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Wochenrückbilck KW29/2013

Immer, wenn mir die Zeit fehlt, ausführlich über einzelne Themen zu bloggen oder ich der Meinung bin, dass die jeweiligen Themen kein eigenes Post hergeben bzw. rechtfertigen, fasse ich einige Gedanken zur vergangenen Woche in einem Beitrag zusammen. Und das tu´ ich nun auch heute wieder:

  • Wenn ich mir diese Sache mit dem Herrn Bushido anschaue, die es von Berlin aus in die ganze Republik „gemacht hat“, dann bin ich nur froh, im betulich-beschaulichen Nürnberg zu wohnen und mir diesen Unsinn aus der nötigen geistigen und räumlichen Distanz anzusehen. Es ist ja kaum wert, sich lange damit aufzuhalten, aber: Hey. Dieser Kaschperl will eine Platte verkaufen, einen Film promoten, was auch immer — und schreit nach Aufmerksamkeit. Mehr ist das nicht. Wowereit, Claudia Roth, irgend einen Hinterbänkler von der FDP, den niemand kennt – das ist dem doch völlig wurscht. Da ist nichts Substanzielles. Und doch: Wowereit entblödet sich auch noch, Anzeige zu erstatten. Das Lied wird auf den Schild des „Index“ gehoben. Frau Schwarzer schreibt dem Milchbubi einen offenen Brief und bemüht die Armchair-Psychologie… Herzlichen Glückwunsch, Herr Bushido, Sie etablierter Bourgeois, dieser Marketinggag hat voll gezündet.
  • Holger Klein via Twitter: „Mir geht dieser „USA böse“-Spin auf die Nerven. Wenn unsere Parlamente keine Totalüberwachung haben wollten, hätten wir auch keine!“
  • Das Internet ist manchmal eine echte Müllhalde. In der man sich eigene Colaflaschen labeln kann („Trink Coke mit $Name“). Das Label wird dann gedruckt, auf die Flasche geklebt und dann dem Besteller per Post zugesendet. Damit nichts schmähliches auf dem Flaschen zu lesen ist, gibt es auch eine Blacklist, deren Lektüre spaßig und unerbaulich zugleich ist. http://www.coke.de/www/config.json – ganz nach unten scrollen und Kulturgenuss erleben 😉
  • Der ging mir gerade per E-Mail zu: Kummd a junger Moh in a Abodeng: „Ich brauch des besde Kondom wosse homm. Ich bin heid Omd mit meiner Aldn bei ihre Eldern. Ich glab danoch gehd wos!“ Der Abodecher verkafd nan a Bremium Kondom! Kurz drauf kummd der junge Moh wiedda und sachd: „Gehmsa lieber nu ans. Ihr Mudda soll a heiß sei – vielleichd habi ja an Lauf und ko alle zwa glor machn.“ Am Omd hockt de Casanova bei die Aldn mit seiner Braud dief beuchd übern Suppendeller und häld sei Händ übers Gsichd. Sei Freindi flüsderd: “ Wenn ich gwussd häd, dass du kanne Dischmaniern hossd, häddi dich fei ned mid zu meine Eldern gnumma!“ Do sachd er:“ Wenn ich gwussd hädd, dass dein Vadder Abodecher is, wäri a ned mid!“
  • Heidschi Bumbeidschi.
  • Nachdem in Schweinfurt eine private FOS ziemlich abgekesselt ist, nun die nächste Schulposse, diesmal aus Coburg. Wann immer wer sagt, das bayerische Abitur wäre das strengste und beste in der Republik, fliegt irgendwo ein armes Schulmeisterlein vor Lachen vom Katheder. (Update: Auch an den Euro-Schulen Dresden – Klasse fällt durchs Deutschabitur)
  • Kennt ihr dieses guut.de (Liveshopping)? Die boten am Donnerstag für knappe 15 Euro: „4 STYLISCHE KARTEN-SCHUTZHÜLLEN AUS ALUMINIUM“. Und warum? „Beschützen Sie Ihre RFID-Pässe gegen unerwünschtes Lesen oder Kopieren“ Abgesehen davon, dass es besseres Deutsch gibt – es tut sich was.
  • „Verschlüsselung macht keinen Spaß, sie soll auch keinen Spaß machen, denn sie erinnert uns jedes Mal daran, dass wir überwacht werden.“ Herr Urbach in der Jungle World.
  • Retrofalle. Nicht klicken.
  • Retrofalle. Nicht klicken.
  • Retrofalle. Nicht klicken.
  • Nokia geht es so lala, schreibt heise, die Lumias retten sie gerade. Ich sag ja: Gute Hardware konnten die schon immer, aber die Nummer mit Windows Phone ist halt semi. Symbian und Meego waren seinerzeit TOP – sie werden die Einstellung noch bereuen. Auch bei neuerdings gibt es einen kleinen Nachruf auf Symbian.
  • Derweilen haben wir ein Blackberry-Gate. Vor zwei Jahren hatte ich so ein Teil für etwa eine Woche, dann flog es wieder raus. Und nun kommt raus: Selbst wenn man den BB-Server nicht nutzt, dann kompromittiert dieses Telefon bei POP/IMAP (also einer lokal ausführbaren Geschichte) ohne Not das Mail-Passwort. Also: Wer den BB-Server seines Providers oder den Enterprise-Server am BB nutzt, der ist das ja gewohnt, denn ohne Angabe der Daten funktuioniert dieses (wirklich ausgezeichnete) Push ja nicht. Aber POP kann man ohne jede Diskussion lokal haben. Dreckspack. Nachdem Fefe es hatte, kam gleich Heise und nun macht das Ding die Runde. Mit Recht.
  • Was ich demnächst vorhabe: Gerade fühle ich der kleinen Bridge von Nikon auf den Zahn – dazu werde ich mal was zu machen, wenn ich soweit bin. Und damit das Ding adäquat mit Energie versorgt wird, habe ich mir mal ein neues Ladegerät für AAA/AA-Typen gekauft, ein AccuPower IQ-328. Das erste, das geliefert wurde, war kaputt. Gestern ist der Ersatz eingetroffen. Mal sehen, ob ich am Wochenende dazukomme….
  • 9:33 Uhr – „Yeah, endlich wieder mal ein Fax angerufen. Jetzt bin ich wach. Und einseitig taub.“ (via Twitter @Der Crisu)
  • Oh, diese EU – nun soll es also erhöhte Förderungen für den Neubau von AKWs geben. Noch nicht scheiße genug? Keine Sorge, die EU setzt noch einen Haufen drauf: Der Deutschlandfunk meldete am Freitag, das im Zuge dessen die Förderungen für regenerative Energie gekürzt werden sollen. Industriepolitik at it´s best.
  • Microsoft jammert echt rum, dass ihnen keiner die Surface RT abkauft? Und die darauf hocken bleiben? Ja ist es denn ein Wunder? Ein Surface RT 64 GB kostet knappe 700,- – ohne Touch- oder Type-Cover. Für letzteres muss ich mindestens nochmal 100,- einkalkulieren. Zum Vergleich: Ein 11-Zoll-Ideapad Yoga mit RT geht ab 450,- Straßenpreis los, in einer vernünftigen Ausbaustufe ist man für ein solches Convertible mit 600,- dabei. Hey Microsoft: Verkauf so´n Teil mit Typecover im Bundle für zwohundert Bucks und ihr habt den Markt. Das ist nur der Preis!!
  • Mit diesem Gauck haben wir uns vielleicht was eingetreten…

Der große Abriss?

