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Ein Lob auf das Faxgerät

Erinnert sich jemand von Euch eigentlich noch an Faxgeräte? Diese mehr oder weniger klobigen, länglichen Kästen, aus denen nach ein- bis dreimaligem Läuten gelegentlich mal ein paar Seiten Papier – in der Regel beschrieben – herausfielen? Die, wollte man solch beschriebenes Papier einem anderen Fax-Teilnehmer senden, lustig pfiffen und rauschten, wenn man deren Nummer anrief, um eine Sendung auf den Weg zu bringen? Nun, diesem guten alten Technik-Überbleibsel aus vermeintlich vergangenen Tagen soll es nun endgültig an den Kragen gehen.

Faxgerät im Schaufenster eines Nürnberger Second-Hand-Shops, November 2022

In ihrer Ausgabe vom 19. Februar berichteten die Nürnberger Nachrichten darüber, dass es in Bayern (!) inzwischen einen Vorstoß gäbe, die Faxgeräte in Landesbehörden schon Mitte dieses Jahres (gemeint ist das laufende Jahr 2024!) abzuschaffen. Ganz anders in Niedersachsen und Bremen, dort will man seitens der Verwaltung am Faxgerät festhalten.

Die verlinkte Golem-Meldung vermag zu belustigen; man ist sich offensichtlich allerorten einig, dass das Fax schon reichlich retro und nicht mehr Stand der Technik und des Zeitgeistes ist, will es aber dennoch nicht abschaffen, weil man seitens der Verwaltung überzeugt ist, dass deren Weiterbetrieb „auch ein Service etwa für Unternehmen, die bislang nicht auf andere Kommunikationswege umgestellt hätten“ sei. Die Unternehmen ihrerseits verweisen darauf, dass die Verwaltung diesen Kommunikationsweg präferiere, anderenfalls hätte man ja die Faxgeräte längst abgeschaltet. Hier scheint also der Hund seinen eigenen Schweif zu jagen.

Fernab solcher Missverständnisse bleibt aber freilich die Frage offen, warum das Faxgerät immer noch so beliebt ist – stellt seine Verwendung doch nicht weniger als einen deutlichen Medienbruch dar. Dokumente aller Art werden heute gewöhnlich am Computer erstellt, sie dann auszudrucken, um sie hernach als Telefax auf den Weg zu bringen, ist reichlich aufwendig. Und ergeht die Antwort dann ebenfalls per Fax, wird sie nicht selten beim Empfänger gescannt und dann digital weiterverarbeitet. Und dennoch faxen einige Zeitgenossen bis zum heutigen Tage fröhlich hin und her, während Großkonzerne mittlerweile dazu übergehen, E-Mailadressen in der Kundenkommunikation abzuschaffen (wer ein Anliegen hat, unterhält sich ein wenig mit einem KI-Chatbot, und wenn der zu der Einsicht gelangt, er könne nicht mehr weiterhelfen, macht er für den Kunden ein Seviceticket auf). Warum also Fax, wo es doch langsam, teuer und von schlechter Abbildungsqualität ist? Vielleicht kann ein Blick in die jüngere Telekommunikationsgeschichte ein wenig Licht ins Dunkel dieser Fragestellung bringen:

Nun, die Wikipedia weiß zu berichten, dass der Faxdienst von der Deutschen Bundespost bereits 1979 eingeführt wurde, es dauerte aber, bis sich die Geräte durchsetzten. Weiter heißt es da: „Heimisch wurde das Faxgerät in den deutschen Büros aber erst Ende der 1980er Jahre. Bereits ab Anfang der 1990er Jahre kam kaum mehr ein Büro ohne Faxgerät aus.“ Das deckt sich auch mit meiner Wahrnehmung.

Als im väterlichen Büro Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger, das erste Faxgerät installiert wurde, kam noch ein Techniker der Deutschen Bundespost ins Haus, öffnete am Gerät eine Klappe, legte durch Umschalten einiger Dipschalter und Tippen auf der Tastatur des Faxapparats die immer mitübertragene Absenderkennung fest und verplombte das Gerät wieder. Dieser Service dürfte einen mittleren Batzen Geld gekostet haben, Geld, dass das Gerät aber alsbald wieder hereinverdienen sollte, denn ein Fax war in jenen Tagen auch behördlicherseits so akzeptiert, wie ein teurer Einschreibebrief. Dieser besondere Status einer Faxsendung sollte alsbald wieder fallen, weil sich schnell herumsprach, dass sowohl die Absenderkennung als auch der Quittungsdruck des Faxgerätes sowie eine Faxübertragung selbst mit einfachsten Mitteln manipulierbar waren. Witzigerweise hielt aber gerade die Justiz am Fax und seiner Anerkennung fest, galt doch ein Schriftsatz, der rechtzeitig per Fax das Gericht erreichte, als form- und fristwahrend eingegangen. Und damit begann der Boom des Faxes – wundersamerweise bis auf den heutigen Tag.

Nach meiner Erfahrung ist genau diese Akzeptanz einer Faxsendung bei Behörden der Grund, warum diese Technik sich nach wie vor gegen die E-Mail behaupten kann.

Und so kommt es dann auch zu Einschätzungen wie der von Marcel, die ich hier einmal exemplarisch wiedergeben möchte:

Vielleicht eine unpopuläre Meinung, aber ganz ohne Fax geht es leider noch nicht. Es fängt damit an, dass es in vielen (Ausländer-)Behörden keine funktionierende Aktenführung mehr gibt und ich nicht davon ausgehen kann, dass Schreiben an die Behörde zur Akte gelangen.
Dann brauche ich den Faxbericht als Nachweis darüber, dass ich es der Behörde geschickt habe. Zumal es da durchaus auch mal auf den konkreten Zeitpunkt ankommen kann. Solange diese Mängel fortbestehen, ist die Abschaffung von Faxgeräten keine gute Nachricht und auch nicht im Sinne der Behördenopfer. (Quelle)

Nun arbeite ich selbst regelmäßig mit öffentlich-rechtlicher Verwaltung zusammen und weiß, dass Marcel mit dieser Einschätzung einfach mal recht hat. Freilich, man könnte per Mail kommunizieren – aber die Verbindlichkeit, die ein Fax heute noch genießt, lässt sich per Mail im Verwaltungsdialog einfach nicht herstellen. Freilich ist das ein Spiegelbild behördlichen Versagens, es illustriert, wie in Deutschland Bürokratie funktioniert. Und daran wird sich auch so schnell nichts ändern – denn letztlich wusste bereits Lenin, dass sich die Bürokratie am liebsten selbst reproduziert. Und drucken, faxen, scannen und ablegen sichert Arbeitsplätze der öffentlichen Hand.

