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Beate Baum im Interview

Beate Baum, Jahrgang 1963 ist Kultur- und Reisjournalistin. Aus dem Ruhrgebiet kommend, wohnt sie seit vielen Jahren in Dresden und hat sich dieser Stadt auch literarisch angenommen – in ihren Kriminalromanen der „Kirsten Bertram“-Reihe.
Über ein Post in diesem Blog bin ich mit ihr in Kontakt gekommen und hatte die Gelegenheit, Frau Baum einige Fragen zu ihrem Schaffen und Wirken zu stellen.

blog.fohrn.com: Sie sind im Ruhrgebiet geboren. Wie kamen Sie nach Dresden?
Beate Baum: Durch die Liebe – mein heutiger Mann hat hier eine Stelle bekommen, und da ich zu dem Zeitpunkt (1998) schon als freie Journalistin gearbeitet habe, konnte ich relativ problemlos mitziehen.

blog.fohrn.com: Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Beate Baum: Ich habe eigentlich immer schon geschrieben – gelesen und geschrieben. Die berufliche Entwicklung in Richtung Journalismus und Belletristik verlief dann fast parallel.

blog.fohrn.com: Was (oder wer) inspiriert Sie zu Ihren Geschichten?
Beate Baum: Meist ganz kleine Situationen, Gespräche, Auseinandersetzungen, etc. Wenn ich einen Ausgangspunkt habe, entwickelt die Geschichte quasi organisch (wenn es gut läuft!).

blog.fohrn.com: Enthält Ihr Werk autobiographische Elemente (und wenn ja, welche?

Beate Baum: Schon – Kirsten Bertram kommt wie ich aus Dortmund, hat auch in Thüringen gearbeitet und lebt nun in Dresden. Auch rein äußerlich hat sie in etwa meine Größe und Figur – was aber einfach damit zu tun hat, dass es so sehr viel leichter ist, Bewegungsabläufe, Körpergefühl, etc. in der Ich-Perspektive zu beschreiben. Und es war immer klar, dass alle meine Hauptfiguren aus dem Westen kommen müssen, weil ich als Zugezogene mich bestimmt nicht genug in das Wesen eines „Ossis“ hineinversetzen kann, um glaubhaft aus der Perspektive zu schreiben.
Meine Charaktereigenschaften habe ich auf die drei Hauptfiguren aufgeteilt, wobei Andreas die meisten negativen abbekommen hat.

blog.fohrn.com: Verorten Sie Ihre Leserschaft überwiegend in Dresden oder Ostdeutschland?

Beate Baum: Ja, was aber daran liegt, dass die Bücher hier auch mehr in den Läden liegen, auch mal auf einem Sondertisch, etc.

blog.fohrn.com: Was macht für Sie einen guten Krimi aus?

Beate Baum: Ich unterscheide gar nicht so sehr zwischen Krimi und Nicht-Krimi. Für mich gibt es gute Bücher und Zeitverschwendung. Ich achte immer sehr auf Sprache und Stil, aber auch auf Plausibilität, Logik (ich hasse überkonstruierte Geschichten), realistische Zusammenhänge, lebendige Figuren, nachvollziehbare Konflikte…

blog.fohrn.com: Gibt es weitere Krimis von Ihnen als Hörbuch oder sind Hörbücher geplant?

Beate Baum: Nein, leider gibt es bislang die anderen Titel nicht als Hörbuch. Mir sind auch keine Anfragen bekannt – aber manchmal geht das auch ganz schnell.

blog.fohrn.com: Das Büchermagazin „orange“ des Bayerischen Rundfunks (Radio) beschrieb in einer der letzten Sendungen einen Boom der Regionalkrimis. Können Sie diese Bewertung nachvollziehen? Was mag diesen „Boom“ ausgelöst haben, wenn es ihn denn gibt?

