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Rückspiegel: barcamp Nürnberg 2012 (#bcnue4)

Die hohe Zeit der Großgruppentechniken waren die 1980er Jahre. In dieser Zeit gab es wohl kaum ein Unternehmen oder eine Institution die nicht mindestens einmal mit Open Space, World Café oder ähnlichem gearbeitet hat. So etablierten sich Formen des Wissenstransfers und des Zusammenarbeitens, die heute – gänzlich zu Unrecht – in Vergessenheit gerieten oder nur im geschützten Unternehmenssetting zur Anwendung kommen. Doch es gibt einige wenige Ausnahmen, die wohl wesentlichste ist das barcamp. Auf einem barcamp werden genau diese Techniken, für den Anlass modifiziert, genutzt, um mit wissensdurstigen IT- und netzaffinen Menschen ins Gespräch zu kommen, Wissen zu verbreiten und natürlich zu netzwerken. Die wohl wesentlichen Gedanken eines barcamps sind, dass es kein Zuschauer sondern nur Teilnehmer (oder sollte ich Beteiligte sagen) gibt, jeder Besucher das Camp mit einer Session bereichern kann und die Infrastruktur so gestaltet ist, dass sich Nerds und Nicht-Nerds wohl fühlen und der Austausch gedeihen kann.

Auch in Nürnberg findet alljährlich diese „Un-Konferenz“, das barcamp, statt. Das Orga-Team hat eingeladen und Dreihundert kamen am vergangenen Wochenende ins Forum des Nürnberger Südwestparks.

Der erste Abend war gleichzeitig der Auftakt des barcamps und stand unter dem Motto „Change“, in enger Anlehnung an das von der Nürnberger GRUNDIG AKADENMIE durchgeführte Change Camp, das sich wie ein barcamp organisiert, allerdings weniger IT-lastig ist sondern im weitesten Sinne Managementthemen abdeckt. Nach dem die teils weitgereisten „Camper“ eintrafen wurden an diesem Freitag Abend bereits sieben Sessions gehalten, der Scope lag wie angekündigt auf Social Media und so wurde über Twitter für Küken, Xing, Google+, Blogvermarktung und Canvanizer gesprochen. Tommy (@TBrnhsser) hielt eine Session zum Thema Social Media und Burn Out und Alex Talmon stellte ein Video unter dem Titel „How To Be Successfull In 8 Steps“ zur Diskussion. Das Buffet wurde an diesem Abend von ifi bereitet und besonders die Wraps in der Takeaway-Box fanden guten Anklang. Diese Sessions gingen nach einem kurzen Come Together in die Pecha Kucha-Night über. Und zu guter Letzt wurden auch noch Nightsessions, eine davon mit sportlichem Impetus angeboten. Nur: Das heimische Daunenbett zog ich dem Joggen zum Tageswechsel am Rhein-Main-Donaukanal einfach vor.

Der zweite Tag, der Samstag, unterschied sich vom ersten nur durch ein ausgiebiges Frühstücksbuffet und zahllose Sessions, die man im Timetabler alle einsehen kann. Zum Mittagessen wurde es dann herzhaft-deftig, Fleischküchle und Kartoffelsalat standen auf der Speisekarte, die vegetarische Auswahl war noch reichhaltiger; wer mich kennt, weiß, dass ich das aber geflissentlich zu ignorieren weiß.

Und ebenso am Nachmittag reihte sich eine Session an die Andere.

Neben den Sessions gab es genug Raum, mit wirklich interessanten Menschen zu sprechen, zuvorderst @Jay16K, @mikebuchner und @advotuxde. Es sind diese Gespräche, die das Camp so wertvoll machen – es ist etwas besonderes, mit solchen Menschen zusammenzukommen. Besonders Michael Buchner wünsche ich auf diesem Weg die Ausdauer, das barcanmp auch in Regensburg zu etablieren.

Ein paar persönliche Beobachtungen möchte ich noch anfügen:

Dass ich fürs Kickern nicht geboren bin, musste ich spätestens am barcamp einsehen. Tommy zockte mich ohne mit der Wimper zu zucken 10:0 ab. Der Freitag Abend bot reichlich Gelegenheit, über das bedingungslose Grundeinkommen und die derzeitige Verfassung unseres Sozialversicherungssystem zu diskutieren, auch über Großgruppenmethoden und Veränderungsmanagement haben wir gesprochen. Jeder kann das Camp mitgestalten. Nachdem es im letzten Jahr von der GA eine Club Mate-„Spende“ gab und die für den Freitagabend ebenfalls wieder von der GA gestellt wurde, durfte ich zu meinem höchsten Verzücken entdecken, dass die Mate diesmal in Strömen floss.

Ich esse unterjährig eigentlich nie Müsli, ich bin ja kein Gaul. Eine Ausnahme bildet das Camp, weil es wohl kein besseres Müsli als den 2go-Schokomüslibecher von mymuesli gibt. Der Kaffee auf dem Camp war hervorragend ebenso wie der „Gute-Morgen-Saft“.

In der Lounge fanden sich auch diesmal kleine Sessel des Coburger Herstellers „Lümmel“, die von der Optik her an Tetrisklötze gemahnen und die saubequem sind. Eine kurze Webrecherche ergab, dass diese praktischen Sitzgelegenheiten mit 120,- zu Buche schlagen, das ist mir dann doch etwas zu teuer.

