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Menschen 2010 im ZDF: Gottschalk holt sich die Absolution.

Ich hatte nicht vor, über den Unfall bei „Wetten dass“ zu schreiben und ich habe es mir bislang auch tunlichst verkniffen. Dass dieser Unfall geschehen ist, kann man meines Erachtens niemandem anlasten – Samuel K. wäre bei dieser Wette nicht angetreten, wenn er nicht überzeugt gewesen wäre, sie gewinnen zu können. Samuels Vater hätte das Auto, das in den Unfall verwickelt war, nicht gefahren, wenn er seinem Sohn nicht vertraut hätte. Und das ZDF? Das Redaktionsteam hätte die Wette wohl nicht zugelassen, wenn man davon hätte ausgehen müssen, dass der Wettkandidat sich in große Gefahr begibt – wohl selbst dann nicht, wenn dem ZDF die Wette ursprünglich zu trivial war. Es ist schiefgegangen. Leider. Das hätte niemand erwartet. Ich denke, dass der Unfall als normales Risiko einer Extremsportart bezeichnet werden darf – niemand wollte ihn, er ereignete sich trotzdem.

Mich nimmt Wunder, dass man in der Öffentlichkeit – besonders bei den Privatsendern – die Schuldfrage stellte. Sie kann nur unbeantwortet bleiben. Es ist für mich nicht vorstellbar, dass man den Unfall Samuels billigend in Kauf genommen hat.

Auch der Abbruch der „Wetten dass“-Sendung war folgerichtig. Gottschalk machte, als er den Abbruch der Sendung mitteilte, auf mich zwar einen überraschend gefassten, ja fast abgeklärten Eindruck – aber dafür ist der Mann Moderations- und Medienprofi.

Ich habe nichts darüber geschrieben, weil ich mich nicht an der Debatte um Schuld oder Unschuld beteiligen wollte – ich bin nach wie vor der Meinung, dass man für den schlimmen Unfall keinen Schuldigen benennen kann. Es ist passiert – allein das ist schlimm genug.

Auch hat mich der Umstand, dass der Vater Samuels den in den Unfall verwickelten Wagen lenkte, sehr berührt. Man kann die Schuldgefühle, die diesen Mann plagen müssen, wohl kaum ermessen. Hierzu bedarf es keiner weiteren Worte.

Warum schreibe ich dann über die Sache? Heute, beim Abendessen lief der Fernseher – und gleich nach der Tagesschau entschied ich, dass mir nicht der Sinn nach dem Tatort steht. Und so blieb ich bei der ZDF-Sendung „Menschen 2010“ hängen – Gottschalk führte ein Interview mit Samuels Vater. Ich bin – einige Stunden nach diesem Interview – immer noch irritiert über dieses Interview.

Gottschalk sagt schon zu Beginn der Sendung, bei der Anmoderation des vorab aufgezeichneten Interviews mit Samuels Vater, dass er es war, der fragte, ob er denn zu einem solchen Interview schon bereit wäre. Dann folgt das Interview – Gottschalk sitzt die Fragen stellend in einem Sessel, der Vater spricht von einer Videoleinwand. Allein dieses Setting verstört mich. Warum, so frage ich mich, wird hier eine technische Distanz über die Videoleinwand geschaffen? Wäre es nicht möglich gewesen, dieses Gespräch „auf Augenhöhe“ aufzuzeichen? Wenn dieses Interview überhaupt sein muss, warum dann dieses ungünstige Setting? Was signalisiert das dem Vater, was dem Zuschauer?

Es ist traurig, den Vater zu sehen. Er spricht gedämpft, atmet schwer, schließt immer wieder die Augen. Man merkt deutlich, wie viel Kraft es ihn kostet, dieses Interview zu geben. Das Interview selbst ist kurz, es ist augenscheinlich gut vorbereitet. Es wurde aufgezeichnet – das bedeutet für den Interviewten in aller Regel einen reduzierten Druck, denn Fehler werden geschnitten. Aber: Der Vater Samuels scheint alle Kraft aufzuwenden, um dieses Interview zu geben.

