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Achtung: StreetView Nürnberg kommt in absehbarer Zeit!

Das Announcement ist ganz frisch: Auf dem Google-Produktkompass-Blog wird StreetView u.a. auch für Nürnberg noch in diesem Jahr angekündigt.

Wer hier länger mitliest, der weiß, dass ich kein sonderlich großer StreetView-Freund bin. Nun kommt StreetView – trotz vieler ernst zu nehmender Bedenken von Daten- und Verbraucherschützern und aus der Politik. Was ist zu tun?

Wer ein Gesicht oder Nummernschild in StreetView findet, kann das gemäß dieser Anleitung melden.

Wichtige Frist! Das Unkenntlichmachen der eigenen Wohnung muss bis zum 15. September beantragt werden. Die Antragsfrist beginnt nächste Woche!

Selbstverständllich verstehen wir, dass nicht jeder sein Haus oder seine Wohnung in diesem Dienst abgebildet sehen möchte. Für diese Nutzer haben wir zusätzlich zu dem automatischen Unkenntlichmachen, welches weltweit zum Einsatz kommt, eine Funktion für Deutschland entwickelt, die ab nächster Woche auf google.de/streetview zur Verfügung steht. Mit Hilfe dieser Funktion können sie uns auffordern, ihr Haus oder ihre Wohnung unkenntlich zu machen, bevor die Bilder online zu sehen sein werden. Sie steht den Anwohnern in den 20 genannten Städten bis zum 15. September zur Verfügung. Im Anschluss wird die Online-Funktion geschlossen, um uns ausreichend Zeit für die Bearbeitung der Anträge zu geben. Anträge, die sich auf Gebiete außerhalb der ersten 20 Städte beziehen, können auch danach weiterhin eingereicht werden. (Quelle)

Eine derart kurze Frist finde ich in Anbetracht der bayerischen Schulferien und der Tatsache, dass man erst einmal von der Möglichkeit der Unkenntlichmachung selbst und der Frist Kenntnis erlangen muss, schon ziemlich geschert. Zwar wird argumentiert, dass man Zeit zur Bearbeitung der Anträge benötigt – aber der Bürger braucht auch Zeit zum Beantragen!

Ich möchte jedem, der seine Privatsphäre gewahrt wissen will, raten, von o.g. Möglichkeit Gebrauch zu machen. Versäumt die Fristen nicht!

Wird jetzt der Bologna-Prozess abgesägt?

Als ich gestern auf mdr-Info die Meldung hörte, dass nun einige Technische Universitäten sehr ernsthaft und konkret mit dem Gedanken spielen würden, die Diplomstudiengänge wieder einzuführen, staunte ich nicht schlecht. Beenden jetzt auf diese Weise einzelne Hochschulrektoren den Bologna-Prozess?

Marcus staunte ebenfalls nicht schlecht und sendete mir heute früh diesen Link zur Webseite des ZDF.

Was kann das bedeuten?

Unter den Studierenden sind die Bachelor-Abschlüsse landläufig unbeliebt. Auf dem Arbeitsmarkt ist der Bachelor im Vergleich zum Diplom weniger wert, das sich auf sechs Semester Regelstudienzeit verteilende Arbeitspensum aber recht hoch. Wer mit den Diplomanden mithalten möchte, sieht sich gezwungen, einen Masterstudiengang zu belegen (und der geht nicht selten ins Geld).

Man kann sich vorstellen, was passiert: Die Unis, die in Zukunft einen Diplomstudiengang anbieten, werden – mit Recht – überrant, schließlich will jeder den hochwertigsten möglichen Abschluss. Andere Unis sind dann gezwungen, nachzuziehen, es sei denn, sie wollen Studierendenzahlen reduzieren.

Damit scheint es schon absehbar, dass der Vorstoß der Uni Dresden, wieder einen Diplomstudiengang im Fach Ingenieurwesen anzubieten in Zukunft auch bei anderen Unis und (Fach)Hochschulen Dämme brechen lassen wird.

Ich begrüße diese Entwicklung grundsätzlich. Die Einteilung in Bachelor und Master etabliert ein Zweiklassenstudiensystem, den Master kann sich bei weitem nicht jeder leisten, der den Bachelor finanziell gerade noch gestemmt bekam. Wegen der Reduzierung um zwei Semester, mit der nicht zwingend eine Reduzierung der Vorlesungen oder Seminare einherging, ist die Arbeitslast zudem nicht selten extrem hoch – verschulte Studiengänge entstehen, um das „Pensum“ überhaupt bewältigen zu können.

