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Technics stellt den 1210er ein…

… und ein Raunen und Jammern geht durchs Netz.

Wie das ZDF auf seinen Seiten berichtet (Danke, Marcus), will Technics die Produktion der legendären DJ-Plattenspieler einstellen. Und die DJs sind natürlich geschockt.

Für den DJ mag die Einstellung der Produktion dieses Drehers durchaus ein nachvollziehbarer Verlust sein, ist er doch recht robust und für die „Arbeit“ an der Platte prima geeignet. Allerdings muss ich den DJs auch entgegnen, dass es inzwischen von vielen Herstellern etliche mindestens genau so gute Plattenspieler – auch mit Nadelbeleuchtung, Pitchfader, Strobe und kurzer Anlaufzeit als Direkttriebler gibt. Da braucht man den Technics nicht mehr wirklich – auch wenn ihm sozusagen „Respekt“ gebührt als Urvater dieses Plattenspielertyps.

Insgeheim konnte ich den 1210er noch nie richtig leiden. Die Optik ist fast schon klassisch und im Heimgebrauch scheint er nahezu unverwüstlich – aber ist auch nicht besonders gut. Klanglich steckt nämlich um Welten mehr in den schwarzen Rillen, als dieses Ding wiederzugeben in der Lage ist (und die Nachbauten sind unter klanglichen Gesichtspunkten nicht selten besser als das Original). Als Grund hierfür mache ich im Besonderen den Tonarm dafür verantwortlich. Zwar war die Idee des „Knicks“ in den 1980er Jahren ein gerne verwendeter Standard und rein rechnerisch vermag dieser Knick auch etwas um Spurwinkelfehler korrigieren, aber ein gerader Arm mit weniger „Einstellgedönz“ klingt trotzdem besser. Die Sache mit dem Gegengewicht am Technics-Arm empfand ich auch immer als ein bisschen provisorisch – das Auflagegewicht hat bei den 1210ern nie gestimmt. Der DJ fährt seine Platten gerne mit hohem Nadeldruck – da kann er besser scratchen und der Bass kommt auch dicker. Auf Dauer ist das nicht gut für die Platten und ich will einen Spieler, bei dem das Auflagegewicht – einmal eingestellt und nur gelegendlich nachjustiert – auch stimmt. Gerade bei der Wiedergabe leiser Sequenzen versagen diese Technics im Hinblick auf Transparenz. Wo viele bewegliche Teile sind, da entsteht früher oder später auch ein Spiel. Ich habe schon einige Technics gesehen, die durch verhältnismäßig kurzen Discobetrieb derart runter waren, dass sie entsorgt gehörten. Auch bei diesen Geräten gibt es Qualitätsunterschiede.

Versteht mich nicht falsch – die Technics-DJ-Dreher sind keinesfalls Schrott, aber 500 Steine muss man für das Gerät schon anlegen, und dafür bekommt man schon einen wesentlich musikalischen kleinen Rega mit dem RB250 oder gar 300er Arm – das ist einfach eine andere Liga.

Im Übrigen: Da hat das ZDF mal wieder unsauber recherchiert: Thoranz Thorens hat derzeit keinen Diskodreher im Programm und meines Wissens hatten die auch noch keinen. Was wundert, denn das Niveau, dass Thorens im Mittel erreicht, ist in etwa so hoch, wie das der Discodreher. Ich hatte auch mal einen Thorens, davon war ich nach einem dreiviertel Jahr aber gründlich geheilt – und ich werde mir auch keinen mehr kaufen…

Die DJs werden sich mittelfristig nach Alternativen umgucken dürfen – aber die gibt es.