Ich möchte anmerken, dass ich es mir an Stelle des ZDF verkniffen hätte, Samuels Vater zu interviewen und dies zu senden – selbst dann, wenn der Vater proaktiv darum gebeten hätte. Man weiß, dass solche Interviews für Angehörige immer eine große emotionale Belastung darstellen. Guter, seriöser Journalismus verzichtet darauf, Angehörige kurz nach einem in welcher Art auch immer erlittenen Schicksalsschlag zu exponieren. Dies geschieht zum Schutz und zu Entlastung der Angehörigen. Das ZDF verzichtet auf diesen Schutz und wenn man Gottschalk genau zuhört, so lässt sich erkennen, dass das Interview im Interesse des ZDF liegt.

Im Privatfernsehen gelten andere Regeln. Hier werden Angehörige sehr gerne kurz nach dem Schicksalsschlag interviewt und Szenen ausgewertet, die sie am Rande der Erschöpfung, der Artikulationsfähigkeit zeigen, weinend, mit schmerzverzerrtem Gesicht. Gern wird der Bildbeitrag so gestaltet, dass diese Interviewausschnitte das erlittene Leid testieren. Diesen schlechten Stil pflegt das ZDF mit dem Interview nicht – aber es wird ein Interview geführt. Warum?

Ich habe den Eindruck, dass sich Gottschalk mit diesem Interview eine Art Absolution erteilen lässt: Das Testat kommt – wie bei den Privaten auch – von einem Angehörigen, dem Vater. Es wirkt zwar subtiler, in der Sache ist es aber ähnlich.

Über Hoffnung auf Genesung spricht der Vater, er sagt, was ihn hält, betont seine Verwurzelung im christlichen Glauben, dankt für erwiesene Anteilnahme, für Nähe, dass die Familie nun nicht allein ist. Manches mag man beruhigend aufnehmen.

Doch das Setzen positiver Signale gelingt nicht immer.

An einem Punkt wird dies besonders deutlich: Gottschalk fragt Herrn K.: „Wie kann es für Sie weitergehen?“, dieser antwortet: „Also im Moment planen wir von Halbtag zu Halbtag, von Tag zu Tag.“

Warum diese Frage zu einem Zeitpunkt, an dem zwar Hoffnung auf Genesung für Samuel besteht, von dieser aber nicht ausgegangen werden kann? Warum überhaupt eine Frage nach der Zukunft an einen Menschen, der im Hier und Jetzt Belastungen ausgesetzt ist, die man niemandem wünscht?

Gottschalk versucht, auch das erscheint mir unpassend, der Situation etwas positives abzugewinnen. Er tut dies mit aller gebotener Vorsicht, das halte ich im zu Gute. Das öffentliche Interesse sei nicht Neugier sondern Anteilnahme, sagt er. Woher nimmt er diese Sicherheit?

Und da bohrt diese eine Frage schon wieder: Warum dieses Interview? Gottschalk liefert eine mögliche Begründung: „Das war ja auch bei der Öffentlichkeit oft so, das Interesse erlahmt und es gibt andere Schlagzeilen. Mein persönliches Interesse wird auf jeden Fall bei Euch bleiben, bei seiner Seite bleiben und wir lassen Euch da nicht alleine“*.

Es mag sehr einfühlend wirken, sich „der Sache anzunehmen“, bevor das „öffentliche Interesse“ verloren geht – aber ist es das wirklich? Auch auf die Gefahr hin, dass besagtes Interesse mit der Zeit verschwindet, halte ich es für besser, sich lieber dem möglichen Vorwurf stellen zu müssen, man hätte zugewartet, bis die Sache vergessen wäre als ein kraftzehrendes Interview mit einem Angehörigen zu führen.

