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Im Test: Der DAB- und Internetradiotuner Majority Fitzwilliam 2

Wer noch eine gute, alte Stereoanlage, die aus einzelnen HiFi-Bausteinen besteht, sein Eigen nennt und zudem mit dieser Anlage auch gerne einmal Radio hört und die um einen Mediaplayer erweitern möchte, für den habe ich diesen ausführlichen Testbericht eines Tuner-Bausteins der Fa. Majority vorbereitet. Unter die Lupe genommen wird heute das Modell „Fitzwilliam 2“ – auf das Gerät bin ich nach einem Tipp von Bloggerkollege Ralph Stenzel gestoßen. Ralph hat mir den Tuner angelegentlich empfohlen und alleine das wäre Referenz und Grund genug, sich das Gerät einmal näher anzusehen. Zufällig war ich gerade auf der Suche nach einem guten Radio für meine Stereoanlage, weil mein alter Tuner, ein DAB-Gerät (noch ohne “plus”), ein PURE DRX-702 (ein Review findet der interessierte Leser hier), inzwischen in die Sammlung des Fürther Rundfunkmuseums übergegangen ist.
Und, um es vorwegzunehmen, ich habe – wider Erwarten – im Fitzwilliam 2 einen würdigen Ersatz gefunden. Gekauft habe ich den Tuner im November 2019 und nach gut und gerne sechs Monaten intensiver Nutzung möchte ich meine Eindrücke schildern.

Was also ist der Fitzwilliam 2 für ein Gerät?

Zuerst einmal ein Radiotuner, ganz klassisch, mit einem UKW-Teil und der Möglichkeit, DAB+ zu empfangen. Ferner auch ein Internetradio (der nicht nur Webstreams, sondern auch Podcasts empfängt). Zudem bietet der Tuner einen AUX-Eingang (dazu später mehr), die Möglichkeit, ein Bluetooth-Gerät zu koppeln, einen UPnP- und DLNA-Mediaserver und letztlich spielt er auch Dateien vom USB-Stick ab. Ein echter Tausendsassa also.
Mit seiner Breite von 43,5 cm passt der Tuner auch exakt ins HiFi-Rastermaß (Höhe: 7,4 cm, Tiefe knapp 30 cm) – einer Integration in die heimische Stereoanlage steht also nichts im Wege.

Angeschlossen an die heimische Stereoanlage: Der Digitalradio-Tuner Majority Fitzwilliam 2

Angeschlossen an die heimische Stereoanlage: Der Digitalradio-Tuner Majority Fitzwilliam 2

Zu den wesentlichen Anschlussmöglichkeiten gehören neben dem eingebauten WLAN (heute eine Selbstverständlichkeit) rückseitig auch ein LAN-Eingang, zwei analoge Audio-Ausgänge (sowohl als Cinch-Buchsen als auch als 3,5mm-Klinkenbuchse, jeweils unsymmetrisch ausgeführt), ein 3,5mm-Klinke-Audioeingang, ein optischer und ein koaxialer digitaler Audio-Ausgang und frontseitig ein USB-Port (überraschenderweise mit 5V Speisespannung bei 1 Ampere) und ein 3,5mm-Klinke-Kopfhörerausgang (bei einer HiFi-Komponente erwartet man eigentlich einen 6,3mm-Klinke-Kopfhöreranschluss). Einen Antenneneingang hat der Tuner nicht, es befindet sich rückseitig eine Stabantenne fest montiert.
Zu den Anschlussmöglichkeiten einige wenige Bemerkungen: Als großzügig empfinde ich die vielfachen Audio-Ausgabemöglichkeiten: Wer das Gerät in die klassische Stereoanlage einbindet, also an seinen Verstärker oder Vorverstärker anschließt, der wird freilich zum Cinch-Anschluss greifen. Ein Verbinden mit einem AV-System erfolgt ganz einfach über Toslink oder SPDIF – es ist an alles gedacht. Und dann wäre da noch der Klinkenausgang zu nennen, der ja vielleicht zur Anbindung an ein Lautsprechersystem sinnvoll sein könnte (der Tuner empfängt Bluetooth, sendet aber selbst kein Audio über Bluetooth!).
An einer Stereoanlage ist natürlich ein rückseitiger Klinke-Audio-Eingang, der dann über den Tuner im Betriebsmodus “AUX” wieder auf den anderen Ausgängen wiedergegeben wird, obsolet. Dieser Eingang dürfte schlicht ein Überbleibsel aus der Kofferradio-Provenienz des Fitzwilliam sein, denn Majority nutzt hier ein Platinendesign, welches eigentlich für ein Regal- oder Kofferradio mit eingebautem Lautsprecher verwendet wird und montiert es in einen Rackbaustein. So ist auch zu erklären, dass auf den analogen Audioausgängen keine fixierte Signalspannung ausgegeben wird, sondern die Lautstärke mit dem rechten Klick/Drehregler angepasst werden kann. Diese Besonderheit bringen viele Geräte dieser Klasse mit sich – des einen Leid, des anderen Freud, kann der Tuner doch so, ohne den Umweg über einen Vorverstärker nehmen zu müssen, direkt an Aktivboxen angeschlossen werden.
So erklärt sich auch das Fehlen eines Antennenanschlusses, der bei einem HiFi-Tuner fast schon ärgerlich ist. Immerhin hat Majority an der Rückseite eine kleine Stabantenne und keine Wurfantenne verbaut (das habe ich schon öfter sehen müssen!) – aber ein Tuner, der fest in Racks oder Mobiliar eingebunden wird, sollte eine Anschlussmöglichkeit für eine externe Antenne haben.

Anschluss und Einrichtung

Angeschlossen ist der Tuner fix: Mit dem passenden Kabel an den Verstärker anschließen, das Kabel des Steckernetzteils mit der Buchse verbinden, sollte man LAN verwenden, wird das ebenfalls so verbunden und fertig.
Die Einrichtung erfordert schon etwas mehr Zeit – das WLAN will eingerichtet, Radiosender gespeichert und bei der Internetradiofunktion Favoriten gewählt und zugewiesen werden.
Bei dieser Prozedur kann auch die UNDOK-App hilfreich sein, mit der sich das Gerät fernsteuern lässt, und die dann funktioniert, wenn sich Tuner und Handy oder Tablet im selben WLAN befinden. Dem Tuner liegt auch eine Fernbedienung bei, die recht klein ist, sonst aber einen sehr ordentlichen Eindruck macht (Gummitasten mit hinreichendem Druckpunkt, betrieben wird sie mit zwei AAA-Standardbatterien).
Das Internetradio greift auf die Datenbanken von Airable zu, dort kann man sich registrieren und den einen Account mit dem Webradio verbinden. Dazu wird in der App oder auf dem Display einfach ein Code angezeigt, der innerhalb von zehn Minuten im Portal eingegeben werden muss und dann das Gerät automatisch dem eigenen Benutzerkonto zuordnet.

Bedienung

Die Bedienung geht flüssig vonstatten, allzu lange „Denkpausen“ erlaubt sich der Tuner angenehmerweise kaum. Die Gerätetasten verfügen über saubere Druck-, die Drehregler fühlbare Rastpunkte. Das klare Farbdisplay erleichtert die Bedienung zudem.
An die immer etwas eigenwillige Menüstruktur dieser Geräte muss man sich freilich erst gewöhnen und dem allzu unbedarften Nutzer sei auch gesagt, dass die Funktionsvielfalt des Tuners auch etliche Einstellungsmöglichkeiten bedingt, mit denen man sich beschäftigen muss. Dennoch halte ich den Tuner für gut bedienbar. Auch die Menüpunkte sind bis auf wenige Ausnahmen auch sinnstiftend und verständlich ins Deutsche übersetzt.

Radio- und Internetradioempfang, Mediastreaming

Kommen wir zu den Empfangseigenschaften des Radios. Ich habe eingangs ja schon das Fehlen eines Antennenanschlusses kritisiert. Das kann – je nach Aufstellungsort und Empfangssituation – gar keinen bis hin zu einem gravierenden Einfluss auf den Empfang haben. Hier in Nürnberg, im Altbau ohne Stahlbeton ist mit der Stabantenne weitestgehend alles paletti. Der DAB-Tuner erweist sich als hinreichend selektiv, es werden alle verfügbaren Ensembles mit guter Signalstärke störungsfrei empfangen. Als etwas schwachbrüstiger erweist sich der UKW-Empfänger. Die Ortssender werden ebenfalls empfangen, schwächere Stationen neigen aber hörbar zum Rauschen.
Das Farbdisplay ermöglicht im Betriebsmodus DAB auch eine gute Darstellung der mit übertragenen grafischen Informationen wie zum Beispiel dem Senderlogo, Albencover der gerade gespielten Lieder etc. Wer in einem mit DAB gut versorgten Gebiet wohnt, wird das UKW-Empfangsteil nur selten brauchen, denn die Vorzüge des Digitalradios liegen klar auf der Hand.

Das Internetradio funktioniert ebenfalls störungsfrei. Mitübertragene Informationen wie das Senderlogo werden grafisch dargestellt, auch die Lesbarkeit der mitgesendeten Textinformationen ist einwandfrei. Dasselbe gilt freilich auch für die Podcasts, die mit dem Tuner problemlos wiedergegeben werden können.

Gut ablesbar: Das Farbdisplay

Gut ablesbar: Das Farbdisplay

Beim UPnP- und DLNA-Zugriff (mit UPnP und DLNA lassen sich Dateien vom eigenen Computer, aus dem Heimnetzwerk, vom NAS oder der Fritzbox mit Mediaserver an das Radio senden und wiedergeben) aber offenbart das Gerät leider wie viele seiner „Artgenossen“ einen seit mindestens zehn Jahren existierenden Softwarefehler, der diese „Brot-und-Butter“-Funktion für quasi alle Abspielanwendungen unbrauchbar machen dürfte: Die Sortierung der Dateien auf dem Server wird nicht übernommen, sondern die Titel in jedem Ordner alphabetisch wiedergegeben. Das bedeutet, dass die Songs auf einem Album quasi durcheinandergewürfelt sind, bei Hörbüchern folgt beispielsweise auf den Track 1 der Track 10, dann 11…, bis dann wieder Track 2 bis 9 abgespielt werden. Wer gerne seine Mediendateien vom Server/NAS/Fritzbox abspielen möchte, kann das Gerät nicht sinnvoll verwenden und es ist hochgradig ärgerlich, dass dieser Softwarefehler des Chipsets von Revision zu Revision und Modell zu Modell herstellerübergreifend mitgeschleppt wird. Sollte es hier eine Möglichkeit der Umstellung, Tastenkombination auf der Fernbedienung oder Ähnliches geben, ist diese Funktion zumindest nicht dokumentiert.

Bluetooth, Wiedergabe von USB

Für mich persönlich zwei „nice to have”-Funktionen. Die Bluetooth-Wiedergabe hinkt dem Klangniveau des Tuners etwas hinterher, klingt etwas verhangen, funktioniert aber im Wesentlichen. Die Wiedergabe vom USB-Stick funktioniert problemlos.

Einfach erreichbar: Der USB-Port des Fitzwilliam 2

Einfach erreichbar: Der USB-Port des Fitzwilliam 2

Klang und Gerätehaptik

Das wichtigste: Wie klingt das Gerät? Nun, es fällt mir fast schwer, das zu sagen, aber ich bin wirklich überrascht, wie gut so ein Multifunktionstuner in dieser Preisklasse klingen kann! Mein Testsetup, also meine Stereoanlage, hat sich über die Jahre nur wenig verändert, ein Vorverstärker von Cambridge Audio liefert den Ton an zwei Gegentakt-Röhrenmonos (auf Basis der EL34) und befeuert die wirkungsgradstarken Bassreflexboxen mit Treibern von vifa/Hans Deutsch und Hochtönern von Dali – kein High End, aber gerüttelte HiFi-Oberklasse.
Und in die fügt sich das sich mit seinen 100,- bis 120,- Euro Straßenpreis doch eher günstig ausnehmende Gerätchen klanglich nahtlos ein. Das Eigenrauschen ist minimal – ja geradezu vernachlässigbar. Der Tuner, der für sich genommen ja schon ein recht potent ausgestattetes eingebettetes Computerchen ist, erzeugt auch keine feststellbaren Hochfrequenzstörsignale und der ausgegebene Ton klingt über das gesamte Frequenzspektrum ausgewogen und verzerrungsfrei. Der DAB-Klang ist (eingefleischte Analogfans mögen nun den ersten Stein werfen) über jeden Zweifel erhaben. In der UKW-Betriebsart sehe ich das nur mit Einschränkungen, aber UKW ist nach meinem Dafürhalten, auch wenn offiziell noch kein Ausstiegsdatum bekannt gegeben wurde, eine abgekündigte Technik. Der Klang von Webstreams und Podcasts ist hier weniger von den Klangeigenschaften des Geräts als von der Qualität, Bandbreite und der Güte des jeweils verwendeten Kompressionsverfahrens/Codecs abhängig. Möglicherweise offenbart der Tuner in einem High End-Set-up oder unter Laborbedingungen die ein- oder andere Unzulänglichkeit – in einem „normale“ Stereo- oder Heimkino-Set-up sind aber keine bösen Überraschungen zu erwarten -im Gegenteil: Mit dem Fitzwilliam 2 macht Radiohören ob des klaren und ungestörten Tons und des ausgewogenen, transparenten Klangbilds richtig Spaß!
Die Haptik zu loben, fällt mir hingegen schwer. Zwar zeigt der Tuner keine Mängel in der Verarbeitung, aber er ist halt ein federleichter Vollplastikeimer mit Vollplastikgehäuse und Vollplastikfront. Man würde ihn gerne irgendwie hinter den anderen HiFi-Komponenten mit ihrer wertigen Anmutung verstecken, aber dann lässt er sich nicht mehr bedienen. Ich bin fast geneigt, zu sagen: „Irgendwoher muss der günstige Preis ja kommen.“

Die Fernbedienung (zum Vergrößern klicken)

Die Fernbedienung (zum Vergrößern klicken)

Fazit

Ich bin überrascht! Überrascht von der Funktionsvielfalt, vom Klang und vom Preis. Der Fitzwilliam 2 macht in vielen Disziplinen eine ordentliche, im Bereich des DAB- und Internetradios eine hervorragende Figur. Angesichts dessen ist auch die etwas zweifelhafte Haptik zu verschmerzen. Und ich nehme dem Tuner auch nicht krumm, dass er quasi ein „geschlachtetes Kofferradio ohne Lautsprecher“ ist. In den letzten sechs Monaten hatte ich, sieht man vom UPnP-Mediaplayer ab, der nach wie vor schlimmer Murks ist, mit dem Majority viel Spaß. Eine echte Empfehlung!