Was also wäre, wenn von heute auf morgen alle Faxgeräte stillgelegt würden? Wenn sich die Datenschützer, die mit Recht die Manipulierbarkeit und fehlende Verschlüsselung der Sendungen monieren, sich durchsetzten?

Ja, diese Vorstellung ist ein klein wenig gruselig, denn ja, auf Faxe wird noch halbwegs zuverlässig reagiert, ihr Eingang in der Regel akzeptiert und, obwohl die Technik in Zeiten von VoIP durchaus nicht weniger fehlerbehaftet ist, als früher, bleiben erstaunlich wenige Sendungen „hinter der Wand stecken“. Nun könnte man durch signierten und verschlüsselten Mailverkehr durchaus kommunizieren – aber man nenne mir auch nur ein deutsches öffentliches ITK-Projekt, das nicht mit Anlauf und nach Ansage versemmelt wurde. So gesehen bedeutet der Wegfall des Telefax wohl wirklich einen Verlust – auch wenn man sich das ob der Absurdität dieser Aussage kaum vorstellen mag.

Wirtshaus-Explorer: Gaststätte „Südtiroler Platz“ am Hasenbuck

Ich habe in der Rubrik „Wirtshaus-Explorer“ noch nichts über den berühmten „Südtiroler Platz“ am Hasenbuck geschrieben? Ein Versäumnis, das ich schnellstens aus der Welt räumen muss – denn der „Südtiroler“ ist in Nürnberg eine Kapazität, wenn es ums Cordon bleu geht. Und auch sonst macht die Gaststätte einen rundum soliden Eindruck.

Am Ende der Speckbacherstraße, einer ruhigen Seitenstraße unweit des dem Wirtshaus seinen namengebenden Südtiroler Platzes gelegen, ist die recht große Wirtschaft ein wenig versteckt. Das tut dem Zustrom der Gäste aber keinen Abbruch, der Gastraum ist nicht selten bis auf den letzten Platz belegt – eine telefonische Reservierung ist daher unbedingt empfohlen.

Gaststätte Südtiroler Platz, Nürnberg

Und der Laden ist nicht zu Unrecht gut besucht, schließlich brät man hier in zahlreichen Varianten die mit Abstand besten Cordon bleus der Stadt.

Küchenchef Marcel Hajek beherrscht sowohl die böhmische als auch die fränkische Küche aus dem Effeff – und demzufolge ist eine hervorragende, deftige Speisenauswahl in der etwa 100 Plätze fassenden Gaststätte beheimatet. Klassiker sind hier das Schnitzel und vor allem das Cordon bleu: Dieses wird in verschiedenen Variationen zubereitet, nach alter Väter Sitte, mit gekochtem Schinken und würzigem Käse, aber zum Beispiel auch mit Salami und Jalapenos (18,90 Euro), als „Bauern-Cordon bleu“ gefüllt mit Bratwurstgehäck, als „Jäger-Cordon bleu“ gefüllt mit Steinpilzen… Erwähnenswert ist besonders die Variante „Krakonoš“ (18,90 Euro): Eine mit Senf, Erbsen, Käse, glasierten Zwiebeln, Speck und Sauce hollandaise gefüllte Deftigkeit – der Rübezahl aus dem Riesengebirge verbeugt sich vor der nicht minder riesigen und obendrein so geschmackigen Portion. Die Portionsgrößen im „Südtiroler“ sind ihrer Üppigkeit wegen besonders zu erwähnen, hungrig verlässt hier wohl niemand die Gaststube. Und die Größe geht nicht zulasten der Qualität, alles wird frisch zubereitet, Schnitzel und Cordon bleus kommen selbstverständlich aus der Pfanne und werden von herrlich würzigen Bratkartoffeln begleitet.

Cordon bleu, Südtiroler Platz

Auf der Tageskarte finden sich freilich nicht nur weitere Cordon bleu- und Schnitzelvariationen, sondern auch Schlachtschüssel, Schäufele, Currywurst und Schaschlik… Auch der traditionelle böhmische Braten mit den Serviettenknödeln wird sehr gelobt. Und einmal im Monat lädt man zum Schnitzelbüfett – all you can eat. Die Termine schickt der Wirt rechtzeitig per SMS an alle Interessierten raus, man muss seine Handynummer nur der Bedienung verraten.

Leider werden einzig Biere von Tucher/Zirndorfer/Grüner ausgeschenkt, das Seidla dunkles Bier schlägt mit stattlichen 4,40 Euro zu Buche. Früher gab es immer wieder das süffige Březňák, doch diese Zeiten sind bedauerlicherweise vorbei.

Die Wirtsstube des Hauses, das seit 2010 von der Familie Hajek geführt wird (vorher war an selber Stelle das Tucher-Stübchen) wurde in den letzten Jahren dezent erneuert, ist aber noch immer fränkisch-rustikal, und dieser Stil passt auch zu den Speisen und den Gästen.

Ein Besuch im „Südtiroler Platz“ lohnt immer, Hunger sollte man mitbringen.

Gaststätte Südtiroler Platz, Speckbacherstraße 20, 90461 Nürnberg, Telefon 45 20 70

Wochenrückblick KW 9 und 10 2024

Nachrichtentechnisch gingen die letzten beiden Wochen mal wieder hart. Und daher ist der heutige Rückblick auf die vergangenen zwei Wochen auch mal wieder etwas länger als gewohnt. Wenn’s ordentlich durcheinanderläuft und gerne mal ein wenig boulevardesker – um nicht zu sagen derb – wird, nannte man das früher beim Privatradio in Ermangelung einer besseren Kategorie „bunte Meldungen“. Hier also nun ein Sträußlein „bunte Meldungen“ (zumindest bunt durcheinandergewürfelte), viel Spaß damit…

