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Chronik des Scheiterns: Die faherlose, vollautomatische U-Bahn (U3) in Nürnberg

Über die vollautomatische und fahrerlose U-Bahn U3, von den Marketingleuten der Verkehrsaktiengesellschaft Nürnberg auch als „RUBIN“ bezeichnet (nur: Außer den Marketingfuzzies der VAG nennt die so niemand) habe ich schon einiges geschrieben. Es gab auch viel zu schreiben, denn diese U-Bahn, so hat man das Gefühl, steht mehr, als sie fährt.

Am heutigen Montag waren die technischen Probleme der automatischen U-Bahnzüge allerdings so massiv, dass das massive Versagen der Technik und im Besonderen der VAG nicht mehr zu verbergen war. Ich gehe aber noch weiter und sage: Da diese U-Bahn so unglaublich viele Fehler aufweist und man nicht mehr davon sprechen kann, dass sie funktioniert, behaupte ich: Die vollautomatische, fahrerlose U-Bahn Nürnbergs der VAG, genannt „RUBIN“, ist gescheitert.

Und leider bekleckern sich in dieser Angelegenheit auch die Nürnberger Nachrichten bei der Berichterstattung nicht mit Ruhm. Der Artikel „Zwei U-Bahnlinien verspäten sich – zur Sicherheit„, heute auf den Webseiten der NN um 15.30 Uhr veröffentlicht, stimmt leider mit keiner Silbe, denn die technischen Probleme waren um 15.33 Uhr noch längst nicht behoben – sie begannen zu diesem Zeitpunkt erst.

Um etwa 16 Uhr, bis weit nach 18 Uhr ging auf den Linien U2 und U3 nichts mehr. Laut Lautsprecherdurchsage auf den Bahnhöfen sollte das Problem der U-Bahn „schnellstmöglich“ behoben werden – doch leider haben es die VAGler nicht geschafft, ihre Bahn fit zu machen. Für drei U-Bahnstationen brauchte die U2 auf der Strecke von Herrnhütte bis zum Rennweg 30 Minuten (sic!) – und retour brauchte der Zug ebenfalls 25 Minuten. Es funktionierte nichts mehr, die VAG erachtete es, trotz des über Stunden fortdauernden Problems, auch nicht für nötig, behelfsweise Busse einzusetzen. Und das mitten im Berufsverkehr.

Dieses Bild kann nicht angemessen illustrieren, wie überfüllt die Waggons waren – es passte aber wirklich nicht ein einziger Fahrgast mehr in den Waggon. Diese Situation war heute in der Nürnberger U-Bahn ein gewohntes Bild.

Von Station zu Station machten die U-Bahnen auf der Linie U2 und U3 jeweils zehn bis fünfundzwanzig Minuten Pause. Wer auf die VAG verzichtete, und selbst weite Strecken zu Fuß ging, war schneller unterwegs.

Ein bedauerlicher Einzelfall? Nein, leider nicht, denn es vergehen kaum Tage, an denen die automatische U-Bahn nicht versagt.

Diese Zustände sind nicht mehr hinnehmbar – ein Scheitern des Projekts RUBIN kann nun von niemandem mehr geleugnet werden. Das wirklich Schlimme an der Sache ist, dass für das gescheiterte Projekt von der VAG mit tatkräftiger Unterstützung der Stadt Nürnberg über 610 Millionen Euro (sic!) vernichtet wurden und die Nürnberger nun für Jahre, wenn nicht Jahrzehnte auf einer technisch unausgereiften, unzuverlässigen U-Bahn sitzenbleiben („sitzenbleiben“ im besten Wortsinne, denn „fahren“ darf man den Zustand in der U3 nicht nennen, will man nicht mit Recht der Lüge bezichtigt werden). Es ist nicht nur ein Skandal, es ist eine Schande!

Nicht vergessen werden darf, dass an der Misere auch die Firmen Siemens und Hirschmann Automation Mitschuld tragen.

