blog.fohrn.com

Wochenrückblick KW4 und 5/2014

Diesmal schmeiße ich zwei Wochenrückblicke zusammen – soviel gab es nicht und ich hatte auch recht wenig Zeit, mich drum zu kümmern. Spannendes passiert im Nürnberger ÖPNV und im Bereich der quelloffenen Handy-OSs.

  • „Wiener Wunder auch in Nürnberg?“ – Zumindest bin ich ganz dankbar, dass solche Optionen zumindest diskutiert werden.
  • Der ADAC habe, so heißt es überall, an Glaubwürdigkeit verloren. Leute, mal ehrlich – was ist der ADAC? Für mich ist das eine Servicegesellschaft für liegen gebliebene Autos und eine Lobbybude. Ersteres braucht man und daher hat der ADAC so viele Mitglieder. Letzteres braucht keiner, die vielen Mitglieder haben aber gerade diese Entwicklung Tür und Tor geöffnet. Und Lobbyisten tun, was Lobbyisten tun müssen: So kräftig auf die Scheiße kloppen, dass es in alle Richtungen weit spritzt Laut trommeln. Wenn sich nur eine gute Handvoll der 18 Millionen Mitglieder (etwas über dreitausend) dafür aussprechen, das der Golf das Lieblingsauto der Deutschen sei, ist das freilich schlecht für den Trommelsound. Da muss man nachhelfen. Und am Rande: Wenn man mich fragen würde, was mein Lieblingsauto sei, würde ich womöglich „Ein 74er Jaguar british-green“ oder „Ein 81er Silver-Shadow“ sagen. Und in der Jetztzeit vielleicht Panamera oder eine G-Klasse AMG. Wer bitte antwortet denn auf so eine Frage bitte in unterwürfiger Bescheidenheit „Golf“? Nun gut, immerhin über 3000 Leute. Das ehrt sie ja.
  • Drüben bei Dirk: Fotografien aus den vergangenen Tagen Nürnbergs. Ich bin von manchen dieser Bilder seltsam berührt. Besonders das dritte hat es mir angetan: Im Hintergrund der für damalige Zeiten wohl monumentale Bau des Plärrer-Hochhauses, im Vordergrund schon wieder ein Friseur und eine Konditorei in der Behelsfbaracke und nebenan ein Pelzgeschäft. In den Ruinen das weiße Auto. Wie mag es sich in dieser Zeit wohl angefühlt haben, den Krieg in den Knochen und den Aufbruch vor Augen?
  • Seit nunmehr zwei Wochen geistert die Lanz-Petition durchs Web. Nachdem weit über 200k Mitzeichner gewonnen werden konnten, entblödet sich zum Beispiel der Herr Lauer aus Berlin nicht, eine Pro-Petition für Lanz starten. Vom Pirat zum Jubelperser? Ich weiß es nicht, wohl weiß ich aber, warum ich die Lanz-Petition mitgezeichnet habe: Dieser Markus Lanz mag als Entertainer polarisieren (ich finde ihn schlicht langweilig weil farblos), als Journalist gibt es hier aber nichts zu polarisieren, da hat er leider versagt. Zur Wagenknecht-Causa muss ich nichts mehr sagen, hier wurde bereits geschrieben, was zu schreiben ist. Wir brauchen von unseren Rundfunkgebühren keine stinkkonservativen Laberbacken. Und das Ding mit „Wetten dass“ ist leider auch seit gut zehn Jahren komplett durch.
  • Where have all the flowers gone? Pete Seeger ist tot.
  • Vergangene Woche stellte die VAG 15 neue Busse in Dienst und ich hatte recht schell das Glück, mit einem dieser Busse auf der Linie 36 fahren zu dürfen. Mein Kurzfazit aus Fahrgastsicht: Man hat bei der Beschaffung in den letzten Jahren etliches gelernt. Zuvorderst, das mit der Entscheidung für MAN und gegen Solaris freilich auch ein Teil des Geldes in der Region bleibt, was ich sehr begrüße. Weiterhin finde ich gerade die Edelstahlelemente und -haltestangen wirklich super. Ich kann mir gut vorstellen, dass das aus hygienischen Erwägungen sinnvoll ist. Auch praktisch: Ein Bus normaler Länge (also kein Gelenkbus) hat nun drei Türen – praktisch bei Schulbusfahrten, wo viele Fahrgäste gerade an einer Haltestelle (Schule) im besten Wortsinn nach außen drängen. Es gibt eigentlich nur eines zu bekritteln. das dafür ganz ordentlich: die hintersten Sitzplätze sind erst nach Überwindung von zwei (recht steilen) Stufen zu erreichen – mich wundert, dass man sowas heute noch baut.
  • Und weiter zum Thema VAG: Vorletzten Freitag passierte mal wieder das, was scheinbar alle Monate passiert: Die U-Bahn funktionierte mal wieder auf allen drei Linien über Stunden nicht. Zu diesen Situationen habe ich hier im Blog schon hinreichend oft geschrieben – einfach die Suche bemühen – und daher ergeht an dieser Stelle einfach nur der Appell, endlich mal ein vernünftiges Ausfallszenario gebacken zu kriegen.
  • Es gibt einiges Positives aus der Welt des Mobilfunks zu vermelden: Firefox OS wird am GUI ein Makeover bekommen – der Browser soll dann zum zentralen Bestandteil werden. Das ist doppelter Hinsicht begrüßenswert: Zum einen fühlt sich das UI noch gerüttelt altmodisch an, zum anderen konzentriert man sich auf seine native Stärke – gut so! Patenttrollerei gehört auf dem Mobilfunkmarkt scheinbar zu inzwischen fest einzukalkulierenden Größen. Nokia hat mal wieder gegen HTC gelatzt – die können das auch (noch) weil sie einfach Pioniere waren. Nichts desto trotz zeigt auch dieses Beispiel mal wieder die ganze Absurdität dieses Systems. Jolla hat ein Update draußen – soweit nichts neues. Bei der Kamera flickt man scheinbar noch an den Brot-und-Butter-Funktionen, das spannende Ding ist, dass man die Android-Integration hinsichtlich der Konnektivität sukzessive verbessert.
  • Dieser Tage habe ich mal mit AudioSauna herumspielt. Funktioniert auch im Browser. Geil!! Muss man zumindest mal gesehen haben.
  • OMFG! Da wären mir ordentlich die Muffen gegangen. Das sind die wenigen Momente wo ich mir denke: „Gott sei dank habe ich nicht die Skills, um für die Dienste interessant zu sein.“
  • „Den Bock zum Gärtner machen“ war hier mein erster Gedanke. Bahr, der Vollversager von der FDP, soll nun die Ammis für „Obamacare“ beraten. Dazu Zweierlei: Es gehört den Ammis auch nicht mehr, die verdienen das nicht besser. Ich habe da inzwischen auch überhaupt kein Mitleid mehr. Amerika reduziert sich Stück für Stück auf das wirtschaftliche Niveau eines Schwellenlandes – wir im „alten Europa“ müssen nur zusehen, dass wir nicht allzu sehr mit heruntergerissen werden. Zweitens: Inzwischen kann ich mich des Gefühls nicht mehr erwehren, dass Obamacare nur ein Feigenblatt war. Und diesem Mann hat man den Friedensnobelpreis umgehängt – eine Farce.
  • Sie überzeugte mit imposanten Argumenten und wurde Dschungelkönigin: Melanie Müller.
  • Und wieder ein neues Exemplar im erlesenen Kreise der Steuerhinterzieher (und diesmal ein wie ich finde besonders widerliches): Alice Schwarzer.
  • Am Verbreiten von Rückrufen beteilige ich mich ja  auch nur dann, wenn ich der Meinung bin, dass es auch mit der Lebenswelt meiner geschätzten Leserschaft zu tun hat – und das ist heute der Fall, weiß ich dich einige ausgewiesene Kaffeeabhängige unter Euch: Philips ruft seine Kaffeemaschine „HD5405“ zurück – das ist die vom Typ „Gourmet“ mit dem imposanten Metallbügel, die einen wirklich guten Filterkaffee zubereitet – Stromschlaggefahr. Mit im Artikel von produktrueckrufe.de auch noch der Hinweis auf die betroffenen Senseo-Geräte. Checkt mal Euren Philips-Maschinenpark.
  • „Fassungslos beugt man sich über die Seiten.“
  • AAAAAAARRRGGGGHHHHH! Unfassbar dämlich, das. Nun gut, stammt ja von der CSU.
  • Der glorreiche und ruhmreiche 1. FCN hat nun zweimal in Folge gewonnen! Hervorragend!!
  • Dirk zeichnet ein tristes Bild von Hof/Saale. Obs stimmt? Auf jeden Fall sind die Bilder sehr sehr sehenswert.

