Ab Montag bei Netto: Das JAY tech Mini-Netbook für 99 Euro
Man erzählte mir heute, dass man in den Werbeprospekten gesehen habe, dass ein Discounter ein Netbook für 99 Euro im Angebot habe. Also habe ich mal die Wurfsendungen im Hausflur durchgesehen und bin tatsächlich fündig geworden:
Ab Montag, den 21. Juni gibt es also bei Netto das „JAY tech Mini-Netbook“ für 99 Euro.
Die Wurfsendung ist aber mit Informationen über die Ausstattung recht sparsam: Als Betriebssystem wird Windows CE verwendet, das Display soll 7 Zoll groß (oder klein) sein und das Netbook soll über 3 mal USB 2.0, einen SD-Kartenslot und WiFi verfügen. Und dann ist noch eine Softmaker Office Suite vorinstalliert. Das klingt ja ganz nett – aber: Was kann das Netbook denn wirklich? Ich habe das ganze Prospekt durchgesehen (mache ich sonst nie), aber keine weiteren Informationen gefunden.
Also schnell auf die JAY tech-Webseite geguckt und das Modell „9901“ gefunden. Das könnte es sein. Die technischen Daten stimmen, soweit angegeben, überein und das Produktfoto sieht identisch aus. Ich gehe davon aus, dass es sich beim Netto-Angebot um dieses Netbook handelt, sicher weiß ich es aber nicht.
Zuerst einmal erscheint das Netbook sensationell günstig – aber wenn man sich die Specs des „9901“ ansieht, kommen Zweifel: Als Prozessor wird ein 300 MHz langsamer VIA 8505 angegeben, diesen Prozessor kenne ich nicht – aber 300 MHz scheint mir doch sehr langsam, wenn man sich vor Augen hält, dass aktuelle Smartphones gerne mit 400 oder 500 MHz getaktet sind. Auch die 128 MB Arbeitsspeicher sind eine echt knappe Nummer – bei so wenig RAM ist es dann auch schon wurscht, dass es sich um schnellen DDRII-Speicher handelt. Und der „9901“ erweist sich auch beim Speicher als echtes Sparbrötchen: 2 GB „Flash-Festplatte“ sind verbaut – au weia! Als kleiner Trost mag aber gelten, dass das Netbook mit dem eingebauten SD/SDHC-Cardreader bis zu 32GB große Speicherkarten mounten soll.
Verspricht schon die Hardware keine auch nur annähernd zeitgemäße Performance, so muss man erst mal einen Blick auf die Software riskieren: Windows CE. Dieses Betriebssystem hatte ich in 2003 mal auf meinem damaligen Qtek 2020-Handy (damals mit einem 400 MHz-Prozessor). Windows CE bedeutet auch, dass „normale“ Windows-Software nicht lauffähig ist. Schnell mal OpenOffie, Firefox, Thunderbird o.ä. nachinstallieren ist also nicht. Lest Euch dazu auch mal den Wikipedia-Artikel zu CE durch.
Mit knapp 600 g ist das Netbook erstaunlich leicht – aber es ist auch nicht viel Technik drin. Der 1800 mAh starke Akku soll das Netbook über 2 Stunden mit Energie versorgen. Das Display löst nach Herstellerangaben 800 x 480 Pixel auf – das ist nicht prall, aber in Anbetracht der Tatsache, dass mit dem Netbook halbwegs ergonomisch gearbeitet werden soll, vertretbar.
Fazit: Wenn es sich beim Angebot von Netto um das „9901“ handeln sollte, was nicht sicher, aber doch sehr wahrscheinlich ist, kann ich nur sagen: Spart Euch den Hunderter. Zwar ist ein Netbook zu diesem Preis sehr verlockend, was man damit aber effektiv und sinnvoll anstellen kann, dürfte sich in einem recht überschaubaren Rahmen halten. Die Hardwaredaten stimmen einfach nicht mit den Anforderungen auch nur halbwegs moderner Software überein. Windows CE ist ein Betriebssystem, dass meines Erachtensnicht die für ein Netbook nötige Flexibilität nicht aufweist. Ob sich mit diesem Gerät zum Beispiel YouTube-Videos ansehen lassen (und das ruckelfrei), ist offen. Auch bleibt zu fragen, wie viele Peripheriegeräte mit nativen Treibern für CE angeboten werden (ich kann mir nicht vorstellen, dass es z.B. einen DVB-T Stick gibt, der mit dieser Minimalkonfiguration arbeitet und CE-Treiber mitbringt – in diesen Tagen möchte man aber gerne mal ein WM-Spiel auf dem Netbook gucken). Hauptspeicher und Prozessorleistung sind äußerst knapp bemessen. Für etwa 150 Euro mehr bekommt man schon zeitgemäß ausgestattete Geräte. Ich denke, dass der sehr günstige Preis einen zu großen Tribut in Sachen Performance und Flexibilität fordert.
Kleiner Witz am Rande: Auf den Webseiten von Netto scheint man sich dessen bewusst zu sein und bewirbt das Gerät gar mit einem Kampfpreis von 99 Cent! 😉