Beate Baum im Interview

Beate Baum, Jahrgang 1963 ist Kultur- und Reisjournalistin. Aus dem Ruhrgebiet kommend, wohnt sie seit vielen Jahren in Dresden und hat sich dieser Stadt auch literarisch angenommen – in ihren Kriminalromanen der „Kirsten Bertram“-Reihe.
Über ein Post in diesem Blog bin ich mit ihr in Kontakt gekommen und hatte die Gelegenheit, Frau Baum einige Fragen zu ihrem Schaffen und Wirken zu stellen.

blog.fohrn.com: Sie sind im Ruhrgebiet geboren. Wie kamen Sie nach Dresden?
Beate Baum: Durch die Liebe – mein heutiger Mann hat hier eine Stelle bekommen, und da ich zu dem Zeitpunkt (1998) schon als freie Journalistin gearbeitet habe, konnte ich relativ problemlos mitziehen.

blog.fohrn.com: Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Beate Baum: Ich habe eigentlich immer schon geschrieben – gelesen und geschrieben. Die berufliche Entwicklung in Richtung Journalismus und Belletristik verlief dann fast parallel.

blog.fohrn.com: Was (oder wer) inspiriert Sie zu Ihren Geschichten?
Beate Baum: Meist ganz kleine Situationen, Gespräche, Auseinandersetzungen, etc. Wenn ich einen Ausgangspunkt habe, entwickelt die Geschichte quasi organisch (wenn es gut läuft!).

blog.fohrn.com: Enthält Ihr Werk autobiographische Elemente (und wenn ja, welche?

Beate Baum: Schon – Kirsten Bertram kommt wie ich aus Dortmund, hat auch in Thüringen gearbeitet und lebt nun in Dresden. Auch rein äußerlich hat sie in etwa meine Größe und Figur – was aber einfach damit zu tun hat, dass es so sehr viel leichter ist, Bewegungsabläufe, Körpergefühl, etc. in der Ich-Perspektive zu beschreiben. Und es war immer klar, dass alle meine Hauptfiguren aus dem Westen kommen müssen, weil ich als Zugezogene mich bestimmt nicht genug in das Wesen eines „Ossis“ hineinversetzen kann, um glaubhaft aus der Perspektive zu schreiben.
Meine Charaktereigenschaften habe ich auf die drei Hauptfiguren aufgeteilt, wobei Andreas die meisten negativen abbekommen hat.

blog.fohrn.com: Verorten Sie Ihre Leserschaft überwiegend in Dresden oder Ostdeutschland?

Beate Baum: Ja, was aber daran liegt, dass die Bücher hier auch mehr in den Läden liegen, auch mal auf einem Sondertisch, etc.

blog.fohrn.com: Was macht für Sie einen guten Krimi aus?

Beate Baum: Ich unterscheide gar nicht so sehr zwischen Krimi und Nicht-Krimi. Für mich gibt es gute Bücher und Zeitverschwendung. Ich achte immer sehr auf Sprache und Stil, aber auch auf Plausibilität, Logik (ich hasse überkonstruierte Geschichten), realistische Zusammenhänge, lebendige Figuren, nachvollziehbare Konflikte…

blog.fohrn.com: Gibt es weitere Krimis von Ihnen als Hörbuch oder sind Hörbücher geplant?

Beate Baum: Nein, leider gibt es bislang die anderen Titel nicht als Hörbuch. Mir sind auch keine Anfragen bekannt – aber manchmal geht das auch ganz schnell.

blog.fohrn.com: Das Büchermagazin „orange“ des Bayerischen Rundfunks (Radio) beschrieb in einer der letzten Sendungen einen Boom der Regionalkrimis. Können Sie diese Bewertung nachvollziehen? Was mag diesen „Boom“ ausgelöst haben, wenn es ihn denn gibt?

