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Sennheiser HD 465 angetestet

Die Tage habe ich mir den Kopfhörer Sennheiser HD 465 bestellt, ein offenes Modell aus der 50 Euro-Klasse und ich hatte aufgrund diverser guter Bewertungen auf Amazon auch gewisse Erwartungen – diese wurden aber enttäuscht.

Was das Bild nur schwer vermitteln kann, ist die Größe des Kopfhörers – er ist im Wesentlichen nicht kleiner als ein K240, aber bedeutend schwerer und klobiger. Und trotz der offenen Bauweise fand ich den Tragekomfort des Kopfhörers als sehr niedrig. Ungünstig wirkt sich nicht nur das Gewicht des Hörers aus sondern auch die Tatsache, dass der Bügel ordentlich fest sitzt – unangenehm fest. Die Ohrmuscheln werden richtig an die Lauscher gepresst, das ist natürlich unangenehm.

Der HD 465 wartet mit einem an und für sich sinnvollen Feature auf – das Kabel ist nicht mit dem Kopfhörer fest verbunden sondern gesteckt – und das mit einem 3,5mm-Standard-Klinkenstecker. Eine gute Idee, denn sollte das Kabel einmal Schaden genommen haben, kann es problemlos gewechselt werden. Allerdings ist diese gute Idee nicht besonders gut umgesetzt. Ein einfaches Klinkenkabel kann aufgrund der schmalen Einfassung der Buchse nämlich nicht verwendet werden und da die Buchse im Kopfhörer recht tief verbaut ist, dürfte auch ein „zurechtgefeilter“ Standardstecker nicht so ohne Weiteres passen. Hier wird man wohl notgedrungen ein Originalkabel verwenden müssen – ein Feature, das keines ist.

Auch der Stecker, der ins Endgerät gehört ist suboptimal. Wenn der 6,3mm- – Adapter aufgeschraubt ist, sieht der Stecker noch halbwegs vernünftig aus – aber: Der Stecker selbst ist dicker als die 30GB Version des iPod Video. Und lang . Und schwer. Und damit verbietet sich eigentlich schon der mobile Einsatz am iPod, denn bei einem so großen „Hebel“ liefe man Gefahr, die Buchse des iPods zu ruinieren.

Nun aber zum Wichtigsten: Der Klang ist enttäuschend. Hochtöne werden gar nicht oder unnatürlich dunpf wiedergegeben, damit ist die Transparenz des Klangs hinüber. Erschwerend kommt der wenig agile und schwammige Bass hinzu, der selbst bei mittlerem Pegel schnell zur Verzerrung neigt. Im Mitteltonbereich ist der Klang überraschend präsent, Sprache wird überraschend gut wiedergegeben, aber Musik kann mit diesem Kopfhörer nicht genossen werden.

Lounge, House, Jazz – eine Katastrophe. Der Bass vermatscht das Klangbild, die miserable Abbildung des Hochtons kann dem „Matsch“ nicht kompensieren, das Klangbild ist nicht dynamisch, unausgewogen, intransparent. Die Verzerrungen im Tiefenbereich stören das Klangbild stark.

Der HD 465 ist ein zu schwerer und äußerst unkomfortabler Kopfhörer mit einem selbst in der 50 Euro-Klasse inakzeptablen Klang. Ich kann ihn trotz der Stärken bei der Sprachwiedergabe und dem angenehmen Mittelton nicht empfehlen.

Pizza Apollo

Gestern haben wir uns beim Apollo-Pizzaservice in der Sandstraße was geklickt. An und für sich nichts besonderes – nur schreibe ich Euch allen zur Warnung darüber.

Zwar war man dort sehr nett und höflich und das Essen kam auch nach der avisierten dreiviertel Stunde, aber was da kam – urgh!

Die Pizza selbst war halt hart und mit irgendeinem indischen Gewürz versehen und lauwarm. Im italienischen Salat ein sehr seltsames Dressing und Eier, die schon bessere Tage gesehen haben – dazu der altbekannte Analogschinken.