Mit seinem Blogpost „Nürnberg und die Industriekultur“ vorgestern spricht mir Dirk Murschall zutiefst aus der Seele. Freilich hätte ich meine Gedanken zu seinem Post als Kommentar im immer empfehlenswerten Blog Sugar Ray Banister hinterlassen können – aber ich will das Thema hier aufgreifen – in der Hoffunung, dass es die Diskussion weiter beflügelt, wenn die auch blogübergreifend geführt wird.

Zuvorderst: Kritik an den Altstadtfreunden wird in unserer Stadt unverhältnismäßig stark geahndet. Als Wahlfranke bin ich immer wieder erstaunt, welche Lobby dieser Verein aufzubauen verstand und wie rigoros mit Kritik derer Aktionen über Gremien- und Parteigrenzen hinweg umgegangen wird. Das soll die Verdieste der Altstadtfreunde nicht schmälern, mir scheinen diese Verdienste aber in anderem Licht, wenn man sich ins Gedächtnis ruft, was alles auf deren Betreiben verhindert wurde.

Die Altstadtfreunde kümmern sich z.B. herzallerliebst um den Wiederaufbau und den Erhalt des historischen Stadtkerns der Nürnberger Altstadt und verteidigen ihn auch vehement gegen Modernisierungen wie z.B. den Umbau des Augustinerhofs durch Helmut Jahn. (Quelle)

Es ist mir kein treffenderer und glanzvllerer Euphemismus zu dieser Causa bekannt, danke Herr Murschall!

Nun aber zum eigentlichen Gegenstand – unserem Umgang mit jüngerer Architektur in Broudwoschdd-City. Es sind nicht allein die Abbrüche zu beklagen, die bereits geschehen sind – es ist zu warnen und aus diesen Fehlern zu lernen! Ein Objekt kann immer dann erhalten werden, wenn die Erkenntnis, das erhalten werden kann und muss auf den Willen zum Erhalt und der kreativen Umwidmung um Willen einer Weiternutzung trifft. Auch in Nürnberg lassen sich Beispiele finden, darauf gehe ich später ein.

Manchmal klappt es prima, manchmal drängt sich die Idee zur Weiternutzung förmlich auf. Und manchmal muss man sie suchen (und zum Finden bedarf es einer gewissen Kreativität). Die Kreativität vermisse ich im Nürnberger Stadtbild aber schon lange. Den „südpunkt“ finde ich ähnlich langweilig wie den U-Bahnhof Friedrich-Ebert-Platz. Nochmehr aber fehlt die Kreativität bei der Umnutzung. Wo interessante Konzepte entstehen, fehlt die Risikobereitschaft. Welch interessante Konzepte hat es für das Volksbad gegeben und was ist davon geblieben? Freilich muss man manchmal einfach auch das Portemonnaie aufmachen – das Volksbad hat über Jahrzehnte entweder Geld erwirtschaftet oder die Stadtkasse indirekt entlastet, nun muss nach 100 Jahren mal wieder richtig Geld in die Hand genommen werden. Und – auch wenn ihr mich dafür haut – es ist mir lieber, wenn sie wieder Technoparties im Volksbad machen, als wenn es still vor sich hingammelt. Die Technoparties haben dem Volksbad nämlich weit weniger Schaden zufügen können als die abwartende Haltung der Stadtoberen.

Und nun komme ich zu allüblichen centerm censeo, das die geneigte Stammleserschaft hier bereits kennt: Unsere Kinder (und unsere Nachfahren generell) werden uns für unseren respektlosen Umgang gerade mit der Architektur des 20. Jahrhunderts einestages verfluchen.

Wir opfern zuerst unsere geschichtsträchtigen Industriebaute dem Zeitgeist, der fehlenden Kreativität und den vermeintlich leerem Stadsäckel (für eine automatisch betriebene U3 hats ja auch gereicht). Bauten, die erhalten werden, fallen nicht selten einer unsensiblen Sanierung anheim. Inzwischen sind nicht nur Industriedenkmäler in Gefahr – bei den Diskussionen um einen neuen Konzertsaal für Nürnberg mache ich mir auch ernsthaft über die Meistersingerhalle Sorgen. Ich bin überzeugt: Hätten wir den neuen Konzertsaal bereits, so wäre die Meistersingerhalle warscheinlich schon den weg alles irdischen gegangen.

Als erstes fallen freilich Industriebauten der Abrissbirne zum Opfer. Dann aber auch Bauten wie das Fürther Parkhotel. Auf der andere Seite der Stadtgrenze schreibt Bloggerkollege Ralph Stenzel sehr treffend: „Abriß verpflichtet – Vom Krieg verschont, vom Stadtrat nicht“ – ich bin zu jung und zu weit weg von Fürth aufgewachsen, um dieser traurigen Bilanz eigene Erinnerungen entgegensetzen zu können und dennoch formiert sich vor dem inneren Auge ein verschwommenes Bild, um wie viel schöner geade die Fürther Innenstadt heute aussehen hätte können.

Nach nicht einmal dreißig Jahren ist das Fürther City Center mausetot. Wer sich heute durch die Seiten des Fürth-Wiki klickt, erfährt nicht nur um den problematischen Start des Projekts sondern auch um den Niedergang industriekulturell wertvoller Bauten en groß. Ob eine Reaktivierung des Centers gelingt, ist nicht sicher. Interessant auch, dass der einzig Aufrechte, der sich seinerzeit gegen das City Center stellte, Kommunist war.