  • Die SZ twittert, der Verfassungsschutz arbeite daran, die AfD in ihrer Gesamtheit als „gesichert rechtsextrem“ einstufen zu wollen. Das wäre zwar nichts Neues, aber ein notwendiger Schritt.
  • Hier ein Bericht der Tagesschau, also ohne Paywall.
  • Warum die FDP Vollrotz ist, Grund 248923774.
  • RIP, Fritz Puppel.
  • Smartwatches sind ja eine feine Sache – nur: Was machen eigentlich Zeitgenossen, die auf das Tragen einer Armbanduhr so überhaupt keinen Bock haben und dennoch das ein- oder andere Vitalparameter tracken wollen? Nun, dafür gibt es jetzt den „Smart-Ring“. Samsung stellt gerade auf dem MWC ein derartiges Gerät vor. Damit sind sie nicht die erste, wohl aber die größte Firma, die so ein Gerät launchen werden. Allerdings weiß man über den Funktionsumfang bisher nicht allzu viel.
  • Schon auf der CES vorgestellt, jetzt aber im Rahmen des MWCs bereits verfügbar ist eine physische Tastatur für das iPhone. So wie früher beim Commincator oder dem Blackberry. „Clicks“ heißt das Gadget. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich mir eine physische Tastatur am Handy zurückwünsche – wobei: So schlecht waren die offen gesagt nicht. Geht am 139$ los, zapfiger Preis…
  • Otfried-Preußler-Gymnasium nahe München soll umbenannt (oder zumindest der Name aus dem Schulnamen gestrichen) werden. Ich weiß offen gesagt nicht, ob ich das gut oder schlecht finden soll, wahrscheinlich ist es gut. Es gäbe genug aufrechte Antifaschisten, nach denen man so eine Schule benennen könnte.
  • „Es interessiert mich nicht wirklich, was aus diesen Kontakten wird“ – es gibt also einen „Online-Dating-Burnout“, ein Phänomen, das ich im Freundeskreis schon zu beobachten glaubte.
  • Auch die Kirchen stellen sich nun ganz offiziell gegen die AfD.
  • Eines muss halt klar gesagt sein: Leute, die mit Hufeisen-Argumenten um die Ecke kommen, sind einfach mal in general aus dem Diskurs auszuschließen. Hufeisen ist rechter Unsinn. Und wer damit „argumentiert“, verbreitet rechten Unsinn und darf nicht erwarten, ernst genommen zu werden. Da gibt es kein Vertun (ich habe das dumpfe Gefühl, ich werde das noch öfter sagen und schreiben müssen. Na, egal, dann ist das halt so). Punkt.
  • 75 Jahre UKW in Deutschland.
  • Demokratieverständnis der CSU, Teil 45487701: „Nach Protesten bei einer Grünen-Veranstaltung in Hirschaid in Oberfranken positionieren sich zahlreiche Akteure in Bamberg in einer Stellungnahme: Sie verurteilen die zunehmende Aggression. Nicht unter den Unterzeichnern des Papiers ist die CSU.“
  • EU-Lieferkettengesetz steht vor dem Aus​. Danke AfDP.
  • Dass die Straßenbahn als Verkehrsmittel eigentlich schon seit zehn Jahren eine Renaissance feiert, ist je erst mal eine gute, eine begrüßenswerte Entwicklung. Die zukünftige Anbindung des neuen Nürnberger Stadtviertels „Lichtenreuth“ (alleine der Name, sorry…) durch eine Verlängerung der Linie 7 ist da die konsequente Fortsetzung einer sinnstiftenden Nahverkehrspolitik. Damit wäre doch alles in Butter, oder? Wenn es denn so einfach wäre – freilich kommt selbst bei einer so einfachen, klaren Sache wieder mal ein Störfeuer von Populist Söder. Es ist wirklich ein Elend. Söder präferiert nämlich den Steinpfalz-Transrapid die Max-Bögl-Gedächtnis-Magnetschwebebahn und will unbedingt, dass „Lichtenreuth“ so an den Rest des Nürnberger Nahverkehrs angebunden wird. So richtig sinnvoll ist das freilich nicht, denn diese Technik ist nicht nur teuer, man müsste auch von der Straßenbahn auf die Magnetschwebebahn umsteigen, anstatt einfach in der Siebener hocken zubleiben. Kurz: Der Die Södersche Magnetschwebebahn-Hirnfurzidee ist jetzt nicht ganz so ausgereift und praxisnah, sie kostet einfach nur einen Haufen Geld, macht aber nix besser. In Ermangelung besserer Argumente brüllt man daher gerne reflexhaft „Innovation!“, sofern das Thema auf die Magnetbahn zu sprechen kommt. Da kann einem der parteilose Nürnberger Baureferent Ulrich fast schon ein wenig leidtun. Der aber tut, was getan werden muss, macht gute Miene zum bösen Spiel und plant die Straßenbahn einfach weiter.
  • Noch was zur Magnetbahn, was meiner Ansicht nach nicht vergessen werden sollte, in der lokalen Berichterstattung bislang aber mit keiner Silbe erwähnt wird: Für Straßenbahn und U-Bahnen unterhält die VAG eigens Reinigungsstraßen, Wartungswerke und Werkstätten. Ausrüstung und Know-how sind vorhanden. Wird die Linie 7 verlängert, muss man hier gegebenenfalls die Kapazitäten ein wenig aufstocken (wenn überhaupt), weitere Kosten entstehen nicht. Wie aber wäre das mit der Magnetschwebebahn, einer völlig neuen Technik? Und dann müssten derartige Liegenschaften ja in direkter Nähe zur Strecke liegen, man braucht ja Gleisanschluss…
  • Bürgerinitiative gegen Windkraft von AfD unterwandert.
  • Beim Dealer ist mehr Datenschutz.
  • Alter, das ist alles so fu**ing absurd, dass ich gar nicht in Worte fassen kann, wie absurd das alles ist!! Als orthodoxer Priester!!
  • Schafroth war auf dem Nockherberg wieder gigantisch. Den Hubsi hat es mal wieder derb erwischt, keinmal umsonst, aber wohl dennoch vergeblich.
  • Ich hab’ mir jetzt mal den Atproto-Poster installiert, um Euch auch via Bluesky mit Hinweisen zu neuen Posts zu versorgen. Jetzt muss ich nur noch schauen, ob er auch funktioniert… Ergänzung: Funzt leider nicht, vielleicht hab’ ich das Ding auch misskonfiguriert.
  • Abhörfall. Über Webex. Bei der Bundeswehr. Wie pflegte Pepe Nietnagel zu sagen? „Man fasst es nicht.“ (btw. lest in der nächsten Zeit dazu immer wieder mal fefe, der hat da recht interessante Einlassungen dazu)
  • Jetzt hat man also Frau Klette gefasst und das Thema RAF ist wieder in den Medien. Die RAF hat sich zwar vor 27 Jahren aufgelöst und man jagt nun weniger als eine Handvoll Rentner, deren Taten nahezu alle verjährt sein dürften – aber: BÖÖÖÖHSE LINKSRADIKALE HASCHTERRORISTEN!! Die Polizei, die ihren Nicht-Fahndungserfolg von den Medien feiern lässt, blamiert sich gerade wieder bis auf die Knochen. Frau Klette konnte man dreißig Jahre lang nicht dingfest machen, geholfen hat erst ein Hinweis eines Gesichtserkennungsspezialisten („In 30 Minuten gelang es Michael Colborne, was deutsche Behörden in 30 Jahren nicht vermochten. In Jubellaune ist er trotzdem nicht“). Der war, wen nimmt es Wunder, natürlich nicht bei der Polizei. Um die Scharte wieder auszuwetzen, raidete man kurzerhand einen Bauwagenplatz in Berlin, medienwirksam vor laufenden Kameras. Man fuhr gepanzerte Wagen auf, zündete Blendgranaten. Das gibt natürlich klasse Fernsehbilder – die können aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die ganze Aktion eine Blendgranate war. Gefunden hat man, wie zu erwarten stand, niemanden und auch sonst nichts von Belang, alle Verhafteten waren binnen Stunden wieder frei. Man hat dann sogar einen Bauwagen beschlagnahmt, zur näheren Untersuchung. Vielleicht findet ja Eduard, der Haschischhund, einen Krümel zwischen den Dielenbrettern. Leute, kehrt Eure Bauwagen besser durch.