Und die Totrellini alla panna verursachten Übelkeit und waren ebenfalls indisch gewürzt. Kein Koriander in Nudeln mit Sahnesoße! Daher dieürnbergf Moral von der Geschichte: Nicht beim Apollo Pizzataxi klicken!

Au Backe, Ammiland!

Die Republikaner – eine in den USA ähnlich herummarodierende Bande wie hierzulande die FDP – haben wieder was mitzuschnacken im US-Senat, erreichten sie bei der Nachwahl in Massachusetts doch den Sieg und bauten so ihre Minorität zu einer Sperrminorität aus.

Richtig schlecht ist das zum einen für Obama, sieht man doch Land auf Land ab den Stern des Friedensnobelpreisträgers sinken und zum anderen für die Projekte Obamas und der Demokraten – im Besonderen für die angestrebte Gesundheitsreform in den USA.

Ich bin nun wirklich kein ausgewiesener Amerkia-Fan aber mir tun die Amerikaner seid heute richtig leid! Da bieztet sich diue schon fast historische Chance, dass dieses Land einmal zu Ansätzen eines Sozialsystems kommt und nun – Satz mit X.

Auch wenn die Pressestimmen derzeit noch recht vorsichtig sind: Es sieht so aus, als ob das der Anfang vom Ende der „gesetzlichen Krankenversicherung“ in Amerika ist.

Das ND liefert zu den Hintergründen der Nachwahl eine scharfsinnige Analyse. Das in meinen Augen zynische an der Sache ist, dass die von den Parteigängern und in Amt und Würden stehenden Anhängern der Republikaner verursachte Wirtschaftskrise nun den Demokraten und Martha Coakley den Wahlsieg und den USA das Sozialsystem verhagelt hat. Ich will gar nicht die Frage nach Gerechtigkeit stellen, die Wähler in Massachusetts haben das verkackt. Aber es ist kein gutes politisches Signal, wenn Neokonservative das Wirtschaftssystem mit Karacho an die Wand fahren und zum Dank dafür auch noch Wahlen gewinnen. Den Amerikanern sei zum Troste gesagt, dass das hierzulande im Prinzip auch nicht anders aussieht. Auch hier sind die Wirtschaftsbosse, die von CDU/CDSU und FDP politisch vertreten werden (und die diese Parteien großzügig mit Spenden alimentieren) an der Finanz- und Wirtschaftskrise schuld und – padauz – gewinnt schwarz/gelb die Wahl. Das ist für unser Sozialsystem im Übrigen nicht minderschädlich.

„betriebsratsverseucht“

Hier ist unser Unwort des Jahres 2009: „Betriebsratsverseucht“. Dieser üble Missgiff der Low-Performer sorry, der sog. „Leistungsträger“ zeigt nicht nur, wie kaputt Leute sind, die so denken und reden, sondern auch, wie sehr die politische Unkultur seit Schwarz-rot und im Besonderen Schwarz-gelb um sich gegriffen hat.

Was aber ist „betriebsratsverseucht“? Die Tagesschau bringt es auf den Punkt:

Sprachlicher Tiefpunkt im Umgang mit Lohnabhängigen

Leider gehen solchen sprachlichen Tiefpunkten viel zu oft Tiefpunkte im Denken und Handeln voraus.

Google-Alternative: IXquick und keybordr

Für mich hinterlässt Google doch ein sehr ambivalentes Bild: Zum einen kommen von Google immer wieder kostenlose und gute Services, die ich gerne nutze, zum anderen ist mir Google mit seiner Markt(über)macht und der Speicherung von Suchanfragen sehr suspekt.

Olli hat mich soeben auf eine Google-Alternative hingewiesen: Die Suchmaschine IXquick.

Sie macht Werbung, die datenschutzfreundlichste Suchmaschine der Welt zu sein, ob das stimmt, kann ich nicht sagen.

