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Good Bye, White Stripes

Eigentlich schade: Die White Stripes werfen das Handtuch, getreu dem Motto Man möge aufhören, wenn es am schönsten ist. Nun, vielleicht haben sie genug Geld verdient, vielleicht stürzt sich Jack White demnächst wieder in andere Projekte – wer weiß.

Schön war es schon und der Erfolg gab ihnen Recht: Mit dem Album White Blood Cells und dem Folgealbum Elephant gelangen ihnen Meisterstücke – und mit Seven Nation Army waren die Stripes in aller Fußballmunde.

Ich erinnere mich noch gut an ein Konzert, es muss 2000 oder 2001 gewesen sein im KOMM – da rockten sie den Saal. Heute würden sie wohl die Arena stressfrei ausverkaufen und vielleicht ist der Abschied derzeit das Beste, was sie tun konnten.

Die große Welle der Retro-Bands ist verebbt. Warten wir auf ein Reunion – vielleicht in 2015?

Kleiner Technik-Abverkauf

Nachdem es durchaus legitim ist, überzählige Dinge nicht nur in der elektronischen Bucht zu verkaufen sondern auch dafür in kleinem Rahmen die Werbetrommel zu rühren, tue ich es Bloggerkollegen Ralph Stenzel gleich und weise heute, hier und jetzt auf einige meiner aktuellen eBay-Auktionen hin.

Im Lauf der Jahre sammelt sich ja so manches an, um einiges wurde ich durch Reibungsverluste beim letzten Umzug erleichtert, manches habe ich im Zuge dessen auch der Stadtreinigung übereignet aber es gibt da auch immer wieder Dinge, die mir erst später durch die Hand gehen (und von einigen, von denen ich mich trenne, will ich hier berichten).

Zuerst einmal will ich Euch mein „weißes Telefon“ vorstellen, es handelt sich hierbei um ein W48 aus ehemaliger Vermietung der Deutschen Bundespost.

Gut, dieser historische Apparat ist nicht wirklich weiß (das war er auch nie) – die korrekte Farbbezeichnung, damals wie heute lautet „elfenbein“, obschon kein Elefant für dieses Telefon seine Zähne und damit sein Leben lassen musste. Ich schätze, dass es sich beim Material des Telefons um etwas ähnliches wie Duroplast handelt. Zu diesem Telefon muss gesagt werden, dass diese Apparate seinerzeit von der Kundschaft nicht gekauft werden konnten sondern durch die Post vermietet wurden. Die weißen Apparate waren in der Miete teurer als die schwarzen und sind daher seltener (sie waren schon früher seltener und fanden sich eher in Arztpraxen oder Kanzleien wieder). „Gehobener Bedarf“ also, der noch heute einwandfrei funktioniert. Zum Telefon gehört auch noch das entsprechende Kabel, die Original Aufputz-Telefondose der Post (ebenfalls in „elfenbein“ und laut Stempel von 1960) und aus dieser ist ein heute gebräuchliches TAE-Kabel herausgeführt. Also: An die impulswahlfähige ISDN-Anlage oder den Telekom-Basisanschluss stöpseln und lostelefonieren.

Ist noch was? Ja, ich denke, dass es sich bei diesem Telefon, das von der Fa. Krone hergestellt wurde, um eines der letzten produzierten Geräte handelt, es ist nämlich auf „6.63“ gestempelt und 1963 wurde durch die Post schon vielfach der FeTAp61 eingesetzt. Daher rührt wohl auch der gute Erhaltungszustand – bei den früheren elfenbeinfarbenen W48ern wurde oft ein Kunststoff verwendet, der bis zum Reinweiß ausblich und mit der Zeit auch spröde wurde).

Nettes weißes Telefon gefällig? Dann hier klicken!