Ein guter Teil der Onlinekommunikation auf dem barcamp lief auch in diesem Jahr wieder über Twitter, das kommt mir persönlich sehr zu Pass, weil ich Twitter sehr mag und es für eines der dynamischsten SNs halte. Dass in der Lounge eine Twitterwall zur Verfügung stand, muss wohl nicht eigens erwähnt werden, der Vollständigkeit halber sei dies aber getan.

Dem barcamp haftet ja das Gerücht an, unpolitisch zu sein und mir ist bewusst, dass der Chaos Communications Congress hier netzpolitische und bürgerrechtliche Maßstäbe setzt. Unpolitisch ist das Camp aber nicht. Auch wenn sich wenig Politisches in den Sessions abbildet, weht ein Geist netzpolitischer Informiertheit und Engagements im Camp, einige der Teilnehmer unterbrachen das Camp um gegen ACTA in der Nürnberger Innenstadt zu demonstrieren, dies kann nicht genug gelobt werden.

TeamIX sponserte WLAN, das zuweilen langsam, in der Zeit, in der ich es nutzte allerdings sehr stabil lief. Danke dafür. Es mag zwar selbstverständlich klingen, dass auf einem barcamp WLAN da ist, aber man darf den Aufwand, der dahinter steckt, nicht verkennen. Ganz soviel davon hatte ich nicht, denn mein Telefon beschloss sich selbstständig zu machen und fuhr genau am Samstag Nachmittag ein stundenlanges Update.

Was auch immer toll ist: Jeder hat seine Gadgets dabei und so ist es mir gelungen, ein Hands-on-feeling für unterschiedlichste Android-Hardware zu gewinnen und unmittelbares Feedback der Nutzer über das jeweilige Gerät aufzuschnappen.

Barcampen rentiert sich und macht Spaß. Ich bin froh, dasssich das Camp in Nürnberg halten konnte. Nicht vergessen werden darf, dass es mit 300 Teilnehmern und weit über 100 Sessions in diesem Jahr das Nürnberger Rekordcamp ist. Und so gilt mein persönlicher Dank der Orga, besonders an Andreas Pilz und @spr2 – eine wirklich wunderbare Arbeit, die ihr da macht. Und Dank gilt auch den Sponsoren, die Hauptsponsoren seien in alphabetischer Reihenfolge mit Conrad Caine, GRUINDIG AKADEMIE, immonet.de, immowelt.de, insert EFFECT, Microsoft, shirtracer, Südwestpark und teamIX benannt.

Auf gehts zum Change Camp und barcamp Nürnberg

Heute ab 17 Uhr ist es soweit: Das Nürnberger barcamp startet und den Auftakt bildet das Change Camp der GRUNDIG AKADEMIE.

Das heutige Change Camp, das nahtlos in die Pecha Kucha-Nacht und das barcamp überleitet, ist kostenlos, für den Event am Wochenende wird eine gerine Teilnehmergebühr erhoben.

Infos zur Location und die Anmeldemöglichkeit für heute Abend gibt es in der mixxt-Gruppe des Camps, man kann aber auch einfach so vorbei kommen.

Wer sich nuch unschlüssig ist, was so ein Camp ist und was fdort passiert, der sei auf den wirklich guten Artikerl in der Wikipedia hingewiesen.

Der Hashtag für das Camp bei Twitter lautet #bcnue4, außerdem gibts noch eine Facebook-Fanseite vom barcamp.

Das Ganze – wie immer – im Forum des Südwestparks:
Südwestpark 37-41 (Forum)
90449 Nürnberg

Wirtshaus-Explorer: Wurstdurst Nürnberg

Auch wenn das Wurstdurst in Nürnberg kein typisches Wirtshaus ist, so hat es doch ein Review im Wirtshaus-Explorer redlich verdient, denn nirgends anders in Nürnberg wird mit so viel Liebe und Hingabe Currywurst gemacht. Aber der Reihe nach:

Franken hat keine Currywurstkultur – schon gar keine, wie man sie in Berlin oder im Pott vorfindet. Und so ist es hier auch eher eingeschlichene Normalität, dass wir hierzulande an den Büdchen eher gewöhnliche Currywurst mit in der Regel sehr gewöhnlicher Soße und Pommes aus der TK-Truhe bekommen. Deutschlandreisende wissen, dass das nicht so sein muss, Currywurst ist mehr als Fast-Food, Currywurst kann richtig gut sein und in der Tat fein schmecken.

Diese Currywurstkultur bringt nun der kleine Laden Wurstdurst in der Luitpoldstraße ins Frankenland. Direkt neben und gegenüber Etablissements wir dem „World of Sex“ oder dem „Stage 2000“ will in der in den letzten Jahren durchaus wieder halbwegs betretbar gewordenen Luitpoldstraße fast schon ein bisschen Reeperbahn-Atmosphäre aufkommen, nur halt in fränkisch-klein. Das Wurstdurst ist ein kleiner Currywurstladen, die Küche ist offen und der Chef, Christof Joschionek aka DJ Max Masher und obendrein gelernter Metzger, schwingt selbst den Kochlöffel. Zur Currywurst reicht er wahlweise ein Weckla oder belgische Pommes, die dick, außen kross, innen bissfest und immer selbstgemacht sind. Und die Wurst selbst? im Wurstdurst lebt man hier eine eigene Philosophie. Während anderenorts hier der Fleischwurst-Standard gelebt wird, wählt man im Wurstdurst zwischen einer Berliner mit und ohne Haut, einer Krakauer, Bratwurst und weiteren Variationen. Die gängige Soße wird als „08/15“ angeboten, was sich auf den ersten Blick wie erfrischende Ehrlichkeit ausnimmt, ist natürlich tiefstes Understatement, denn „08/15“ ist die Soße keinesfalls, lecker und rund harmoniert sie mit der Berliner mit Haut. Wer es pikanter mag, wählt die „Spezial“-Soße, hier sind frische Paprika und Zwiebeln von einer milden Schärfe unterzogen. Ketchup für die Pommes braucht man angesichts der handwerklich soliden und ausgezeichnet gemachten Soßen wirklich nicht.