Internetradio Majority „Kings“ im Test: Viele Features, aber leider nicht richtig gut

Nach vielen vielen Jahren (und quasi tagtäglicher Benutzung) zeigt mein PURE one flow-Internetradio inzwischen erste Zerfallserscheinungen. Und weil ich am Wochenende etwas Zeit hatte, sah ich mich nach einem neuen Gerät um.

Fündig wurde ich auf Amazon, und ich wählte ein Gerät, das derzeit als „Amazons Choice“ in der Kategorie „Internetradio mit CD-Player“ für 119,95 Euro feilgeboten wird: Ein Radio der Firma Majority mit der Typenbezeichnung „Kings“.

Majority? Nie gehört? Zum ersten Mal habe ich etwa vor einem Jahr Majority als Marke wahrgenommen. Firmen wie Majority oder Azatom schießen derzeit in Großbritannien wie Pilze aus dem Boden. In UK war Digitalradio schon in den 1990ern weit verbreitet, der BBC  (und dem Virgin-Konzern) sei Dank. Und so gibt es dort auch einen relevanten Markt für Digitalradios. Spezialhersteller wie PURE oder Morphy Richards (die heute nur noch im Hausgeräte-Bereich aktiv sind) konnten sich genau hier etablieren. Und auch der Traditionshersteller Roberts bot früh eine ganze Produktpalette digitaler Radios an.  Majority sitzt in Cambridge und vertreibt im europäischen Raum Digitalradios chinesische Provenienz zu überschaubaren Preisen. Hierzulande ist der stärkste Vertriebskanal sicherlich Amazon. Und wer aktuell ein günstiges Digitalradio online kaufen will, der kommt kaum an Geräten von Majority oder Azatom vorbei.

Das Radio „Kings“ ist eine eierlegende Wollmilchsau: Zum Kampfpreis von 120 Euro (der UVP in England liegt bei £279.95!!) bekommt man ein recht großes, schweres und haptisch ganz solides Internet/DAB-Radio im Holzgehäuse mit Slot-In-CD-Player, UPnP/DLNA-Media-Streaming, Bluetooth, einem AUX-In- und einem Kopfhöreranschluss, das sich per App steuern lässt und Musikdateien auch vom USB-Stick abspielt. Weitere wesentliche Features: Ein Bassreflexdesign mit zwei Breitbandtreibern und einem passiven Subwoofer – einem gerade sehr trendigen Konzept im Boxenbau, das sogar in den High-End-Markt eingesickert ist. Und eine Fernbedienung. Und Farbdisplay. Das Ding kann – bis auf Multiroom vielleicht – alles, was der „Normalverbraucher“ heute im Bereich des digitalen Radioempfangs und der Musikwiedergabe erwartet. Ach ja – ein einfaches UKW-Radio ist freilich auch mit an Bord.

Geliefert wird das Radio in einem unspektakulären Karton. Schnell ist das Gerät ausgepackt und angeschlossen. Dabei fällt das ordentliche Gewicht und auch die hinreichend gute Verarbeitung des Holzgehäuses auf.

Beim ersten Einschalten folgt auch schon die erste Ernüchterung: Der Bootvorgang dauert ziemlich lange und wird nach der Ersteinrichtung später auch nicht spürbar kürzer. Das Farbdisplay, auch das sieht man auf den ersten Blick, stellt Bilder und Zeichen hell und klar dar.

Es folgt die Ersteinrichtung. Dazu gibt es zwar so etwas, wie einen Assistenten, der führt einen aber nicht wirklich durch die wichtigsten Schritte. Man kommt als technisch halbwegs versierter Mensch durch die teilweise verschachtelten Menüs schon durch, aber user-friedly sieht anders aus. Wenig grafische Unterstützung, das Menü hat eine arg monochrome Anmutung, die Eingabe beispielsweise des WLAN-Passworts gestaltet sich mühsam und wenig intuitiv. Die Reaktionszeit ist mal gut, mal fühlt sich das ganze Procedere etwas hakelig an (daran wird sich auch später nichts mehr ändern). Hat man sich durch die vielen Menüs und Einstellmöglichkeiten gekämpft, geht´s ans Ausprobieren.

Der Einfachheit halber hangele ich mich hier von Feature zu Feature, sonst verliert man ja die Übersicht. Ein Gesamtfazit folgt dann am Schluss.

DAB-Empfang/FM:
Die Königsdisziplin eines jeden Radios ist freilich der Tuner. In diesem Fall ist der DAB-Tuner überraschend selektiv. Mit der recht kleinen und etwas dünnen Stabantenne werden auf Anhieb alle verfügbaren Sender gefunden, manche doppelt und dreifach von verschiedenen Senderstandorten. Das Gerät wählt hier nicht den stärkst- oder mit niedrigster Fehlerrate empfangenen Sender aus, sondern listet alle alphabetisch gleichwertig auf. Beim Anlegen der Favoriten muss man also in den Metainformationen kramen, welcher der bestempfangbare Sender ist und auf einem Speicherplatz abgelegt werden soll. Das Farbdisplay kommt beim DAB-Empfang gut zur Geltung, denn das „Kings“ kann die über DAB empfangbaren Slideshows darstellen. Journaline geht nicht. Alles in allem ist das Tunerteil aber ganz in Ordnung. Hat man einmal seine Favoriten bearbeitet, macht das digitale Radiohören Spaß und gelingt unterbrechungsfrei. Hier können die Briten echt punkten! Ich handle hier auch kurz den UKW-Empfang ab: Der ist nicht so prall, selbst starke Sender rauschen und der Ton klingt arg komprimiert und dadurch unnatürlich flach – selbst BR Klassik (dort verzichtet man der Musik zuliebe weitestgehend auf Kompression, Exciter u.ä. Soundprocessing) war kein Genuss. Wer in einem mit DAB schlecht versorgten Gebiet lebt und oft via UKW Radio hört, sollte sich in jedem Fall ein anderes Gerät besorgen.

Internetradio:
Es tut seinen Job. Bis man einen Sender gefunden hat, kurbelt man im Zweifel ganz schön am Drehrad, zu den vorkonfigurierten Top Twenty-Stationen gehört hierzulande an erster Stelle Ö3, gefolgt von Radio Paloma und gerade das Internetradio profitiert nicht von den verschachtelten Menüs. Um es ehrlich zu sagen: Bei der Internetradiofunktion sehe ich seit dem Jahr 2010 (vielleicht abgesehen vom Farbdisplay) keinerlei Innovation mehr. So empfindlich der DAB-Tuner ist, so sehr verlangt das „Kings“ nach einem ordentlichen WLAN-Signal. Wer sich am Rande der Coverage des eigenen Funknetzes befindet, bestellt sich am besten zum Radio noch einen Repeater mit dazu – das ginge besser! Sonst werden die Streams aber fehler- und unterbrechungsfrei wiedergegeben. Solide Hausmannskost eben.

UPnP/DLNA-Streaming:
Kurz (und vereinfacht) erklärt: Mit UPnP und DLNA lassen sich Dateien vom eigenen Computer, aus dem Heimnetzwerk, vom NAS oder der Fritzbox mit Mediaserver an das Radio senden und wiedergeben. Für mich persönlich eine Brot-und-Butter-Funktion. Umso schlimmer, dass das Radio hier auf allen Ebenen versagt – wegen eines Softwarefehlers, der bei billigen Chipsets, die in dieser Geräteklasse von nur einigen wenigen Herstellern geliefert werden – seit 2010 nicht behoben wurde: Die Sortierung der Dateien auf dem Server wird nicht übernommen, sondern die Titel in jedem Ordner alphabetisch wiedergegeben. Das bedeutet, dass die Songs auf einem Album quasi durcheinandergewürfelt sind, bei Hörbüchern folgt beispielsweise auf den Track 1 der Track 10, dann 11…, bis dann wieder Track 2 bis 9 abgespielt werden. Die alphabetische Sortierung lässt sich auch nicht um- oder ausstellen. Teurerer Geräte (wie die von PURE) hatten (zumindest früher) diesen Fehler nicht und haben die Stücke in der Reihenfolge des Servers wiedergegeben (und optional gab es eine „A-Z-Taste“). Wer gerne seine Mediendateien vom Server/NAS/Fritzbox abspielen möchte, kann das Gerät nicht sinnvoll verwenden.

USB-Wiedergabe, CD-Player und Bluetooth:
Die USB-Wiedergabe funktioniert prinzipiell, ein 32 GB USB-Stick wird problemlos erkannt, eine 1TB-Festplatte wird nicht gemountet. Warum, konnte ich nicht herausfinden. Der CD-Player liest auch mp3-CDs, ist von den Laufwerksgeräuschen akzeptabel und tut im Wesentlichen, was er soll. Das Pairing mit einem Mobiltelefon via Bluetooth hat bei mir drei Anläufe gebraucht, funktionierte dann aber zuverlässig. Leider war der Sound über Bluetooth flach und wenig dynamisch – irgendwie verhangen. Die Funktionen tun, was sie sollen, mehr aber auch nicht.

Haptik und Sound:
Will man Sound und Haptik beurteilen, muss man sich den Preis vor Augen führen: Zur Einführung des Geräts waren 100,- Euro gefordert, inzwischen hat sich der Preis bei 120,- Euro eingependelt.
Ich habe ja schon beschrieben, dass ich mich über das ordentlich kunststofffurnierte Holzgehäuse gewundert habe, das hinreichende Volumen und eine Bassreflexkonstruktion mit zwei (!) rückseitig angebrachten Passivmembranen je Kanal (der von einem ordentlichen Breitbandlautsprecher befeuert wird) bietet. Die Lautsprecher sind für ihre Größe absolut in Ordnung: Der Klang kommt klar, nicht zu bassbetont und mit sauberen Mitten. Lediglich im Hochtonbereich wäre ein wenig mehr Darstellung wünschenswert. Aber für ein Küchenradio oder ein Gerät im Arbeitszimmer ist der Klang für das Geld absolut klasse – nur die Verarbeitungsqualität stimmt halt wieder nicht, denn bei meinem Radio ist recht flott der linke Kanal ausgefallen, was nicht gerade für die hauseigene Qualitätskontrolle des chinesischstämmigen Apparats spricht.

Die Bedienfront ist aus eher lumpigem Kunststoff, die Tasten am Panel wirken gleichermaßen lumpig, mit Spiel und lausigem Druckpunkt. Das Clickwheel hingegen macht wiederum einen ganz vernünftigen Eindruck.

Zur Fernbedienung bleibt zu sagen, dass die nicht mal übel ist. Sie ist leicht, flach, die Tasten haben einen guten Druckpunkt und sind logisch angeordnet. Man braucht auch keine exotische Knopfzelle – Standardbatterien (Typ 3A) genügen. Nur: Man muss mit der Fernbedienung exakt auf das Gerät zielen, damit sich überhaupt etwas tut. Die Fernbedienung steht daher symbolisch für die meisten Features des Geräts: Alle Funktionen sind da, keine ist wirklich bis zum Ende durchdacht oder einfach ordentlich umgesetzt. Dieses Radio kann alles – ein bisschen. Das ist Mist.

