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Hot Take: Eine Forderung nach Alt-Texten und CWs in sozialen Netzwerken ist oft purer Ableismus

Hot Take: Wer von anderen Nutzern in sozialen Netzwerken permanent die Verwendung von Bildbeschreibungstexten (Alttexten), content warnings oder trigger warnings einfordert, verhält sich ableistisch.

Nun, Twitter ist ohnehin an die Nazis verloren, da beißt die Maus keinen Faden ab, aber selbst im Fediverse, auf Mastodon und Bluesky, wo gewöhnlich ein respektvoller Umgang miteinander und eine vernünftige Diskussionskultur gepflegt werden, muss ich beobachten, dass Nutzer, die unter ihre Bilder keinen Bildbeschreibungstext (Alttext) setzen oder bei bestimmten Themen kein „content warning“-flag setzen, scharf angegangen, gerügt werden. Diese Beobachtung mache ich seit wenigstens zwei Jahren, leider täglich – und nun bin ich es leid.

Man möchte ja meinen, dass diese Hinweise wohlmeinend sind und sich die „Hinweisgeber“ um die Barrierefreiheit sorgen. Dass es aber Menschen gibt, die aufgrund einer Behinderung vielleicht gar nicht in der Lage sind, ein Bild zu „beschreiben“, das Gesehene in Worte zu überführen, einer Aussage oder Beobachtung eine „content warning“ voranzustellen, und diese Menschen dann mit der Forderung nach Alttexten oder CWs gesilenced werden, wird gerne vergessen.

Ich denke, dass es an dieser Stelle hilfreich sein kann, meinen „Hot Take“ ein wenig zu illustrieren. Man stelle sich beispielshalber einen Menschen mit hochgradiger Sehbehinderung vor. Das Smartphone unterstützt ihn, ein Bild der Umgebung aufzunehmen und dann aus der Nähe mit der Möglichkeit der Vergrößerung Dinge auf dem Bild wahrzunehmen, die er ohne Hilfsmittel in der Ferne mit seinem Sehrest oder aufgrund einer Gesichtsfeldeinschränkung nicht sehen kann. Wenn er nun dieses Bild postet, verzichtet er vielleicht ganz bewusst auf eine Bildbeschreibung. Möglicherweise verzichtet er darauf, weil die Bedienung der taktil nicht erfassbaren Bildschirmtastatur auf dem Smartphone-Touchscreen für ihn einen nicht im Verhältnis stehenden Aufwand bedeutet. Möglicherweise verzichtet er darauf, weil er die Erfahrung gemacht hat, dass sich ein Sehender eine Fotografie anders erschließt – mit einer „Draufsicht“, er sich allerdings dieselbe Fotografie über Details erschließen und über die Summe der gesehenen Details und seinem Weltwissen und Erfahrungsschatz (der von dem der Sehenden abweichen kann) das Gesamtbild extrapolieren muss. Vielleicht verzichtet er darauf, weil er die Erfahrung gemacht hat, dass ihm bei dieser Extrapolation Fehler unterlaufen, mögliche Fehler, die er in einem Bildbeschreibungstext nicht verfestigen möchte. Es gibt, das zeigt dieses Beispiel, gute Gründe, ganz bewusst auf eine Bildbeschreibung zu verzichten, selbst dann, wenn man sie setzen könnte und selbst dann, wenn man zu einem Kreis von Menschen gehört, der selbst von einer Bildbeschreibung profitiert.

Ein anderes Beispiel: Ein Mensch mit einer möglicherweise über den Social Media-Kanal nicht als solche sofort erkennbaren, sogenannten geistigen Behinderung postet ein Bild. Er kann das Bild erkennen, alles darauf Abgebildete auch erfassen, er ist aber außerstande, das Gesehene zu verbalisieren. Sollte er gezwungen werden, sein Bild mit einer Bildbeschreibung zu versehen? Ist es nicht diskriminierend, ihn, oft leider sogar mit scharfem Ton, auf sein „Versäumnis“ hinzuweisen?