Und weil es so schön ist, bleibe ich gleich mal bei historischer Telefontechnik:

Was hier unter den Hammer kommt, ist kein Telefon im engeren Sinne sondern ein Prüfhandapparat – auch Prüfhörer genannt – mit der wohlklingenden Postbezeichnung PrHAp 90 der Münchener Firma Widmaier. Mit so einem Ding kann man telefonieren, aber eigentlich ist es dazu gedacht, Telefonleitungen auf ihre Funktion hin zu überprüfen. Der Post/Telekomtechniker hat so etwas dabei. Aber auch der geneigte Privatmann, der ab und an mal an der heimischen Telefonanlage bastelt (nicht an der ersten Dose!) freut sich über so ein Teil. Bei diesem Prüfhörer handelt es sich um ein Modell für analoge Leitungen, es wurde 1993 hergestellt und fand nach zehnjährigem treuen Dienst in der Hand eines Fachmanns seinen Weg zu mir. Er geht immer noch (und wird wohl auch noch viele weitere Jahre funktionieren, denn sowas ist praktisch nicht kaputtmachbar).

Du bastelst gerne an der Telefonanlage? Klick Dir das Teil.

Eine mobile Schreibmaschine der besonderen Art (die obendrein auch noch ein wenig internetfähig ist), verkaufe ich auch.

Dieses unter Windows CE embedded 6.0 laufende Netbook hat ein 7-Zoll-Display und wiegt knappe 600 Gramm. Außerdem hat es nur einstellige Betriebsstunden auf der Uhr, ist also mit Fug und Recht als neuwertig zu bezeichnen. Was das Teil kann und was es nicht kann, erfährt man hier in Übersicht und hier (in den Kommentaren) im Detail.

Wer billig einen Unterboden für sein Linux oder Android sucht, hat damit sicher Spaß. Und kauft das Teil durch Klick auf den Link.

Und zu guter Letzt habe ich hier noch ein NAS Netzwerk- und USB-Festplattengehäuse.

In dieses Ding baut man eine ganz normale Festplatte ein, bespielt diese mit Daten nach Wahl und dann kann man diese Daten im Netzwerk nutzen. Und mit einem DynDNS-sprechenden Router hat man so für ganz kleines Geld einen riesen FTP- oder Samba-Server. Nett am Gehäuse: Es ist komplett aus Alu, auch der Fuß und hat ein externes Netzteil. Es wird im Höchstfall handwarm (wenn überhaupt) und kann daher den Dauerbetrieb richtig gut ab.

Benutzt habe ich das Ding eigentlich nie – höchstens damit gespielt. Denn kurz nach dem Kauf war es nötig, einen „richtigen“ Server im Rack zu mieten und so lag das gute Teil hier drei Jahre rum. Da es keine Miete zahlt, kommt es nun hartherzigerweise in neue Bastlerhände.

Will wer einen Server hinter sein DSL basteln? Dann los! Das Starter-Kit gibts unter diesem Link.

So, nun kauft all die schönen Dingli und macht mich reich 😉

bestfinance-blog.com. Spam. Nur: Wofür?

Jetzt habe ich ja zwei Blogs – dieses hier und dann noch eines für eine NGO im Ostbayerischen. Und auf beiden Blogs bekomme ich – trotz entsprechender Vorsorge – Kommentarspam von einem Russen für bestfinance-blog.com (ein „Blog“ mit quasi beliebig gleichgültigen wie inhaltsfreien Posts). Zuersteinmal muss ich anerkennend feststellen, dass diese Spammer es durch quasi jeden Filter schaffen – hier aber endet dann auch schon die Anerkennung, denn der stark gehäufte Kommentarspam oben genannten Blogs geht mir doch reichlich auf den Saque™.

Spam hin oder her – wenn ich mir den Aufwand mache, zu spammen – und das in einer mutmaßlich heftigen Größenordnung, dann muss ich doch irgend ein Ziel damit verfolgen (Viagra-Plagiate verticken, Regierungsgelder der Molukken veruntreuen, beste Brand-Uhren billigster feil bieten, der Nachbarin auf die… and so on). Aber hier: Fehlanzeige.

