blog.fohrn.com

Tausend.

Vielleicht kein Grund, um groß zu feiern, aber doch, um kurz innezuhalten.
Dies ist er also, der 1000. Post auf diesem Blog.

Zeit, ein wenig zurückzublicken. Mit Webseiten beschäftige ich mich hobbymäßig bereits seit dreiundzwanzig Jahren, da registrierte ich meine erste Domain. Das war die Zeit, als sich meiner einer noch vermittels Modem und Wählverbindung langsam (und zum Minutenpreis von 15 Pfennigen) im Internet bewegte. Das erste WordPress-Blog kam dann 2004, leider sind diese frühen Blogposts mittlerweile verloren (Was heißt leider? Damals habe ich noch studiert, und sehr viel, was ich schrieb, drehte sich rund ums Studium, davon wäre heute also ebenfalls sehr viel obsolet). Mit WordPress zu arbeiten, bedeutete vor knapp zwanzig Jahren auch, sehr viel händisch zu machen. Ein Bild konnte man nicht einfach mit einem Klick in ein Post einfügen, sondern musste das per FTP auf den Server laden und dann in HTML einbinden. Nichts, was besonders komfortabel gewesen wäre, aber so lernte ich gezwungenermaßen meine ersten groben „Brocken“ HTML und begann, mit der Zeit immer ein klein wenig mehr von diesem Mysterium „Internet“ zu verstehen. WordPress bin ich übrigens seither bei den meisten Webprojekten treu geblieben. Und: 2004 konnte wohl niemand ahnen, dass WordPress einmal zum meistverwendeten CMS werden sollte – weltweit.

blog.fohrn.com in seiner heutigen Form startete am 30. November 2008. Und blieb – sehr zu meiner eigenen Überraschung. „In seiner heutigen Form“ bedeutet übrigens, dass dieses Blog im Wesentlichen nur zwei Designs gesehen hat und ich nie mit den Moden der Templates mitgegangen bin. Das liegt daran, dass ich nie ganz das Gefühl der tiefen Faszination, die weiland das „Web 2.0“ – oder präziser: die Blogosphäre – auf mich ausübte, verloren habe. Und deshalb gibt es hier noch heute z.B. eine Blogroll (obwohl man sowas heute kaum mehr hat und obwohl ich Euch schulde, die mal wieder grundständig zu aktualisieren) und eben keinen Magazine-Style oder einen Onepager oder vergleichbares. Oldschool rules.

In den mehr als 13 Jahren der Existenz dieses Blogs tausend Posts? Für viele regelmäßige Blogger ist das keine überragend hohe Zahl. Für mich ist sie dennoch beachtlich, da gerade in den letzten fünf, sechs Jahren viele meiner Texte nicht mehr hier, sondern in Zeitungen, (Fach-)Zeitschriften und andere Onlinepublikationen „abgeflossen“ sind – oder in diverse berufliche oder private Social-Media-Kanäle. Dabei hat das Blog aber immer existiert und wurde mindestens technisch auch immer gepflegt – nur einmal ist es wohl eher zufällig Crackern gelungen, das WP kurzfristig zu kapern.

Was ist in diesen 13 Jahren passiert?

Michael Jackson stirbt. Angela Merkel ist nicht mehr Kanzlerin, Ratze ist nicht mehr Papst. Der orangefarbene Ex-Ammi-Präsident Trump, tut, was er immer tut, trumpeln. Er bescherte uns das sog. „postfaktische Zeitalter“, in dessen Schleife wir gegenwärtig noch immer gefangen sind. Im Amt ist er nicht mehr, aber wer kann schon wissen, was da noch alles kommen mag. Wir haben inzwischen einen parlamentarischen Arm der rechtsnationaler bis rechtsextremer Kräfte bekommen. Die FDP ist leider wieder an der Regierung beteiligt, eine schwere Bürde für dieses Land. Über Homöopathie konnte ich mich schon vor zehn Jahren lustig machen, dass die Esos eine Dekade später Arm in Arm mit Neonazis auf die Straße gehen, um, in völliger Idiotie ergeben, gegen die Existenz einer weltweit grassierenden Pandemie zu demonstrieren, konnte sich damals wohl niemand vorstellen. Die Katastrophe von Fukushima warf uns auf den harten Boden der Realität: Atomenergie ist ein gefährliches Geschäft. Der Atomausstieg wurde beschlossen und auch politisch angegangen. Umso verwunderlicher, dass es heute wieder einige Betonköpfe gibt, die zurück zur Kernenergie möchten.

Wir hatten PRISM, unnütze Copyright- und Leistungsschutzrechtsdebatten, haben einen Bundestrojaner bekommen, der recht fix auch gleich wieder aufgebohrt wurde, und ein ungeliebter Dauerbrenner war auch die Vorratsdatenspeicherung. Ich habe hier sehr ausführlich den Launch von DAB+ und DVB-T2 begleitet, palmOne und sein Betriebssystem sind den Weg alles Idischen gegangen. MySpace, Google Plus und eigentlich auch Facebook haben wir in diesen Jahren kommen und gehen gesehen. Und Second Life. Dafür waren mal Netbooks – Sie erinnern sich? – der heiße Scheiß. Wikileaks gehörte einmal zu den wichtigsten Webseiten der Welt, Julian Assange ist bis heute kein freier Mann. Und die Google-Suche sah mal so aus, good old times. 2011 bin ich umgestiegen. Von Apple auf Windows und Linux. „Falsche Fluchtrichtung“, rief man mir zu, als ich mich einmal mehr gegen den Trend stellen sollte. Ich habe es bis heute nicht bereut. Dreizehn spannende Jahre des Bloggens liegen hinter mir – und hoffentlich noch etliche vor mir.

Bloggen ist längst nicht mehr new hotness, im Gegenteil. Viele einstmals gut geführte Blogs sind in den letzten Jahren eingegangen, auch dieses hier stand mehrmals kurz davor. Der Grund dafür ist einfach: Mehrheitlich waren und sind diese Blogs One-Man-Shows, und damit steht und fällt ihre Aktualität mit dem freien Zeitbudget ihres Betreibers. Das ist bei vielen von uns, auch bei mir, freilich knapp. Um der Postingwüste etwas entgegenzuwirken, gab es mal die fränkischen Ironblogger (da musste man seinen Mitstreitern einen ausgeben, wenn man nicht gepostet hat), unter die auch ich mich zählen durfte. Denen schulde ich bis heute einige Seidla Bier im Gegenwert von 15,- Euro. Begegnungen im nichtvirtuellen Raum organisierte ich und einige andere aus dem harten Kern der fränkischen Twitter-Community gerne und regelmäßig und viele sind schon ganz heiß auf das erste „Nach-Corona“-Treffen, sofern die Inzidenzzahlen und die Vernunft solche sozialen Events in Zukunft wieder gestatten. Wir hoffen auf einen milden Sommer.

Auch wenn die Bloggerei inzwischen mehr und mehr zu einem randständigen Phänomen wird, sage ich an dieser Stelle einfach mal voller Optimismus: auf die nächsten 1000. Ihr dürft gespannt bleiben.

Update: Die Blogroll ist inzwischen gefixed. Na ja, so halbwegs, wenigstens.

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