Ich bleibe in Fürth: Ein Beispiel, wie sich vermeintlich obsolete Bauten sinnvoll und wirtschaftlich nutzen lassen, gibt das Ottoschulhaus. Nach dem Umzug der Realschule wurde das Schulgebäude saniert und neben chicen wie teuren Eigentumswohnungen entstand hier das großzügig angelegte und sehr sehenswerte Stadtmuseum. Ein anderes gefällig? Das Berolzheimerianum. „Schon wieder Kultur, soviel Kultur haben wir nicht wie Raum“, mögen nun Kritiker sagen – aber Sanierung und Betrieb des Berolzheimerianums geschahen und geschehen privatwirtschaftlich.

Dem Niedergang der Industrie im Nürnberger Klingenhof trotzt die Nutzng der Gebäude. Im „Ofenwerk“ sind heute Handwerksbetriebe und Werkstätten untergebracht, in der „Resi“ ist zum einen die Großraumdisko Rockfabrik und das Seminarzentrum der GRUNDIG AKADEMIE untergekommen, die alte Fensterfabrik Schlee ist nun ein Motor-Museum.

Ob in Nürnberg oder Fürth – wir betreiben Raubbau an unserer eigenen Geschichte. Und das ohne Not. Freilich ist der Erhalt des Quelle-Areals eine Herausforderung, aber der Erhalt von AEG war es auch (und er ist gelungen).
Es braucht nur mutige und weitsichtige Stadtväter.  Was wäre Fürth heute, wenn man auf Walter Riedel gehört hätte? Was wäre der Augustinerhof heute, wenn nicht die Kniedlasköpf vom Altstadtverein alles verhindert hätten? Es ist diese Mischung aus Angst vor neuem und Mutlosigkeit, Altes zu bewahren, es ist die Angst, mutig eigene Konzepte voranzutreiben und sich gegen den Zeitgeist zu stellen, Denkmalschutz aktiv voranzutreiben und auch mal einen Investoren wieder vor die Tür zu setzen. Es ist der vermeintliche Populismus, der uns dieser Tage soviel städtische Identität kostet.

Kriminalmuseum Fürth.

2007 gründete ein Team und den pensionierten Oberstaatsanwalt Popp den Fürther Polizeidirektor Wilfried Dietsch einen Verein, denen erstes Ziel die Schaffung eines Kriminalmuseums in Fürth war. Nach langer Umbauarbeit, Verhandlungen und dem Beibringen zahlreicher Exponate hat Fürth nun im Kellergewölbe des Rathauses ein Kriminalmuseum, eines, das sich sehen lassen kann!

Zwei Ziele verfolgt das Museum – zum einen dokumentiert es reichlich zweihundert Jahre Fürther Polizei- und Kriminalgeschichte und passend hierzu wird auch Präventionsarbeit geleistet.

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Losgegangen sein mag es mit der Polizei in Fürth unter dem preußischen Beamten Karl August Freiherr von Hardenberg, der sich in vielfältiger Hinsicht als Verwaltungsreformer einen Namen machte und in der Region ab 1790 tätig war – die Provinz Ansbach-Bayreuth fiel damals an Preußen. Auch die weiteren Reformen wilhelminischer Zeit sind gut dokumentiert – mit dem heute recht lustig anmutenden Verweis, dass man immer dann, wenn es in Fürth brenzlig wurde oder es Krawalle gab, man das in Nürnberg stationierte Militär zu Hilfe rief. Dokumentiert die Weimarer Republik (hier gab es eine Staatspolizei Nürnberg-Fürth) und die Zeit des Nationalsozialismus. In den Nachkriegsjahren griff die amerikanische Besatzungsmacht sehr deutlich in die Personalauswahl der Fürther Polizei ein, doch schon zu Beginn der 1950er Jahre konnte sich die Organisation neu formieren.

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Neben der Polizeigeschichte gibt es Themenräume, z.B. für Verkehrsunfälle, ein Raum zeigt eingezogene Waffen aus Privathaushalten, Skimmingvorrichtungen an Geldautomaten und weiterhin auch unterschiedliche Arten von Falschgeld. Abgeschottet hinter Panzerglas sind verschiedenste Drogen und Laboreinrichtungen, die ihrer Herstellung dienen, ausgestellt, ein weiterer Themenraum ist ein begehbarer Tatort – hier erfährt der Museumsbesucher einiges überdie Arbeit der Spurensucher, nahtlos daran der Raum, der die Arbeit der Rechtsmedizin dokumentiert.

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Der Besuch der Kellergewölbe des Fürther Rathauses lohnt, den das Kriminalmuseum verfolgt mit seinem fließenden Übergang von Prävention und Kriminalgeschichte nicht nur ein einzigartiges Konzept sondern auch eine höchst lebendige Ausstellung.

Freilich ist die Interpretation des Gezeigten eng an die von Polizei und Justiz gebräuchliche Lesart angelehnt. Wenn zum Beispiel von Krawallen gesprochen wird, werden die fränkischen Bierkrawalle des späten neunzehnten Jahrhunderts schon mal mit legitimen Demonstrationen unserer Tage mit ihren Ausschreitungen am Rande in einem Atemzug genannt. Das hinterlässt schon ein seltsames Gefühl und sei hier beispielshalber für das ein oder andere Detail genannt, dessen Darstellung schon stark vom „Erzählenden“ geprägt ist.

Nichts desto trotz gebührt dem Museumsverein Dank – die ehrenamtlichen Helfer haben hier eine absolut professionelle Ausstellung hochgezogen, der es inhaltlich, didaktisch und dramaturgisch an nichts fehlt. Die Exponate sind nicht nur sorgfältig ausgewählt sondern auch liebevoll präsentiert und die Dramaturgie des Gezeigten präsentiert sich dem Museumsbesucher vorbildlich. Fürth hat neben dem bekannten Rundfunkmuseum und dem ebenfalls sehr gelungenen neuen Stadtmuseum nun also auch ein Kriminalmuseum, das sich nahtlos in den Reigen der Sehenswürdigkeiten der Kleeblattstadt einreiht (und auf das der geneigte Nürnberger ein klein wenig neidisch blickt).

Wer das Kriminalmuseum besuchen will, sollte ein paar Dinge wissen: Eine Führung rentiert. Karten für die Führungen werden vom Tourismusbüro Fürth am Bahnhof verkauft. Wer eine Führung mit Herrn Dietsch möchte (was ich herzlich empfehle), der sollte sie über das Nürnberger BZ buchen (ungleich teurer). Der Eintritt ist erschwinglich – um nicht zu sagen sozial: Erwachsene bezahlen 2,50 Euro, Kinder 1,- Euro und Familien einen Fünfer. Geöffnet ist jeweils Sonntags – die entsprechenden ֖ffnungszeiten können der Webseite des Kriminalmuseums entnommen werden.