Ein drittes Beispiel: Ein Mensch hat eine Lese-Rechtschreibschwäche oder ist funktionaler Analphabet. Er postet ein Bild. Eine Bildbeschreibung zu erstellen, ist ihm ohne fremde Hilfe nicht möglich. Sollte er gezwungen werden, sein Bild mit einer Bildbeschreibung zu versehen? Ist es nicht diskriminierend, ihn, oft leider sogar in scharfem Ton, auf sein „Versäumnis“ hinzuweisen?

Diese drei (wohlgemerkt nicht konstruierten) Beispiele zeigen aber nicht nur, dass es vollkommen legitim ist, die Entscheidung zu treffen, keine Bildbeschreibungen zu verwenden – niemand ist anderen über seine Beweggründe dieser Entscheidung Rechenschaft schuldig. Hier direkt oder indirekt Rechenschaft einzufordern, ist ebenfalls ableistisch. Und als conclusio darf daher gelten: Ich kann nur und ausschließlich dann von meinem Gegenüber einen Alttext oder eine content warning einfordern, wenn ich mir absolut und zweifelsfrei sicher bin, dass mein Gegenüber ohne Hinderungsgrund diese Informationen nicht zur Verfügung stellt, weil er dazu nicht Willens ist. Und das kann man, wenn man die Menschen nicht persönlich gut kennt, kaum gewährleisten.

Richtig geil wird es aber, wenn man für die Verwendung von KI-Diensten wie dem Alt-Bot kritisiert wird. Kurz erklärt: Der Alt-Bot sorgt über Googles KI-Dienst Gemini dafür, dass in Form einer Reply eine automatisch generierte Bildbeschreibung unter einen Post gesetzt wird, sofern der postende User das möchte. Das funktioniert in 90 Prozent der Fälle überraschend gut, in 10 Prozent der Fälle hat die KI mit der Interpretation schon noch Probleme. Diese KI-Bildbeschreibungen sind mitunter auch nicht ganz unproblematisch. Zuerst einmal ist eine Bildbeschreibung als Reply nicht optimal (aber besser als nichts!), zum anderen beschreibt die KI nicht nur, sondern interpretiert auch, beispielshalber, indem Bildstimmungen als „angenehm“, „warm“, „freundlich“, „nüchtern“, „kühl“… bezeichnet werden. Meine größte Schwierigkeit mit der KI liegt im Umstand, dass sie leider häufig gängige, erlernte Vorurteile repliziert. Dennoch: Wer heute Dienste wie den Alt-Bot zur automatischen Generierung von Bildbeschreibungen verwendet, wird, das darf und möchte ich annehmen, die Vorteile und Nachteile gegeneinander abgewogen haben. Nun aber einem Menschen mit Behinderung vorzuwerfen, wie es der Post im Screenshot zeigt, ein Hilfsmittel wie den Alt-Bot zu verwenden, ist unter den miesen Moves nochmal ein besonders mieser Move.

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die allzu lauten „Mahner“ oft selbst nicht von einer Behinderung betroffen sind, dass ihre mitunter unangenehm persistenten „Mahnungen“ vielmehr Ausdruck ihrer Selbstgefälligkeit und damit auch Vehikel eines deplatzierten moralischen Überlegenheitsgefühls sind. Unter den Menschen mit Behinderung, mit denen ich regelmäßig im Kontakt bin (allein meine beruflichen Kontakte belaufen sich hier auf etwa 350 bis 400 Personen) erlebe ich mehrheitlich, dass man in diesen Fragen jedenfalls eine ganz andere, von Toleranz und Wohlgesonnenheit geprägte Tonlage pflegt und durch geduldiges Erklären versucht, die erkannten Barrieren zu benennen und ihre Dysfunktion begreifbar zu machen und nicht zuletzt auch Vorschläge zur Beseitigung der Barriere unterbreitet. Das gilt auch für ihre Angehörigen und Freunde. Freilich mag gelegentlich auch mal jemandem aufgrund der nicht selten durchgängigen Diskriminierungserfahrung der Geduldsfaden reißen, aber das ist die Ausnahme.