Beate Baum: Ich denke, es ist ein Marketing-Etikett, und wenn es hilft, die Bücher zu verkaufen, gut. Wenn man es so nimmt, schreibt Sara Paretsky auch Chicago-„Regional“-Krimis und Ian Rankin die für Edingburgh. Ich denke, ein guter Krimi lebt (auch) vom Realismus, und der wird durch eine nachvollziehbare Geografie unterstützt.

blog.fohrn.com: Wie bewerten Sie als Autorin die Eingriffe großer Buchhandelsketten (wie z.B. Thalia) in das Verlagsgeschäft und welche Chancen habe kleine Verlage und deren Autoren, sich in diesem System zu behaupten? (vgl. http://konsumpf.de/?p=6092)

Beate Baum: Das ist wirklich eine fürchterliche Entwicklung – wobei ich gefühlsmäßig immer noch die größere Gefahr durch Amazon sehe – wenn ich mich dort informieren kann (professionelle Kritiken und Kundenrezensionen (!)) und es portofrei nach Hause geliefert bekomme, ist die Versuchung schon sehr groß. Da kann ich jeden verstehen, der das macht (wenn ich auch tatsächlich noch immer meine Bestellung bei dem kleinen Buchhändler meines Vertrauens abgebe, abgesehen von englischen Büchern, die es dann oft auch bei Amazon noch billiger gibt, da werde ich dann auch schwach) Ich denke, die großen Ketten insgesamt machen kleine Verlage und kleine Autoren kaputt. Es ist einfach obzsön, welchen Anteil am Kaufpreis sie fordern (können) und bekommen.

blog.fohrn.com: Ich bitte Site um eine persönliche Einschätzung: Wie bedeutend ist das Internet, Amazon, Webseiten oder gar Blogs für den „Literaturbetrieb“?

Beate Baum: Ich würde denken, sehr groß, da man schnell Meinungen und Infos einholen kann (jetzt von Käuferseite aus gedacht).
Für mich als Autorin ist es auch eine wunderbare Recherche-Möglichkeit. Wo ich früher Mengen an Fachbüchern ausleihen und Telefonate führen musste, kann ich heute zumindest die ersten Grundlagen durch ein paar Klicks bekommen. Und dabei auch ungeschönte, unredigierte Meinungen einsehen.
Ich selbst kann mich auf meiner eigenen Webseite präsentieren, auf MySpace Lesungs-Hörproben abliefern, mich dort und auf Facebook vernetzen; über E-Mail kann ich mit Kollegen aus ganz Deutschland Kontakt halten. Es gibt bspw. eine Mailingliste des „Syndikats“, der Vereinigung deutschsprachiger Krimiautoren, wo man auf Fragen blitzschnell von ganz vielen anderen Profis Einschätzungen, Hilfe und Tipps bekommen kann. Manuskripte können blitzschnell zwischen mir und meiner Lektorin hin- und hergehen.
Die Liste ist schier unendlich. Das Arbeiten ohne wäre für mich kaum noch vorstellbar.

blog.fohrn.com: Wie ist Ihnen gelungen, dass „Dresdner Geschäfte“ als Hörbuch herausgebracht wurde?

Beate Baum: Da hatte ich gar keinen Einfluss darauf. So etwas wird meist von den Verlagen, bzw. von Agenturen organisiert.

blog.fohrn.com: Das Hörbuch „Dresdner Geschäfte“ wird zurzeit in diversen Onlineshops für wenige Euro angeboten. Können Sie dabei überhaupt etwas verdienen?

Beate Baum: Ich bin in der glücklichen Lage, Vorschüsse für meine Bücher zu bekommen, so dass ich nicht ganz so abhängig von Einzelverkäufen bin (indirekt natürlich schon, denn wenn die Verkäufe zu schlecht sind, gibt’s irgendwann keinen Vorschuss mehr). Auch für das Hörbuch gab es eine Pauschalzahlung – die dann allerdings wieder mit dem Buchvorschuss gegengerechnet wurde.

blog.fohrn.com: Welche Bücher oder Projekte planen Sie für die Zukunft?