Wochenrückblick KW3/2014

Es ist mal wieder an der Zeit für einen Wochenrückblick. Diesmal ist überraschend viel vom Standard aus Wien dabei – ich stolper imme wieder über deren kurze Meldungen und es war einiges Verbreitenswertes darunter.

  • Dieses Gerät finde ich sehr interessant – und USB 3.0 und OpenWRT machen die Sache chic! Fap, fap, fap! Aber: 279 Euro sind ein so gesalzener Preis, dass das Ding z.B. für Freifunk und andere Spielereien einfach nicht wirtschaftlich ist.
  • Die Sache mit der von der Leyen hat exakt so kommen müssen. Mich erinnert diese Posse irgendwie an „Asterix bei den Briten“ – letztere weigerten sich zu kämpfen, während sie ihren five o’clock tea zu sich nahmen. Die Truppenursel will im Prinzip genau das und lallert da einen von wegen attraktiverem Arbeitgeber. Unfug, einfach nur Unfug. Einen Link habe ich gerade nicht zur Hand, macht aber nix, gibt es zu Hauf.
  • Aus gegebenem Anlass sehe ich mich gezwungen, ein weiteres Mal Herrn von Leitner zu zitieren: „Es gibt nur einen Grund, Online-Wahlen einzuführen. Wenn man die Wahlen manipulieren können will.“. Quelle.
  • Vergangene Woche war ich in der Kickfabrik zum Indoor-Minigolf-Spielen. So lustig wie es war – ich freue mich auf Frühling und Sommer und nach dem Minigolf auf ein Seidla im Marienbergpark.
  • Wo ich es gerade von der Kickfabrik hatte: Die ist ein Beleg der erfolgreichen Umwidmung ehemaliger Quelle-Flächen. Wie weiland in einem BR-TV-Beitrag über die Fürther Straße angekündigt, gibt es nun eine Petition zum Erhalt des Quelle-Areals. Ich habe die mitgezeichnet – aus Überzeugung, die im Wesentlichen auf zwei Überlegungen gründet: 1. Die Architektur der Quelle ist einzigartig – wenn auch nicht zeitgeistig. Der gelb verklinkerte Bau kündet nicht nur von der einstmaligen Größe und wirtschaftlichen Macht der Quelle und weiterhin von dem, was seinerzeit in den Wirtschaftswunderjahren möglich war sondern ist auch architektonisch sehr interessant. Dieser Bau Ernst Neuferts – streng in der Tradition Gropius stehend wurde ab 1955 – in mehreren Bauabschnitten – in über zehn Jahren errichtet. Er hat das Gesicht der Fürther Straße maßgeblich geprägt und ist mit seiner schnörkellosen Moderne für Nürnberg ebenso wichtig wie sein Frankfurter Pendant der Firma Neckermann – der Versandhausbau von Eiermann. Nur ein fürchterlicher Banause kann überhaupt laut darüber nachdenken, so einen Bau (teil)abzureißen. 2. Die Fürther Straße ist weit mehr als eine wichtige Verkehrsader – die Fürther Straße ist ein Symbol mit einer Strahlkraft, die weit über die Grenzen der Stradt reicht – legt sie doch Zeugnis vom Niedergang deutscher Industrie und deutschen Handels ab und dokumentiert sie doch so still wie monumental das Versagen von Wirtschaftspolitik und Management. Angefangen mit den Schuko-Werken über Triumph-Adler und die ehemalige AEG bis hin zer Quelle – ist die Fürther Straße ein Fanal. Mir ist klar, dass es gerade in Kreisen der CSU immer wieder Leute gibt, die gerade solche Mahnmale politischen Versagens (auch und besonders der Konservativen) tilgen möchten. So, nun zur Petition, die sich wirklich reichem Zusprich erfreut und deren Mitzeichnung ich Euch nicht nur aus vorgenannten Gründen ans Herz legen möchte: change.org/quelle
  • Gerade hatte ich es von dieser BR-Doku über die Fürther Straße, die zum Jahreswechsel lief. Das war wieder eine typische BR-Produktion – bildgewaltig, herrlich unpolitisch überall dort, wo es hätte weh tun können und im Kern bieder wie vor 50 Jahren. Die Petition um Quelle, Der Schwurgerichtssaal 600, der Brezen Kolb, der bald nicht mehr in der Fürther Straße backen wird, ein Hipster-Café und zwei liebenswerte Omis mit ihren Hunden, dann noch ein Haus, in dem mehrere Generationen einer Familie leben (was in der Stadt nicht so oft vorkommt, aber auch nicht extrem selten ist). Kein Wort von den mannigfaltigen Problemen Muggenhofs, von der Getrifizierung, die gerade auch die massiv begünstigen, die sich in ihrer „Regina“ filmen lassen. Kein Wort davon, dass in der Fürther Str. in den letzten 25 Jahren abertausende Arbeitsplätze verloren gingen. Ich fand die Doku auf der einern Seite handwerklich gut gemacht und auf der anderen Seite so kreuzbrav, dass es ekelerregend war.