Selbst in der Wikipedia, in der eher gelöscht wird, als nur einen Hauch von Zweifel an der Neutralität der Artikel aufkeimen zu lassen, wird über die U3 berichtet:

Seit 20. Oktober 2009 wurden Werktags in der Schwachverkehrszeit (ab 21 Uhr) und an Sonntagen ganztags die dann auf der U3 nicht benötigten Fahrzeuge als Kurzzüge außerhalb des regulären Fahrplans auf der U2 und U21 eingesetzt. Dies geschah im Vorgriff und als Test für das nach dem 2. Januar 2010 vorgesehene Betriebsprogramm, bei dem auf den beiden automatischen Linien überwiegend mit Kurzzügen, bei einem Minimaltakt von 100 Sekunden auf der gemeinsamen Stammstrecke, gefahren werden sollte. Nachdem es während des Testbetriebs im Dezember 2009 mehrmals zu Störungen im Betriebsablauf gekommen war, wurde vorerst vom geplanten 100-Sekunden-Takt abgesehen. Am 2. Januar 2010 erfolgte schließlich die vollständige Umstellung der U2/U21 auf automatischen Fahrbetrieb und die Umsetzung des neuen Betriebskonzepts, bei dem auf der U3 ganztägig und auf der U2/U21 in der Schwachverkehrszeit Kurzzüge eingesetzt werden.

Und nun haben wir den Salat. Es funktioniert nämlich nicht. Die automatische U-Bahn kann nicht umkehren und wenn irgendwo auf der Strecke eine Störung auftritt, denn stehen in der Kettenreaktion auf einmal an alle n U-Bahnhöfen alle Bahnen. Das passierte mit den von Fahrern gesteuerten Zügen nicht annähernd so häufig, denn erstens ist die Technik dieser vom Menschen gesteuerten Bahnen ausgereift und zweitens fehlt der Fahrer. Der kann, so denn er einen Defekt bemerkt, über Lautsprecher die Fahrgäste auffordern, auszusteigen und oft gelingt es den Fahrern auch, defekte Züge als „Werkstattzüge“ über Haupt- und Nebengleise zu schleifen oder ins Depot zu fahren. Bei von Fahrern gelenkten U-Bahnen ist es in der Mehrzahl der Fälle so, dass der defekte Zug ausfällt. Einer von vielen. Bei der automatischen U-Bahn steht der ganze Betrieb. Über Stunden. Auf ganzen Linien, in vielen Stadtteilen. Das ist scheiße.

Und denen, die die U3 mit den Argumenten der Automatisierungsverfechter verteidigt haben, sei gesagt: Die U3 steht so oft, so viele Streiks können selbst mehrere Gewerkschaften nicht anzetteln. Die U3 steht so oft, so viele Fahrer können gar nicht krank werden. Für das Geld hätte man Generationen von Fahrern ein echt anständiges Gehalt und die halbe Rente noch dazu bezahlen können.

Die U3 ist kaputt – und wir Nürnberger müssen damit leben. „Herzlichen Dank!“ allen, die das verkackt haben.

Update: Während die NN heute journalistisch im Kontext der massiven Störungen mit der automatisierten U-Bahn leider versagten, hat die Nürnberger Zeitung einen Artikel online, der das Ausmaß der Störungen vernünftig beschreibt.

Der Winterdienst in Nürnberg gleicht einer Katastrophe

Zwischen den Jahren haben wir es in den Nachrichten vernommen und schon jetzt zeigt sich das ganze Ausmaß der Finanzkrise für die Kommunen: Der Städtatag weist mit einem in dieser Intensität nicht gekannten Hilfeschrei darauf hin, dass die Kommunen pleite sind, die Abgaben steigen werden und der Service eingedampft wird.

Wie schnell das gehen kann, sehen wir derzeit am Winterdienst in Nürnberg, der durch den kommunalen Eigenbetrieb „Service Öffentlicher Raum“ (SÖR) vollzogen wird werden sollte. Deren Job ist es, zumindest die Nürnberger Hauptverkehrsstraßen schneefrei zu machen und zu streuen – nur wird dieser Job nicht gemacht.

Am Wochenende war festzustellen, dass selbst große Hauptstraßen nicht geräumt waren – am Freitag nicht und am Samstag auch nicht. Der Matsch verhinderte ein vernünftiges Fortkommen, es schneite, was ging und niemanden hat es geschert. Heute Morgen um 8 Uhr waren weder die Äußere Bayreuther Straße noch die Klingenhofstraße noch sonst irgendwas in dieser Ecke des Nordens geräumt. Zur Hauptverkehrszeit sind Hauptverkehrsstraßen nicht geräumt!

Auf seiner Webseite wirbt der SÖR übrigens mit folgendem „Leitsatz“:

Das Ergebnis zählt. Es ist aus der Sicht des Bürgers zu denken.

Bwahahahaha! Diese Aussage ist ein wie fürs Lehrbuch geschaffenes Beispiel von Realitätsferne!