Wurstdurst konzentriert sich auf das, was man kann, Currywurst. Und Wurstdurst bietet am Wochenende auch noch spät einen anständigen Imbiss und Drinks. Wer gerne ein Bier will, bekommt dort ein Astra oder Schanzenbräu, wer ein Cola will, bekommt dort die „Schlucki“ aus Bamberg und auch anderes Nettes wird kühl gereicht.

Der Laden, auch das muss einmal gesagt werden, ist so überraschend sauber, dass man an den Klamotten nicht riecht, dass man da war – das verdient echt Respekt und ist keineswegs Standard. Sitzplätze sind aber leider auch nicht Standard – ganze drei Barhocker stehen den Gästen zur Verfügung, die Wurst will also in der Regel im Stehen gegessen werden.

Das Wurstdurst ist eine dringende Empfehlung von mir. Hier gibt es einfach eine gute Currywurst und anständige Pommes zum fairen Tarif.

Wurstdurst, Luitpoltstr. 13, 90402 Nürnberg. wurstdurst.info

Bubbletea Nürnberg

Manche Trends schwappen auch in die Provinz – und ich merke das mitunter noch nicht einmal. Einer dieser Trends ist „Bubbletea“, ein Getränk, von dem ich erst vor kurzem hörte und das ich nach der Beschreibung auch unbedingt ausprobieren wollte. Kurz gegoogelt und: Ja, auch in Nürnberg kann man Bubbletea käuflich erwerben – und zwar im Hauptbahnhof am Ende der Königstorpassage. Aber dazu komme ich später.

Zuerst einmal für alle Unwissenden wie mich, die nicht wissen, was Bubbletea ist: Das ist eine Art Eistee auf Basis von grünem oder schwarzem Tee, der mit Fruchtsirup, Milch und anderen Ingredienzien hergestellt wird. Der „Clou“ am Bubbletea sind nicht nur die Eiswürfelstückchen sondern auch die sich am Boden absetztendem kleinen Stärkekugeln aus Tapioka, das ist, so lässt sich nachlesen, die Stärke der Maniokwurzel. Diese wird, die Stärke an sich ist geschmacksneutral, mit Lebensmittelfarbe und Zucker versehen und gekocht.

Diese Tapiokaperlen werden in einen Becher geworfen, dann wird das mit Tee und den anderen Zutaten versehen, zu guter Letzt kommen ein paar Eiswürfel rein und dann wird dieser Becher mit einer Folie versiegelt. Um diesen Tee nun zu trinken, sticht man einen Strohhalm mit erheblichem Durchmesser durch die sich auf dem Deckel befindliche Folie und „trinkt“.

Der Tee per se schmeckt eigentlich ganz gut, der Teegeschmack bleibt erhalten, ist fruchtig und deutlich zu süß, aber trinkbar. Leider steigt mit dem Tee auch immer wieder eine dieser Tapiokaperlen mit auf und gelangt in den Mund. Das ist wohl Absicht und gehört sich so, verursacht bei mir allerdings Ekel. Dieses Tapiokazeug hat die Größe einer kleinen Jellybean und ist von der Konsistenz her außen sehr schleimig und innen etwas fester. Man soll das Zeug wohl wie Kaugummi kauen und dann schlucken – widerlich! Bei diesen Schleimbatzen am Boden des Teebechers vergeht einem jeglicher Appetit. An dieser Stelle sei einfach einmal die Assoziation ausgesprochen, dass man dieses Bubbletea durchaus auch etwas fränkischer aussprechen könnte, der „Bubbl“ ist im Hochdeutschen der Popel (also das halbfeste Nasensekret der Säugetiere). Erfunden wurde das Zeug übrigens irgendwo in Asien.

Hier halte ich den Becher leider so, dass man die Schleimkugeln im Tee nicht erkennen kann – aber glaubt mir, die sind drin.

So, und sowas gibt es nun also auch in Nürnberg, und zwar am Hauptbahnhof, ganz am Ende der Königstorpassage. In einem Shop der Franchise-Kette „BoBoQ“ werden zahlreiche Variationen angeboten. Ein großer Becher des zweifelhaften Vergnügens ist mit 3,20 Euro noch nicht mal so teuer.

Wie gesagt, dieser Bubbletea ist vom Getränk her gesehen zwar sehr süß – aber immer noch trinkbar. Ich selbst brächte diese „Tapiokaperlen“ allerdings nicht. Wer die nicht mag, kann die Aufnahme derselben aber durch leichtes Knicken des Strohhalms verhindern. Die wenigen Perlen, die sich in meinen Mund verirrten, habe ich – hier zahlt sich die günstige Lage des Ladens aus – einfach über die Stadtmauer gespuckt.