Wer auf Google selbst nicht verzichten will, aber Google doch irgendwie zu „Web 1.0“ findet, der probiere doch mal keyboardr.com.

keyboardr mag ich sehr gerne, weil schlank und ohne verspielen Kram, aber dafür in der Übersicht mit klassischer Google-Suche, Blogs, Video und Bildern. Und das Ding mit der Uhr auf der Startseite macht keyboardr zur … Startseite.

Eine Bitte: Experimentiert doch mal mit ixquick und sagt mir in den Kommentagen, ob sie für Euch taugt und ob das ein Google-Suche-Killer ist…

Den Staat als Beute

Mit der FDP ist man doch verraten, verkauft und angeschissen zugleich.

Da überweist die Substatia AG der FDP etwas über eine Million Euro und schon sinkt der Mehrwertsteuersatz für Übernachtungen auf 7%. Bei der FDP sind Steuergeschenke echt billig einkaufbar. Nachdem von vornherein klar war, dass dieses Steuergeschenk nicht an die Hotelgäste (und die Hoteliers sagen das auch ganz offen), ist die steuerlich absetzbare Spende an die FDP binnen kürzester Zeit wieder drinnen. So funktioniert heute also Politik.

Warum geht sowas eigentlich? Weil es immer noch Idioten gibt, die FDP wählen.

Hier ist die Meldung.

Der große Vanillemilch-Test

Ich mag Vanillemilch. Sie schmeckt nicht so langweilig wie Kakao, nicht so künstlich wie Erdbeermilch und ist süffiger als H/Frischmilch. Nun ist also die Zeit gekommen, dass ich die Ergebnisse meines kleinen, nichtwissenschaftlichen Vanillemilchtest dem interessierten Fachpublikum zur Verfügung stelle. Here we go!

EDEKA Mibell – Milchdrink Vanilla: Im klassischen 500ml-Becher kommt die preisgünstige Vanillemilch von EDEKA. Sie schäumt beim Schütteln nur leicht, der Schaum ist angenehm, aber nicht von langer Dauer. Diese Milch ist sehr süffig, hat eine gute Vanillenote, ist quasi nicht künstlich, verrät aber deutlich den verwendeten Traubenzucker. Die Konsistenz ist angenehm. Diese Komposition mag ich sehr gerne. 4 von 5 erreichbaren Punkten.

Müller – Müllermilch „DieLeichte“ Vanilla: Die erste getestete Vanillemilch aus dem Hause Müller kommt als kalorienreduzierte Variante. Das rächt sich: Die Milch schmeckt ausnahmslos künstlich, riecht nicht gut und ist recht „schleimig“. Sie ist zu süß, diese Süße scheint künstlich zu sein. Trotz reduzierter Kalorien ist dieses Produkt „Hüftgold“. Aufgrund des schlechten Geschmacks ist es kein Kompromiss, dieses Produkt wegen vermeintlich weniger Kalorien zu kaufen. Praktisch ist die wiederverschließbare Flasche: Eingerissene Becherdeckel und in der Einkaufstüte umherschwimmende Vanillemilch gehören der Vergangenheit an. Allerdings bietet die Flasche der verhältnismäßig teuren Milch nur 400ml Getränk.  1 von 5 erreichbaren Punkten.

Bärenmarke – Der alpenfrische Schüttel-Shake Vanille: Die teuerste Vanillemilch im Test. Die Milch schmeckt nach Milch, das Vanillearoma ist sehr fein und unaufdringlich, sie ist nicht zu süß und riecht sehr gut. Der Geschmack ist sehr ausgewogen und rund. Sie ist wenig wuchtig und schmeckt frisch. Beim Schütteln erhält die Milch einen feinen und beständigen Schaum. Das beste und auch teuerste Produkt im Test. Die Verpackung ist zweckmäßig, aber nicht so praktisch wie bei Müller. Die Plastik“flasche“ muss aufgerissen werden und hält nach dem Zuschrauben nicht ganz dicht. 5 von 5 erreichbaren Punkten.

