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Fragen und Antworten zum Start von DAB+ am 1. August

Das Digitalradio in Deutschland erlebte in der Vergangenheit zwei fulminante Fehlstarts: Von 1989 bis 1999 existierte das Digitale Satellitenradio (DSR), aber eine besondere Verbreitung fand es nicht, nur etwa 200.000 Empfänger sollen verkauft worden sein. In den 1990er kam dann mit terrestrischer Verbreitung DAB als Digitalradiostandard nach Deutschland, mit Forschungsgeldern des EUREKA 147-Projekts massiv gefordert. Auch bei DAB war die Resonanz sehr gering – im Jahr 2007 ging man von 546.000 Empfängern in deutschen Haushalten aus (dem gegenüber stehen geschätzte 300 Millionen analoge Radiogeräte in Deutschland).

Und dennoch wird nun – auch weil es von der Politik, nicht zuletzt von der EU – ein neuer , dritter Anlauf für das „Digitalradio“ genommen: Der DAB-Nachfolgestandard DAB+ soll das Rennen machen. DAB+ unterscheidet sich von DAB im wesentlichen durch das Fehlen des L-Bandes und durch den zur Übertragung verwendeten AAC-Codec. Weil die DAB+-Radios aber mehrheitlich DAB empfangen können sollen, ist davon auszugehen, dass auch ein Bandbereich L zukünftig zur Verfügung stehen wird.

Am ersten August geht es also los mit DAB+, auch in Nürnberg. Bei der Umstellung werfen sich zwangsläufig einige Fragen auf, die ich an dieser Stelle so gut als möglich beantworten will.

Funktioniert mein analoges UKW-Radio nicht mehr, wenn das Digitalradio DAB+ eingeführt wird?

Doch, das analoge UKW-Radio wird wie gewohnt weiter funktionieren. Wer sich kein neues Radio kaufen will, der wird das in der nächsten Zeit auch nicht müssen. Ich persönlich gehe davon aus, dass UKW noch eine ganze Weile weiterexistieren wird, denn bei geschätzten 300 Millionen Analogradios ist ein Austausch all dieser Geräte schlichtweg nicht zumutbar. Wer sich jetzt kein neues Radio kaufen will, der muss das auch nicht und kann ganz entspannt abwarten. Aber: Das UKW-Radio kann weder DAB noch DAB+ empfangen.

Funktioniert mein DAB Radio weiter, kann es DAB+ empfangen?

Ein DAB-Radio wird bedingt weiter funktionieren, wie lange noch, das weiß aber keiner so recht. Die jetzt bestehenden Sender werden sukzessive umgerüstet. In der nächsten Zeit kann man mit einem DAB/DAB+ – Mischbetrieb rechnen, wie lange dieser aber aufrecht erhalten wird, ist fraglich. Somit rentiert es auch nicht, jetzt noch ein DAB-Radio anzuschaffen, ich selbst würde davor sogar warnen, denn es kann schnell passieren, dass dieses Gerät wertlos wird. Um es mal in aller Deutlichkeit gesagt zu haben: Ein DAB-Radio kann kein DAB+ empfangen. Wird DAB zugunsten von DAB+ abgeschaltet, womit ich rechne, spielt das Radio nix mehr.

Ich will mir demnächst sowieso ein neues Radio kaufen. Soll es dann ein DAB+-Radio sein?

Jein. Ich will mich nicht dazu versteigen, zum Kauf eines Radios zu raten, das nur DAB+ empfangen kann. Aber es gibt eine elegante Lösung: Hybridempfänger, die UKW und DAB+ empfangen können, dürften den Bedürfnissen der allermeisten Radiohörer entgegenkommen. Über DAB+ werden nicht alle Programme gesendet, die über UKW empfangbar sind, einige Spartenkanäle sind sogar exklusiv im Digitalradio zu empfangen, so auch lounge FM und DRadio Wissen. Auf der anderen Seite werden nicht alle DAB+-Programme über UKW ausgestrahlt. Wer die größte Senderauswahl haben will, der sollte also darau9f achten, dass das neue Radio mindestens DAB+ und UKW empfangen kann. Sollte DAB+ ein Misserfolg werden, funktioniert das gewohnte UKW brav weiter, das Gerät ist nicht „verloren“.

Wenn ich ein neues Auto kaufe, sollte das Autoradio DAB+ empfangen können?

Ganz dumm ist das nicht, aber hier gilt im Prinzip das, was für ein neues Radio generell gilt: Ein Kombiempfänger mit UKW nd DAB+ ist derzeit wohl die beste Lösung. Zuerst einmal wird DAB+ nur in Ballungsräumen und an Hauptstrecken verfügbar sein, der Ausbau wird dann schrittweise vorangetrieben. Da DAB+ aber problemlos größere Textmengen übertragen kann – und dazu zählen auch Verkehrsinformationen, ist der Nutzen von DAB+ im Auto besonders hoch. In Bayern bietet der BR mit dem Sender „BR Verkehr“ zudem einen DAB+-Kanal, der ausschließlich Verkehrsinformationen überträgt (derzeit von einer Computerstimme vorgetragen – aber seis drum). Wer viel unterwegs ist kann schon jetzt von DAB+ im Auto profitieren.

Was werde ich über DAB+ denn empfangen können?

Zur Zeit ist das noch nicht hundertprozentig sicher, aber es verdichten sich Hinweise auf Sender, die empfangbar sein werden. Bundesweit gilt als sicher, dass

  • Deutschlandradio
  • Deutschlandradio Kultur
  • und DRadio Wissen

empfangen werden können. Diese Programme sind ob der besonders hohen inhaltlichen Qualität besonders attraktiv. Weiterhin werden auch einige private Programm abgestrahlt:

  • Evangeliumsrundfunk, Wetzlar (Info)
  • KissFM, Berlin (Webseite, Info)
  • 90Elf, Fußballsender, Ostdt.
  • loungeFM, Wien (Info)
  • Klassikradio (Webseite)
  • Radio Horeb, Immenstadt (Info)

Weiterhin sollen Sender wie „RemiX“, „litera“, „Radio Rauschgold“, „Radio 3.0“ und „UIP“ am 1. August bundesweit starten. Hierüber konnte ich aber keine wirklich gesicherten Erkenntnisse gewinnen.

Die öffentlich-rechtlichen Landesrundfunkanstalten werden Schritt für Schritt ihre Programme auch über DAB/DAB+ aussenden, wann und wie das von Statten geht, ist von Bundesland zu Bundesland verschieden. Der BR will beispielsweise eine Art „Mischbetrieb“ DAB und DAB+ fahren.

Wird sich DAB+ durchsetzen?

Das lässt sich noch nicht sagen. Dagegen spricht erst einmal die Verbreitung von UKW und die Tatsache, dass viele Menschen damit zufrieden sind. Und man muss sich kein neues Digitalradio anschaffen. Dafür spricht der Zugewinn an Programmen, besonders an Spartenprogrammen, die bestimmte Zielgruppen ansprechen. UKW ist nicht tot, aber DAB+ könnte ein gerüttelt Maß an Verbreitung finden, denn die Endgeräteversorgung ist derzeit deutlich besser als seinerzeit mit DAB und die Empfänger sind auch wesentlich billiger. Schon jetzt sind Taschenradios, Radiowecker, Kofferradios, Autoradios und auch Tunerbausteine für die heimische Stereoanlage mit DAB+-Tunerteil habbar. Diese kosten (auch vor der Einführung) selten mehr als ein Analogradio mit vergleichbarer Qualität.

