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Wochenrückblick KW 27 und 28 2023

Und mal wieder mein kleiner, rein subjektiver Wochenrückblick.

  • Was mir in den letzten zwei Monaten immer wieder auffiel: Die Springerpresse hetzt quasi im Wochenrhythmus gegen den Atomausstieg (übrigens ein völlig nutzloses Unterfangen, weil der bereits vollzogen und technisch und gesellschaftlich unumkehrbar ist), indem sie behauptet, wir wären nun von Stromimporten abhängig, was wiederum daran festgemacht wird, dass von Zeit zu Zeit tatsächlich Strom importiert wird. Freilich importieren wir Strom, das ist ja auch nachvollziehbar, denn es gibt keinen plausiblen Grund, in Deutschland teuer Kohle zu verstromen, wenn man billigen Windkraftstrom aus Dänemark und den Niederlanden importieren kann. Spannend weiterhin: Im ersten Quartal 2023 (also in den Wintermonaten) wurden zwar rd. 12 Milliarden Kilowattstunden Strom importiert, allerdings auch 21 Mrd. kWh exportiert. Das ganze bei über 10 Prozent weniger Strom aus konventionellen Energien im Vergleichszeitraum des Vorjahres. In diese Statistik zählen zwar noch die letzten drei verbliebenen AKWs, die inzwischen abgeschaltet sind, ihr Anteil an der Gesamtstromerzeugung war aber mit vier Prozent nur marginal (und damit z.B. geringer als die 5 Prozent Stromgewinnung mit Biogas – scheißende Kühe toppen Atomkraft, auch irgendwie nice, oder?). Quelle.
  • Ich habe jetzt mal dieses pluto.tv, den kostenlosen Dienst von Paramount, ausprobiert. Über 100 Sender, die meisten davon brauche ich nicht, aber es gibt auch wirklich coole Sachen dort, wie zum Beispiel South Park, diverse Serien-Streams und Ähnliches. Gestern lief auf einem dieser Main-Filmkanäle The Crow, das ist für mich als Kind der 90er natürlich genial. Und dann einen „Best Of Beat-Club„-Kanal, MTV Rock, einen Sender, der nur Dittsche bringt – und natürlich South Park. Anmeldefrei, oft in 720p, was echt okay ist. Das Einzige, was ich wirklich zu bemängeln habe, ist, dass mir weder im Browser noch in der App eine vernünftige Programmvorschau über mehrere Tage gelingt. Wer da eine Lösung hat, schreibt sie mir gerne in die Kommentare…
  • Diese Meldung aus Thüringen hat mich schockiert, obschon sie erwartbar war: Deutsche Kunden werden bei der Kahlaer Tafel vor ukrainischen Flüchtlingen bevorzugt. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll… Zuerst einmal ist es eine Schande, eine himmelschreiende Schande, dass in einem der wohlhabendsten Länder der Erde für Bedürftige nicht einmal genügend abgelaufene, unverkäufliche Lebensmittel zur Verfügung stehen. Wen nimmt da Wunder, dass der Verteilungskampf beginnt? Im Bund steht die AfD in den Umfragen auf 20 Prozent, in Thüringen auf gute dreißig. Wen nimmt da Wunder, dass die Verteilungsprioritäten nach rassistischen Gesichtspunkten gesetzt werden? Wir befinden uns in Deutschland in einer außerordentlich kritischen Phase – jetzt muss, allen Kosten zum Trotz, radikal von oben nach unten umverteilt werden, wenn wir nicht in den nächsten Monaten den Vorabend des Faschismus erleben wollen. Vielleicht sind wir aber auch schon über diesen Punkt hinausgegangen.
  • Besonders ans Herz legen darf ich Euch diesen Thread zum Thema „assistierter Suizid“, in dem auf die Zeitgleichheit zwischen der legalen Möglichkeit des assistierten Suizids, der Krise im Gesundheitssystem, dem Sozialabbau und den Folgen der Coronapandemie hingewiesen wird. Lesens- und bedenkenswert!
  • Zu dieser Elterngeldsache muss ich noch mal ein paar Worte verlieren – einfach, weil es so treffend, so entlarvend illustriert, was in diesem Land schiefläuft: Während Elterngeld gegenwärtig erst dann nicht an Paare gezahlt werden, die über 300.000 Euro Jahreseinkommen (das sind wirklich reiche Leute, da gibts kein Vertun) verfügen, also auch die Paare mit einem Jahreseinkommen von 299,999 Euro (vulgo Millionäre, die darf man nicht subventionieren, die und ihr Vermögen muss man maximal besteuern), bekommt eine Familie, die Opfer von Hartz IV Bürgergeld ist – NICHTS. Denn hier wird das Elterngeld als Einkommen gewertet und vom „Regelsatz“ abgezogen. Arme Familien, arme Alleinerziehende bekommen kein Kindergeld. Und wir diskutieren ernsthaft, ob man das Elterngeld Paaren mit 150.000 Euro Jahreseinkommen nicht ausbezahlen sollte? Srsly? Man musste nicht lange warten, die Partei der Besserverdienenden FDP heult natürlich laut auf, will diese Pläne hintertreiben. Mit politischer Rückendeckung wollen sich die Reichen und Superreichen, die den Hals noch nie voll bekommen haben, weiterhin ungebremst an den Geldern vergreifen, die bei den Armen so viel besser, so viel sinnvoller angelegt wären. Anders kann man das nicht sagen.
  • Zwischenzeitlich gibt es auch (für mich bestens nachvollziehbare) Stimmen, die das Elterngeldding als Nebelkerze bezeichnen, die gezündet wird, um von einem im Kern noch viel größeren Skandal abzulenken: Lindner will (das kommt in diesem Artikel leider nur am Rande vor) die Kindergrundsicherung mit allen Mitteln verhindern, schickt seinen Generalsekretär vor. Neben der Partei der sozialen Kälte FDP positioniert sich auch die bayerische Korruptionspartei CSU gegen die Kindergrundsicherung. Dieses Geeier um die Kindergrundsicherung ist, das muss so klar gesagt sein, eine Schande.
  • Gargamel.
  • Am Wochenende war in Nürnberg wieder das Norisring-Rennen. Ich bin nun kein erklärter Feind des Motorsports, aber ein Rennen inmitten einer Großstadt fahren zu lassen, scheint mir dann doch arg aus der Zeit gefallen. Selbst in der Nürnberger Nordstadt ist der Lärm der Motoren zu hören, ich habe einige Jahre in unmittelbarer Nähe der Rennstrecke gearbeitet und man kann es nicht anders sagen: Den Lärm und Gestank des Norisrings darf kein vernunftbegabter Mensch den Bürgern einer Stadt zumuten. Ausgewiesene Rennrundkurse gibt es in Deutschland genug. Und so ist freilich dieses Rennen auch Schauplatz einer Protestaktion der Letzten Generation geworden, man hätte ja darauf wetten können.

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