Fazit: Will man dieses Radio also haben – oder eher nicht? Ich war hin- und hergerissen, und habe dann nach reiflicher Überlegung das Gerät wieder zurückgeschickt. Der wesentliche Grund ist in der schlechten und lieblos programmierten Software zu suchen, weniger in den (für den Preis akzeptablen) kleinen Unzulänglichkeiten der Hardware: Die Software ist leider völlig unambitioniert programmiert und das macht das Gerät streckenweise unbenutzbar. Die Einrichtung ist arg hakelig, die Darstellungsoptionen auf dem Display teils verschachtelt und unlogisch. Das Potenzial, das ein gutes Farbdisplay birgt, wird nicht ausgeschöpft. Ärgerlich sind aber besonders die Anfängerfehler, die die Software mit sich bringt. Ein Beispiel: Das Display ist zwar dimmbar, allerdings kann man es weder im Betrieb noch im Stand-by ausschalten. Auf niedrigster Stufe ist das Display noch so hell, dass das Gerät im Schlafzimmer nicht verwendet werden kann. Das müsste nicht sein, denn ein abschaltbares Display oder eine vernünftige Dateisortierung haben nichts mit Hardwarelimitationen, sondern mit krude geschriebener Software zu tun.

Doch. Man braucht Digitalradio.

Lieber Thomas Gerlach,

gerne folge ich Ihnen auf Twitter, gerne schaue ich in Ihr Blog. Die NN lese ich sowieso. Ich finde das, was Sie da machen gut – aber ich glaube fest, dass Sie sich mit Ihrem Blogpost „DAB-Radio? Braucht kein Mensch.“ irren.

Lassen Sie mich zuerst mal zusammenfassen, was ich verstanden habe: DAB+ sei Ihrer Meinung nach obsolet, weil sich Audiostreaming auch über die Mobilfunknetze erledigen ließe, Flatrates und LTE sei es gedankt (oder stationär eben mit dem DSL). Weiterhin sei diese Technik auch im Auto verfügbar – und  dankt Streaming Media empfängt man zigtausende Sender aus aller Welt.

Das ist richtig – aber eben nur im Prinzip. Jetzt, da nur ein verschwindend geringer Teil der Radiohörer Streaming Audio nutzt, haben weder die Sender noch die Provider Bandbreitenprobleme. Wollte jeder , der heute UKW hört, das Programm via Streaming Audio „empfangen“ — wir könnten weder telefonieren oder anständig im Internet surfen und ganz viele Interessierte Hörer empfingen Schweigen statt Programm.

Warum ist das so? Jeder Stream kostet dem Sender Bandbreite in Höhe der Bitrate und dem Provider ebenfalls. Daher haben Radiosender sog. Slots auf ihren Streamservern, wenn diese belegt sind, dann geht einfach nix mehr. Wenn man sich beliebte Programme wie z.B. Antenne Bayern oder Bayern 1 ansieht, dann haben diese nicht selten viele hunderttausend Hörer gleichzeitig. Das würde bedeuten, dass für jeden dieser Sender eben mal eine Million Slots geschaffen werden müsste. Das stemmen die Sender rein technisch kaum.

Nun aber zu den Providern: OMFG!! Ich gucke nur mal auf LTE. Hier ist eine Bandbreite von 100 MBit per Basisstation spezifiziert. In der Stadt mag das noch angehen, auf dem Land allerdings versorgt so eine Basestation oft Radien mehrerer Kilometer – und das in Gebieten, in denen DSL via Kupferkabel nicht verfügbar ist. Mit diesen 100 MBit soll dann aber auch noch telefoniert werden und im Internet will man damit surfen und am besten auch noch HD-Videos streamen. Kurz: Das wird nix. Wohlgemerkt: Die 100 MBit teilen sich alle – die hat nicht jeder für sich allein. Bei 3G sieht es noch dunkler aus. Nun gut, so könnte man sagen, das Problem entschärft sich, weil LTE ausdrücklich Multicast spezifiziert – aber bei Multicast kaskadieren im Zweifel auch Fehler. Ich persönlich schätze die Stabilität von Multicast auf terrestrischer Infrastruktur als nicht hinreichend stabil ein, um damit z.B. im Katastrophenfall die Bevölkerung zu warnen. Weiterhin werden die Provider kein gesteigertes Interesse an der Verbreitung von Streaming Audio haben, denn LTE spezifiziert nicht nur Multicast sondern auch unterschiedliche Hierarchieebenen – die via deep packet inspection realisiert wird. Streaming Audio ist heute eine eher unattraktive und trotzdem QoS-intensive Sache – will heißen: Die Provider müssen eine gute Infrastruktur vorhalten und bekommen dafür nicht viel Geld – selbst wenn die Netzneutralität kippt. 2010 hab ich mich schon mal mit Netzneutralität und LTE befasst, im Rahmen eines Podcasts. Wer das vertiefen will, kann sich den Ausschnitt ja mal anhören.

Radio wird immer noch gut genutzt: Man stelle sich vor, was mit unseren Netzen passieren würde, wenn wi alle Hörer von Bayern 1, Antenne, WDR2, Radio 88,8, Energy, KISS und wie sie alle heißen auf Streaming Audio umlegen wollten. Hinzu kommt, dass ich Ihrer Kostenargumentation nicht folgen kann. Für eine DSL-Flat zahle ich mindestens 20,- und für eine Mobilfunkflat, die gut genug ist, dass ich damit auch ausreichend Streaming Audio nutzen kann, mindestens nochmal einen Zwanni. Dazu kommt dann die GEZ-Zwangsabgabe der Rundfunkbeitrag. Ok, ich habe diese Flatrates – aber erklären Sie doch mal ihrer Oma, dass sie nun 40,- extra per Monat zahlen soll — um Radio hören zu können. Wollte man Ihre Idee nun auch noch aufs Fernsehen hochskalieren – wir bekämen ein Problem.

Die Vorteile von DAB+ kurz gefasst: Derzeit gibt es hier in Nürnberg eine Auswahl von über 40 Sendern in sehr guter Qualität terrestrisch – darunter sind auch die kleinen regionalen Privatsender wie N1 oder Radio Z. Die Empfänger werden immer billiger und der Empfang auch immer besser. Die Bedienung der Geräte ist oft einfacher als bei analogen Apparaten. Nicht zuletzt benötigt man keine Netzzugangstechnologien. Da DAB mit geringeren Sendeleistungen hinkommt als UKW oder gar Mittelwelle, ist die technische Verbreitung bei besserer Qualität oft billiger. Der „Bundesmuxx“ ermöglicht Autofahrern das kontinuierliche Durchhören eines Senders – von Flensburg nach Garmisch.

Der Pferdefuß von DAB? Geschätzte 300 Millionen Empfänger wollen in Deutschland sukzessive getauscht werden. Das wird mit DAB schon schwer, wenn dann die Geräte über WLAN- Bluetooth oder andere Schnittstellen verfügen müssen, wird das echt kostspielig!

Herr Gerlach, ich in in der Tat der Meinung, dass Streaming Media noch keine Alternative ist.

Herzliche Grüße,

Michi

 

Test: Blaupunkt IR+ 11. Solides Internetradio mit DAB+-Empfang

Im heutigen Test habe ich das Internet- und Digitalradio Blaupunkt IR+ 11, dass in mehrerlei Hinsicht ein besonderes Gerät ist. Mein Fazit stelle ich vorn an: Ich bin nicht nur sehr zufrieden mit dem Radio –  sondern begeistert. Warum das IR+ 11 ein ganz besonderes Radio ist, schreibe ich im Folgenden.

Wer sich heute ein Internetradio kauft, tut gut daran, eines zu wählen, das neben der eigentlichen IP-Funktionalität auch einen konventionellen Tuner mitbringt. Gerade die regionalen Sender bieten nicht immer einen Stream an, wenn doch, dann nicht selten nur mit wenigen Slots und oft auch nicht in der gewünschten Qualität. So ist ein UKW-Tuner selbst bei einem Internetradio schon fast Pflicht. Wenn man auf einen UKW-Tuner Wert legt, sollte man aber auch darauf achten, dass das Gerät einen DAB+-Tuner mitbringt und somit in der Lage ist, das neue terrestrische Digitalradio zu empfangen; UKW ist auf mittlere Sicht ein Auslaufmodell und DAB+ bringt schon heute eine wesentlich reichhaltigere Senderauswahl (und in der Regel auch besseren Empfang).

Idealerweise hat ein zukunftstaugliches Radio also neben IP-basiertem Empfang auch einen Kombituner für UKW und DAB+. Diese Kriterien erfüllt das Blaupunktradio (Bedienungsanleitung hier) schon mal, bietet aber auf der Netzwerkseite einige zusätzliche Features. So lassen sich neben den Webradiostationen auch Podcasts abrufen und das Gerät fungiert weiterhin als Netzwerk-Audioplayer. So ist es auch möglich, lokal auf dem Rechner gespeicherte Audiodateien über das Radio wiederzugeben.

Unverständlich auch, warum immer noch sehr viele Geräte dieser Gattung mit nur einem Lautsprecher ausgestattet sind – werden sowohl bei den Streams als auch über DAB+ die Sendungen mehrheitlich in Stereo ausgestrahlt. Nicht nur der Stereoempfang sondern auch die Stereowiedergabe sind daher eher Pflicht als Kür – das Blaupunktradio hat zwei Lautsprecher, gut so (obschon es überrascht, dass man das heute überhaupt noch erwähnen muss).

Unboxing und Erstinstallation

Das Radio wird in einem Pappkarton geliefert, der neben dem Gerät selbst noch das Steckernetzteil und eine Bedienungsanleitung enthält. Mehr gibt es nicht und mehr braucht man auch nicht

Beim ersten Anschließen des Radios fällt der überraschend kurze Bootvorgang auf – schnell wird man aufgefordert, unter den gefundenen WLANS das passende/eigene zu wählen und den Schlüssel einzugeben (was sich durch hin-und hernavigieren der im Display vorgeblendeten Zeichen bewerkstelligen lässt, zwar etwas dauert, insgesamt aber dennoch flüssig von der Hand geht). Damit ist das Radio für die nächsten Installationsschritte eingerichtet, man kann nun sowohl für UKW wie auch DAB+ den Sendersuchlauf durchführen. Weiterhin lassen sich nun die Menüsprache wählen, die Displayhelligkeit und andere Parameter einstellen.

Konnektivität und Empfang

Das mit dem WLAN verdient eine intensivere Betrachtung: Auf der Konnektivitätsseite ist man beim Blaupunkt IR+ 11 nämlich zwingend auf WLAN angewiesen, eine Ethernetbuchse gibt es nicht. Das Verbinden mit WPA2-gesicherten WLANS ist ebenso problemlos möglich wie auch das Einbinden verborgener WLANS. Der WLAN-Empfang schwächerer Netze ist problemlos und überraschend stabil – hier kann das IR+ 11 voll punkten.

Auch der DAB+-Tuner weist einen guten Empfang auf – selbst mit eingezogener Teleskopstabantenne (die nicht abnehmbar ist), lassen sich im Nürnberger Norden alle verfügbaren DAB- sowie DAB+-Programme empfangen. Selbst in kritischen Empfangssituationen macht der Digitaltuner eine gute Figur, genügend „Antennenreserve“ ist ja vorhanden. Der UKW-Empfang geht in Ordnung, ist aber nicht überragend und bleibt auf dem Empfangsniveau eines Einfachsupers. Stereosendungen von schwächeren regionalen Stationen können da schon mit einem deutlichen Rauschen unterzogen sein. Dennoch ist der Empfang stabil und die Sender ohne Anstrengung hörbar. Eine manuelle Umstellung in den Mono-Modus ist möglich, RDS wird empfangen und korrekt angezeigt.

Empfang von Webradiostationen

Der Empfang von Webradiostationen ist die Kerndisziplin eines Internetradios, das Blaupunktradio kann hier eine Menge. Vorweg muss ich sagen, dass das Management der Onlineradiostationen und Podcast über das Portal von Frontier Silicon organisiert wird, bei dem man sich selbst und auch die ID des Radios anmelden muss. Aber selbst wenn man das nicht will und nicht tut, kommt man mit dem Radio recht weit: Die Sender wie auch die Podcasts sind entweder nach Genre oder nach Ursprungsland in alphabetischer Reihenfolge organisiert und per default sind auch alle im Portal verzeichneten Stationen empfangbar. Unter diesen lassen sich dann zehn Sender fix speichern, freilich geht da auch mehr, in den Favoriten kann man ungleich mehr ablegen, auch in eigenen Unterordnern, das geht allerdings nur über das Portal. Auch eigene oder neue Streams lassen sich dem IP+ 11 nur über das Portal hinzufügen.

Wer aus gundsätzlichen Erwägungen die Anmeldung an einem Portal ablehnt, kommt mit dem Radio sehr weit, und das ist bemerkenswert. Den vollen Komfort und insbesondere die sinnvolle Organisation vieler Sender und Podcasts erhält man aber nur mit der Portalunterstützung.