  • Angesichts dieser reichlich erfolglosen Aktion frage ich mich wirklich, wer da bei Polizei und Innenministerium solche Einsätze orchestriert. Ausnahmslos alles, was man in diesem Zusammenhang von der Polizei hört, ist peinlich. Dreißig Jahre Fahndung versus dreißig Minuten KI über Facebook rollen lassen. Bauwagenplätze mit einem halbmilitärischen Kommando zerlegen und dann ohne jeden Fahndungserfolg binnen Stunden wieder Leine ziehen müssen. Wer, bitte wer gibt sich öffentlich diese Blöße? Wie soll denn der Bürger der Polizei vertrauen, wenn sie sich selbst sehenden Auges in der Öffentlichkeit derartig zum Horst macht? Der Verjährung wegen kommen am Ende eh keine Urteile bei rum, die die in Wallung geratene Bürgerseele zu besänftigen imstande wären. Wozu also der ganze Aufriss?
  • Oder um es mit den Worten von @guenterhack@chaos.social zu sagen: „Russen und Nazis machen in Deutschland, was sie wollen. Die ´Sicherheitsbehörden´ jagen unterdessen RAF-Rentner und knien auf minderjährigen Klimademonstranten herum.“
  • Oder um es mit Bee zu sagen: „Dass dieser Dilettantenstadl von #RAF-Großfahndung eines komplett überforderten Landeskriminalamtes den ganzen Staat mit jedem Tag mehr als einen Karnevalsverein hysterischer Vollhonks erscheinen lässt, hat sich aber schon bis ins Bundesinnenministerium herumgesprochen, oder?“
  • Btw.: Rechtsextreme verüben fünfmal mehr Straftaten als Linksextreme, Tendenz steigend.
  • Nicht genug, dass es den Bauern völlig wurscht ist, dass sie Seit´ an Seit´ mit Faschos demonstrieren, nun fordert deren Ignoranz auch noch Verletzte. Wär das bei Protesten der „Letzten Generation“ passiert, nicht auszudenken, was dann mit den Demonstranten geschehen wäre. Aber bei den Bauern? Rauschen im Walde…
  • Rechtsextreme Gruppe „Knockout 51“ – Polizist aus Thüringen im Fokus der Ermittlungen.
  • Interessante FAQ zu den unterschiedlichen Bezahlkarten für Geflüchtete.
  • Durch besondere Weisheit ist die sog. „Wirtschaftsweise“ Veronika Grimm bisher nicht aufgefallen. Muss sie auch nicht. Ein Skandälchen hat sie bereits provoziert, indem sie sich in den Aufsichtsrat von Siemens Energy hat wählen lassen, ohne auf ihr Amt als „Wirtschaftsweise“ zu verzichten, wie von ihren „Mit-Weisen“ gefordert (weitere Quelle, meine Oma hat in solchen Situationen gerne gesagt: „Wo ein Trog ist…“). Und selbst das ist nicht ganz ohne Blessuren über die Bühne gegangen. Im hiesigen Lokalblättchen wird sie dennoch hofiert, schließlich ist sie Nürnbergerin und unter großem Interesse der Medien von der FAU an die UTN, die offensichtlich ein wenig „Prominenz“ nötig hat, gewechselt. Und nun macht sie wieder von sich reden, will sie doch, dass ein Renteneintritt mit 63 Jahren nur noch bei einer wie auch immer gearteten „gesundheitlichen Gefährdung“ möglich sein solle. Man erblasst förmlich vor so viel „Weisheit“.
  • …oder auf den Punkt mit Claas Gefroi: „Die taz berichtete, dass Frau Grimm als Aufsichtsrat bei Siemens Energy 120.000 € Gehalt erhält, plus Sitzungsgelder und weitere Vergütungen, plus das Gehalt für ihre Lehrtätigkeit (und später die üppige Pension). Von so jemandem lassen wir uns gerne erzählen, dass die Renten gekürzt werden müssen.“
  • Nun also streikt die GDL erneut. Ich bin vielleicht kein Vielfahrer, aber ich fahre dennoch regelmäßig mit der Bahn und deshalb ist möglicherweise auch meine Zündschnur in dieser Frage etwas kurz. Während eines Streiktages mit der Bahn fahren zu wollen, gleicht einem Lotteriespiel. Aber dennoch erkläre ich mich mit dem Streik grundsätzlich solidarisch, denn der Kampf für eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn ist zwingend nötig! Nicht nur bei den Lokführern, sondern in jedem Gewerk und Gewerbe. Während die Tariferhöhungen in diesem Land so minimal ausfallen, dass die Arbeiter in den letzten 25 Jahren eigentlich nur Reallohnverluste hinnehmen mussten, haben die sog. Arbeit“geber“, Stakeholder & Co. die komplette aus der Digitalisierung und der damit verbundenen Produktivitätssteigerung entstandene Dividende ausgleichslos eingestrichen – und damit muss jetzt endlich ein für alle Mal Schluss sein. So gesehen ist der Streik der GDL ein Streik für uns alle, denn wenn die Lokführer die Arbeitszeitverkürzung durchsetzen, werden sich auch andere Gewerke dranhängen. Und das ist gut so!
  • Man rüstet zum Krieg: Pistorius lässt die Wehrpflicht überprüfen.
  • Feuer legt Teslas Gigafabrik lahm.
  • Teurer Unsinn Aktienrente: „Wenn der Staat in die Aktienmärkte drängt, werden die Papiere automatisch teurer. Davon profitieren die Reichen, die diese Aktien besitzen. Es ist also ein Subventionsprogramm für Wohlhabende, was erklärt, warum sich die FDP so vehement für diesen Plan eingesetzt hat.“
  • Zum Thema Aktienrente: „#Aktienrente heißt, dass ein System, das über ein Jahrhundert lang die Menschen und die Umwelt zugunsten Weniger ausgeblutet hat und jetzt in den letzten Zügen liegt, mit 200 Milliarden öffentlichen Schulden noch einen kurzen Moment am Leben erhalten wird, bevor es komplett kollabiert, sodass die Reichen ihren exit scam durchziehen können. Klassische Umverteilung von unten nach oben durch die #Ampel.“ (via Simon)
  • Nachrichtenlage noch vor vier Tagen: Irgendjemand hat Strommasten nahe der Grünheider Tesla-Gigafactory angezündet und das Werk steht stand still. Zugegeben, ich dachte auch, dass dieser Sabotageakt von antikapitalistisch-progessiver Seite kam. Nancy Faeser übrigens auch – und sie versäumte es freilich auch nicht, sich über Gebühr über den bösen Linksextremismus zu echauffieren. Turns out: Bei der sich zum Anschlag bekennenden „Vulkangruppe“ handelt es sich mitnichten um Linke, sondern um Querdenkerdeppen. 2020 versuchte diese Gruppierung, die Entwickler der Corona-Warn-App oder 5G-Masten zu sabotieren. Nun gut, solche Querlappen als links zu framen ist dann auch schon eine beachtliche Minderleistung der Medien, aber das ist eine andere Story (danke, Mike).
  • Manch einer mag sich beim Lesen der Lokalzeitung verdutzt die Augen gerieben haben: Ein Bürgerentscheid über die StUB in der Stadt Erlangen? War da nicht was? Gab es dazu nicht schon mal einen Bürgerentscheid? Ich, für meinen Teil, war verdutzt. Denn es gab ihn 2016 tatsächlich. Nun stellt sich heraus, dass die CSU mal wieder keinen Bock auf ÖPNV-Ausbau hat. Ihr sekundieren Freie Wählergemeinschaft, FDP und die AfD.