Ärgern dürften sich jetzt die ersten Bachelor-Abgänger, denn die werden nicht in den Genuss des anerkannteren Abschlusses kommen. Und so kennt nun die Reform der Reform wieder einmal Verlierer. Denn hier ist beileibe noch nicht gesagt, dass die jetzigen BAs ihren Abschluss als Diplom anerkannt bekommen.

Auch für andere Fachrichtungen ist diese „Quasi-Rücknahme“ des Bachelor vorstellbar. Hochschulen konkurrieren untereinander und wenn eine „schwächere“ Hochschule mit einem attraktiveren Abschluss lockt, stehen schnell andere mit gleichen Fakultäten unter Zugzwang.

Natürlich ist das alles Zukunftsmusik – aber sollte sich dieser Trend „verhärten“ – es wäre nicht das Schlechteste für die Studierenden.

Das schreckliche Ende der Loveparade

Die große Geschichte der Loveparade, einer Veranstaltung, die mehr Menschen anzog, als Woodstock, Isle Of Wright, Wacken oder Rock im Park es jemals vermocht hätten, ist gestern auf tragische, auf unfassbare Weise zu Ende gegangen. 19 Menschen verloren bei einer Massenpanik ihr Leben, über dreihundert sind – teilweise schwer – verletzt.

Dass es keine Loveparade mehr geben wird, weil ohne Affront gegen Opfer und Hinterbliebene die Loveparade nicht mehr möglich ist, war bereits gestern klar. Und dennoch schmerzt das Ende der Parade.

Ich habe die Schreckensmeldungen gestern im Radio gehört – irgendwann musste ich abschalten. Jede Stunde wurde ein Toter mehr durch den Nachrichtensprecher vermeldet. Allen, die früher gerne zur Parade gegangen sind, steckt der Schreck noch in den Knochen – es hätte einen selbst treffen können.

Angesichts dieser schrecklichen Bilanz ist es müßig, aus Berlin zu ätzen, dass dort die Loveparade besser aufgehoben wäre. Berlin ist pleite, genau wie Duisburg. Klar, Duisburg ist provinziell und im besten Wortsinne potthässlich – nur, wohin hätte die Loveparade ziehen sollen?

Warum so viele Menschen, die friedlich feiern wollten, ihr Leben verloren, ist bislang unklar. Die Zeichen, dass die dilettantische Organisation des Schlüsselfelder Billigmuckiebudenbetreibers Rainer Schaller, der Hauptsponsor der Loveparade ist, und der Stadtverwaltung Duisburg maßgeblich Schuld an der Tragödie trägt, mehren sich.

Förmlich eingekesselt müssen die Besucher auf dem alten Duisburger Güterbahnhof gewesen sein. Der einzige Zugang zu diesem Areal ist eine Straßenunterführung, in den Medien auch gern „Tunnel“ genannt, dieser diente als Ein- sowie Ausgang. In Berlin konnte sich die Loveparade – auch wenn über eine Million Besucher auf den Füßen waren, immer gut „verlaufen“ – ist das Gelände des Tiergartens nicht nur etwa zehn mal größer als das Duisburger Arial, auch lässt der Tiergarten allerhand Spielraum für einen Rückzug (abhauen, pennen, pinkeln, andere Bedürfnisse) – in alle Himmelsrichtungen.

Die Stadt Duisburg und auch Schaller werden sich in der nächste Zeit allerhand unangenehme Fragen gefallen lassen müssen. Der Duisburger Bürgermeister Adolf Sauerland (Jahrgang 1955, CDU) soll heute zurücktreten (Dementi hier), über ein Strafverfahren gegen Schaller würde ich mich nicht wundern.

Die Toten seien Opfer „materieller Interessen eines Veranstalters, der unter dem Deckmäntelchen der „Kulturhauptstadt 2010″“ Druck ausgeübt habe, sagte der stellvertretende Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Wolfgang Orscheschek. Duisburger Stadtpolitiker seien „in die Enge getrieben“ worden, so dass sie trotz eindringlicher Warnungen aus dem Sicherheitsbereich nur „ja“ sagen konnten. (Quelle)

Ein Wort noch zu Sauerland: Wer angesichts dieser schrecklichen Vorkommnisse in aller Öffentlichkeit zu sagen wagt, das das „Sicherheitskonzept stichhaltig“ sei, ist in meinen Augen eine dumme Sau. Mehr nicht. Sauerland mus zurücktreten. Er hat verspielt.