DAB+ bringt allen, die Radio nicht über DVB-S oder über das Kabel hören, einen Zugewinn an Sendern und i.d.R. auch an Tonqualität. Bereits zu Beginn des Ausbaus in den Ballungsräumen ist (gerechnet mit den lännderspezifischen Angeboten und den Programmen, die via DAB zu empfangen sind) hinreichend attraktiv. Es könnte schon was werden, wird sich aber sicherlich mehrere Jahre halten.

Brauche ich für DAB+ eine besondere Antenne?

Das hängt in erster Linie mal von der Empfangssituation ab. Abseits der Ballungsräume kann die Verwendung eine Dach- bzw. Außenantenne angezeigt sein. Innerhalb der Ballungsräume sollten die den Geräten beigelegten (oder eingebauten) Antennen genügen.

Verfügbarkeitskarte DAB+, Quelle: DUAL

Welche Antennen wirklich benötigt werden, wird sich erst im Praxistest erweisen. Auch bei DAB (und dieses System wird ja noch einige Zeit parallel weiterexistieren) ist theoretisch eine sehr gute Empfangssituation in weiten Teilen Deutschlands prognostiziert, in der Praxis bedarf es aber schon einigem Geschick und selbst in Großstädten speziellen Antennen, damit der Empfang in Innenräumen störungsfrei glückt.

Hat DAB+ konrete Nachteile?

Auf den ersten Blick nicht, aber ganz unkritisch ist das System dennoch nicht zu sehen, (medien)politisch wie technisch. Erst einmal verlangt DAB(+) eine zentrale Ausstrahlung im Multiplex mit mehreren Sendern. Kann über UKW ein kleiner (und mit knappem Budget arbeitender) Sender im Zweifelsfall noch vom Studiodach senden (z.B. Stadtteilradios), so ist dies mit DAB(+) nicht mehr möglich; ein Dienstleister wird gebraucht und den werden gerade die kleinen Stationen nicht immer zahlen können.

Auch der analoge Kabelfernsehempfang kann beeinträchtigt sein, wie gestern über Heise zu erfahren war.

Fazit: Für den geneigten Radiohörer ist DAB+ eine hochinteressante Sache. Wer derzeit mit dem UKW-Empfang zufrieden ist, für den ergibt sich jetzt (noch) kein Handlungsbedarf.

Wir sprechen bei DAB+ von einem System, dass sich in der Ausbauphase befindet und noch nicht hinreichend von mir getestet werden konnte. Die Beantwortung dieser FAQs, die an mich herangetragen wurden, sind mir aus wissenschaftlicher Auseinandersetzung mit dem Thema möglich, weiterhin fließt hier eine zehnjährige theoretische und praktische Erfahrung mit dem Themenkomplex Digitalradio ein. Einige Punkte sind dennoch nur recherchiert und bedürfen eines praktischen Realitätsabgleichs. Daher kann für die vollständige Richtigkeit natürlich keine Gewähr übernommen werden. Nichts desto trotz wurden die einzelnen Fakten sorgfältig bedacht und geprüft.

Ein Blick auf die vergangene Woche….

Ich bin wieder mal nicht so recht zum Bloggen gekommen diese Woche. Aus Gründen. Und daher ein paar Gedanken über die bergange Woche im Schnelldurchlauf…