Lesetipp (kurz & knackig): Jürgen „tante“ Geuter zum Thema KI

Bei turi2 findet ihr gegenwärtig ein Augen öffnendes Interview mit dem Technikphilosophen Jürgen Geuter: „KI ist keine magische Box, die alle Probleme löst“.
Sehr lesenswert, nicht nur für KI-Fanbois.

Mein persönlicher Pulitzer in diesem höchst lesenswerten Interview:

Die Qualität von Sprachmodellen wird sich doch aber weiter verbessern und sich damit immer mehr lohnen – oder sehen Sie das nicht kommen?
Unterschiedliche Studien zeigen, dass sich die Qualität der Texte von ChatGPT verändert – aber nicht unbedingt verbessert. Und das hat einen ganz trivialen Grund, den man in der Mathematik “Model Collapse” nennt. In ChatGPT steckt bereits das gesamte Internet – ein zweites Internet haben wir nicht. Ein großer Teil der Inhalte, die jetzt und in Zukunft im Internet dazukommen, werden bereits durch KI erzeugt. Es wurden jetzt schon durch Künstliche Intelligenz mehr Bilder erzeugt, als jemals Fotos von Kameras geschossen wurden. Wenn ich aber nun ein KI-System mit KI-generiertem Zeug füttere, dann wird es schlechter. Die Informationsdichte in dem Ding sinkt. Es wird dümmer. Ein Bekannter von mir nennt es immer “Habsburg-KI”. (Quelle)

Wer Zeit und Muße hat, findet in der Rubrik „Themenwoche: KI in der Kommunikation“ weitere lesenswerte Interviews.

Wirtshaus-Explorer: Das Zeltner Bierhaus in Johannis

Unweit des Klinikums im Eckhaus an der Kreuzung von Hallerstraße und Kirchenweg liegt ein sowohl urig als auch modernes Wirtshaus, das man so in dieser Gegend wohl nicht vermuten würde, das Zeltner Bierhaus. Nun war ich inzwischen derart oft dort zu Gast, dass ich diesem Kleinod fränkischer Wirtshauskultur in der Rubrik Wirtshaus-Explorer gerne eine nähere Betrachtung widme.

Zeltner Bierhaus, Hallerstraße, Nürnberg-St. Johannis

Ordentlich fränkisch essen zu gehen und dazu auch noch ein vernünftiges Bier serviert zu bekommen, das ist mittlerweile innerstädtisch gar nicht so einfach. Einige Traditionshäuser in der Altstadt (mit oft gehobenen bis gesalzenen Preisen) gibt es freilich, aber in den Stadtteilen wird die Auswahl dann schon bedeutend dünner. Nicht erst seit Corona hat das Wirtshaussterben um sich gegriffen, in Nürnberg haben seit den frühen 2000ern etliche gute Wirtshäuser zugemacht. Das „Zeltner“ hingegen stemmte sich gegen diesen Trend und eröffnete erst vor ziemlich genau zehn Jahren in der Location, in der früher das Crossover- Restaurant „Mamas“ residierte (das weiland einen Griechen ablöste, allerdings aber alsbald wieder geschlossen wurde). Und: Es konnte sich mit guter, bodenständiger Küche halten.

Zeltner Bierhaus, Hallerstraße, Nürnberg-St. Johannis

Es gibt ein paar Dinge, die das Zeltner auszeichnen: Dazu gehört zuerst einmal die wechselnde Bierkarte, es gibt eben nicht nur Zeltner-Bier, das laut Wikipedia bei Tucher gebraut wird und das nicht jedem schmeckt, sondern auch einige fränkische Flaschenbiere und darüber hinaus auch immer ein fränkisches Landbier vom Fass. Und das ist in Anbetracht der weit um sich greifenden „Tucher-Monokultur“ in der Nürnberger Gastronomie im besten Wortsinne – erfrischend! Dann ist zu loben, dass man auf der Tageskarte immer auch zwei günstige Mittagsgerichte findet.

Und zu guter Letzt serviert man traditionell fränkische Speisen, so wie man sich das vorstellt: Schnitzel aus der Pfanne, geschwenkt im Butterschmalz, Schaschlik (zwei Spieße mit selbstgemachter Soße und Pommes, 13,80 Euro) wohlgemerkt mit Leber, so wie es sich gehört. Der Kartoffelsalat ist hausgemacht, die Bratensoße ist fantastisch. Und zur Saison gibts eben nicht nur Karpfen, sondern wenn vorhanden, auch ein ordentliches „Ingreisch„, und das, sofern man das möchte, auch als Portionsgröße. Bier und Küche sind prima  – und die Bedienung im Wirtshaus war auch immer freundlich, der Service ist flott und die Küche versucht, alle Sonderwünsche umzusetzen – ausgezeichnet.