CWs, das ist unbestritten, können bedeutungsvoll und angebracht sein und das Filtern echter verstörender Inhalte für Zielgruppen, für die sie nicht geeignet sind, durchaus erleichtern. Wer aber bei quasi jedem alltäglichen Anlass eine content warning einfordert oder setzt, macht nicht nur für Menschen mit und ohne Behinderung die Timelines unlesbar, er macht aus den CWs ein verdammt stumpfes Schwert.
In dem von mir zu im Screenshot herangezogenen Beispiel habe ich mit dem Vermerk „Netzfund“ eine Karikatur gepostet, die in eindeutiger Weise dazu Stellung bezieht, dass Musk im Zuge der Trump-Inauguration 2025 öffentlich und nach meinem Verständnis auch eindeutig den Hitlergruß „entbot“. Ist ein CW für eine das tages- wie weltpolitische Geschehen karikierenden bildliche Darstellung nötig, sinnstiftend, angemessen?
Wer gerade abnehmen möchte und einfordert, dass vor jedem geposteten Schokoladentafel-Bild, vor jedem geposteten Bild eines schön angerichteten Tellers im Restaurant eine content warning zu setzen sei, der delegiert nicht nur sein individuelles Problem in die Community, sondern beraubt die CW ihres Sinns und Nutzens. Wer vor jedem Post, das sich mit Rassismus, Faschismus, Klassismus, mit Trump, mit Musk, mit Putin… auseinandersetzt, eine Rassismus-CW, Faschismus-CW, Klassismus-CW, Trump-CW, Musk-CW oder Putin-CW fordert, erschwert die notwendige Diskussion, erschwert den Austausch, erschwert, dass Betroffene ihre Betroffenheit – auch ungefiltert, auch unkategorisiert, auch ohne entsprechende Zuordnung – artikulieren können. Und in letzter Konsequenz silenced er dadurch marginalisierte Personengruppen. Im Übrigen gilt hier analog das zum Thema Alttext Gesagte: Wer CWs einfordert, fordert von seinem Gegenüber ein, immer in der Lage zu sein, seine Aussage oder den Inhalt seines Posts in eine – wohlgemerkt dem Gegenüber genehme, von jenem als sinnvoll erachtete – Verschlagwortung zusammenzufassen und ignoriert, dass es Menschen gibt, die das, z.B. aufgrund von geistiger oder psychischer Behinderung, einer grundsätzlich anderen Weltwahrnehmung oder aufgrund kultureller Unterschiedlichkeiten vielleicht gar nicht kann. Und das ist nichts anderes als nackter Ableismus.
Und wenn wir schon beim Thema Verschlagwortung sind: Es gibt aus unterschiedlichsten Gründen genug Menschen, die mit den Begriffen CW, TW, content warning, trigger warning… gar nichts anzufangen wissen. Wollte man dann etwa einem verstörenden Inhalt das Wort „Inhaltswarnung“ oder im Geiste Leichter Sprache „Inhalts-Warnung“ voranstellen, hätte ich wieder zwei neue Begriffe für die Filterliste. Irgendwann wird dieses Konstrukt nicht nur für Menschen mit Behinderung, sondern für alle unbedienbar. Die CW-Thematik trägt ein aus meiner Sicht bislang ungelöstes Nomenklatur-Problem mit sich: Man müsste sich, damit es funktionieren kann, im Vorfeld und bei allgemeiner Akzeptanz darauf einigen, was verstörende Inhalte überhaupt sind und wie sie zu kennzeichnen sind. Nach meiner persönlichen Beobachtung tragen die selbstberufenen „CW-Anmahner“ weder zu dieser Diskussion, geschweige denn zur Lösung dieses Problems, etwas Sinnstiftendes bei.