In der Praxis ist der Empfang von Streams und Podcasts einwandfrei, der Buffer ist groß genug, dass Unterbrechungen und Puffervorgänge die absolute Ausnahme bleiben, in einzelnen Podcast-Episoden lässt sich hin- und herspulen und die Wiedergabe kann pausiert werden. Die Navigation zwischen einzelnen Streams, Podcasts und Titeln verläuft flüssig und das erste Laden geht angenehm flott. Der „Empfang“ von Audiodaten aus dem Netz(werk) klappt prima und wird selbst anspruchsvolle Anwender mindestens zufriedenstellen.

Empfang von UKW und DAB(+)

Eigentlich ist das oben schon abgehandelt, gesagt sein soll aber noch, dass das Radio im Bereich des Digitaltuners bei der Empfindlichkeit und Schnelligkeit voll punkten kann. Auch in fensterlosen Räumen ist der Empfang noch hervorragend. Eine externe Antenne ist leider nicht anschließbar. Da zum jetzigen Zeitpunkt (April 2012) die volle Sendernetzausbaustufe für DAB+ noch nicht erreicht ist, ist dies ein temporäres Manko. Wer sich allerdings in einem normal versorgten Gebiet befindet (ein Check auf digitalradio.de ist immer empfehlenswert), dem dürften keine Empfangsprobleme ins Haus stehen. Im Display werden die üblichen Begleitinformationen in Textform angezeigt, trotz der Tatsache, dass das Display bedingt in der Lage ist, monochrome Grafiken darzustellen (aber keine Graustufen), werden die mitübertragenen Logos und Slides nicht angezeigt und auch Journaline ist nicht unterstützt. Ersteres wird sich nicht sinnvoll auf die Hardware adaptieren lassen, letztes ist nicht implementiert.

Ein genauer Blick auf das Innere

Der Tuner ist per se gut und auch die Integration ins Gerät ist gelungen und versatzfrei, das übrigens, weil der Internetradioempfänger und der Tuner für UKW und DAB(+) ein Modul ist – es handelt sich um den Frontier Silicon Venice 6.2 FS-2026-2 in der Ausführung WB (was bedeutet, dass ein L-Band-Empfang nicht möglich ist, was aber erst mal nichts tut, denn dem L-Band kommt in Deutschland keine Bedeutung mehr zu),  der die vorgenannten Funktionen ermöglicht (hier gibt es ein Datenblatt). Einige der Modulfunktionen sind nicht ausgeführt – es gibt kein iPod-Dock, kein Ethernet und keine USB-Schnittstelle zum lokalen Mounten von Sticks o.ä., auch der mögliche analoge AUX-In wurde nicht umgesetzt. Prinzipiell wäre eine DMB-Unterstützung möglich, die ist aber nicht umgesetzt – wofür auch. Ein interessantes Randdetail soll auch nicht unerwähnt bleinen: Venice ist prinzipiell in der Lage mit last.fm, Pandorra, Rhapsody und SiriusMX zu handeln, diese Funktion ist nicht integriert und auch länderspezifisch deaktiviert. Ich fordere eine derartige Umsetzung auch nicht, denn z.B. last.fm ist auf stand-alone-Devices kostenpflichtig, damit ist dieser Dienst inzwischen nur noh für wenige zahlende Nutzer interessant. Ich erwähne das nur der Vollständigkeit halber, denn das Venice-Modul ist per se schon mal eine eierlegende Wollmilchsau. Der Audiochip ist der CHORUS 2 FS1020. Mit dieser Kombi sind die Formate mp3, AAC+, Real, WMA und FLAC unterstützt – ogg natürlich mal wieder nicht. Auch die Displaysteuerung übernimmt das Modul und so ist das Erscheinungsbild dem aller derartig konfigurierter Empfänger ähnlich.

So ist auch das Display „typisch“ – weiße Schrift auf  dunkelblauem Grund, ein Punktmatrixdisplay, hinterleuchtet und bedingt „grafikfähig“. Der Betrachtungswinkel von beiden Seiten ist gut, von unten in Ordnung, nur von oben guckt es sich nicht so toll auf das Display, was sich aber verschmerzen lässt.

Zwei Details seien noch erwähnt: Bei den Lautsprechern handelt es sich um quasiovale Typen, wie sie früher in Fernsehgeräten gerne verwendet wurden. Sie sind schmal, hochkant eingepasst und bringen jeweils ein Watt Leistung mit (und einen richtig dicken Magneten). Zum Klang komme ich später noch.

Die Stabantenne ist mit einem Kabel am Tuner verbunden, hier minimiert ein für die Gerätegröße recht ordentlich dimensionierter Klappferrit die Störeinstrahlung, was Wirkung zeigt, der Ton – auch über Kopfhörer – ist nahezu störungsfrei, was Prozessoren-HF-Einstrahlung, Display-HF-Störungen und ähnliches betrifft, obwohl die gedrungene Bauweises des Radios solche Einstrahlungen vermuten lassen würde, wurde das recht elegant und zweckmäßig gelöst.

Die Bedienung

Interessant ist das Bedienkonzept des Blaupunkt IR+ 11: Das Menü gliedert sich straff in Hierarchien. So etwas in Worten zu beschreiben ist nicht ganz trivial – ich versuche es einmal so: Wer mit der Ordnerstruktur am PC klarkommt, der wird mit der Menüführung des IR+ 11 keine Schwierigkeiten haben. Auch Besitzer älterer Nokia-Telefone kennen das Prinzip des geschachtelten Menüs – es ist durchgängig und erlaubt immer einen Backstep, man klickt aber auch recht viel, wenn man sich in den tiefen Strukturen bewegt. Die Bedienung gehorcht einer stringenten Logik, das ist sehr angenehm und der Griff zur übrigens gut gemachten und ausführlichen Bedienungsanleitung erübrigt sich in der Regel. Weiterhin bemerkenswert: Es gibt ausschließlich Tipptasten, keine Schalter, Drehregler, Fader oder ähnliches. Und diese Tasten befinden sich alle auf der Oberseite des Radios, was verhindert, dass das Radio bei der Bedienung verrutscht. Die Taster sind alle ähnlich groß, mal rund, mal quadratisch, nur die Eingabe/Snooze-Taste ist größer als der Rest. Dieses Bedienkonzept hat seinen Charme, es ist präzise und robust und an so einem Gerät sind wenige bewegliche Teile ein echtes Feature.

Klang: Klassenprimus bis 130,- Euro

Ich habe mir etliche Geräte dieser Art angehört und kann dem Blaupunkt IR+ 11 im Vergleich zu diesen einen guten Klang attestieren – besonders gemessen am Preis. Ich gehe noch mal auf das ein, was ich oben geschrieben habe: Viele dieser Internet/DAB+ – Hybridtuner müssen mit einem Lautsprecher auskommen, der dann in der Regel etwas größer ausgeführt ist. Bei diesen Konzeptzen ist die Mono-Tonwiedergabe auf Breitbandigkeit angelegt. Ein ähnliches Konzept scheinen die Macher des IR+ 11 verfolgt zu haben, mit dem feinen Unterschied, dass ich hier zwei Lautsprecher habe. Diese Lautsprecher sind nicht rund sondern lang gezogen und erinnern mich stark an die Art Lautsprecher, die man in den 1990er gerne in den Stereoröhrenfernsehern verwendet hat – sie sind von der Bauform schmal und tief, lassen sich in den Formfaktor des Internetradios also bestens integrieren.

Klang zu beschreiben ist immer so eine Sache und recht subjektiv, ich versuche es unter diesen Bedingen aber einmal so: Die Bandbreite der Lautsprecher ist für die Größe sehr ordentlich. Im Mitteltonbereich sind sie absolut stark, Sprache wird deutlich, klar und natürlich wiedergegeben und das Spektrum reicht auch im Hochtonbereich überraschend gut hin. Zischende, schneidende Höhen darf man nun nicht erwarten, aber ein Jazzbesen bildet trotzdem noch ordentlich ab. Lediglich der Bass ist ein wenig dünn, überraschend aber, dass er dennoch vorhanden ist. Damit ergibt sich für die Größe (und den Preis) des Radios ein überrasched rundes und volles Klangbild, es könnte transparenter sein, vermag aber zu gefallen. Hier geht es auch nicht um High-End sondern um einen anständigen Klang bei einem günstigen und kleinen Radio – den hat das Gerät und das klappt. Dass Stereolautsprecher vorhanden sind, bringt die Sache weiter nach vorn. In Relation zu vielen DAB-Radios und in Relation zu allen Internetradios in der Klasse bis 13o,- Euro ist das IR+ 11 wirklich Spitzenreiter. Das wird noch durch die gute Verarbeitung unterstrichen: Das stabile Gehäuse resoniert selbst bei hoher Lautstärke kaum mit.

Für wen ist das das geeignete Gerät?

Um Missverständnissen vorzubeugen: Wer vom Radio voll profitieren möchte, der braucht ein WLAN – vorzugsweise hint einer DSL-Flatrate. Der Formfaktor bringt weitere Einsatzgebiete mit sich – so ist das IR+ 11 ein gutes Radio für Küche, Bad und Arbeitszimmer. Auch ein Einsatz als Radiowecker ist prinzipiell denkbar (zwei Weckzeiten), aber nicht ganz optimal. Das Display lässt sich zwar dimmen, nicht aber komplett dunkel schalten und selbst auf niedriger Stufe ist es sehr leuchtstark. Räume mit einer Größe bis 20 m² lassen sich mit dem Gerät problemlos beschallen.

Interessant ist das Radio auch für all jene, die sich nicht an Portalen anmelden möchten. Eine Anmeldung am Frontier Silicon Radioportal erhöht den Komfort erheblich, rein prinzipiell ist sie aber nicht notwendig. Interessante und nerdige Podcasts werden vom IR+ 11 zu Hauf empfangen. Per default hört man /dev/radio, Alternativlos oder das Chaosradio. DRadios Computer und Kommunikation sind ebenso verfügbar wie die Sendungen der beiden Wolfgangs (vulgo Computerclub Zwei). Auch die öffentlich-rechtlichen Stationen sind alle da – im Stream und freilich auch deren Podcasts. Das Dinmg macht hier richtig Spaß.

Fazit: Ein schönes Internetradio mit DAB+- und UKW-Tuner, mit dem sich auch komfortabel Podcasts hören lassen. Via UPnP ist das IR+ 11 auch gut im Netzwerk zur Wiedergabe von Audiodateien nutzbar. Der Empfang ist gut, die Bedienung logisch, der Klang in der Preisklasse sehr gut und auch die Verarbeitung lässt keine Wünsche offen. Weiterhin ist das Radio mit einer Leistungsaufnahme von unter einem Watt im Standby auch unter Umweltaspekten ok. Wer Wert auf einen Aux-In legt, gerne iPhone oder iPod andocken möchte, USB-Medien mounten will oder Ethernet braucht, wer eine Fernbedienung möchte, der braucht ein andere Gerät. Für alle anderen gilt ein klares Go! Gutes Teil.

Und der Preis?

Ich betrachte das Radio natürlich in Abhängigkeit seines Preises und der Test korrespondiert freilich damit. Die billigsten reinen Internetradioempfänger sind ab etwa 65,- zu haben, man kann auch 400,- für so etwas ausgeben. Beim Blaupunkt IR+ 11 sind die Preise – und das macht die Betrachtung nicht ganz einfach – recht volatil. Eine Zeitlang wurde das Gerät für 99,- Euro bei der Supermarktkette Real angeboten, vor zwei Wochen sah ich das Radio in einem Nürnberger Media Markt für 118,- Euro – das ist ein sehr akzeptabler Preis gemessen an Featurereichtum,. Verarbeitung und Klang. Im Netz schwanken die Preise zwischen 120,- und 150,- Euro. Also: Ich halte derzeit (Stand April 2012) das Radio für etwa 100,- für ein Schnäppchen, 130,- scheint derzeit der normale Preis zu sein.

Derzeit wird von Real wieder ein Blaupunkt-Internetradio angeboten, zum Preis von 99,- Euro. Hierbei handelt es sich aber leider nicht um das IR+ 11 sondern um das IR 10, das keinen FM/DAB-Tuner hat. Es sieht sehr ähnlich aus – ist aber eben nicht das Gleiche (mehr Infos hier).

Test: Dual DAB 4 – Einsteigerradio mit hervorragendem Empfang

Pünktlich zum Start des Digitalradios DAB+ am 1. August  lag ein besonders günstiges Digitalradio des Herstellers DUAL, das Modell DAB 4, bei den Händlern – zu einem erstaulich günstigen Preis. Der Hersteller, der traditionsbewusst bis heute Plattenspieler im Programm führt, wartet mit einem erstaunlich großen DAB+-Radioportfolio auf. Eines der günstigsten Geräte, das DAB 4 wird in diesem detaillierten Test zeigen, was es kann.

Noch ist der Markt für Digitalradios eher überschaubar. Eine Hand voll Hersteller hält Geräte für den neuen Radiostandard bereit, gerne kosten diese Empfänger der neusten Generation im unteren Bereich angesiedelte dreistellige Summen. Dual geht einen anderen Weg: Mit dem DAB 4 bietet der heute im bayerischen Landsberg am Lech ansässige Hersteller ein Radio an, das teilweise für unter 50,- Euro zu haben ist. Was kann ein so günstiges Radio taugen?