"Ingreisch" - Milchner vom Karpfen, leicht paniert und frittiert ("gebacken"), dazu sauer eingelegter Sellerie und hausmacher Kartoffelsalat - eine fränkische Delikatesse

„Wenn ich nicht hier bin…“ sang dereinst Peter Licht und Michi ergänzt „…sitz‘ ich im Wirtshaus“. Ähnlich dem Engel in Schoppershof ist auch beim Zeltner die Wirtsstube nicht allzu groß, man wird also an den Tischen zusammengesetzt  – mitunter entstehen so interessante Konversationen und wenn man mal selbst nichts zu sagen hat, dann weiß der Tischnachbar sicher etwas zu erzählen. Diese Wirtshauskultur, wie man sie früher allerorten kannte, ist selten geworden, im Zeltner wird sie gepflegt. Auch deshalb gehen wir immer wieder hin, auch deshalb gibt es dort viele Stammgäste.

Ich kann das urige Wirtshaus bestens empfehlen.

Tresen im Zeltner-Bierhaus

Das „Zeltner“ gehört übrigens zur selben Gesellschaft wie auch das bekannte Palais Schaumburg in Gostenhof.

Zeltner Bierhaus, Hallerstraße 32, 90419 Nürnberg, Telefon 377 846 11.

Paywalls schaden der Demokratie

Ich muss hier einen Debattenbeitrag verlinken, mit dem ich in manchen Punkten vielleicht nicht exakt übereinstimme, den ich aber dennoch für sehr wertvoll und damit für lesenswert halte: Thomas Knüwer stellt fest, „Warum Journalist*innen sich mit Händen und Füßen gegen Paid Content wehren müssen“ und trifft mit seiner Analyse mehrere wunde Punkte.

Es gibt praktisch kein Medium außerhalb des öffentlich-rechtlichen Spektrums mehr, bei dem Instrumente des Boulevardjournalismus nicht Alltag wären.

WORD! Das ist eigentlich bekannt – aber so prägnant formuliert, verleiht diese Feststellung der Analyse die nötige Schärfe. Nun könnte man meinen, dass der einfache Ausweg aus der Misere einfach im Mehr-Konsum öffentlich-rechtlicher Angebote läge, in Zeiten, in denen der ÖRR allerdings von Rechten und Rechtsextremen – leider nur allzu oft von Konservativen flankiert –  diskreditiert wird, wird dieser Ausweg gesamtgesellschaftlich nicht den gewünschten Effekt bringen.

Knüwer führt aus, dass insbesondere (zum Zwecke der Klickgenerierung geschaffene, marktschreierische) emotionalisierende Überschriften, die im Zweifel nur wenig mit den Artikeln zu tun haben und oft gar nicht von den für den Artikel verantwortlichen Journalisten stammen, zur Polarisierung und damit letztlich zur gesellschaftlichen Spaltung beitragen. Denn die hier klärend wirkenden  der Überschrift folgenden Artikel bleiben der Mehrheit der Leser, die über kein Abo des jeweiligen Mediums verfügen, aufgrund der Paywall verborgen (das funktioniert im Kern aber nur dann, wenn, ich sage es jetzt mal etwas holzschnittartig, die Überschrift emotionalisierender Schrott ist und es im Artikel dann seriös, klärend quasi, weitergeht – und das wird bedauerlicherweise auch immer seltener).

Möchte man dieser Spaltung entgegentreten, so Knüwer, müssen die Inhalte frei und zugänglich bleiben.

Denn Schwurblermedien, von Putin bezahlte Text- und Videoknechte, Fake News und rechtsradikale Medienangebote – die gibt es umsonst. Jeder Text, jedes Video und neuerdings jeder Podcast, vor dem eine Paywall steht, hilft Faschisten und Antidemokraten, weshalb die Behauptung „Journalismuss MUSS Geld kosten“ ein Beitrag zur Spaltung der Gesellschaft darstellt.

Insofern ist die sehr süffige Conclusio

„Journalismus DARF kein Geld kosten – aber wir müssen alles tun, um ihn zu finanzieren.“

schon zutreffend.

Jetzt muss natürlich zwangsläufig die Frage aufpoppen, wie denn bitte dann Geld verdient der Journalismus finanziert werden kann. Interessanterweise hat Herr Knüwer dazu vor bereits knapp fünf Jahren einen mehr als interessanten und erstaunlich hellsichtigen Longread, ein kleines Meisterstück, abgefasst.

Was ich allerdings zur Überschrift dieses Posts dennoch fallen lassen muss: Freilich müssten sich gerade Journalisten gegen ein Bezahlmodell zur Wehr setzen, das in letzter Konsequenz ihre eigenen Arbeitsmöglichkeiten substanziell bedroht, allerdings können wir ihnen diese Verantwortung nicht allein aufbürden. Eine staatliche Regulierung der „vierten Gewalt“ ist für mich persönlich auch nicht denkbar – im Gegenteil, sie könnte, ginge sie insbesondere von rechten Regierungen aus (was, gegenwärtig gesprochen, für die Zukunft ja fast zu befürchten steht), schnell zu einem Angriffsinstrument auf die Pressefreiheit missbraucht werden. Wir Leserinnen und Leser müssen uns disziplinieren, den Klick-Affen keinen Zucker zu geben und Seiten, die sich der Paywall-Wegelagerei verschrieben haben, konsequent blockieren.

Belgische Waffeln, das ultimative Rezept.

Waffeln, immer lecker. Besonders lecker allerdings sind die dicken, belgischen Waffeln, auch als Brüsseler Waffeln bekannt. Sind sie außen zartknusprig und innen schön fluffig, sind sie perfekt. Damit sie perfekt schmecken, müssen sie frisch zubereitet sein. Und dazu benötigt man zweierlei: ein Waffeleisen für belgische Waffeln und das richtige Rezept.

Witzigerweise bin ich nicht bei unserem letzten Belgien-Urlaub vor einem Monat auf die belgischen Waffeln gekommen, sondern, weil wir ein entsprechendes Waffeleisen geschenkt bekamen – und das braucht man. Das nun folgende Rezept lässt sich freilich auch im traditionellen, hierzulande mehrheitlich in Gebrauch befindlichen Herzwaffeleisen zubereiten (und auch da gelingen die Waffeln prima), damit die Waffeln aber richtig fluffig werden, müssen sie einfach dicker sein – und dazu braucht es eben ein entsprechendes Eisen.