Eine Blöße gibt sich die Stadt Nürnberg aber nicht: Bus- und Tramhaltestellen sind schneefrei und ordentlich gesalzt. Denn wenn sich hier jemand den Haxen bricht, verklagt er die Stadt und gewinnt.

Ist Nürnberg finanziell wirklich schon so am Hund, dass selbst diese Basics nicht mehr funktionieren?

Die Türen in der U3

Heute sind wir wieder mit einer dieser automatischen Züge in der Nürnberger U-Bahn auf der Linie 2 gefahren. Mehr und mehr habe ich das Gefühl, dass das mit der vollautomatischen Bahn nix ist.

Der Zug fuhr ein, die erste Wagentür wollte nicht aufgehen. also wir zur nächstgelegenen Tür gesprintet, die mich dann beinahe zerquetscht hat. Ernsthaft – ich musste ziemlich dagegen halten. Mir machte das nichts aus, bevor mich das Ding zerquetscht, trete ich so dagegen, dass es aus den Angeln fliegt, das ist mir wurscht. Aber man stelle sich vor, wenn ältere Fahrgäste, die nicht mehr die Kraft haben, dagegenzuhalten, in so eine sich im Schließvorgang befindliche Tür geraten…

In den letzten beiden Wochen berichteten die Nürnberger Nachrichten immer wieder von durch automatische Züge verursachte Störungen und Ausfälle. Wenn man weiterhin bedenkt, dass auch die sich im laufenden Betrieb befindlichen Züge bzw. deren Türen außer Funktion oder einfach nur mit eklatanten Konstruktionsmängeln behaftet sind, wirft das auf das Millionenprojekt kein gutes Licht.

Ich fordere, dass der Schließmechanismus der Türen so sanft eingestellt wird, dass er bei geringem Widerstand stoppt und nicht die Leute zusammenquetscht. Jeden Fahrstuhl, dessen Tür so rabiat schließt, würde der TÜV stilllegen! Auch, dass defekte Türen nicht als defekt gekennzeichnet werden, ist untragbar. Früher hätte der Fahrer ein Schild an der Tür und im Wagen angebracht, dass auf den Defekt hinweist. Der „Roboter“ kann das natürlich nicht. Und wenn die Türen nur so kurz öffnen, dass es einem gesunden Unterdreißigjährigen nicht gelingt, die nächstgelegene Tür zu erreichen, ohne gequetscht zu werden, dann läuft definitiv etwas schief.

Sehr scheiße, liebe VAG, sehr scheiße!

Nürnbergs 100-Sekunden-Takt

Ich bin zwar kein absoluter Gegner der vollautomatisierten fahrerlosen U-Bahn in Nürnberg, aber ich beobachte dieses Großprojekt der VAG doch kritisch, zumal ich als technikaffiner Mensch um die Tücken unterschiedlichster automatisierter Abläufe weiß.

Gestern nun, ich fuhr von Ziegelstein zum Rathenauplatz, konnte ich die neue Kurzzugstrategie der VAG auf den Linien U2 (und U3) beobachten und ich muss sagen: Das Vorhaben ist vielersprechend.

Im Kern dreht es sich um die Bestrebung der VAG, je nach Fahrgastaufkommen adäquate Beförderungskapazitäten anzubieten. Ob das immer das Beste ist, bleibt zu hinterfragen, weil man immer damit rechnen muss, dass Angebote auf geringerfrequentierten Strecken zu Nicht-Stoßzeiten eingedampft werden. Die VAG, das glaube ich ihnen sogar , will nun einen anderen Weg gehen und ersann einen Kompromiss: Die Strecke der U2 und U3 wird im vollautomatisierten Betrieb befahren werden, der Takt wird grundsätzlich erhöht (was ich gut finde), zur Rush-Hour fahren normal lange Züge und in den „Nebenzeiten“ werden Kurzzüge eingesetzt.

Ich sehe als Fahrgast folgenden Vorteil: Abends und am Wochenende sind die etwas außerhalb gelegenen U-Bahnhöfe oft recht leer. Und die im Verhältnis wenigen Fahrgäste finden auch in Kurzzügen (die sind etwa um die Hälfte der Wagons verkürzt) immer noch gut Platz. Wenn sich nun auch noch der Takt von jetzt zehn Minuten (Sonntags) auf vier Minuten verkürzt, dann habe ich als Fahrgast gewonnen, denn ich komme schneller weg und an und kriege trotzdem einen Sitzplatz (bislang läuft das Ganze im Testbetrieb, der Regelbetrieb soll dann Anfang 2010 aufgenommen werden).