Müller – Müllermilch Vanilla: Die zweite Müllermilch im Test, diesmal nicht als kalorienreduziertes Getränk (und vielleicht deshalb auch geringfügig besser). Die Milch ist nicht ganz so schleimig wie „DieLeichte“, gefällt von der Konsistenz aber dennoch nicht, denn sie ist recht dick. Das Aroma ist künstlich. Sie riecht auch künstlich. Wieder sehr praktisch: Die Flasche mit leider nur 400ml Getränk. 2 von 5 erreichbaren Punkten.

Landliebe Milch – Vanille: Die Vanillemilch von Landliebe kommt im Karton, sie ist ungekühlt haltbar, also eine H-Milch. Nichts desto trotz kann sie geschmacklich überzeugen, denn die Milch ist fein, die Konsistenz weder zu dünn noch zu wuchtig, das Vanillearoma ist fein und rund, auch die Süße passt. Durch den Strohhalm hat man vom durch Schütteln entstehenden Schaum nicht viel. Gekühlt ist sie wirklich fein. Der Milchkarton mit mitgelieferten Strohhalm ist praktisch. 4 von 5 erreichbaren Punkten.

EDEKA Mibell – Milchdrink Vanillegeschmack: EDEKA hat noch eine günstige Vanillemilch im Angebot, diesmal in der H-Variante. Hier werden drei kleine Trinkpäckchen in Folie geliefert, also eine Vanillemilch für die Aktentasche. Sie unterscheidet sich geschmacklich vom Becherprodukt: Die Note von Traubenzucker ist für mich gar nicht mehr schmeckbar. Die Konsistenz ist gut, das Getränk schmeckt nach guter Milch und die Süße ist angenehm. Kalt getrunken schmeckt der Milchdrink, allerdings nicht ganz so gut, wie die Milch im Becher von EDEKA. 3 von 5 erreichbaren Punkten.

Außer Konkurrenz: Drink Soja – Bio Vanille: Außer Konkurrenz läuft dieses Vanillegetränk, weil es sich ja nicht um Kuhmilch handelt sondern um ein Sojagetränk. dementsprechend schmeckt die „Milch“ wässriger. Aber dennoch sehr gut: Die Milch ist frisch und leicht, die Kombination der Vanille, des Grundgeschmacks von Soja und der leichten, natürlichen Süße ist sehr lecker. Sojavanillemilch im Tetrapack ist haltbar, man muss sie gut schütteln und kalt trinken. Sie ist eine echte Alternative für alle, die keine Kuhmilch vertragen.

Repression, dein Name ist Koch

Es hat mich gestern nicht gewundert, dass es, wie gestern im Radio zu hören war, Roland Koch ist, der Hartz IV-Empfänger Zwangsverarmte in die Zwangsarbeit zwingen will. Man merkt es, Kochs Programm fußt auf Zwang. Nicht auf Realitätsbezug, nicht auf Intellekt, nicht auf Sinn oder Geist, nein: Auf Zwang.

Denn, so die Lesart Koch, nur mit Zwang ist den „Hartzern“ das Leben die „angenehme Variante“ des Lebens zu vergällen. Und vergällt werden muss sie ihnen ja, den faulen Hunden, die ohne zu arbeiten darauf warten, dass ihnen die gebratenen Lidl-Bierbüchsen Tauben in den Mund fliegen.

Hrr Koch meint, dass Hartz-IV-Empfänger a) faul, b) an ihrer Situation selbst schuld sind und man c) von Hartz-IV leben kann (und zwar so gut, dass sich dieses Leben als „angenehme Variante“ bezeichnen lässt).

Jeder, außer Roland Koch weiß, dass das nicht stimmt: Kaum einer der auf staatliche Transferleistungen angewiesen ist, trägt daran Schuld. Wäre dem so, dann hätten wir in Deutschland keine Arbeitslosen sondern Arbeitskräfteknappheit – und zwar heftige. Und eine Wirtschaftskrise gäbe es dann auch nicht. Und auch keine sittenwidrigen Dumpinglöhne. Und: Von Hartz IV kann niemand wirklich leben. Gäbe es Einrichtungen wie die Tafeln nicht, könnten viele nicht einmal ihren Hunger stillen. Geschweige denn leben. Wenn der Zustand materieller Not, den Hartz IV hervorruft bei Roland Koch „Leben“ ist, dann Gut´ Nacht.