Obwohl ich am Anfang skeptisch war, sei die Antwort vorweg genommen: Es taugt viel. Aber der Reihe nach, zuerst will ich einmal „unboxen“: In einer kleinen Schachtel befindet sich das Radio, ein Gerät mit dem Formfaktor des typischen Transistorradios. Weiterhin finden sich das Netzteil und die Bedienungsanleitung in deutsch, italienisch und französisch. Das Radio selbst ist in Kunststoff ausgefertigt, überraschend leicht und wegen des sich nach oben hin leicht vergüngenden Gehäuses angenehm zu greifen und zu tragen. Auf den ersten Blick fällt das große Display und die überraschend stabile Antenne sofort ins Auge. Hier ist es also, das digitale „Transistor“radio. Und beim Auspacken des Radios fällt zudem erst einmal auf, das nichts auffällt – das Radio stinkt nicht und man muss schon direkt mit der Nase ans Gerät, um zu riechen, das das DAB 4 neu ist. Es kann, und ich übertreibe hier nicht, sofort mit ins Schlafzimmer genommen werden.

Die Inbetriebname

Bei einem digitalen Radio erwartet man an und für sich eine gerüttelt komplizierte Inbetriebnahme. Das DAB 4 bildet hier abner eine angenehme Ausnahme – beim ersten Einschalten führt das Gerät einen Scan der verfügbaren digitalen Radioprogramme durch, dieser ist in unter zwei Minuten erledigt. Weiterhin aufs angenehmste überraschend: Mit lediglich halb ausgezogener Antenne findet das DAB 4 alle (sic!) in Nünberg zu empfangenden DAB/DAB+-Sender. Bereits hier antizipieren sich die ausnehmend guten Empfangseigenschaften des Dual-Radios. Nach dem Scan verfügbarer Sender hört man Radio – ich bin überrascht, wie einfach das ist (und dies zeigt, dass sich das Radio auch technisch wenig versierten Menschen erschließt).

Mit der großen „Tuning“-Wipptaste kann man schnell durch die gefundenen Sender navigieren und hat man den Sender gefunden, den man hören will, genügt ein Druck auf die benachbarte, große „Enter-Taste“, in Sekundenschnelle spielt das Programm. Ähnlich komfortabel funktioniert das übrigens auch für UKW – hier werden alle Sender gefunden und mit RDS sieht man auch gleich den Sendername im Display.

Für DAB/DAB+ und UKW stehen je zehn Festspeicherplätze auf fünf doppelt belegten Tasten zur Direktanwahl zur Verfügung. Die zehn Speicher pro Band sind ein praxisnaher Wert – nur wenige Radiohörer werden mehr benötigen, denen ist aber mit der Tuningwippe sehr geholfen. Besonders angenehm ist, dass man sich hier durch die Sender navigiert, aber nicht „zappt“ sondern erst beim gewünschten Sender mit „Enter“ den Empfang herstellt. So lässt sich der gerade eingestellte Sender beim scrollen durch dier hier in Nürnberg empfangbaren 40 Sendern (Datenkanäle nicht mitgerechnet, das Radio findet insgesamt 52 Services) weiterhören.

Das „Abspeichern“ eines Senders auf eine der Stationstasten ist ebenso einfach – man wählt ein Lieblingsprogramm, bestätigt mit „Enter“ den Empfang und hält dann die gewünschte Stationstaste für einige Sekunden gedrückt – der Sender ist programmiert. Das alles geht, ohne sich durch komplizierte Menüs wühlen zu müssen, angenehm einfach.

Radio hören

Die Inbetriebnahme ist in Minuten geschehen, dem Radiovergnügen steht nichts im Weg. Trotz etwas schwieriger Empfangsbvedingungen hier ist selbst in fensterlosen Räumen immer Empfang gegeben, Empfangsstörungen musste ich provozieren. Sie treten im normalen Betrieb nicht auf. Obwohl ein derartig günstiges Radio es nicht vermuten lässt, ist verglichen zu anderen Digitalradios die Empfangsleistung des DAB 4 als sehr gut zu bewerten. Damit punktet das DAB 4 in der wichtigsten Disziplin nicht nur voll sondern reicht auch wesentlich teureren Digitaltunern das Wasser. Um dies zu illustrieren, weise ich darauf hin, dass ich bislang bei keinem der empfangenen Sender die Antenne ausziehen musste.

Mit einem Druck auf den sehr sanft rastenden Einschaltknopf, der sich frontseitig am Radio befindet und im ausgeschalteten Zustand ein weig erhaben vorsteht (und damit auch im Dunklen problemlos ertastet werden kann) wird das DAB 4 angestellt. Der Lautstärkeregler befindet sich an der Seite des Geräts und birgt als Besonderheit, dass er sich stufenlos regeln lässt. Der Drehregler sitzt straff und ist deshalb sicher einstellbar. So ein Drehregler ist – gerade beim Kopfhörerbetrieb – ein unschätzbarer Vorteil, lässt sich hier doch die gewünschte Lautstärke exakt definieren (leider habe viele Digitalradios hier nur einen Lautsatärke-Tipptaster, die optimale Lautstärke liegt dann nicht selten zwischen einem der beien Rasterpunkte – hier kann der Mitbewerb von Dual lernen!).

Alle wesentlichen Informationen lassen sich über das Display ablesen. Hier arbeitet Dual regelrecht klassisch. Das Display fasst zwei Zeilen, je Zeile werden 16 Zeichen abgebildet, das Display ist nicht grafikfähig. Am Netzteil betrieben, ist das Display im Betrieb permanent hinterleuchtet, im Batteriebetrieb schaltet sich die Hintergrundbeleuchtung nach einigen Sekunden ab, um Energie zu sparen.

Welche Informationen lassen sich vom Display ablesen? Exemplarisch wähle ich den Sender DRadio Wissen. In der ersten Zeile ist immer der Name des gerade laufenden Senders abzulesen, die zweite Zeile teilt bei Druck auf die „Info“-Taste folende Informationen mit: Info zur laufenden Sendung/Lied bzw. Radiotext (nicht zu verwechseln mit Journaline), Signalstärke als „Balkengrafik“, Sendergenre, Name des Sendermultiplex,  Frequenz mit drei Nachkommastellen (aber nicht die Bezeichnung des Blocks), Signalfehlerrate, Bitrate und Codierungsverfahren (MP2 für DAB, AAC für DAB+), Uhrzeit (vom Sender) in Stunden, Minuten und Sekunden, Datum (vom Sender).

Generell kann über das Display gesagt werden, dass es mit seier hellblauen Beleuchtung und den schwarzen Zeichen einen hervorragenden Kontrast hat und auch aus einiger Entfernung oder mit wechselndem Betrachtungswinkel noch gut abzulesen ist. Diese Displaygattung ist unter den Digitalradios weit verbreitet und darf als Standard angenommen werden. Die gerade bei DAB+ mögliche Diashow und der programmbegleitende Service Journaline können darüber natürlich nicht wiedergegeben werden, dies darf man aber von einem Gerät dieser Preisklasse auch nicht erwarten.

Der Klang geht für ein tragbares kleines Radio durchaus in Ordnung. Mit dem etwa 6 cm durchmessenden Lautsprecher lassen sich ganz ordentliche Lautstärken erzielen, selbst bei hoher Lautstärke verzerrt nichts und das Gehäuse resoniert auch nicht mit. Andererseits ist der Lautsprecher für den Musikgenuss nur bedingt geeignet, denn es fehlt – wen nimmt es bei den Abmessungen des Radios Wunder – hier einfach an Bass. Für Sprachwiedergabe ist das Radio aber bestens geeignet, denn der Ton ist im Mittenbereich klar und transparent, mit leichter Tendenz zur Höhe. Das macht sich bei einem Fußballspiel, einer Reportage oder Nachrichten ganz gut, die Präsenz der Stimmen hebt sich gegen die Umgebungsgeräusche gut ab. Wer Musik hören oder das Programm in stereo verfolgen will (mit einem Lautsprecher ist mit dem DAB 4 ohne Kopfhörer nur Mono möglich), kann einen Kopfhörer verwenden. Der seitlich angebrachte Anschluss ist als 3,5 mm Klinkenbuchse ausgeführt, der Sound über den Kopfhörer ist ausgewogen, hier ist keine Überzeichnung eines Frequenzbereichs feststellbar. Bezeichnend, dass das kleine Radio nicht nur die üblichen 32-Ohm-Ohrstöpsel zu befeuern vermag sondern selbst am AKG 701, einem großen HiFi-Kopfhhörer, ungleich teurer als das Radio, noch ordentlichen Sound ankommen lässt. Lediglich bei einem großen Beyer mit einer Impedanz von 600 Ohm bleibt nach oben doch die Luft weg – aber man kommt in der Regel nicht auf den Gedanken, Kopfhörer jenseits der 300-Euro-Klasse an einem Kofferradio zu betreiben. Dieser Test zeigt aber die Leistungsreserven am Kopfhörerausgang – ebenfalls verzerrungsfrei; und das ist für ein so kleines Radio im unteren Preissegment nicht selbstverständlich. Ich will an dieser Stelle aber auch nicht verschweigen, dass der Musikgenuss mit einem Kopfhörer mittlerer Empfindlichkeit (hier getestet mit eine Urbanears, Typ Plattan) nicht ganz ungetrübt ist. Wird das Radio mit dem mitgelieferten Netzteil betrieben, ist das Musiksignal von einem leichten, aber permanenten Brummen unterzogen, beim Empfang von DAB-Sendern addieren sich hier geringe, aber dennoch hörbare Störgeräusche vom Prozessor hinzu. Bei DAB+-Sendern ist dieses Problem nur marginal, es bedarf hochauflösender Hörer um das auszumachen, da ist es aber trotzdem.

Menü und besondere Funktionen

Im DAB/DAB+-Modus bietet das Radio einige Besonderheiten. Zuerst einmal will ich auf die Möglichkeit der Dynamikkompression zu sprechen kommen. Dieses in zwei Stufen schaltbare Feature ermöglicht in erster Linie, dass die unterschiedlich laut hereinkommenden Radiostationen auf ein ähnliches Lautstärkeniveau gebracht werden. Wer das aber nicht möchte, kann die Kompression auch komplett ausstellen. Ein weiteres wichtiges Feature ist die Möglichkeit der manuellen Frequenzeinstellung. Hier kann man ganz einfach jede/n der Frequenzen/Blöcke händisch abgleichen, auf Reisen oder bei unterschiedlich stark einfallenden Multiplexen über Landesgrenzen hinweg eine sinnvolle Erweiterung. Die Senderliste lässt sich zwar im engeren Sinne nicht editieren, allerdings kann im Menü gewählt werden, ob die Sender alphabetisch oder nach Multiplexen sortiert werden sollen. Die Sortierung nach Multiplexen scheint mir sehr sinnvoll, weil sich hier das gesamtdeutsche Ensemble und das regionale sortieren lässt. Und dann gibt es mit der Funktion „local scan“ die Möglichkeit, nur die regionale Senderliste zu aktualisieren. Alles in allem ist der Sonderfunktionsumfang für ein so günstiges Gerät mehr als ordentlich.

Batteriebetrieb

Das Dual DAB 4 kann nicht allein mit dem mitgelieferten Netzteil sondern auch mit Batterien betrieben werden. Sechs Batterien vom Typ AA werden benötigt. Anstelle von Batterien können auch Akkus verwendet werden. Das Radio verzeiht im Übrigen, dass Akkus im Gegensatz zu Einwegbatterien anstelle von 1,5 Volt nur eine Spannung von etwa 1,2 Volt liefern, klaglos. Den Batteriebetrieb habe ich mit sechs geladenen Mittelklasseakkus getestet (Golden Peak ReCyko 2500 mAh, Akkus mit geringer Selbstentladung). Damit lassen sich gute 8 Stunden Radio im DAB+-Modus bei mittlerer Lautstärke hören. Das Einlegen von Akkus oder Batterien gestaltet sich etwas fummelig, es geht mit ein bisschen Geduld aber.

Verarbeitung

Um es kurz zu machen: Tadellos. Für die aufgerufenen 50 Euro gibt es hier nichts zu meckern. Das Gehäuse ist spaltfrei, knarzt nicht und trotz seines gefühlten gringen Gewichts vermittelt es einen robusten Eindruck. Die Tasten und das Display sind – wie das Lautsprechergitter – präzise eingefasst. Es klappert nichts. Das mechanische Feedback der Tasten ist mittelstark, der Druckpunkt definiert. Die Antenne ist straff und bleibt in der ausgerichteten Position, der Lautstärkeregler (Drehregler) ist nicht zu leichtgängig und erlaubt eine präzise Einstellung. Auch Netzanschluss und Kopfhörer sitzen in ihren Buchsen fest und sicher. Von der Verarbeitung her gesehen ist das Radio optisch mehr auf understatement getrimmt – ein Empfänger ohne Fehl und Tadel. Auch der etwa einen Millimeter dicke Aufsteller, mit dem das Radio im Winkel abgestellt werden kann, verrichtet seinen Dienst zuverlässig.