Und es vergeht eigentlich kein Tag, an dem ich nicht Zeuge der Forderung nach einer „Gschmarri“-Triggerwarnung werden muss. Dein Haustier ist gerade verstorben? Fordere doch eine TW für niedliche Katzenbilder. Leute posten bei jeder Gelegenheit Bilder ihres Dopes und mokieren sich dann, wenn bei einem Essensbild aus dem Wirtshaus im Hintergrund unscharf ein Seidel Bier zu sehen ist – „Eine Alkohol-CW kann ja wohl nicht zu viel verlangt sein!“. Jemand isst Fleisch? Jemand trinkt Milch? Geht eigentlich gar nicht, aber wenn man das unbedingt posten muss, dann nur mit „TW Tierleiche“ und „TW Eutersekret“.

Mir ist klar, dass das gerade Gesagte viele Leute verärgern mag. Manche sind im besten Willen vielleicht überzeugt, sie würden gerade aus dem Fediverse einen inklusiveren Ort machen, wenn sie nur möglichst viele Nutzer mit ihrem Unterlassen von CWs oder Alttexten konfrontieren. Dass das so unmöglich klappen kann, erklärt sich aber allein schon mit dem sozialpsychologischen Konzept der Reaktanz: Selbst wenn der Nutzer die Sinnhaftigkeit von CWs oder Alttexten prinzipiell versteht und mit der Aussage, sie seien sinnvolle und barrierenmindernde Maßnahmen, wird er sie dann aus einer Abwehrhaltung heraus nicht setzen, wenn er allein bei anderen Usern nur sieht, wie sie permanent und ubiquitär – und leider oft in unangemessenem Ton – dazu aufgefordert werden. Man verdirbt es sich so recht schnell (und ohne Not) mit den wohlwollendsten Zeitgenossen (und erweist der guten Sache einen Bärendienst).

Fazit: Wenn Du also User permanent für ihre fehlenden Alttexte, content oder „trigger“ warnings oder (wegen der für Screenreader mitunter schwierigen Ausspielbarkeit) der Verwendung von Emojis kritisierst, dann bist Du eben kein Mensch, der sich für Rechte von Menschen mit Behinderung einsetzt, dann schaffst Du eben kein Verständnis für Menschen mit Behinderung, schaffst keine Räume für Inklusion, nein, Du bist ableistisch. Stell das ab.

Ein kleiner Test: Was die KI über mich weiß – und was nicht…

Nachdem innerhalb dreier Wochen in unserem Haushalt zwei neue Mobiltelefone Einzug gehalten haben, ein Google Pixel 8 und ein Google Pixel 9, und diese, eines nativ, eines mit einer kleinen Nachinstallation, beide ja tief mit Googles AI-Assistenten Gemini ausgeliefert werden, bot sich natürlich die Gelegenheit, mit diesem Feature ausgiebig zu spielen.

Mit den gegenwärtig von der KI generierten Ergebnissen muss man recht vorsichtig sein, das dürfte gemeinhin bekannt sein. Es gilt also, die KI mit Inhalten oder Sachverhalten auszutesten, mit denen man sich gut, bestens, auskennt. Mancher googelt sich selbst und wir – wir haben recht spontan die KI bzw. die Assistenten nach uns selbst befragt.

Das mag nun ein wenig selbstreferenziell klingen (und vielleicht ist es das auch), doch für dieses Vorgehen spricht objektiv, dass ich ja sehr gut selbst beurteilen kann, ob die über mich dargebotenen Informationen zutreffend sind, oder nicht. Und ich muss mit einem gewissen Erschrecken feststellen, dass gerade manche politische Positionsbestimmung erstaunlich treffsicher, wenn vielleicht auch nicht in Gänze, wiedergegeben wird.