Wer Bubbletea versuchen will oder das gar mag (oder wer als Hipster einfach trenden will) bekommt ihn nun also auch in Nürnberg in der Königstorpassage.

Must see: Gesichter der Stadt.

Ich bin gerade über ein Blog gestolpert, das mich sofort in seinen Bann zog: Gesichter der Stadt ist ein abandoned places – Blog, dass verlassene Gebäude und Industrieanlagen aus Nürnberg und Fürth zeigt. Nicht nur die Artikel sind sauber recherchiert, auch die Fotos sind wunderbar und dahinter liegen mehrere mehr als sehenswerte flickr-Accounts.

Jetzt nicht zaudern – auf zu Gesichter der Stadt!

Kein Sessel für Michi.

So, liebe Leser, jetzt muss ich einfach mal ein bisschen ranten, ohne das ich platze. Es ist ja sowas von unglaublich…

Es soll in diesem Tweet um den Nürnberger Möbeleinzelhandel gehen. Dieser ist nämlich seit einem halben Jahr nicht in der Lage, mir für realistisch Geld einen ansehbaren und dazu noch bequemen Musikhör- und Fernsehsessel für mein Arbeitszimmer zu verkaufen. Die Sessel, die ich in den gefühlt zwanzig angesteuerten Märkten gesehen habe, integrieren sich entweder optisch perfekt in das Ambiente eines Seniorenheims oder sie kosten Tausende. Oder sie sind derart hart und bocksteif, dass man liebend gerne mit einer Holzpritsche in einem der Wagen des Historischen Straßenbahndepots vorlieb nehmen möchte. IKEA, falls jemand sich an dieser Stelle bemüßigt fühlt, mir das in die Kommentare zu schreiben, kommt nicht in Frage, da deren Sessel ebenfalls nicht sonderlich bequem sind und ich mir auch mein Karma nicht versauen möchte.

Was mich auf der Sesselsuche wirklich erstaunt hat, ist, dass es eigentlich nur drei Sesselklassen zu geben scheint, auf der einen Seite wäre das die Rolf-Benz-Klasse (auch solche Sachen wie „Stressless“ zähle ich darunter) und auf der anderen Seite heftigen Schund. So ein Mid-Price-Segment wäre ja mal echt was – aber hier habe ich selbst in den großen Märkten nichts gefunden (außer Albernes)…

Ich komme derzeit ganz gut ohne Sessel hin, aber wir halten immer die Augen offen und wenn wir in der Nähe eines großen Möbelhauses sind, gucken wir da auch rein. Bislang wollte uns aber kein Mittelklassesessel anspringen – echt sonderbar, oder? Ich meine, in einer 500.000-Einwohnerstadt wird doch irgendwo ein bequemer Sessel mit schulterhoher Lehne unter der 500-Euro-Marke käuflich zu erwerben sein, der nicht scheiße aussieht oder bedenklich knarzt, wenn man sich reinsetzt??

Heute wieder. Normalerweise machen wir sowas nicht, aber da wir gerade in der Nähe waren, sind wir dennoch mal zu Stöckl M1 reingegangen. Das ist zwar Leichenfledderei, aber was solls? Allen Nicht-Nürnbergern sei an dieser Stelle kurz erklärt, dass Stöckl ein Nürnberger Möbelhaus ist bzw. war, das durchaus länger am Markt bestand (von Tradition wollte ich nun nicht sprechen, aber immerhin), nun aber pleite ist. Und so wurde in den Nürnberger Nachrichten eine nicht ganz kleine Anzeige über den Alles-muss-raus-Verwertungsverkauf geschaltet, ein bisschen her ist das schon, aber wir fahren ja nicht zielgerichtet zum Ablesen der letzten Messe. Was hier mit Verwertungsverkauf gemeint sein soll, entzieht sich meiner Kenntnis, Verarschungsverkauf wäre wohl ein treffenderes Wort. In den halbleeren Hallen schlurften einige Möbelverkäufer herum, denen der fränkische Volksmund wohl nicht ganz zu Unrecht das Attribut „Lackaffen“ zuteilwerden lassen würde (ich tue dies bewusst nicht, wo kämen wir den hin). Darüber will ich mich aber nicht beklagen, denn wenn es sich bei den wenigen verbliebenen Mitarbeitern um den letzten Rest der Stöckl-Belegschaft handeln würde, hätte ich Mitleid und wenn es die Angestellten des Verwerters waren, wundert mich deren überhebliches Auftreten auch nicht. Viel interessanter finde ich die „Masche“ der Verwertung: Auf den jeweiligen Möbelstücken, die nicht unter die Kategorie Schund fielen, waren absurd hohe Summen ausgepreist. Diese absurden Preise waren dann um 20% reduziert, diese Streichpreise, so erfuhren wir weiter, seien aber zu ignorieren, die Möbel wären zur Hälfte der alten Auspreisung zu haben. Der Fehler: Die Hälfte von einem absurden Preis ist immer noch höher als die Preise der Konkurrenz.