Ich habe das Dual DAB 4 selbstverständlich auch dem obligatorischem 48-Stunden-Dauertest unterzogen – ohne jeden Befund. Das Radio spielt kontinuierlich durch, zu jeder Zeit werden Senderwechsel etc. schnell ausgeführt, auch unter ständiger Belastung wird das Radio nur leicht warm, das Netzteil bleibt ebenso quasi kühl. Die Software läuft stabil, im Dauertest waren keine Abstürze oder Fehldarstellungen im Display bemerkbar.

Die Bedinungsanleitung habe ich für diesen Test nicht wirklich gebraucht, sie gibt aber doch Aufschluss über die Funktionen des Geräts. Sie ist klar strukturiert und in gutem, verständlichem Deutsch abgefasst.

Konzept

Mit dem DAB 4 legt Dual ein einfaches und günstiges Radio vor, das konsequent auf die wesentlichen Funktionen reduziert eine sehr gute Figur macht. Auf viel „Schnickschnack“ wurde verzichtet, dafür erhält man ein gutes, leicht bedienbares Radio mit ordentlichem Klang. Die vorhandenen Funktionen sind sehr gut durchdacht implementiert, die technische Umsetzung ist gelungen. Besonders sticht der ausgezeichnete Empfang hervor, der ungetrübten Radiogenuss gewährleistet. Der Nutzer hat im Umgang mit dem Radio keine Hürden zu nehmen, das Gerät lässt sich auch von technisch weniger kundigen Menschen gut bedienen.

Fazit

Im Wesentlichen braucht ein Radio zwei Eigenschaften: Einen guten Empfang und einen guten Klang. Der Empfang des Dual DAB 4 sucht seinesgleichen. Der Klang geht in Ordnung, ist einem typischen Transistorradio angenmessen, Wunder darf man hier keine erwarten. Die Bedienung des Radios ist einfach, auch Ungeübte können das Gerät einrichten und die zusätzlichen Features von DAB und DAB+ nutzen.

Dieses Radio ist gut geeignet für Küche, Bad, Werkstatt und Büro. Da es auch mit Batterien spielt, leistet es auch auf dem Balkon oder der Terrasse gute Dienste. Für den Gebrauch im Schlafzimmer ist es nicht so optimal, denn am Netz angeschlossen leuchtet im Betrieb das Display hell und dauerhaft. Zudem zeigt das Display die aktuelle Uhrzeit, eine Weckfunktion ist aber nicht vorhanden.

Als tragbares Radio in der Wohnung ist das DAB 4 ein Gewinn. Regionale UKW-Sender, die (noch) nicht digital senden, können über UKW einwandfrei empfangen werden. DAB und DAB+ bieten aber eine sinnvolle Ergänzung und beinhalten Programme abseits vom Mainstream des „Besten aus den 80ern, 90ern und von heute“-Dudelfunks. Selbst in zwar versorgten aber schwierigen Empfangslagen hört man digital störungsfrei Radio. Der Preis hat sich bei etwa 50,- Euro eingependelt. Beim Supermarkt real habe ich das DAB4 für knappe 45 Euro gesehen, anderenortes werden etwa 55 – 60 Euro aufgerufen. Damit gehört das Radio nicht nur zu den billigsten Digitalgeräten sondern ist auch ein echter Preisbrecher.

Die richtige Antenne für DAB und DAB+ finden

Hier im Blog habe ich ja schon einiges zum Thema DAB und DAB+ geschrieben und nach dem Relaunch des Digitalradios in Deutschland finden sich auch etliche neue Geräte im Handel und in den Online-Shops. Mit Max habe ich Empfangsprobleme einmal persönlich, mit Hans hier im Blog diskutiert und nun ist es an der Zeit, mal etwas über Antennen für DAB(+) zu schreiben.

Zuerst einmal etwas Grundsätzliches: Auf welchen Frequenzen findet DAB statt?

Diese Frage ist recht einfach zu beantworten, wird sie aber so gestellt, ist die Antwort ungenügend. Ich erweitere daher die Frage und stelle Sie erneut: Auf welchen Frequenzen findet UKW, DAB(+) und DVB-T statt? Diese Frage ist wichtig für die Antennenwahl. Den UKW-Hörfunk beziehe ich in die Suche nach der richtigen Antenne mit ein, denn viele der DAB(+)-Radios haben auch ein UKW-Teil und etliche kleine Lokalsender sind nicht digital vertreten. DVB-T beziehe ich deshalb in die Betrachtung mit ein, weil unter Umständen eine DVB-T-Antenne (diese sind günstig und massenhaft erhältlich) zumindest helfen kann.

UKW wird im sogenannten Band II gesendet, also in einem durchgängigen Frequenzband von 87,5 – 108 MHz.

Hauptsächlich im Band III wird DAB ausgestrahlt. Hier sind die Frequenzen gerastert und reichen etwa von 174 bis 229 MHz, aber nicht durchgängig, sondern in eng definierten Blöcken (5A, 5B, 5C, 5D, 6A, 6B, 6C,… bis 12D). Eine genaue Zuordnung der Frequenzen zu den Blöcken findet sich hier.

Das war es aber noch nicht – es gibt neben dem Rundfunkband III auch das Rundfunkband L (für „Lokal“ bzw. „local“) für DAB. Hier spielt sich alles im GHz-Bereich ab, also von etwa 1452 bis 1479 MHz. Auch das L-Band ist gerastert, hier die Zuordnung der Blöcke zu einzelnen Frequenzen.

DVB-T wiederum passiert auf den Frequenzen des alten analogen Fernsehens, also auf VHF und UHF. Wer sich noch an die ollen Fernsehkisten erinnert, der weiß, das früher (besonders bei den Schwarzweiß-Geräten) VHF auch gerne als Band III bezeichnet war, ganz recht – DAB und das untere Fernsehband mit den Kanälen 5 bis 12 spielen sich also im selben Band ab, dass sie sich nicht „in die Quere“ kommen, liegt an der Rasterung. Jedem System sind bestimmte Frequenzblöcke zugewiesen, diese überschneiden sich teils auch, werden aber terrestrisch nicht parallel genutzt. Dies macht die Sache mit der Antenne für uns interessant – Fernsehantennen haben wir ja. Und dann gibt es noch UHF, das ist das Band IV und V von 474 – 858 MHz. Das ist für DAB jetzt nicht so interessant, kann bei der Antennenwahl aber dahingehend interessant sein, dass Fernsehanbtennen ja einen Range von mindestens 177 MHz bis 858 MHz empfangen müssen – das ist eine Menge! Hier eine genaue Aufstellung der Frequenzen von VHF und UHF.

Also: Für uns sind die Bänder II (UKW) und III (DAB und DVB-T) interessant. Und das L-Band?

Das sich im Bereich um eineinhalb Gigahertz bewegendende L-Band ist nach wie vor für DAB spezifiziert, praktisch hat es aber keine Bedeutung mehr. Früher war das anders: Im Band III wurden da die landesweit empfangbaren Stationen gesendet, im L-Band der Lokalfunk. Da gab es dann ordentlich Probleme: Im GHz-Bereich ist terrestrischer Rundfunk nur auf sehr kurze Strecken sinnvoll zu machen, es gab hier immer Probleme. Senderseitig Programme im L-Band in die Luft zu bekommen ist schon eine Herausforderung, empfängerseitig stellt sich hier wieder die Antennenfrage -. ich muss ja sowohl Band III und L mit am besten einer Antenne abbilden – das ist nur schwer und mit Kompromissen möglich, d. h. dass die verwendeten Antennen selten für das L-Band optimiert waren und daher gab es auch empfängerseitig immer wieder Probleme.

Kurz: Ausstrahlung im L-Band ist schwer empfangbar und wenig effizient. Schon heute spielt daher das L-Band kaum mehr eine Rolle, für die Verwendung von Hörfunk droht ihm die Bedeutungslosigkeit, im Ausland war es teilweise gar nicht spezifiziert. Früher habe ich daher davon abgeraten, ungeprüft Empfänger aus dem Ausland mitzubringen (vgl. hier) – heute hat das keine Bedeutung mehr. Daher ignoriere ich hier das L-Band, wer das nicht möchte, hat aber bei der Antennenwahl die Möglichkeit, sich eine Funkscannerantenne zu besorgen, damit dürfte der parallele Empfang von Band III und L leidlich funktionieren.

Unterschiedliche Antenneneingänge

DAB(+)-Radios haben entweder gar keine Buchse für eine externe Antenne, oder aber „Belling-Lee“- bzw. „F“-Buchsen. Die Belling-Lee-Buchse kennen wir vom analogen UKW-Tuner bzw. vom Fernseher her, hier sieht man diese typischen „Koaxverbinder“ mal im Bild. Die F-Verbinder kommen ursprünglich aus Nordamerika, hierzulande kennt man sie besonders aus der Satellitenempfangstechnik. Hier sieht man sehr gut, wie das kabelseitig aussieht (Stecker) und wie man so ein Kabel konfektioniert – ist gar nicht so schwer.

Manche Geräte mit einer Stabantenne, so zum Beispiel das Clint L1, verschrauben diese auf einer F-Buchse. Die Antenne kann dann abgenommen werden und der F-Anschluss für eine externe Antenne verwendet werden. Andere Geräte haben tatsächlich eine Belling-Lee-Buchse. Das ist sehr praktisch. Wer ein Gerät mit F-Stecker hat und Belling-Lee braucht, der findet gant billig Adapter. Mit zwei Steckern bzw. Kupplungen und einigen Zentimetern Koaxkabel ist sowas zudem im Handumdrehen selbst gebastelt. Und schon lassen sich an das Radio unterschiedliche Antennen anschließen.

Dann gibt es da aber auch noch Digitalradios, bei denen kein Anschluss für eine externe Antenne vorgesehen ist. Zuerst zu nennen sind hier natürliche etliche Kofferradios – aber auch Tuner für die HiFi-Anlage mit lediglich einer Wurfantenne habe ich schon gesehen. Selbst in optimal versorgten Gebieten genügt diese nicht immer – ich würde bei Geräten, die ausschließlich über eine Wurfantenne verfügen, derzeit Abstand halten wollen. Andere Geräte mit Stabantennen können am Aufstellungsort durchaus hervorragend funktionieren – müssen sie aber nicht.

Wer sich ein Digitalradio ohne externen Antennenanschluss kauft, sollte das so organisieren, dass er das Gerät am zukünftigen Aufstellungsort in aller Ruhe ausprobieren und wenn es mit dem Empfang nichts ist, auch wieder zurückgeben kann. Online bestellt, klappt das in der Regel, mit dem örtlichen Fachhändler muss man entsprechendes aushandeln.

Welche Antennen gibt es?

Wurfantennen sind insbesondere bei billigen Empfängern verbreitet. Sie können für den Empfang genügen, allerdings zeigen eigene Experimente, dass sie insbesondere dann ungenügend sind, wenn Sender von unterschiedlichen Standorten empfangen werden sollen.

Eingebaute Stabantennen kennen wir schon vom UKW-Kofferradio. Sie bringen dann einen Gewinn, wenn sie lang genug und gut ausrichtbar sind. Den Wurfantennen würde ich sie generell vorziehen. Für DAB(+) können diese durchaus ausreichend sein – je nach Empfangssituation.

DVB-T-Stabantennen sind in der Regel passiv, also ohne Verstärker, ausgeführt, länger als die eingebauten Stabantennen und können auch weiter entfernt vom Radio mit dem Kabel angeschlossen werden. Meist sind diese mit einem ausreichend dimensionierten Standfuß versehen. Der Vorteil hierbei: Man kann diese Antenne zum Beinspiel in Fensternähe oder erhöht aufstellen, das hilft oft. Der nicht gefaltete oder spiralförmig gebogene Stab sollte eine Länge von 30cm bis 40cm aufweisen.

DVB-T-Verstärkerantenne: Hier gibt es ganz unterschiedliche Typen – die Flachantennen sind Schmetterlingsdipole, der Antennengewinn ist meist sehr gut, allerdings hat man hier eine gewisse Richtwirkung, was nich in jeder Empfangsposition optimal ist. Flexibler lassen sich klassische Zimmerantennen (hier ein Beispielbild) ausrichten. Hier sollte aber unbedingt auf Qualität geachtet werden, denn dieser Antennentyp wird vielerorts gebaut, es gibt ihn seit Jahren und es ist auch etlicher Schrott dabei. Für besonders wichtig halte ich, dass sich die Verstärkung regeln lässt – denn eine zu hohe Signalverstärkung (über die „Sättigung“ hinaus) bewirkt das Gegenteil, der Empfang leidet.