Diesen kleinen Test habe übrigens nicht ich gemacht, sondern ein enger Freund. Der hat auf seinem iPhone die Pro-Variante des Dienstes Perplexity laufen und war neugierig, die Ergebnisse dieses Anbieters mit den Ergebnissen von Gemini zu vergleichen. Wir saßen vor zwei Wochen zusammen im Biergarten und erkundeten mehr spielerisch und ohne ein definiertes Testsetting einfach die AI-Funktionen unserer Telefone. Im so einem Rahmen haben wir uns natürlich auch keine Gedanken über das Prompting gemacht (und im Falle von Gemini muss man das auch nicht, zumindest nicht dezidiert, denn der Dialog schlägt einem verschiedene Fragestellungen, mit denen sich ein Gegenstand tiefer erkunden lässt, gleich selbst vor). So denn – frisch ans Werk. Was sagt also Gemini zu meiner Person?

Michael Fohrn ist eine bekannte Persönlichkeit in den Bereichen Internet, Medien und Technik, insbesondere in der Region Nürnberg. Er ist häufig in der regionalen Berichterstattung zu finden und engagiert sich in der Medienpolitik. Seine Expertise erstreckt sich auf Technikkultur und er arbeitet mit verschiedenen Auftraggebern zusammen.

Nun gut, das mag so zutreffen. Ich selbst hätte meinen Bekanntheitsgrad hier durchaus etwas zurückhaltender bewertet, aber das machen Leute, die regelmäßig ihre Einschätzungen zu tagespolitischen Geschehnissen oder fachlichen Debatten öffentlich kundtun, gerne.

Es gibt ja auch so etwas wie einen Bekanntheitsgrad „über Bande“, da ist man den Leserinnen und Lesern vermeintlich bekannt, weil man auf unterschiedlichen Social-Media-Präsenzen aktiv ist und vor allem responsiv auftritt. Lassen wir das einmal so stehen, recht viel Neues ist hier ja bis jetzt nicht zu erfahren.

Gehen wir nun aber einmal ins Eingemachte – wofür stehe ich eigentlich, was sind meine Meinungen und Forderungen? Gemini sagt es uns:

Michael Fohrn ist für seine klaren und oft kritischen Standpunkte in der Medienpolitik bekannt. Er engagiert sich stark für eine offene und freie Internetkultur und setzt sich für Netzneutralität ein. Fohrn ist ein Befürworter von digitalen Bürgerrechten und warnt vor den Gefahren einer Überwachung im Internet.

Seine Meinungen sind häufig geprägt von:

  • Kritik an großen Tech-Konzernen: Er sieht in ihnen eine Gefahr für die Vielfalt im Internet und für die Privatsphäre der Nutzer.
  • Förderung von Open-Source-Software: Fohrn ist ein Anhänger von Open-Source-Lösungen und setzt sich für eine stärkere Verbreitung dieser ein.
  • Unterstützung von unabhängigen Medien: Er plädiert für eine Stärkung der unabhängigen Medienlandschaft und kritisiert die Konzentration von Medienmacht in wenigen Händen.

Das ist, für sich genommen, sehr zutreffend. Diese Treffsicherheit frappiert, sie erschreckt. Gut, meine Standpunkte sind vielfach in unterschiedlichsten Publikationen und diversen Posts in sozialen Netzwerken zu lesen – so gesehen ist obiges keine Überraschung; aber dass es dann doch trotz vielfältiger Betrachtungsgegenstände so zutreffend und knapp gefasst ist, erstaunt mich dann doch.

Im Kern ist das alles richtig. Meine politischen Forderungen sind, soweit sie dargestellt worden, sogar recht gut zusammengefasst. Hier ein weiteres Beispiel:

Netzneutralität ist ein Thema, das Michael Fohrn sehr am Herzen liegt. Er ist ein vehementer Verfechter einer offenen und freien Internetkultur, in der alle Daten gleich behandelt werden.

Was versteht er unter Netzneutralität?

