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Wirtshaus-Explorer: Çeşme Restaurant Nürnberg

Der heutige Wirtshaus-Explorer wird ein wenig kürzer und kompakter als gewohnt, einfach, weil es neben dem wohl wichtigsten Statement „Goud is gween!“ gar nicht viel zu schreiben gibt.

Die Gostenhofer Hauptstraße, die südlich auf den Plärrer einmündet, ist ein eigenes kleines Universum – hier reihen sich türkische Supermärkte, Restaurants, Bäcker und Imbisse an Juweliere und Brautmodegeschäfte. Die Straße hat einen ganz eigenen Flair und ist in Nürnberg in dieser Form sicher eine Besonderheit. Unweit der Einmündung zum Plärrer liegt das verhältnismäßig große und modern eingerichtete Restaurant çeşme. Çeşme bedeutet laut Pons-Wörtbuch so viel wie „Brunnen“ oder „Fontäne“, Ceşme ist aber auch eine knapp 50.000 Einwohner zählende Stadt an der Ägäis.

çeşme Restaurant Nürnberg

Eine Besonderheit des çeşme ist sicher der Holzkohlegrill, auf dem Fleisch und Gemüse zubereitet werden. So erhalten die Gerichte einen ganz einzigartigen, leicht rauchigen Geschmack, den man in dieser Form in Nürnberg so sicher nicht oft wiederfindet. Beeindruckt hat mich auch der im Hause hergestellte Ayran, der leicht und frisch schmeckt und hervorragend zu den Speisen passt. Alkohol wird im çeşme nicht ausgeschenkt.

Unsere kulinarische Reise begannen wir an diesem Abend mit einer Vorspeisenplatte, zum Käse und dem scharfen Dip gab es einen fein mit Knoblauch unterzogenen Joghurt und eine Art Kartoffelsalat, zudem (nicht im Bild) aßen wir Gözleme mit Spinatfüllung – wunderbar saftig! Dazu wurde ein fluffiges und dennoch außen knusprig gegrilltes Fladenbrot serviert. Zu diesem Arrangement gehörte auch eine große Schale würzigen Reises. Dem ging aber ein Gruß des Hauses voran, den ich leider nicht fotografiert habe: Ein Obstteller mit liebevoll präsentierten Apfelschnitzen, Orangen, Weintrauben und Datteln wurde zur Begrüßung der Gäste an den Tisch gebracht.

Vorspeisenplatte

Als Hauptspeisen bestellten wir die Grillplatte und einen Auberginen-Kebap.

Die Grillplatte war sehr großzügig mit zwei wunderbar zarten Kammkoteletts, eine Lammfleischspieß, Hähnchen und einem Hackfleischspieß bestückt, dazu gehören verschiedene Soßen, etwas Zaziki nach türkischer Art und gegrillte Peperoni und Paprika (20,90 Euro).

Grillplatte

Patlican Kebapi, zwei würzige Kebapspieße mit gegrillten Auberginenstücken, Reis und diversen Mezze, konnte ebenfalls geschmacklich überzeugen (17,90 Euro). Zu den Hauptgerichten reicht man jeweils eine kleine Schüssel bunten, säulich-frisch angerichteten Salats.

Auberginen-Kebap

Die Bewirtung war in äußerstem Maße gastfreundlich, schnell und verbindlich – wir waren bestens umsorgt und sehr zufrieden. Zum Abschluss des Abends reichte man uns nicht nur würzigen Çay, sondern spendierte aufs Haus auch drei üppige Portionen Pistazien-Baklava, herrlich intensiv und fein mit einer Art Sirup gesüßt.

Wir verlebten im çeşme einen wunderbar entspannten und kulinarisch ausgezeichneten Abend. Das Restaurant ist groß, um nicht zu sagen weitläufig und eine Reservierung scheint nicht immer vonnöten – dennoch kann sie sicher nicht schaden.

çeşme Restaurant, Gostenhofer Hauptstraße 29, 90443 Nürnberg, Telefon 28 99 33.

Hotel- und Gaststättenverzeichnis Nürnberg 1961

Sicher nicht ganz vollständig und dennoch – nicht nur für Kenner der Nürnberger Wirtschaftsgeografie und Heimatforscher – hochinteressant ist diese kleine Aufstellung des Nürnberger (Fremden-)Verkehrsvereins über Gaststätten, Hotels und Fremdenzimmer der Noris aus dem Jahr 1961.

Ich jedenfalls habe dieses kleine Faltblatt, das mir aus einem alten Buch entgegenfiel, mit großem Interesse gelesen und bin recht erstaunt, dass es knappe 65 Jahre später noch eine erkleckliche Anzahl der dort aufgeführten Betriebe gibt, sei es die Waldschänke im Tiergarten, Böhm´s Herrenkeller, den Gasthof Bammes, das Erlenstegener Schießhaus, die Hubertussäle, den Nassauer Keller, das Helig-Geist-Spital, das Grand Hotel, das Weinhaus Steichele, das Goldene Posthorn, den Palmengarten (an anderer Stelle), die Baumwolle, den Mautkeller, den Petzengarten, das Schlenkerla zur Schranke, das Tucher Braustübl (heute Tucher-Bräu am Opernhaus), die Wacht am Rhein, den Petzengarten, das Café Beer, das Bratwurst-Röslein, das Luftsprung, die Fischküche Pirckheimer… manche Gaststätten habe ich sicher vergessen oder übersehen.

Wer ein bisschen Freude am Stöbern hat oder sich an den für heutige Verhältnisse absurd günstigen Zimmerpreisen in D-Mark ergötzen will – ein Klick auf das jeweilige Bild vergrößert es. Leider fiel das Scannen des Sonderformats dieses Faltblatts nicht ganz so leicht, seht mir den etwas ungeraden Beschnitt und die Auflösung bitte nach.

Treffen der fränkischen Mastronauten und Blueskyer in Fürth im April 2025

Lange war das Treffen der (mittel-)fränkischen Mastronauten und Blueskyer „in größerem Rahmen“ angekündigt, jetzt haben wir einen Termin und eine neue Location!

Eingeladen sind ganz ausdrücklich alle Mastodon- und Bluesky-Nutzer in der Region (und natürlich auch alle, die sich mit den fränkischen Mastronauten und BlueSkyern verbunden fühlen).