Beate Baum: Gerade habe ich die erste Fassung des sechsten Kirsten Bertram-Romans abgeschlossen, in dem Erich Kästner eine Rolle spielt. Er wird – toi, toi, toi, wenn ich mit der Überarbeitung bis Jahresende fertig werde – im kommenden Juli erscheinen. Im Moment denke ich, damit ist die Reihe abgeschlossen, aber das habe ich beim Vorgänger-Buch, bei „Ruchlos“ auch schon gedacht. Es fällt doch sehr schwer, sich von Figuren, die einen so lange begleitet habe, zu trennen.
Prinzipiell würde ich aber gern einmal einen Roman ohne das „Krimi-“ davor schreiben. Ich denke, es ist einfach mal an der Zeit…

blog.fohrn.com: Vielen Dank!

Weitere Informationen zu Beate Baum und ihren Büchen findet Ihr auf der Webseite beatebaum.de. Bildnachweis: Beate Baum.

Das Nürnberger Rathaus stinkt

Gestern betraten wir das Nürnberger Rathaus, um beim Volksbegehren (siehe letztes Post) zu unterschreiben. Das Rathaus aber stank – es ist unbeschreiblich. Schon als ich die Tür öffnete, wehte mir ein Duft zu, der von Kotze oder frischer Scheiße, im besten Falle noch von sehr stinkendem, abgelaufenem Käse hätte herrühren können.

In der Zeitung vom vergangenen Donnerstag war zu lesen, dass auf das Nürnberger Rathaus ein „Buttersäureanschlag“ verübt worden sei – und zwar in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch letzter Woche (!!) und man hätte sehr gründlich geputzt und den Geruch unter Kontrolle gebracht.

Nix da „unter Kontrolle“ – das Rathaus stinkt, dass wir zu tun hatten, die Brocken bei uns zu behalten. Wenn man das in der Stadt als „putzen“ bezeichnet und es stinkt noch nach Tagen …

Der Mensch bewertet den Geruch negativ, die Stubenfliege positiv.

(Wikipedia, Artikel „Buttersäure„)

In der Zeitung wurde übrigens spekuliert, dass der Buttersäure-Anschlag von Gegnern des Volksbegehrens verübt wurde. Da frage ich mich: Was stinkt mehr? Scheiße oder Zigarettenqualm?

Jetzt noch schnell eintragen beim Volksbegehren für Nichtraucherschutz!

Noch könnt Ihr Euch beim Volksbegehren für mehr Nichtraucherschutz in Bayern eintragen. Die Listen sind noch heute und morgen offen.

Worum geht es?

Es geht um das totale und ausnahmslose Rauchverbot in Kneipen, Restaurants, Diskotheken und Bars. Es sollen auch die „Sonderregelungen“ abgeschafft werden, die bislang für Kneipen unter 75 Quadratmeter und Festzelte galten.

Das ist nicht neu – im Prinzip hatten wir das in Bayern schon einmal, dann ist aber die CSU vor sich selbst eingeknickt und hat den Nichtraucheschutz wieder „gelockert“.

Nun gibt es ein Volksbegehren – es fehlen noch 90.000 Unterschriften. Daher: Heute und morgen eintragen!

Wo, erfahrt Ihr hier.

MJ Cole – Sincere

Das waren die 90s. Das war cool. Hatte ich damals sogar gekauft, so geil fand ich das.

Ist heute imer noch geil. Leider kein HD und mieser Sound, hat aber auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Da das Video lange down war, habe ich das heute mal gegen ein besseres ersetzt – jetzt stimmt auch der Sound!

Nürnbergs 100-Sekunden-Takt

Ich bin zwar kein absoluter Gegner der vollautomatisierten fahrerlosen U-Bahn in Nürnberg, aber ich beobachte dieses Großprojekt der VAG doch kritisch, zumal ich als technikaffiner Mensch um die Tücken unterschiedlichster automatisierter Abläufe weiß.

Gestern nun, ich fuhr von Ziegelstein zum Rathenauplatz, konnte ich die neue Kurzzugstrategie der VAG auf den Linien U2 (und U3) beobachten, und ich muss sagen: Das Vorhaben ist vielversprechend.