Irgendwie riecht die Sache nach PR: In den Nachrichten aller öffentlich-rechtlichen Hörfunksender wurde auf den Gesundheitszustand Samuels ausführlich und tagesaktuell eingegangen. Jeder, der sich dafür interessiert, ist informiert. Warum dann das Interview? Warum wird es auch verschriftlicht vorab der Presse zugeleitet – verbunden mit dem Hinweis an die Journalistenkollegen, eine Sperrfrist bis zur Ausstrahlung einzuhalten?**

In Anbetracht der Tatsache, dass das ZDF sich in der letzten Woche massiver Kritik von vielen Seiten ausgesetzt sah, dass Gottschalk um seinen Ruf und seine Zukunft als Moderator fürchten musste, dass von vielen Seiten die letzte große Samstagabendshow, „Wetten dass“ zur Disposition gestellt wurde, eine der letzten verbliebenen Quotenbringer des ZDF, wirkt das Interview wie ein recht plumper Versuch, sich die Absolution vor dem Fernsehpublikum zu holen.

Das ist an sich schon keine schöne Sache – aber hätte es dazu wirklich noch des Vaters des verunglückten jungen Mannes bedurft?

Es ist – das gibt der Sache eine besondere Note – auch auffällig, dass Gottschalk bei jeder sich bietenden Gelegenheit seine Unschuld und die Unschuld des ZDF beteuert.

Qui s’excuse, s’accuse.

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* diese Stelle wird in der Vorabnachricht an die Presse – einer Transkription – nur verkürzt wiedergegeben. Mache sich jeder selbst seinen Reim darauf.

** da hat sich das ZDF verhauen – diese Pressenachricht ist in PR-Portalen zu finden und wurde bereits vor der Ausstrahlung via Twitter verbreitet – jeder, auch Nicht-Journalisten, der das lesen wollte, konnte das vorab lesen. Viele (den Tweets zufolge) haben das auch getan.

Das Interview kann auf YouTube angesehen werden.

Weihnachtsgeschenke für den übergewichtigen Nerd: Internetwaagen

Ganz neu sind die Internetwaagen, die Buch über Körpergewicht, Körperfett und Muskelmasse führen, ja nicht – aber in der Kategorie „Weihnachtsgeschenke für den übergewichtigen Nerd“ dürfen sie natürlich nicht fehlen.

Zuerst einmal zu nennen ist da eine alte Bekannte: Die Withings-Waage zu der es neben den Webportal auch eine iPhone-App gibt. Sie ist – mindestens aus Stylegründen – auch Sieger.

Quelle: Withings/Press

Vielleicht funktioniert das Ding mit der Wage sogar, denn wenn sich die Hüftgold-Akkumulation der vortäglich begangenen süßen Sünden vollautomatisch bei twitter wiederfinden, wird man sich bei der nächsten Versuchung, beim Essen zuzuschlagen, wohl überlegen, ob man den Followern gegenüber den Rückschlag eingesteht. Soziale Kontrolle nennt man sowas wohl.

Ich habe bisher keine Withings, weil ich einmal mit der Firma, die in Frankreich sitzt, in Kontakt getreten bin und von denen so derart saudumm angeraunzt wurde, dass mir die Gefahr, ggf. ein Service-Debakel zu erleben und mir mein Karma nachhaltig zu versauen, einfach zu groß war. Sollte das Ding dann doch unterm Weihnachtsbaum liegen, werde ich sie aber aus Respekt gegenüber dem Schenker mit Freude benutzen 😉

Wer gerne eine Alternative möchte, der kann sich ja mal bei ELV umsehen – hier gibt es ein ganz ähnliches Produkt: die youW8.

Quelle: youW8/Press

Die youW8 sieht etwas „gewöhnlicher“ aus. Sie funkt die Ergebnisse an einen Empfänger, der per Ethernet an den Router anzuschließen ist – diese Lösung verspricht, ganz elegant zu sein. Für knappe hundert Euro gibt es ein Basismodell, wer etwa dreißig Euro drauflegt, erhält zusätzliche Analyseparameter wie Körperfett und Muskelmasse sowie einen Zehnpersonenaccount.

