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Wie man aus einem Sennheiser HD 555 einen Sennheiser HD 595 macht

Gestern auf Fefes Blog gelesen: Der Sennheiser HD 595 (derzeitiger Preis bei Amazon 157,60 Euro) scheint relativ baugleich mit dem Sennheiser HD 555 zu sein (der kostet bei Amazon derzeit 117,22 Euro) zu sein – mit einem kleinen Unterschied:

Beide Kopfhörer sind in Prinzip offen, beim 555er wird aber ein zusätzliches kleines Schaumstoffstück in die Hörmuschel appliziert – um so den HD 555 downzugraden und den vermeintlich besseren 595er freier spielen zu lassen. Die Schallwandler indes sind bei beiden Modellen exakt identisch!

Das bedeutet im Umkehrschluss, dass ich einfach aus einem 555er die Schaumstoffbedämpfer rauspfriemeln muss (was ein kindergartenkompatibler Mod zu sein scheint) – und schon habe ich den 40,38 Euro teureren 595er in Händen bzw. auf den Ohren… Yes!!

Ein reichlich bebildertes „How To“ gibt es übrigens hier!

Anmerkung: Jetzt weiß ich, wer sich ob der Anschaffung des 595ers kräftig in den Allerwertesten beißen wird. Und weiterhin weiß ich wie viele gemoddete 555er als 595er demnächst bei Ebay rausgehen werden…

Oh Shit: Nokia und Microsoft verbünden sich

Gerade habe ich auf Zeit Online gelesen, dass Nokia und Microsoft eine enge Kooperation geschlossen haben. Nokia ist trotz der Attacken von Apple, HTC und Konsorten ja immer noch weltgrößter Handyhersteller, hat aber das Problem, dass ihre Smartphonesparte schwächelt (obwohl Nokia-Smartphones ganz ordentlich sind). Das soll nun anders werden und deshalb ist man den Bund mit Microsoft eingegangen.

Im Bewegtbild wird dies noch einmal bestätigt. Update 07/2017: Das Bewegtbild ist inzwischen leider depubliziert.

Nicht nur Nokia will die Synergien nutzen – auch Microsoft soll etwas davon haben, denn die Nokia-Leute sollen denen bei der Verbesserung von Windows 7 Phone helfen. Und mehr noch: Während Bing zur Nokia-Standardsuche avanciert, verschmilzt Nokia Maps als zentrale Navigation in Windows 7 Phone – so orakelt man zumindest bei Heise.

Mein erster Impuls war der Gedanke: Schöne Scheiße. Erst einmal habe ich mit Windows auf Mobiltelefonen ausnehmend schlechte Erfahrungen machen müssen. Zum anderen ist aber nicht klar, was das für Symbian und MeeGo bedeutet. MeeGo dürfte, so weiß Die Zeit, ziemlich schnell platt sein, ihr Flagschiff-Telefon für 2011 kann Nokia dann einstampfen – aber auch für Symbian sehe ich in der Zukunft schwarz, denn dessen Weiterentwicklung verdanken wir ja quasi ausnahmslos dem Umstand, dass es das System der Nokia High-End-Telefone ist.

Symbian ist ab S60 wirklich ein feines System – schnell und stabil und es kann, was man braucht. Und das kombiniert mit der bislang ja ausgezeichnet guten Nokia-Hardware ist schon was. Eigentlich ist es wirklich schade darum.

Auch wenn Nokia qualitativ sehr gute Hardware bauen kann – mit Windows will ich die nicht geschenkt! Schöne Scheiße.

6N2-J = 6N2P(-EV)? Eine kleine Röhrenkunde.

Zur Zeit beschäftige ich mit chinesischer HiFi-Röhrentechnik (warum, das erzähle ich Euch später einmal, das würde jetzt den Rahmen sprengen) und in einem Vorverstärker begegnete mir eine Röhre des Typs 6N2-J. Ich musste im Betrieb feststellen, dass diese Röhre klanglich nicht besonders viel hergibt und beim vorsichtigen Abklopfen war zudem schnell festzustellen, dass sie auch mechanisch ziemlich lumpig gefertigt wurde – ein klassischer Chinaböller eben.

Nun war mir sehr daran gelegen, einen Ersatz zu beschaffen, zumal das Design des verwendeten Gerätes technisch gesehen sehr ordentlich layoutet und auch ausreichend dimensioniert ist. Nur die Röhre ist halt Mist. Doch es war gar nicht so leicht, ein Äquivalent zur 6N2-J zu bekommen, denn selbst das allwissende Internet weiß zu dieser Röhre nicht allzuviel zu sagen.

