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Ein Blick auf die vergangene Woche….

Ich bin wieder mal nicht so recht zum Bloggen gekommen diese Woche. Aus Gründen. Und daher ein paar Gedanken über die bergange Woche im Schnelldurchlauf…

  • Endlich ist sie da, die neue Waschmaschine. Nachdem Amazon ganz offensichtlich auf gute Kunden scheißt uns Amazon so bitter im Stich gelassen hat, haben wir genau das Modell im Nürnberger Einzelhandel aufgetrieben, für das wir uns nach langer Recherche entschieden haben. Ein erstes Fazit: Es hat sich rentiert, genau diesem Modell „hinterherzufahren“. Diese Siemens-Waschmaschine ist auf der eine Seite gewöhnungsbedürftig, weil sie keine mechanischen Drucktasten hat, sondern ein Touch-Panel, alles andere aber vermag zu überzeugen. Zuerst einmal muss ich sagen, dass ich überrascht bin, wie leise sie ihren Dienst verrichtet. 1400 Umdrehungen zahlen sich dann aus, wenn die Wäsche hinterher in den Trockner soll – die Laufdauer desselben reduziert sich mit gut geschleuderter Wäsche erheblich. Und auch die Energiesparfunktionen sind echt gut. Wenn Diese Waschmaschine hält, hat sie sich rentiert.
  • Nicht zu fassen — die Terroranschläge in Norwegen. Der mutmaßliche Täter: Ein rechtsradikaler Fundi-Christ. Da kommt zusammen, was zusammen gehört. Es ist unglaublich. Die Berichterstattung – auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen – war mal wieder typisch. Irgendwo gibt es einen Terroranschlag und wer war es? Natürlich: der Moslem. Wenn ich bei den Öffis was zu melden hätte, würde ich diese ganzen „Terrorexperten“ rauskanten… Die Medienberichterstattung kotzt mich unglaublich an. Wenn der Täter ein „Islamist“ ist, dann wird von islamischem Terror gesprochen, wenn es ein verwirrter Anarcho war, dann hat man es mit „Linksterrorismus“ zu tun und wenn es ein rechtsradikaler Fundi-Christ war, dann immer her mit der Kategorie „verwirrter Einzeltäter“. Dafür zahlen wir Rundfunkgebühren? Aber genug des ÖRR-Bashings (auch wenn sie es verdient haben), n-tv und N24 waren natürlich keinen Deut besser.
  • Gestern eine Flasche des Lugana, I Frati 2008 aufgemacht – angemessen temperiert, versteht sich. Wir waren beide überrascht, wie flach der Wein war – auf den ersten Schluck. Nach etwa einer Stunde entwickelte der Wein eine gewisse Spritzigkeit, er wird etwas herber, immer noch etwas flach, aber schon deutlich besser. Heute haben wir die letzten zwei Gläser getrunken und der Lugana gefiel – aber gelernt haben wir auch, dass das Lagerpotenzial gänzlich erschöpft ist. Wer noch ein paar Flaschen davon hat, der trinke sie alsbald, die müssen nämlich weg. Und dennoch: Der Wein ist immer noch sehr harmonisch – und mit den 10 Euro, die so eine Flasche kostet, auch immer noch ein realistischer Deal, wenn auch ein leicht überlagerter. (Es handelt sich übrigens um ein stille Reserve der einstmals vermissten, dann aber wieder aufgefundenen Lieferung).
  • Weil das mit dem Lugana ja so nicht sein soll, hat Nadine gerade einen Rosa dei Frati 2008 entkorkt – ein ganz anderes Bild: Im Glas zieht er schöne Schlieren, in der Nase ein Hauch von Pfirsich, auf dem Gaumen Waldfrüchte. Die leichte Säure macht ihn ganz leicht spritzig, ein „runder“ Wein, sehr schön für ein abendliches Gläschen. Wir lernen: Der weiße muss demnächst weg, der Rosé darf bleiben.
  • Die Ammis counten gerade bis zur Staatspleite down. Sollte mich nicht wundern, wenn die Ratingagenturen deren Papiere auch bald auf „Ramsch“ setzen. Zählen wir mit: Ab heute noch zehn Tage. (Hoppla, Denkfehler: Die Ratingagenturen setzen die Ammi-Staatsanleihen natürlich nicht auf „Ramsch“, denn die sind ja selber Ammis – und wo kämen wir denn da hin, wenn… und außerdem gehört halb Ammiland ja eh den Chinesen und die werden die Papiere schon nicht verscheuern).
  • Ach ja, das neue Verbraucherportal… Lebensmittelklarheit schimpft sich das. Allein der an Sperrigkeit kaum zu überbietende Name lässt erschaudern. Und so wundert nicht, das auf der Seite die Informationen über die Verarsche der Lebensmittelmafia recht spärlich gesät sind. Dafür war am Dienstag die Site quasi Dauer-Down. Die Lobby der Chemiepanscher Lebensmittelgroßkonzerne entblödet sich dennoch, von einem „Internetpranger“ zu sprechen, nur weil der Verbraucher (auch so ein Scheißwort – ich bin kein Verbraucher, ich bin ein Mensch, ein Mensch, der erst mal was schafft und dann auch was verbraucht, ihr Pfeifen!!) da die offensichtlichsten Betrügereien zur Kontrolle einreichen kann. Eine Farce, das alles. Die „Abgespeist“-Kampagne von foodwatch halte ich für wesentlich effektiver. Gut, das Ding mit der Lebensmittelklarheit kann nicht schaden, den konkreten Nutzen der Site sehe ich aber auch (noch) nicht.
  • De mortuis nil nisi bene – daher schreibe ich auch nichts Näheres zum Ableben Leo Kirchs.
  • Der Bundesfinanzhof wies die Klage einer couragierten Rechtsanwältin gegen den Soli ab – die Anwältin will weiter klagen und die Experten™ rechnen ihr vor dem BVG sogar gute Chancen aus. Ich hätte ja nichts gegen den Soli, würde der tatsächlich für den Aufbau Ost™ verwendet. Weil er aber dazu verwendet wird, des Schäubles Hinterteil, welches bekanntermaßen ziemlich pleite ist, zu buttern, rufe ich der Frau Linderer ein wackeres „Waidmanns Heil!“ zu. Weitermachen!
  • Schaller hat die „moralische Verantwortung“ für die Tragödie bei der Duisburger Loveparade übernommen. Das ist – zynisch. Das nutzt den Hinterbliebenen nix. Sauerland ist auch immer noch im Amt. Es ist eine Schande. Widerlich! Heute jährt sich die Katastrophe von Duisburg.
  • Valerie war noch einer ihrer schlechteren Titel und dennoch ein Welthit. Nun ist Amy Winheouse im Alter von nur 27 verstorben. Winehouse referenzierte den Soul und Funk der 1960er Jahre, authentisch wie keine andere, ohne dabei zu übertreiben. Sie blies den Staub vom Soul und hob ihn um zu zeitgenössischem Jazz, ohne, dass dies künstlich modern oder gezwungen antiquiert wirkte. Wie keine zweite Musikerin schaffte sie so ein Kontinuum im Zwischenraum der  Musik der 1960er Jahre und unseren Tagen herzustellen. Sie war, verbunden mit ihrer charakteristischen Stimme und ihrem extrovertierten Auftreten eine gerne gehörte Unterhaltungskünstlerin. So wirkte sich auch als musikalisches Vorbild für Künstlerinnen wie Adele oder Duffy, denen ein so eigenständiger Stil jedoch nicht gelingen wollte. Ihr Lebenswandel war nun nicht engelsgleich, dass sie jedoch den harten Drogen und dem Alkohol so sehr verfallen war, dass sie zu Tode kam, konnte ich mir nicht vorstellen. Heute holte die Realität mich und viele ein – ihr öffentlich zur Schau gestellter Verfall war echt – und tödlich. Viele hofften auf ein Come Back, einen neuen musikalischen großen Wurf der Britin. Diese Hoffnung hat sich heute zerschlagen. Rest in peace.