Das oben genannte „Blog“ hat keine Werbung, keinen nennenswerten (werblichen oder nicht-werblichen) Inhalt und das Projekt dürfte auch nahezu unverkäuflich sein, weil es von Google nicht mehr geranked wird. Und wie Bloggerkollege Stefan Manske feststellen durfte, hat dieses Bestfinance-Ding noch nicht einmal nennenswert Besucher.

Ich grüble und grüble und mir will einfach kein Grund einfallen, warum man dafür überhaupt spamt!

Auch eine whois-Abfrage will kein rechtes Licht ins Dunkel bringen:

Domain Name:     bestfinance-blog.comRegistrar:       Name.com LLC

Protected Domain Services Customer ID: NCR-2617473

Expiration Date: 2011-07-06 13:51:24Creation Date:   2010-07-06 13:51:24

Name Servers:	ns1.e-investhost.com	ns2.e-investhost.com

REGISTRANT CONTACT INFOProtected Domain Services - Customer ID: NCR-2617473P.O. Box 6197DenverCO80206USPhone:         +1.7202492374Email Address: bestfinance-blog.com@protecteddomainservices.com

Wenn man sich die Domain protecteddomainservices.com ansieht, gelangt man auf eine parking page, die Nameserver-Domain e-investhost.com ist russisch und eine vermaledeite Malwareschleuder (am Mac fällt sowas auf den ersten Blick gar nicht auf – aber unter Windows hat man halt seine Freude):

Über den US-Registrar name.com aus Denver konnte ich auch nichts herausfinden, was mich aufs richtige Gleis gesetzt hätte. Einer der typischen Domainbuden – womöglich noch nicht mal eine kleine.

Die Verbindung des Blogs zur russischen Malwareschleuder e-investhost.com ist aber so wenig offensichtlich, dass ich mir nicht vorstellen kann, das man versucht, Leute auf diese Seite umzuleiten.

Was bleibt? Die Frage, warum einer der meiner Wahrnehmung nach aktivsten Spammer in Blogs sich überhaupt die Mühe macht, etwas anzupreisen, was weder meinen Rechner angreift noch mir irgendwas verkaufen will noch mich zu irgendwelchen dubiosen Anlagen überreden will (hier geht es, soweit ich das überblicke, um Kredite im Allgemeinen und Darlehenshypotheken im Speziellen – das macht jede Volksbank um die Ecke). Warum also geht mir das nicht gerankte bestfinance-blog so tierisch auf die Eier, wenn doch gar nichts dahintersteckt?

Anm.: Mir braucht niemand zu erzählen, das sei einfach ein ulkiges Kaffeepausenprojekt irgendwelcher Spammer. Bei der Unzahl von Kommentarspam die auch durch Akismet, WP-Captcha etc. rutschen, muss da echt Manpower dahinter sein. Sagt mir in den Kommentaren, was ihr davon haltet. Verschwörungstheorien werden ebensogerne angenommen 😉

Update: Ich bin scheinbar nicht der einzige, der sich über den Zweck des Ganzen wundert. Hier lerne ich aber, dass der Registrar name.com die Identität der echten Domaininhaber verschleiert.

Wozu Mailboxen heute noch gut sein können…

Gerade stört die ägyptische Regierung dort ja massiv das Internet. Damit will man freie Kommunikation verhindern.

Wie nun lässt sich mit diesem Problem umgehen? Man besinnt sich auf althergebrachte Technologien!

Amateurfunk: Liebe Funkerkollegen, die ihr hier mitlest, bitte überlegt Euch ernsthaft, was ihr Gutes tun könnt.

Mailboxen: Das ist mal eine feine Idee – zwar sind die alten BBSen nach heutigen Maßstäben museumsreif und vertragen auch nicht zwingend „heavy loads“ – aber diese Systeme laufen stable.

Und dann kann man noch über schwedische Einwahlnummern via Analogmodem in Netz – auch eine geile Idee!