Ein Schild, auf dem sinngemäß „Den letzten Preis erfahren Sie im Gespräch mit unseren Beratern“ stand, motivierte mich, mal über einen Sessel, der ansehnlich, aber nicht besonders bequem war, spaßeshalber mit einem der Lackaffen zu verhandeln. Rumgekommen ist dabei nichts, der Lackaffe sah während des „Verkaufsgesprächs“ nur einmal kurz von seinem PC-Bildschirm auf, um mich zu mustern. Dann erklärt er, dass 50% vom (Phantasie)Preis das letzte Wort wären. Zu doof, denn für dieses Geld lässt sich Gleiches oder ähnliches ganz regulär im nächstbesten Möbelhaus einfach kaufen – man bedenke, dass hier dann immer noch ein paar Prozent Verhandlungsspielraum drin sind. Ich mache den Lackaffen darauf aufmerksam, dass sein reduzierter Preis überhalb des ortsüblichen Niveau liege – keine Reaktion. Ich sage ihm, dass ein vergleichbarer Sesseln online sogar für einem Bruchteil des Preises habbar wäre. Nun plustert sich der Lackaffe – die Augen immer noch fest an den Bildschirm geheftet – auf: „Gegen online bin ich allergisch“, lamentiert er, „denn online gibt es keinen Service und keine Beratung“. Jetzt platzt mir der Kragen. Ich nehme dem Lackaffen ernstlich krumm, dass 6er mich für dumm verkaufen will und sage ihm: „Das was sie hier als Beratung bezeichnen ist eine Farce, und von Service wollen wir ja wohl nicht sprechen. In zwei Wochen ist hier alles weg – entweder kommt dann der Bagger und reißt den alten Kasten ab oder er steht die nächsten zwanzig Jahre leer und rottet langsam vor sich hin. Und wo soll ich das Service kriegen?“ Den Lackaffen indes beeindruckte das wenig.

Ich will mich jetzt nicht dazu versteigen, zu sagen, dass es um den M1-Markt nicht schade wäre, aber so wird einem der Abschied doch nicht allzu schwer gemacht. Bezeichnend ist aber, dass diese sogenannte Verwertung as Verbrauchersicht nur nachteilig ist. Wenn mit dem gekauften Möbel etwas nicht in Ordnung ist, hätte man zwar theoretisch die Möglichkeit, sich an den Hersteller zu wenden, der ist aber mitnichtenimmer einfach ausfindig zu machen, sitzt gerne auch einmal im Ausland und gerade bei sperrigen Sachen ist so ein Service am Ort doch durchaus was wert. Wer darauf mehr oder weniger verzichtet, im Garantiefall in jedem Fall mit der Abwicklung einen höheren Aufwand hat, der sollte dieses Manko nicht für den marktüblichen Preis erkaufen müssen. Oder anders ausgedrückt: Für diese erschwerdenen Umstände einen Preis zu zahlen, der auch bei einem Nicht-Pleite-Betrieb aufgerufen wird, ist in meinen Augen unredlich.

Nun werde ich einige von Euch reden hören, dass es ebenso unredlich von mir ist, auf – metaphorisch gesprochen – am Boden liegenden auch noch heumzutrampeln. Doch das ist nicht meine INtention. Denn das Ding mit dem M1-Markt ist durch, zumindest mittelfristig. Der Verwerter macht in meinen Augen ein fragwürdiges Geschäft – zumindest mit den Kunden, und das muss angesprochen werden.

Und last but not least soll es hier ja nicht allein um einen pleitegegangenen Möbelmarkt gehen sondern um die Tatsache, dass man in Nürnberg entweder Luxusmöbel oder Ranz bekommt. Und das will mir nicht in den Kopf. Was kaufen denn all die Mittelschichtler mit einem gerüttelt Maß an Anspruch hinsichtlich Design und Komfort? Bestimmt nicht irgendwelche Plastikhocker zu 29,95 oder High-End-Möbel in vierstelligen Dimensionen. Nun gibt es in der Tat ein Mid-Price-Segment, in dem ich aber bislang nur alberrnst altbackenes Zeug gesehen habe, dass entweder rustikal wie Wildsau war oder die Requisite eines Pornos der frühen 1990er Jahre ohne Stilbruch bereichert hätte.

Von dem Gedanken, einen neuen Sessel zu bekommen, verabschiede ich mich so langsam und bin guter Hoffnung, dass sich etwas nettes auf dem Gebrauchtmarkt finden lässt (was man aber im Zweifel neu aufpolstern lassen müsste, was auch nicht so richtig billig ist). Bis dato also kein Sessel für Michi, schade.

Wespenplage

Es ist noch gar nicht so lange her, da schrieben die NN, dass wir diesen Sommer in Nürnberg keine Wespenplage hätten. Heute, am ersten Oktober, frage ich mich immer noch, woher die das wissen wollen…

Hier im Nürinberger Norden hat es immer noch genug Wespen, in der Bäckerei, an der Tankstelle und sie fliegen auch zum Bürofenster ein. Und auf meinem Balkon. Ich wünsche mir nur eine einzige harte Winterwoche, damit diese Wespenplage, dich ich in der Tat als solche ausmache, uns im nächsten Jahr nicht wieder so ereilt.

Zur Diskussion um die Meistersingerhalle.

Sie ist in meinen Augen immer noch schön, nur ein wenig ungepflegt, das ist das Problem. In den letzten Wochen brandete besonders in der Nürnberger Lokalpresse eine Diskussion um die Meistersingerhalle auf. Man stellt ganz richtig fest, dass das Bauwerk „abgewetzt“ ist und dass die Stadt noch kein tragfähiges Sanierungskonzept vorlegen kann.