Fotovergleiche ließen die Vermutung zu, dass eine nicht nähre bezeichnete 6N2 nicht identisch mit der 6N2-J ist – was sich auch bewahrheitet hat. Mit Jakob Roschy von radiomuseum.org und Herrn Kunisch vom Classic-Tubeshop bin ich auf zwei sehr hilfsbereite Experten gestoßen, die mir halfen, Licht ins Dunkel zu bringen. Meine Vermutung, dass es sich bei der chinesischen 6N2-J um einen Nachbau der russischen 6N2P-EV (der kyrillische Stempel zeigt die Zeichen 6Н2П-EB) handelt, wurde nach einem Direktvergleich und einem realen Einsatz im Verstärker bestätigt. Herrn Roschy und Herrn Kunisch sage ich an dieser Stelle für die wertvollen Hinweise ganz herzlichen Dank!

Optischer Vergleich. Zum Vergrößern bitte das Bild anklicken (ca 4,5 MB groß)

Im direkten Vergleich fällt auf, dass die russische Röhre der chinesischen vom Aufbau her überlegen ist. Auch klanglich ist das russische Fabrikat dem chinesischen in jedem Falle vorzuziehen (ich habe mir je vier Exemplare besorgt, um Toleranzen auszuschließen bzw. nachvollziehen zu können). Zwar habe ich nicht die Möglichkeit, die Röhren zu messen und die technischen Werte zu vergleichen, aber im realen Betrieb tun beide Vorverstärkerröhren das selbe. Weiterhin ist es mir nicht gelungen, ein Datenblatt von der 6N2-J aufzutreiben. Daher ergeht an dieser Stelle mein ernst gemeinter Hinweis:

Obschon die Vermutung, dass es sich bei der 6N2-J um ein Äquivalent zur 6N2P-EV handelt, mehr als naheliegt, kann dies nicht mit allerletzter Sicherheit bewiesen werden. Wer daher die Röhren gegeneinander tauscht, der tut dies auf eigene Gefahr! Der Tausch darf nur von Fachpersonal vorgenommen werden! Jedwede Haftung aus Schäden, die durch einen derartigen Tausch entstehen können, lehne ich ab! Zudem sei darauf hingewiesen, dass es sich bei der 6N2P-EV um ein Bauteil aus der Produktion vergangener Tage handelt, dessen RoHS-Konformität nicht nachgewiesen ist. Es darf daher zur Instandsetzung von nach den 01.01.2006 in Verkehr gebrachten Geräte nicht genutzt werden.

Um was für eine Röhre handelt es sich überhaupt? Die Röhren sind der ECC83 ähnliche Doppeltrioden, d.h. sie bergen jeweils zwei Systeme und damit ist eine Stereovorverstärkung mit einer einzigen Röhre erreichbar. Allerdings darf eine ECC83 nicht durch diese Röhren getauscht werden (und umgekehrt auch nicht), da die Heizspannung unterschiedlich ist (die Heizungen sind bei 6N2-J und 6N2P-EV intern verbunden, eine Anpassung der Schaltung über den Sockel ist rein theoretisch möglich – aber in Anbetracht der exzellenten Versorgungslage mit NOS-ECC83 nicht wirklich sinnvoll). Weiterhin unterscheiden sich die Röhren von der ECC83 durch ein Schirmblech, das an Pin 9 geerdet ist. Dieses weist die ECC83 meines Wissens nach nicht auf.

Das Schirmblech prädestiniert die Röhren für den Stereobetrieb, denn es verhindert ein gegenseitiges Übersprechen auf den jeweils anderen Kanal. Um Brummen zu verhindern, ist die Erdung herausgeführt. In der Praxis klappt das übrigens wunderbar – es ist keinerlei Übersprechen feststellbar.

Die chinesische 6N2-J im Detail. Der einfach gearbeitete, gepresste Getter ist gut erkennbar.

Diese Röhrenart wird heute noch gerne und in steigendem Maße zur Stereo-Vorverstärkung verwendet. Auch in Kopfhörerverstärkern für niederohmige Hörer leistet sie hervorragende Dienste.

Detail der russischen 6N2P-EV. Die hohe Fertigungspräzision ist gut erkennbar.

Nun stellt man sich an dieser Stelle die Frage, ob ein Tausch lohnt. Ich möchte dies bejahen, denn bei der chinesischen Variante, die ich für einen recht unambitionierten Nachbau halte, sind doch hohe Fertigungstoleranzen und ein etwas windiger mechanischer Aufbau beobachtbar. Eine mein 6N2-J spratzelte im rechten Kanal heftig. Nach vorsichtigem Abklopfen war kurz Ruhe, dann trat das Spratzeln wieder auf. Dies führe ich auf eine ungenügende Verarbeitung des System zurück – das spricht nicht für die Röhre. Zudem besitze ich eine 6N2-J, bei der Teile des Aufbaus in transparentem Kunststoff erledigt sind – damit man das Glimmen der Heizung schön sehen kann. Hier drängt sich der Verdacht auf, dass diese Röhren for show verarbeitet werden – ich sähe es aber viel lieber, wenn die mechanische Qualität und der Klang im Vordergrund stehen würde!