  • Interessanter Test des Jolla-Phones.
  • Über einen „Vorzeitigen Werbeerguss“ kann sich Ironbloggerkollege Peter Viebig ärgern. Mich störten die zum Jahreswechsel auftauchenden Plakate nicht, ich finde die eigentlich sogar erfrischend schlicht und doch aussagekräftig. Die SPD hat eindeutig die bessere Agentur als die CSU. Etwas säuerlich aufgestoßen ist mir die Brehmsche Plakatkampagne im letzten Jahr (weit vor der von Maly), denn bereits am Tag, nachdem man las, dass Brehm der Bürgermeisterkandidat ist, war er – ebenfalls via Stadtreklame – an den hinterleuchteten Bushäuschen-Plakatflächen gehangen. Eine allzu enge Verbindung zwischen Stadtreklame und SPD kann ich nicht erkennen. Wer in Nürnberg großflächig plakatieren will, der kommt um die Stadtreklame nicht herum.
  • Man darf eben nicht meinen, dass man was unter Wert bekommt. Zumindest nicht auf ehrliche Wege.
  • Oh. Die lustige Figur „Puff-Helmut“ ist wieder in Aktion getreten
  • Ruppelknüppelvoll fährt eine Polizeisprecherin und CDU-Bürgermeisterkandidatin Auto und lässt sich erwischen. Was macht die Polizei? „Die Polizei hatte über die Trunkenheitsfahrt der Pressesprecherin nicht berichtet. Der Vorgang habe intern einen Sperrvermerk erhalten, hieß es.“ (Quelle, via @nblr).
  • „Heiliger Sankt Florian, verschon mein Haus – zünd andre an!“
  • Lustige Posse aus der Oberpfalz: Der scheidende CSU-OB Regensburgs, Hans Schaidinger, hat sich eine Gedenkmünze prägen lassen, die am Neujahresempfang der Stadt verteilt wurde. Alleine das wäre mir schon peinlich genug – Gedenkmünze für einen OB, meint der, er sei Caesar himself? – aber dann hat der Blechtaler auch noch einen Tippfehler! Wie geil!
  • Wir. Haben. In. Afrika. Nix. Verloren.
  • Auf dem letzten Barcamp hat mir Thorsten Maue das Firefox-Phone gezeigt. Ein echt interessanter Ansatz – für 99,- Euro, aber man merkt, dass FirefoxOS noch in den Kinderschuhen steckt. Die Hardware von Alcatel ist auch relativ schwachbrüstig. Ab nächster Woche gibt es dieses Alcatel-Fiefox-Gerät bei der Supermarktkette Real ebenfalls für 99,-. Dazu passt die Meldung, dass man nun an einem Firefox-Tablet arbeitet. Ich bin um jede Alternative zu WP, iOS und Android dankbar und stehe daher alternativen Systemen wie Ubuntu Touch, Sailfish OS und Firefox OS sehr wohlwollend gegenüber. Das mit dem Tablet scheint mir aber doch etwas zu früh – wir brauchen einfach ein besseres Telefon mit FirefoxOS!
  • Es scheint weniger groß als beschrieben – aber ich wundere mich mitnichten: Nicht nur Rechner sondern auch Smart-TVs, Audioplayer oder Router bilden Botnetzwerke und senden Spam. Meine Glotze kann spammen. Wo sind wir nur hingekommen!
  • Jo mei, in Minga hammer hald aa nur lauder Schund und Glump baut. Ey, wer legt denn einfach Gehwegplatten über ein zehn Meter tiefes Loch?!
  • Wir waren heute mal im Stadtpak spazieren, seit langem mal wieder. Ich kann nur eines sagen: Ich kann mich nicht an einen so wenig einladenden Park erinnern. Echt nicht schön…

 

#bcnue6: Das barcamp Nürnberg findet vom 25. – 27. April 2014 statt.

Für mich die Meldung des Tages: Das sechste Nürnberger barcamp findet

vom 25. bis 27. April 2014

im Seminarzentrum der GRUNDIG AKADEMIE,

Klingenhofstraße 58, 90411 Nürnberg statt (Anfahrsskizze).

Wie auch beim open up Camp ist die GRUNDIG AKADEMIE für das barcamp der Locationsponsor und öffnet ihre Pforten für diese Unkonferenz. Das Seminarzentrum der GA ist in der ehemaligen Büroräumen der Resi Margarinefabrik (vgl. den Wiki-Eintrag zu den Vereingten Margarine-Werke), die in den 1990er Jahren komplett saniert wurden und nun im großzügigen neobarocken Industriebau ein modernes Seminarzentrum beherbergt – eine Umgebung, die wie geschaffen für das barcamp ist.

Also merkt Euch den Termin schon mal vor – wir sehen uns im April am bcnue! Weitere Infos zum bcnue wie immer auf der mixxt-Seite.