Beate Baum: Ich denke, es ist ein Marketing-Etikett, und wenn es hilft, die Bücher zu verkaufen, gut. Wenn man es so nimmt, schreibt Sara Paretsky auch Chicago-„Regional“-Krimis und Ian Rankin die für Edingburgh. Ich denke, ein guter Krimi lebt (auch) vom Realismus, und der wird durch eine nachvollziehbare Geografie unterstützt.

blog.fohrn.com: Wie bewerten Sie als Autorin die Eingriffe großer Buchhandelsketten (wie z.B. Thalia) in das Verlagsgeschäft und welche Chancen habe kleine Verlage und deren Autoren, sich in diesem System zu behaupten? (vgl. http://konsumpf.de/?p=6092)

Beate Baum: Das ist wirklich eine fürchterliche Entwicklung – wobei ich gefühlsmäßig immer noch die größere Gefahr durch Amazon sehe – wenn ich mich dort informieren kann (professionelle Kritiken und Kundenrezensionen (!)) und es portofrei nach Hause geliefert bekomme, ist die Versuchung schon sehr groß. Da kann ich jeden verstehen, der das macht (wenn ich auch tatsächlich noch immer meine Bestellung bei dem kleinen Buchhändler meines Vertrauens abgebe, abgesehen von englischen Büchern, die es dann oft auch bei Amazon noch billiger gibt, da werde ich dann auch schwach) Ich denke, die großen Ketten insgesamt machen kleine Verlage und kleine Autoren kaputt. Es ist einfach obzsön, welchen Anteil am Kaufpreis sie fordern (können) und bekommen.

blog.fohrn.com: Ich bitte Site um eine persönliche Einschätzung: Wie bedeutend ist das Internet, Amazon, Webseiten oder gar Blogs für den „Literaturbetrieb“?

Beate Baum: Ich würde denken, sehr groß, da man schnell Meinungen und Infos einholen kann (jetzt von Käuferseite aus gedacht).
Für mich als Autorin ist es auch eine wunderbare Recherche-Möglichkeit. Wo ich früher Mengen an Fachbüchern ausleihen und Telefonate führen musste, kann ich heute zumindest die ersten Grundlagen durch ein paar Klicks bekommen. Und dabei auch ungeschönte, unredigierte Meinungen einsehen.
Ich selbst kann mich auf meiner eigenen Webseite präsentieren, auf MySpace Lesungs-Hörproben abliefern, mich dort und auf Facebook vernetzen; über E-Mail kann ich mit Kollegen aus ganz Deutschland Kontakt halten. Es gibt bspw. eine Mailingliste des „Syndikats“, der Vereinigung deutschsprachiger Krimiautoren, wo man auf Fragen blitzschnell von ganz vielen anderen Profis Einschätzungen, Hilfe und Tipps bekommen kann. Manuskripte können blitzschnell zwischen mir und meiner Lektorin hin- und hergehen.
Die Liste ist schier unendlich. Das Arbeiten ohne wäre für mich kaum noch vorstellbar.

blog.fohrn.com: Wie ist Ihnen gelungen, dass „Dresdner Geschäfte“ als Hörbuch herausgebracht wurde?

Beate Baum: Da hatte ich gar keinen Einfluss darauf. So etwas wird meist von den Verlagen, bzw. von Agenturen organisiert.

blog.fohrn.com: Das Hörbuch „Dresdner Geschäfte“ wird zurzeit in diversen Onlineshops für wenige Euro angeboten. Können Sie dabei überhaupt etwas verdienen?

Beate Baum: Ich bin in der glücklichen Lage, Vorschüsse für meine Bücher zu bekommen, so dass ich nicht ganz so abhängig von Einzelverkäufen bin (indirekt natürlich schon, denn wenn die Verkäufe zu schlecht sind, gibt’s irgendwann keinen Vorschuss mehr). Auch für das Hörbuch gab es eine Pauschalzahlung – die dann allerdings wieder mit dem Buchvorschuss gegengerechnet wurde.

blog.fohrn.com: Welche Bücher oder Projekte planen Sie für die Zukunft?

Beate Baum: Gerade habe ich die erste Fassung des sechsten Kirsten Bertram-Romans abgeschlossen, in dem Erich Kästner eine Rolle spielt. Er wird – toi, toi, toi, wenn ich mit der Überarbeitung bis Jahresende fertig werde – im kommenden Juli erscheinen. Im Moment denke ich, damit ist die Reihe abgeschlossen, aber das habe ich beim Vorgänger-Buch, bei „Ruchlos“ auch schon gedacht. Es fällt doch sehr schwer, sich von Figuren, die einen so lange begleitet habe, zu trennen.
Prinzipiell würde ich aber gern einmal einen Roman ohne das „Krimi-“ davor schreiben. Ich denke, es ist einfach mal an der Zeit…

blog.fohrn.com: Vielen Dank!

Weitere Informationen zu Beate Baum und ihren Büchen findet Ihr auf der Webseite beatebaum.de. Bildnachweis: Beate Baum.

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