(Anmerkung am Rande, durchaus erntsgemeint: Wer weiß,  ob uns unsere Regierung nicht auch irgendwann mal das Internet abklemmt? Daher: Schmeißt Eure olle BBS-Box, Euer Faxgerät, Eure ollen Funkgeräte und vor allem die guten 56k-Modems nicht weg, packt sie gut ein und legt das Zeug sicher ab.)

Motivationstrainer.

Das ganze mit diesem Herrn Haberzettel erinnter mich ein bisschen an das Milgram-Experiment. In diesem Fall: Autoritäres Verhalten + dummes Geschwafel = zugemessene Kompetenz.

Aber diese „Undercover“-Videos sind schon echt geil. Zumal der Professor Haberzettel ja wie ein Kontrahent der „Tschacka“-Typen wirkt.

Das erste Video ist zweifelsohne das lustigste!

Es ist schon der helle Wahnsinn, für was sich Leute hergeben. Dieses Video ist nicht nur ein Riesenspaß, sondern auch ein netter Denkanstoß in der „Business-Trainingsszene“ – wie es laufen kann.

Weiterhin sehenswert sind auch Teil 2, Teil 3 und Teil 4.

Schalten Sie Ihre Hirne jetzt ab! Es ist wichtig, dass Sie das fühlen! Hier ein Jäger, hier eine Sammlerin. Beschnuppern. Töten und ausweiden! Sind sie sich hundert Prozent sicher, dass Sie das ernst nehmen? Das ist kein Blödsinn, was ich hier mache. Fühlen Sie die Urmutter in sich? BWAHAHAHAHA! BWAHAHA! HAHAHAHAHAHAHA!!! Das alle zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort die richtige Leistung bringen! BWAHAHAHAHA!!

(Danke, Thorsten)

Fleischhauerei.

Mich nimmt ja Wunder, warum man beim Spiegel diesem Herrn Fleischhauer immer noch Platz bzw. Traffic einräumt um seine schwachen Texte zu verbreiten. Gut, das ist des Spiegels Ding, nicht meins, aber was ich da heute auf SPON lesen musste, gereichte doch zum Brechreiz.

Herr Fleischhauer, der schon mit seinem Buch Unter Linken kein Meisterstück ablieferte, schwadronierte gestern in seiner Kolumne bei besagtem ehemaligen Nachrichtenmagazin über unseren Außenkasperl Außenminister Westerwelle, dass sich einem die Zehennägel aufrollen!

Er hebt zu einer Verteidigungsrede (sic!) an:

Es ist zugegeben ein heikles Unterfangen, Guido Westerwelle verteidigen zu wollen. Man setzt sich sofort der Gefahr aus, mit in den Verachtungsstrudel zu geraten, der ihn in die Tiefe gerissen hat.

Ja, ganz richtig erkannt! Und wer um (metaphorische) Schelln (für norddeutsche Leser: Das Wort Schelln ist synonym mit Backpfeifen) bettelt, der kann sie auch bekommen. Wer Westerwelle verteidigt, muss zudem mit ins Kalkül ziehen, dass die Hörer oder Leser solcher Verteidigungsreden in der Regel nicht zwischen dem Außenminister und dem Parteivorsitzenden der FDP zu unterscheiden pflegen – was auch gut so ist, denn schließlich kann man diesen Westerwelle nicht in der Mitte auseinanderreißen. Wer Westerwelle kritisiert, der kritisiert ihn sowohl im einen wie auch im anderen Amt – und in Summe ist selbst bei gesonnenen und geneigten Parteifreunden nicht viel übrig, worüber lobende Worte fallen können. Daher darf man davon ausgehen, dass der Fleischhaueresche Ritt auf der Klinge bei der Verteidigung Westerwelles nicht gelingen wird – weil er nicht gelingen kann.

Nichts desto trotz versucht er es dennoch. Und dann kommen dabei solche Aussagen herum:

Westerwelle kann machen, was er will, am nächsten Tag steht in den Zeitungen, warum es falsch war.