1963 wurde die vom Architekten Harald Loebermann gestaltete Anlage gebaut. Loebermann, der 1996 verstarb, zeichet auch fürdie Norikuswohnanlage am Wöhrder See verantwortlich – sein Glanz- und Meisterstück ist aber unumstritten die Meistersingerhalle, Nürnbergs einziges großes Konzerthaus. Jeder Nürnberger dürfte sie kennen, viele wohl auch lieben, aber dennoch kann „die Alte“ ihre Falten nach 48 Jahren nicht mehr verbergen. Das Außengelände wirkt vernachässigt, der Asphalt ist schadhaft geworden und die Schmuckplatten an der Fassade sind lediglich provisorisch befestigt. Auch die Sanitäranlagen, Böden sind veraltet, die Zeitung schreibt, dass es um die Bühnen- und Veranstaltungstechnik und um gute Teile der Elektrik nicht besser steht.

Quelle: Wikipedia, Achates, CC BY-SA

Indes hat Nürnberg – die zweitgrößte Stadt Bayerns wohlgemerkt – kein anderes vergleichbares Konzert- und Veranstaltungshaus, man braucht also die Meistersingerhalle. Und, sieht man von der Baufälligkeit einmal ab, ist die Halle gar nicht so schlecht.

Die Architektur der Halle ist nämlich, lässt man sie nur ein wenig wirken, wird man dies erkennen, etwas ganz Besonderes: Der Bau ist riesig, der große Saal fasst 2100 Zuschauer und die anderen Räume sind ebenfalls weitläufig. Und doch wirkt das Gebäude weit weniger kloibig, als es die Dimensionen vermuten lassen. Geradezu dezent das Entrée, weitläufig das Gelände. Nur eben etwas angegammelt. Auch das Innere des Bauwerks verdient Beachtung: Die Ausstattung und die besondere Wandgestaltung stammt von Prof. Wunibald Puchner, dem ehemaligen Präsidenten der Nürnberger Akademie der Bildenden Künste. Es ist ein Glück, dass vieles an Ausstattung und Einrichtung sowie die Innenausbauten bis heute erhalten geblieben sind. In vielen vergleichbaren Bauten wurde genau diese Ausstattung unsensibel mit Zeitgeistigem übertüncht, nicht so in der Meistersingerhalle. Dies ist meines Erachtens aber nicht allein dem Umstand geschuldet, dass unsere Stadtkasse ewig leer zu sein scheint sondern auch der Tatsache, dass die Meistersingerhalle als Gesamtkunstwerk Respekt abfordert.

Wir haben in Nürnberg also einen Konzertsaal aus dem Jahr 1963, der auf der einen Seite etwas abgewirtschaftet wirkt, auf der anderen Seite sich aber innen wie außen architektonisch reizvoll, klassisch modern präsentiert und der herrlich unversaut und unverbastelt immer noch in Nutzung ist.

Letzteres wiegt für mich deutlich schwerer als der zweifelhafte Zustand: Eine Renovierung ist möglich, man muss nichts verbessern, man muss „nur“ sanieren. Dies ist für die Stadt eine hohe finanzielle Bürde und gleichzeitig eine große Chance.

Vorsichtig sanieren und rekonstruieren. Das ist mein Appell in Sachen Meistersingerhalle. Nun, weil es billiger ist, zeitgeistig umzubauen, ist das keine Lösung, man würde immer merken, dass etwas nicht passt. Die Substanz zu stärken aber ist möglich und nötig. Der Gewinn wäre dann ein Konzerthaus mit einer bezaubernden Architektur.

Ich muss an dieser Stelle mal eine Lanze brechen für die Bauten der 1950er bis 1970er Jahre, nicht nur für die Meistersingerhalle. Diese Bauten stehen allerorts, ergänzen in den Städten nach den Bombenangriffen des zweiten Weltkriegs verlorene Substanz und treffen heute nur selten den Massengeschmack. Und oft fügen sie sich nur schwer in die Umgebung und vorhandene Ensembles ein. Und mit der Zeit immer weniger, denn zu Zeiten ihres Baus konnte ihre Modernität eine vorhandene Umgebung noch dahingehend kontrastieren, dass man diese Gebäude als leichtgewichtig, modern und in der Nutzung wie Technik zureichend empfand. Etliche dieser Bauten sind auch wieder verschwunden, dann, wenn sie wirklich kaputt waren, nicht mehr sinnvoll genutzt werden konnten, oder aber genug Geld (und Repräsentationsbewusstsein der „Lokalfürsten“) vorhanden war. Viele dieser Gebäude wurden aber auch unvorsichtig modernisiert, Fassaden wurden mit seinerzeit gängigen Elementen auf ein vermeintlich modernes Erscheinungsbild getrimmt, Interieur wurde durch modische Standardware ersetzt. Das diese Modernisierungen zwar zweckmäßig sind, sich aber allzu oft mit der eigentlichen Architektur beißen, ist vielen dieser Gebäude noch abzuspüren. Und nicht weniger oft ist der Urzustand der Bauten nicht wieder herzustellen. Heute, in Zeiten klammer Kassen, ist diese Gefahr mitnichten gebannt: Gerade weil es billig sein muss und schnell gehen soll, stehen viele Verantwortliche in der Verlockung, schnell und modern zu sanieren. Dabei könnte man aus Fehlern, die in den 1980er und 1990er Jahren begangen wurden, lernen.