Wochenrückblick KW50/2013

Wieder mal ein kurzer Blick über die vergangene Woche. Der Club hat ein Unentschieden eingefahren, obwohl sie in der ersten Halbzeit mit drei Toren in Führung standen (das kann auch nur unser fränkischer Lieblingsdepp), die Spielvereinigung hat sich von Bielefeld, das es bekanntermaßen ja gar nicht gibt, wegplätten lassen, Köln und die Brose Baskets haben auch verloren. Die Bombe ist entschärft und auch sonst steuert alles straigt auf Weihnachten zu. Was sonst noch so war …

AccuPower IQ-328. Ich bin begeistert.

Nachdem ich nun eine Bridge-Kamera habe, die mit handelsüblichen AA-Batterien betrieben werden will, musste ich mir Gedanken machen, welche Akkus ich nehmen möchte und welches Ladegerät sich anbietet. Das mit den Akkus war schnell geregelt, ich habe mir einmal von Ansmann Akkus mit hoher Kapazität gekauft und auf Reserve dann noch einen Satz von Golden Peak mit geringer Selbstentladung. Viel schwieriger ist die Entscheidung, welches Ladegerät man haben will. Klar ist das Voltcraft CM2020 vom Elektro-Conrad die unbestrittene Referenz, wenn es um Laden und Pflege von Standard-Akkus geht, aber für die 170 Euro, die für dieses Gerät aufgerufen werden, kann ich mir gleich ´ne neue Kamera kaufen.

IMAG0036

Für meine C- und D-Akkus habe ich bereits seit bald drei Jahren ein Powerline 5 LCD-Ladegerät in Gebrauch. Das ist zwar nicht richtig gut, aber zumindest hinreichend gut. C- und D-Batterien brauche ich verhältnismäßig selten und so habe ich mich entschlossen, wirklich nicht die hundert bis hundertsiebzig Euro für einen Profilader auszugeben, das Ladegerät zu behalten und mir eines der vielen prozessorgesteuerten Kleingeräte für AAA und AA-Akkus zu besorgen. Nach ausgiebigem Herumklicken ist meine Wahl auf das schon seit einigen Jahren auf dem Markt befindliche IQ-328 des österreichischen Herstellers AccuPower gefallen, das kostet 30,- Euro.

Warum habe ich mich genau für dieses Gerät entschieden? In dieser Geräteklasse gibt es eine Preisspanne von 25-50 Euro. Das Gerät von AccuPower bringt im Wesentlichen alle Features der Geräteklasse mit und verfügt über einen üppigen Ladestrom von 200 bis 1000 mA und als Feature einen Ladestrom von 1800 mA, wenn nur zwei Akkus eingelegt sind. Das es eine Einzelschachtüberwachung gibt, ist ein weiteres Feature. Dafür müsste man bei den Mitbewerben einen Fuffie abdrücken, das AccuPower kostet inklusive des Versands knappe 30,- Euro, ich betrachte das Gerät zwar nicht als Klassenprimus aber als Preis-Leiustungs-Gewinner bei meinem Vergleich.

Aus der Praxis: Das erste gelieferte Gerät war kaputt. Es tat sich gar nichts. Die Rückabwicklung lief problemlos, ich bestellte ein Ersatzgerät. Ist halt alles „Made in China“. Das zweite Gerät kam flott und funktioniert. Die Haptik von Gerät und Steckernetzteil ist gut. Was mir zudem gefällt ist das Display: Logisch aufgebaut und nicht hinterleuchtet. Ich schätze sehr, wenn solche Geräte kein Licht abgeben. Die Akkus sitzen fest, das Gerät selbst steht sicher – alles ist gut und sauber verarbeitet, man kann nicht meckern.

Das Display zeigt neben dem Betriebsmodus auch den (Ent)Ladestrom, die Kapazität und die Spannung des jeweiligen Akkus an – separat für jeden Ladeschacht. Das mag ich inzwischen sehr. Bei meinen anderen Ladegeräten hatte ich manchmal das Gefühl, dass eine Zelle etwas schlechter lädt, weniger lange durchhält,… – jetzt weiß ich das (und kann ggf. einen Refresh durchführen). Zudem wird auch die Ladezeit angezeigt.

display

Im wesentlichen gibt es drei für mich interessante Betriebsmodi:

1. Laden: Man kann einen Ladestrom von bis 1 A vorwählen, das macht aus dem IQ-328 ein gutes Schnellladegerät. Wenn es drauf ankommt, dann lassen sich einige weitere Minuten sparen, indem man (allerdings nur zwei) Akkus mit 1,8 A lädt. Das wollte ich aber dem 2100er-Durschschnittsakku nicht dauerhaft antun. Trotzdem ist es gut, dass man sehr schell laden kann, wenn es darauf ankommt.

2. Entladen-Laden: Hier wird der Akku entladen und dann wieder vollständig aufgeladen. Das ist für mich ein must-have bei einem Ladegerät. Teilentladene Kameraakkus sollen für den nächsten Tag wieder die volle Leistung bringen, aber einfach „draufladen“ soll den Zellen nicht gut tun. Daher ist dieser Modus bei mir der meistgenutzte. Klappt prima und mit einem einstellbaren Entladestrom von 100 bis 500 mA ist das auch über Nacht erledigt. Der Clou kommt aber noch…

3. Refresh: Diese Funktion ist genial, braucht aber viel Zeit. Die eingelegten Akkus werden geladen und entladen, zwischendurch wird immer wieder die Kapazität gemessen. Der Vorgang wird so lange wiederholt, bis die Kapazität nicht mehr steigt. Man mag schon hinterfragen, was das mit der Haltbarkeit der Akkus auf Dauer tut, aber es funktioniert kurzfristig auf jeden Fall. Die Golden Peaks (geringe Selbstentladung, etwa ein Jahr alt, ca. 20 Zyklen) – und das ist das wirklich interessante – haben nach dem Treatment eine Kapazität von 2150mAh, die maximale vom Hersteller angegebene Kapazität beträgt nur 2050 mAh. Das hat mich dann schon beeindruckt. Um das zu erreichen, hat das IQ-328 aber auch satte zweieinhalb Tage an den Akkus herumgerödelt. Dennoch: So ein Refresh von Jahr zu Jahr rentiert sich. In meinem alten Funktelefon sind drei Panasonic NiCd-Akkus mit einer Kapazität von 800 mAh, die sind nicht mehr so richtig frisch. Ich will die nur ungern hergeben, weil sie erstaunlich lange durchgehalten haben und die Ladeelektronik des Telefons auf höhere Kapazitäten nicht ausgelegt zu sein scheint. Derzeit läuft der Refresh noch, ich bin auf das Ergebnis echt gespannt*. Die Refresh-Funktion ist toll, denn hier lässt sich Geld sparen und was für die Umwelt tun – die Akkus können einfach länger benutzt werden.