Es ist unglaublich traurig. Auch die halbherzigen Beileidsbekundungen auf der McFit-Webseite können nicht darüber hinwegtäuschen, dass man sich hier aus der Verantwortung zu stehlen versucht.

Screenshot von 25. Juni 2010, ein Klick vergrößert das Bild

Hier wollten kleine Leute in einer Provinzstadt einfachmal richtig auftrumpfen – diese Selbstüberschätzung bezahlten neunzehn Menschen mit ihrem Leben. Dabei ist schon im Vorfeld bekannt gewesen, dass das mit der Loveparade in Duisburg nichts taugt. Man hätte einfach nur Zeitung lesen müssen.

Frank Wallitzek bringt es auf twitter auf den Punkt:

Trauriges Fazit des Tages: Veranstaltungen mit 1,4 Millionen Besuchern haben nichts in Städten mit 491.000 Einwohnern zu suchen.

Viele im Bekanntenkreis (und ich schließe mich da selber mit ein) mochten die Schaller-Paraden nicht. Dass nach 21 Jahren die Loveparade auf diese schreckliche Weise ihr Ende findet, haben sich selbst ihre schärfsten Kritiker nicht gewünscht (es sei denn, man hat nur Scheiße im Kopf und heißt Eva Hermann). Mein Mitgefühl, verbunden mit meinen hezlichsten Beileidsbekundungen gehört den Hinterbliebenen. Der Verletzten wünsche ich auf diesem Wege eine baldige Genesung und dass sie diese schlimmen Studen möglichst bald möglichst umfängliche verarbeiten können.

Ohne Führung, ohne Profil.

Hat die CDU noch ein personelles Profil?

Sehen wir uns doch einmal die Listet der Funktionsträger und „Führungskräfte“ an, die unserer Kanzlerin in der letzten Zeit so „ablebig“ geworden sind:

  • Ole von Beust, Hamburger Bürgermeister. Amtsmüde? Oder doch nur enttäuscht, weil er nicht zu Höherem berufen wurde?
  • Jürgen Rüttgers – mit ihm fiel auch die Mehrheit für schwarz-gelb im Bundesrat. Die per se schon handlungsunfähige Bundesregierung wird es mit der Wahlschlappe für die CDU in NRW auch formal
  • Erinnert ihr Euch noch an Dieter Althaus? Der war der erste der wegging. Nach seinem Schiunfall politisch nicht mehr tragfähig geworden und nach der Rangelei der CDU mit dem Verräter Matschie hat nun auch die Thüringer CDU ein Kontinuitätsproblem
  • Günther Oettinger: „Hast Du einen Opa, schick´ ihn nach Europa“. Längst nicht mehr tragbar, wurde er? EU-Kommissar.
  • Horst Köhler. Seinen Rücktritt verstand niemand so recht. Er beschädigte, nach Manier einer beleidigten Leberwurst, das Amt des Bundespräsidenten, weil er in einer kindischen Trotzreaktion auf begründete Kritik abdankte…
  • … was den Weg für den Andenpaktler Christian Wulff freimachte, der nun, ruhiggestellt im Präsidentenamt, in Niedersachsen abgeht. Und so Merkel nicht mehr gefährlich werden kann.
  • Roland Koch. Wegen fehlender Gestaltungsmöglichkeiten wechselt er von der Politik ins Privatleben in die Wirtschaft

Die CDU hat ein gewaltiges Problem: Merkels Umfragewerte befinden sich im Sinkflug – das retten zwei Jahrhundertfluten und drei Hitzewellen nicht. Die FDP würde nach derzeitigen Umfragewerten sogar an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern. an ist sich einig: Politisch wird Merkel die nächste Wahl nicht überleben. Aber wer könnte danach kommen? Merkel hat alle, die eine gewisse Macht innehatten und den Job tun könnten, konsequent verbissen. Sie ist damit sogar schlimmer als Kohl, der im Umgang mit parteiinternen Konkurrenten auch nicht zimperlich war.

Die Bundesregierung ist handlungsunfähig. Das Verhältnis von CDU und FDP ist schwer gestört. Die Mehrheit im Bundesrat ist beim Teufel. Und personell gibt es weder für Merkel noch für Schäuble tragfähige Nachfolger – obgleich jeder weiß, dass Merkel am Ende ist.

