Offener, nicht versendeter Brief an Frau Pauli
Sehr geehrte Frau Dr. Pauli,
es war schon toll, als sie es dem Stoiber ordentlich gegeben haben. Großen Fürsten muss ab und an auf den Fuß gestiegen werden. Und es hat ja gewirkt – vielleicht sogar nachhaltiger, als sie sich das je ausmalen konnten. Dafür genossen Sie – das soll nun nicht geschleimt sein – meinen höchsten Respekt.
Als Sie sich dann der wütenden Meute in Passau nicht nur präsentierten, sondern sich auch auspfeifen ließen – Respekt. Ich hätte das nicht gebraucht (und gebracht hat´s unterm Strich auch nichts). Aber: Den Mut muss man erst mal aufbringen.
Mein Respekt schwand etwas, als Sie sich für ein drittklassiges (und inzwischen eingestelltes) Männermagazin in fragwürdiger Pose ablichten ließen. Ich habe nicht alle Bilder gesehen, ich kaufe aber auch keine Männermagazine. Diese Bilder brauchte niemand, am wenigsten Sie selbst. Schwamm drüber, jeder macht mal einen Fehler.
Sie sind dann in die Freien Wähler eingetreten. Mein Respekt schwand zusehends, denn was wollen oder können die Freien Wähler, außer vergrätze CSUler von der Straße aufklauben? Sie wissen es nicht? Ich weiß es auch nicht. Macht aber nichts, die Freien Wähler wissen es selbst nicht.
Wenn man in so eine Partei frisch eingetreten ist, und man tönt herum, eine neue Partei gründen zu wollen, wie reagieren dann die Mitglieder dieser Partei? Ich kann es Ihnen sagen: Sie freuen sich nicht. Viel mehr noch: Sie ärgern sich. Und deshalb haben sie Sie auch rausgeschmissen. Mit was? Mit Recht!
Ok, Sie haben dann eine neue Partei aufgemacht – die „Freie Union“. Allein der Name ist nicht sehr originell. Aber wenn man zwischen Mittagessen und Kaffeetrinken eine neue Partei aus dem Boden stampft, dann langt es nicht zu mehr. Das kann ich einsehen. Das Parteiprogramm war auch nicht originell. Beim Parteinamen haben Sie einfach die Namen „Freie Wähler“ und „Christliche irgendwas Union“ zusammengeschoben und hatten dann „Freie Union„. Ich dachte immer, Politik sei was kompliziertes. Sie, liebe Frau Dr. Pauli haben mich eines Besseren belehrt. Beim Parteiprogramm haben Sie das offensichtlich ähnlich gemacht – die Rezeptur ist recht simpel: Man nehme eine mittelmäßige Predigt eines durchschnittlichen Baghwan-Jüngers und eine Sammlung nichtssagender – weil hohler – Politikerphrasen und schiebe das ganze zusammen. Noch schnell mit etwas Weltfrieden würzen und in die Friede-Freude-Eierkuchenform füllen und dann wenige Stunden in einem Münchener Bierkeller bei reichlich heißer Luft durchbacken. Fertig ist das Parteiprogramm. Respekt? Eher nicht so viel von mir verlangen, bitte. Aber immerhin habe ich mich köstlich amüsiert. Das ist doch auch was wert, Frau Dr. Pauli, oder?
Und was gedenken Sie nun zur Erheiterung ihre Volkes beizutragen? Sie machen Kader Loth (sic!) zur Frauenbeauftragten (sick! sic!)! Ich habe ernsthaft heute morgen auf den Kalender gesehen – einzig, um auszuschließen, dass heute der 1. April ist. Heute ist nicht der erste April. Frau Dr. Pauli, sie machen ernsthaft Kader Loth zur Frauenbeauftragten? Wirklich? Da könnten sie doch genauso gut Mahmud Ahmadinedschad für den Friedensnobelpreis vorschlagen. Oder was hielten Sie von einer Honorarprofessur in Wirtschaftsethik für Herrn Ackermann? Frau Dr. Pauli, egal, was sie sich in letzter Zeit so einbauen, nehmen Sie weniger davon!
Liebe Frau Dr. Pauli, ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass eine gute PR nicht so ganz Ihre Sache ist. Ich hätte da aber einen heißen Tipp: Mehr Aufmerksamkeit erreichen Sie – und boulevardesker kann man kaum auftreten – wenn Sie sich hier hinbegeben.
Auf fröhliche 0,3%!
Herzlichst,
Ihr
Michi.
P.S.: Frau Dr. Pauli, ist Ihnen eigentlich aufgefallen, dass über das Schattenkabinett Loth in der WELT nicht unter der Rubrik „Politik“ sondern in der Rubrik „Vermischtes“ berichtet wird?
P.P.S.: Fr. Dr. Pauli! Finger weg vom Telefonhörer! Das hier ist Satire! Nur so zur Info.