Es hängt aber noch etwas mehr dran – eine knappe wie zutreffende Analyse hält das Frosch-Blog bereit:

Wie üblich reduziert Roland Koch Menschen, die keine Arbeit finden oder nicht arbeiten können, auf ihre wirtschaftliche (Un-)Verwertbarkeit. Grundrechte sollen den „Arbeitslosen” (eigentlich: Einkommenslosen) nicht mehr zustehen. Das ist zwar heute schon Fakt, aber offenbar geht Herrn Koch das heutige Maß der Grundrechtseinschränkungen für Zwangsverarmte noch nicht weit genug.

Was will Koch exakt?

Jedem Hartz-IV-Empfänger müsse abverlangt werden, „dass er als Gegenleistung für die staatliche Unterstützung einer Beschäftigung nachgeht, auch niederwertige Arbeit, im Zweifel in einer öffentlichen Beschäftigung“. (Süddeutsche Zeitung)

Das. Und genau diese Zwangsarbeit ist eine Unverschämtheit. Und zudem nicht nur unpraktikabel, sondern gefährlich: Denn durch eine solche „Maßnahme“ wird das Lohnniveau im Bereich „Niederwertige Arbeit“ (Koch-Sprech) noch weiter nach unten gedrückt – aber: gibt es denn noch weniger Lohn als einen sittenwidrigen Lohn? Ja: In diesem Falle wäre das Hrtz IV, wovon man sein Auskommen nicht bestreiten kann. Was will Koch weiter?

Jedes Sozialsystem brauche ein Element der Abschreckung, so Koch. Anders sei „das für die regulär Erwerbstätigen, die ihr verfügbares Einkommen mit den Unterstützungssätzen vergleichen, unerträglich“. Deshalb müsse man Druck ausüben, niemand solle das Leben mit Hartz IV als „angenehme Variante“ ansehen. (Guardian of The Blind)

Koch will einfach neokonservativen Druck auf die schwachen der Gesellschaft machen. Billiger Taschenspielertrick. Will Koch, dass die finanziell ziemlich abgebrannten Kommunen nun eine Reservearmee für unbeliebte Arbeiten bekommen, denen man keinen Lohn zahlen muss? Dann hat Koch nicht verstanden, was Marx vor weit über hundert Jahren wusste, was wirtschaftswissenschaftliches Gemeingut wurde und heute all jenen bekannt ist, die von staatlichen Transferleistungen abhängig sind: Der Lohn muss mindestens so hoch bemessen sein, dass der Arbeiter seine Arbeitskraft sowie sich selbst reproduzieren kann – wenn das nicht gewährleistet ist, dann MUSS das System unweigerlich zusammenbreche n. Hierzu gibt es keine Alternative. Und dass der Hartz IV-Regelsatz zu dieser Reproduktion nicht hinlangt, ist ebenso allgemein bekannt.

Weiterhin: Wer Arbeit aufnimmt, MUSS ebenso die Chance erhalten, dass sie ihn persönlich wie finanziell weiterbringt, dass das Einkommen zu seinem Auskommen und dem Auskommen der Familie genügt. Anderenfalls benötigt man keine Arbeit, wozu denn auch? Die Kochsche Zwangsarbeit vermag das alles nicht, denn an dieser Minimalforderung sind bereits die heute üblichen „1 Euro-Jobs“ gescheitert.