  • Endlich ist sie da, die neue Waschmaschine. Nachdem Amazon ganz offensichtlich auf gute Kunden scheißt uns Amazon so bitter im Stich gelassen hat, haben wir genau das Modell im Nürnberger Einzelhandel aufgetrieben, für das wir uns nach langer Recherche entschieden haben. Ein erstes Fazit: Es hat sich rentiert, genau diesem Modell „hinterherzufahren“. Diese Siemens-Waschmaschine ist auf der eine Seite gewöhnungsbedürftig, weil sie keine mechanischen Drucktasten hat, sondern ein Touch-Panel, alles andere aber vermag zu überzeugen. Zuerst einmal muss ich sagen, dass ich überrascht bin, wie leise sie ihren Dienst verrichtet. 1400 Umdrehungen zahlen sich dann aus, wenn die Wäsche hinterher in den Trockner soll – die Laufdauer desselben reduziert sich mit gut geschleuderter Wäsche erheblich. Und auch die Energiesparfunktionen sind echt gut. Wenn Diese Waschmaschine hält, hat sie sich rentiert.
  • Nicht zu fassen — die Terroranschläge in Norwegen. Der mutmaßliche Täter: Ein rechtsradikaler Fundi-Christ. Da kommt zusammen, was zusammen gehört. Es ist unglaublich. Die Berichterstattung – auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen – war mal wieder typisch. Irgendwo gibt es einen Terroranschlag und wer war es? Natürlich: der Moslem. Wenn ich bei den Öffis was zu melden hätte, würde ich diese ganzen „Terrorexperten“ rauskanten… Die Medienberichterstattung kotzt mich unglaublich an. Wenn der Täter ein „Islamist“ ist, dann wird von islamischem Terror gesprochen, wenn es ein verwirrter Anarcho war, dann hat man es mit „Linksterrorismus“ zu tun und wenn es ein rechtsradikaler Fundi-Christ war, dann immer her mit der Kategorie „verwirrter Einzeltäter“. Dafür zahlen wir Rundfunkgebühren? Aber genug des ÖRR-Bashings (auch wenn sie es verdient haben), n-tv und N24 waren natürlich keinen Deut besser.
  • Gestern eine Flasche des Lugana, I Frati 2008 aufgemacht – angemessen temperiert, versteht sich. Wir waren beide überrascht, wie flach der Wein war – auf den ersten Schluck. Nach etwa einer Stunde entwickelte der Wein eine gewisse Spritzigkeit, er wird etwas herber, immer noch etwas flach, aber schon deutlich besser. Heute haben wir die letzten zwei Gläser getrunken und der Lugana gefiel – aber gelernt haben wir auch, dass das Lagerpotenzial gänzlich erschöpft ist. Wer noch ein paar Flaschen davon hat, der trinke sie alsbald, die müssen nämlich weg. Und dennoch: Der Wein ist immer noch sehr harmonisch – und mit den 10 Euro, die so eine Flasche kostet, auch immer noch ein realistischer Deal, wenn auch ein leicht überlagerter. (Es handelt sich übrigens um ein stille Reserve der einstmals vermissten, dann aber wieder aufgefundenen Lieferung).
  • Weil das mit dem Lugana ja so nicht sein soll, hat Nadine gerade einen Rosa dei Frati 2008 entkorkt – ein ganz anderes Bild: Im Glas zieht er schöne Schlieren, in der Nase ein Hauch von Pfirsich, auf dem Gaumen Waldfrüchte. Die leichte Säure macht ihn ganz leicht spritzig, ein „runder“ Wein, sehr schön für ein abendliches Gläschen. Wir lernen: Der weiße muss demnächst weg, der Rosé darf bleiben.
  • Die Ammis counten gerade bis zur Staatspleite down. Sollte mich nicht wundern, wenn die Ratingagenturen deren Papiere auch bald auf „Ramsch“ setzen. Zählen wir mit: Ab heute noch zehn Tage. (Hoppla, Denkfehler: Die Ratingagenturen setzen die Ammi-Staatsanleihen natürlich nicht auf „Ramsch“, denn die sind ja selber Ammis – und wo kämen wir denn da hin, wenn… und außerdem gehört halb Ammiland ja eh den Chinesen und die werden die Papiere schon nicht verscheuern).
  • Ach ja, das neue Verbraucherportal… Lebensmittelklarheit schimpft sich das. Allein der an Sperrigkeit kaum zu überbietende Name lässt erschaudern. Und so wundert nicht, das auf der Seite die Informationen über die Verarsche der Lebensmittelmafia recht spärlich gesät sind. Dafür war am Dienstag die Site quasi Dauer-Down. Die Lobby der Chemiepanscher Lebensmittelgroßkonzerne entblödet sich dennoch, von einem „Internetpranger“ zu sprechen, nur weil der Verbraucher (auch so ein Scheißwort – ich bin kein Verbraucher, ich bin ein Mensch, ein Mensch, der erst mal was schafft und dann auch was verbraucht, ihr Pfeifen!!) da die offensichtlichsten Betrügereien zur Kontrolle einreichen kann. Eine Farce, das alles. Die „Abgespeist“-Kampagne von foodwatch halte ich für wesentlich effektiver. Gut, das Ding mit der Lebensmittelklarheit kann nicht schaden, den konkreten Nutzen der Site sehe ich aber auch (noch) nicht.
  • De mortuis nil nisi bene – daher schreibe ich auch nichts Näheres zum Ableben Leo Kirchs.
  • Der Bundesfinanzhof wies die Klage einer couragierten Rechtsanwältin gegen den Soli ab – die Anwältin will weiter klagen und die Experten™ rechnen ihr vor dem BVG sogar gute Chancen aus. Ich hätte ja nichts gegen den Soli, würde der tatsächlich für den Aufbau Ost™ verwendet. Weil er aber dazu verwendet wird, des Schäubles Hinterteil, welches bekanntermaßen ziemlich pleite ist, zu buttern, rufe ich der Frau Linderer ein wackeres „Waidmanns Heil!“ zu. Weitermachen!
  • Schaller hat die „moralische Verantwortung“ für die Tragödie bei der Duisburger Loveparade übernommen. Das ist – zynisch. Das nutzt den Hinterbliebenen nix. Sauerland ist auch immer noch im Amt. Es ist eine Schande. Widerlich! Heute jährt sich die Katastrophe von Duisburg.
  • Valerie war noch einer ihrer schlechteren Titel und dennoch ein Welthit. Nun ist Amy Winheouse im Alter von nur 27 verstorben. Winehouse referenzierte den Soul und Funk der 1960er Jahre, authentisch wie keine andere, ohne dabei zu übertreiben. Sie blies den Staub vom Soul und hob ihn um zu zeitgenössischem Jazz, ohne, dass dies künstlich modern oder gezwungen antiquiert wirkte. Wie keine zweite Musikerin schaffte sie so ein Kontinuum im Zwischenraum der  Musik der 1960er Jahre und unseren Tagen herzustellen. Sie war, verbunden mit ihrer charakteristischen Stimme und ihrem extrovertierten Auftreten eine gerne gehörte Unterhaltungskünstlerin. So wirkte sich auch als musikalisches Vorbild für Künstlerinnen wie Adele oder Duffy, denen ein so eigenständiger Stil jedoch nicht gelingen wollte. Ihr Lebenswandel war nun nicht engelsgleich, dass sie jedoch den harten Drogen und dem Alkohol so sehr verfallen war, dass sie zu Tode kam, konnte ich mir nicht vorstellen. Heute holte die Realität mich und viele ein – ihr öffentlich zur Schau gestellter Verfall war echt – und tödlich. Viele hofften auf ein Come Back, einen neuen musikalischen großen Wurf der Britin. Diese Hoffnung hat sich heute zerschlagen. Rest in peace.

Waschmaschine bei Amazon bestellt. Eine Katastrophe!

Recht plötzlich und dennoch nicht ganz unerwartet quittierte unsere Constructa-Waschmaschine Ende letzter Woche ihren Dienst – nach sechs Jahren. Das ist nichts Besonderes, die Maschine war recht günstig, wurde häufig benutzt und eine 300-Euro-Waschmaschine hat nach sechs Jahren auch ihr Geld verdient. Nun rentiert es sich aber nach dieser Zeit nicht mehr, da eine größere Menge Geld hineinzureparieren und so war schnell der Entschluss gefasst, dass eine neue Maschine her muss – gerne auch eine bessere.

Als internetaffiner Mensch klappte ich also den Rechner auf und guckte mich nach einer neuen Maschine um, das Topmodell von Bosch (um die 800,-) hätte uns gut gefallen, da es aber nicht unterbaufähig war, fiel das leider schon mal raus. Eine Miele-Waschmaschine hätte ich persönlich gerne gekauft, allein die Vernunft hielt mich von einem 1200-Euro-Invest für eine Waschmaschine (!) ab. Und so fiel nach einigem Hin-und-Her die Wahl auf eine günstige, solide Maschine der Fa. Siemens mit dem wenig klangvollen Namen WM14E4G3. 479,- Euro kostet diese Maschine im stationären Nürnberger Einzelhandel, dann aber, so dachte ich ursprünglich, müsste ich das Ding irgendwie in den vierten Stock gebuckelt bekommen und die kaputte nicht nur das enge Stiegenhaus heruntertragen sondern auch noch irgendwie zum Wertstoffhof schaffen. Eine eher aufwändige Aktion, die ich mir gerne sparen möchte. Der Internetversender Amazon könnte mir aber helfen: Die besagte Waschmaschine kostet inklusive Lieferung zum Aufstellungsort 499,- Euro, die Altgeräteentsorgung gibts zum Aufpreis von 14,90 Euro. Diesen Mehrpreis zahle ich gerne dafür, dass ich mir nicht zum Gaudium der Nachbarschaft im Stiegenhaus schweißgebadet den Buckel krummhebe.

Die begehrte Maschine steht bei Amazon als in drei bis fünf Tagen lieferbar – ich stutze, greife zum Telefonhörer und rufe das Callcenter des Versender an. Es ist sonntags besetzt und ein freundlicher Mitarbeiter sagt mir, dass man noch neun Stück der WM14E4G3 am Lager hätte, ich solle die Maschine bestellen, ich dürfe damit rechnen, dass sie Mittwoch an eine Spedition übergeben werde und ich die Maschine dann am Freitag, den 15. Juli bekomme. Die Spedition rufe, so sagt der Mann im Callcenter, mich an, vereinbare einen genauen Liefertermin, ich möge einfach meine Handynummer angeben. Alles ganz einfach. Fein! Ich klicke mir die Waschmaschine. Und dazu klicke ich mir noch Montagematerial für den fachgerechten Unterbau. Am Sonntag, den 10. Juli, nachmittags.