Dinge: Waltham Telestar 4004

Hier nun wieder etwas aus der Kategorie „retro“ – Dinge, die ich mal hatte, die es heute nicht mehr gibt und die wohl auch niemand mehr so kaufen würde. Mitte der 1990er Jahre habe ich diesen nicht ganz uninteressanten kleinen „Reisefernseher“ geschenkt bekommen – einen Waltham Tele Star 4004.

Ende der 80er, Anfang der 90er gab es einen bemerkenswerten Trend: Jedes etwas größere Kaufhaus, das auf sich hielt, hatte einen kleinen Fernseher im Angebot, diese „Campingfernseher“ mit einer Bildschirmdiagonale, etwas größer als eine Zigarettenschachtel, natürlich schwarz/weiß, sind gemeint. Der Preis für diese Art Gerät schien standardisiert gewesen zu sein – sie kosteten 99,- DM, nie weniger und nur sehr selten mehr. Wozu diese Apparate wirklich gut waren, bleibt fraglich, denn wirklich mobil war man ob des etwas gewöhnungsbedürftigen Formats und des nicht ganz geringen Stomverbrauchs (der sich in der Regel mit Batterien nicht sinnvoll bestreiten ließ) mit diesen Fernsehern nicht und für den stationären Gebrauch war der Bildschirm einfach zu klein. Und dennoch gab es diese Dinger und irgendjemand muss diese Fernseher ja gekauft haben. Ich habe ihn – wie eingangs erwähnt – geschenkt bekommen und damals sogar hin und wieder benutzt, denn ganz mies war das Gerätchen nicht: Das Bild war überraschend scharf und die Empfangsleistung hinreichend gut.

Irgendwann aber (es mag vielleicht zwei Jahre gedauert haben) war dieser Fernseher hinüber – irgend ein Teil gab da seinen Geist auf und der Ton war kaum mehr verständlich. Ich habe mir viele Jahre später aus sentimentalen Gründen wieder so einen Fernseher gebraucht gekauft (für Pfennige!), auch der hielt nur ein paar Sendungen durch.

Damals habe ich das Ding aufgeschraubt, um zu sehen, ob es mit Hausmitteln zu reparieren sei und ich musste feststellen, dass sich im Inneren eine wahre Materialschlacht offenbarte: Mehrere Platinen, auf Scharnieren gelagert, ein gekapseltes Tunerteil und zahllose Potis zur Abstimmung fanden sich da neben einem ausreichend dimensionierten Trafo und zwei Lautsprechern an. Krass – für hundert Mark! Der Aufbau dieses Kastens war beeindruckend, immens aufwändig – aber technisch dennoch nicht so solide, denn diese Dinger rauchten ihren Besitzern immer wieder ab. Damals offenbarte sich beim Zerlegen der Schwarzweißkiste schon die Herkunft: „Made in USSR“ war auf einer Platine aufgedruckt, gebaut wurden diese Geräte in Leningrad, wie uns das Internet dieser Tage verrät.

Der Importeur dieses Kastens war eine Firma namens Waltham, der diese Ferneher zu Tausenden in die hiesigen Supermärkte brachte. Obschon bei genauerem Nachdenken so ein Fernseher (außer vielleicht für Trucker) gänzlich überflüssig war, sah man diesen doch immer wieder – in Jugend- und Gästezimmern, in den Regalen der Hobbykeller oder an Empfangstheken und in Pförtnerhäuschen – dort dienten sie wohl nicht als Überwachungskameramonitor sondern eher der Unterhaltung des Personals.