Eine Waage, die ein bisschen mehr kann als wiegen – ein nettes Weihnachtsgeschenk, auch für nichtadipöse Nerds.

Stereo-Kondensatormikrofon in günstig: Superlux E531/BCS

Bei Supersux in China wird – so habe ich den Eindruck – nachgebaut, was nachbaubar ist. Hatte ich vor einiger Zeit schon über meinen ziemlich dreisten Beyer-Fake geschrieben, so liegt heute deren Nachbildung eines Sony ECM MS-907 auf dem Seziertisch.

Erst mal zum Original: Bei besagtem Sony-Mikrofon handelt es sich um ein Stereokondensatormikrofon mit den für Sprachaufnahmen ausgezeichneten klanglichen Eigenschaften einer mittigen vertikalen Kanaltennung. Das Sony-Mikro wird von einer 1,5V-Mignonzelle befeuert und ist seit etwa zehn Jahren für etwa 120 Euro habbar. Das MS907 (und sein Vorgänger, dessen genaue Bezeichnung mir leider entfallen ist) hat seinen Weg in die Hände ambitionierter Amateure gefunden, als die Minidisc-Recorder in der Fläche Einzug hielten. Und aufgrund der guten Qualität und der stressfreien Verwendbarkeit beim bootlegging und fieldrecording hat es die Minidisc-Zeit auch unbeschadet überlebt.

Allerdings gibt man die aufgerufenen 120 Steine nicht gerne für ein Mikrofon aus, dass man zweimal im Jahr braucht. Und hier kommen die Chinesen ins Spiel, die sich (zum Glück) nicht zu schade sind, selbst dieses im Verhältnis noch relativ günstige Mikro nachzubauen und hierzulande für unter dreißig Euro (sic!) auf den Markt zu werfen.

Das Ergebnis schimpft sich Superlux E531/BCS und sieht so aus:

Krass, oder?

Gut, das Superlux ähnelt eher dem Vorgänger als dem aktuellem Sony-Mikro (besonders im Hinblick auf Farbgebung und dem „Dreiecksdesign“) aber es ist schon ziemlich nahe dran am Original. Auch die technischen Daten sind quasi identisch: Bei einer Impedanz von einem Kiloohm bildet das Mikro einen Dynamikumfang von 100 bis 15000 Hz ab. Der Signal-Rauschabstand beim Superlux liegt um die 85dB, das ich nicht so prall, aber der maximal verkraftete Schalldruckpegel von 110 dB verspricht ein sinnvolles Arbeiten in lauter Umgebung – außer in der Disse vielleicht.

Ein erster Test zeigt, dass das Mikro durchaus sinnvoll verwendet werden kann. Es sticht in Sachen Klangqualität und Verarbeitung zwar nicht sein Vorbild von Sony – insbesondere das Eigenrauschen ist im Vergleich wesentlich höher – aber dennoch ist es für knappe 30 Euro ein sehr anständiges Mikro für Sprachaufzeichnung. Die Charakteristik ist gut, die Transparenz des aufzuzeichnenden Tons ebenfalls. Wer mit seinem Interviewpartner am Tisch sitzt und das Gespräch einfach mitscheiden will, der wird mit dem Mikro zufrieden sein, denn insgesamt ist Superlux ein ganz ordentlicher Kompromiss aus Eigenrauschen, Empfindlichkeit, Frequenz- und Dynamikgang gelungen. Hinsichtlich des Eigenrauschens darf man zu diesem Preis allerdings keine Wunder erwarten. diese kleinen Mikros rauschen alle mehr oder weniger stark.