Am Dienstag wird das Montagematerial geliefert. Ich warte auf den Anruf der Spedition oder eine Mail von Amazon. Vergeblich. Am Freitag, den 15. Juli, von Amazon oder der Spedition habe ich nichts gehört, fasse ich telefonisch nach – im Callcenter von Amazon. Die Dame, die meinen Anruf entgegennimmt, teilt mir mit, dass meine Waschmaschine noch nicht versendet wurde. Es sei noch nicht einmal ein Lager in deren System eingetragen, aus dem die Maschine versendet werden solle. Ich verstehe das nicht und hake nach, indem ich frage, wo denn nun die von mir bestellte Maschine wäre. Nachdem einigem Hin und Her – ich lasse nicht locker – sagt mir die Dame dann, dass sie nichts für mich tun könne, es gäbe auch keine Möglichkeit, irgendwas zu beschleunigen, ich müsse mich halt gedulden. Auf die Rückfrage, ob ich denn damit rechnen können, dass die Maschine heute (der letzte Termin, den Amazon für den Versand angab) versendet werde, sagte mir die Dame nur „Wohl eher nicht“. Damit war das Telefonat beendet.

Screenshot aus dem Amazon-Menü. Per Mail ist die Maschine bereits storniert, im Menü sieht man davon natürlich (noch) nichts. Ein Klick vergrößert das Bild.

Einige Minuten später erreicht mich eine e-Mail von Amazon:

Amazon.de grüßt Sie ganz herzlich,
Konnte ich Ihr Problem lösen?
Wenn ja, klicken Sie bitte hier:
<hier steht ein länglicher Link>
Wenn nein, klicken Sie bitte hier:
<hier steht ein länglicher Link>
Möchten Sie uns wegen eines anderen Anliegens kontaktieren oder haben Sie weitere Fragen, erreichen Sie uns über das Kontaktformular auf unseren Hilfe-Seiten: http://www.amazon.de/hilfe
Freundliche Grüße

<hier steht der Name der Sachbearbeiterin>

OK, wenn man mich direkt fragt, bekommt man eine direkte Antwort. Ich war natürlich nicht zufrieden, denn im Telefonat konnte mich die Callcenter-Mitarbeiterin nicht davon überzeugen, dass Amazon in der nun vergangenen knappen Woche irgendwas dafür getan hätte, dass ich die bestellte Waschmaschine bekomme. Ich beantworte die mir gestellten Fragen ehrlich und gründlich und das System muss wohl irgendwie verstanden haben, dass ich unzufrieden bin – ich kann einen Rückruf eintragen – was ich mache – und ich bekomme eine tatsächlich einen Rückruf vom Callcenter.

Barbara H. (Name geändert – die Dame kann ja nichts für Ihren Arbeitgeber) gibt sich redlich Mühe, meine Fragen zu beantworten. Die Antworten gefallen mir nicht, denn Frau H. eröffnet mir telefonisch, dass ich die bestellte Waschmaschine wohl eher nicht bekommen werde. Ich halte an dieser Stelle fest: Amazon lässt mich einen Artikel bestellen, den Sie gar nicht haben. Obschon ich vor der Bestellung telefonisch abgeklärt habe, ob es die Waschmaschine gibt und ob ich sie in einer realistischen Zeit geliefert bekomme, erfahre ich nun, dass ich wohl keine Waschmaschine bekomme. Ganz sicher könne das Frau H. nicht sagen, aber ich bekäme per Mail noch einmal darüber Bescheid.

Ich weiß nicht, was ich als Kunde falsch gemacht habe. Ich bestelle eine Waschmaschine, die in wenigen Tagen versandbereit sein soll. Ich kläre die Verfügbarkeit und einen möglichen Liefertermin vorab ab . Ich bestelle die Waschmaschine also nach Rücksprache und Zusicherung, dass sie vorhanden sei und schnell geliefert werde. Und dann tut Amazon was? Richtig: Amazon tut nichts, hält es auch nicht für nötig, irgendwie mal Bescheid zu geben, dass es Probleme gibt.

Die Mail von Frau H. kommt ein paar Minuten später, verbunden mit einem Anruf:

Guten Tag, Herr F.,

vielen Dank, dass Sie uns die Gelegenheit gegeben haben, über Ihr Feedback zu sprechen.

Es freut mich, dass wir Ihr Anliegen gemeinsam klären konnten.

Ihre Bestellung 028-XXXXXXX-XXXXXXX kann leider von uns nicht ausgeführt werden, da es keinen Lagerbestand mehr gibt.

Als Entschädigung würden wir Ihnen ein ähnliches Modell zum gleichen Preis wie die Waschmaschine aus der Bestellung anbieten.

Hier ein Beispiel für ein sehr ähnliches Modell, bei dem wir Ihnen preislich entgegen kommen, und den Preis an die von Ihnen bestellte Waschmaschine angleichen:
<hier nun ein länglicher Link zu einem Modell des gleichen Herstellers, aber technisch natürlich nicht so gut, wie das von mir bestellte – hätte um die 540,- Euro gekostet, wollen die mich verarschen??>

Weitere Modelle:
<hier nun ein Link zu anderen Siemens-Waschmaschinen, entweder deutlich lumpiger, wesentlich teurer oder nicht unterbaufähig – zwecklos, das>

Nun, mein Problem ist mitnichten gelöst, mein Anliegen auch nicht geklärt. Amazon bietet mir ein schlechteres Modell zum Preis des besseren an. Wenn das eine Problemlösung sein soll, dann weiß ich auch nicht. Die von mir ausgesuchte Waschmaschine unterscheidet sich von der mir ersatzweise angebotenen WM14E423 nicht nur im Design sondern auch im Verbrauch. Amazon ruft am 15. Juli den Preis von 541,37 Euro auf, ein direkter Mitbewerber bietet mir das Ding für 410,- Euro an.

Mal ein kleiner Preisvergleich. So also hätte meine „Entschädigung“ ausgesehen, na herzlichen Glückwunsch. Ein Klick vergrößert das Bild.

Also: Ich erhalte, nachdem Amazon meine Bestellung nicht ausführt und ich nicht nur eine Woche ohne Waschmaschine dasitze, sondern diese noch nicht mal bekomme zur Entschädigung eine niedrigwertigere Waschmaschine, die der Mitbewerb 131 Euro billiger anbietet. Und dafür habe ich mir einen Tag freigenommen und warte auf meine Waschmaschine. F**k!!

Tolle „Entschädigung“. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, schreibt Amazon noch:

Unser Ziel: das kundenfreundlichste Unternehmen der Welt zu sein. Ihr Feedback hilft uns dabei.