Inzwischen haben wir durch unsere nuudel-Umfrage ein knappes, aber dennoch klares Termin-Statement:

Dienstag, 8. April 2025
18 Uhr
Gasthaus „Zum Tannenbaum“
Helmstraße 10, 90762 Fürth

Ursprünglich wollten wir uns ja im „Stadtwappen“ treffen, das an diesem Tag aber Ruhetag hat, daher weichen wir ins Nebenzimmer der in unmittelbarer Nachbarschaft gelegenen Gaststätte „Zum Tannenbaum“ aus. Das Gasthaus ist gut mit der U-Bahn (Fürth Rathaus) und den Buslinien erreichbar und bietet neben vegetarischen Gerichten auch eine vegane Alternative an.

Gaststätte "Zum Tannenbaum", Fürth

Gaststätte „Zum Tannenbaum“, Fürth

Bitte verbreitet den Termin und die neue Location, gerne mit Hinweis auf diesen Post in Eurem Mastodon- und Bluesky-Netzwerk!

Spontane Zu- oder Absagen richtet Ihr zur besseren Planung bitte möglichst frühzeitig per Mastodon oder Bluesky an Karl oder mich oder hinterlasst auch gerne einen Kommentar unter diesem Post.

Wir freuen uns auf eine rege Beteiligung und dass wir uns alle am 8. April in Fürth wiedersehen!

Herzlichst,
Karl und Michi

Disclaimer: Die Teilnahme am Treffen ist grundsätzlich kostenlos, die entstehenden Spesen und Kosten im Gasthaus trägt jeder selbst. Ein reines Twitter-Treffen werden wir nicht mehr organisieren, schon allein deshalb, weil nach der Übernahme durch Musk und die Umbenennung in „X“ die meisten uns persönlich bekannten Nutzer die Plattform verlassen haben.

Wirtshaus-Explorer: Kniedlashütt’n Nürnberg

Manchen gilt sie als Kult in der Südstadt, manche reagieren, spricht man sie auf diese Gastronomie an, etwas reserviert. Um uns selbst ein Urteil zu bilden, besuchten wir unlängst die Gaststätte „Kniedlas Hüdd’n“ unweit des Nürnberger Dutzendteichs. Das Wirtshaus ist an dieser Stelle schon quasi alteingesessen.

Kniedlas Hüdd'n Nürnberg

Früher in der Frankenstraße ansässig, findet sich das Restaurant nun an der Richthofenstraße, Ecke Regensburger Straße auf Höhe der Straßenbahnhaltestelle Immelmannstraße. Das alte, trutzige Gebäude vermittelt von außen erst mal eine gewisse Urigkeit.

Dass sich an selber Stelle früher einmal ein griechisches Restaurant befunden hat, kann der weiß getünchte und etwas sterile Gastraum nicht verhehlen. Man hat sich aber reichlich Mühe gegeben, den etwas spröden Charme der ehemals rustikalen Einrichtung zu vertreiben und die Moderne Einzug halten zu lassen – das ist gelungen, aber so richtig möchte keine Gemütlichkeit aufkommen. Auf dem Tresen steht eine Bluetooth-Boombox und beschallt den Gastraum mit deutschem Schlager.

Kniedlas Hüdd'n Nürnberg - Gastraum

Die Speisekarte wartet mit einer Vielzahl fränkischer Gerichte auf, allen voran Schnitzel und Bratengerichte. Aber auch veganes (Maultaschen, diverse Seitan-Braten, Suppen und Salate) und glutenfreies Essen rundet das Angebot ab – man geht mit der Zeit. Wir entscheiden uns an diesem Abend für zwei Klassiker: Schnitzel mit Kartoffelsalat und Schäufele mit Kloß, Verzeihung, Kniedla.

Das Schnitzel (15,90 Euro) selbst ist groß und üppig, will aber nicht so recht munden. Die beiden Schnitzelstücke sind sehr dick, dick und fest ist auch die Panade. Schweinerücken, das muss man an dieser Stelle festhalten, gibt leider kein allzu gutes Schnitzel. Wirklich gut ist der hausgemachte Kartoffelsalat nach fränkischer Art.

Kniedlas Hüdd'n Nürnberg - Schnitzel mit Kartoffelsalat

Ein wenig versöhnter bin ich mit meinem Schäufele (mit großem Kniedla für 18,90 Euro – ohne Beilagensalat). Zwar ist die Kruste stellenweise etwas zäh, wovon ich durchaus enttäuscht bin, insgesamt schmeckt das Fleisch aber intensiv, ist nicht allzu trocken und löst sich gut vom Knochen. Es ist nun nicht das größte Schäufele, das man im Lande bekommt, das macht aber nichts, weil man zu selbem ja noch ein Kniedla bezwingen muss. Ich ordere das große – auf der Karte ist es mit einem Gewicht von 630 Gramm ausgewiesen. Das Kniedla, da gibt es gar nichts zu deuteln, ist hervorragend. Und riesig. Und wirkloich richtig gut. Weich und geschmackig, mit ein klein wenig Klößbrot, mundet es ausgezeichnet. Der Name ist Programm – Kniedla kann man in der Kniedlas Hüdd’n. Da stört auch nicht, dass die Soße, von der man im Bedarfsfall kostenlos nachgereicht bekommt, für fränkische Verhältnisse etwas dicht ist.

Kniedlas Hüdd'n Nürnberg - Schäufele mit Kloß

Zum äußerst fairen Preis zapft man Veldensteiner Bier, das mit sehr moderaten 3,70 Euro für ein Seidla bepreist ist. Man darf halt keinen Anstoß daran nehmen, dass das frisch Gezapfte verhältnismäßig warm und leider auch ein wenig schal ist.

Insgesamt hat die Kniedlas Hüdd’n einen ambivalenten Eindruck bei uns hinterlassen. Einerseits bekommt man große Portionen und günstiges Bier, Kniedla und Kartoffelsalat sind fantastisch. Auf der anderen Seite fehlt es halt an Handwerk und ein klein bisschen auch an Raffinesse. Das Schnitzel für sich genommen überzeugte nicht, auch Schäufele habe ich schon besser gegessen. Wo Licht ist, dieses alte Sprichwort bewahrheitet sich immer wieder, ist eben auch Schatten. Die Kniedlas Hüdd’n ist selbstredend kein kompletter Reinfall, wirklich begeistern konnte sie uns aber auch nicht. Um Reservierung wird gebeten.