Das ultimative* Rezept meiner Partnerin, das immer gelingt und 6-8 wirklich fulminante Waffeln liefert, möchte ich Euch freilich nicht vorenthalten.

Zutaten:

  • 120 g Margarine (oder Butter)
  • 70 g Zucker
  • 250 g Mehl
  • 1 Pkg. Vanillzucker
  • 2 Eier
  • 1 TL Backpulver
  • 350 ml Milch
  • 1 Prise Salz

Die Eier werden getrennt und das Eiweiß zusammen mit Salz steif geschlagen. Hernach wird die Margarine mit Zucker schaumig gerührt, dann werden die Eigelbe einzeln untergerührt. Jetzt sind Mehl und Backpulver einzusieben, Milch dazuzugeben und der Teig gut zu verrühren. Das Geheimnis der Fluffigkeit besteht darin, nun das Eiweiß vorsichtig unter den Teig zu heben.
Vor dem Backen den Teig fünf bis zehn Minuten stehen lassen.

Servieren kann man diese Köstlichkeit mit Schokosoße, Vanilleeis, Roter Grütze und Sahne oder ganz klassisch mit Puderzucker überstäubt.
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*ultimativ ist das Rezept deswegen, weil es so einfach ist. Ein Klassiker, quasi. Es war aber auch wirklich an der Zeit, das hier mal niederzuschreiben. Kauft nie die Dinger aus dem Supermarkt, die sind batzig und schmecken nach Pappe, de nutzt auch auftoasten nichts.

Wochenrückblick KW 7 und 8 2024

Unregelmäßig, aber dennoch in schöner Regelmäßigkeit werfe ich hier im Blog schlaglichtartig den Blick auf einige Begebenheiten der letzten Woche beziehungsweise der letzten zwei Wochen. Warum? Nun, das ist für mich auch ein wenig die Essenz des Bloggens, vielleicht schreibe ich dazu in nächster Zeit ein klein wenig mehr. Jetzt kommen wir erst einmal wieder zu ein paar (mitunter launigen) Beobachtungen der letzten zwei Wochen, wie gewohnt in knapp gefasst und freilich rein subjektiv:

  • Die Fastenzeit hat begonnen. Ich selbst mag die Fastenzeit ja, finde solche Rituale und auch das Üben von Verzicht für eine definierte Zeit, sinnvoll. Selbst faste ich jährlich auch, in diesem Jahr verzichte ich auf Zucker. Das ist nicht nur allgemein eine gute Idee, dieses Zuckerfasten wirkt sich auch unheimlich positiv auf die Geschmacksrezeptoren aus – und vielleicht bringt das auch das ein- oder andere Kilo auf der Waage.
  • Mit dem „politischen Aschermittwoch“ ist das ja so eine Sache, dem einen scheinen diese Bierzeltveranstaltungen gerade recht, parteipolitischen Dampf abzulassen, dem anderen ist das Format schlicht zu grob. Am Aschermittwoch wird gemeinhin anders kommuniziert als sonst. Direkter, gröber, vielleicht sogar ein wenig brutaler. Dass nun aber „Bauernproteste“ eine demokratische Partei, die Grünen, daran hindern, eine entsprechende Veranstaltung durchführen zu können, diese Bauern Polizisten angreifen und Demokraten in Angst und Schrecken versetzen, darf selbst an einem Aschermittwoch nicht sein. Mittlerweile haben sich die Bauern komplett diskreditiert, sich aus dem vernünftigen Diskurs komplett verabschiedet. Kaum einer der Demonstranten kann klar artikulieren, für welche Anliegen er eigentlich mit den Abgasen seines Treckers die Luft verpestet.
  • „Der Straßenkampf in Biberach war ein Tabubruch. Weil es Rechtsextremisten und Putinfans im Schatten friedlicher Bauernproteste gelungen ist, demokratische Politiker in die Flucht zu schlagen. Das war mehr als ein Hauch von Weimar“ – Georg Restle via Twitter, Screenshot.
  • Und auf Bluesky hat er sich dafür postwendend einen Konter eingefangen, den ich aber leider nicht mehr finde und daher nur aus dem Gedächtnis und ohne Nennung des Urhebers hier wiedergeben kann: „Hört endlich auf, die Mär zu verbreiten, friedliche Proteste würden von Nazis gekapert und unterwandert. Das stimmt nicht – die wollen sehenden Auges Seite an Seite mit Nazis marschieren.“ Ich glaube leider, dass da was dran ist.
  • Johanna von Koczian ist gestorben. Ich mochte die ja, fand sie in ihren Rollen immer sehr pointiert.
  • Nawalny ist tot. Recht viel mehr weiß man zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht. Ob er nun an den Haftbedingungen gestorben ist, an den Spätfolgen des Giftanschlags auf ihn oder ob man ihn einfach umgebracht hat, scheint mir aber dann unerheblich, wenn man wissen möchte, mit was für einem Regime man es mit Putins Russland zu tun hat.
    Ich bin übrigens kein Verteidiger Nawalnys, er äußerte sich oft mindestens populistisch und rassistisch. Seine Kritik am Totalitarismus des Kremls hingegen kann ich in weiten Teilen nachvollziehen. Und eines muss ich auch, obschon ich keinerlei echten Beleg dafür habe, dennoch anmerken: Dass seine Todesmeldung seitens der Gefängnisleitung mitten in die MSC platzt, scheint mir kein Zufall zu sein.
  • Vor nicht allzu langer Zeit habe ich ja versprochen, die alte VGA-Webcam so lange laufen zu lassen, bis sie den Geist aufgibt. Und das ist mittlerweile im Ansatz passiert, die Edimax-Cam wurde urplötzlich nämlich fühlbar warm und irgendetwas in ihrem Inneren begann hörbar zu zirpen. Das erweckt nicht gerade tiefstes Vertrauen – das gute Teil möchte also getauscht werden. Inzwischen ist mir ein recht preisgünstiges Angebot einer wetterfesten HD-Cam begegnet, auch der Hersteller macht einen guten Eindruck und daher lasse ich mir das neue Spielzeug einfach mal kommen. Möglicherweise gibt es demnächst HD-Bilder aus Veilhof. Wir werden sehen.
  • Kurzes Zwischenfazit zum Thema Kurznachrichtendienste/Microblogging und Fedi: Im November ´22 habe ich meine Gedanken dazu hier ja mal zusammengefasst, wirklich Wesentliches hat sich nach meiner Meinung nicht geändert. Ja, ich bespiele meinen Twitter-Account noch, meine Nutzungszeit dort hat sich aber extrem reduziert. Freilich findet ihr mich auch auf Bluesky und neuerdings auch Threads – aber Threads hat für mich gegenwärtig noch eine recht schrottige Anmutung, zumindest den Content betreffend. Bluesky ist okay, seitdem das von mit viel kritisierte „invitation only“-System vor einigen Tagen aufgegeben wurde, sammelt sich auch dort recht viel Mist vom „liberalkonservativ“ bis rechtsextremen Rand – zum Glück über Listen blockbar und auch die Moderation, die bei Twitter inzwischen kaum mehr greift, funktioniert dort noch hinreichend gut. Am zufriedensten ob der Diskussionskultur, dem fairen Umgang untereinander und der gegenseitigen Hilfsbereitschaft bin ich aber mit Mastodon. Zusammenfassend würde ich sagen: Klein, aber fein! Anfang des Monats trafen sich die mittelfränkischen „Mastodoner“ zum Fediverse-Abendessen im Fürther Cheers im Pfeifendurla, ein schöner, gelungener Abend unter Freunden. Solange das hinreichend gut funktioniert, werde ich weiterhin bei Mastodon bleiben – auch wenn manch interessante Bubble dort noch keine Heimstatt gefunden hat.
  • Ach was, wir hätten diese Frackinggasterminals gar nicht gebraucht? Da brat mir aber einer einen Storch.
  • Es ist ein wenig schwierig, darauf zu verweisen, weil ich keinen Link angeben kann, dennoch eine kleine Notiz für interessierte Kreise: In der Printausgabe der Nürnberger Nachrichten vom 20. Februar findet sich ein einseitiger Artikel, in dem dem 2010 zurückgetretenen, als „Prügel-Bischof“ bekannt gewordenen Walter Mixa abermals schwerer sexueller Missbrauch vorgeworfen wird.
  • Die FDP sieht Menschenrechte als Belastung für Unternehmen. Ich sehe die FDP als Belastung für uns alle.
  • Sehr lesenswert: Abgeordnetenwatch über die „Familienunternehmer“
  • Ebenfalls lesens- und auch sehenswert: Kinozeit stellt Wikiflix vor
  • Für den unwahrscheinlichen Fall, dass ihr diesen grandiosen Podcast bisher nicht gehört haben solltet: This Band is Tocotronic. Ein Muss!

