amtliche Endergebnis entscheidend – es wird also auch morgen nochmal etwas spannend.

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17:18 Jetzt sind die ersten Leute im Chat (ZDF). Ich logg mich da jetzt gerade mal aus…

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17:00 Das ZDF berichtet ja schon seit einigen Minuten. Interessant insbesondere die niedrige Wahlbeteiligung  (die mich offen gestanden aber nicht besonders wundert – schlussendlich dürfen wir mit merklichen Verlusten der CDU und erhebliche n Verlusten der SPD rechnen, das muss ja auch mit der Wahlbeteiligung korrespondieren).

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17:03 Ich hab´ das Handy angemacht. Wer mir auf diesem Weg was mitteile n mag, der wählt 0151/XX XX X XXX (T-Mobile). Ich ruf nicht zurück!

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17:06 Zu spät, Frau Zimmer!

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17:17 Herr Kafka ist auch wieder mit von der Partie beim ZDF – mit Blog und Chat und Co. Und mit twitter. Gut, dass ich einen twitter-Account habe 😉 Er sagt, dass schon wieder Zahlen bei twitter aufgetaucht sind… Trittbrettfahrer?

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17:23 Ach ja, bundeswahlleiter.de gibt´s ja auch noch. Und hier soll dann die Seite sein, auf der das vorläufige Ergebnis steht. Incl. „Freie Union“. Hä??

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17:27 Jetzt hat´s hier die Reihenfolge gekillt. ??? Egal – geht trotzdem.

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17:30 Da wollt´wohl jemand schon vorher Ergebnisse verraten?

Und *bums* ist die Datenbank in den Knien…

Was da wohl los ist/war??

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17:37 Und ich hab gestern den Raab gesehen. Und die Linke hat bei deren Telefonvoting mal so eben locker durchgerockt, dass es dem arroganten Raab so richtig die Sprache verschlagen hat. Das wahr eine Farce, ich bin aus dem Feiern nicht mehr herausgekommen. Da pranzt dieses arrogante Würstchen in den Trailern und zu Beginn der Sendung noch, 2005 die Große Koalition antizipiert zu haben – und dann wird er immer kleinlauter und kann nicht damit umgehen, dass seine Zuschauer (!) die Linke zur zweitstärksten Partei (Gleichauf mit den Sozen, so muss es richtig lauten) küren (sic!). Und immer wieder der Hinweis, das Ganze sei ja nicht repräsentativ… Raab einmal so richtig abkacken zu sehen, war schon fein. Hätte ich bei Pro 7 was zu sagen, hätt ich den Raab längst abgesetzt.

Mehr dazu – in anderer Form – auch hier.

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17:42 afk 4 a few mins

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17:50 Ok, noch zehn Minuten. Ich schalte jetzt um aufs erste Programm und melde mich dann gegen 18:05 oder 18:10 wieder.

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17:54 Der Scheiß mit den Überhangmandaten gehört sich auch abgeschafft. Das bringt die Zeit… Hoffentlich…

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18:05 Scheiße! Scheiße! Scheiße! Schwarz-Gelb? Scheißwxfuck!

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18:10 Zuerst: Herr Koch, sie nerven! Die SPD verschwindet wirklich bald im Baden… Und wen das Ding mit den Überhangmandaten so hinhaut und Infratest sich nicht krass verhaut, dann stürzt dieses Land ins Tigerentenelend. Scheiße!! Für die Linke freu ich mich besonders! Gute Sache!! Jetzt warten wir mal die Hochrechnungen ab..

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18:14 Wo haben die denn den Brüderle ausgegraben?

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18:18 1. Hochrechnung. Das Bild stabilisiert sich… Scheiße!

Wie kann man in der Krise FDP wählen??

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18:24 afk. Abendessen…

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18:34 fws und Münte schauen gar nicht begeistert – wen wunderts… Ob er zurücktrit? Satz mit x  – war wohl nix mit der Kanzlerschaft. Wenn die Merkel kommt, schalt ich weg.

Willkommen in Deutschland, dem Land der sozialen Kälte, der Massenentlassungen, dem Land der Atomindustrie. Willkommen beim Sozialabbau. Willkommen in der Altersarmut. Willkommen im Enddarm der Vereinigten Staaten. Armes Deutschland.

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18:42 2. Hochrechnung. Ändert leider nix.

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19:15 Was Frau Merkel von sich gegeben hat, war jetzt auch nicht so spannend. Herr Deppendorf will sie in die Zange nehmen, aber sie flutscht ihm durch die Finger, wie ein Aal.

Der Hammer: Die CSU ist ja abgeraucht. Langsam, ganz langsam – aber (hoffentlich) kontinuierlich bewegt sich sogar Bayern in Richtung Demokratie. Ein kleiner Hoffnungsstreif an einem sonst sehr düsteren Wahlabend.

Edit: Hochrechnung.

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19:18 Oh, der Westerwelle. Grauenhaft!!

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19:24 Da weinen noch andere mit mir. Beruhigt ein bisschen…

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19:29 Inoffizieller Gewinner der Wahl: Die Linke. Gysi scheint sich langsam zu erholen (hoffentlich). Und das Ergebnis der Linken ist gut. Immerhin ist sie zweistellig. Gut, dass sie sich etabliert!