Speisegaststätte Kniedlas Hüdd’n, Richthofenstraße 4, 90478 Nürnberg. Telefon: 99 44 90 20

Wirtshaus-Explorer: Hospoda Kaiserburg

Hospoda, das musste ich auch erst googeln, ist tschechisch und heißt auf Deutsch wohl so viel wie „Kneipe“. Und ja, das trifft die Sache recht gut: Die „Kaiserburg“ ist freilich ein Restaurant, aber sie präsentiert sich vor allem als Kneipe mit frisch Gezapftem, lauter Musik und buntem Publikum. Im Burgviertel, in der Oberen Krämersgasse, an traditioneller Stelle befindet sich seit 2008 dieses böhmische Wirtshaus, das eben beides ist: Kneipe und Speisegaststätte.

Foto: Karl Heindel, http://karlimann.com/

Gemütlich und bodenständig. Das sind die ersten Worte, die mir in den Sinn kommen, wenn ich an die mit ziegelroter Tapete ausgekleidete Gaststube, das Kaminfeuer und das frische tschechische Bier denke.

Hospoda Kaiserburg

Das Bier ist im besten Wortsinne gepflegt, man erhält – wie zu erwarten stand – neben dem hellen Schanzenbräu vor allem die berühmten tschechischen Biere. Und ich muss es positiv herausstellen: Man macht sich die Mühe, nicht nur das Pilsner Urquell, sondern auch das Gambrinus Lager (ein ebenfalls hervorragendes Bier), das Budweiser Lager, das Staropramen und sowohl die hervorragende helle, als auch das von mir favorisierte dunkle Kozel vom Fass zu zapfen. Für innerstädtische Verhältnisse hält sich der Preis mit 4,40 Euro für ein Seidla auch noch im Rahmen.

Und dann gibt es da noch ein besonderes Getränk, das man in der Kaiserburg zapft, und das im Rahmen dieses Berichts nicht vergessen sein darf: Kofola. Um die Existenz dieses tschechoslowakischen Cola-Getränks, ein typisches Surrogatprodukt aus Zeiten des Sozialismus, wusste ich; probiert hatte ich es bislang nie. Interessanterweise schmeckt es deutlich vollmundiger als Coke oder Pepsi – mit einer hintergründig kräuterig-säuerlichen Note (und das bei deutlich niedrigerem Zuckergehalt). Wer die „Kaiserburg“ besucht und Kofola nicht kennt, sollte dieser Cola-Alternative auf jeden Fall eine Chance geben!

Hospoda Kaiserburg Teufelsbart

Ebenfalls erwähnenswert ist, dass man zum Bier auch kleine, günstige Gerichte bestellen kann. Wir probierten, quasi als Vorspeise, den „Teufelsbart“, kross und scharf in Knoblauch angebratene Brotstücke mit einer Fleischsoße und geriebenem Gouda – sehr schmackhaft und sehr würzig!

Zur Hauptspeise wählte ich wohl den Klassiker, das Rindergulasch mit böhmischen Knödeln (17,90 Euro). Das gepökelte Rindfleisch war wirklich butterzart und zerging im Mund, die angenehm leichte, würzig-säuerliche Soße wurde von den Hefeknödelscheiben aufgesogen – ein leckeres, stimmiges Gericht!

Hospoda Kaiserburg - Rindergulasch

Unser Mitstreiter und Freund Karl, der Land und Leute gut kennt, attestierte der Küche der Kaiserburg eine hohe Authentizität. Obschon das Essen üppig war, soll an einem Abend voller Genuss freilich auch eine kleine Nachspeise nicht fehlen – und die Karte bot uns gerollten, mit Powidl gefüllten Palatschinke, den man mit Schokoladensoße und Puderzucker garniert und mit Vanilleeis serviert.

Palatschinke, Hospoda Kaiserburg

Man isst und trinkt ordentlich in der Kaiserburg – aber auch die Kultur soll in dieser Gaststätte nicht zu kurz kommen:

Die angeschlossene Kellerbühne bietet ein von sowohl lokalen als auch internationalen Newcomern, Solokünstlern und Bands bestrittenes Programm. Jeden Donnerstag ab 20 Uhr gibt es Livemusik in der Kaiserburg. Und das hat schon eine gewisse Tradition – wie die folgende Anzeige beweist, die ich in einem Gastroführer aus dem Jahr 1979 gefunden habe…

Anzeige aus dem Heft "Nürnberg´s Gastlichkeit rund um die Burg", 1979.

Diese Anzeige stammt aus dem Heft „Nürnberg´s Gastlichkeit rund um die Burg“, Ausgabe April bis Juli 1979. Funk und Fernsehen, so erfahren wir, sind auch oft dabei. Warum aber das „voll“ in stilvoll in Anführungszeichen gesetzt wurde, wird wohl ein Geheimnis bleiben…
Um Reservierung wird gebeten.

Hospoda Kaiserburg, Obere Krämersgasse 20, 90403 Nürnberg. Telefon: 25 330 663.

Nürnberg: Spontandemo gegen Rechtsextremismus, CDU, AfD und FDP am heutigen Donnerstag

Es war ja quasi zu erwarten, auch wenn viele vielleicht noch gehofft haben, dass es doch noch anders kommen möge, dass auf Seiten der CDU die Vernunft siegen möge… Der Dammbruch ist geschehen, der seit gestern mit Fug und Recht als solcher zu bezeichnende Steigbügelhalter der Faschisten, Friedrich Merz, brach sein Versprechen und paktierte, ohne mit der Wimper zu zucken, mit den Faschisten.

Das ist nicht weniger als ein dreckiger Faustschlag ins Gesicht jeder Demokratin und jedes Demokraten.

Und dagegen geht es bereits am heutigen Donnerstag, den 30. Januar 2025 unter dem Motto „Solidarität statt Hetze“ auf die Straße.

Trefferpunkt ist der Hallplatz in Nürnberg
Uhrzeit: 18.30 Uhr.

