Der ÖPNV-Streik – eine kurze Nachlese
Wer gestern in Nürnberg mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln fahren wollte, sah sich vor das Problem gestellt, dass Tram- und U-Bahnen bestreikt wurden und auch ein Gutteil der Busse der VAG das Depot nicht verließ. Im Besonderen ver.di rief zum Warnstreik – und die Belegschaft folgte – aus gutem Grund, liegt die letzte Tariferhöhung doch vier Jahre zurück. Zudem sind die Gehälter von Fahrern wie auch dem technischen Personal nicht gerade üppig. Nun könnte man argumentieren, dass ein 24-stündiger Ausstand wohl nicht ganz angemessen ist (Warnstreiks dauern gewöhnlich ja nur ein paar Stunden) aber hier muss man den Streikenden zugute halten, dass sich die Warnung bei den vergangenen Abschlüssen nicht darauf beschränken darf, zu demonstrieren, dass man streikfähig ist sondern auch zu zeigen, dass ein solcher Streik auch weh tun kann. Das ist gelungen.
Umso weniger kann ich die teilweise heftigen Reaktionen im Netz und in der lokalen Presse verstehen. In der gestrigen Nachrichtensendung von Franken TV beklagte sich der Geschäftsführer der VAG, Herr Dombrowsky doch bitter über die mangelnde Fairness der drei am Streik beteilhgten Gewerkschaften. Nicht ganz zurecht, wie Alexander Junkunz von den NN in seinem heutigen Kommentar einwarf, denn es ist ja auch keine Art, die Beschäftigten „am langen Arm verhungern“ zu lassen. Aber auch auf der Webseite der VAG wurde nachtarockt: Gestern war der übliche Onlinedienst nicht erreichbar, stattdessen war nur eine Seite zu sehen, auf der sich die VAG in einer Stellungnahme über den Warnstreik ereiferte.
Warnstreiks müssen verhältnismäßig sein – keine Frage. Aber auch in Tarifverhandlungen muss die Verhältnismäßigkeit gewahrt bleiben. Die VAG hat im Jahresturnus die Fahrkartenpreise (teilweise kräftig) erhöht. Die fahrerlose U-Bahn U3 hat zum Aufbau Unsummen verschlungen – Beträge, die so groß sind, dass die eingesparten Entgelte der Fahrer aus roi-Perspektive keine große Geige spielen. Nun soll auch die wesentlich frequentiertere und längere Linie U2 automatisiert werden. Aber: Bei den Beschäftigten ist nichts angekommen. Sie wurden mit Einmalzahlungen abgespeist.
In Anbetracht dieser Umstände halte ich den Warnstreik doch für angemessen. Was bleibt den Beschäftigten denn anderes übrig? Bislang hat sich seit Jahren für unsere VAG´ler nicht viel bewegt. Nun sind sie gezwungen, zu handeln. Das kann ich verstehen. Auch wenn es gestern für viele nicht einfach war, zur Arbeit zu kommen.