BWAHAHAHAHAHAHA!!! Unfassbar!! Einen Artikel anzubieten, den man nicht verfügbar hat und in vernünftiger Zeit auch nicht nachordern kann, dann einfach mal nichts tun und die Sache aussitzen, bis sich der Kunde meldet, dann die Bestellung einfach mal stornieren und dem sich beschwerenden Kunden nun einen weniger wertigeren Artikel nun zum gleichen Preis anzubieten ist für Amazon also kundenfreundlich. Das darf doch nicht wahr sein!!

Ich hätte Amazon gerne die Möglichkeit eingeräumt, sich zu der Sache zu äußern. Ich habe Frau H. gesagt, dass ich über diese Sache schreiben werde und sie gebeten, einen Kontakt zur Pressestelle herzustellen. Sie wollte sich darauf nicht einlassen und gab mir nur eine Funktions-E-Mailadresse. Dort habe ich hingeschrieben und um umgehenden Rückruf gebeten. Bis heute kam natürlich kein Rückruf, wen nimmt es Wunder. Ich werde das Gefühl nicht los, bei Amazon nur eine Nummer zu sein. Wenn Amazon nun schreibt, „Unser Ziel: das kundenfreundlichste Unternehmen der Welt zu sein“, so kann ich nur sagen, dass der Weg dahin aus meiner Sicht noch verdammt lang sein wird. Viel Glück dabei, allein, mir fehlt der Glaube!

1:0 für den Einzelhandel

Das eigentliche Problem ist natürlich nicht gelöst, die Lösung hat sich dank Amazon nur ordentlich verzögert: Wir brauchen eine neue Waschmaschine. Von Amazon nun gründlich geheilt, telefoniere ich mit einem Nürnberger Elektrofachmarkt, von unseren e-Commerce-Freunden auch gerne mit despektierlichem Unterton „sationärer Einzelhandel“ genannt. Den Siemens Waschvollautomat WM14E4GS bietet man mir für vorhin genannte 479,- Euro an, Anlieferung und Mitnahme nebst Entsorgung der alten Constructa soll knappe 30 Euro kosten. Die neue Waschmaschine kostet also unter dem Strich rückenschonende 509,- Euro und ist damit sogar noch ein paar Euro billiger als beim Internethändler. Hätte ich das eher gewusst, ich hätte bereits heute saubere Wäsche.

Update: Amazon hat sich gemeldet – leider haben sie mich nicht erreicht, denn ich war gerade in Langwasser und habe uns eine Waschmaschine gekauft (kein Shice jetzt). Und was ich noch dazu sagen muss: Sie (der Einzelhändler) hätten Sie am kommenden Montag sogar schon geliefert.

Update: Vorgestern erreichte mich von Amazon folgende Mail:

Guten Tag Herr F.,

Ich hätte gerne kurz mit Ihnen persönlich über Ihr Anliegen gesprochen. Leider konnte ich Sie unter der bei uns hinterlegten Telefonnummer XXXX / XXXXXXX nicht  erreichen. Aus diesem Grund wir ein Kollege Sie morgen nach 15 Uhr telefonisch kontaktieren.

Für Sie besteht bis dahin kein weiterer Handlungsbedarf!

Konnte ich Ihr Problem lösen?

<Link, Name einer Dame, mutmaßlich von der Pressestelle>

Und in der Tat: Gestern, pünktlich um Drei, rief eine Dame bei mir an. Die war aber nicht von der Pressestelle sondern vom hausinternen Callcenter. Stellt Euch das mal bitte vor: Da hat die Pressestelle (Verwechslung ausgeschlossen, habe mit einer offiziellen Mailadresse, die nicht dem Kundenkonto hinterlegt wurde die Pressestelle angeschrieben) entweder keinen Bock oder keine Zeit oder keine Geduld bis Montag und dann lässt sie mich vom Callcenter zurückrufen! Stellt Euch mal bitte vor, ihr wäret der Callcenter-Agent und bekämt so mirnichts dirnichts einfach mal Presseanfragen rübergeschoben?!? Die Dame vom Callcenter war natürlich heillos überfordert. Ich habe Sie gefragt, warum sie überhaupt anruft, so richtig wusste sie das auch nicht. Sie wollte wissen, warum ich denn mit dem Alternativangebot (s.o.) das man mir zur Entschädigung freundlicherweise und aus Kulanz anbot, denn nicht einverstanden sei. Ich musste mich am Riemen reißen, mehrmals tief durchschnaufen, damitt ich nicht ausraste. Und dann erklärte ich ihr das mit einem Vergleich:

Wenn ich ein Autohändler bin und sie sind meine Kundin …

… können Sie mir folgen?

Frau X: Ja.

Also, wenn ich ein Autohändler wäre und Sie wären also meine Kundin, und Sie hätten bei mir – ich karrikiere jertzt mal – eine Mercedes E-Klasse bestellt….

… und ich kann diese E-Klasse nicht liefern und sage Ihnen dann: Frau X. es tut mir leid, die E-Klasse, die sie kaufen wollten, die habe ich gar nicht, aber ich habe hier einen hübschen VW Golf, den kann ich Ihnen ausnahmsweise zum Preis der E-Klasse überlassen – aber nur ausnamsweise, denn normalerweise ist der vieeeel teurer. Also, wenn ich das zu Ihnen sagen würde, Frau X., wie kämen Sie sich dann vor?

Frau X: Vera–. (Schweigen)

Frau X. kann einem fast leid tun. Ich habe gefragt, welche ernsthaften Spielräume denn die Callcenter-Mitarbeiter bei Amazon hätten, darauf wollte Frau X aber nicht antworten. Sie bat mir an, die sache gerne „hochzueskalieren“ – ich ließ sie gewähren – nicht gerade beseelt von der Hoffnung, dass das was bringt. Sie hat die Sache dann aber zumindest ihrem Teamleiter angetragen, der schrieb mir eine Stunde später eine Mail:

Guten Tag, Herr F.,

ich möchte Sie nochmals für den Ablauf Ihrer Bestellung vielmals um Entschuldigung bitten. Der Vorfall tut mir sehr Leid!

Wie Sie Ihrer Bestellbestätigung entnehmen können, habe Sie die Waschmaschine in der Bestellung XXX-XXXXX-XXXXXX am 10. Juli 2011 getätigt. Leider hatten wir kurzfristig für diese Bestellung keinen Lagerbestand mehr. Es tut mir sehr Leid, dass Sie nicht automatisch über diese Situation informiert worden sind. Wir haben in der Zwischenzeit die Informationen auf der Webseite aktualisiert und die Maschine ist weiterhin aktuell nicht mehr Lieferbar.

Bitte beachten Sie, dass bei Lieferverspätungen eine Bestellung nicht automatisch storniert wird. Sie sollten im Normalfall über solche Verspätungen informiert werden und können dann selbst über das weitere Vorgehen entscheiden. Ich möchte Sie nochmals informieren, dass Ihre Bestellung aktuell storniert ist. Dies wurden auch am 15.07.2011 per E-Mail bestätigt.