Dann gibt es noch eine Test-Betriebsart, bei der der Akku jeweils zweimal ent- und wieder geladen und am Ende die Kapazität ermittelt wird. Das habe ich bislang aber nur einmal gemacht, denn wenn ein Akku nicht ganz ok ist, merkt man das schon beim normalen Laden und dann ist eben entweder der Refresh fällig oder der Akku ist halt kaputt.

Und dann gibt es noch ein paar Besonderheiten „unter der Motorhaube“ – so sind die Akkus temperaturüberwacht – bei Überhitzung wird pausiert, bei wiederholter Überhitzung der betroffene Schacht abgeschaltet. Einzelschacht ist sowieso toll, denn ein Akku hat ja einen Eigenwiderstand, der bei Reihenschaltung selten sinnvoll berücksichtigt ist. Defekterkennung und Erhaltungsladung nach Beendigung des Ladevorgangs sind ebenfalls mit an Bord.

Für mich ist das IQ-328 das perfekte Ladegerät für AAA und AA-Akkus. Man möge dazu auch den Preis berücksichtigen, sind viele prozessorgesteuerte Ladegeräte doch erheblich teurer. Allerdings braucht man für seine C- und D-Akkus sowie seine Blockakkus immer noch ein zweites Ladegerät. Ich hätte mir das AccuPower-Gerät nicht gekauft, wenn ich nicht schon ein entsprechendes anderes Ladegerät besitzen würde.

* Die NiCd-Akkus haben nichts an Kapazität gewonnen, halten aber „gefühlt“ besser durch. Die LSDs (low self discharge) profitieren alle.

Scroogled.

Wer sich an die Zeiten erinnert, als man vermittels Nachinstallation irgendwelcher third party-Software Microsoft Windows XP das „Nach hause telefonieren“ abgewöhnen musste, wird wohl ein etwas seltsames Gefühl ob der aktuellen „Scroogled“-Aktion aus dem Hause Microsoft verspüren – aber das Ganze ist kein Fake: Microsoft verkauft derzeit Anti-Google-Mercandising.

scroogled

Der Microsoft-Shop hat in der Tat einige Shirts und ein Basecap, dessen Motive einen durchaus scharfen Angriff auf Google darstellen. Ich vermerke das hier nur, weil ich es zum einen witzig finde und zum anderen zugeben muss, dass Microsoft aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat und in Sachen Datenschutz ein wenig besser unterwegs ist als noch vor zehn Jahren. Nichts desto trotz: Wenn Microsoft und Google sich prügeln, dann kann es nur Gewinner geben!

Freifunk.

Es muss um das Jahr 2004 gewesen sein, als mir ein guter Freund erzählte, dass er ein offenes WLAN betreibt. Ich habe ihn damals gefragt, ob er das nicht für risikoreich hält, schließlich könne dann ja jeder mit seinem Internetanschluss machen, was er wolle. „Na und? Sollen sie doch.“ war seine Antwort, die mir noch gut erinnerlich ist. Er hat diese Ansicht im Lauf der Zeit freilich überdacht, aber zum damaligen Zeitpunkt hatte er schlicht recht – sog. „Urheberrechtsverstöße“ wurden weiland kaum geahndet und mit meiner Frage hatte ich seinerzeit auch eher volksverhetzende Nazis als filesharende Kiddies im Hinterkopf.

2004, ich installierte gerade ein Sandisk-WLAN-Dongle in den SD-Kartenslot meines Qtec 2020, gab es viele offene WLANs. Wer unterwegs Internet brauchte, musste zwar suchen, wurde in der Regel aber auch fündig. Diese Zeiten sind vorbei: Das liegt im Besonderen daran, dass es eine „Störerhaftung“ gibt, der zu Folge man bei Rechtsverstößen über den eigenen Internetanschluss auch dann haftbar gemacht werden kann, wenn man sie nicht selbst begangen hat, den Internetanschluss aber zur Verfügung stellte. Besonders Abmahnanwälte – dieses Unwesen hat sich inzwischen zur Industrie gemausert – nutzen diese steinalte Gesetzesregelung, um ihr Geschäft voranzutreiben. Und so wurden landauf, landab, die WLAN-Netze gesichtert, um nicht Gefahr zu laufen, Opfer von Anwälten und Contentmafia Film- und Musikindustrie zu werden.

Ich möchte freien Internetzugang und ich kann teilen.

Dabei hatten viele Menschen kein Problem, ihr Internet via WLAN mit anderen – oft völlig Unbekannten – zu teilen. Der Grund hierfür ist, dass es Flatrates gibt, bei denen der Datenverbrauch pauschal abgegolten ist. Und so ist es ja auch bei mir: Von meiner 18 MBit-Anbindung bleiben realistisch 12 bis 14 MBit übrig – eine Bandbreite, die ich selbst dann nicht ausschöpfen könnte, wenn ich mir HD-Videos streamen würde und gleichzeitig Internetradio läuft und jemand surft. Für die Nachbarschaft bleibt immer noch ein Slot, das ist gar kein Problem. Ich kann mein Internet also mit anderen „teilen“ (echtes Teilen ist das ja nicht – mir fehlt ja hinterher nix bzw. ich habe am Ende ja nicht weniger – ich gebe halt was ab) und würde wahrscheinlich noch nicht mal was davon merken. Und wenn ich schlafe oder auf Arbeit bin, schon gar nicht.