Besonders bei recht knappem Budget kann die Anschaffung sinnvoll sein: Wer ab und an ein Mikro für o.g. Zwecke braucht und nicht auf Studioqualität nach ARD-Standard angewiesen ist, kann mit dem billigen Stab ganz ordentliche Ergebnisse erzielen (wenn der Mikrovorverstärker im Recorder halbwegs ordentlich ist). Meiner Meinung nach lässt sich hier deutlich mehr erreichen als beim Versuch, Sprachaufnahmen mit zwei einfachen dynamischen Mikros zu machen. Die kommen dann bei Straßenumfragen und Interviews im Nahfeld zum Zuge – hier ist selbst die 90-Grad-Charakteristik des Superlux zu großzügig, Störgeräusche fallen zu sehr ein, den Zugewinn an Atmo, den das Superlux rein theoretisch bieten würde, ist nach meinem Dafürhalten ein schlechter Kompromiss.

Wer mehr im Bereich Aufzeichnung von nicht elektonisch verstärkter Instrumentalmusik machen will, ist wegen des Eigenrauschens vom Superlux meiner Meinung nach besser beraten, die 90 Euro Mehrpreis für das Sony in die Hand zu nehmen.

changecamp – call for papers

Am 28. Januar 2011 findet – organisiert von der GRUNDIG AKADEMIE – in Nürnberg das erste changecamp nach Vorbild der barcamps organisiert – also eine für jedermann offene, kostenlose ad-hoc-Nicht-Konferenz zum Thema Veränderungsprozesse im Unternehmen im weitesten Sinne.

Es ist die erste bundesweit stattfindende Konferenz dieser Art und heute ging per Mail der call for papers raus. Grund genug, dass ich Euch an dieser Stelle auch noch einmal darauf hinweise:

  • kommt zum changecamp – wer sich vorab anmelden möchte, kann das bei Tommy Brünnhäußer tun (Telefon +49 911 40905-551)
  • es gibt fünf Räume und so können sinnvoll in Summe etwa dreißig sessions gehalten werden. Wer eine session zum Thema Veränderungsprozesse halten will (Dauer ca. eine halbe Stunde), der trete ebenfalls mit Tommy in Kontakt. Das ist jetzt zwar klein klassischer cfp, aber wenn jemand ein paper einreichen will, ist die Freude groß (und wir nehmen Euch auch gerne die Kopierarbeit ab!)

Also schon mal das changecamp im Terminkalender vormerken und fleißig papers einreichen! Ich begleite das camp mit dem Mikro und mache dann einen schönen Podcast draus. Wer diesbezüglich Anregungen oder Wünsche hat, darf sich gerne an mich wenden.

Hetzner. PayPal.

Jetzt gibt es noch einen weiteren Grund mehr, seine Webbseite nicht (mehr) bei der Gunzenhausener Serverbude Hetzner zu hosten:

Hetzner verbietet Mirror von wikileaks auf eigenen Servern – domasinfactory duldet es

Und in den Kommentaren zum korrespondieren Post bei netzpolitik.org bemerkt le-dude folgerichtig:

zeit bei hetzner zu kündigen. mal sehen welcher provider sich als würdig erweist, von mir geld zu erhalten ; – )

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Btw: Habt ihr schon alle brav Eure Pay-Pal Accounts gekündigt? PayPal hat nicht nur den Account von Wikileaks gesperrt sondern auch den der ehrwürdigen Wau-Holland Stiftung (was aber nix nutzt – dort kann man immer noch für WikiLeaks spenden). Wer nach diesem wirklich verabscheuenswürdigen Vorgehen von PayPal dort noch Kunde ist, dem kann ich nur raten, sich umgehend in nervenärztliche Behandlung zu begeben.

GMX MailDomain – geht nicht richtig und ist teuer

Trotz eigenem Server habe ich eine E-Mailadresse bei GMX – eine kostenpflichtige mit eigener Domain. Dieses Produkt heißt GMX MailDomain und ich habe mich dazu entschlossen, so etwas zu benutzen, weil ich eine Art Backup wollte für den Fall, dass ich meinen Server misskonfiguriere oder abschieße.