Die russischen Röhren habe keine derartigen Fehler und klingen wesentlich wärmer und ausgewogener, zudem ist die Lautstärke beider Kanäle gleich hoch, was ich von zumindest einer meiner 6N2-Js nicht behaupten kann.

Die 6N2P-EV kann man übrigens in ausgezeichneter Qualität im Classic-Tubeshop kaufen, derzeit ist sie für unter fünf Euro zu haben – ein echtes Schnäppchen!

Noch etwas zum „OTK“-Stempel auf russischen Röhren, was man immer wieder liest, aber nicht hundert Prozent bestätigt ist: Gerne wird angenommen, dass der „OTK“-Stempel ein Indiz für eine Röhre ist, die für militärische Zwecke hergestellt sei und damit engeren Toleranzen und einer robusteren Bauweise unterliege. Andere Quellen jedoch sagen aus, dass es sich bei „OTK“ um ein Qualitätsprüfzeichen der Russen handelt, vergleichbar mit der TGL-Norm in der DDR. Zumindest darf vom „OTK“-Stempel nicht auf eine Militärröhre geschlossen werden. Das „EV“ in der Bezeichnung wiederum soll aussagen, dass die Röhre für höhere Belastungen ausgelegt sei (extendet rating version). Das ist anzunehmen, kann von mir aber nicht bewiesen werden.

Frischhaltefolie.

<Scotty> Hab gerade 20 Euro bei ner Wette verloren ... aber das wars wert!
<Scotty> Nach der Schule war ich mit nem Kumpel bei Kloppenburg.
<Scotty> Und er brachte ne Packung Kondome zur Kassiererin.
<Scotty> Sie hat die Kondome eingescannt und dann tat er so, als hätte er zu wenig Geld und ging zurück in den Laden.
<Scotty> Dann kam er mit ner Tüte Gummibändern und Frischhaltefolie zurück.
<Scotty> Das Gesicht der Kassiererin werde ich nie vergessen xD

(via)

Radiotipp: Im Gadget-Rausch.

Heute um 19.30 Uhr läuft im Rahmen der Sendereihe „Zeitreisen“ auf Deutschlandradio Kultur (DRadio) ein Feature des Autors Moritz Metz mit dem Titel „Im Gadget-Rausch“.

Verspricht interessant zu werden – hier ist der Ankündigungstext.

In Nürnberg hört man DRadio über Antenne auf UKW 105,6 MHz, via DAB und auch im Kabel von NEFtv und KDG.

AKG K701

Wer das Blog hier öfter liest, dem ist sicher aufgefallen, dass ich immer wieder mal was über Kopfhörer und Kopfhörerverstärker gemacht habe. Das ist durchaus eigennützigen Motiven geschuldet, war ich doch lange auf der Suche nach einem ordentlichen HiFi-Kopfhörer für den Gebrauch an der heimischen Stereoanlage.

Die Suche dürfte zumindest in absehbarer Zeit ein Ende haben, denn seit guten zwei Wochen befindet sich der AKG K701 in meinem Besitz und ich bin äußerst zufrieden.

Der 701 kommt in einer wenig spektakulären schwarzen Pappbox, mitgeliefert ist eine Art Bedienungsanleitung, ein „Kopfhörerständer“ und ein recht edler Adapter von 6,3,mm Klinkenbuchse auf 3,5 mm Klinkenstecker. Schon beim Herausnehmen aus der Verpackung fällt auf, dass der Kopfhörer überraschend groß und überraschend leicht ist.

Die Haptik vermag zu überzeugen: Der etwa dreihundert Gramm leichte Kopfhörer ist solide aufgebaut und es finden durchaus edle Materialien Einsatz – der weiße Kunststoff ist mit einem glänzenden Finish versehen, glänzende Metallteile setzen die einzelnen Gehäusekomponenten voneinander ab, das Echtlederkopfband sieht hervorragend aus und die der Kopfform angepassten, sich nach oben verjüngenden Ohrpolster aus Velours sind hervorragend eingearbeitet. Der Materialeinsatz spricht für den Hörer, ob man das an klassisches iPod-weiß gemahnende Design mag, sei jedem selbst überlassen (wer den Kopfhörer in schwarz möchte, der kann sich ja mal den Q701 ansehen, den gibt es auch in schwarz und er ist einen guten Tacken teurer).