Heute ist – sofern man keinen analogen Kabelanschluss hat (und dann auch nur bedingt) mit dem Tele Star 4004 nichts mehr anzufangen. Diese Gattung tragbarer Schwarzweißfernseher ist komplett verschwunden. Heute hingegen gibt es tragbare DVB-T -Fernseher (von ähnlich zweifelhaftem Nutzen und witzigerweise kosten die um die 100,- Euro). Trotzdem vermisse ich die kleinen, nutzlosen Kästchen, man hatte die in den Farben Eierschale, rot und schwarz, manchmal. Es gibt kaum robuster und dennoch technisch trashiger gefertigte Geräte, die so nutzlos waren. Und so hübsch anzusehen.

Was ich an diesem Regenwetter gut leiden mag…

… sind nicht nur die moderaten Temperaturen sondern auch der herrliche Blick aus dem vierten Stock:

Diese Bilder für Euch zur freien Verfügung (public domain) und per Klick in Originalgöße (mache ich sonst nicht, aber weils so schön ist, trotz fieser Ladezeiten in voller Auflösung).

Über die Webcam sieht das auch nicht übel aus…

Regenwetter ist was tolles!

Waschmaschine bei Amazon bestellt. Eine Katastrophe!

Recht plötzlich und dennoch nicht ganz unerwartet quittierte unsere Constructa-Waschmaschine Ende letzter Woche ihren Dienst – nach sechs Jahren. Das ist nichts Besonderes, die Maschine war recht günstig, wurde häufig benutzt und eine 300-Euro-Waschmaschine hat nach sechs Jahren auch ihr Geld verdient. Nun rentiert es sich aber nach dieser Zeit nicht mehr, da eine größere Menge Geld hineinzureparieren und so war schnell der Entschluss gefasst, dass eine neue Maschine her muss – gerne auch eine bessere.

Als internetaffiner Mensch klappte ich also den Rechner auf und guckte mich nach einer neuen Maschine um, das Topmodell von Bosch (um die 800,-) hätte uns gut gefallen, da es aber nicht unterbaufähig war, fiel das leider schon mal raus. Eine Miele-Waschmaschine hätte ich persönlich gerne gekauft, allein die Vernunft hielt mich von einem 1200-Euro-Invest für eine Waschmaschine (!) ab. Und so fiel nach einigem Hin-und-Her die Wahl auf eine günstige, solide Maschine der Fa. Siemens mit dem wenig klangvollen Namen WM14E4G3. 479,- Euro kostet diese Maschine im stationären Nürnberger Einzelhandel, dann aber, so dachte ich ursprünglich, müsste ich das Ding irgendwie in den vierten Stock gebuckelt bekommen und die kaputte nicht nur das enge Stiegenhaus heruntertragen sondern auch noch irgendwie zum Wertstoffhof schaffen. Eine eher aufwändige Aktion, die ich mir gerne sparen möchte. Der Internetversender Amazon könnte mir aber helfen: Die besagte Waschmaschine kostet inklusive Lieferung zum Aufstellungsort 499,- Euro, die Altgeräteentsorgung gibts zum Aufpreis von 14,90 Euro. Diesen Mehrpreis zahle ich gerne dafür, dass ich mir nicht zum Gaudium der Nachbarschaft im Stiegenhaus schweißgebadet den Buckel krummhebe.

Die begehrte Maschine steht bei Amazon als in drei bis fünf Tagen lieferbar – ich stutze, greife zum Telefonhörer und rufe das Callcenter des Versender an. Es ist sonntags besetzt und ein freundlicher Mitarbeiter sagt mir, dass man noch neun Stück der WM14E4G3 am Lager hätte, ich solle die Maschine bestellen, ich dürfe damit rechnen, dass sie Mittwoch an eine Spedition übergeben werde und ich die Maschine dann am Freitag, den 15. Juli bekomme. Die Spedition rufe, so sagt der Mann im Callcenter, mich an, vereinbare einen genauen Liefertermin, ich möge einfach meine Handynummer angeben. Alles ganz einfach. Fein! Ich klicke mir die Waschmaschine. Und dazu klicke ich mir noch Montagematerial für den fachgerechten Unterbau. Am Sonntag, den 10. Juli, nachmittags.

Am Dienstag wird das Montagematerial geliefert. Ich warte auf den Anruf der Spedition oder eine Mail von Amazon. Vergeblich. Am Freitag, den 15. Juli, von Amazon oder der Spedition habe ich nichts gehört, fasse ich telefonisch nach – im Callcenter von Amazon. Die Dame, die meinen Anruf entgegennimmt, teilt mir mit, dass meine Waschmaschine noch nicht versendet wurde. Es sei noch nicht einmal ein Lager in deren System eingetragen, aus dem die Maschine versendet werden solle. Ich verstehe das nicht und hake nach, indem ich frage, wo denn nun die von mir bestellte Maschine wäre. Nachdem einigem Hin und Her – ich lasse nicht locker – sagt mir die Dame dann, dass sie nichts für mich tun könne, es gäbe auch keine Möglichkeit, irgendwas zu beschleunigen, ich müsse mich halt gedulden. Auf die Rückfrage, ob ich denn damit rechnen können, dass die Maschine heute (der letzte Termin, den Amazon für den Versand angab) versendet werde, sagte mir die Dame nur „Wohl eher nicht“. Damit war das Telefonat beendet.

Screenshot aus dem Amazon-Menü. Per Mail ist die Maschine bereits storniert, im Menü sieht man davon natürlich (noch) nichts. Ein Klick vergrößert das Bild.