Zu dieser Spontandemonstration rufen unter anderem auch die Stadträte der Nürnberger Linken, Kathrin Flach-Gomez und Titus Schüller auf. In ihrem Aufruf heißt es: „CDU/CSU und FDP arbeiten inzwischen ganz offen mit den Nazis von der AfD zusammen und hetzen gegen arme sowie geflüchtete Menschen. Gemeinsam verabschieden sie [am gestrigen] Mittwoch einen Antrag für die pauschale Zurückweisung von Asylsuchenden an den Grenzen. Wie schon einmal kooperieren Konservative ganz offen mit Nazis.
Wir haben es satt, dass arme und geflüchtete Menschen als Sündenböcke für eine gescheiterte Politik herhalten müssen. Sie tragen nicht die Verantwortung für steigende Mieten, niedrige Löhne, schlechte Renten und hohe Preise. Es braucht Lösungen statt Sündenböcke!
Wir gehen auf die Straße, um unser Grundgesetz und die Würde aller Menschen zu verteidigen“.
Auch das Nürnberger Bündnis Nazistopp ruft zur Teilnahme auf.

Wirtshaus-Explorer: Selbst grillen im Golden Barbecue

Als ich meinen ersten Beitrag zum neuen Restaurant „Golden Barbecue“ in der Fürther Straße auf Mastodon und Bluesky teilte, schrieb ich von „Event-Gastronomie“ – und bis heute kann ich mich von dieser reichlich allfälligen Beschreibung nicht lösen, wenn ich das Konzept, das Erlebnis im Golden Barbecue in wenigen Sätzen erklären möchte. Das Besondere an diesem türkischen Restaurant: Man grillt, sofern man das möchte, sein Fleisch selbst bei Tisch. Das ist zumindest in Nürnberg etwas Besonderes, etwas Außergewöhnliches. So war schnell klar: Da müssen wir hin!
Aber der Reihe nach…

Golden Restaurant & Barbecue, Nürnberg

Golden Restaurant & Barbecue, Nürnberg

Lange standen die großzügigen Räumlichkeiten an der Fürther Straße 37, unweit des Nürnberger Plärrers, direkt an der U-Bahnhaltestelle Gostenhof gelegen, leer. Wer öfter hier vorbeikam, bemerkte, dass sich im Inneren immer wieder etwas tat, mit der Eröffnung des neuen Restaurants haben Vater und Sohn Yılmaz und Emirhan Deliduman sich durchaus Zeit gelassen. Dass in diese prominent gelegene Location wieder neues Leben Einzug gehalten hat, erfuhr der geneigte Gast vor allem über Instagram und TikTok. Wer heute, so hat es den Anschein, in der Gastro neu durchstarten will, der muss vor allem Profi in Sachen Social Media Management sein und dann erst Gastwirt.

Bereits kurz nach Eröffnung ergatterten wir im Restaurant einen Tisch – aber es dauerte umständehalber bis zum letzten Donnerstag, bis wir wirklich einkehren und das Konzept und die Speisen ausgiebig testen konnten. Die Art eines solchen Restaurants wird im türkischen wohl als „ocakbaşı“ bezeichnet, was wörtlich übersetzt wohl so viel bedeutet wie „Platz am Herd“, aber auch allgemein „Küche“. Und einen „Platz am Herd“ hat jeder Gast, das ist das Besondere.

Golden Restaurant & Barbecue, Nürnberg - Innenansicht

Wer das Golden Barbecue betritt, steht in einem überraschend großen, modern-zeitgeistig eingerichteten Restaurant. Auf den ersten Blick fallen natürlich die über jedem Tisch befindlichen, trichterförmigen großen Dunstabzugshauben mit ihrer matt-goldenen Lackierung auf. Sie verleihen der Gaststube einen ganz eigenen Industrial-Chic, der durch die zahlreichen warm leuchtenden Vintage-LED-Birnen an der Decke noch unterstrichen wird, so entsteht eine warme Atmosphäre. In jeden der großzügigen Esstische ist in der Mitte ein Elektrogrill eingelassen, er wird für uns einen Abend lang das Zentrum unserer Aufmerksamkeit sein. Kaum sitzen wir, werden wir schon von freundlichen und unglaublich schnellen Service aufs Angenehmste umgarnt. Die ersten Getränke, im Golden Barbecue gibt es ausnahmslos keinen Alkohol auf der Karte, sind rasch geordert, der hausgemachte Ayran (3,-) schmeckt nicht zu salzig, leicht und säuerlich frisch.

Die Servicemitarbeiterin fragt uns, ob wir gerne das Barbecue wählen oder à la carte essen möchten. Wir entscheiden uns für die Barbecue-Variante. Aus der Karte kann man zwischen mehreren Fleischvarianten wählen – es werden Köfte, Lammkoteletts, Hähnchenflügel oder Hähnchenspieße, Lammspieße, Leber und Rindersteak angeboten. 250 Gramm Leber oder Köfte kosten 14,90 Euro, Hühnerfleisch ist einen Euro teurer, vier kleine Lammkoteletts kosten knappe zwanzig Euro und das 200g-Steak schlägt mit 24,90 Euro zu Buche. In diesem Preis sind diverse Dips und Saucen, ein Teller Grillgemüse (Tomaten, Paprika, Zwiebeln und Champignons), ein kleiner Salat sowie eine Beilage enthalten. Als Beilage kann man zwischen Reis und Pommes wählen, die Pommes sind schön knusprig. Zudem bestellen wir als zusätzliche side dishes ein Pide mit Käse (es ist riesig) und Gözleme Ispanaklı, leichte, mit Spinat gefüllte Taschen aus Yufkateig.

Golden Restaurant & Barbecue, Nürnberg - eingedeckter Tisch

Die Servicemitarbeiterin setzt eine Grillplatte in den Elektrogrill ein und schaltet ihn ein, in Windeseile heizt das Gerät auf Betriebstemperatur. Ein Teller mit vier Kräuterbutterscheiben steht bereit, die Kräuterbutter wird auf dem Grill verteilt, sie schmilzt augenblicklich auf der heißen Platte und dient nicht nur als Geschmacksträger, sondern verhindert auch ein Anbrennen von Fleisch und Gemüse. Nun kann bei Tisch mit Hilfe zweier kleiner, praktischer Zangen gegrillt werden, denn Köfte, Hähnchen und die Koteletts kommen auf kleinen Platten roh an den Tisch.