Wie sieht es aus mit Rücktritt, mit dem Stellen der Vertrauensfrage? Ich denke, nicht gut. Zumindest nicht jetzt (nach dem jede Stabilität in Regierung und CDU fehlt, kann sich das Knall auf Fall ändern – schon klar). Bei schwarz-gelb weiß man, dass es in dieser Konstellation keinen Machterhalt geben kann. Und so klammert man sich in einem Akt der Verzweiflung an den letzten verbleibenden Strohalm – man is gewählt und darf noch ein wenig bleiben – auch wenn es Zeit ist, zu gehen.

ICE-Sauna

Was da am Wochenende in den von Berlin kommenden ICEs passiert ist, ist zwar schlimm – aber nicht neu.

Die Deutsche BundesBahn hat meines Wissens immer mal wieder solche Probleme. Das letzte Mal, dass ich mich erinnern kann, in einem Zug mit ausgefallener Klimaanlage gesessen zu haben, war im Hochsommer 2009 auf der Strecke München-Nürnberg. Meine Eltern hatten ein ähnliches Problem vor etwa zwei Wochen im Interregio von Bayreuth nach Nürnberg.

Es sind nicht allein die ICEs, die als „Saunawagen“ Schwierigkeiten machen sondern auch diese doppelstöckigen Regionalexpress-Züge: Auch hier lassen sich die Fenster nicht öffnen und auch hier streikt die Klimatisierung bzw. Belüftung immer wieder. Gefühlt hat die Bahn diese Probleme schon länger.

Als ich Anfang des Jahrtausends öfter die Strecke Nürnberg-Berlin mit der Bahn machte, war es auch oft unerträglich heiß. Gerne haben die Leute dann in den Zug gekotzt, bevor sie umgefallen sind – oder sind einfach in Naumburg (oder in der Zeit des Schienenausbaus in Wolfen, Bitterfeld oder Dessau) einfach ausgestiegen, haben sich erholt und sind dann eine Stunde später wieder zugestiegen.

Ein Klick vergrößert das Bild. Via twitter. Quelle.

Ich begrüße den Medienrundumschlag gegen die Bahn, denn was ich dort schon selbst erlebt habe, rechtfertigt selbst keinen „Spar“-Ticketpreis, aber noch vor zwei oder drei Jahren hat es einfach niemanden geschert, dass Bahnreisen gerne mal eine Qual sind.

Wer Lust hat, kann sich mit seiner persönlichen Bahn-Horrorstory in den Kommentaren Frust von der Seele schaffen.

Heute Abend – GA Late Night

Zur Zeit ist es ja rihig hier geworden. Ich habe echt viel zu tun zur Zeit. Heute Abend geht es übrigens zur GA Late-Night, eine spannende Sache. Ich werde im Podcast ausgiebig darüber berichten.

Der Podcast, wie witzig, ist recht erfolgreich. Von Sonntag Nacht 2.00 Uhr bis Montag Nacht, 2.00 Uhr wurden vom Server zwei Gigabyte Daten gezogen – wenn das Blog also ein bisschen lahm ist, dann liegt das an den Hörern 😉

So long, ich bin die nächsten Tage wieder da. Und auf twitter auch.

P.S.: Die Veranstaltung ist übrigens leider schon ausverkauft…

Gigaset-WLAN-Router für 6,90 Euro

Über den Versender Pearl kann man ja denken, was man will, aber heute hauen die Schwarzwälder ein sehr günstiges Angebot raus, dass all jenen zu Pass kommen dürfte, die sich noch kein WLAN eingerichtet haben.

Der Switch und WLAN-Router Siemens Gigaset SE361 funkt nach dem b/g-Standard mit bis zu 54 Mbit/s und bietet vier Ethernetports. Damit ist der Router ein einfaches Gerät, das technisch nicht mehr ganz up to date ist, aber für den Hausgebrauch dürfte das den meisten Leuten genügen.

Der Preis von knappen sieben Euro + Versand ist aber unschlagbar – selbst die günstigsten Philips-Restposten-Router gehen erst ab 15 Euro ohne Versand los.

Die Gigaset-Router sind nichts besonderes, aber anständig verarbeitet und stabil. Ich habe über Jahre problemlos mit einer Gigaset-Infrastruktur gearbeitet – und das lief alles problemlos.

Hier gibts Produktinfos auf der Gigaset-Webseite und hier gehts zu Pearl.

Offene WLAN-Netze in Nürnberg

Eine Liste offener oder kostenlos nutzbarer WLAN-Netze in Nürnberg findet Ihr hier.

Um diese Liste möglichst vollständig und aktuell zu halten, bitte ich Euch um Eure Mithilfe: Postet doch einen Kommentar, wenn Ihr ein neues WLAN gefunden habt oder eines nicht mehr funktionieren sollte, ich werde dann die Liste aktualisieren.