Und was will Rolle Koch machen, wenn seine Zwangsarbeiterarmee streikt? Vielleicht, weil der Lohn scheiße ist? Will er dann dir Regelleistungen unter die Verhungernsgrenze kürzen? Selbst wenn sich die Kochschen Zwangsarbeiter nicht solidarisieren sollten, liegt dich auf der Hand, dass sie schnell nicht mehr der geforderten „Arbeit“ nachgehen werden, den ermangels o.g. Reproduktionsmöglichkeit wird ihre Arbeitskraft früher oder später einfach ausfallen. Und unter den Bedingungen von Hartz IV wohl eher früher. Dann wird das Zwangsarbeiterkonzept Kochs zum Bumerang, denn dann würde der „Verwaltungsaufwand“, das Suchen, Anlernen, Kontrollieren und Anpeitschen der neuen „Arbeiter“ so hoch, dass er sich selbst für abgebrannte Kommunen nicht rentiert.

Was aber dann? Soll dieses „Instrument der Abschreckung“ also die Hatz-IV-Bezieher abschrecken? Ich glaube kaum. Es soll eher die Empfänger von sittenwidrigen Löhnen befrieden und verhindern, dass sich diese ernstnhaft überlegen, Jobs mit Dumpinglöhnen niederzulegen, von denen sie nicht leben können. Dieses Abschreckungsding nutzt also nur den Ausbeutern, die Menschen zu Dunpinglöhnen „beschäftigen“, denn würde jeder „Niedriglöhner“ einfach Hartz IV beziehen, wären zum einen Dumpinglöhne Geschichte und zum anderen würde so wieder etwas Bewegung in Arbeitsmarkt und Lohngefüge kommen.

Es bedarf aber hierzu der Solidarität: Jeder „1-Euro-Jobber“ müsste, Kürzungen zum Trotz, die Arbeit niederlegen und jeder Dumpinglöhner müsste, Hartz IV, 1-Euro-Jobs und Kürzungen zum Trotz seine Arbeit niederlegen. Dann würde das Lohnniveau steigen und die Politik wäre zu Handeln gezwungen! Die Zeiten indes sind noch nicht so weit, dass sich das ereignen wird.

Weiterhin darf nicht vergessen werden: Zwangsarbeit ist ein Instrument des Faschismus. Und wir woillen in Deutschland weder Faschismus noch dessen Instrumente sehen. Koch scheinbar schon – das lässt einen tiefen Blick auf sein Mindset zu.

Gefährliches Digitalradio?

Lange bevor uns die Umstellung des analogen terrestrischen Fernsehens auf DVB-T ereilte, wurde in Deutschland versucht, den Hörfunk zu digitalisieren – beide Male ohne nennenswerten Erfolg. Zum ersten Mal wurde dieser Versuch um etwa 1990 unternommen mit dem „Digitalen Satellitenradio“ – einer recht high-endigen Lösung zu stationären Empfang, die sich nicht durchsetzen konnte (allein der Erwerb des geeigneten Tuners belastete das Budget vierstellig!) und einige Jahre später wieder eingestellt wurde. Und dann kam DAB und damit terrestrisch empfangbares Digitalradio. DAB gibt es bis heute, DAB konnte keine nennenswerten Erfolge erzielen.

Ich habe selbst einen DAB-Tuner, den ich kaum nutze und ich habe so einige Gedanken, warum DAB kein Erfolg ist:

  • Anschaffungskosten: In den vergangenen Jahren war ein DAB-Radio eine sehr teure Sache. Ein Tuner für die Stereoanlage in halbwegs ansprechender Qualität war eigentlich nicht unter 500,– Euro zu haben, ein einfaches tragbares Radio („Henkelware“) kaum unter 150,– Euro. Da überlegt man sich die Anschaffung ganz genau – oder anders gesagt: So was ist schon allein des Preises wegen etwas für Radioenthusiasten. Zwar sind gerade in den letzten beiden Jahren die Preise für DAB-Radios deutlich gefallen, im Schnitt sind sie aber immer noch teurer als UKW-Radios (das gilt besonders für Autoradios und Taschenradios).
  • Fehlender Mehrwert gegenüber dem analogen UKW-Radio: Ein DAB-Radio, so wie wir es heute kaufen können, kann technisch gesehen nicht wesentlich mehr als ein ganz normales UKW-Radio – im Zweifelsfall sogar weniger! Beispielshalber stelle ich die Situation in Nürnberg dar: Mindestens 18 Sender (ein besseres Radio holt auch SWR2 in akzeptabler Qualität heran) sind via UKW problemlos zu empfangen, 17 davon in stereo. Bei DAB sind es zum einen weniger Sender, zum anderen ist der Empfang im Zimmer trotz geeigneter Antenne nicht unproblematisch, der Deutschlandfunk (dort überträgt man gerne live und in voller Länge klassische Konzerte) kommt in 64kBit/s mono und etliche der Regionalsender sind via DAB auch nicht zu bekommen. Selbst Bayern 3 und BR-Klassik sind über DAB nicht verfügbar (und das ist schon frech – denn diese Sender kommen vom Bayerischen Rundfunk und dafür zahlt man ja Gebühren). Weiterhin sind die mitgesendeten Informationen im Radiotext bei DAB oft erschreckend dünn – meist ist dort nicht mehr zu lesen, als im RDS des UKW-Rundfunks. Wer also das technisch erreichbare terrestrische Maximum an verfügbaren Sendern empfangen will, der braucht UKW und DAB. Mit UKW ist der Schnitt aber besser.
  • Tonqualität: Für DAB wird mit einer besonders guten Tonqualität geworben. Der digitale Rundfunk soll annähernd so gut wie eine CD klingen. Mit der alten Datenkompression von DAB (MPEG 1, Layer 2, das ist technisch unterhalb des MP3-Codecs, der inzwischen auch nicht mehr als Maß der Dinge angesehen werden kann) ist das theoretisch schon sehr schwierig, praktisch wird diese gute Tonqualität auch nur selten erreicht. Das liegt besonders daran, dass die Sender auf eine hohe Übertragungsrate aus Kostengründen gerne verzichten. Beim Indoorempfang ist hier, selbst in der Innenstadt, mit starken Signaleinbrüchen zu kämpfen, besonders im L-Band ist immer wieder das typische „Blubbern“ von DAB zu verzeichnen. Hier spielt UKW seine technischen Stärken klar aus: Wenn ein UKW-Sendesignal schwach ist und im Stereobetrieb stark rauscht, kann man auf mono umschalten und den Sender immer noch akzeptabel hören. Bei DAB ist ein schwaches Signal nicht mehr zu empfangen – Ganz oder gar nicht! Einige High-End-Freaks behaupten indes, dass die Klangqualität von UKW sogar deutlich besser sei…
  • Fehlender Anreiz zur Umstellung bzw. Anschaffung: Bei DVB-T erlebten wir eine Art Zwangsumstellung: 2006/07 gab es kein analoges Antennenfernsehen mehr. Wer sich keine DVB-T-Box gekauft hatte, sah kein Fernsehen. Das ist bei UKW und DAB anders. Wenn DAB schon keinen Mehrwert bietet und die Radios funktionieren, warum dann ein neues kaufen (und Radios sind recht robust: In den letzten Jahren ist mir keines der Geräte, die ich benutze, kaputt gegangen. Und bei meinem Papa hat im letzten Jahr der alte Grundig nach 35 Jahren (sic!) seinen Dienst quittiert)?

Es sieht also, das zeigt auch die Verbreitung der DAB-Empfänger, nicht gut aus für digitalen Hörfunk – und aus oben genannten Gründen dürfte sich auch mit der Einführung von DAB+ nichts daran ändern, es sei denn, man würde die Verbreitung über UKW irgendwann komplett abschalten. Das tut insbesondere all jenen weh, die sich sehr für DAB im Speziellen und den digitalen Hörfunk im Allgemeinen eingesetzt haben. Und das sind nicht nur die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten sondern auch die Landesmedienzentralen nebst den großen privaten Programmanbietern. Das Scheitern von DAB erhöht den Druck auf all jene, die in der Vergangenheit DAB das Wort geredet und Unsummen in dieses Projekt investiert haben.