Golden Restaurant & Barbecue, Nürnberg - rohes Fleisch

Das Grillen klappt auf Anhieb und liefert aus dem Stand ein hervorragendes Ergebnis, auch weil der Elektrogrill eine ungekannte Power hat. Gerade die Lammkoteletts werden wunderbar zart, man schmeckt die wirklich ausgesucht gute Qualität des Lammfleischs. Es so heiß und frisch vom Grill zu genießen, ist in der Tat etwas Besonderes. Die Grillplatte ist ausreichend dimensioniert, sodass man neben dem Fleisch auch sein Gemüse grillen kann. Auch das zusätzlich bestellte Fladenbrot wärmen wir am Grill.
Das Grillen selbst macht nicht nur Spaß, es ist ein äußerst kommunikativer Vorgang und so wird unsere Runde rasch gesellig. Mitunter ist die große Dunstabzugshaube gegenübersitzenden Personen etwas im Weg und man muss schon den Kopf einziehen, um ein freies Blickfeld zu haben. Das tut dem Spaß aber keinen Abbruch und man kann auch einfach etwas tiefer in die sehr bequemen Kunstledersessel rutschen.

Golden Restaurant & Barbecue, Nürnberg - Lammkoteletts auf dem Grill

Lammkoteletts auf dem Grill

Nicht nur das Grillen ist ein Erlebnis, auch geschmacklich kommen wir voll auf unsere Kosten: Die Auswahl von insgesamt fünf Saucen und Dips, das feine Brot, die würzigen sides und nicht zuletzt das hochwertige Fleisch lassen keine Wünsche offen. Und so schlemmen wir uns von Köfte zu Hühnchen, genießen die Koteletts und dippen das Fladenbrot in die Soßen. Ab und an ein Bissen vom frisch gegrillten Gemüse – eine runde Sache!

Golden Restaurant & Barbecue, Nürnberg

Und obwohl wir reichlich satt sind, siegt unsere Neugier und wir bestellen, nun zum Teilen, eine Portion Künefe, eine Süßspeise, die ich so nicht kannte und die sich als nicht nur interessanter, sondern wohlschmeckender Genuss offenbaren sollte: Die Grundlage der warm servierten Süßigkeit ist ein von feinen Engelshaar-Teigfäden umsponnener Kern aus flüssigem Mozzarella, obenauf sind großzügig geröstete Pistazien gestreut. Das feine Engelshaar, die weiche Textur des Käses und sein subtiler, milder Geschmack harmonieren vortrefflich. Als Gruß des Hauses wird uns zudem eine Art Milchreis mit Feigensirup an den Tisch gebracht – eiskalt und sehr lecker.

Golden Restaurant & Barbecue, Nürnberg - Künefe

Künefe, Mozzarella, Engelshaar und Pistazie

Der Service ist nicht nur freundlich und flott, sondern auch aufmerksam – wir fühlen uns bestens umsorgt. Diesen Eindruck kann auch der von Tisch zu Tisch wandelnde Chef des Hauses, der mal hier, mal da etwas planlos auf den Knöpfen der Grills herumdrückt und so zu verstehen gibt, dass er es ist, der die Aufsicht führt, nicht stören. Am Schluss unseres Besuches bekommen wir einen traditionellen Schwarztee, sehr kräftig und würzig.

Auch wenn die Nürnberger Nachrichten auf Facebook schrieben, man brauche keine „Angst vor Essensgerüchen“ zu haben, ist das natürlich nicht zutreffend, denn trotz der großen, golden lackierten Dunstabzugshauben liegt im ganzen Lokal der Grillgeruch in der Luft, und wer das Golden Barbecue nach einem Abend verlässt, riecht selbst unweigerlich und unvermeidbar wie ein Grillimbiss. Da hilft ausnahmslos nur eines: Alle Klamotten in die Waschmaschine, was an Kleidung in die Reinigung müsste, lässt man an diesem Abend besser zu Hause. Das ist es aber auch wert – und letztlich kein Problem, denn der Kleidungsstil der Gäste ist mehrheitlich ungezwungen.

Das neu eingerichtete Golden Barbecue ist nicht allein ein türkisches Restaurant, ein Besuch dort ist ein Erlebnis. Und ein authentisches noch dazu, wird es doch mehrheitlich von Landsleuten frequentiert. Uns hat es nicht nur gefallen und Spaß gemacht, sondern auch ausgezeichnet geschmeckt. Weil es das einzige „ocakbaşı“ weit und breit ist und durch die sozialen Netzwerke gerade mächtig Aufwind erlebt, halte ich eine Reservierung für dringend geboten.

Golden Restaurant & Barbecue, Fürther Straße 37, 90429 Nürnberg. Telefon 210 569 13.

Ausstellung „Delikatessen. Zwischen Kunst und Küche“ bis 2. März in der Nürnberger Kunsthalle

Noch bis zum 2. März zeigt die Nürnberger Kunsthalle die Themenschau „Delikatessen. Zwischen Kunst und Küche“. „Essen“, so heißt es in der Ankündigung des KunstKulturQuartiers, „ist heute nicht mehr nur ein Grundbedürfnis, sondern ein kulturelles Phänomen und politisches Statement.“

Und so fasst die Kunsthalle den existenziellen Akt des Essens und seine besondere Ästhetik und Nicht-Ästhetik, seine gesellschaftspolitische Bedeutung sowie seinen Rahmen in, wie die Beschreibung zur Ausstellung darlegt, 23 „künstlerische[n] Positionen“ mit mindestens einem Objekt. Schon im ersten Saal ziehen zwei Margarineskulpturen Sonja Ahlhäusers in geschlossenen Kühlvitrinen die Blicke auf sich. Für mich ein sehr glaubwürdiger Einsatz von Lebensmitteln als Material, das in der Vergangenheit in Beys Fettecken sicher seine provokative Sättigung erfuhr.

Beeindruckt hat mich auch Martin Parrs „Common Sense“, die Fotoinstallation schuf er von 1995 bis 1999, ein Jahr nachdem er Magnum beitrat. Die vielen kleinen Farbdrucke seiner Werke lenken den Blick auf nur scheinbar unbedeutende Details aus den Lebenswelten Angehöriger unterschiedlicher besonders britischer Klassen – und in dieser Reflexion zum Klassenbewusstsein ist auch immer wieder mit Essen und Kulinarik assoziiert.