Und so hat es sich dann eingebürgert, dass ich meine privaten Mails über diese GMX-Adresse erhalte. Im Prinzip spricht da auch nichts dagegen, bei 1&1, so will man meinen, sind private Mails doch besser aufgehoben als auf einer selbst administrierten Kiste – Denkste.

Gestern erreichte mich eine SMS. Meine Mails kämen unzustellbar zurück. Hä? Ich habe das gestern um etwa 20 Uhr geprüft und musste feststellen: Mein GMX MailDomain-Account funktioniert nicht. Das tut er öfter nicht…

Ich habe mir nichts daraus gemacht, dachte, dass die das Problem schon wieder in den Griff bekommen und habe mich dann den schönen Dingen am Feierabend zugewendet. GMX funktioniert immer mal wieder nicht – man gewöhnt sich an so manches.

Heute Morgen in der Arbeit – ich will das mit meinem Dienstaccount einfach mal gegenchecken – muss ich feststellen, dass mein Mailpostfach immer noch nicht funktioniert.

Folgende Fehlermeldung habe ich erhalten:

Ihre Nachricht hat einige oder alle Empfänger nicht erreicht.

Betreff:    TEST3
Gesendet am:    03.12.2010 08:39

Folgende Empfänger konnten nicht erreicht werden:

XXXXXX@XXXXXXXXXX.de am 03.12.2010 08:39
Sie sind nicht berechtigt, Nachrichten an diesen Empfänger zu senden. Wenden Sie sich an den Systemadministrator.
< mailrelay1.XXXXXXX.de #5.7.1 SMTP; 550 5.7.1 We do not relay – access denied {mx011}>

So, ich bin also nicht berechtigt, Mails an meine eigene Mailadresse zu senden, ihr Penner? Na das wollen wir aber mal sehen! Ich greife zum Telefon und rufe die an – und zwar unter deren Münchener Nummer. Dort sagt man mir, dass MailDomain nicht funktioniert, mehr mir nur der Support sagen könne, der Anruf dort aber nicht lohne (Danke für den Hinweis, es ist doch beruhigend, aus berufenem Munde von einer GMX-Mitarbeiterin zu hören, dass sich der Anruf beim GMX-Support nicht lohnt – ich kann mir ein Schmunzeln nicht verkneifen).

Ok, meine Mailadresse funktioniert nicht und man kann mir auch nicht sagen, ob und wann sie wieder funktioniert. Ich bin begeistert.

Viel frecher aber ist, dass sich auf den Webseiten von GMX kein Hinweis darauf findet, dass da was im Eimer ist. Im Gegenteil: Bei GMX ist alles eitel Sonnenschein:

Screenshot: Quelle: gmx.de

Keine Störungen? Das wüsste ich aber!

Nun gut, so möchte man denken – wenn ich genauer wissen will, was Sache ist und wann der Bug gefixed ist, könnte ich ja den Support anrufen. Das ist aber keine gute Idee, denn der Support kostet über eine 0900er-Nummer in der „Auswahl DSL“ 0,99 Ct pro Minute und in der „Auswahl Mail“ 1,86 Euro pro Minute aus dem Telekom-Festnetz. 1,86 Euro! FUUUUUUU…..!!! Da weiß ich gleich, wo ich NIE anrufen werde, wo ich mit NIE DSL holen würde – ich frage mich gerade ernsthaft, warum ich da immer noch Kunde bin.

Da zahlt man im Monat knappe drei Euro und dann? GMX ist nicht besonders ausfallsicher- aber eine so lange Downtime ist schon frech. Und dann soll ich denen noch 1,86 Euro für die Telefonminute in den Schlund stopfen? Gehts noch?