  • Gleiche Behandlung aller Daten: Für Fohrn bedeutet Netzneutralität, dass alle Daten im Internet gleich behandelt werden sollten, unabhängig davon, wer sie sendet oder empfängt. Das heißt, Internetanbieter dürfen keine bestimmte Art von Daten bevorzugt behandeln oder blockieren.
  • Offener Wettbewerb: Netzneutralität ist die Grundlage für einen offenen Wettbewerb im Internet. Ohne Netzneutralität könnten große Unternehmen kleinere Konkurrenten benachteiligen, indem sie ihren eigenen Traffic bevorzugen.
  • Innovation: Netzneutralität ist ein wichtiger Treiber für Innovation. Wenn alle Ideen und Dienste gleichberechtigt im Internet verbreitet werden können, entsteht ein fruchtbarer Nährboden für neue Entwicklungen.

Warum ist Netzneutralität für ihn so wichtig?

  • Freiheit im Internet: Netzneutralität ist für Fohrn ein Garant für eine freie Internetkultur. Ohne sie könnten Internetanbieter die Inhalte, die wir im Internet sehen, kontrollieren und zensieren.
  • Demokratie: Netzneutralität ist ein wichtiger Baustein für eine funktionierende Demokratie. Ein offenes und freies Internet ermöglicht es den Bürgern, sich zu informieren, zu diskutieren und sich politisch zu engagieren.
  • Wirtschaft: Netzneutralität ist auch aus wirtschaftlicher Sicht von großer Bedeutung. Sie sorgt für einen fairen Wettbewerb und fördert Innovationen, die letztendlich der gesamten Wirtschaft zugutekommen.

Konkrete Forderungen:

Fohrn fordert unter anderem:

  • Verbot von sogenanntem „Zero Rating“: Dabei werden bestimmte Dienste von Internetanbietern kostenlos angeboten, während andere kostenpflichtig bleiben.
  • Transparenzpflichten für Internetanbieter: Internetanbieter müssen offenlegen, wie sie ihren Traffic behandeln.
  • Stärkung der Regulierungsbehörden: Die Regulierungsbehörden müssen über ausreichende Befugnisse verfügen, um die Einhaltung der Netzneutralität zu überwachen und durchzusetzen.

Okay, jetzt sind wir zumindest so spezifisch unterwegs, dass es sich lohnt, genauer hinzusehen: Auch diese Aussagen treffen erst einmal zu, zuvorderst freilich die Bewertung der Wichtigkeit und Bedeutung der Netzneutralität. Netzneutralität als zentralen Innovationsermöglicher und Garant des freien Wettbewerbes, das ginge schon zu weit und ich kann mich auch nicht erinnern, das einmal so geschrieben oder auf einem Panel gesagt zu haben – denn es fiele mir aus dem Stand weit mehr und bedeutenderes ein, was zu mehr Innovationen und zu einem freieren Wettbewerb führen würde. Wirtschaftlich verwertete Innovation ist immer von sozialer Innovation begleitet. Um zu gewährleisten, dass sie überhaupt entstehen kann und wirtschaftliche und soziale Innovation Hand in Hand gehen, sind in den Innovationsprozess wirklich und ausnahmslos alle Mitarbeiter im Unternehmen einzubinden. Wirklich freier Wettbewerb entsteht da, wo Wettbewerbsbedingungen bestmöglichen sozialen Standards unterworfen sind und Produktkosten und Produktionsfolgekosten nicht ganz oder teilweise von der Gesellschaft getragen oder aufgefangen werden müssen, während Gewinne in die Taschen weniger abfließen. Diese Fragestellungen zielen auf Partizipationsmöglichkeiten und Verteilungsgerechtigkeit ab – ohne Teilhabe und Gerechtigkeit kann kein nachhaltiger und sinnstiftender wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Fortschritt erlangt werden. Eigentlich ist das eine Binse und dennoch werde ich nicht müde, bei allen Einlassungen zu den vorgenannten und von der KI untersuchten Themen diese beiden zentralen Dimensionen in meine Betrachtungen immer gut erkenn- und reflektierbar einzuflechten. Dies sei nur als kleines Beispiel meiner Grundhaltungen genannt – es gäbe hier weit mehr zu schreiben…

Und hier bin ich bei einer zentralen Kritik an den von der AI getroffenen Statements: Diese über jeder meiner Betrachtungen schwebenden Dimension wird bei der Darstellung meiner Positionen und Forderungen keine oder nur unzureichend Beachtung geschenkt, weil das Modell schlicht nicht in der Lage ist, diese nicht in jedem Satz expressis verbis genannte Dimension mit dem Gesagten zu verknüpfen.