Mal wieder eine Spamwarnung: kfzteile24-Shop und Lars Bronn Anwaltschaft

Zugegeben, der Trick ist nun wirklich nicht neu, aber kurz zucke ich immer noch, wenn ich so eine Spammail erhalte: Ein angebliches Inkassobüro oder ein Rechtsanwalt fordern irgendwelche offenen Beträge ein. Am Ende der Mail findet sich dann gerne eine .exe oder .zip-Datei, mutmaßlich ist da ein Trojaner oder andere Scheiße drin.

Heute habe ich mit dem Betreff „Rechnung Rechtsanwalt Mandatschaft an M. F. fzteile24-shop Online GmbH“ von der Adresse germanyofgaer23@mail.com, Lars Bronn Inkasso Anwaltschaft.

Für so eine Spam-Mail aus aller Herren Länder ist das Ding sogar in halbwegs akzeptablen Deutsch abgefasst:

Sehr geehrter Kfzteile24-shop Online GmbH Kunde Michael F.,

mit der Bestellung vom 05.05.2013 haben Sie sich vertraglich verpflichtet den Betrag in Höhe von 168,00 Euro an unseren Mandanten zu überweisen.

Die Summe ist bis jetzt nicht bei Kfzteile24-shop Online GmbH eingegangen.

Weiterhin sind Sie aus Gründen des Verzuges verpflichtet die Kosten unserer Beauftragung zu tragen.

Unsere Anwaltskanzlei wurden vom Unternehmen Kfzteile24-shop Online GmbH beauftragt die finanziellen Interessen zu vertreten. Die Bevollmächtigung wurde notariell schriftlich zugesichert.

Die Kosten unserer Tätigkeit errechnen sich gemäß folgender Abrechnung:

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18,00 Euro (nach Nummer 8486 RGV)

18,00 Euro (Pauschale gemäß RVG § 4 Abs. 1 und 2)

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Wir zwingen Sie mit Kraft unserer Mandantschaft den Gesamtbetrag auf das Konto unseren Mandanten zu übersenden. Die Kotonummer und die Einzelheiten der Bestellung finden Sie im angehängtem Ordner. Für den Eingang der Zahlung setzten wir Ihnen eine gesetzliche letzte Frist bis zum 27.06.2013.

Mit freundliche Grüßen Lars Bronn Inkasso Anwaltschaft

Gut, mit der Grammatik holpert es hie und da noch ein wenig und was eine „Kotonummer“ ist, bedarf auch der Erklärung, aber sonst ist das Ding für eine Spammail nicht mal ganz übel.

Von selbst dürfte sich verstehen, dass der Mail eine Datei namens „Forderung M.F. vom 17.06.2013 KfzTeile24 Online-shop GmbH.zip“ anhängt. Wer die öffnet, der dürfte sich damit allerhand digitales Ungeziefer eingetreten haben. Ich hab das zip-File mal mit meiner aktuellen Kaspersky-Software gescannt und – oh weh – die hat nichts gefunden!! Also – den Shice bitte sofort löschen und nichts klicken.

Kurz im Netz geklickt – und schon stellt sich heraus, dass ein Rechtsanwalt Lars Bronn oder ein Inkassobüro oder eine solche Sozietät (zumindest in den gängigen Adressverzeichnissen) nicht existiert. Aber freilich gibt es ein entsprechendes KFZ-Teile-Versandunternehmen, das scheinbar schon mal Probleme mit Spammern hatte.

Update: Das scheint eine größere Welle geschlagen zu haben: Gulli berichtet auch.

PRISM.

Ihr wundert Euch über PRISM? Ich wundere mich nicht über die Existenz – dass das alles Drecksäue sind, ist eh klar – ich wundere mich nur über den Umfang, der einer Vorratsdatenspeicherung gleichkommt. Das ist das Ding. Aber der Reihe nach:

Die Ammis sind verwundbar – und zwar durch Whistleblower. Das gilt im Falle Manning und Collateral Murder genauso wie im Falle PRISM – mit dem Unterschied, dass hier der Whistleblower allem Anschein nach noch nicht gefunden ist. Und ich drücke die Daumen, dass er auch nicht gefunden wird (Hat sich gestern noch überholt. Via Fefe. Wat sonst).

Noch scheint mir nicht alles raus zu sein bezüglich PRISM; was wir bislang wissen, reicht aber schon. Seit 2007 – also noch unter der Regierung von Bush – wurde seitens des US-Geheimdienstes NSA ein fettes Abhörprogramm ausgerollt – mit Vollzugriff auf die Server aller großen Ammi-IT-Buden vom Schlage Google, facebook, Apple und Microsoft. Würden Ammis nur Ammis abhören, dann wäre das schade, bliebe aber erst mal ein Problem der Amerikaner. Hier ist es nun aber so, dass das Abhören weltweit stattfindet. Amerika hört die Welt ab – wie scheiße ist das denn? Es kommt aber noch schlimmer: Laut SPON sollte PRISM ja dazu da sein, Ausländer abzuhören, aber die Ammis in den Datenbergen lassen sich halt nicht so ohne Weiteres rausfiltern…

Der Hammer – oder? Während wir in Deutschland uns sehr darum bemühen, Vorratsdatenspeicherung zu verhindern, machen die Ammis das einfach so im Vorbeigehen. Und wenn eine europäische Behörde an Daten heran will, die gar nicht erhoben hätten werden dürfen, wer weiߟ, ob man dann nicht in den USA um eine kleine „Amtshilfe“ ersucht…

PRISM ist nicht weniger als ein handfester Skandal. Der Bürger hier wie dort kann sich freilich gegen den amerikanischen Staat nicht wirklich wehren (abgesehen davon, das man das Wählen solcher Parteien, die sich willfährig zum Büttel der Amerikaner machen) – aber PRISM kann auch nur funktionieren, weil es Unternehmen gibt, die (ob freiwillig oder nicht) dem Geheimdienst ihre Türen weit öffnen.

Richtig geil ist die erste Folie der TOP SECRET PRISM-Powerpoint-Präsentation, die man sich derzeit noch in der Wikipedia angucken kann. Da haben die einfachmal die wesentlichen Logos reinkopiert, und da sind sie alle versammelt: Google-Mail, facebook, hotmail, Yahoo, Google, Apple, Skype, paltalk, YouTube und AOL Mail. Aber da wird sicher noch mehr betroffen sein, das sind nur die Großen, die jeder kennt.