Nicht so ganz klar ist mir allerdings, wie die VAG bei diesem Kompromiss überhaupt auf „Null“ kommen kann – ohne gar Verluste zu machen. Zwar sind die U-Bahnzüge nun um die Hälfte kürzer, aber es werden ja mehr als doppelt so viele Züge auf den Weg geschickt. Das muss etwas kosten!

Am Rathenauplatz standen gestern einige VAG-Mitarbeiter mit Infozetteln in der Hand bereit und informierten über die Kurzzüge und die neue Taktung. Ein netter, älterer VAGler sprach mich an und drückte mir den Infozettel in die Hand. Er erklärte die Taktung und dass diese durch den Einsatz von Kurzzügen erreicht wird. Ich fragte ihn ganz offen nach den Arbeitsplätzen und er sagte sinngemäß, dass sich für die Fahrer der U-Bahnen innerhalb der VAG vielfältige Möglichkeiten böten, ihren Job zu behalten. Jeweils ein Mitarbeiter betreue drei Bahnhöfe, auf denen automatisiert gefahren werde, manche der Fahrer würden zur Straßenbahn wechseln oder hätten eine spezielle Fahrerlaubnis für die Personenbeförderung in den Bussen und es sei bis heute noch kein Fahrer bedingt durch die Automatisierung der U-Bahn entlassen worden. Ich will es ihm glauben (die Stärke von ver.di hat sich während des ÖPNV-Streiks ja bewiesen), ob das aber auf Dauer durchzuhalten ist?

Der Kompromiss, der da derzeit im besten Wortsinne „gefahren“ wird, ist für mich ganz angenehm. Dennoch habe ich die Sorge, dass man irgendwann in den „Nebenzeiten“ oder am Wochenende den Takt wieder herunterfährt – allein schon aus Rentabilitätsgründen. Das wird aber die Zukunft zeigen.

Hier ist eine Kundenmitteilung der VAG, der die Taktung näher erklärt.

Und das schreibt der Bayreuther „Kurier“.

Die U3 und das Chaos – Ein Bund fürs Leben?

Früher war alles besser: Wenn am Nürnberger Hauptbahnhof allmorgendlich Menschenmassen sich in die U-Bahnzüge drängen und in kurzer Zeit trotz Stopfen und Drücken der Fahrgäste nichts mehr vor oder zurück ging, verkündete der Zugführer über die Lautsprecheranlage, dass der nächste Zug in fünf Minuten käme – was selten fruchtete. Nach ein paar weiteren Durchsagen griff der brave Mann dann beherzt ein letztes Mal zum Mikrofon und rief brüllte (in bestem Fränkisch):

Wennst Dein fetten Bierarsch etz ned bald aus der Tür schiebst, du Gimpel, dann kumm i hinder und zieh di naus! (was etwa soviel bedeutet wie: Wenn Du Dein adipöses Gesäß nicht aus der Türe bewegst, Du Trottel, komme ich und ziehe Dich aus dem Wagen!)

In aller Regel funktionierte das. So war das damals. Heute aber, da auf den Linien 2 und 3 vollautomatische, fahrerlose U-Bahnen verkehren, wartet der sich fehlverhaltende Fahrgast vergeblich auf eine Ermahnung in fränlischer Herzlichkeit. Vielmehr folgt auf Fehlverhalten eine viel rigidere Strafe: Die IT-gestützte Bahn fährt einfach nicht weiter. Und besser noch: Sie neigt zu Abstürzen. So geschehen gestern am U-Bahnhof Wöhrder Wiese (Linie 2).

Aber auch ohne das Zutun der Fahrgäste sorgen die volldigitalen Verkehrsgeister, die man nach Millioneninvestitionen nun nicht mehr los wird, für allerhand Unbill.

Heute morgen beispielsweise, so berichtete mir mein Kollege Johann, der aus Fürth nach Nürnberg pendelt, ging für eine dreiviertel Stunde auf dem halben Streckennetz gar nichts mehr. Die NN wissen, warum: Zwei Bahnen warteten auf einen Befehl – und als der endlich kam, verweigerten sie diesen, bis menschliche Anschubhilfe kam.