Da nimmt sich der burgerverzehrende Andy Warhol, gefilmt 1982 von Jørgen Leth, schon fast betulich aus. Und dennoch: Der Fokus auf Warhol, der Burgerking-Tüte und der Ketchupflasche sind förmlich eine Einladung, sich auch mit der kulinarischen Massenkultur und ihrer Ikonographie auseinanderzusetzen.

Und, sehr zu meiner Verwunderung, ist mir in der äußerst vielfältigen Schau auch das großformatige, unbetitelte Werk Heike Kati Baraths, die „Spaghettiesserin“ in Erinnerung geblieben.

Die Kunsthalle setzt bei ihren Themenschauen hinsichtlich ihrer Vielfalt echte Maßstäbe, und ich empfinde die Ausstellungen immer als exzellent kuratiert. „Delikatessen. Zwischen Kunst und Küche“ bildet hier keine Ausnahme. Sie dürfte jeden Besucher auf die ein- oder andere Weise berühren, denn das Sujet ist ja jedem Menschen nahe. In jedem Fall sehenswert, nicht nur einmal.

Delikatessen. Zwischen Kunst und Küche, bis zum 2. März 2025, Kunsthalle, Lorenzer Str. 32, 90402 Nürnberg. Telefon 23 12 853.

Wirtshaus-Explorer: Indonesisch essen im Le Petit Wayang

Nürnberg hat – eine Besonderheit – seit etwas mehr als einem Jahr ein indonesisches Restaurant, das tagsüber gleichzeitig ein französisches Café ist. Mitten in der Altstadt, in der Oberen Wörthstraße gelegen, bietet das Le Petit Wayang dem Gast die Möglichkeit zu einer kulinarischen Reise nach Südostasien und im Speziellen die Regionalküchen Indonesiens. Kennt die indonesische Küche, auch durch die muslimische Prägung des Landes, gerade viele Hühnchen- und Fischgerichte, so isst man im Le Petit Wayang vegetarisch und vegan.

Le Petit Wayang, Nürnberg

Urig ist das Restaurant, von außen wirkt es kleiner, als es tatsächlich ist. Untertags kann man beim warmem Wetter zur Cafézeit auch im schönen Außenbereich an Bistrotischen sitzen, zur kälteren Jahreszeit empfängt einen die warme, großzügige Gaststube.

Gaststube, Le Petit Wayang, Nürnberg

Wir beginnen unser Mahl mit zwei Vorspeisen, der indonesischen Sommerrolle (8,50 Euro), bei der fein geschnittenes Gemüse, Salat und wohl auch Blüten (geschmacklich konnte ich diese nicht bemerken) in Reispapier gewickelt werden, man dippt sie in eine Erdnusssoße, zudem kommt eine leicht saure Soße mit Maracujasaft, Orange und Essig an den Tisch. Die leichte und frische Sommerrolle, die für sich genommen nur zurückhaltend Eigengeschmack mit sich bringt, erhält so zusätzlich harmonische Aromen.

Vorspeisen: Sommer Roll und Bakvan, Le Petit Wayang, Nürnberg

Vorspeisen: Sommerrolle und Bakwan

Die zweite Vorspeise ist Bakwan (6,50 Euro), Bratlinge aus einem herrlich lockeren Teig mit Gemüse, die ebenfalls mit der vorgenannten sauren Soße gereicht werden. Sehr fein, diese Vorspeisen machen Lust auf mehr!

Indonesische Reistafel, Le Petit Wayang, Nürnberg

Indonesische Reistafel

Mit der „indonesischen Rijstafel“ huldigt man einer kolonialen Tradition, der Rijsttafel oder Reistafel, die durch die niederländischen Kolonialherren in die indonesische Küche eingeführt wurde. Neben Schüsseln mit Reis werden traditionell dutzende und aberdutzende Gerichte als variantenreiches Festbankett angeboten – gegessen wird ursprünglich mit den Fingern. Die hiesige Interpretation der Rijstafel (sic!) weicht davon freilich ab und funktioniert letztlich, sofern man zu mehreren speist, wie ein shared table. Jedem Gast wird ein kleines Schälchen Reis zur Verfügung gestellt, in etwas größeren Schalen stehen drei der vier angebotenen Hauptgerichte zur Wahl. Dazu werden Soßen gereicht, eine Art Chili-Öl, etwas pikant marinierte Aubergine und Acar, ein Salat aus sauer eingelegten Äpfeln, Karotten und Gurken.

Acar - süß-saurer Salat, Le Petit Wayang, Nürnberg

Acar – süß-saurer Salat

Bei unserem Besuch waren wir zu dritt, so hatten wir die schöne Gelegenheit, über die indonesische Reistafel alle auf der Karte angebotenen Hauptgerichte zu probieren (pro Person kostet die „Rijstafel“ 19,50 Euro, als Einzelportion 22,50 Euro).

Reistafel, pikant angemachte Aubergine, Le Petit Wayang, Nürnberg

Reistafel, pikant angemachte Aubergine

Besonders interessant fand ich Tempe Pedas (als Einzelportion 17,50 Euro), ein Gericht, das auf gebratenem Tempeh basiert. So etwas bekommt man ja relativ selten angeboten. Dieser wird in einer leichten Soße aus Kokos, Galgant und indonesischem Lorbeer mit Gemüse angeboten, das Gericht ist mit etwas Chili zurückhaltend geschärft und soll laut Speisekarte ein Repräsentant der zentraljavanischen Küche sein.

Tahu Bumbu Merah (als Einzelportion 15,50 Euro), ein Essen aus Sumatra, ist im Wesentlichen Gemüse mit leicht angebratenem Tofu in einer dünnen Soße aus Ingwer, Limette, Tomate und Galgant, das durch Chili eine durchaus merkliche Schärfe erhält. Nun bin ich nicht als großer Tofu-Freund bekannt, aber die besondere Würzung und Frische dieses Gerichts hat es mir sehr angetan. Der Tofu hat mich zumindest nicht gestört, sodass ich das Tahu Bumbu Merah ob seiner Würze und seines für meinen Gaumen exotischen und komplexen, aber bestens integrierten und runden Geschmacks als mein kulinarisches Highlight des Abends bezeichnen möchte (überhaupt: Für mich liegt der Reiz all dieser Gerichte, nicht nur des Tahu Bumbu Merah im Speziellen, in der Würzung, die auf sehr angenehme Art die bekannten und erwarteten Aromen mit den unbekannten und in ihrer Kombination zumindest für mich auch nicht vorhersehbaren Geschmäckern verbindet – da trifft beispielshalber ein warmes Zimtaroma auf frische Limette, von mancher Kombination war ich nicht nur überrascht, sondern verzaubert, anderes war etwas weniger eingängig).