Niedlich auch, wie sich der Zuckerberg, der Page von Google und die Apple-Leute versuchen aus der Affäre zu ziehen. Nur leider wenig glaubwürdig. Die treffendste Analyse der Dementis findet sich hier meiner Meinung nach in der Wikipedia wiedergegeben:

Datenschützer bewerteten die verweigernde Natur der Stellungnahmen der genannten Unternehmen als mehr oder weniger intelligent vorgebrachte „verweigerbare Verweigerungen“ die einen NSA-Zugriff auf sämtliche Daten nicht ausschlössen. (Quelle)

Ich denke, dass es so läuft. Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese US-amerikanischen Unternehmen den Diensten Paroli bieten – und dann streitet man ein Mittun einfach ab, um ein PR-Desaster zu verhindern.

Jetzt bleibt nur noch die Frage, wie wir damit umgehen könnten. Es wird schwer – das sehe ich jetzt schon. Es gibt aber ein paar Sachen, die man machen kann: Das Nutzen eine alternativen Suchmaschine, z.B. ixquick. Keyboardr ist schon ziemlich sehr cool, wie vertraulich dort mit den Daten umgegangen wird, weiß ich allerdings nicht. Auch sonst gibt es einige Google-Alternativen. Diese Links sind von 2010, einiges stimmt nun nicht mehr. Scroogle ist leider down – schade, denn Scroogle war auch sehr cool. Chrome wird immer erfolgreicher – auch wenn ich das nicht gutheißen kann. Hin und wieder anonym zu surfen kann auch sehr sinnvoll sein. Die Installation von Tor mag den ein- oder anderen vor Probleme stellen, das ganze geht aber auch instant: Der Privacy Dongle vom FoeBuD Digitale Courage e.V. muss nicht mal gekauft werden – einfach nen ollen USB-Stick nehmen und die aktuellste freie Software drauf. Als Browser empfehle ich nach wie vor Firefox, den ich seit glaube ich 2003 nutze und wirklich Pflicht ist das Plugin Ghostery. Und dann muss noch eines klar gesagt sein: Finger weg von Facebook! Mein Passwortmanagement mache ich nun seit ein paar Tagen mit einer Hardware-Software-Kombi, dem Chipdrive, dazu schreibe ich später mal ein paar Zeilen. Ich bin gerade selber erschrocken: Vieles davon habe ich 2010 geschrieben – und heute ist es notwendiger denn je, sich selbst zu schützen. Das das alles freilich nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, sollte klar sein. Selbst wenn man sich an alle vorgenannten Maßnahmen penibel hält, so hinterlässt man doch eine Datenspur, die beim Zusammenfahren der Datenbanken ein recht präzises Bild des jeweiligen Nutzers zeigt. Trotzden: Machen wir es den Staaten und Unternehmen nicht zu leicht und tun wir, was wir tun können.

Am Rande: Wenn nur die Hälfte von dem stimmt, was da über PRISM rausgekommen ist – dann ist die Stasi dagegen ein Amateurverein gewesen. Armes Amerika.

Mohr SV-50 – ein Vollverstärker für 59,- im Test.

Vor einiger Zeit war ich auf der Suche nach einem neuen Verstärker für die Zweit-Stereoanlage, die unseren Essplatz beschallen möge. So etwas lässt sich freilich gebraucht kaufen, da ich mit meinem letzten Gebrauchtkauf aber so meine Probleme hatte, haben wir uns dann doch entschieden, einen neuen Verstärker zu kaufen. Allzu teuer darf er nicht sein, denn es geht hier um die Beschallung des Esszimmers und auch die vorhandenen Boxen (Grundig Audiorama 4000 oder 5000 – so genau weiß ich das nicht) sind zwar für ihr Alter klanglich recht ordentlich, High-Endige Qualität sagt man diesen Kugellautsprechern aber gemeinhin nicht nach. Tuner und CD-Player sind ebenfalls vorhanden – es fehlt ein Verstärker.

Solche Verstärker kann man ab 45,- Euro kaufen, hierbei handelt es sich um voll ausgebaute 5.1-Geräte mit zwei Mikroanschlüssen fürs Karaokesingen und verspiegeltem Display. Bis 120,- Euro reicht der Preis dieser Billig-Surround-Verstärker, 2004 hatte ich bereits so ein Gerät zum Testen auf dem Tisch und es fiel seinerzeit gnadenlos durch – denn es rauschte wie ein Wasserfall und vermochte selbst wirkungsgradstarke Lautsprecher kaum zum Klingen zu bringen. Nun, so etwas soll es unter keinen Umständen mehr werden – aber was dann? Nach einiger Recherche stieß ich auf ein Gerät des Typs „SV-50“ einer mir bis dahin unbekannten Firma: HiFi Mohr – zu einem Preis, der mich stutzig werden ließ: 59,- Euro werden derzeit auf Ebay und Amazon für den Verstärker aufgerufen.

Mohr_SV-50_Front

Ein Verstärker zu diesem Preis – kann das was sein? Mich packte die Neugier und ich rief bei der Fa. Mohr an und hatte gleich den Chef selbst am Rohr. Oliver Mohr ist ein ruhiger und auskunftsfreudiger Zeitgenosse, der das Prinzip des Verstärkers in etwa wie folgt erklärt: Der Verstärker wurde von Mohr HiFi in Deutschland konstruiert und wird in China hergestellt. Man konzentriert sich auf das Wesentliche und lässt alles unnötige weg, verwendet im Gegensatz billigen Konkurrenz aber bessere Bauteile. Während die billigen Verstärker also mit sechs Surroundkanälen daherkommen, bietet der SV-50 zwei – Stereo eben. Mikrofoneingänge sucht man ebenso vergeblich wie Klang-Presets á la „Rock, Pop, Classic, Jazz“ oder eine Loudness-Schaltung. Es gibt keine Fernbedienung, kein Record-Out, kein Pre-Out, keine Farbvarianten…

…der SV-50 ist ein aufs nötige reduzierter Verstärker  – einfach, ehrlich und klar. Die technischen Daten nehmen sich dementsprechend überschaubar aus: Zwei mal 50 Watt Ausgangsleistung für Lautsprecher mit einer Impedanz von 4-8 Ohm, drei Quellen sind via Cinch anschließbar, außerdem gibt es einen frontseitigen 3,5mm-Klinkeneingang. Balanceregler, Bass- und Höhenregler. Und es gibt eine Kopfhörerbuchse. Was will man von einem Verstärker mehr erwarten?

Ich bestelle den Verstärker bei Amazon, Tags darauf ist er geliefert. Im Karton befindet sich neben dem Gerät eine Bedienungsanleitung (englisch), ein Cinchkabel, ein 3,5mm-Klinke-zu-Cinch-Kabel. Der Verstärker ist robust ausgeführt – ein Vollmetallgehäuse mit gebürsteter, schwarz lackierter massiver Front. Die Anschlüsse für das Lautsprecherkabel sind nicht (wie zu erwarten) einfache Klemmen sondern ordentliche Schraubanschlüsse, in die man auch seine Bananas stecken kann. Dieses Detail bezeugt das Mohrsche Konzept: Alles, was nicht zwingend gebraucht wird, wird weggelassen, alles was gebraucht wird, ist so gut wie möglich ausgeführt.