Genau das ist das Problem – das hat Herr Fleischhauer (vielleicht ohne, dass es ihm zu Bewusstsein gekommen ist) richtig erkannt und gefasst: Westerwelle macht, was er will (nicht das was die FDP oder die Koalition will, vom Volk ganz zu schweigen). Und wer sich recht egozentrisch präsentiert, sein Gschmusi mit auf Dienstreise nimmt, wer das lex mövenpick nicht nur durchdrückt sondern auch noch die Stirn hat, es wider besseres Wissen öffentlich zu verteidigen, der darf sich nicht wundern, wenn das von „den Zeitungen“ nicht goutiert wird.

Aber halt, bevor ich mich dem Vorwurf stellen muss, Zitate aus dem Zusammenhang zu reißen, schiebe ich noch eins nach (im Zusammenhang, wohlgemerkt):

Erst schreibt man ihn unisono herunter, dann nimmt man die sinkenden Sympathiewerte als Bestätigung, dass man mit seiner Einschätzung richtig lag und setzt noch einen drauf.

Einen Eimer! Schnell! Einen Eimer!! Man muss schon verdammt frech sein, um so eine Argumentation aus dem Hut zu zaubern.

Wir erinnern uns an den Ausgang der letzten Bundestagswahl. Westerwelle war seinerzeit kaum in der Lage, vor Kraft zu laufen. Und so jazzte er nicht minder leise die Bedeutung der FDP sowie seine eigene in der ihm zu eigenen und unnachahmlich lächerlichen Intonation hoch. Und dann wollte sich der Erfolg einfach nicht einstellen: Ausnahmslos alles, was er und die von ihm geführte FDP anfasste, misslang. Und so ist es auch kein Zufall, dass er mitsamt seinen „Liberalen“ hart auf den Drei-Prozent-Bohlen des demoskopischen Bodens aufschlug.

Das ist aber mitnichten die Schuld der Zeitungen, das haben Westerwelle, Brüderle und Rösler in einer dreisten Gemeinschaftsarbeit verbrochen – und ich sage es, auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, noch einmal: Das haben sie unter Westerwellescher Führung verbrochen. Wenn in den Zeitungen darüber geschrieben wird, machen die Journalisten dort nur ihren Job.

Ich erkläre es noch einmal für die Landwirtschaft: Westerwelle wunde nicht runtergeschrieben. Er hat sich selbst runtergeschrieben – in dem er nur Mist verbockt hat. Was sollen denn Zeitungen anderes schreiben? Guter Westerwelle, braver Westerwelle? Gesundheitsreform prima, Einknicken vor der Atomlobby prima, Hotelierssteuerentlastungen prima? Fleischhauer würde das vielleicht tun – aber er käme nicht weit damit.

Die Argumentationslinie enthält nicht nur einen Fehlschluss, sie ist schon von den Annahmen her falsch.

Das vermeintliche Argument wird im Übrigen nicht stärker, wenn man mit dem Finger auf andere zeigt:

Sicher, Westerwelle ist ein politischer Freak, aber ist das Claudia Roth nicht auch?

Zuerst einmal dreht es sich hier um Herrn Westerwelle und nicht um Frau Roth. Glatte Themaverfehlung, setzen, sechs. Weiterhin ist es zwar zweitens wahr, dass die öffentlichen Auftritte Frau Roths eher selten eine Zierde sind, die des Herren Westerwelle übertreffen diese an Peinlichkeit aber um Welten (und die von Herrn Lafontaine um ganze Universen). Doch – und damit kommen wir zum dritten Punkt – es geht hier nicht um die Auftritte in der Öffentlichkeit und da hat, dies ist ein unumstößlicher Fakt, den auch Herr Fleischhauer nicht ins Gegenteil verkehren kann, Westerwelle schlicht nichts Vernünftiges zu bieten.