Warum schreibe ich das alles? Weil ich damit ein wenig Sensibilität für die bald 50 Jahre Halle und ihre Schönheit schaffen will. Für eine Schönheit, die da ist, aber wiederentdeckt werden will. Eine Schönheit, deren Zutageförderung viel Liebe zum Detail benötigt. In den NN war hierzu dieser Tage zu lesen:

Das Problem der Meistersingerhalle bleibe, so der Nürnberger Hochbauamtsleiter Wolfgang Vinzl, dass sich die Architektur der 60er Jahre nicht mehr vermitteln lasse. Es ist eben 40 Jahre her, dass der Kunstprofessor Franz Winzinger in seinem Bildband über die Meistersingerhalle von der „asketischen Entsagung“ der Form schwärmte. „Das Gefüge dieses Baues wird von einer keuschen Logik beherrscht, deren schöpferischer Ausdruck sich vor allem in dem hellen Klang und der ,heiligen Nüchternheit‘ der reinen Maße offenbart.“ (Quelle)

Hier sehe ich die Gefahr. Ob man überhaupt jedem Architektur vermitteln kann, gerade in Zeiten von Pseudodokumentationen wie „Mieten, kaufen, wohnen“, darf erst einmal hinterfragt werden. Das man die Architektur generell nicht mehr vermitteln kann, halte ich indes für einen naturalistischen Fehlschluss. Das ungleich ältere Opernhaus ist heute architektonisch quasi problemlos vermittelbar. Die Kaiserburg auch. Will und Herr Vinzl etwa sagen, dass man sich heute am zierratarmen Bild der Meistersingerhalle reibt? Dass sie inkompatibel mit unseren derzeitigen ästhetischen Vorstellungen ist? Das wird sich in fünf bis zehn Jahren ändern, in zwanzig Jahren sowieso. Noch hat Beton ein Negativimage – man hat sich sattgesehen. In einigen Jahren, sofern nicht schon jetzt geschehen, haben wir uns an stahlgefassten Glasfassaden sattgesehen. Oder an den an Bullaugen gemahnenden runden Fenstern, mit denen man die oft so gewöhnliche Architektur der 1990er Jahre aufzulockern suchte. Das ist kein Argument gegen die Meistersingerhalle sondern vielmehr ein Argument, den jetzigen Modernisierungsbestrebungen zu trotzen und eine vorsichtige Restaurierung zu wagen, wider jede Effekthascherei.

Es geht hier nicht um ein Erhalten überkommener Einrichtungen. Die abgewetzte und recht unbequeme Bestuhlung in ihrem seltsamen Blau kann man gerne entsorgen. Und ein in die Jahre gekommenes Klo auch mit dem Vorschlaghammer abzubauen und gegen zeitgemäße Sanitäranlagen zu ersetzen, kein Problem. Die in die Jahre gekommene Großküche darf man sicher komplett ersetzen. Und etwas neue Bühnentechnik und eine digitale Tonanlage sind ebenso kein Schaden – geschenkt. Aber ich warne vor einem Rückbau der Wandbilder, der verwucherten Außenanlagen. Den für Konferenzen dringend benötigten Empfangstresen kann man anschaffen – wegschiebbar sollte er aber sein, denn für Konzerte braucht man den nicht. Den Asphalt des Parkplatzes möge man ersetzen, neue Wegplatten vor dem Gebäude sollten aber den alten gleichen. Die Fassade würde ich unbedingt restaurieren und nicht erneuern. Kurz: Es wäre gelungen, wenn man die Sanierung nicht sähe sondern nur fühlte, dass alles wieder gepflegt und in Ordnung wäre. Das hat nichts damit zu tun, dass ich hier um Willen eines „Retrocharmes“ jedes Detail erhalten wollte – aber wer bei zu vielen Details eingreift, wer nur durch Standardware ersetzt anstatt zu erhalten, was ist, raubt der Halle Stück für Stück ihre Identität. Das darf nicht um Willen einer „leichteren Vermittelbarkeit“ – wie auch immer die aussehen soll, geschehen.

Wer jetzt der Halle den 2011er-Stil aufdrücken will, der beraubt zukünftige Generationen um die Möglichkeit der Erfahrung von gelungenem Bauen im jungen Nachkriegsdeutschland. Die Meistersingerhalle kann hiervon noch Zeugnis ablegen – daran sollte man festhalten, jedem Zeitgeist in seiner Schnelllebigkeit trotzend.

Und hier nochmal ein Link zur Nürnberger Zeitung – die Meistersingerhalle gestern und heute im Bild.

Wirtshaus-Explorer: Gasthaus Engel in Nürnberg-Schoppershof

03.08.2011/ 13.12.2009 Wer die lokale Presse der letzten Woche verfolgt hat , der hat sicher auch Notiz von der Restaurantbesprechung vom „Engel“ in den Nürnberger Nachrichten Notiz genommen.

Der Engel ist ein typisches Stadtteil-Wirtshaus Nürnbergs – ein fränkisches wohlgemerkt: Das bedeutet: Es ist dort weder zu ländlich noch besonders stylish. So ist es für unterschiedliches Publikum geeignet und dementsprechen durchmischt ist es auch.

Als Wirtshaus bietet der Engel eine kleine Speisen- und Getränkeauswahl – mit deutlich fränkischem Einschlag. Neben dem allbekannten Tucher stehen auch fränkische Landbiere auf der Karte.  An Essbarem haben wir das Schnitzel und das Schäufele getestet.