Gerne hätten wir Ihnen, wie in der E-Mail von Frau H. beschrieben, eine alternative Waschmaschine zum gleichen Preis angeboten. Es tut mir sehr Leid, dass Ihnen dieses Angebot nicht zugesagt hat. <hier folgt dann der Pressekontakt – den ich aber nur bekommen habe, weil ich inzwischen die Amazon-Festnetznummer in München recherchiert bekommen habe und denen am Telefon gesagt habe, dass ich mich da halt hinwenden werde. Und dann folgen die üblichen Feedback-Links, die ich nicht mehr klicke, weil ich es satt habe…>

Der Teamleiter hats wieder nicht begriffen…

Ich gebe es auf. Heute habe ich mit einem befreundeten Anwalt telefoniert, der  mir sagte, dass man der Firma trotz von deren Seite nicht angenommenem Kaufvertrag schon allein mit dem UWG ans Zeug hätte flicken können – aber wofür? Das würde nichts ändern. Auch die Pressestelle rufe ich nicht mehr an, es hat ja keinen Sinn. Ich spare mir weitere Lebenszeitverschwendung mit Amazon. Was aber bleibt?

Lesson learned:

Ich werde nie wieder ein Großelektrogerät bei Amazon kaufen. Überhaupt werde ich nichts mehr bei Amazon kaufen, was ich zeitnah brauche. Ob ich überhaupt noch mal was bei Amazon kaufe, ist fraglich.

Am Ende der Woche

Das war eine nette Urlaubswoche, wer will sich da wundern, dass ich kaum was gebloggt habe (und ab morgen heißt es dann wieder Schreibtisch leerarbeiten – mal sehen, was ich an Verlautbarungen zeitlich unterbekomme).

Daher fasse ich mal die spannensten Sachen in ein paar Punkten zusammen…

  • Nächste Woche soll ja heiß werden – über dreißig Grad. Ich persönlich kann das ja nicht wirklich gebrauchen.
  • So langsam taste ich mich an Windows 7 heran. Für Windowsverhältnisse ist es schon cool, nur das ganze Virenscanner/Firewallgedönz nervt halt – kannte ich auf dem Mac bislang nicht.
  • Toller Blogeintrag: Wie uns der Media Markt schon wieder verarscht… (bitte Geduld mit dem Link, das Blog liegt wohl hinter einem privaten DSL-Anschluss).
  • Die Senseo Quadrante macht zwar miserablen Kakao, dafür aber erstaunlich brauchbaren Kaffee. Zudem ist das Gerät billig und verunziert die Küche nur unwesentlich.
  • Der Steinbrück will Kanzler werden? OMFG! Die SPD muss aber verzweifelst sein. Das härteste kommt aber noch: Angeblich hat er sich mit der Nahles abgestimmt, ob denn auch die „Linke“ in der SPD ihn mittragen würde… Einen Eimer! Schnell!! Einen Eimer!
  • Ich habe das nur am Rande mitgekriegt, aber ja: Wir haben (im offiziellen Duktus) „FIFA Frauen WM“. Was die Frauen da tun, verrät dieser spelzige Titel nicht. Ist aber auch wurst – das Auftaktspiel wurde so gelegt, dass Tagesschau und Polizeiruf davon nicht betroffen sind. Muss ja was wert sein, diese „FIFA Frauen WM“.
  • Wo wir es gerade vom Polizeiruf hatten: Am Donnerstag hat der MDR einen rekonstruierten DDR-Polizeiruf gesendet, dessen Originalnegative vernichtet wurden. Nur es ist trotzdem noch eines aufgetaucht. Hier mehr Infos. War nicht mal schlecht. Memo an mich: Sollte öfter Polizeiruf gucken – alte wie neue.
  • Ich werde alt. Ich will einen Fernsehsessel mit Beine hochlegen und so. Den bequemsten habe ich tatsächlich (ja, haut mich nur) bei IKEA gefunden. Ist mit 799,– deutlich außerhalb des Budgets.

Kein Sync mit Nazis oder: Schwachsinn in der Facebook-Debatte.

Ich weiß ja nicht warum, aber wenn man bestimmte Themen anfasst, kann man sich sicher sein, leidigen Nazi-Spam zu bekommen. Einen besonders dummdreisten will ich Euch an dieser Stelle nicht vorenthalten.

Aber zuerst zur Vorgeschichte: Was ich gestern über die Anachronismen im Umgang mit persönlicher Kommunikation – also mit dem Umgang mit nicht mehr ganz taufrischer ITK-Technik auf der einen Seite und der Reduktion des eigenen Kommunikationsverhaltens auf ein sinnvolles Maß auf der anderen Seite geschrieben habe, meine ich durchaus ernst. Ich bin mir vollends darüber bewusst, dass ich nicht diktieren kann, wie ich gerne kommunizieren würde – es sei denn, ich hätte die Absicht, mich sukzessive zu isolieren – aber ich wollte schon ein wenig den Stachel ins Fleisch bohren und zeigen, dass die „natives“ von den „visitors“ durchaus lernen können. Alles in einem gerüttelt Maß, versteht sich.

Scheinbar ist es mir aber gelungen, mich so missverständlich auszudrücken, dass ein Nazi-Verschwörungstheoretiker sich gestern bemüßigt fühlte, Nonsens zu posten.

Klar – in aller Regel lösche ich solche Kommentare kommentarlos – der hier ist aber so widerlich und so dumm – dabei aber gefährlich reizwoll formuliert, sich als intelligent tarnend, dass ich Euch zumindest Auszüge daraus zumuten möchte – selbstverständlich nicht unkommentiert.

Gestern also schrieb „asdf“ über den Host bluewin.ch (ich nehme mal an, hier hatte wer Thor o. ä. im Einsatz):

Hitler und Gaddafi hatten recht: das amerikanische Zins-Judentum hat schon längst die Weltherrschaft angetreten und scheint sogar (via Facebook und Mark Zuckerberg) die Aufstände in Nordafrika zu synchronisieren bzw. zu organisieren.

Aaarg! Dass sich dieser gedankliche Sondermüll nicht abstellen lässt!! Es ist grausam. Wenn ich spekulieren sollte, woher Menschen solchen Unsinn aufschnappen, dann würde ich ja spontan auf Jan Udo Holey aka. van Helsing tippen. Zu sagen bleibt zweierlei: Erstes gibt es kein amerikanisches Zins-Judentum – das ist nicht nur antisemitischer Bullshit sondern auch sachlich schlichtweg falsch. Damit bricht aber die Verschwörungstheorie schon zusammen. Pech für asdf. Wenn man es sich genauer betrachtet: Zuckerberg mag ja einem jüdischen Elternhaus entstammen, aber weder ein Zahnarzt noch eine Psychologin haben das Geld auf dem Stack, das nun Richtung Facebook fließt, weder er noch seine Eltern konnten Gelder einbringen, die zur rein technischen Realisierung der Verschwörung vonnöten gewesen wären. Zuckerberg hatte meines Erachtens mit dieser Facebook-Sache noch nicht einmal den richtigen Riecher sondern einfach nur unverschämtes Glück. Das hat er aber schnell erkannt und festgehalten. Peter Thiel, der Zuckerberg 2004 die ersten 500k US-Dollar gab, ist kein Jude, er ist Republikaner und unterstützt massiv die fundichristliche Tea-Party-Bewegung.