Es ist wie mit einem Garten mit Apfelbäumen, die tragen und tragen. Ich esse Äpfel, verarbeite sie zu Kuchen, koche Mus und presse den Saft aus. Aber ich kann den ganzen Reichtum der Bäume gar nicht für mich allein gebrauchen. Jeder, der Äpfel will, soll kommen und nehmen, soviel er essen kann – bis nichts mehr da ist.

Nun habe ich leider keinen Garten – aber ich habe DSL 18000. Und ich kann „teilen“. Und ich freue mich, wenn andere teilen: Im Straßencafé ist offenes WLAN eben so gerne gesehen wie an der Bushaltestelle oder im Wartezimmer des Arztes. Orte, die dadurch mit Internet versorgt werden könnten, indem Bürger ihr WLAN öffnen und anderen etwas von ihrer Bandbreite abgeben. Aber auch meine privaten Gäste haben sich schon mehrfach über Internet gefreut. Denen habe ich dann das Passwort gegeben – aber wäre es nicht viel schöner, einfach sagen zu können: „Willkommen – logg´ Dich ein!“?

Und dann gibt es da die Leute, die aus anderen Gründen auf freies Internet angewiesen sind: Der Schüler, der Student oder der Azubi, der einfach aufs Geld schauen muss und sich kein armdickes DSL leisten kann. Derjenige, dessen Lebensplanung es einfach nicht zulässt, sich mit einem Festnetzvertrag zwei Jahre an einen Anbieter zu binden. Der Geschäftsreisende, der nur ein paar Tage in der Stadt ist, der Hartz-IV-Empfänger, dem die zwanzig Euro im Monat für Internet wehtun. Oder auch einfach nur der Passant, dessen monatliches Mobilfunk-Internet-Volumen gerade aufgebraucht ist und der sich freut, mit einer Geschwindigkeit surfen zu können, die nicht an die Anfangstage der Modems gemahnt. All das wäre kein Problem, gäbe es nicht diese beschissene Störerhaftung.

Freifunk ist mehr als eine elegante Lösung für offenes WLAN – Freifunk ist ein Bürgernetz

Nicht allein ich bin vom Wunsch beseelt, freies Internet zu haben und anzubieten. Lane und Drucker beschrieben die Wissensgesellschaft bereits in den 1960er Jahren. Was beide nicht auf dem Zettel hatten, wusste Marx allerdings schon hundert Jahre zuvor: Technisierung von Wissen dient dem Machterhalt und der Verteidigung derer, die er seinerzeit als Bourgeoisie bezeichnete – den Kapitalisten. Es ging hierbei aber nicht um die Art des Wissens sondern vielmehr um deren (Nicht-)Zugänglichmachung. Heute stimmt die Analyse noch immer – allerdings möchte man in unseren Tagen Marx entgegenen, dass Technik nicht nur den Zugang zu Wissen verhindern sondern ihn sogar erst in der Breite ermöglichen kann, was auch und besonders für das Internet gilt, da hier die Technik nicht allein den Distributionskanal darstellt sonden auch denen das Anbieten eigener (Wissens-)Inhalte ermöglicht, denen die klassischen Distributionsmittel nicht zur Verfügung stehen. Wer eine echte Wissensgesellschaft möchte, muss dafür Sorge tragen, dass Wissen ohne große Hürden für alle zugänglich ist und dass jeder Wissen zugänglich machen kann. Diese Demokratisierung benötigt eine funktionsfähige Infrastruktur, die das Internet sein kann. Der Schönheitsfehler an dieser Betrachtung ist freilich, dass der Internetzugang nicht selten in Händen derer liegt, die sich für den Erhalt der alten Strukturen positionieren. Die Zensur des Internets in China oder dem Iran, die Drosselung des Internets durch einige Provider in Deutschland oder die flächendeckende Internetüberwachung durch die NSA in den USA und Europa sind nur drei Beispiele, die belegen, dass im Internet nur das passieren kann, was den Besitzern und Kontrolleuren dieser Infrastruktur gefällt. Freies Internet ist mehr als Produktionsmittel, Wissen ist mehr als Produktivvermögen.

Das Wissen um diese Mechanismen ist keinesfalls neu, neu ist aber, dass Bürger nunmehr in die Lage versetzt werden, dieser Entwicklung zu trotzen, indem sie gemeinschaftlich eigene Infrastrukturen aufbauen können. Damit nehmen Sie einen kleinen Teil dessen, was Provider als Internet anbieten, in eigene Hände und gestalten ein entsprechendes Netz selbst – ohne Störerhaftung und mit freiem und unzensierten Internet. Jeder kann einen kleinen Teil zu diesem Netz beitragen und jeder ist für diesen kleinen Teil selbst verantwortlich. Freifunk nennt sich die Technik und die bürgerschaftliche Initiative, eine freie Netzinfrastruktur freiwillig und im Ehrenamt aufzubauen. Frei, weil es hier keine Abhängigkeiten von Industrie und Wirtschaft gibt, Funk, weil das Netzwerk auf WLAN-Basis aufgebaut wird. Manche Freifunker organisieren sich in Vereinen, manche Freifunker kommen einfach so zusammen. Sie basteln an einem Netz, mit dem man nicht nur Internet durchreichen, sondern auch eigene Dienste anbieten kann.

Wie funktioniert das?

Wer sich einen WLAN-Router in die Wohnung stellt, der verbindet damit in aller Regel Notebook, Desktop-Computer oder Tablet, aber auch z.B. neuere Fernsehgeräte und Radios mit dem Internet. Prominenteste Funktion dieses Routers ist also, über eine (kurze) Funkstrecke mehrere Endgeräte mit Internet zu versorgen. Diese Router können aber viel viel mehr. Werden sie mit einer speziellen Software versehen, so können diese Router sich auch gegenseitig erkennen und neben der Internetverbindung ein Maschennetz herstellen, in dem jeder einzelne Router weiß, wo die anderen stehen und wie sie erreicht werden. Internetverkehr besteht aus kleinen „Datenpaketen“ und die Router machen untereinander aus, wie die Pakete am besten von A nach B kommen. Da die Router untereinander wissen, wo sie sind und wer gerade „online“ ist, heilt sich das Netz bis zu einem gewissen Grad selbst: Kann ein Paket nicht den direkten Weg von A nach B nehmen, weil auf diesem Weg ein Router ausgefallen, ohne Strom oder kaputt ist, so wird automatisch ein „Umweg“ errechnet.