Einige Minuten später erreicht mich eine e-Mail von Amazon:

Amazon.de grüßt Sie ganz herzlich,
Konnte ich Ihr Problem lösen?
Wenn ja, klicken Sie bitte hier:
<hier steht ein länglicher Link>
Wenn nein, klicken Sie bitte hier:
<hier steht ein länglicher Link>
Möchten Sie uns wegen eines anderen Anliegens kontaktieren oder haben Sie weitere Fragen, erreichen Sie uns über das Kontaktformular auf unseren Hilfe-Seiten: http://www.amazon.de/hilfe
Freundliche Grüße

<hier steht der Name der Sachbearbeiterin>

OK, wenn man mich direkt fragt, bekommt man eine direkte Antwort. Ich war natürlich nicht zufrieden, denn im Telefonat konnte mich die Callcenter-Mitarbeiterin nicht davon überzeugen, dass Amazon in der nun vergangenen knappen Woche irgendwas dafür getan hätte, dass ich die bestellte Waschmaschine bekomme. Ich beantworte die mir gestellten Fragen ehrlich und gründlich und das System muss wohl irgendwie verstanden haben, dass ich unzufrieden bin – ich kann einen Rückruf eintragen – was ich mache – und ich bekomme eine tatsächlich einen Rückruf vom Callcenter.

Barbara H. (Name geändert – die Dame kann ja nichts für Ihren Arbeitgeber) gibt sich redlich Mühe, meine Fragen zu beantworten. Die Antworten gefallen mir nicht, denn Frau H. eröffnet mir telefonisch, dass ich die bestellte Waschmaschine wohl eher nicht bekommen werde. Ich halte an dieser Stelle fest: Amazon lässt mich einen Artikel bestellen, den Sie gar nicht haben. Obschon ich vor der Bestellung telefonisch abgeklärt habe, ob es die Waschmaschine gibt und ob ich sie in einer realistischen Zeit geliefert bekomme, erfahre ich nun, dass ich wohl keine Waschmaschine bekomme. Ganz sicher könne das Frau H. nicht sagen, aber ich bekäme per Mail noch einmal darüber Bescheid.

Ich weiß nicht, was ich als Kunde falsch gemacht habe. Ich bestelle eine Waschmaschine, die in wenigen Tagen versandbereit sein soll. Ich kläre die Verfügbarkeit und einen möglichen Liefertermin vorab ab . Ich bestelle die Waschmaschine also nach Rücksprache und Zusicherung, dass sie vorhanden sei und schnell geliefert werde. Und dann tut Amazon was? Richtig: Amazon tut nichts, hält es auch nicht für nötig, irgendwie mal Bescheid zu geben, dass es Probleme gibt.

Die Mail von Frau H. kommt ein paar Minuten später, verbunden mit einem Anruf:

Guten Tag, Herr F.,

vielen Dank, dass Sie uns die Gelegenheit gegeben haben, über Ihr Feedback zu sprechen.

Es freut mich, dass wir Ihr Anliegen gemeinsam klären konnten.

Ihre Bestellung 028-XXXXXXX-XXXXXXX kann leider von uns nicht ausgeführt werden, da es keinen Lagerbestand mehr gibt.

Als Entschädigung würden wir Ihnen ein ähnliches Modell zum gleichen Preis wie die Waschmaschine aus der Bestellung anbieten.

Hier ein Beispiel für ein sehr ähnliches Modell, bei dem wir Ihnen preislich entgegen kommen, und den Preis an die von Ihnen bestellte Waschmaschine angleichen:
<hier nun ein länglicher Link zu einem Modell des gleichen Herstellers, aber technisch natürlich nicht so gut, wie das von mir bestellte – hätte um die 540,- Euro gekostet, wollen die mich verarschen??>

Weitere Modelle:
<hier nun ein Link zu anderen Siemens-Waschmaschinen, entweder deutlich lumpiger, wesentlich teurer oder nicht unterbaufähig – zwecklos, das>

Nun, mein Problem ist mitnichten gelöst, mein Anliegen auch nicht geklärt. Amazon bietet mir ein schlechteres Modell zum Preis des besseren an. Wenn das eine Problemlösung sein soll, dann weiß ich auch nicht. Die von mir ausgesuchte Waschmaschine unterscheidet sich von der mir ersatzweise angebotenen WM14E423 nicht nur im Design sondern auch im Verbrauch. Amazon ruft am 15. Juli den Preis von 541,37 Euro auf, ein direkter Mitbewerber bietet mir das Ding für 410,- Euro an.

Mal ein kleiner Preisvergleich. So also hätte meine „Entschädigung“ ausgesehen, na herzlichen Glückwunsch. Ein Klick vergrößert das Bild.

Also: Ich erhalte, nachdem Amazon meine Bestellung nicht ausführt und ich nicht nur eine Woche ohne Waschmaschine dasitze, sondern diese noch nicht mal bekomme zur Entschädigung eine niedrigwertigere Waschmaschine, die der Mitbewerb 131 Euro billiger anbietet. Und dafür habe ich mir einen Tag freigenommen und warte auf meine Waschmaschine. F**k!!

Tolle „Entschädigung“. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, schreibt Amazon noch:

Unser Ziel: das kundenfreundlichste Unternehmen der Welt zu sein. Ihr Feedback hilft uns dabei.

BWAHAHAHAHAHAHA!!! Unfassbar!! Einen Artikel anzubieten, den man nicht verfügbar hat und in vernünftiger Zeit auch nicht nachordern kann, dann einfach mal nichts tun und die Sache aussitzen, bis sich der Kunde meldet, dann die Bestellung einfach mal stornieren und dem sich beschwerenden Kunden nun einen weniger wertigeren Artikel nun zum gleichen Preis anzubieten ist für Amazon also kundenfreundlich. Das darf doch nicht wahr sein!!