Das ist allgemein bekannt. Nur scheinbar wissen das dumme Nazis nicht. Der Link zwischen Hitler und Gaddafi ist so extrem schwachsinnig – dazu nun wirklich kein Kommentar.

Und so wundert es nicht, dass auf diesen Schwachsinn gleich der nächste Schwachsinn folgt:

Wie schon Hitler wusste: das grösste Kunstwerk ist ja nicht ein Gemälde, sondern die Synchronisation von 50 Mio Leuten (bei Facebook sogar 500 Mio).

Was jeder Mensch weiß, scheinbar aber unser Nazi nicht: Die Synchronisation von 50 Millionen „Leuten“ (allein dem Duktus nach dürfte sich unser Nazi-Spammer wohl im süddeutschen Raum bewegen – wer spricht sonst von „Leuten“) führte dazu, dass ein Gutteil Europas in Schutt und Asche lag. Diese „Synchronisation“ ist nichts wofür Bewunderung gezollt werden darf – diese „Synchronisation“ ist das größte Verbrechen der Menschheit. Nicht weniger. In diesem Kontext von einem „Kunstwerk“ zu sprechen ist nur widerlich.

Facebook „synchronisiert“ in erster Linie mal niemanden, dazu ist Facebook schlichtweg nicht in der Lage. Ob die Aufstände in Ägypten oder Tunesien historisch richtig als „Facebook-Aufstände“ bewertet werden dürfen , ist für mich indes höchst fraglich. Mubarak seterschwörungsthete neben kabelgebundenen IP-Netzen auch weite Teile der Mobilfunkkommunikation temporär aus – die Kommunikation klappte dennoch. Daher steht auch zu bezweifeln, dass expressis verbis Facebook das auslösende Element war. Ich will auf eine Erfahrung hinaus, die Mitglieder des Berliner Chaos Computer Clubs in ihrer monatlichen Sendung Chaosradio vom 24. Februar 2011 beschrieben: Hier ging es um Gateways für die abgeschaltete IP-Kommunikation und wie diese mit etwas outdateter Technik aus dem Ausland in Ägypten bereitgestellt werden könnte. Augenfällig hier: Auch ein Speech/SMS to twitter-Gateway, Amateurfunkstationen, Faxdienste… waren in diesen Tagen wertvoll wie IP-Kommunikation, die man via 28.8/56k-Modem bereitstellte. Facebook hat zweifelsohne eine wichtige Rolle gespielt – dies liegt aber nach meinem Kenntnisstand nicht an der spezifischen Beschaffenheit sondern der Verfügbarkeit.

Und unser Nazi-Sprallo schreibt weiterhin:

Wann gibt es mal einen Aufstand bei den Facebook-Mitgliedern?
Wann rotten sich nicht mal 5 Mio davon zusammen (z.B. via Facebook) und beschliessen, heute um 12.00 Uhr (GMT) ihren Facebook-Account zu löschen?

Oh, Du Depp. Ich soll also via Facebook organisieren, aus Facebook auszutreten? Nun, das klappt genau einmal. Dann kann ich via Facebook nichts mehr organisieren, weil ich kein Facebook mehr habe. Dann hat Facebook also 1% seiner Mitglieder verloren und der Rest bekommt davon nichts mit (gesetzt den Falles, dass Facebook 500 Mio. aktive Mitglieder hat, woran ich ebenfalls zweifle). Nee, Nazi-Dumpfbacke, so funktioniert das mit Social Media nicht, denn so sägt man sich nur den sprichwörtlichen Ast ab, auf dem man gerade sitzt. Wer eine Austrittswelle organisieren will, muss sich erstens einen Verbreitungsweg suchen, der Wellenbewegungen zulässt (Facebook zum Beispiel) und zweitens den „leavern“ auch eine gangbare Alternative anbieten – denn sonst wollen die Leute nicht weg. Die von mir gestern beschriebenen Anachronismen sind gangbare Alternativen – aber eins sind sie definitiv nicht: Kampagnenfähig. Ich will auch keine Kampagne – Du, spammender Nazisprallo, willst eine. Dann sieh mal zu, wie Du das hinbekommst – so jedenfalls wird das nix. „Wellen“ im Netz sind ja nichts anderes als zyklisch ablaufende Prozesse mit einer vorhandenen, aber sich stetig reduzierenden Schubkraft, deren Peaks sich deutlich über ein existierendes Grundrauschen erheben. Um diese Wellen in Gang zu bekommen, bedarf es einer ersten Anschubkraft. Die allein bringt niemand auf, daher bedarf es vielen Gleichgesinnten, die ein unterstützenswertes Ziel voranbringen. Damit sie das tun, müssen sie erst einmal überzeigt werden und sich dann „in Bewegung“ setzen. Aus der Summe dieses Schwarms ergibt sich die benötigte Schubkraft. Es steht gottlob nicht zu erwarten, dass dieser Schwarm so dämlich ist, auf das Geseiere von Nazi-Verschwörungstheoretikern hereinzufallen. Deshalb wird auch nichts aus dem rechtsradikelen Facebook-Quit zur Stichzeit.

Aber eben: heute wird alles zensiert und Mutige gibt es eh schon längst nicht mehr. DSK wird übrigens dank bester Anwaltschaft in New York sowieso frei kommen.

Dummes Nazi-Geseiere zu zensieren ist in der Tat keine Option, denn dann würde ja niemand mitbekommen, wie hohl ihr Faschos eigentlich seid. Aber diesen Dumpfsprech unkommentiert durchzulassen, ist auch nicht. Daher, lieber Fascho der Du dich hier „asdf“ schimpfst: You made my day und ich widme deiner Scheiße ein ganzes Post. Du hast das Exempel Deiner eigenen Dummheit hier öffentlich selbst statuiert. Na, Fascho, bist Du jetzt stolz?

P.S.: Was hat Dein Sermon denn bitte mit Strauss-Kahn zu tun? Bekloppter…

P.P.S.: Disclaimer: Der in den Zitierfeldern abgebildete Kommentar ist hier vollständig wiedergegeben. Der Kommentar wurde zum Artikel „Anachronismen für ein freieres Leben“ vom 15. Mai 2011 unter der IP: 81.62.251.230 , 230-251.62-81.cust.bluewin.ch uam 15. Mai 2011 um 23:47:57 Uhr abgegeben. Derr Autor distanziert sich von allen in den Kommentarfeldern getätigten Äußerungen, die hier nur zu dokumentarischem Zwecke dargestellt wurde.

Ein kleiner Bericht vom Change Camp.

Seit geraumer Zeit habe ich hier nichts geposted – keine Sorge, mir geht es gut, aber ich hatte die letzten eineinhalb Wochen ein wenig mehr „work load“ als üblich…

…und gestern fand das GA Change Camp statt. Das bringt auch ein weiteres Blog für mich mit, dass gepflegt werden möchte – und so darf ich Euch einladen, öfter mal auf www.change-camp.org vorbeizuschauen …

… und besonders denjenigen, die nicht dabei waren, empfehle ich diesen kleinen Bericht.

Ich hoffe, ich komme dieser Tage ein wenig mehr zum Schreiben.