Bitte gebt, sofern möglich auch die SSID an und bewertet kurz die Performance. Auch könnt ihr mitteilen, an wen man sich wenden kann, wenn man das Netz nutzen möchte (Service, Bedienung…).

Vielen Dank!

Wulff? Not my President…

+++ Wulf nach drei Wahlgängen Bundespräsident +++ Trotz Wahl des „Wunschkandidaten“ herbe Niederlage für Merkel +++ LINKE nicht umgefallen +++

Es war einer der geschicktesten Coups von SPD und Grünen seit langem: Die Nominierung von Joachim Gauck als Bundespräsidenten. Damit trieben sie Schwarz-Gelb und die Linke in die Zwickmühle: Viele der Unionsleute hätten gerne „ihren“ Gauck gewählt, die Linke konnte den Konservativen und Atlantiker Gauck unmöglich wählen.

Wäre Gauck Bundespräsident geworden, hätte Schwarz-Gelb zwar ein echtes Problem, aber Gauck hätte die Linke fortwährend vor sich hergetrieben. Und allein durch die Kandidatur von Gauck trieben SPD und Grüne einen tiefen Keil in die sowieso schon bis zur Handlungsunfähigkeit zerrüttete Regierungskoalition.

Merkel hat abgewirtschaftet

Rechnerisch war der Sieg des aus parteitaktischen Gründen nominierten Wulff von vornherein klar. Dass es aber dreier Anläufe bedurfte, bis er tatsächlich gewählt wurde ist nichts anderes als eine Schande für Merkel und die Schwarz-Gelbe Koalition. Denn an und für sich hätten sie das Ding ad hoc heimtragen müssen und nicht über neuneinhalb Stunden dafür brauchen dürfen. Damit ist dokumentiert, was wir sowieso schon wissen: Die Regierung liegt am Boden, hat abgewirtschaftet – ist am Ende.

Linke nicht umgefallen

Die Linke – das war von vornherein klar – konnte weder Wulff noch Gauck wählen. Weder Wulff noch Gauck teilen auch nur annähernd linke Positionen. Der Atlantiker Gauck ist aufgrund seiner wirtschaftsliberalen Haltung wohl der FDP am nähesten (was der SPD und den Grünen aber ziemlich wurscht zu sein scheint). Gysi selbst versuchte noch mit einem Tweet, seine Mannen umzustimmen:

Man kann von Glück sprechen, dass er damit nicht durchgekommen ist, denn so hat sich die Linke nicht verraten und ihre Stimmen auch nicht für einen Mann geopfert, hinter dem sie nicht stehen. Und rechnerisch hätten Sie Wulff mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht verhindert – Wulff war nicht zu verhindern. Gysi sei zum Trost gesagt: Merkel wird auch ohne Gauck fallen.

Wulff selbst indes mag einem leid tun. Er ist von den Leuten einer im Zerfall begriffenen Regierung mit Hängen und Würgen gerade so gewählt worden. Ein schlechterer Start in das neue Amt ist nicht denkbar. Den Ruf, aus parteitaktischen Gründen ins Amt gehoben worden zu sein, muss er los werden – ob das gelingen kann, ist fraglich.

Nun ist es also der Wulff. Merkel hätte mit ihrem Freund Gauck wohl mehr Freude gehabt als mit dem Andenpaktler Wulff. Ich selbst brauche den Wulf nicht. Aber er ist es nun mal gewordern. Schwapp´mers oba.

[Update] Und bei blog.fefe.de heißt es heute treffend:

Zu dieser Präsidentenwahl gestern… ich finde, der Wulff ist der perfekte Präsident. Der vereint genau alle widerlichen Merkmale Deutschlands auf sich, an die die Bevölkerung nicht erinnert werden möchte, aber sollte. Das haben wir verdient, dass jetzt dieser blasse Opportunistenmitläufer unser Präsident wird.Aber wichtiger als wer es geworden ist finde ich, wer es nicht geworden ist. Ich rechne es der Linkspartei hoch an, dass die nicht für Gauck gestimmt haben. Lieber enthalten als für einen Neocon und INSM-Handlanger.

Ich persönlich halte Gauck für einen Überzeutungstäter. Der glaubt, er tut das richtige. Das ist deutlich gefährlicher als ein Mann ohne eigene Position wie Wulff, der ist immerhin halbwegs berechenbar. Der stärkt doch seine Oberhemden, weil das Rückgrat alleine ihn nicht hält.