Schnell ist der Verstärker angeschlossen und ein erster Test ist durchgeführt. Das, was ich nun schreibe, möge aber bitte unter folgenden Gesichtspunkten verstanden werden: Wenn ich dem Verstärker einen ordentlichen Klang bescheinige, so darf nicht von einer High-End-Kategorie ausgegangen werden. Die Grundig-Boxen, hergestellt wohl Mitte/Ende der 1970er Jahre sind grundsolide Lautsprecher, die sich klanglich keiner Mode unterordnen. Kugellautsprecher vermitteln auch nicht den Eindruck einer Bühne – wer eine Bewertung nach den klassischen audiophilen Kategorien sucht, der wird eventuell enttäuscht sein. Ein solches Herangehen würde aber einem Verstärker für unter hundert Euro auch keinesfalls gerecht!

Der erste Eindruck fällt positiv aus: Es ist weder Rauschen noch Brummen zu hören, der Verstärker hält im Leerlauf still. Das unterscheidet ihn schon mal angenehm von seiner mit Features überfrachteten Konkurrenz im unteren Preissegment. Der Klang ist gut, die  Bässe nicht abgrundtief aber deutlich, die Höhen klar, nicht schneidend, deutlich präsent. Einen Hauch zu dezent die Mitten, diese hätten etwas mehr Präsenz vertragen. Der Verstärker färbt kaum, könnte bei den Mitten aber ein wenig mehr vertragen und in den Höhen etwas neutraler abgestimmt sein. Das ist aber wirklich Jaulen auf hohem Niveau, zumal die Audioramas nun auch nicht Meister der Neutralität sind. Ich wundere mich selbst, das zu schreiben – aber ich muss festhalten: Man kann mit einem Invest von 59,- Euro recht ordentlich Musik hören!

Mohr_SV-50_rear

Ein wenig aus der Praxis: Der Verstärker hat für die Audioramas ausreichend Leistung. Wenn man die Werte dieser betrachtet (4 Ohm, 50 Watt Musikleistung, 45 – 26000 Hz), so ist klar , dass dieser Verstärker auch aktuelle Bookshelf-Boxen der 50-Watt-Klasse (8 Ohm) stressfrei befeuern dürfte. Ich hatte ja Sorge ob der Leistung eines modernen Verstärkers an den 4-Ohm-Boxen, aber bei mittlerer Lautstärke wird der SV-50 nicht mal handwarm. Leistungsreserven nach oben sind also da. Die Bedienung des Verstärkers ist einfach und selbsterklärend. Auch wenn die Knöpfe und Schalter aus Kunststoff sind – alles rastet präzise und lässt sich ohne merkliches Spiel bewegen. Zwei Features sollen aber nicht unangesprochen bleiben: Die frontseitige 3,5mm-Buchse ist echt angenehm. Mit einem passenden Kabel ist der MP3-Player oder das Handy schnell mit dem Verstärker verbunden – das ist einfach praktisch! In dieser Preisklasse auch nicht üblich ist der Kopfhörerausgang – den zu loben mir allerdings schwer fällt. Trotz der vergoldeten 6,3mm-Buchse und deren präziser Rastung kommt hier gerade für hochohmigere Kopfhörer einfach zu wenig Leistung raus. Die große Buchse lässt den Schluss zu, dass hier gute HiFi-Kophörer Anschluss finden – nun – der Anschluss funktioniert, aber man sollte schon wissen, dass hier ein 32-Ohm-Hörer ganz gut aufgehoben ist, der K701 mit seinen 2X60 Ohm ist schon rein leistungsmäßig hoffnungslos unterfordert. Auch hier wieder ein Switch durch die Klassen – aber wenn man bedenkt, dass Superlux für einen geringen zweistelligen Betrag schon mit 150-Ohm-Hörern aufwartet („high preassure level“ als geschlossener Kopfhörer – z.B. sowas), dann muss diese Bemerkung schon erlaubt sein.

Fazit: Der Mohr SV-50 ist ein  pfiffig designedter und solide gebauter einfacher Verstärker, der am Preis gemessen klanglich Seinesgleichen sucht. Die Leistung stimmt, die Haptik ist einwandfrei. Mit einem 250-Euro-Verstärker von Yamaha kann er es nun nicht ganz aufnehmen, mit seinen Konkurrenten bis 120,- auf jeden Fall. Die Konzentration auf das Wesentliche ist gelungen. Der Verstärker ist für die Zweitanlage in Küche, Essecke, Schlafzimmer oder im Kinder/Jugendzimmer prima und er kommt gut mit älteren 4-Ohm-Boxen klar, wenn die Leistung halbwegs harmoniert. Wer sehr viel mit Kopfhörern arbeitet, wird nur bedingt zufrieden gestellt. Auch ein Kopfhörerverstärker lässt sich nicht sinnvoll anschlieߟen. Ich halte den Mohr SV-50 im unteren Preissegment für den Geheimtipp. Eine Alternative auf dem Neugerätemarkt ist höchstens der X4-Tech A-1000, der aber selten für unter 100,- zu bekommen ist. Mehr Leistung und Klang für das Geld kann nur ein gutes Gebrauchtgerät bieten –  mit den bekannten Risiken. Wer mit seiner Anlage Aufnahmen machen will, kann mit dem SV-50 wenig anfangen, da ein Rec-Out-Zweig fehlt.

DVB-T wird weiter geschwächt.

Im Januar habe ich ja noch spekuliert, dass der Ausstieg der RTL-Gruppe aus der Verbreitungsart DVB-T eine echte Schwächung dieser Technik mit sich ziehen könnte. Genau das deutet sich jetzt an. Ich will auch ein paar Sätze darüber verlieren, welche Probleme das grundsätzlich nach sich zieht.

Teltarif berichtet, dass der RTL-Ausstieg aus der Verbreitungsform DVB-T nun einen „Dominoeffekt“ nach sich zieht – der auch die Region Nürnberg treffen wird, denn der Meldung zufolge sollen hier nun auch die Sender Euronews, Channel 21 und Bibel TV die Segel streichen und die Verbreitung über Antenne einstellen. Am 1. August wird die Verbreitung der Sender der RTL-Gruppe via DVB-T auch im Ballungsraum München eingestellt, einen Zustand, den wir in Nürnberg bereits seit Ende 2010 kennen.