Merks Motor Museum

In Zeiten leerer öffentlicher Kassen und den damit verbundenen Einsparungen im Bereich kommunaler Kulturangebote und Museen ist es etwas Besonderes, wenn man vermelden darf, dass Nürnberg seit dem 4. April ein neues Museum hat – eines, das aus privater Initiative entstanden ist, wohlgemerkt.

In der Klingenhofstraße, ganz im Norden, eingefasst in den Kontext Nürnberger Industrie und Industriegeschichte (der „Kugelmüller“ und das Areal der alten „Resi“-Margarinefabrik befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft) liegt Merks Motor Museum – ein Oldtimermuseum des in der Stadt lebenden Immobilieninvestors Claus Merk.

Das Oldtimer-Museum ist in den Werkshallen der ehemaligen Fensterfabrik Schlee untergebracht. Als Merk vor vielen Jahren das Gelände an der Klingenhofstraße kaufte, fand er diese Hallen in erbarmenswürdigem Zustand vor – vermietbar waren sie zu dieser Zeit nicht. Und dennoch, so sagt Merk, sei ihm von Anfang an klar gewesen, dass diese Hallen einmal der ideale Standort für seine Autos seien. Autos sind die große Passion von Claus Merk – alte Autos. Seit vielen Jahren sammelt er sie und so ist er im Besitz einer stattlichen Oldtimerflotte, die nicht nur fast alle fahrbereit sind sondern auch alle Epochen der Existenz des Automobils dokumentieren.

Merk sammelte diese Fahrzeuge über Jahrzehnte. „Viele waren gar nicht teuer“ sagt er, er habe sie nur zur „richtigen Zeit“ gekauft, einer Zeit, als sie noch als Youngtimer günstig zu haben waren. Und so bringt Merk heute in sein Museum eine elaborierte Sammlung ein – mit so seltenen und besonderen Automobilen wie einem Mercedes 280 SL Pagode. Aber auch ein Ferrari ziert die Ausstellungshallen oder der berühmte NSU Ro80 mit dem bekannten Wanklelmotor und der in seiner Zeit außergewöhnlichen aerodynamisch optimierten Karosserieform.

Und so sind in den lichtdurchfluteten Hallen der alten Fensterfabrik viele Autos zu sehen – auch solche, die weiland recht häufig auf den Straßen anzutreffen waren wie zum Beispiel ein Renault R4 oder auch eine Ente (2CV).

Doch nicht nur Autos werden ausgestellt, in einem Regal finden sich auch die Erzeugnisse der Nürnberger Unterhaltungselektronikindustrie – Radios von Grundig oder aber auch einTransistor der ehemaligen Quelle-Handelsmarke Simonetta.

Und auch andere themenbezogene Räume oder Ecken finden sich im Motormuseum: In der „Meisterbude“ wird anhand unterschiedlicher Exponate die Entwicklung der Nürnberger Schreibmaschinenindustrie nachgezeichnet. Merk sagt hierzu: „Wenn ich schon Motorräder von Triumph habe, will ich auch deren Schreibmaschinen ausstellen.“

Auch ein Büro der Fensterfabrik Schlee gestaltete Merk nach – mit dem Originalmobiliar aus den 1950er Jahren. Auf die Frage, ob er die industrielle Entwicklung der Region dokumentieren wolle, sagt Merk sinngemäß, dass es nicht sein Anliegen sei, mit dem Museum Industriekultur in Konkurrenz zu treten. Man kenne sich und verstehe sich gut – Merks Ansatz ist ein anderer: „Wir sind ein Museum des Erinnerns“, erklärt er und verweist auf die entzückten Reaktionen insbesondere älterer Besucher beim Wiedererkennen bestimmter Exponate, die aus Kindheit, Jugend oder dem Berufsleben wiedererkannt werden.

Eine dieser Installationen ist zum Beispiel ein kleine KFZ-Werkstatt, die mit zeittypischem Werkzeug geschmückt ist.

„Museumsdirektor“ Claus Merk von einem seiner Oldtimer

Ein Besuch in Merks Motor Museum lohnt nicht nur für Oldtimer-Fans, jeder kann sich hier in vergange Tage zurückversetzen lassen. Geöffnet ist das Museum donnerstags bis sonntags von 10 Uhr bis 17 Uhr.

Merks Motor Museum, Klingenhofstr. 51, 90411 Nürnberg, Telefon: 561494-99, Web.

Giftige Dämpfe aus Energiesparlampen

Ich mag keine Energiesparlampen – sie produzieren einen Haufen giftigen Abfall, sind mit Quecksilber gespickt und machen zu allem Überdruss auch noch ein scheiß Licht – Kurz: Die Dinger sind nicht nur hässlich und von ihrer Umweltbilanz mehr als beschissen, die Dinger sind auch noch tierisch giftig!

Denn: Energiesparlampen emittieren krebserregendes Phenol.

Da haben wir es nun: Dank des EU-Verkaufsverbots herkömmlicher Glühbirnen – einem Geniestreich der Lobbyisten, mit dem Low-Tech-Produkt Edison-Glühbirne ist trotz eingebauter 1000h-Sollbruchstelle ja kein  Geld zu verdienen – haben wir nun Lichtquellen, die ob der verwendeten Elektronik in Ihrer Umweltbilanz deutlich schlechter sind als herkömmliche Birnen und dann auch noch giftig sind.

Diese EU ist schon eine verdammt miese Veranstaltung. Sie verbietet mündigen Bürgern die Verwendung eines sicheren und gut eingeführten Produkts, wer nicht im Dunklen sitzen will, muss ein teures, umweltschädigendes und giftiges „Alternativprodukt“ verwenden – und um dem Ganzen noch die Krone des Hohns aufzusetzen wird mit „Energiesparen“ argumentiert.

Ich rate da ja dringend zu Hamsterkäufen: Glühbirnen sind weder besonders groß noch werden sie schlecht. Man kann sich also bequem mehrere hundert Stück auf Halde legen – ich habe damit schon begonnen und werde nun daran erinnert, mir nochmal hundert, hundertfünfzig Stück im Baumarkt mitnehmen.

Warum dieser Rant? Weil mit Energiesparlampen nichts gewonnen ist: Die Industrie verspricht zwar eine Lebensdauer von bis zu 10.000 Stunden – aber es ist nahezu ausgeschlossen, dass dieser rein theoretische Wert jemals auch nur annähernd erreicht wird. Häufiges Ein- und Ausschalten (was sinnvoll ist, wenn man wirklich Energie sparen will) mag dieses Zeug gar nicht und mit der Zeit lässt die Leuchtleistung nach – teilweise deutlich.

Eine halbwegs anständige Energiesparlampe kostet um die fünf Euro – eine halbwegs anständige herkömmliche Glühbirne kostet unter einem Euro das Stück. Für einen Fünfer bekomme ich also gerechnet deutlich mehr als 5.000 Stunden Licht – aber ein schönes, angenehmes Licht. Und ich belaste die Umwelt damit weniger. Und: Ich vergifte mich damit nicht. Das wil ich mit diesem Rant mal allen klarmachen, die sich einbilden, mit Energiesparlampen irgendwas Gutes zu tun.

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