Und die Piraten holen über 2 Prozent. Langt zwar zu nichts – ist für eine Mini-Partei ganz ordentlich.

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19:41 Die Linke feiert sich online. Darf sie.

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19:46 nibbler weist auf das ganze Elend der deutschen Sozialdemokratie hin. Mit einem Bild. Mit nicht mehr.

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19:47 Dagmar Würg Wöhrl lästert im BR-Fernsehen über die SPD. Bei dem Ergebnis für die CSU!!

Btw. Selbst die Linke hat über 6 Prozent in Bayern gemacht.

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19:55 Man freut sich nicht! Man freut sich nicht!! Nein, man freut sich nicht! Nö, wirklich nicht.

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20:00 Jan Hofer scheint sich, der Mine nach zu urteilen, auch nicht zu freuen. Cool, neue Hochrechnung. 23,1 für die Sozn. Au weia! Elend!! Und: Es ändert sich nichts mehr. Die Tigerentennummer ist durch. Scheiße!!

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20:03 Ist schon der Hammer, wie langsam das Internet heute Abend ist 😉

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20:04 Tagesschau: Merkel will die Bundeskanzlerin aller Deutscher sein. Ich will sie aber nicht!!

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20:11 Scheeeeeeiiiiiißeeeee! Findet man hier auch.

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20:26 Westerwelle und Ramsauer fangen in der Elefantenrunde das Raufen an (Stichwort „Leihwähler“). Das kann ja noch heiter werden….

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20:33 Lafontaine hat den Nagel auf den Kopf getroffen: Die „Liberalen“ stehen für eine Politik, die die Krise verursacht hat.

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22:10 Das Ding ist gelaufen. Ich kann Herrn Westerwelle schon jetzt nicht mehr sehen, geschweigedenn hören. Mir graust. Wir haben, das lässt sich feststellen, ein „linkes“ Lager in der Opposition, das ist aber nur ein schwacher Trost, denn wir haben ein rechtskonservatives/rechtslibertäres Lager an der Regierung. Und das ist wirklich schlimm. Das hat Deutschland nicht verdient. Zu Schleswig-Holstein und Brandenburg will ich mich heute nicht äußern -nur soviel: Zwei kleine Trostpflaster gibt es aus Brandenburg zu vermelden: Die Nazis haben keinen Stich gemacht. Und: Rot-rot wäre immerhin möglich. Nun denn – morgen oder übermorgen schreibe ich mehr. Für heute soll es gut sein. Und danke für´s Mitlesen.

Nachtrag: In einem der Blogs der NN finden wir eine recht treffende Zusammenfassung der Elefantenrunde.

Nachtrag 2: 21:42 Jetzt geht es um die Überhangmandate bei den Tagesthemen. Zehn (sic!) in BaWü… Ich bin froh, wenn das Ding mit den Überhangmandaten in Zukunft kassiert wird… So – und für heute mach´ ich wirklich dicht hier. Gute Nacht! Verdaut nicht so schwer…

Verlosung zur Bundestagswahl

Herzlich willkommen bei unserer Verlosung zur Bundestagswahl 2009!

Bei unserem heutigen Teamevent hat die Abteilung Vertriebsinnendienst demokratisch und einstimmig beschlossen, dass hier, auf diesem Blog, eine Verlosung anlässlich der Bundestagswahl 2009 stattfindet.

Es dreht sich um eine Schätzfrage, die es möglichst korrekt zu beantworten gilt:

Wieviel Prozentpunkte wird die SPD (in Worten: Sozialdemokratische Partei Deutschlands) bei der Bundestagswahl am 27. September 2009 erzielen?

So kannst Du mitmachen:

Bitte gib Deinen Tipp hier auf dieser Seite mit den Kommentarfunktionen ab. Es werden nur Prozentsätze mit einer Nachkommastelle akzeptiert. Bitte gib auch Deine korrekte E-Mailadresse an. Diese wird nicht im Blog veröffentlicht und kann nur vom Admin eingesehen werden. Wenn Du gewonnen hast, wirst Du per Mail informiert und bekommst den Gewinn per Post zugesendet.

Teilnahmeschluss ist der 25. September 2009.

Wir haben keine Kosten und Mühen gescheut, das gesamte Team hat seinen Beitrag zur Realisierung geleistet und somit loben wir folgenden Preis aus:

7 Flaschen feiner, edler Wein.

Diesen Wein, der uns vom freundlichen Pizzaboten unseres Vertrauens bei Bestellungen über einem Wert von 20 Euro mit freundlicher Empfehlung des Hauses geschenkt wurde, haben wir uns im letzten Vierteljahr vom Munde abgespart und wir freuen uns, heute diesen attraktiven Preis auszuloben.

Mitmachen kann jede Person ab 18 Jahren. Es besteht kein Rechtsanspruch auf den Gewinn. Der Gewinn kann nicht in Bar ausgezahlt werden. Wer dem Prozentsatz am nächsten kommt oder ihn gar richtig errät, hat gewonnen. Bei mehreren richtigen Antworten entscheidet das Los. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Viel Glück!!

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