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Wochenrückblick KW 41/42 2022

Wochenrückblick. Auch wenn er immer noch zu unregelmäßig kommt, kommt er allemal regelmäßiger als früher. Urlaub war halt einfach geiler als bloggen, ich bitte um Verständnis.

  • Sebastian Kurz gründet irgendwas. Ist mir auch bums. Seit der „Augustus Intelligence“-CDU-Kindergarten-Amthor-Nummer ist eh jedem klar, dass das eigentlich nur eine Geldverbrennungsmaschine für gescheiterte Jungkonserven ist. Diese ganze Startup-Szene war immer irgendwie reichlich trashig, rausgekommen ist da über all die Jahre nie was substanzielles. Mich nimmt dennoch Wunder, dass es Leute gibt, die Kurz Geld zur Verfügung stellen. Diesem Gelaffen würde ich keine zehn Schilling anvertrauen.
  • DVB-I. Nun gut, warten wir es ab. So sehr ich allen terrestrischen Übertragungswegen offenstehe – im Sinne einer vernünftigen Grundversorgung – so skeptisch betrachte ich diesen Anlauf. Bis der neue Standard ausgerollt ist, gibt es wohl echte und günstige Datenflats per Mobilfunk und dann macht man das alles über IP auf Basis der vorhandenen Hardware.
  • Ways to destroy a sunflower.
  • Fefe erklärts mal wieder so, dass selbst ich das verstehe. Hier der Background bei heise.
  • Weil gerade das Vehicle2Grid-Ding (Paywall) kurz vor dem Roll-Out steht und wir nun endlich einen wichtigen Schritt hin zu einem intelligenten Energiesystem weiter sind, fällt mir folgende Geschichte ein: Ich hatte mal im Nürnberger Gewerkschaftshaus ein Büro neben dem Büro eines Kollegen, der seinerzeit für ein Projekt an der TH gearbeitet hat und bis heute im Forschungsbereich für Power Electronics unterwegs ist. Der hat 2004 bereits dieses Vehicle2Grid, dass da jetzt gerade losgeht, komplett (also auch in entscheidenden Details) vorgedacht. Wir haben uns immer in aufrichtigem und angelegentlichen Interesse über unsere Projekte ausgetauscht. Als er mir die Idee mit den in Autos über das Land verteilten Batteriespeichern zur Pufferung von (ggf. auch lokalen) Peaks bei der Erzeugung erneuerbarer Energien präsentierte, flüsterte ich, um ihn ein wenig zu provozieren, zu: „Ich ´abe gar kein Auto!“. „Kein Problem“, meinte er, und zog den Entwurf einer neuartigen Gefriertruhe aus der Schublade (eine Arbeit seiner Studenten), die sich auf den ersten Blick von einer normalen Gefriertruhe nur in einem winzigen Punkt unterschied: Sie hatte eine Ethernet-Buchse. Er erklärte mir, dass diese Tiefkühltruhe im Wesentlichen nur besonders gut gedämmt sei und über die Ethernetbuchse einen nur wenige Byte großen Steuerimpuls verarbeiten könne, mit dem das Gerät zu Stromspitzenzeiten herunterkühlt und diese Kühlenergie dann auch bis zu 72 Stunden halten könne. Nach der Motivation des Endverbrauchers gefragt, sich so eine Gefriertruhe anzuschaffen , schilderte er, dass ein solches Gerät, in Serie hergestellt, kaum teurer als eine gewöhnliche Gefriertruhe sei, dem Kunden aber nicht nur durch die bessere Dämmung Geld sparen könne. Würde der Strompreis variabel gestaltet (also dann billiger, wenn viel Strom im Netz sei, teurer, wenn wenig Strom zur Verfügung stehe) böten sich zusätzliche Anreize zum Speichern „billiger“, überständiger Energie in Betrieben und Privathaushalten. Es ist eine Schande, dass das bis heute nicht funktioniert. Daraus können übrigens auch sehr schlichte Zeitgenossen lernen, dass das Geschwätz vom sich selbst regulierenden Markt vor allem eines ist: Eine Lüge. In der „Anstalt“ der letzten Woche wird das übrigens sehr plastisch dargestellt – auch, wie der „Markt“ dank „Merit Order“ echte Selbstregulierung im Sinne der Sicherung der Profite einiger weniger zu verhindern weiß. Mein Fazit ist eigentlich ganz einfach: Die Konzepte, die wir gegenwärtig zur Lösung der Energie- und Klimakrise benötigen, existieren – selbst in technischen Details – seit mindestens zwanzig Jahren. Und im Großen und Ganzen wissen wir um die Mechanismen und Auswege seit mindestens fünfzig Jahren. Nur unser ach so überlegenes „Wirtschafts“-„System“ in seiner ideologisch versteiften Trägheit und seine grundständige Ausrichtung auf die einzig und alleinige Wahrung der Partikularinteressen einer Besitzenden-Elite treibt uns in die Misere.
  • Es wird keine neuen Brennstäbe geben. Ein Schauspiel für die Götter, den Konserven beim flippen zuzusehen.
  • Hierzu eine knappe und übersichtliche Analyse. Die teile ich aber in einem Punkt nicht: Wie lange die AKWs im sog. „Streckbetrieb“ weiterbetrieben werden, scheint mir nicht ausschlaggebend zu sein. Die Grünen mussten die Emsland-Kröte schlucken, aber es ist eine kleine Kröte. Die FDP allerdings bekommt keine Neuen Brennstäbe – sie ist die krachende Verliererin, auch wenn sie es nicht zugeben mag. Macht aber auch nichts, Lindner und seine Dummbeutel-Entourage FDP-Fraktion hat uns lange genug terrorisiert. Ohne neue Brennstäbe kein Weiterbetrieb der AKWs über 2023 hinaus – Gottseidank!!
  • Russland gehen die Mikrochips aus: 40 Prozent der Schwarzmarktware sind Schrott.
  • Knaller! Truss ist weg. Nach sechs Wochen. Das hat den Aufwand wirklich nicht rentiert. „Prime Minister Liz Truss has finally resigned in a glorious victory for the Daily Star’s lettuce“.
  • Okay, der Evangelische Kirchentag ist by far nicht die erste Veranstaltung, für die ich Tickets im Vorverkauf erwerben würde, aber wenn er schon mal (2023) in der eigenen Stadt ist – warum nicht hingehen?
  • Mateschitz ist tot. Bei aller „Trauer“ darf nicht vergessen werden, das er ein Steigbügelhalter der Rechten war. Und seine ungesunden Brausen sind auch völlig verzichtbar.
  • Nürnberg muss – nicht nur wegen des gigantischen Schuldenbergs, auf dem die Kommune sitzt, sparen. Und wo setzt man den Rotstift am liebsten an? Freilich: Bei der Kultur (Paywall). Etwas besseres ist dem Kämmerer nicht eingefallen?

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