50 Jahre „The Dark Side Of The Moon“ im Planetarium Nürnberg

Letzten Samstag besuchten wir im Nürnberger Planetarium die Jubiläumsshow zum 50-jährigen Erscheinen des Erfolgsalbums „The Dark Side of the Moon – Planetarium Experience“, ein ganz interessanter (und erstaunlicher) Kulturgenuss. Ein kleiner Bericht.

Über Pink Floyds Erfolgsalbum „The Dark Side Of The Moon“ wurde bereits reichlich geschrieben, auch ich habe in meinem Büchlein „50 Rock-Alben, die man gehört haben muss“ diesem wunderbaren Album ein Kapitel gewidmet. Wer diese Platte bisher nicht hat und sie sich zulegen möchte, der hat gegenwärtig auch die Möglichkeit, das Album in einem sehr gelungenen, weil zwar behutsam gemachten und dennoch die akustische Klarheit unterstützenden Remaster zu erwerben. Dieses Album, das bis heute die drittbest verkaufte Platte der Welt ist, ist musikalisches Allgemeingut geworden.

Seit 50 Jahren, so wurde uns während der „Jubiläumsshow“ im Nürnberger Nicolaus-Copernicus-Planetarium gesagt, spiele man dort die Platte, früher zur Projektion klassischer Sternenbilder, nachdem das Planetarium aber seit einiger Zeit auch über eine „Fulldome“-Videoprojektion und eine Dolby-Surround-Sechskanal-Tonanlage verfügt, gibt es heute zur Musik auch eine mehr oder weniger psychedelische Videoshow. Abermals einen draufgelegt hat man beim städtischen Bildungszentrum nun mit dieser Jubiläumsshow, die auf mehrere Monate ausverkauft ist.

Leider war es verboten, während der Show zu fotografieren. Das ist okay und daran habe ich mich gehalten, es wäre auch müßig, über die optischen Eindruck der Show zu schreiben. Meinem Gefühl nach war die Projektion überall dort interessant, wo man als Zuschauer durch Krater oder einen Meteoritenhagel, durchs Universum fliegt. Hier liegen eindeutig die Stärken der Projektion in der Planetariumskuppel. Zudem gab es einige mehr oder weniger passende Animationen zu den einzelnen Songs, diese erinnerten mich nicht nur einmal an die gängigen CGI-Effekte der späten Neunziger – halt nur in 4K. Die Show war dennoch unterhaltsam und zum Themenkomplex Weltraum gab es reichlich „eye candy“ und eben das Meisterwerk von Pink Floyd. Das in dieser besonderen Location zu hören, ist schon ein besonderer Genuss für sich.

Der Sound im Planetarium wird dem Werk bedauerlicherweise nicht ganz gerecht. Ein wenig höhenbetont und unausgeglichen tönt es da aus den Lautsprechern, zudem hätte die Darbietung deutlich mehr Bass vertragen. Einer der Lautsprecher war defekt und schnarrte unangenehm. Schade, denn Darbietungen dieser Art geben auch Menschen, die ihre Stereoanlage aufgrund der Wohnverhältnisse nicht beliebig laut aufdrehen können, die Gelegenheit, dieses Stück Musik einmal mit einem imposanteren Schallpegel zu hören.

Insgesamt kann ich den Planetariumsbesuch durchaus empfehlen und auch die Show hat mir im speziellen Spaß gemacht. Das Planetarium am Plärrer wurde 1961 eröffnet und viele Einrichtungsgegenstände, das große Mosaik in der Eingangshalle (leider durch wenig hübsche Stellwände zum Großteil verdeckt) und nahezu die ganze Architektur sind sehenswert.

     

Zur Organisation bleibt zu sagen, dass das BZ durchaus noch daran tüfteln könnte, den Plätzen Nummern zuweisen und Platzkarten ausgeben. Schon weit vor Beginn bildete sich eine lange Schlange am Einlass – wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Das muss nicht sein und das ginge organisatorisch angenehmer und glatter – wenn man denn wollte. Der Eintritt kostet 10,- Euro (ermäßigt 6,50 Euro).

Revolutionsbier.

Allzu viel ist über das Verhältnis von Marx zum Bier nicht überliefert, außer, dass Marx in mancher Phase seines Lebens dem fröhlichen Zutrinken wohl nicht in völliger Ablehnung gegenübergestanden sein muss.
Gesehen in der Schankwirtschaft Schanzenbräu, Nürnberg.

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