Das Netz ist dezentral aufgebaut – es kann selbst dann funktionieren, wenn einige Router ausfallen. Über diese Router kann jeder Netzteilnehmer Dienste anbieten, so z.B. FTP, Streaming Media, HTML-Seiten, man kann aber über dieses Netz auch chatten und sogar telefonieren, ohne im Internet zu sein. Dies bedeutet auch, dass jeder einen Netzknoten unterhalten kann, auch dann, wenn er kein Internet zur Verfügung hat. In diesem Fall genügt es, wenn man in der Nähe eines anderen Router ist, dessen Signal empfangen werden kann. Es gibt aber auch Gateways ins Internet. Damit die Routerbetreiber keine Angst vor der Störerhaftung haben müssen, geht der Router aber nicht über den DSL-Anschluss direkt ins Internet sondern über ein sog. „Tunnel“ (virtual private network) und der Internetverkehr läuft über Länder, in denen es keine Störerhaftung gibt. Das sind gar viele, denn den Unsinn mit der Störerhaftung kennt nur und allein der deutsche Gesetzgeber. Dieser Weg wird unter anderem von der fränkischen Freifunk-Community ergriffen, die sich über Spenden freut, weil der Betrieb dieser VPNs kostenpflichtig ist. Dieser Weg bietet ein gutes Maß an Rechtssicherheit für die Freiwilligen, die einen Router betreiben, da der Internetverkehr über den Anschluss des Freifunkers verschlüsselt ins Ausland übertragen wird, wo die Störerhaftung nicht greift (weil sie nicht existiert). Andere Communitys setzen auf einfache Filtertechnik in den Freifunk-Routern, die verhindern soll, dass besonders Filesharer das Netz und die Rechtssicherheit des Freiwilligen belasten. Das ist ein gangbarer Weg, aber dahingehend unattraktiv, dass hier der Router immer mit der aktuellsten Software versehen werden muss und dass man somit nicht einhundertprozentig freies Internet liefert. Ein zusätzlicher Tunnel verbindet diejenigen Freifunk-Router miteinander, die ihre Signale nicht gegenseitig sehen können. Wenn ich über meinen Router A einen Dienst bereitstelle und Router B und C diesen Router direkt sehen können, Router D aber nicht und ein Nutzer will den Dienst über Router D abrufen, so kann diese Strecke über das Internet überbrückt werden, wenn einer der Router A, B oder C mit dem Internet verbunden ist.

Wie mache ich bei Freifunk mit und was kostet das?

Um einen Beitrag zur Erweiterung des Freifunk-Netzes zu leisten, bedarf es eines Routers. So ein Router kostet heute zwischen 15 und 50 Euro, je nach Modell. In der fränkischen Community erfreut sich das Gerät  TL-WR741ND großer Beliebtheit, der Router kostet, wenn man ihn günstig kauft, keine 17,- Euro, er bringt eine ordentliche Antenne mit und wenn man es braucht, dann kann man eine bessere Antenne anschließen. Außerdem hat der Router einen recht geringen Energieverbrauch, wenn man etwa fünf Euro Stromkosten pro Jahr rechnet, kommt man gut hin. Ich habe mittlerweile drei dieser Router laufen, keiner davon wird auch nur merklich warm. Diesen Router nenne ich jetzt aber nur mal exemplarisch, unterschiedliche Communitys nutzen unterschiedliche Gerätetypen.

Die Software, die man für den Router braucht, ist quelloffen und frei verfügbar. Sie kann auf den Seiten der jeweiligen Community heruntergeladen werden. Die Software muss nun auf den Router übertragen werden und ersetzt die werkseitige Software. Dabei erlischt die Garantie. Das muss man in Kauf nehmen. Manche Software lässt sich einfacher einspielen, für andere ist Fachwissen vonnöten. Gerne aber hilft jemand von der Community.

Der Kontakt zu Freifunkern aus der Gegend lohnt immer – schon um festzustellen, ob man das Netz mit einem bloßen Router erweitern kann oder ob es einer Verbindung ins Internet via Flatrate bedarf. Man erfährt viel über Technik und wird über die Entwicklungen auf dem neuesten Stand gehalten. Freifunker tauschen sich über spezielle Mailinglisten aus, die man abonnieren kann.

Die Kosten für den Unterhalt eines Freifunk-Knotens sind überschaubar – wenn der Router gekauft ist, fällt der Stromverbrauch kaum mehr ins Gewicht. Aber man sollte sich auch überlegen, regelmäßig einen kleinen Betrag an seine lokale Freifunkgruppe zu spenden, denn VPNs kosten Geld und die Gruppe muss manchmal auch gemeinschaftlich Hardware anschaffen, um besonders exponierte Punkte in der Netzstruktur auszustatten.

Meine persönliche Motivation

Ich möchte noch kurz darlegen, warum ich mich für Freifunk engagiere: Ich bin der Meinung, dass zur Grundversorgung der Zugang zur Gesundheitsversorgung, Wasser, einer adäquaten Wohnung, Strom, Heizung und Bildung gehört. Hierzulande gibt es zudem höchstrichterliche Urteile, die Rundfunk in die Grundversorgung rechnen. Obschon die Politik eine mehr oder minder sinnvolle Breitbandstrategie beschlossen hat, kann der Zugang zu freien Netzen noch nicht als selbstverständlich betrachtet werden – ich will aber meinen Teil dazu beitragen, dass das gelingt. Die in diesem Bereich unternommenen Initiativen seitens des Staates sind mir persönlich viel zu eng am Leistungs- und Produktportfolio der Kommunikationsindustrie und den Dienstleistern orientiert. Ich wünsche mir eine Grundversorgung mit Internet, die nicht dem Diktat der Wirtschaft sondern den Bedürfnissen der Menschen genügt. Auch Menschen mit geringen finanziellen Möglichkeiten, mit wenig technischen Kenntnissen sollen auf das Internet zugreifen können und sich beteiligen. Ich wünsche mir Netzneutralität und ein zensurfreies Internet. Die Nutzung des Internets soll für jeden rechtssicher und jederzeit möglich sein. Das Nutzungsverhalten darf nicht kontrolliert und protokolliert werden. All dies ist derzeit nur teilweise oder gar nicht gewährleistet. Freifunk bietet die Möglichkeit, hier selbst tätig zu werden.