Dachantenne: Es gibt für DVB-T und DAB geeignete Dachantennen. Hier ist so ein Beispiel. Schon eine Montage unter Dach nutzt viel, etliche dieser Antennen können auch auf dem Dach montiert werden. Das sollte man aber nicht selber machen, denn so eine Antenne braucht einen Blitzschutz und von Dach fallen ist auch nicht gesund. Mobilität ist mit so einer Dachantenne nicht gegeben – aber sie löst viele Empfangsprobleme. Man kann einen Verstärker zwischenschalten. Man kann mehrere Antennen oder eine zusätzliche L-Band-Antenne auf unterschiedliche Sender ausrichten und mit einem Diplexer die Signale zusammenführen. Kurz: Mit einer gut geplanten (Unter)Dachantenne lässt sich etliches bewegen.

Welche Antenne wähle ich an welchem Standort?

Bei dem bundesweiten DAB+-Angebot, kann es sinnvoll sein, sich zuerst einmal über die Empfangssituation klar zu werden. Auf digitalradio.de gibt es dafür ein Prognose-Tool: http://digitalradio.de/index.php/de/digitale-radioprogramme.

Für DAB nutzt ein wenig googlen. Oder aber die umfängliche internationale Datenbank von wohnort.org.

Ist die Abdeckung im gewünschten Empfangsgebiet geklärt, dann geht es an die Antennenauswahl. Bei einer prognostiziert guten Versorgung kann erst einmal Wurf-, Stab und dann auch eine passive DVB-T-Antenne versucht werden. Anderenfalls nutzt man eine Verstärkerantenne oder Außenantenne.

Experimentieren lohnt sich hier auf jeden Fall, denn je nach örtlicher Gegebenheit kann der Empfang deutlich besser aber auch deutlich schlechter als prognostiziert ausfallen.

Wie gut oder schlecht ist der Empfang bei DAB(+)?

Rein technisch gesehen ähnlich gut wie bei UKW, theoretisch. Denn UKW in Mono funktioniert selbst dann zufriedenstellend, wenn die Signalstärke für DAB nicht mehr ausreicht. Bei DAB+ sieht das ein wenig besser aus, weil hier die Fehlerkorrektur verbessert ist. Das schafft ein paar Prozent Puffer bei der Signalstärke. Derzeit (die volle Ausbaustufe ist bei DAB+ ja noch nicht erreicht) scheint mit der Empfang via DAB+ noch ein wenig kritischer als UKW.

Für einen guten Empfang gelten mehrere Bedingungen: Auf der einen Seite die Signalstärke, abhängig davon, wie gut ein Gebiet versorgt ist. Auf der anderen Seite spielt auch die Passung der Antenne und ihre Qualität eine bedeutende Rolle. Aber auch die Empfindlichkeit des Empfängers trägt zu einem guten Empfang bei. Und dann gibt es heute umfangreiche Störquellen, die man früher nicht hatte. PCs und Notebooks verursachen über ganze Spektren Störungen, Plasma-TV-Geräte tun ihr übriges und auch DECT-Telefone, manchmal auch Energiesparlampen oder sogar Faxgeräte verursachen Störungen. Hier also spielt auch der Aufstellungsort der Antenne eine Rolle, schließlich soll das Radiosignal und nicht der Störteppich empfangen werden.

Fazit

Von Seiten der Gerätehersteller muss noch ein wenig nachgebessert werden, damit das alles einfacher geht. Und auch eine Erhöhung der Sendeleistung und ein Ausbau des Sendenetztes ist in jedem Falle zuträglich. Dies muss m.E. passieren, damit DAB+ UKW ablösen kann. Zur Zeit allerdings sehe ich gute Ansätze. Wenn man bereit ist, ein wenig Zeit zu investieren und zu experimentieren, kann man schon heute mit DAB(+) viel Spaß haben. Antennen für DVB-T können helfen – sie sind in der Fläche verfügbar und billig, weil Massenware.

Der NOXON DAB-Stick im Test

Schon einige Wochen vor Einführung des „neuen“ Digitalradios DAB+ wurde von Terratec ein günstiger, an den PC gebundener Empfänger angekündigt – der NOXON DAB-Stick. Neugierig, wie ich bin, habe ich den gleich zum Einführungspreis geordert und diese Woche Dienstag lag das kleine Stück USB-Hardware dann – sehnlich erwartet – in der Post. Nun geht es also los mit dem DAB+-Empfang. Was der USB-Digitalradiostick taugt, lest ihr hier.

Der NOXON DAB-Stick ist ein verhältnismäßig günstiges Device – wird er doch zu Preisen zwischen 20 und 30 Euro angeboten. Damit schlägt er preislich jedes hierzulande verfügbares Digitalradio preislich. Doch nicht allein der Preis ist ein gutes Argument für das PC-Radio, auch die auf einem Rechner natürlich hervorragend nutzbaren Zusatzdienste des Digitalradios machen den Stick attraktiv.

In einer Pappschachtel wird das kleine Teil geliefert, der Stick sieht aus wie einer dieser typischen DVB-T-Sticks, nur ein wenig kleiner und leichter. Auf der einen Seite befindet sich der USB-Anschluss, auf der anderen Seite die typische Belling-Lee-Buches (wir kennen die von den analogen Radiotunern und Fernsehern). Wer sich daran erinnert, dass die ersten DAB-Radios mit einem als F-Buchse ausgeführtem externen Antennenanschluss daherkamen, für den wird diese IEC-Buchse ein Fortschritt darstellen, weil man so ohne großen Adaptereinsatz nach einer passenden Antenne fahnden kann. Eine kleine Antenne ist ebenfalls im Lieferumfang enthalten, für gut versorgte Empfangslagen reicht diese auch, in kritischen Empfangssituationen sollte man sich nach etwas Anderem umsehen. Um hier auch flexibel zu sein und im Zweifel out of the box an eine ggf. vorhandene Dachantenne zu kommen, liegt auch ein IEC-Stecker-auf-Stecker-Adapter mit bei, das ist sehr löblich. Der Radioamateur besitzt in der Regel solche Adapter, hat sie aber selten zur Hand.

Als ebenfalls sinnvolles Zubehör erweist sich die beigelegte kleine USB-Verlängerung. Da der Stick zwangsäufig etwas dicker als ein üblicher USB-Stecker ist und die USB-Ports bei vielen Rechnern gerne dicht beineinander liegen, nutzt das Teil viel. Das Paket wird mit der Software-CD, einer Installationsanleitung und einer Servicekarte abgerundet, für die aufgerufenen zwanzig Euro ist das ordentlich.

Die Einrichtung geht erstaunlich unprätentiös vonstatten: Man legt die mitgelieferte CD in den Rechner ein und installiert den Treiber und die Software. Dann wird der Stick an einen freie USB-Port gesteckt, man macht einen Sendersuchlauf und schon hört man Radio, vorausgesetzt, man ist empfangstechnisch ausreichend versorgt und hat eine passende Antenne.

Das der Lieferung beigefügte Stummelantennchen ist bei sehr guter Versorgung gut geeignet, ein kleiner sich im Fuß befindlicher Magnet lässt den Stummel auf metallenen Oberflächen sicher haften. Doch schon in etwas schwierigeren Empfangslagen genügt das beigelegte Teil nicht mehr. Ich habe mir zum Empfang im Innenraum eine alte passive Stabantenne vom DVB-T-Receiver gegriffen, das Ergebnis im Nürnberger Norden: Perfekt! Lesson Learned: DAB und DAB+ bedürfen auch nach der Umstellung und entgegen anderslautendem Bekunden der Digitalradio-Initiative immer noch einer sehr guten und passenden Antenne. Dabei ist auch in der Praxis zu beobachten, was wir in der Theorie schon vorher wussten: DAB+ mit seiner AAC-Kodierung verhält sich aufgrund der verbesserten Fehlerkorrektur merklich unempfindlicher gegen suboptimale Empfangsbedingungen und Störungen als konventionelles DAB. Ohne passende Antenne aber geht es nicht.*)

Wenn also die richtige Antenne **) und die richtige Antennenposition gefunden ist, dann kann es mit dem Radioempfang via Software schon losgehen! Die Software – Terratec gibt hier stolz die Mitautorenschaft des renommierten Instituts für integrierte Schaltungen der Fraunhofer-Gesellschaft bekannt – funktioniert und präsentiert sich aufgeräumt:

Beim ersten Start fordert die Software zum Update und zum Sendersuchlauf auf – beides dauert ein paar Minuten. Schon hier ist die gute Antenne wichtig, sonst werden beim Suchlauf nicht alle Sender erfasst. Nun wählt man den gewünschten Sender und wenn begleitende Bildinformationen oder auch Journaline-Textinfos vorhanden sind, kann man sich diese anzeigen lassen. Hier wurde bei der Programmierung aber offensichtlich geschlampt: Während unter Windows XP mit SP3 alles ordnungsgemäß zu funktionieren scheint, hakelt es bei Win 7 Professional auf der 64 Bit-Architektur noch ordentlich: Wenn ich hier auf Journaline springe und dann wieder zur Übersicht zurückkehre, bleibt das Programm zwar funktionsfähig, das Fenster bleibt aber weiß. Unkontrolliertes Auf- und Wegblenden hilft (oft, nicht immer). Hier besteht also noch Tuningbedarf.

Geworben wird auch mit einem EPG, einem elektronischen Programmführer. Dieses Feature habe ich entweder noch nicht gefunden oder es ist noch nicht implementiert.

Alles in allem funktioniert die Software, etwas komfortabler hätte sie aber schon sein dürfen. Konnte jedes olle DAB-Radio mit einer Anzeige der Empfangsstärke bzw. Signalq3ualität punkten, gibt es im „NOXON DAB Mediaplayer“ ´lediglich den Status „Kein“, „schwacher“ oder „guter Empfang“. Metadaten wie Frequenz oder Blöcke sind nicht auf Anhieb ersichtlich. Und dann blendert das Programm auch noch Werbung für weitere NOXON-Radios ein. Eine Aufnahmefunktion fehlt, somit sucht man auch einen Timer vergeblich. Eine „Fernbedienung“ mit Grundfunktionen als Widget wäre nett gewesen, existiert aber ebensowenig wie eine Preset-Bank. Die Software betrachte ich daher eher als mit Grundfunktionen ausgestattetes Rudiment, hier sehe ich doch deutlichen Nachbesserungsbedarf.

Nach mehrtägigem Testen kann ich trotz der suboptimalen Software für den Stick im Speziellen sowie für DAB/DAB+ im Allgemeinen eine Kaufempfehlung abgeben: Hier in Nürnberg ist der Nutzen des Geräts groß: Neben dem Fußballsender 90elf werden fünf Slots für Liveübertragungen angeboten, der Bayerische Rundfunk hat neben den fünf bekannten Hörfunkprogrammen noch Regionalableger von Bayern 1, Bayern 2 plus, B5 plus, Bayern plus, BR News, BR Verkehr, einen Testkanal und das etwas misslungene on3 auf Sendung, Religion wird vom ERF für Protestanten und via Radio Horeb für Katholiken feilgeboten, das DRadio ist nicht nur mit Deutschlandfunk und DKultur vertreten sondern sendet auch noch den wirklich uneingesränkt empfehlenswerten Kanal DRadio Wissen, zudem noch den Kanal Dokumente und Debatten. Der klassische Dudelfunk wird mit Sendern wie absolut, ENERGY, KISS FM, Radio Bob, Fantasy Bayern, Radio Galaxy , RT1 in the mix, Rock Antenne und Magic Star+ abgebildet. Leichte Musik versprechen die Sender Klassik Radio, vil Radio und lounge fm, wobei besonders lounge fm durch eine sehr niveauvolle und ausgesuchte Musik unter den privaten Radios angenehm hervorsticht.

Damit bietet der Stick während der Arbeit und des Surfens am Rechner ein interessantes zusätzliches Radioprogramm – das ist wertvoll, insbesondere dann, wenn die Webradio-Streamingslots der Anbieter voll sind. Die Perspektive für DAB+ ist ordentlich, denn der Mehrwert ist schon jetzt erkennbar, auch wenn noch längst nicht alle Sender, die über UKW gehört werden können, auf DAB/DAB+ empfangen werden können.

Wenn der Empfang gut ist, ist die Tonqualität überdie recht gut. Nicht alle sender klingen optimal, die wichtigsten allerdings klingen ordentlich, man kann unangestrengt zuhören.

Ein Datenblatt zum Stick kann hier heruntergreladen werden.

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*) Nach dieser Erfahrung leite ich mal einen Ratschlag ab: Ich würde mir – komplett unabhängig vom NOXON-Stick – kein Digitalradio kaufen, dass nicht mindestens mit einem externen Antennenanschluss ausgerüstet ist. Und wenn doch: Dann nur im Internet mit 14 tägiger Rückgabemöglichkeit kaufen oder im Fachhandel entsprechendes aushandeln und dann ausprobieren! DAB+ zeigt sich nach ersten praktischen Tests um einiges anspruchsvoller als UKW.