Ich hätte Amazon gerne die Möglichkeit eingeräumt, sich zu der Sache zu äußern. Ich habe Frau H. gesagt, dass ich über diese Sache schreiben werde und sie gebeten, einen Kontakt zur Pressestelle herzustellen. Sie wollte sich darauf nicht einlassen und gab mir nur eine Funktions-E-Mailadresse. Dort habe ich hingeschrieben und um umgehenden Rückruf gebeten. Bis heute kam natürlich kein Rückruf, wen nimmt es Wunder. Ich werde das Gefühl nicht los, bei Amazon nur eine Nummer zu sein. Wenn Amazon nun schreibt, „Unser Ziel: das kundenfreundlichste Unternehmen der Welt zu sein“, so kann ich nur sagen, dass der Weg dahin aus meiner Sicht noch verdammt lang sein wird. Viel Glück dabei, allein, mir fehlt der Glaube!

1:0 für den Einzelhandel

Das eigentliche Problem ist natürlich nicht gelöst, die Lösung hat sich dank Amazon nur ordentlich verzögert: Wir brauchen eine neue Waschmaschine. Von Amazon nun gründlich geheilt, telefoniere ich mit einem Nürnberger Elektrofachmarkt, von unseren e-Commerce-Freunden auch gerne mit despektierlichem Unterton „sationärer Einzelhandel“ genannt. Den Siemens Waschvollautomat WM14E4GS bietet man mir für vorhin genannte 479,- Euro an, Anlieferung und Mitnahme nebst Entsorgung der alten Constructa soll knappe 30 Euro kosten. Die neue Waschmaschine kostet also unter dem Strich rückenschonende 509,- Euro und ist damit sogar noch ein paar Euro billiger als beim Internethändler. Hätte ich das eher gewusst, ich hätte bereits heute saubere Wäsche.

Update: Amazon hat sich gemeldet – leider haben sie mich nicht erreicht, denn ich war gerade in Langwasser und habe uns eine Waschmaschine gekauft (kein Shice jetzt). Und was ich noch dazu sagen muss: Sie (der Einzelhändler) hätten Sie am kommenden Montag sogar schon geliefert.

Update: Vorgestern erreichte mich von Amazon folgende Mail:

Guten Tag Herr F.,

Ich hätte gerne kurz mit Ihnen persönlich über Ihr Anliegen gesprochen. Leider konnte ich Sie unter der bei uns hinterlegten Telefonnummer XXXX / XXXXXXX nicht  erreichen. Aus diesem Grund wir ein Kollege Sie morgen nach 15 Uhr telefonisch kontaktieren.

Für Sie besteht bis dahin kein weiterer Handlungsbedarf!

Konnte ich Ihr Problem lösen?

<Link, Name einer Dame, mutmaßlich von der Pressestelle>

Und in der Tat: Gestern, pünktlich um Drei, rief eine Dame bei mir an. Die war aber nicht von der Pressestelle sondern vom hausinternen Callcenter. Stellt Euch das mal bitte vor: Da hat die Pressestelle (Verwechslung ausgeschlossen, habe mit einer offiziellen Mailadresse, die nicht dem Kundenkonto hinterlegt wurde die Pressestelle angeschrieben) entweder keinen Bock oder keine Zeit oder keine Geduld bis Montag und dann lässt sie mich vom Callcenter zurückrufen! Stellt Euch mal bitte vor, ihr wäret der Callcenter-Agent und bekämt so mirnichts dirnichts einfach mal Presseanfragen rübergeschoben?!? Die Dame vom Callcenter war natürlich heillos überfordert. Ich habe Sie gefragt, warum sie überhaupt anruft, so richtig wusste sie das auch nicht. Sie wollte wissen, warum ich denn mit dem Alternativangebot (s.o.) das man mir zur Entschädigung freundlicherweise und aus Kulanz anbot, denn nicht einverstanden sei. Ich musste mich am Riemen reißen, mehrmals tief durchschnaufen, damitt ich nicht ausraste. Und dann erklärte ich ihr das mit einem Vergleich:

Wenn ich ein Autohändler bin und sie sind meine Kundin …

… können Sie mir folgen?

Frau X: Ja.

Also, wenn ich ein Autohändler wäre und Sie wären also meine Kundin, und Sie hätten bei mir – ich karrikiere jertzt mal – eine Mercedes E-Klasse bestellt….

… und ich kann diese E-Klasse nicht liefern und sage Ihnen dann: Frau X. es tut mir leid, die E-Klasse, die sie kaufen wollten, die habe ich gar nicht, aber ich habe hier einen hübschen VW Golf, den kann ich Ihnen ausnahmsweise zum Preis der E-Klasse überlassen – aber nur ausnamsweise, denn normalerweise ist der vieeeel teurer. Also, wenn ich das zu Ihnen sagen würde, Frau X., wie kämen Sie sich dann vor?

Frau X: Vera–. (Schweigen)

Frau X. kann einem fast leid tun. Ich habe gefragt, welche ernsthaften Spielräume denn die Callcenter-Mitarbeiter bei Amazon hätten, darauf wollte Frau X aber nicht antworten. Sie bat mir an, die sache gerne „hochzueskalieren“ – ich ließ sie gewähren – nicht gerade beseelt von der Hoffnung, dass das was bringt. Sie hat die Sache dann aber zumindest ihrem Teamleiter angetragen, der schrieb mir eine Stunde später eine Mail:

Guten Tag, Herr F.,

ich möchte Sie nochmals für den Ablauf Ihrer Bestellung vielmals um Entschuldigung bitten. Der Vorfall tut mir sehr Leid!

Wie Sie Ihrer Bestellbestätigung entnehmen können, habe Sie die Waschmaschine in der Bestellung XXX-XXXXX-XXXXXX am 10. Juli 2011 getätigt. Leider hatten wir kurzfristig für diese Bestellung keinen Lagerbestand mehr. Es tut mir sehr Leid, dass Sie nicht automatisch über diese Situation informiert worden sind. Wir haben in der Zwischenzeit die Informationen auf der Webseite aktualisiert und die Maschine ist weiterhin aktuell nicht mehr Lieferbar.