Gulai Maniok (als Einzelportion 15,50 Euro, Herkunft Padang) funktioniert nach einem recht ähnlichen Prinzip; hier ist neben Gemüse die Grundlage die gekochte Maniokknolle, das Ganze wird wieder in einer dünnen Soße aus Kokos, Ingwer, Zitronengras und dem vom grünen Kardamom abstammenden weißen Kardamom, de in Indonesien wohl sehr gebräuchlich ist.

Zuletzt kommt Sayur Bumbu Kacang (Einzeportion 16,50 Euro, Süd-Sulawesi) an den Tisch, ein einfaches Gemüsegericht mit einer Soße aus, der Speisekarte zufolge, gebratenen Erdnüssen, gemahlenen Koriandersamen, Muskatblüten, Zimt und Limetten. Wir waren uns bei Tisch einig, dass dieses Gericht aufgrund der Erdnusssoße das wohl spannendste sein könnte und waren davon letztlich etwas enttäuscht. Hier fehlte der dünnen Soße die Würze und dem Gericht der Pep, das Aroma der Erdnüsse konnte sich nicht recht durchsetzen.

In der Machart sind sich all diese Gerichte sehr ähnlich. Die unterschiedlichen Soßen werden eher leicht und flüssig zubereitet. Angedickte oder sämige Soße sucht man vergeblich, was auch dem Umstand geschuldet sein mag, dass man bestrebt ist, möglichst viele der Speisen vegan anzubieten. Dann folgt eine Hauptzutat und das saisonale (deutsche) Gemüse. Dazu isst man, wie gesagt, polierten weißen Reis.

Unangenehm im Gedächtnis geblieben ist mir, dass man, benötigt man mehr Reis, diesen separat bezahlen muss (eine kleine Portion kostet 3,- Euro).
Man möge das nicht falsch verstehen: Ich bin kein großer Freund von übervollen, großen Reisschalen bei Tisch, die von den Gästen unmöglich leergegessen werden können und am Ende die Hälfte des Reises weggeworfen werden muss. So gesehen schätze ich es als respektvollen Umgang mit Lebensmitteln und letztlich unser aller Ressourcen (der Reisanbau ist ja bekanntermaßen recht klimaschädlich und Reis somit ein Produkt, das mit Bedacht konsumiert werden will), wenn nur kleine Portionen an den Tisch gebracht werden und man im Bedarfsfall nachordern kann. Dies dann aber als Vehikel zu nutzen, beim Gast zusätzlich abzukassieren, hinterlässt schon einen reichlich faden Beigeschmack. Glücklicherweise folgen die meisten Nürnberger Gastwirte diesem bedauerlichen Beispiel nicht und lassen sich selbstverständlich die Ehre nicht nehmen, leeren Reis nachzureichen, ohne den Gast zusätzlich zur Kasse zu bitten.

Zu den Getränlen: Im Prinzip ist die Bierauswahl im Le Petit Wayang sehr zu loben. Man schenkt Flaschenbiere aus, neben dem von mir seit zweieinhalb Jahrzehnten so geschätzten Ammerndorfer Bier (hier das Helle), das sich mehr und mehr zum regionalen Kult- und Trendbier mausert, kommen Radler und Pils von der Brauerei Hofmann aus Pahres, das alkoholfreie Bier aus der Stadtbrauerei Spalt und das Weizen (auch als alkoholfreie Variante erhältlich) von der Tittinger Brauerei Gutmann (stets eine sichere Bank!). Zudem ist mit dem Bintang auch ein indonesisches Bier erhältlich. Ärgerlich ist aber, wenn fränkische Biere (die Ausnahme ist hier das Weißbier, das glücklicherweise im halben Liter ausgeschenkt wird), nicht als Seidla, also als halber Liter an den Tisch gebracht werden, sondern in der Größe 0,3 Liter. Selbst die in den 1980er-Jahren einmal von gierigen Wirten und Brauern so forcierte Serviergröße 0,4l, von kundigen Bierliebhabern schnell zurecht als „Preißn-Halbe“ gebrandmarkt, hat, abseits von Pilsener Bieren norddeutschen Braustils, im Süddeutschen keinerlei Berechtigung und setzte sich dort auch nicht durch. Findet man heute in der Gastronomie noch Biere in der Größe „Null-vier“ auf der Karte, so lässt dies allein die Interpretation als unverkennbarer Ausweis wenig gepflegter Gastlichkeit zu. Schlimmer allerdings ist in meinen Augen der neue „Trend“, Bier in Serviergrößen vo 0,3l auszuschenken. Die Brauereien ziehen hier bedauerlicherweise mit und füllen kleine Fläschchen von 0,3l oder 0,33l ab. Diese Kulturlosigkeit ist nicht weniger als ein Trauerspiel. Und auch, wenn das Le Petit Wayang beileibe nicht die einzige Innenstadtgastronomie ist, die fränkisches und bayerisches Bier in Größen von 0,3 Litern zum stolzen Preis von 3,80 Euro serviert, so muss an dieser Stelle auf diesen Missstand in der nötigen Deutlichkeit hingewiesen sein (und das kann auch der Verweis auf das indonesische Konzept des Restaurants nicht entschulden, ich selbst habe überhaupt kein Problem damit, dass das indonesische Bintang-Bier in der Flaschengröße 0,3 Liter auf der Karte steht). Rechtlich darf selbstredend jeder Wirt so wenig Bier so teuer verkaufen, wie er mag. Ob das den örtlichen Gepflogenheiten angemessen und zudem anständig ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Geht es hier nur um den Bierpreis? Den Wirten vielleicht schon, für mich hat das aber noch eine andere Implikation, die nicht vergessen sein darf: Es geht nicht weniger als um Erhalt und Pflege eines Kulturgutes. Wer fränkisches Bier in einer fränkischen Stadt in der „Größe“ „Null-drei“ ausschenkt, tritt – das darf ich mit Fug und Recht behaupten – die fränkische Bierkultur mit Füßen. Das ist kein Fauxpas mehr, das ist ein Affront. Ein Affront, mit dem sich freilich prächtig Geld machen lässt, denn irgendetwas müssen die Leute ja schließlich trinken.