Das sind keine Ausnahmefälle. Viel schlimmer aber ist der Dominoeffekt, der in schöner Regelmäßigkeit eintritt, wenn einer Digitalbahn mal die Software abschmiert. Die Linien kreuzen an den Bahnhöfen Hauptbahnhof, Plärrer und Rathenauplatz. Und zwischen den Haltestellen Bahnhof und Rathenauplatz (und darüber hinaus – die U3 bis Rothenburger Straße) fahren sie auf dem selben Gleiskörper einen Mischbetrieb zwischen menschengesteuerten und softwaregesteuerten Zügen. Wenn der „digitale Kollege“ dann streikt, obwohl er keiner Gewerkschaft angehört (Idee! Mal drüber schlafen!), müssen auch die konventionellen Bahnen stehen und die digitalen stehen dann auch, um nicht auf die konventionellen aufzufahren – und wenn sich in den ersten drei, vier Minuten nichts tut, dann gibt das eine schöne Kettenreaktion – alles steht.

Mit der Software gibt es aber nicht nur bei der U-Bahn Probleme. Hin und wieder ist auch die „Strabbo“ (hochdeutsch: Tram) davon betroffen. Eines schönen Tages fuhr ich mit der (fahrerbetriebenen) Linie 7 von der Bayernstraße Richtung Hauptbahnhof. Mitten auf der Allersberger Straße blieb die Bahn stehen. Der Fahrer rebootete Sie, die IP-Adresse der Straßenbahn erschien auf den Displays, die normalerweise die nächsten Halte anzeigen – und nach fünf Minuten ging die Fahrt gen Bahnhof weiter.

Wer vom Flughafen Richtung Bahnhof mit der Linie 2 fährt, der wartet gerne mal am Rennweg, bis die Linie 3 am Rathenauplatz aus den Startlöchern kommt. Nun wird zum 1. Januar auch die Linie 2 vollautomatisiert. An und für sich könnte das ein Vorteil sein, weil besonders in den Abendstunden und am Wichenenden die U-Bahnen dann als Kurzzug laufen werden und einen Fünf-Minuten-Takt fahren. Wenn das klappt…

Das Ende der Quelle

Das berühmte und einstmals sogar größte Versandhaus Quelle, ein traditionsreiches Unternehmen, befindet sich in Abwicklung – das ist niemandem entgangen. Und Tag für Tag treten neue, hässliche Seiten der Quelle-Pleite zutage. Eine Firmenpleite ist nie ein Spaß – hier wird es aber an ein paar Stellen besonders hässlich:

  • Der Lagerbestand von Quelle wird verscherbelt. Ich kann mir kaum vorstellen, wie elend sich das für all jene anfühlen muss, die nach langer Betriebszugehörigkeit ihren Arbeitsplatz verloren haben. Und es dürfte sich auch nicht wesentlich besser für die anfühlen, die noch nicht gekündigt wurden und den Abverkauf erledigen müssen. Man bringt unters Volk, was man hat – um Gläubiger zu bedienen. Seine Arbeit im Wissen zu tun, nichts Zukunftsträchtiges, nichts im Wesentlichen sinnvolles leisten zu können, ist eine harte Nummer.
  • Und so fühlt sich auch seh komisch an, dass der Server von quelle.de dauerdown zu sein scheint. Rabatte von bis zu 30 Prozent auch Kleidung und bis zu 10 Prozent auf Technik wurden versprochen. Und was machen die Leute? Klicken wir blöd. Zehn Prozent Nachlass auf Technik ist indes ein schlechter Witz – denn die handelt man ohne Stress bei vielen Einzelhändlern heraus. Und zehn Prozent auf den nicht immer wirklich günstigen Katalogpreis ist oft genau so günstig, wie beim Einzelhändler ohne Herunterhandeln. Wer dann Eigenmarken wie „Universum“ oder „Privileg“ kauft – der hat zudem in Sachen Gewährleistung/Garantie keine Chance mehr. Zwar hat man bei diesen Marken wie bei allen anderen auch einen Anspruch auf die gesetzliche Gewährleistung – nur gegen wen wollte man den durchsetzen. Schlussendlich sichert man durch den Einkauf bei Quelle mittelfristig keinen einzigen Arbeitsplatz – und trotzden:
  • Der Server ist unerreichbar – gestern und heute.
  • Gestern hat sich Herr Middelhoff (wer sonst) in der Bild am Sonntag (wo sonst) im Ton vergriffen (was sonst).
  • Auf ein Echo musste man nicht lange warten: Hier ist ein ganz gutes. Und Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil von der FDP (sic!) riet Herrn Middelhoff in der Süddeutschen, „den Mund zu halten“.
  • Über die Auswirkungen für die Menschen und die Region Nürnberg-Fürth muss nicht lang spekuliert werden. Die Arbeitslosigkeiit wird weiter ansteigen. Die Region blutet wirtschaftlich weiter aus. Bei DHL, dem Logistikpartner der Quelle stehen 900 Stellen bundesweit zur Debatte. Aber auch lokale KMUs sind mindestens betroffen.
  • Und so haut es auch bei Atos Origin und Itellium voll rein (600 Arbeitsplätze in Gefahr!).