Bitte beachten Sie, dass bei Lieferverspätungen eine Bestellung nicht automatisch storniert wird. Sie sollten im Normalfall über solche Verspätungen informiert werden und können dann selbst über das weitere Vorgehen entscheiden. Ich möchte Sie nochmals informieren, dass Ihre Bestellung aktuell storniert ist. Dies wurden auch am 15.07.2011 per E-Mail bestätigt.

Gerne hätten wir Ihnen, wie in der E-Mail von Frau H. beschrieben, eine alternative Waschmaschine zum gleichen Preis angeboten. Es tut mir sehr Leid, dass Ihnen dieses Angebot nicht zugesagt hat. <hier folgt dann der Pressekontakt – den ich aber nur bekommen habe, weil ich inzwischen die Amazon-Festnetznummer in München recherchiert bekommen habe und denen am Telefon gesagt habe, dass ich mich da halt hinwenden werde. Und dann folgen die üblichen Feedback-Links, die ich nicht mehr klicke, weil ich es satt habe…>

Der Teamleiter hats wieder nicht begriffen…

Ich gebe es auf. Heute habe ich mit einem befreundeten Anwalt telefoniert, der  mir sagte, dass man der Firma trotz von deren Seite nicht angenommenem Kaufvertrag schon allein mit dem UWG ans Zeug hätte flicken können – aber wofür? Das würde nichts ändern. Auch die Pressestelle rufe ich nicht mehr an, es hat ja keinen Sinn. Ich spare mir weitere Lebenszeitverschwendung mit Amazon. Was aber bleibt?

Lesson learned:

Ich werde nie wieder ein Großelektrogerät bei Amazon kaufen. Überhaupt werde ich nichts mehr bei Amazon kaufen, was ich zeitnah brauche. Ob ich überhaupt noch mal was bei Amazon kaufe, ist fraglich.

Kopfhörer: t.bone HD660 – einen Haufen Bass fürs Geld

Dieser Tage ging mein bevorzugt mobil benutzter Kopfhörer kaputt (es war ein wesc bongo, und zwar der hier, klang scheiße, sah aber gut aus) und es musste ganz schnell günstiger Interims-Ersatz her. Gefunden habe ich diesen beim Musikhaus Thomann in Form eines t.bone HD660, einem Kopfhörer für den derzeit knappe zehn Euro aufgerufen werden. Für einen Zehner kann man nicht viel erwarten – und dennoch: Der besagte HD660 birgt Überraschungen.

Geliefert wird ein ohraufliegender Bügelkopfhörer im Retro-Design, der von der Verarbeitung her sehr wertig ausfällt: Zuerst erwähnen muss ich das textilummantelte Kabel, das zusätzlich noch einen Lautstärkeregler mitbringt. Ich war ob dieses Regler erst etwas befremdet – aber er ist richtig praktisch. Wie lange sowas hält, wird die Zeit zeigen. Unter dem Stahlband befindet sich das Kopfband, dieses ist großzügig breit und bequem. Die eher kleinen Ohrmuscheln liegen absolut parallel. Man ist heute ja eher angewinkelte Kopfhörer gewohnt, ich habe bei diesen Kopfhörern keine Probleme mit dem Tragekomfort, man liest aber auch anderes. Die Verarbeitung ist für den geforderten Zehner absolut super. Der Tragekomfort ist aus meiner Perspektive ok – aber es gibt hier auch andere Stimmen.

Und der Klang? Nun, das ist etwas anderes. Ich will noch nicht einmal sagen, dass der Klang schlecht ist, natürlich ist er aber auch nicht. Er ist vor allem eines: Basslastig. Als ich den Kopfhörer zum ersten mal hörte, war ich ob des kräftigen, aber wenig akzentuierten Basses etwas überrascht. Leider kommen die Mitten und Höhen – besonders aber die Mitten deutlich zu kurz. Das druckvolle (aber nicht allzu agile) Klangbild kann mit der „richtigen Mucke“ schon Spaß machen, Klassik geht auf dem t.bone HD660 ebenso unter wie Jazz. Und auch die Sprachwiedergabe leidet unter der Überzeichnung der Tiefen.

Andererseits muss ich feststellen, dass der Kopfhörer mit der typischen Impedanz von 32 Ohm schon bei sehr niedrigem Eingangssignal gut anspricht und erstaunlich pegelfest ist. Das brauchen alle Apple-Jünger nun nicht, deren Ausgabebuchse ist ja per se etwas schwachbrüstig, alle anderen, die mal richtig aufdrehen wollen, dürfte es allerdings freuen.

Was also ist von der Zehn-Euro-Nummer zu halten? Für Unterwegs haben wir hier einen fürs Geld reichlich ordentlich verarbeiteten Kopfhörer – am Sound hapert es ob der doch recht groben Abstimmung. Wer gerne eine Bassorgie fährt, hat Spaß mit dem Hörer, so richtig sauber ist die Abstimmung aber nicht. Und: Der Kopfhörer hat ein richtig nettes Retro-Design. Für einen Zehner kann man nicht viel falsch machen.

MiniDisc wird eingestellt

Mit zwei heute toten Digitalformaten habe ich ausführlich gearbeitet: Mit DCC (vielleicht schreibe ich darüber man wann anders) und mit MiniDisc. MiniDisc gabs seit 1991 (circa), in die Hände gefallen ist es mir um das Jahr 1998 und ich hatte Spaß mit dem Ding. Kleiner als ein Discman waren die portablen Recorder (den hier hatte ich lange) und man konnte prima unterwegs aufnehmen und mit entsprechenden Mikros auch toll bootleggen. MD war Ende der 90er ziemlich ausgereift und die Qualität war ebenso prima. Ich kannte einen Haufen Leute, die mit MD gearbeitet haben. Und dann kam mp3.