Was wird passieren? Während man 2006 und 2007 noch davon sprach, etwa 2012 UKW abzuschalten, ist davon nicht mehr die Rede. Der Aufschrei währe wohl zu groß, müssten doch Millionen und Abermillionen Radiogeräte getauscht werden. Das ist auch gar nicht möglich; da DAB seine „Nische“ nie verließ, existiert auch kein adäquater Gerätemarkt.

Nun scheint sich langsam aber sicher die Erkenntnis durchzusetzen, dass der Misserfolg von DAB mit der über diesen Weg empfangbaren Programm(un)vielfalt zusammenhängen mag. Laut einer gestrigen Meldung von teltarif.de scheinen die Thüringer Landesmedienanstalt (TLM) und die Bayerische Landeszentrale für Neue Medien (BLM) gegensteuern zu wollen: Es werden bundesweite Digitalradiokapazitäten ausgeschrieben. Bei der BLM läuft die Ausschreibung bis 12. März.

Die Überschrift verrät es bereits: Ich halte die Ausschreibung einer bundesweiten „Frequenz“ für Privatanbieter für besonders gefährlich und lehne dies auch ab. Insbesondere sehe ich folgende Gefahren:

  • Nicht selten ändern sich bei privaten Rundfunkanbietern die Besitz/Mehrheitsverhältnisse. Das birgt zweierlei Gefahren: Zum einen können sich große Medienkonzerne im Nachhinein dort einkaufen und sukzessive Macht in Vorständen und Aufsichtsräten erhalten. Ein bundesweites privates Radioprogramm wird diese Bestrebungen beflügeln – wir haben die Machtkonzentration bei privaten Anbietern im Fernsehbereich in den letzten Jahren erlebt. Diesen Fehler sollte man beim Radio nicht begehen (über Kabel und Satellit sowieso haben wir das bereits, auch senden die „Überregionalen“ in manchem Ballungsraum mit schwachen UKW-Sendern – aber ein bundesweites Programm in der Fläche zu verbreiten erreicht eine neue Qualität!)
  • Ebenso könnte sich die Politik mehr oder weniger direkt in diese Sender einkaufen. Das ist m.E. noch gefährlicher.
  • Bundesweiter Privathörfunk ist ein Angriff auf die Vielfalt im Radio. Hier wird nicht nur Regionalität verhindert sondern auch der Wettbewerb zu Lasten regionaler Anbieter verzerrt. Zum einen im Bereich höherer Werbeeinnahmen, die durch überregional/bundesweit/international auftretende Werbetreibende erzielt werden können und zum anderen durch teure und aufwändige Programminhalte, die die „Kleinen“ weder finanziell noch personell stemmen können.
  • Frequenzen (oder im Fall von DAB „Kanäle“ in einem Multiplex) sind ein knappes Gut: Je mehr dieser Frequenzen/Kanäle von bundesweiten Anbietern belegt werden, desto weniger stehen sie dem regionalen Hörfunk (und damit auch Bürgersendern, offenen Kanälen, Veranstaltungs/Projektradios, Freien Radios etc) zur Verfügung (Anm.: DAB ist hier sowieso die falsche Technik, denn kleine Anbieter, die wenig Geld für die technische Verbreitung zur Verfügung haben, weichen gerne auf günstige Sender mit geringerer Reichweite aus oder betreiben teilweise selbst welche auf dem Studiodach. Das geht mit DAB nicht mehr, wohl aber mit DRM+).

Ich spreche mich daher gegen bundesweiten Hörfunk in privater Hand aus. Das Fernsehen hat uns die Fehler dieses Ansatzes in den letzten Jahren deutlich vor Augen geführt. Die von der TLM und BLM angestoßene Initiative halte ich für gefährlich. Selbst wenn sie ausschließlich zur Attraktivitätssteigerung des schwächelnden DAB gedacht ist, markiert sie doch einen Dammbruch im Hörfunkbereich – einen Dammbruch, den wir in Zeiten zunehmender Einflussnahme auf und Kommerzialisierung in die bzw. den Medien echt nicht gebrauchen können. Principiis obsta!

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