Ok, ich stelle an diesem Punkt fest, dass Herr Fleischhauer Westerwelle zwar verteidigen möchte – aber offenbar selbst nichts findet, was er ihm zu Gute halten kann. Was liegt da näher, als in die unterste Schublade zu greifen?

Nicht einmal sein Bekenntnis zur Homosexualität hat ihm geholfen, dabei ist die Zugehörigkeit zu einer allgemein anerkannten Opfergruppe zumindest im linken Lager normalerweise ein verlässlicher Schutz gegen hässliche Bemerkungen […] Bei Westerwelle sind alle Schmähungsbarrieren außer Kraft gesetzt, was einen zu der Vermutung bringen kann, dass sich in Bezug auf seine Person Vorbehalte artikulieren, die man sonst in den progressiven Kreisen nicht zu äußern wagt.

Ach Herr Fleischhauer, der wäre jetzt aber nicht nötig gewesen, der zündet eh nicht. Zuerst einmal interessiert mich schon, wie Herr Fleischhauer dazu kommt, dass es sich bei Homosexuellen um eine Opfergruppe handelt. Auf so einen Mist muss man erst mal kommen, allerdings kann ich erklären, wie man auf so einen Mist kommt: Zwar verkneift man sich seitens der konservativen Presse direkte Angriffe auf das Schwulsein bestimmter Personen, allerdings sind es gerade die konservativen männlichen Schreiber, die auf derartige Seitenhiebe nicht verzichten wollen – und wie uns das Beispiel hier lehrt, gehört auch Fleischhauer zu besagten Schreibern. Mit einem Unterschied: Während seine konservativen Kollegen es meist beim Seitenhieb belassen (was auch nicht ok ist), instrumentalisiert Fleischhauer Westerwelles Homosexualität zu allem Überfluss.

Ich will es ganz klar sagen: In meinen Augen ist der Westerwelle ein Depp, aber das hat er nun wirklich nicht verdient! Ganz schlechter Stil!

Und überhaupt, was ist das denn bitte für ein Argument? Wo sind wir denn bitte hier? Wenn jemand schwul ist und Dünnsinn labert, dann kann ich mich doch nicht hinstellen und sagen: Der Mann labert Dünnsinn, aber man darf ihn deswegen nicht kritisieren, denn er ist ja schließlich schwul.

Westerwelle wird der Rollenerwartung nicht gerecht, die gerade in linken Vierteln an Homosexuelle gerichtet werden, das ist möglicherweise der tiefere Grund für die nahezu pathologische Abneigung, die ihm von dort entgegenschlägt.

Infolgedessen sind solche Sätze auch nichts anderes als blühender Unsinn! Hier geht es nicht um schwul oder nicht-schwul, hier geht es um gute Politik oder schlechte Politik.

Kommt da noch was? Nein, im Grunde nicht. Fleischhauer verliert noch ein paar nichtige Zeilen zur Rollenerwartung der „Linken“ an Homosexuelle (ebenfalls substanzlos) und dann ist schon Schluss. die Kolumne zu Ende.

Nun, ganz nüchtern betrachtet ist Herrn Fleischhauer eine Entlastung Westerwelles nicht gelungen. Das ist schon deshalb wenig verwunderlich, weil es von der inhaltlichen Warte betrachtet nichts gibt, was ihm zugute gehalten werden kann (und darin ist mithin auch der Grund für das derzeitige miserable Image der FDP im Algemeinen und von Herrn Westerwelle im Besonderen).

Aber auch für eine konservative Imagepflege genügt der Fleischhauersche Text nicht, das argumentative Eis ist dünn, brüchig. Auf der Seite des Faktischen findet keine Entlastung statt. Das Ding zündet nicht – nicht im Ansatz.

Ich frage mich nur, warum so etwas im Namen des Spiegels überhaupt den Weg an die Öffentlichkeit findet. Darf beim Spiegel eigentlich jeder alles schreiben? Diese paar substanzlosen Zeilchen hätte ich mir zwischen Feierabend und Abendbrot auch noch zusammengeklappert.

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