**) Pro-Tipp: Das mit der richtigen Antenne ist gar icht so schwer. Der Handel hält kaum spezielle DAB/DAB+-Antennen bereit, eine ordentliche DVB-T-Antenne tut den Job aber mindestens ähnlich gut! Das ist auch dem Umstand geschüttet, dass sich DAB und DAB+ in ähnlichen Frequenzbändern abspielt wie analoges und/oder digitales terrestrisches Antennenfernsehen. Die DVB-T-Antennen sind sowohl passiv wie auch aktiv ausgeführt zu kaufen und wegen der Verbreitung auch durchaus günstig, weil Massenware.

Bildquelle: Terratec-Presseinfo/eigener Screenshot

NOXON DAB+ USB-Stick von Terratec

Für 14,90 knappe 20 Euro gibt es nun vom Nettetaler Hersteller Terratec einen DAB-Stick, der das neue „Digitalradio“ empfangen wird. Der NOXON DAB-Stick kommt als USB-Empfänger für den Windows-PC und soll neben dem reinen DAB+-Empfang auch ein EPG, Journaline-Funktion und eine spezielle Software vom IIS Fraunhofer mitbringen.

Quelle: Terratec/konstant

Ursprünglich war der Stick im Webshop zum Preis von 14,90 Euro zu haben und es hieß auch, dass dieser Einführungspreis bis zum 31. Juli gelten sollte – heute kostet er leider schon 19,99 Euro (zzgl. Versand). Das ist in Anbetracht des Lauffeuers, den dieses Angebot in interessierten Kreisen gerade über Twitter macht(e), natürlich ein PR-Fail. Die Dame von der Pressestelle konnte mir aber auch nicht bestätigen, dass man den Stick – wie versprochen – bis Monatsende zum Einführungspreis erhält. Der Herr, der bei Terratec dafür zuständig sei, so sagte man mir, sei im Urlaub. So bleibt den Vorbestellern nun nichts anderes, als den Stick zum UVP zu ordern, peinlich.

Technisch verspricht dieses Stückchen Hardware aber umso interessanter zu sein. Zwar sind Infos über die konkreten Specs des Sticks rar gesät, da aber die Sender des Bundesmuxes im Kontext des Sticks genannt werden, gehe ich zumindest von einer vollen DAB+-Kompatibilität aus. Weiterhin soll eine Fraunhofer-Software (Institut für integrierte Schaltungen, mp3-Erfinder und DRM-Vorantreiber) dabei sein, das wird spannend. Erkennen lässt sich bereits, dass der Antenneneingang eine hierzulande gebräuchliche Belling Lee-Buchse ist, somit steht auch Antennenexperimenten out of the box nichts im Weg.

Terratec hat auch ein nettes Video für Newbies im Web, das sei an dieser Stelle der Vollständigkeit halber mal eingebettet:

Geordert werden kann der Stick jetzt schon im Terratec-Webshop, versendet wird er dann ab der KW31.

Fragen und Antworten zum Start von DAB+ am 1. August

Das Digitalradio in Deutschland erlebte in der Vergangenheit zwei fulminante Fehlstarts: Von 1989 bis 1999 existierte das Digitale Satellitenradio (DSR), aber eine besondere Verbreitung fand es nicht, nur etwa 200.000 Empfänger sollen verkauft worden sein. In den 1990er kam dann mit terrestrischer Verbreitung DAB als Digitalradiostandard nach Deutschland, mit Forschungsgeldern des EUREKA 147-Projekts massiv gefordert. Auch bei DAB war die Resonanz sehr gering – im Jahr 2007 ging man von 546.000 Empfängern in deutschen Haushalten aus (dem gegenüber stehen geschätzte 300 Millionen analoge Radiogeräte in Deutschland).

Und dennoch wird nun – auch weil es von der Politik, nicht zuletzt von der EU – ein neuer , dritter Anlauf für das „Digitalradio“ genommen: Der DAB-Nachfolgestandard DAB+ soll das Rennen machen. DAB+ unterscheidet sich von DAB im wesentlichen durch das Fehlen des L-Bandes und durch den zur Übertragung verwendeten AAC-Codec. Weil die DAB+-Radios aber mehrheitlich DAB empfangen können sollen, ist davon auszugehen, dass auch ein Bandbereich L zukünftig zur Verfügung stehen wird.

Am ersten August geht es also los mit DAB+, auch in Nürnberg. Bei der Umstellung werfen sich zwangsläufig einige Fragen auf, die ich an dieser Stelle so gut als möglich beantworten will.

Funktioniert mein analoges UKW-Radio nicht mehr, wenn das Digitalradio DAB+ eingeführt wird?

Doch, das analoge UKW-Radio wird wie gewohnt weiter funktionieren. Wer sich kein neues Radio kaufen will, der wird das in der nächsten Zeit auch nicht müssen. Ich persönlich gehe davon aus, dass UKW noch eine ganze Weile weiterexistieren wird, denn bei geschätzten 300 Millionen Analogradios ist ein Austausch all dieser Geräte schlichtweg nicht zumutbar. Wer sich jetzt kein neues Radio kaufen will, der muss das auch nicht und kann ganz entspannt abwarten. Aber: Das UKW-Radio kann weder DAB noch DAB+ empfangen.

Funktioniert mein DAB Radio weiter, kann es DAB+ empfangen?

Ein DAB-Radio wird bedingt weiter funktionieren, wie lange noch, das weiß aber keiner so recht. Die jetzt bestehenden Sender werden sukzessive umgerüstet. In der nächsten Zeit kann man mit einem DAB/DAB+ – Mischbetrieb rechnen, wie lange dieser aber aufrecht erhalten wird, ist fraglich. Somit rentiert es auch nicht, jetzt noch ein DAB-Radio anzuschaffen, ich selbst würde davor sogar warnen, denn es kann schnell passieren, dass dieses Gerät wertlos wird. Um es mal in aller Deutlichkeit gesagt zu haben: Ein DAB-Radio kann kein DAB+ empfangen. Wird DAB zugunsten von DAB+ abgeschaltet, womit ich rechne, spielt das Radio nix mehr.

Ich will mir demnächst sowieso ein neues Radio kaufen. Soll es dann ein DAB+-Radio sein?

Jein. Ich will mich nicht dazu versteigen, zum Kauf eines Radios zu raten, das nur DAB+ empfangen kann. Aber es gibt eine elegante Lösung: Hybridempfänger, die UKW und DAB+ empfangen können, dürften den Bedürfnissen der allermeisten Radiohörer entgegenkommen. Über DAB+ werden nicht alle Programme gesendet, die über UKW empfangbar sind, einige Spartenkanäle sind sogar exklusiv im Digitalradio zu empfangen, so auch lounge FM und DRadio Wissen. Auf der anderen Seite werden nicht alle DAB+-Programme über UKW ausgestrahlt. Wer die größte Senderauswahl haben will, der sollte also darau9f achten, dass das neue Radio mindestens DAB+ und UKW empfangen kann. Sollte DAB+ ein Misserfolg werden, funktioniert das gewohnte UKW brav weiter, das Gerät ist nicht „verloren“.

Wenn ich ein neues Auto kaufe, sollte das Autoradio DAB+ empfangen können?

Ganz dumm ist das nicht, aber hier gilt im Prinzip das, was für ein neues Radio generell gilt: Ein Kombiempfänger mit UKW nd DAB+ ist derzeit wohl die beste Lösung. Zuerst einmal wird DAB+ nur in Ballungsräumen und an Hauptstrecken verfügbar sein, der Ausbau wird dann schrittweise vorangetrieben. Da DAB+ aber problemlos größere Textmengen übertragen kann – und dazu zählen auch Verkehrsinformationen, ist der Nutzen von DAB+ im Auto besonders hoch. In Bayern bietet der BR mit dem Sender „BR Verkehr“ zudem einen DAB+-Kanal, der ausschließlich Verkehrsinformationen überträgt (derzeit von einer Computerstimme vorgetragen – aber seis drum). Wer viel unterwegs ist kann schon jetzt von DAB+ im Auto profitieren.

Was werde ich über DAB+ denn empfangen können?

Zur Zeit ist das noch nicht hundertprozentig sicher, aber es verdichten sich Hinweise auf Sender, die empfangbar sein werden. Bundesweit gilt als sicher, dass

  • Deutschlandradio
  • Deutschlandradio Kultur
  • und DRadio Wissen

empfangen werden können. Diese Programme sind ob der besonders hohen inhaltlichen Qualität besonders attraktiv. Weiterhin werden auch einige private Programm abgestrahlt:

  • Evangeliumsrundfunk, Wetzlar (Info)
  • KissFM, Berlin (Webseite, Info)
  • 90Elf, Fußballsender, Ostdt.
  • loungeFM, Wien (Info)
  • Klassikradio (Webseite)
  • Radio Horeb, Immenstadt (Info)

Weiterhin sollen Sender wie „RemiX“, „litera“, „Radio Rauschgold“, „Radio 3.0“ und „UIP“ am 1. August bundesweit starten. Hierüber konnte ich aber keine wirklich gesicherten Erkenntnisse gewinnen.

Die öffentlich-rechtlichen Landesrundfunkanstalten werden Schritt für Schritt ihre Programme auch über DAB/DAB+ aussenden, wann und wie das von Statten geht, ist von Bundesland zu Bundesland verschieden. Der BR will beispielsweise eine Art „Mischbetrieb“ DAB und DAB+ fahren.

Wird sich DAB+ durchsetzen?

Das lässt sich noch nicht sagen. Dagegen spricht erst einmal die Verbreitung von UKW und die Tatsache, dass viele Menschen damit zufrieden sind. Und man muss sich kein neues Digitalradio anschaffen. Dafür spricht der Zugewinn an Programmen, besonders an Spartenprogrammen, die bestimmte Zielgruppen ansprechen. UKW ist nicht tot, aber DAB+ könnte ein gerüttelt Maß an Verbreitung finden, denn die Endgeräteversorgung ist derzeit deutlich besser als seinerzeit mit DAB und die Empfänger sind auch wesentlich billiger. Schon jetzt sind Taschenradios, Radiowecker, Kofferradios, Autoradios und auch Tunerbausteine für die heimische Stereoanlage mit DAB+-Tunerteil habbar. Diese kosten (auch vor der Einführung) selten mehr als ein Analogradio mit vergleichbarer Qualität.

DAB+ bringt allen, die Radio nicht über DVB-S oder über das Kabel hören, einen Zugewinn an Sendern und i.d.R. auch an Tonqualität. Bereits zu Beginn des Ausbaus in den Ballungsräumen ist (gerechnet mit den lännderspezifischen Angeboten und den Programmen, die via DAB zu empfangen sind) hinreichend attraktiv. Es könnte schon was werden, wird sich aber sicherlich mehrere Jahre halten.

Brauche ich für DAB+ eine besondere Antenne?

Das hängt in erster Linie mal von der Empfangssituation ab. Abseits der Ballungsräume kann die Verwendung eine Dach- bzw. Außenantenne angezeigt sein. Innerhalb der Ballungsräume sollten die den Geräten beigelegten (oder eingebauten) Antennen genügen.

Verfügbarkeitskarte DAB+, Quelle: DUAL

Welche Antennen wirklich benötigt werden, wird sich erst im Praxistest erweisen. Auch bei DAB (und dieses System wird ja noch einige Zeit parallel weiterexistieren) ist theoretisch eine sehr gute Empfangssituation in weiten Teilen Deutschlands prognostiziert, in der Praxis bedarf es aber schon einigem Geschick und selbst in Großstädten speziellen Antennen, damit der Empfang in Innenräumen störungsfrei glückt.

Hat DAB+ konrete Nachteile?

Auf den ersten Blick nicht, aber ganz unkritisch ist das System dennoch nicht zu sehen, (medien)politisch wie technisch. Erst einmal verlangt DAB(+) eine zentrale Ausstrahlung im Multiplex mit mehreren Sendern. Kann über UKW ein kleiner (und mit knappem Budget arbeitender) Sender im Zweifelsfall noch vom Studiodach senden (z.B. Stadtteilradios), so ist dies mit DAB(+) nicht mehr möglich; ein Dienstleister wird gebraucht und den werden gerade die kleinen Stationen nicht immer zahlen können.

Auch der analoge Kabelfernsehempfang kann beeinträchtigt sein, wie gestern über Heise zu erfahren war.

Fazit: Für den geneigten Radiohörer ist DAB+ eine hochinteressante Sache. Wer derzeit mit dem UKW-Empfang zufrieden ist, für den ergibt sich jetzt (noch) kein Handlungsbedarf.

Wir sprechen bei DAB+ von einem System, dass sich in der Ausbauphase befindet und noch nicht hinreichend von mir getestet werden konnte. Die Beantwortung dieser FAQs, die an mich herangetragen wurden, sind mir aus wissenschaftlicher Auseinandersetzung mit dem Thema möglich, weiterhin fließt hier eine zehnjährige theoretische und praktische Erfahrung mit dem Themenkomplex Digitalradio ein. Einige Punkte sind dennoch nur recherchiert und bedürfen eines praktischen Realitätsabgleichs. Daher kann für die vollständige Richtigkeit natürlich keine Gewähr übernommen werden. Nichts desto trotz wurden die einzelnen Fakten sorgfältig bedacht und geprüft.