Mei, was für Zeiten. Hausmusik und Housemusik waren auf den kleinen, erstaunlich robusten Discs. Man konnte die Titelnamen editieren, Tracks schneiden, einzelne Tracks löschen… Aber wehe, die Batterie war leer, bevor man die Aufnahme stoppen und der MD-Rekorder die table of content schreiben konnte – dann war die Aufnahme im Arsch.

Heute habe ich auf twitter gelesen, dass Sony die MiniDisc nach zwanzig Jahren einstellt. Zwanzig Jahre! F**k! Ich werde alt. Goodby, Minidisc (ich habe Dich zwar seit zehn Jahren nicht mehr gesehen, aber eine coole Sau warst Du damals!).

scratchen.

Ja, scratchen. Das ist auch der Grund, warum ich die Katzen beim Plattenhören auf Abstand halte.

Aus dem Inneren von Google+

Es hat ja so kommen müssen, aber auf dem Schirm hatte ich es nicht und nun ist es – quasi aus dem Nichts – da: Google+. Dabei gab es doch schon deutliche Zeichen: Der schwarze Balken in Google, der „+1“-Button oder gar das immer wieder als Gerücht existierende „Google Games“ – und nun ist es also da: Google+,  eine Melange aus twitter, Facebook und Skype.

Natürlich war ich gespannt. Und dann bin ich mal einen Invite schnorren gegangen. Und dann hab ich was Schlimmes getan, nämlich mir eine Googlemail-Adresse geklickt. Und dann – war ich drin. Und ich war überrascht. Sehr positiv sogar.

Google ist etwas gelungen, was Facebook trotz enormer Geldmittel bis heute nicht geschafft hat: Google+ integriert die Erfolgskonzepte von twitter, Facebook und Skype schnell, technisch ausgereift und für jeden intuitiv verstehbar in ein eine Plattform und schafft damit nicht nur ein Quantensprung im Bereich des sozialen Networkings sondern auch ein reales wirtschaftliches Bedrohungszenarios für den derzeitigen Platzhirschen. Und weist mindestens ein neues Feature auf: Circles.

Circles erlaubt eine intuitive Zuordnung von anderen Nutzern in Nutzerkreise – so kann man – ohne dass das Gegenüber dies präzise einsehen kann – zwischen Freunden, Bekannten, Familienmitgliedern oder Arbeitskollegen und gar dem Chef differenzieren und bestimmte Inhalte mit bestimmten Nutzergruppen exklusiv teilen. Über Listen wäre das in Facebook zwar theoretisch auch möglich, aber in Facebook tut das niemand – weil es schwierig konfigurierbar ist, oft nicht verstanden wird und vom hands-on-feeling einfach nur nervt. Circles könnte ein echtes Highlight und der USP von Google+ werden: Jeder kapiert auf Anhieb, wie das funktioniert, der Chef oder der Recruiter bleibt schön draußen und Vertrauliches bleibt vertraulich.

Das nächste Feature: Hangout. Das ist ein Videochat für bis zu 10 Personen. Im SN integriert – und macht damit Skype überflüssig. Einen Textchat gibts natürlich auch, Bilder lassen sich teilen und ein konfiguriertes Sparks schlägt einem News zu seinen Interessen vor – diese News lassen sich by click teilen – mit wem man sie eben teilen möchte.

Nun ist es so, dass Google nicht nur die coolen Sachen der sozialen Software implementiert hat, die ätzenden Sachen haben sie gleich weggelassen: Nervende facebook – Anfragen gehören der Vergangenheit an (jeder kann mir folgen, aber ich entscheide, ob und was der Folger zu Gesicht bekommt, wenn ich sie oder ihn zu entsprechenden Circles zuordne oder das sein lasse). Auch ein permanent klingelndes Skype , in dem Missichicky23 permanent mit mir chatten will, ist passé – wenn ich mich in Hangouts einklinke, kann ich „angerufen“ werden, wenn nicht, dann nicht. Sehr chic, das.

Und noch ein wesentlicher Unterschied zu Facebook besteht: Google+ skaliert. Facebook ist nervend langsam. Google+ sieht gut aus, Facebook sieht alt und langweilig aus. Google+ geht intuitiv, Facebook ist ein Moloch mehr oder weniger sinnvoller Einstellungen, die konfiguriert werden wollen, weil die default-Settings ein Datenschutzdesaster sind. Kurz und gut: Google+ hat Facebook in puncto smoothness und coolness aus dem Stand deklassiert. Setzen, Zuckerberg, sechs.

Zuerst einmal muss man folgendes sagen: Google+ macht derzeit noch Spaß. Das invitation only-System hilft, dass zuerst einmal tendenziell eher netzaffine Leute dort sind – und damit macht das „folgen“ Spaß, man hat eigentlich keinen Dünnsinn im Stream. Anders ausgedrückt: Es ist nett, nicht von Greti und Pleti umgeben zu sein. Das sich das ändern wird, ist auch irgendwie klar. Aber jetzt ist es halt noch nett dort.

Und weil man – wie auf Twitter – interessanten Leuten einfach nur folgen kann, halte ich es für möglich, dass das auch so bleibt. Derzeit – noch wenige Nutzer sind aktiv – fragt man sich aber manchmal schon, was man dort eigentlich verloren hat. Twitter ist also derzeit noch nicht obsolet geworden.