Ich bin so halbwegs in der Lage, mit der Technik umzugehen, ich kann mit den Unterhalt mehrerer Freifunk-Knoten und einen entsprechend breitbandigen Internetanschluss leisten, ich bin in der Lage, meine Ideen zu formulieren und mit Mitstreitern zu kommunizieren. Damit – darüber bin ich mir ebenfalls im Klaren – bin ich privilegiert, es ist nicht nur das Internet, das ich teile sondern auch das Glück, meinen kleinen Beitrag leisten zu können.

Weiterhin will ich mit meinem kleinen Engagement auch zeigen, dass es Alternativen zum vermeintlich kostenlosen Zugang zum Internet durch Service-Provider gibt. Diese Zugänge sind mitnichten kostenlos, die für die Nutzung zu zahlende Währung sind die persönlichen Daten! Und die Nutzung ist sehr oft stark limitiert. Diese Feststellung untermauert Peter Viebig in seinem NZ-Blog nochmal exemplarisch für Nürnberg und rät – wenig überraschend – zu Freifunk. Aus meiner Sicht wäre eine Entscheidung der Stadt Nürnberg zugunsten von Freifunk begrüßenswert gewesen – dass das nicht so gekommen ist, tut der Sache aber keinen Abbruch. Wer sich einmal bei der Bahn oder McDonalds oder an einem anderen kommerziellen Hotspot „eingeloggt“ hat, sieht sich nicht nur mit Bandbreiten- und Zeitlimitationen konfrontiert sondern liefert neben Zugriffen auf das persönliche Surfverhalten auch noch einen Haufen privater Informationen (Name, Mailadresse, nicht selten die eigene Telefonnummer zur „Verifizierung“) ab. Wer da einmal mit einem Freifunk-Knoten verbunden war, der weiß diese echte Freiheit wirklich zu schätzen – auch dann, wenn der seltene Fall eintritt, dass die Performance mal schlechter ist, als bei einem kommerziellem „Kostenlos“-Anbieter.

Hinzu kommt: Dieses „think global, act local“-Ding mache ich mir nicht völlig zu Eigen, weil ich schon ein paar mal feststellen musste, dass der Ansatz durchaus auch reflektierte Zeitgenossen dazu verleitet, die Wirkung ihres lokalen Handelns zu überschätzen. Und dadurch, dass ich ein paar Router aufstelle, verbessere ich in Afrika keine Bildungschancen. Nach einem freundschaftlichen Gespräch wurde mir aber klar, dass ein Handeln auf lokaler, regionaler, möglicherweise kommunaler Ebene durchaus Früchte trägt und das bringt schon ein gewisses Stückchen Zufriedenheit ins Leben. Und immer wenn ich im Netmon sehe, dass einer der von mit aufgestellten Router Traffic durch Clients hat, dann freue ich mich.

Und: Ich bin überzeugt, dass Freifunk zu einer besseren, schöneren und friedlicheren Nachbarschaft beiträgt. Wenn man sieht, dass es in näherer Umgebung Menschen gibt, die zum Engagement und zum Teilen bereit sind, ist das auch ein kleiner Beitrag im Viertel, der zeigt, dass sich Nachbarn nicht einfach nur wurscht oder gar lästig sind.

Ein Appell

Ich bin mir bewusst, dass dieser Artikel auch von Menschen gelesen wird, die gerne eine derartige Initiative unterstützen würden, aber technisch dazu nicht in der Lage sind. Dennoch kann jeder helfen, Freifunk bekannter zu machen und das Netz engmaschiger zu gestalten.

Folgendes kann jeder tun:

  • Ihre Freifunk-Community freut sich immer über Spenden. Auch kleine Beiträge helfen.
  • Werden Sie „Router-Pate“: Spenden Sie Router an Freifunker, diese werden dann an Institutionen installiert oder an Personen abgegeben, die sich keinen Router leisten können. Bitte sprechen Sie aber vorher mit Freifunkern ab, welche Geräte gebraucht werden. Nicht jeder Router eignet sich für Freifunk.
  • Sie haben ein besonderes Talent? Sie sind gut im Bereich Marketing und Werbung, sie können Plakate, Aufkleber, T-Shirts drucken, einen Infostand organisieren, Pressemeldungen verfassen,…? Helfen Sie mit!

Aber auch Politiker, Leiter und Entscheider im Bereich der Wohlfahrtspflege, Bildung, NGOs und NPOs, Verwaltung, Wohnungswirtschaft, Kirche… können zum Netzausbau beitragen. Nutzen Sie Freifunk in Ihrer Einrichtung und gewähren Sie ihren Nutzern, Klienten und Kunden einen freien Internetzugang. Damit helfen Sie, das Netz zu vergrößern. Informieren Sie Nutzer, Klienten und Kunden über Freifunk und animieren Sie sie, mitzumachen. Hat Ihre Immobilie hohe Türme oder andere bauliche Besonderheiten? Bieten Sie Freifunkern aus Ihrer Nähe die Möglichkeit, ihre Immobilie zur Vergrößerung des Netzes zu nutzen. Zum Win-Win-Effekt gehört nicht nur das Angebot freien Internets sondern auch die Förderung bürgerlichen Engagements.

Zuletzt (und besonders wichtig): Helfen Sie mit, Freifunk bekannt zu machen. Informieren Sie ihre Kollegen und Kooperationspartner über Freifunk. Geben Sie Infomaterial – gerne auch diesen Text – weiter!

tl;dr

Es gibt einen tollen, kurzen Freifunk-Film, der im Wesentlichen alles in 90 Sekunden darstellt:

Webadressen: Eine Übersicht über Freifunk und die Freifunk-Communitys gibt es unter freifunk.net. Zu den fränkischen Freifunkern geht es mit freifunk-franken.de. Ich möchte an dieser Stelle auch kurz auf das Blog der Potsdamer Freifunker verweisen, dort sind einige Projekte sehr schön illustriert und man gewinnt einen Eindruck davon, wie viel Spaß die Beschäftigung mit der Technik machen kann.

1 12 13 14 15 16 43