Das Modell scheint gegenwärtig zudem bisher nicht in der Lage zu sein, eine der einzelnen Forderung innewohnende und in der Vielzahl der Forderungen problemlos erkennbare conclusio als quasi kleinsten gemeinsamen Nenner zu subsumieren. Damit sind die gefassten Aussagen auf der einen Seite formal richtig und auf der anderen Seite dennoch so verkürzt, dass man annehmen muss, dass das Modell außerstande ist, die hinter den Aussagen und Forderungen stehende Haltung sichtbar zu machen.

Zufälligerweise ist mir heute ein Artist/AI-Meme über den Bildschirm gescrollt, das das, was ich gerade geschrieben habe, sehr schön illustriert, wenn auch auf eine andere, als die ursprünglich intentionierte Art.

Artists and AI-Meme, via Irene Buzarewicz

Während dieses Meme freilich kritisiert, dass sich die AI aus der Arbeit des „fischenden“ Künstlers (kostenlos) bedient und sich damit seine Arbeitsleistung aneignet, kann man dieses Meme aber noch sinnerweitert lesen: Die Künstlerkatze fischt im „Meer der Möglichkeiten“ nur bestimmte Fische, die, die sie mag und attraktiv findet, die ihr essbar erscheinen oder die, derer sie habhaft werden kann. Damit schöpft sie aus der Vielfalt.
Bedient sich die KI nun nicht aus dem „Meer der Möglichkeiten“, sondern aus dem Eimer der Künstlerkatze, hat sie in jedem Fall ein Ziel erreicht – sie hat den Fisch. Sie beraubt sich damit aber der Möglichkeit, alle verfügbaren Fische zu fangen und bleibt darauf angewiesen, welchen Fisch die Katze gerade geangelt hat; das Bild verengt sich, aus vielen möglichen Fischarten wird ein, werden zwei, bestenfalls eine Handvoll Fische. Dieser Tage hat das auch Felix von Leiter in seinem Blog kritisiert: Er sagte, KI liefere nicht zwingend Ergebnisse, die richtig sind, sondern solche, die mutmaßlich von der Zielgruppe erwartet würden.

Nun müsste man freilich zugrunde legen, dass die KI wirklich so arbeitet, dass sie außerstande ist, im Meer der Informationen zu fischen und sich nur des Kondensats, den Ergebnissen von Künstlern, Kulturschaffenden und Journalisten bedient. Das stimmt freilich so nicht. Aber die KI hat das Problem der Verifizierung, sie kann aus sich heraus auch nur bedingt die Plausibilität und den Wahrheitsgehalt der von ihr erzeugten Aussagen kontrollieren. Sich nun künstlerischer oder journalistischer Arbeiten seröser und gut beleumundeter Leute oder Organisationen zu bedienen, mag dieses Problem nicht lösen, „verdünnt“ es aber. Und so erhalten wir eben auch „verdünnte“ Inhalte.

Und das gilt auch für die Abfrage zu meiner Person. Denn, wer hier mitliest weiß, dass mein netzpolitisches Engagement nur einen kleinen Teil meiner vielfältigen Betätigungen und Interessen abbildet. Wie lässt sich dieses Problem sinnstiftend lösen? Ich weiß es nicht. Für meinen Teil werde ich in den nächsten Tagen wohl eine Art „Kurzbiografie“ hier einbauen, die auch Bezug auf meine Haltung zu bestimmten Themen nimmt und diese in möglichst eindeutige Statements kleidet. Mal sehen, was die KI dann daraus bastelt.