Kuchenauswahl, Le Petit Wayang, Nürnberg

Davon ab muss ich feststellen, dass ich den Abend im Le Petit Wayang als kulinarisch sehr bereichernd empfunden habe. Ein enger Freund, der nicht nur fließend indonesisch spricht, sondern im besten Wortsinne landeskundig und so mit Küche und Kultur bestens vertraut ist, sagte mir, dass er die regionalen Küchen des Landes durchaus anders erlebt habe – doch das soll mich an dieser Stelle nicht stören. Die Vielfalt der Aromen, die interessanten Gewürze und Kräuter, all das sollte man einmal erlebt und gekostet haben. Beeindruckend zudem, dass die Küche des Restaurants nicht nur auf die sonst omnipräsenten Geschmacksverstärker verzichtet, sondern eine Vielzahl der Speisen ganz selbstverständlich vegan zubereitet werden, ohne auf Fleischersatzprodukte zurückgreifen zu müssen. Indonesische Restaurants sind ohnehin rar gesät, das sehr zeitgeistige gastronomische Konzept macht das Le Petit Wayang aber zu etwas Besonderem. Tagsüber ist das Restaurant gleichzeitig ein französisches Café mit einer reichen Kuchenauswahl – darauf sei in diesem Artikel aber bewusst nicht eingegangen, weil wir eben nur zum Essen dort waren.

Le Petit Wayang, Obere Wörthstraße 10, 90403 Nürnberg, Telefon: 88 99 79 88.

Wirtshaus-Explorer: Flaleppo Nürnberg

Es ist kein typischer Wirtshaus-Explorer, den ihr heute lest, einfach, weil es kein typisches Wirtshaus ist, das ich heute mit Euch besuchen möchte. Es ist eher ein Geheimtipp in der Nürnberger Imbisslandschaft, aber wer möchte, kann freilich auch vor Ort im Flaleppo speisen.

Flaleppo? Ja, Flaleppo heißt der syrische Imbiss, der gleichzeitig Ladengeschäft und Mini-Restaurant ist und vor einem knappen Jahr in der Sulzbacher Straße in Nürnberg eröffnet hat. Wir dürfen uns unter die Kunden der ersten Tage zählen und mit diesem kleinen Artikel kundtun, dass sich im Ladengeschäft, das vorher einen etwas düsteren und verwinkelten asiatischen Supermarkt beherbergte, viel getan hat – nur die Speisen, die blieben immer gleich lecker.

Vor knapp zehn Jahren flüchten Ali und Fadia Ezo vor dem Krieg aus Syrien nach Deutschland, sie kommen in Nürnberg an. Der gelernte Schreiner Ali Ezo ist begeisterter Hobbykoch, schon bald reift in ihm die Idee, kleine Speisen seiner syrischen Heimat in Nürnberg anzubieten. Freilich dauert es, bis er mit seiner Familie hier Fuß gefasst hat, auch ein Laden will erst gefunden und muss dann aufwendig umgebaut werden. Doch im Dezember 2023 ist es so weit, das „Flaleppo“ eröffnet. Von Anfang an sind neben kleinen Gerichten auch syrische Süßigkeiten im Angebot, nicht nur das allgemein bekannte Baklava, sondern zum Beispiel auch Maburne, eine gebackene Süßigkeit mit Pistazien – Pistazien werden gerne und reichlich für die Süßspeisen verwendet, und das längst, bevor die Pistazie durch den Trend der „Dubai-Schokolade“ als Zutat für Naschereien eine Renaissance feierte. Unlängst erfuhren wir, dass das Backwerk etwa 40,- Euro pro Kilo kostet. Das syrische Baklava, das ein Freund Ezos selbst herstellt, sei in Syrien traditionell weit weniger süß als die hierzulande weitverbreitete türkische Variante.

Innenansicht - die Theke mit den Süßigkeiten, Imbiss Flaleppo, Sulzbacher Straße, Nürnberg

Der Falafel-Wrap gehört seit wohl gut zwei Jahrzehnten ganz selbstverständlich zur Imbisskultur. Im Flaleppo wird dieses Gericht aber auf andere Art interpretiert, als wir es üblicherweise kennen. „Das liegt daran“, erklärt Ali Ezo, „dass wir in Syrien die Falafeln backen, nicht frittieren“. Und so serviert er einen herrlich leichten Wrap, der nicht nur frischen Salat, Gemüse, Granatapfelkerne, Kreuzkümmel, Petersilie, Koriander und Hummus enthält, sondern eben auch knusprige Falafeln.

Falafel-Wrap, Imbiss Flaleppo, Sulzbacher Straße, Nürnberg

Zudem wird eine variantenreiche Vielzahl arabischer Teigfladen und -taschen, Manakish, angeboten, sei es mit Hackfleisch (nach Art von Suzuk, hier Sujig genannt), wahlweise mit Käse, sei es mit Spinat und Kräutern, aber auch mit Olivenöl, Sesam, roter Paprika, Tomaten, Knoblauch, Walnüssen und vielem mehr. Erwähnenswert ist freilich auch das Shawarma, das neben Limettensaft und Hähnchenfleisch auch Gewürzgurke und Granatapfelsaft enthält.

zwei Manakish, Imbiss Flaleppo, Sulzbacher Straße, Nürnberg

Der Clou beim Flaleppo: Alle Speisen werden frisch zubereitet – und das kann auch schon mal zu deutlichen Wartezeiten führen. Auch wenn der kleine Laden eher eine in gleißend-helles Licht getauchte Imbisstube ist, man kann sich dennoch an den wenigen Tischen niederlassen und in Ruhe essen.

Innenansicht, Imbiss Flaleppo, Sulzbacher Straße, Nürnberg

Flaleppo, das ist ein richtiger Familienbetrieb, alle, bis auf die jüngste Tochter, arbeiten mit, packen mit an. Und da muss man manchmal eben auch geduldig sein oder beide Augen zudrücken, wenn gleichzeitig mit Geld und Lebensmitteln hantiert wird. Wer Lust auf kleine syrische Spezialitäten hat, der wird im Flaleppo nicht nur fündig – sondern sicher auch satt und zufrieden.

Flaleppo, Sulzbacher Straße 97, 90489 Nürnberg, Telefon 36 830 722.

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