Fand ich gerade verbreitenswert…

Kommt jetzt DAB+?

Nicht ganz taufrisch, aber immerhin bemerkenswert ist diese Pressemitteilung der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF), in der, wenn alles klappt, eine neue Runde in der nicht ganz einfachen Geschichte des deutschen Digitalradios eingeläutet wird.

Wir erinnern uns : DSR ist kläglich gescheitert, DAB funktioniert derzeit noch ganz ordentlich, der kommerzielle Erfolg blieb dem System aber versagt. DRM ist mangels günstiger Empfangsgeräte und der aktuellen Fokussierung auf die Kurzwelle auch eher ein Nischensystem. Nun soll DAB+ die Sache retten:

ARD und das Deutschlandradio wollen das seinerzeit ausgeschriebene nationale Bouquet nutzen. Nun muss die KEF die hierfür nötigen Gelder genehmigen – was nach einer reinen Formsache klingt, den Sendern in der Vergangenheit aber schon einmal verweigert wurde.

Nun aber haben die Sender die KEF so weit, dass sie es mit DAB+ noch einmal versuchen dürfen, aber unter der Bedingung, dass sie dafür die Verbreitung via Lang-, Mittel- und Kurzwelle aufgeben. Der Betrieb der AM-Sender ist nämlich eine Energie- und damit kostenintensive Sache und der Empfang findet ebenfalls in einer Nische statt – ist der Dynamikumfang amplitudenmoduliert übertragener Signale bekanntermaßen eher begrenzt (und Stereo gibts auch nicht).

Im Herbst fordert die KEF einen Bericht der Anstalten über die Vertragsmodalitäten mit den Senderbetreibern. Dann könnte es im Prinzip mit DAB+ schon losgehen – in die nächste Runde Digitalradio.

Welche Konsequenzen könnte das in Zukunft haben? Darüber lässt sich nur spekulieren (und entgegen meiner Gewohnheit beteilige ich mich daran). Außerdem würze ich mit einigen wenigen Fakten:

  • Wenn DAB zugunsten von DAB+ abgeschaltet wird, hat man noch mehr Digitalradiofreunden vor die Tür geschissen, denn DAB+ ist nicht abwärtskompatibel und die DAB-Geräte, die es jetzt gibt, würden wertlos.
  • Festzuhalten ist aber schon jetzt, dass es etliche DAB+-Geräte am Markt gibt. Sie liegen heute preislich weit unter dem, was DAB-Geräte seinerzeit kosteten.
  • DAB+ verwendet einen leicht modifizierten AAC+-Codec. Das ist jetzt zar nicht das modernste, aber um Welten fehlertoleranter und bandbreitensparender als der jetzige MUSICAM-Standard (das war solide 80er-Jahre-Technik).
  • DAB+ kann zwar die Anzahl der zu übertragenden Programme im Vergleich zu DAB verdoppeln, aber allzu üppig ist das trotzdem nicht. DAB+ bietet mittelfristig keinen Puffer und damit keine Lösung für das Problem der Frequenzknappheit.
  • Mittel- und Langwellenempfang (insbesondere des Deutschlandfunks) sind technisch gesehen Nischenerscheinungen. Und trotzdem werden diese Empfangsmöglichkeiten genutzt: In der Fläche immer dann, wenn ein ausreichender Empfang über oft schwache) Stützsender technisch nicht möglich ist oder wenn bauliche Rahmenbedingungen eine ausreichende UKW-Signalstärke nicht zulassen. Hier kann auch DAB+ nicht helfen. Das ist der wesentliche Grund, warum ich diese „Maßnahme“ kritisch sehe.
  • Wen ich die Pressemitteilung recht verstehe, dann geht es bei den abzuschaltenden Übertragungskanälen nicht um Übertragungsverfahren sondern um Wellenbereiche. Wenn das so stimmt, könnte die Einführung von DAB zur Schwächung von DRM beitragen (es wäre u.a. B5 aktuell auf 6085 kHz betroffen). Ob das im Sinne der Befürworter des Digitalradios ist?

Insgesamt bleibt ein durchwachsenes Bild: Wenn die öffentlich rechtlichen Landesrundfunkanstalten Vorreiter für DAB+ werden und sich dabei nicht allzu glatt anstellen, könnte wieder Bewegung in di Sache „Digitalradio“ kommen. Das Oper, das lau KEF zu bringen ist scheint mir aber ungeeignet, der Sache dienlich zu sein.

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