Im Kern dreht es sich um die Bestrebung der VAG, je nach Fahrgastaufkommen adäquate Beförderungskapazitäten anzubieten. Ob das immer das Beste ist, bleibt zu hinterfragen, weil man immer damit rechnen muss, dass Angebote auf geringerfrequentierten Strecken zu Nicht-Stoßzeiten eingedampft werden. Die VAG, das glaube ich ihnen sogar, will nun einen anderen Weg gehen und ersann einen Kompromiss: Die Strecke der U2 und U3 wird im vollautomatisierten Betrieb befahren werden, der Takt wird grundsätzlich erhöht (was ich gut finde), zur Rush-Hour fahren normal lange Züge und in den „Nebenzeiten“ werden Kurzzüge eingesetzt.

Ich sehe als Fahrgast folgenden Vorteil: Abends und am Wochenende sind die etwas außerhalb gelegenen U-Bahnhöfe oft recht leer. Und die im Verhältnis wenigen Fahrgäste finden auch in Kurzzügen (die sind etwa um die Hälfte der Waggons verkürzt) immer noch gut Platz. Wenn sich jetzt auch noch der Takt von jetzt zehn Minuten (sonntags) auf vier Minuten verkürzt, dann habe ich als Fahrgast gewonnen, denn ich komme schneller weg und an und bekomme trotzdem einen Sitzplatz (bislang läuft das Ganze im Testbetrieb, der Regelbetrieb soll dann Anfang 2010 aufgenommen werden).

Nicht so ganz klar ist mir allerdings, wie die VAG bei diesem Kompromiss überhaupt auf „Null“ kommen kann – ohne gar Verluste zu machen. Zwar sind die U-Bahnzüge nun um die Hälfte kürzer, aber es werden ja mehr als doppelt so viele Züge auf den Weg geschickt. Das muss etwas kosten!

Am Rathenauplatz standen gestern einige VAG-Mitarbeiter mit Infozetteln in der Hand bereit und informierten über die Kurzzüge und die neue Taktung. Ein netter, älterer VAGler sprach mich an und drückte mir den Infozettel in die Hand. Er erklärte die Taktung und dass diese durch den Einsatz von Kurzzügen erreicht wird. Ich fragte ihn ganz offen nach den Arbeitsplätzen und er sagte sinngemäß, dass sich für die Fahrer der U-Bahnen innerhalb der VAG vielfältige Möglichkeiten böten, ihren Job zu behalten. Jeweils ein Mitarbeiter betreue drei Bahnhöfe, auf denen automatisiert gefahren werde, manche der Fahrer würden zur Straßenbahn wechseln oder hätten eine spezielle Fahrerlaubnis für die Personenbeförderung in den Bussen und es sei bis heute noch kein Fahrer bedingt durch die Automatisierung der U-Bahn entlassen worden. Ich will es ihm glauben (die Stärke von ver.di hat sich während des ÖPNV-Streiks ja bewiesen), ob das aber auf Dauer durchzuhalten ist?

Der Kompromiss, der da derzeit im besten Wortsinne „gefahren“ wird, ist für mich ganz angenehm. Dennoch habe ich die Sorge, dass man irgendwann in den „Nebenzeiten“ oder am Wochenende den Takt wieder herunterfährt – allein schon aus Rentabilitätsgründen. Das wird aber die Zukunft zeigen.

Hier ist eine Kundenmitteilung der VAG, der die Taktung näher erklärt.

Und das schreibt der Bayreuther „Kurier“.

Jungs Rücktritt und die Folgen

Am Freitag fragte mich Thorsten, ob ich nicht etwas über Arbeitsminister Jung hier im Blog schreiben wolle. Da war er noch nicht zurückgetreten. Ich sagte ihm „Nee , das lass ich mal, is´ eh klar.“ was er mit einem „Man wird sich doch mal was wünschen dürfen“ quittierte.