Zum Schnitzel sei gesagt: Es ist keine Offenbarung. Es ist zu klein und zu fettig und schmeckt zu schlecht. Kartoffelsalat bekommt man dazu auch nicht, Pommes ebensowenig. Es gibt nur Bratkartoffeln – und die waren richtig scheiße. Das Schnitzel vom Engel wollte ich eigentlich zurückgehen lassen – sowas legt ein echter Wirt seinem Gast nicht auf den Teller.

Jeden Mittwoch ist Schäufele-Tag. Das Schäufele muss man nebst seinem Sitzplatz telefonisch vorbestellen, sonst gibts kein Schäufele und auch keinen Platz. Das Schäufele ist Mittwochabend frisch und im Gegensatz zum Schnitzel auch ohne Fehl und Tadel. Die Soße ist ok, zwei Klöße gibt es dazu, das Fleisch löst sich leicht vom Knochen und ist zart, die Kruste ist rösch. Es gibt röschere – aber hier will ich mal nicht so sein, ist der Engel tendenziell doch eher eine Kneipe als ein Wirtshaus (und dass dort dann ein echt ordentliches Schäufele auf den Tisch gebracht wird, ist auch eine Leistung!).

Die Nachspeisen, na ja. Convenience. Die Apfelküchle sehen aus wie Donuts, das Eis mit heißen Himbeeren ist halt gewöhnliches Vanilleeis mit gewöhnlichen Büchsenhimbeeren. Ich habe die Desserts als sehr gewöhnlich, lieblos empfunden.

Der Engel ist als Kneipe ganz gemütlich, nichts besonderes, aber auch nichts, wo man sofort wieder raus will. Also – weder auffällig gut noch besonders schlecht. Mann kann zum Engel, oder auch nicht. Daher verstehe ich auch den derzeitigen Hype, der um das Wirtshaus gemacht wird, nicht ganz.

Update: Am heutigen 3. August 2011 statteten wir dem „Engel“ wiederholt einen Besuch ab, der obige Artikel stammt ja ursprünglich vom 13. Dezember 2009. Seither hat sich im Engel viel getan – zum Negateiven. Um es vorweg zu sagen: Dem „Engel“ ist der Ruhm wohl zu Kopf gestiegen.

Beim letzten Mal bestellte ich ein Gulasch mit Semmelknödel. Das Gulasch war total verkocht, der Semmelknödel alt, außen glitschig, in der Mitte sowohl spundig wie auch matschig. Obschon es eine Kunst ist, ein Gericht derartig zu versauen (oder etwas so altes auf den Tisch zu bringen), verbuchte ich das als einmaligen Fehler und habe mich höflich darüber ausgeschwiegen.

Was wir heute im Engel auf die Teller und in die Gläser bekamen, spottete aber jeder Beschreibung. Zuerst orderten wir zwei Gläser Spezi – hier bietet der Engel etwas, was man in Nürnberg lange suchen muss: Stilles Spezi – also Spezi ohne jede Kohlensäure. Der Franke würde das Spezi einfach als abgestanden bezeichnen, der Höflichkeit halber (und es fällt mir wirklich schwer, angesichts dieser Minderleistung noch höflich zu bleiben) bleibe ich beim „stillen Spezi“.

Der Beilagensalat zum Schäufele war alles andere als knackfrisch – lieblos auf den Teller geklatscht, der grüne Salat total labberig. Über diesen Salat sehe ich gerne noch hinweg, für das Schäufele gibt es keine Entschuldigung. Der Engel öffnet um 18 Uhr, um 18.10 Uhr waren wir da. Das Schäufele am berühmten Schäufeletag war alles andere als frisch – die Kruste war nicht klassisch kreuzförmig sondern mit Längsstreifen eingeschnitten, die Kruste war stockhart, nicht beißbar. Die Fleischqualität selbst möchte ich getrost als unterirdisch bezeichnen, das Schwein „schweinelte“ an der Ekelgrenze, das ganze lauwarme Ding, beim Engel nennt man es Schäufele, schwamm in einer nichtssagend geschmacksneutralen Soße. Dazu zwei Kartoffelknödel, zur Gänze verkocht.*

Drei fränkische Bratwürste, diese halbwegs ok, wurden auf kaltem (!) Sauerkraut serviert, dazu zwei Scheiben graues Brot an der Grenze zur Trockenheit.

Um es kurz zu machen: Der Abend beim Engel war für den Eimer. Für ein Essen, wie das, was man uns heute zu servieren getraute, ist jeder Cent verschwendetes Geld. Es nimmt mich Wunder, wie ein Wirt so wenig Ehre haben kann und seinen Gästen so etwas präsentiert. Ich bin wirklich empört!

Schon 2009 hat man über den „Engel“ und die Qualität der Speisen diskutieren können. Es ist auch nicht alles schlecht im Engel – mitnichten, der Service war flott und freundlich, eigentlich immer. Bei der Qualität der Speisen ist man im Engel aber leider ins Bodenlose gestürzt.

Als Kneipe ist der Engel ok, dort zu essen sollte man aber tunlichst unterlassen. Ich habe noch in keinem Imbiss so schlecht gegessen, wie heute im Engel. leider.

So bitter es klingt, auch, weil ich inzwischen in unmittelbarer Nähe der Kneipe wohne: Mit dem heutigen Abend habe ich den Engel abgeschrieben. Leider.

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*) es ist eine bodenlose Unverschämtheit, einem Gast sowas auf den Tisch zu stellen. Ich fasse es immer noch nicht!

Engel, Schoppershofstr. 53, Telefon: 559251

1 5 6 7 8 9 14