Gestern war eine nur mäßig kritische aber erschreckend offene Reportage auf Stern TV zu sehen. Was von der Quelle bleint, so der Tenor, wird sich zeigen müssen. Im Prinzip wissen wir schon heute Bescheid: Nicht viel.

Was wird nur aus den Menschen?

Was wird nun nur aus den tausenden Menschen, die einstmals stolz waren auf ihre Quelle, auf ein Stück Wirtschaftswundergeschichte, auf das berühmte Fürth-Nürnbergerische Versandhaus, dem gestern Abend vom Insolvenzverwalter das Totenglöcklein geläutet wurde?

Was wird aus unserem Quelle-Turm, aus dem großen Kaufhaus an der Fürther Straße?

Nun haben sie es geschafft, die Banken, der Herr Middelhoff und Konsorten. Nun wird die Quelle, neben Grundig, Triumph-Adler, der AEG und etlichen anderen nicht nur aus der Unternehmenslandschaft und mit Logos und Shops aus unserem Stadtbild verschwinden sondern auch tausende Arbeitsplätze. Als ob die Region nicht schon genug gebeutelt wäre.

Foto: Quelle.com

Bis zuletzt wurden salbungsvolle Worte der Hoffnung an die Arbeiter gerichtet – umsonst. Derweilen hatte in den letzten Wochen eine Frau namens Madeleine Schickedanz nichts besseres zu tu, als zu jeder sich bietenden Gelegenheit in hochnotpeinlicher Weise zu bejammern, dass sie als ehemalige Multimillionärin auf den Hartz-IV-Satz zurückfallen würde.

Was wird bleiben? Zerstörte Hoffnungen, tausende Arbeitslose und der denkmalgeschütze Quelle-Turm an der Fürther Straße.

Foto: Wikipedia, CC-BY Jan-Eric Loebe.

Umweltzone in Nürnberg ab 2010

Ich bin kein Freund der Umweltzonen, denn ich sehe die deutliche Gefahr, dass Besitzer älterer Autos (also insbesondere Menschen, die sich kein CO2-sparendes Modell leisten können) aus den Innenstädten ausgesperrt bleiben, wenn sie gezwungen sind, diese mit dem eigenen PKW zu erreichen. Auch eine Art der sozialen Selektion, grün überlackiert.

Heute in den Frühnachrichten wurde in B5 genau das für Oktober 2010 für die Nürnberger Innenstadt in Aussicht gestellt. Na bravo.

Gostenhof-Guide

In Gosdnhuuf mecherd iich ned amol dood iiberm Zaan hänger!

(Volksmund)

Der Nürnberger Stadtteil Gostenhof war und ist ein umstrittenes – und ein schönes Pflaster. Er bettet einen der Nürnberger Hauptverkehrsknoten, den Plärrer ein, durch ihn führt die Fürther Str., die schnurstracks, wer hätte das gedacht, nach Fürth führt, Gostenhof ist schön, kreativ, bunt, dreckig und laut. Gostenhof ist ein Problemviertel und verliert seinen schlechten Ruf zusehends durch die auch hier deutlich spürbare Gentrification.

Und nun gibt es einen Gostenhof-Guide – so war gestern in den NN zu lesen, und der zeigt, was in diesem Nürnberger Stadtteil so alles geht: Man klicke auf die Webseite in-goho.de.

Diese Webseite ist eine richtig schöne Arbeit, die dem geneigten Surfer die Vorzüge und Vielfalt dieses schönen Stadtteils näherbringt. Vorgestellt werden die Highlights aus den Rubriken „Einkaufen“, „Ausgehen“, „Fit und schön“, „Kunst und Kultur“, „Kreative“ und „Nachbarschaft“. Und selbst der in seiner Stadt gut orientierte Nürnberger findet hier noch Neues. Weiterhin bietet diese Seite dem Interessierten eine Gostenhof-Hymne, die auch per mp3 gezogen werden kann.

Andrea Heindl vom ARTelier hat sich hier echt Mühe gemacht und diese Seite ist es wert, in die Bookmarks zu wandern – nicht nur in die der Nicht-Nürnberger.

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