Nun schreibe ich doch was – nicht direkt über den Rücktritt Jungs, is´eh klar (wen wundert dieser Luftwaffeneinsatz in Kundus denn ernsthaft? In Afghanistan ist Krieg und das ist ein Teil des Kriegs!) sondern über die überhastete Kabinettsumbildung durch Frau Merkel.

Bleiben wir noch ganz kurz bei Jung:

Der Rücktritt von Minister Jung ist eine Konsequenz aus seinem demokratisch und juristisch unhaltbaren Vorgehen. Mit der von seinem Ministerium zu verantwortenden Täuschung der Öffentlichkeit und des Parlaments über die zivilen Opfer des von einem Bundeswehr-Offiziers angeordneten Bombardements auf zwei bei Kundus von den Taliban entführte Tanklastwagen ist er untragbar für ein Ministeramt geworden.

So kommentiert Gysi die Sache und mit Verlaub, er hat Recht. Nun war Jung zwar kurzzeitig Arbeitsminister, die Vertuschungen fielen aber im Kriegsministerium Verteidigungsministerium in seine Verantwortung. Daher Rücktritt (in einer Blitzaktion – dieses Mini-Statement war ja irgendwie auch unwürdig). Und so ist es auch kein Wunder, dass man dem Jung den Rücktritt nicht ganz abnimmt:

Man könnte ja denken, es sei ein feiner Zug Jungs, nach dem von ihm durchaus mit zu verantwortenden Skandal zurückzutreten.
Aber ich glaube, echte Reue empfindet Jung nicht, und Rücktritte allein sind auch irgendwie ein etwas seltsames Mittel der Aufarbeitung von Regierungsfehlern. Man stellt die Medien ruhig, sachlich ändert sich aber oft nichts.

Jetzt aber drohten der Merkel die Felle davonzuschwimmen… Die ersten hundert Tage Tigerente sind noch nicht durchlebt, da wird ihr der erste Minister abgängig – das gibt kein gutes Bild ab. Sie war, das muss der Fairness halber gesagt sein, zum Handeln gezwungen. Und zwar zum schnellen Handeln. Wie sie gehandelt hat, wirft aber Fragen auf und wirft wiederum kein gutes Bild auf die Tigerente.

Mich wunderte schon zu Zeiten von schwarz-rot, warum man die von der Leyen nicht rechtzeitig entsorgt hat. Sie hat in ihrer Zeit als Bundesfamilienministerin nichts, aber auch gar nichts auf die Reihe bekommen. Eine peinliche Fehlbesetzung – schon damals. Das einzige, woran man sich in der Zukunft im Kontext ihres Namens erinnern wird, ist ihre von A bis Z vermurkste Initiative zum „Zugangserschwerungsgesetz“ (vulgo Internetzensurgesetz), das aber so extrem schlecht ist, dass sich sogar Horst Köhler (sic!) weigert, das zu unterschreiben (sic!!).

Und was macht Angie mit von der Leyen? Sie macht sie zur Nachfolgerin Jungs!! Zur Arbeitsministerin!! Frau Merkel, Schadensbegrenzung sieht anders aus!!

Wolfgang Gehrke trifft den Nagel auf den Kopf:

Ursula von der Leyen, von der bekannt ist, dass sie nicht länger Familienministerin sein wollte, beerbt Franz Josef Jung. Warum wurde eigentlich von der Leyen Arbeitsministerin? Was befähigt sie für dieses Ministeramt? Das wusste man bei Jung schon nicht, bei von der Leyen noch weniger.

Die Minister machen also eine Art Ämter-Ringtausch – nur ein Stuhl bleibt unbesetzt – schließlich ist Jung ja weg: Wer wird Familienminister? Es ist eine unbekannte Roland-Koch-Treue, die auf den Namen Kristina Köhler hört, und von der man nur weiß, dass sie nicht schlaues sagt und nichts kann.

Als kleines Mädchen war sie Kohl-Groupie (Dank an Fefe, ich hab so lachen müssen!!), die anderen Kinder sind von den Pferden , den Kellys oder anderen Jugendsünden irgendwann wieder abgekommen, Köhler ist halt auf Kohl hängengeblieben. Was kann sie noch? Ja, sie twittert. Das war´s dann auch schon (oh Mann, ich muss gleich kotzen!). Und sonst?