Witzigerweise haben meine über meinen Server laufenden Mails gar keine Downtime. Ich sollte wohl mal was tun…

simvalley Check&Correct Calculator

Spinnt der jetzt – der schreibt über seinen Taschenrechner im Blog? Ja, ich schreibe über meinen neuen Taschenrechner, den ich bei Pearl für wenig Geld (4,95 Euro) erstanden habe. An und für sich ist der Rechner – ich brauche ihn auf Arbeit – nichts besonderes, aber ich mag ihn schon jetzt, weil er über ein extrem wertvolles Feature verfügt:

Ich benutze den Taschenrechner in der Regel zum addieren längerer Zahlenkolonnen. Und hierfür ist das „Check & Correct“-Feature wesentlich. Sollte man sich bei der Eingabe vertippt haben und das erst später bemerken, kann mit der Taste „CHECK“ die letzten 32 Eingaben einzeln abrufen und mit der Taste „CORRECT“ die als fehlerhaft identifizierte Eingabe korrigieren. Jetzt habe ich diesen Rechner erst einen Tag und schon stellt sich diese Funktion als äußerst nützlich heraus. Klar, ein wissenschaftlicher Taschenrechner mit Speicher kann das auch – aber den bekomme ich weder für fünf Euro noch mit so großen Tasten und Display… Es sind die kleinen Dinge…

Ab 18: Der JMStV und warum die Grünen sich wieder einmal unwählbar machen.

Unter dem Deckmäntelchen des Jugendschutzes kann man ja viel Unsinn treiben: Geht es nach dem Willen der Koalition, dem sich gerade auch die Verräterpartei SPD und die technophoben Hippie-Deppen Grünen unterwerfen, so werden schnellstmöglich Änderungen im Jugendmedienschutz-Staatsvertrag durch den Bundesrat gewunken – mit fatalen Auswirkungen:

Jede Webseite, die – in welcher Art auch immer – Material anbietet, dass, wenn auch nur theoretisch – in der Lage wäre, Jugendliche zu gefährden, soll demnach entweder:

  • technisch so eingerichtet sein, dass man sie nur als Volljähriger betreten kann (z.B. durch Prüfung der Ausweisnummer) oder
  • eine „Sendezeit“ einführen, also z.B. nur zwischen 20 Uhr und 16 Uhr erreichbar sein oder
  • wie ein Film wie für ein bestimmtes Mindestalter gekennzeichnet sein.

Hier geht es ganz bewusst nicht um irgendwelche Pornoseiten sondern in der Tat um JEDE Internetseite. Und was jugendgefährdend ist und was nicht, welche Inhalte einem 12-Jährigen zugemutet werden können und welche nicht – wer kann das mit Sicherheit sagen?

Für den einen mag eine Seite schon dann jugendgefährdend sein, wenn jemand in den Kommentaren das F-Wort fallen lässt. Ein anderer könnte politische Diskussionen, die die Systemfrage stellen, als jugendgefährdend einstufen wollen. Was ist mit Seiten, die über Computerspiele berichten, die von der USK als „ab 16“ eingestuft wurden? Wer kann ausschließen, dass hier nicht irgend ein Weltfremder daherkommt und behauptet, dass allein dies die Jugend gefährde?

(via pantoffelpunk/twitter)

Was würde das für dieses Blog bedeuten? Ich werde keinem Dienst Geld in den Rachen werfen und meine Leser zwingen, ihre Ausweisnummer anzugeben. So etwas Blödes werde ich einfach nicht tun. Und das Ding mit den Sendezeiten geht ja genau gar nicht – erstens ist das ein ganz schöner Aufwand (technischerseits) und zweitens nutzt das nix – dann kommen die Kids halt um kurz nach acht. Der „dritte Weg“ klingt elegant: Ich flagge mein Blog einfach als „ab 18“ – dann hab ich meine Ruhe. Nur: Was nutzt das?

Gesetzt den Falles, ich flagge mein Blog maschinenlesbar als „ab 18“ – wie sollte verhindert werden, dass sich die Kids das trotzdem ansehen? Durch Programm wie Internet-Supernanny oder wie das heißt? Oder ein Browserplugin, dass immer dann ein Stoppschild präsentiert, wenn meine Seiten angsurft werden? Im Prinzip weiß jeder, dass die Kids heute die Skills haben, solche Plugins zu deaktivieren oder der Internet-Supernanny den Saft abzudrehen. Nutzt also nix.