Warum aber überhaupt Google+, wenn doch Facebook angebliche 700 Millionen Nutzer hat? Weil viele dieser Nutzer mit Facebook nicht zufrieden sind. Facebook wird als, um es mit Holger Klein zu sagen, übergriffig erlebt, ständig greifen Änderungen zu Ungunsten des Datenschutzes der Nutzer, die dann von diesen manuell wieder geoutoptet werden müssen. Facebook ist langsam – und wenig intuitiv. Das wohl wichtigste: Facebook ist unsympathisch. Man will Facebook seine Daten nicht anvertrauen, man geht das als „faulen“ Kompromiss nur ein. Und: Ich kenne in der Tat niemanden, der den möglichen Gründer, Mark Zuckerberg sympathisch findet – im Gegenteil: Wenn Menschen frei sprechen können und das Gespräch auf Zuckerberg kommt, entlädt sich oft ein Schwall Antipathie. Dafür, dass er hässlich ist, kann er nichts, so hört man, aber sein arrogantes öffentliches Auftreten ekelt viele. Zuckerberg selbst dürfte das größte Hemmnis Facebooks sein. Und nun kommt Google. Von Datenskandalen halbwegs frei (man sehe von Streetview mal ab) launcht man einen innovativen Dienst nach dem anderen – wer seine Mails nicht selbst hosten kann (was übrigens schlau ist), findet kaum was Besseres als Googlemail. Google ist alles, was Facebook nicht ist: Innovativ, sexy, performant und unaufdringlich.

Über all dem Hype darf man aber eines nicht vergessen: Google ist Google und damit eine der großen Datensammler. Nur dass ein Produkt conivienient ist, bedeutet noch lange nicht, dass es aus datenschutzkritischer Perspektive auch passt. Und bei Google+ liegt zumindest der Verdacht nahe, dass es hier in Zukunft noch zu Schwierigkeiten kommen kann. Google kennt mit der Nutzung von Google+ nämlich nicht nur die Suchgewohnheiten der Nutzer und dank Analytics auch die Surfgewohnheiten, sondern kann sich nun auch ein gutes Bild über die Beziehungen der Nutzer untereinander, deren Intensität und deren Qualität machen. Das Warnen hiervor kommt bei den euphorischen Betrachtungen Google+ oft zu kurz. Die Zeit wird zeigen, wie sich das entwickelt – ohne ein Grummeln im Bauch benutze ich Google+ allerdings nicht.

myspace geht zum „Schnäppchenpreis“ über den Ladentisch

Wenn ich über soziale Netzwerke wie Orkut oder myspace schreibe, komme ich mir immer ein bisschen vor wie ein Veteran, der über alte Zeiten berichtet. Ungeachtet dessen gibt es diese Netzwerke und gerade in der Subkultur lebt myspace – nur eben „schlechter“ als prognostiziert. Und so ist es zu einem wirklich interessanten Deal gekommen: Rupert Murdochs News Corp bekommt gemunkelte 35 Millionen Dollar dafür, hatte weiland aber 580 Millionen Dollar dafür bezahlt. Neuer Besitzer ist die US-amerikanische Werbeagentur Specific Media.

Um das Jahr 2006 herum war myspace das, was facebook heute ist, das größte softwarebasierte soziale Netzwerk. Dann kamen facebook (und andere) und zogen die Nutzer weg – myspace bot ein Lehrstück, was passiert, wenn der lock in der User nicht gelingt. Weiterhin könnte man das ganze als eine Notbremsung betrachten – als, wie auf tagesschau.de zu lesen ist, gigantisches Verlustgeschäft:

Damit hätte Murdoch jede Menge Geld verbrannt: Er hatte MySpace 2005 für damals 580 Millionen Dollar geschluckt und investierte noch stark in die Weiterentwicklung des Netzwerkes.

Aber ist das wirklich so? Gut, Murdoch hat das Dingens verdammt teuer eingekauft – aber er hatte nicht nur theoretisch die Chance auf satte Gewinne. So steht in der Wiki zu lesen:

Im August 2006 wurde eine Kooperation mit Google vereinbart, die vorsieht, dass die Google-Suche sowie Google AdSense in MySpace integriert wird. MySpace erhielt dafür zwischen 2007 und 2010 mindestens 900 Millionen Dollar.

Das sind verdammte dreihundert Millionen Dollar pro Jahr (!!) nur aus dem Google-Deal! Damit hat sich die Akquisition von myspace locker für News Corp. amortisiert, es sei denn, man hat anderweitig enorme Summen mit dem Ding verbrannt (und das muss wohl der Fall sein, den wenn myspace dennoch Verluste schrieb und jetzt für einen Bruchteil des Kaufpreises verhökert wird??).

Und: Wenn myspace wirklich so am Hund ist, was will dann Specific Media damit? Geld machen und das tun, was auf myspace schon immer getan wird, Bandseiten klicken lassen und ein interessantes Netzwerk für Musikliebhaber und Künstler weiterbetreiben. Und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die investierte Kohle verdammt schnell wieder reinbekommen. Damit das auch klappt, holt man sich einen „Zieher“ an Bord: Justin Timberlake.

As part of the deal, Emmy and Grammy winning artist Justin Timberlake will also take an ownership stake and play a major role in developing the creative direction and strategy for the company moving forward. Specific Media and Timberlake plan to unveil their vision for the site in an exclusive press conference later this summer. (Quelle: Pressemitteilung)

Ei guck. So sieht also der Sanierungsplan aus. Gar nicht so doof – und möglicherweise tut das myspace gut, denn welche großen Musikcommunities gibt es schon? Apples Ping würde mir da einfallen, aber so richtig die Welt geht dort auch nicht.

Das Interessante an der Sache aber ist, dass man angesichts dieses Deals schon die Frage stellen muss, ob wir nun eine neue Internet-Blase bekommen und o ein erstes Ding damit geplatzt ist. Man erinnere sich an die sog. „New Economy“ – von der nur ein Haufen Asche ob des verbrannten Geldes übrig blieb. Nun, sowas kann sich wiederhlen – man stelle sich nur vor, was passiert, wenn nun Facebook-Jünger auf Pilgerschaft zu Google Plus gehen. Auch Holtzbrinck hat sich mit seinem StudiVZ-Deal keinen Gefallen getan… Es gilt also, besonders, wenn man investieren will, abzuwarten und vorsichtig zu sein.

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