Ich mache jetzt, damit meine Bewertung dessen verständlicher wird, mal einen kleinen Exkurs zum Thema Digitalradio: Bevor es DAB+ gegeben hat, hatten wir seit Ende der 1990er Jahre schon den einfachen DAB-Radiostandard. Da von hat aber keiner Notiz genommen, denn DAB war zur damaligen Zeit echt suboptimal: Der Empfang war schlecht, meines Erachtens konnte sich DAB aber niegegen UKW behaupten, weil es nur wenige und unattraktive Sender im DAB gab. Das hat sich nun mit DAB+ deutlich geändert, damals aber brachte Digitalradio kein Bein auf den Boden. Nun zum digitalen Fernsehen: Das DVB-T überhaupt eine nennenswerte Verbreitung erfuhr, ist nach meinem Dafürhalten dem Umstand geschuldet, dass es nach einer zeitlich sehr engen Übergangsphase einen kalten switch off der analogen Programme über Antenne gab. Wer Terrestrik wollte, der musste sich eine Set-Top-Box kaufen – oder 24/7 Schneegestöber im Fernsehen gucken. Die Attraktivität von DVB-T war auch durch zusätzlich zu empfangende Programme gegeben. Bei uns gab es früher acht oder neun Sender über Antenne, mit DVB-T waren es zu Beginn weitüber 20 Sender. Ob die alle nun tolles Programm bringen oder nicht, ist erstmal egal – man hat die Auswahl. In den ländlichen Regionen, wo es nur drei Programme über Antenne zu sehen gab, brachte DVB-T immerhin ein Programmangebot von 12 öffentlich-rechtlichen Sendern mit sich.

Andersrum funktioniert das freilich auch: Je weniger Sender über eine Verbreitungsart empfangbar sind, desto unattraktiver ist diese, selbst wenn sie technisch ordentlich skaliert. Und wenn es dann auch noch Alternativen gibt, dann wankt irgendwann die ganze Plattform. Mit dem Weggang der RTL-Gruppe und dem Verschwinden der kleinen Sender – also dem, was Teltarif zu Recht als „Dominoeffekt“ beschreibt, dünnt sich die Senderliste der Antennenversorgten schon deutlich aus. Und mit jedemweiteren Ausdünnen springen Zuschauer von der Plattform ab. Und so muss gefragt werden: Gibt es Kreise, die an einer Schwächung von DVB-T interessiert sind?  Wird DVB-T gerade „de-facto“ demontiert (je weniger Nutzer, je weniger Sender, je weniger Geräte im Handel, je weniger Innovation, je weniger Nutzer, je weniger Sender…)?

Freilich, so mag man sagen, gibt es Alternativen: Der Kabelanschluss ist der letzte analoge Verbreitungsweg (es gibt noch viele Leute, denen es wurscht ist, ob das Bildsignal analog oder digital übertragen wird). Und ein Satellitenempfänger übertrumpft das Breitbandkabel hinsichtlich der Auswahl, Qualität und technischer Möglichkeiten um Welten. In Verbindung mit einem schnellen Internetanschluss bleiben hier keine Lücken. IP-TV ist technisch gesehen auch nicht unattraktiv – aber sauteuer! Und DVB-T hat andere Qualitäten: Die erste ist, dass DVB-T der einzige Standard ist, der Fernsehen ohne Bindung an irgendein Kabel zulässt – theoretisch ist Zimmerantennenempfang grundsätzlich möglich und praktisch wird das auch in besser versorgten Gebieten genutzt – zum Beispiel für Zweitgeräte in Hobbyraum, Schlafzimmer oder Jugendzimmer. DVB-T ist eine für den Zuschauer günstige Technik, die Anschaffungskosten für den Empfänger sind überschaubar, die Wartungskosten für die Antenne sehr gering. Vorhandene Antennenanlagen lassen sich oftmals mit geringen Modifikationen (wenn überhaupt) weiternutzen. Damit steht DVB-T auch Menschen mit geringem Einkommen zur Verfügung. Terrestrik ist für die Radio- und Fernsehgrundversorgung die Technik der Wahl. Mehr als 8 Prozent der Haushalte sehen in Bayern terrestrisch fern. Das sind – heruntergebrochen bei der für Bayern angenommenen Einwohnerzahl von 12,6 Millionen immer noch mindestens eine Million Zuschauer, die auf diesem Weg versorgt werden. Das in Zeiten dahinbröckelnder Werbebudgets RTL und Co. auf einen Gutteil dieser Zuschauer zu verzichten bereit ist, wundert mich sowieso; mir drängt sich sogar der Verdacht auf, dass es sich hier um ein Muskelspiel handelt – dumm nur, dass das auf dem Buckel der Zuschauer passiert.

Kurz – wir brauchen DVB-T…

  • für echten und unlimitierten Fernsehempfang
  • für Fernsehen an Orten, an denen aufwändige Installationen nicht möglich oder unwirtschaftlich sind.
  • zur Sicherung der Grundversorgung.
  • als low-cost Technik für Menschen mit wenig Geld.

Es ist eigentlich nicht hinnehmbar, dass Privatsender dieses wirklich wichtige Stück Infrastruktur in Gefahr bringen. Cui bono? Klar: Einigen Privaten mag ich durchaus das Interesse unterstellen, Zuschauer zum Wechsel auf Übertragungsarten zu „überreden“, auf denen niederschwellig auch Pay-TV realisierbar ist (und das ist hier halt IP-TV, Kabel und Sat). Das Spannende ist auch, dass sich damit freilich ein Wechsel vom maßgeblich werbefinanzierten Privat-TV hin zum Pay-TV andeutet – mit der Gefahr, dass auf diesem Pay TV dann doch Werbung gesendet werden wird (wenn die Gier mal wieder gar keine Grenzen kennt). Das „Opfer“ könnte irgendwann DVB-T sein, denn derzeit ist Pay-TV der RTL-Gruppe via DVB-T nur in Stuttgart und Leipzig vorhanden, in der Fläche ist Pay-TV via DVB-T aber ohne jede Bedeutung. Die meisten Geräte sind auch gar nicht für die sog. Smartcards (die sich bei genauer Betrachtung als ziemlich dumme Karten erweisen – ich kann da nix smartes finden) vorbereitet und nur wegen der RTL-Gruppe wird kaum jemand sein Gerät tauschen. Insofern ist das bewusste Riskieren des „Dominoeffekts“ schon einefreche Aktion.