Neu in der Regierung ist nun Kristina Köhler. Bislang ist sie nur durch drei Dinge aufgefallen: sie kommt aus Hessen, gehört zu Kochs Clique und ist eine antikommunistische Angstbeißerin. Das langt aus, um bei Merkel Ministerin zu werden.

(Wolfgang Gehrke)

Die Schwarze Pest hat heute zwei wichtige Personalkritikpunkte adressiert. Erstens ist der einzige Posten, der mit jemandem mit Ansätzen von Sachkenntnis besetzt war, jetzt weniger konfrontativ belegt. Frau von der Leyen hat eine Familie, das kann man als Sachkenntnis für das Amt der Familienministerin durchgehen lassen. Völlig klar, das konnte nicht so bleiben. Die von der Leyen macht jetzt Arbeitsministerin, da passt sie auch viel besser hin, gearbeitet hat sie schließlich noch nie.

Und:

Einzelne haben die Köhler schon als „die Sarah Palin der CDU“ bezeichnet, aber das ist falsch. Sie hat schließlich keine schwangere Tochter.

(Felix von Leitner)

Das vorletzte Zitat kann man durchaus als bissig betrachten, aber es enthält doch eine tiefe Wahrheit über die Tigerente: Wenn es bei der Vergabe von Ministerämtern auf eines definitiv nicht ankommt, dann auf Kompetenz. Ein Minister in unseren Tagen macht mal dies, tut mal jenes, der Laden wird von Ministerialbeamten bestellt und der Minister ist damit austauschbar (und wird auch von Zeit zu Zeit ausgetauscht). Nun stellt sich dann aber die Frage: Wenn das so läuft, wofür braucht es dann noch Minister?

Politikverdrossenheit bekommt man so jedenfalls nicht in den Griff.

Hornlautsprecher handmade: Das „Little Horn“ von Specimen.

Mit Hornlautsprechern habe ich mich 2003 und 2004 einmal beschäftigt und bin dann irgendwie wieder drüber weggekommen, auch, weil das, was ich testweise gehört habe, für die Sprachwiedergabe und Solo-Instrumentalmusik gut geeignet schien, aber für andere Aufnahmen irgendwie nicht rockte.

Dabei gibt es gerade im Bereich der Hörner immer wieder hochinteressante DIY-Projekte mit, so wird versprochen, erstaunlich guten Resultaten für den kleinen Geldbeutel. Peter, damals hatte er noch in der Johannisstraße seinen Laden, hat mal sehr nette und schlanke Hörner gebaut – mit Fostex-Chassis und es war schon eine interessante Erfahrung, wie sehr sich der Sound aus diesen Standardbauteilen beeinflussen lässt (zu dem Thema gibt es hier eine Übersicht inkl. Preise – für die Breitbänder etwas runterscrollen, es dürfte sich beim damaligen Aufbau in etwa um einen auf dem Niveau des FF 225K gehandelt haben – versteht mich nicht falsch: 120 Euro sind auch ein Batzen Geld, aber das ist ein fairer Deal, wenn man Breitbänder mag).

Genau hier sind wir beim „Problem“ der Hörner: Diese Art von beeinflusstem Klang kann einem gefallen – oder auch nicht. Ich war mir seinerzeit nicht sicher.

Ein weiterer Punkt an den Hörnern ist in der Regel der Preis: Die Lautsprecher vieler Hörner sind oft preislich nicht so das Problen, das haben wir bei der Fostex-Übersicht ja schon gesehen. Aber das Gehäuse herzustellen, bedeutet schon einen immensen Aufwand – und Hörner sind eben keine Massenware.