Darüber hinaus kann ich es gar nicht einsehen: Ich könnte nicht jeden meiner bis dato 593 Artikel juristisch genauesetens abprüfen lassen – und werde daher gezwungen, das Blog als „ab 18“ zu flaggen, will ich nicht Opfer des Abschaums der Menschheit, der mit Stumpf und Stiel ausgerottet gehört von Abmahnanwälten werden. Dabei schreibe ich gar nichts Jugendgefährdendes. Warum sollte ich – rein theoretisch – Sechzehn- oder Siebzenjährige hier ausschließen? Mich selbst trifft das praktisch nur wenig – ich schreibe nicht für Minderjährige, auch nicht aus deren Perspektive und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich nennenswert minderjährige Leser habe – es sei denn zu Technikdingen….

Im Übrigen muss ein Jugendschutzbeauftragter im Impressum genannt werden, das Ding wird also nicht nur für kleine Blogger wie mich interessant – sondern auch für Unternehmen.

Ich empfehle jedem, der eine Webseite – mit welchen Inhalten auch immer – betreibt, folgenden Artikel zu lesen: 17 Fragen zum neuen JMStV. Auch dieser Artikel ist äußerst lesenswert.

Erste Blogger ziehen hieraus Konsequenzen und machen Ihre Blogs einfach dicht – zum Beispiel vzlog zum 31. Dezember oder Kristian Köhntopp bereits morgen.

Und was hat das mit den Grünen zu tun? Die Grünen in NRW – sie müssen sch im Bundesrat mit der SPD abstimmen – bekunden zwar, den JMStV abzulehnen, die Fraktion habe sich aber aufgrund „parlamentarischer Zwänge“ anders entschieden.

Screenshot. (Quelle)

Das darf doch nicht wahr sein! Hier nimmt die freie Meinungsäußerung im Internet schaden und man präsentiert qua Gesetz dem Abschaum der Menschheit , der mit Stumpf und Stiel ausgerottet gehört den Abmahnanwälten ein neues Tätigkeitsfeld auf dem Silbertablett. Und warum? Weil in NRW ein paar technophobe-Hippie-Trottel Grüne sich wie auch immer gearteten „parlamentarischen Zwängen“ ausgesetzt sehen, denen sie dann auch noch nachgeben wollen.

Ich bitte Euch daher, Euch folgenden Satz einzuprägen: DIE GRÜNEN SIND UNWÄHLBAR!

Selbst wenn sie sich auf den letzten Metern noch anders besinnen – allein einen Gedanken daran zu verschwenden, diesem Unfug, der keinen einzigen Jugendlichen vor irgendwas schützt – muss mit konsequentem Wählerstimmenentzug geahndet werden.

Ist das Schließen eines Blogs oder einer privaten Webseite eine adäquate Konsequenz?

In meinen Augen nicht. Auch das „Depublizieren“, also das Löschen einzelner Inhalte von Blogs und anderen Webseiten ist der Sache nicht dienlich – denn hier würde ein Stück Meinungsfreiheit auf dem Altar eines vermeintlichen und wirkungslosen Jugendschutzes geopfert. Ohne Not, versteht sich.

Felix von Leitner findet hier passende und drastische Worte:

Weil jetzt hier Fragen zu juristischen Details ankommen, wie ihr euren Scheiß in Zukunft hosten sollt: weiß ich auch nicht. Ist alles unklar. Unsere einzige tragfähige Option ist, diesen Staatsvertrag zu verhindern.

Oh und nochwas: Nein, das ist keine Option für mich, mein Blog einfach ab 18 zu machen. Ich will doch nicht die Indoktrination der nächsten Generation kampflos komplett staatlichen Agenturen überlassen! Das ist doch gerade die Idee, um die es hier geht, und wer braucht Medienkompetenz dringender als Jugendliche? (Quelle)

Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

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