Nun fallen in Nürnberg also drei weitere Sender unter den Tisch. Beim Shoppingkanal Channel 21 und dem evangelikalen Bibel TV kann ich das noch verschmerzen, Euronews ist ein von mir zwar selten gesehener aber guter und wertvoller Sender. Ich selber hätte mit dem Wegfall von RTL und Co. und den kleinen Sendern gar nicht das große Problem, weil sich auch bei uns der DVB-T-Empfang aufs Schlafzimmer beschränkt und ich diese Sender ohnehin nur selten gucke. Ich bin mir aber völlig bewusst, dass der Wegfall von RTL für viele einen Verlust darstellt. Das könnte den Dominoeffekt weiter verstärken – zumindest mittelfristig. Und selbst die öffentlich-rechtlichen Sender werden sich irgendwann fragen müssen, ob eine Verbreitungsart unter faktischem Ausschluss der Öffentlichkeit noch von Rundfunkgebühren finanziert werden kann.

Was kann man dagegen tun?`Einfach weiter DVB-T nutzen und sich nicht erpressen lassen.

Doch. Man braucht Digitalradio.

Lieber Thomas Gerlach,

gerne folge ich Ihnen auf Twitter, gerne schaue ich in Ihr Blog. Die NN lese ich sowieso. Ich finde das, was Sie da machen gut – aber ich glaube fest, dass Sie sich mit Ihrem Blogpost „DAB-Radio? Braucht kein Mensch.“ irren.

Lassen Sie mich zuerst mal zusammenfassen, was ich verstanden habe: DAB+ sei Ihrer Meinung nach obsolet, weil sich Audiostreaming auch über die Mobilfunknetze erledigen ließe, Flatrates und LTE sei es gedankt (oder stationär eben mit dem DSL). Weiterhin sei diese Technik auch im Auto verfügbar – und  dankt Streaming Media empfängt man zigtausende Sender aus aller Welt.

Das ist richtig – aber eben nur im Prinzip. Jetzt, da nur ein verschwindend geringer Teil der Radiohörer Streaming Audio nutzt, haben weder die Sender noch die Provider Bandbreitenprobleme. Wollte jeder , der heute UKW hört, das Programm via Streaming Audio „empfangen“ — wir könnten weder telefonieren oder anständig im Internet surfen und ganz viele Interessierte Hörer empfingen Schweigen statt Programm.

Warum ist das so? Jeder Stream kostet dem Sender Bandbreite in Höhe der Bitrate und dem Provider ebenfalls. Daher haben Radiosender sog. Slots auf ihren Streamservern, wenn diese belegt sind, dann geht einfach nix mehr. Wenn man sich beliebte Programme wie z.B. Antenne Bayern oder Bayern 1 ansieht, dann haben diese nicht selten viele hunderttausend Hörer gleichzeitig. Das würde bedeuten, dass für jeden dieser Sender eben mal eine Million Slots geschaffen werden müsste. Das stemmen die Sender rein technisch kaum.

Nun aber zu den Providern: OMFG!! Ich gucke nur mal auf LTE. Hier ist eine Bandbreite von 100 MBit per Basisstation spezifiziert. In der Stadt mag das noch angehen, auf dem Land allerdings versorgt so eine Basestation oft Radien mehrerer Kilometer – und das in Gebieten, in denen DSL via Kupferkabel nicht verfügbar ist. Mit diesen 100 MBit soll dann aber auch noch telefoniert werden und im Internet will man damit surfen und am besten auch noch HD-Videos streamen. Kurz: Das wird nix. Wohlgemerkt: Die 100 MBit teilen sich alle – die hat nicht jeder für sich allein. Bei 3G sieht es noch dunkler aus. Nun gut, so könnte man sagen, das Problem entschärft sich, weil LTE ausdrücklich Multicast spezifiziert – aber bei Multicast kaskadieren im Zweifel auch Fehler. Ich persönlich schätze die Stabilität von Multicast auf terrestrischer Infrastruktur als nicht hinreichend stabil ein, um damit z.B. im Katastrophenfall die Bevölkerung zu warnen. Weiterhin werden die Provider kein gesteigertes Interesse an der Verbreitung von Streaming Audio haben, denn LTE spezifiziert nicht nur Multicast sondern auch unterschiedliche Hierarchieebenen – die via deep packet inspection realisiert wird. Streaming Audio ist heute eine eher unattraktive und trotzdem QoS-intensive Sache – will heißen: Die Provider müssen eine gute Infrastruktur vorhalten und bekommen dafür nicht viel Geld – selbst wenn die Netzneutralität kippt. 2010 hab ich mich schon mal mit Netzneutralität und LTE befasst, im Rahmen eines Podcasts. Wer das vertiefen will, kann sich den Ausschnitt ja mal anhören.

Radio wird immer noch gut genutzt: Man stelle sich vor, was mit unseren Netzen passieren würde, wenn wi alle Hörer von Bayern 1, Antenne, WDR2, Radio 88,8, Energy, KISS und wie sie alle heißen auf Streaming Audio umlegen wollten. Hinzu kommt, dass ich Ihrer Kostenargumentation nicht folgen kann. Für eine DSL-Flat zahle ich mindestens 20,- und für eine Mobilfunkflat, die gut genug ist, dass ich damit auch ausreichend Streaming Audio nutzen kann, mindestens nochmal einen Zwanni. Dazu kommt dann die GEZ-Zwangsabgabe der Rundfunkbeitrag. Ok, ich habe diese Flatrates – aber erklären Sie doch mal ihrer Oma, dass sie nun 40,- extra per Monat zahlen soll — um Radio hören zu können. Wollte man Ihre Idee nun auch noch aufs Fernsehen hochskalieren – wir bekämen ein Problem.

Die Vorteile von DAB+ kurz gefasst: Derzeit gibt es hier in Nürnberg eine Auswahl von über 40 Sendern in sehr guter Qualität terrestrisch – darunter sind auch die kleinen regionalen Privatsender wie N1 oder Radio Z. Die Empfänger werden immer billiger und der Empfang auch immer besser. Die Bedienung der Geräte ist oft einfacher als bei analogen Apparaten. Nicht zuletzt benötigt man keine Netzzugangstechnologien. Da DAB mit geringeren Sendeleistungen hinkommt als UKW oder gar Mittelwelle, ist die technische Verbreitung bei besserer Qualität oft billiger. Der „Bundesmuxx“ ermöglicht Autofahrern das kontinuierliche Durchhören eines Senders – von Flensburg nach Garmisch.

Der Pferdefuß von DAB? Geschätzte 300 Millionen Empfänger wollen in Deutschland sukzessive getauscht werden. Das wird mit DAB schon schwer, wenn dann die Geräte über WLAN- Bluetooth oder andere Schnittstellen verfügen müssen, wird das echt kostspielig!

Herr Gerlach, ich in in der Tat der Meinung, dass Streaming Media noch keine Alternative ist.

Herzliche Grüße,

Michi

 

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