Wer nicht selber wasteln kann oder will (mit so Holzsachen tue ich mir persönlich sauschwer), muss also schon ordentlich Spielgeld haben, um mit Hörnern zu einem vernünftigen Ergebnis zu kommen. Doch nun stößt eine Gitarrenmanufaktur aus Ammiland in genau diese Marktlücke:

Die in Chicago ansässige Manufaktur Specimen, seit 1981 baut man dort Gitarren (und hat daher Holz-Know-How), bietet ein Pärchen des „Little Horn“ für 1500 Dollar an (das ist der Einführungspreis).

Die Fotos erreichten mich gestern per Mail vom Nadine vom Specimen-Vertrieb.

Verbaut ist übrigens ein kleiner Fostex-Breitbander, der FE108 Sigma. Dessen Vorgänger hatte ich einmal gehört (und fand ihn im Bassbereich deutlich zu dünn, auch für einen Breitbandlautsprecher), wie sich der Sigma macht, kann ich persönlich nicht sagen – wer aber danach googelt, der wird feststellen, dass der oft und gerne in DIY-Hornprojekten eingesetzt wird.

Optisch finde ich besonders dies Walnuss/rot-Kombi sehr ansprechend. Nur: Wie klingt die Box? Was kann der (zugegebenermaßen toll aussehende) Holztrichter akustisch bieten?

Ich wendete mich an Nadine, um zu erfahren, wer den Deutschlandvertrieb für die Hörner macht (HiFi-Händler, hier ist Eure Marktlücke) und wo ich sie mal hören könnte (das interessiert mich schon sehr!). Sie schrieb:

Hello Michael,

We do not have a dealer in Germany. We sell direct. We do have a return policy that may interest you. Below is a link to a page with full details:
Return Policy
Specimen’s Little Horn Speakers come with a 30-day, no-questions-asked, total satisfaction return policy. Click here for more details about our return policy.

Also, I will be posting many new color combinations to the Little Horns web page today, check them out and please let me know of any further questions.

Regards,

Nadine Schneller
S P E C I M E N
The Chicago School of Guitar Making
www.specimenguitars.com
773.489.4830

Schade. Aber wen wirklich der Gedanke umtreibt, die Hörner mal zu hören, der lasse sich die testweise kommen, hier ist man sehr offen und kann Nadine oder Ian auch direkt ansprechen. Überhaupt sind die bei Specimen sehr entspannt.

Weiterhin interessant ist dieser Link, hier sieht man, wie die Hörner hergestellt werden. Das finde ich nicht nur interessant sondern auch dem Kunden gegenüber äußerst transparent.

Zu Hörnern generell: Ich kann mich noch gut erinnern, dass mich die Hörner seinerzeit von der Transparenz her nicht umgeworfen haben, aber ich den akustischen Eindruck als sehr interessant empfand. Ich finde Breitband halt immer etwas zu „homogen“ – will sagen: Zu undifferenziert. Allerdings bin ich in manchen Ketten ihrem Reiz erlegen, insbesondere, wenn mit klassischen Röhrenverstärkern gearbeitet wird. Ich betreibe ja selbst zwei Röhrenmonos mit je zwei EL34 im Gegentakt, das ist richtig RETRO und das ist RICHTIG GEIL!! Nun liefert der Fostexsprecher einen Wirkungsgrad von 92dB, das ist halt für so eine klassische Röhrenverstärkung optimal. Breitband und Röhre vertragen sich generell recht gut, nur muss man halt auch den typischen Sound mögen…

Surfbefehl: Wer es noch nicht kennt, der sehe sich diese Webseite hier an. Avantgarde Acoustic stellen die derzeitige Referenz im Bereich der Hornlautsprecher her – für viele viele kEuros!

Dagegen machen sich die kleinen Specimen-Speaker echt niedlich aus…

Nachtrag: Selbst für die kleinen Hörner – des sollte man vorher wirklich ausprobiert haben, sollte die Raumgröße passen. In der Besenkammer wird das nix. Und man muss, insbesondere bei Hörnern, auch richtig sitzen!

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