Der Tragekomfort korrespondiert mit der hochwertigen Haptik und dem Materialeinsatz: Der K701 trägt sich äußerst angenehm. Zuerst einmal ist der Kopfhörer leicht, das ist mir sehr wichtig, denn damit steht und fällt nach längerer Nutzung schon der gute Komfort. Weiterhin werden die Ohren von den äußerst großzügig dimensionierten Polstern voll umschlossen und nichts desto trotz hat man das Gefühl von Freiheit – nichts drückt, nichts beengt, das Design macht sich hier ausgezeichnet bemerkbar. Der Anpressdruck an den Kopf ist gering (man braucht den bei einem offenen Kopfhörer ja auch nicht wirklich) und so lässt sich der 701er auch als Brillenträger über Stunden ohne Druckgefühl tragen.

Velours ist für Ohrpolster ein überaus dankbares Material, denn es ist warm, weich, verfügt über gute akustische Eigenschaften und man schwitzt beim Tagen des Kopfhörers nicht. Aus Echtleder ist am Kopfhörer nur das sich selbst justierende Kopfband. Oben hat dieses ein schönes dunkelbraunes Finish mit AKG-Prägung, zum Kopf hin findet man gepolsterte. längliche Noppen, die auf dem Kopf aufliegen. Diese sind nicht selten Grund für Klagen über unangenehmes Drücken. Ich selbst konnte bislang kein derartiges Drücken vernehmen – ich habe aber auch reichlich Haar auf dem Schädel, vielleicht dämpft das 😉 Ich zumindest kann keine Einbußen beim Tragekomfort verzeichnen.

Größe und Design machen den AKG zu einem wirklich ausgezeichnet tragbaren Kopfhörer – man kann schon einmal vergessen, dass man einen Kopfhörer aufhat.

Ich komme zum wichtigsten: Dem Klang. Der AKG K701 ist sehr fein und neutral abgestimmt, es wird ihm gerne ein trockenes und analytisches Klangbild unterstellt – was ich nachvollziehen kann und was ich als unschätzbaren Vorteil empfinde.

Bevor ich aber über die Charakteristik berichte muss ich die enorme Auflösung und die exzellente Pegelfestigkeit loben: Mit einem Übertragungsbereich von 10 Hz bis 39,8 kHz ist der Hörer in der Lage, Frequenzen abzubilden, die das menschliche Gehör an und für sich gar nicht registrieren kann. Dabei fällt auf, dass die Abstimmung neutral und sauber ist – weder der Bassbereich noch die Höhen sind angehoben (so wie man das beim ein oder anderen Beyer immer wieder erleben muss). Hier muss der Kopfhörer nichts kaschieren und wartet mit einer Transparenz und Auflösung aus, die ihresgleichen sucht: Der Detailreichtum, der hörbar wird,ist überwältigend – komplexe Musik wird vom AKG in ihrer ganzen Vielschichtigkeit abgebildet – den einen mag das überfordern, der andere kann das genießen.

Unzureichende Aufnahmen – das sollte man wissen – werden gnadenlos demaskiert. Das ist bei den Beyers und Sennheisers weniger der Fall. Nichts desto trotz fehlt es dem 701er nicht an Emotionalität – er verlangt eben nur nach guten Quellen, was sowohl die Musik wie auch die Anlage betrifft. Ob man am Kopfhörerausgang der gängigen portablen Geräte oder Mikroanlagen seine Freude haben wird, darf bezweifelt werden.

Ich will an einem kleinen Beispiel verdeutlichen, was ich meine: Vorgestern hörte ich ein Kriminalhörspiel, aufgenommen von Radio Bremen im Jahr 1962 über Satellit (DVB). Hierbei war das Bandrauschen des Originalmaterials gut hörbar, das geht auch mit simpleren Kopfhörern. Interessant aber ist, dass sich mit dem 701er nicht nur einige Schnitte des Bandmaterials eindeutig als solche identifizieren ließen sondern auch, dass Geräusche, die hinterschnitten waren, nach einem zusätzlichen Kopierprozess ins Band eingefügt wurden – die Addition des Bandrauschens und des Rauschens der Kopie war selbst hinter lauter Geräuschkulisse deutlich hörbar. Nun ist die Frage, ob eine so gnadenlose Transparenz eher anstrengt oder begeistert – ich für meinen Teil bin begeistert, denn nicht nur Fehler sind zu entdecken sondern auch Feinheiten in Stimmen und Instrumenten, die einem mit weniger wertigen Kopfhörern schlicht verborgen bleiben.

Analytisch klingenden Hörern wird gerne in einem Atemzug auch eine gewisse Kälte und Emotionslosigkeit unterstellt – das kann ich über den AKG aber nicht sagen – im Gegenteil: Die Schnelligkeit und Direktheit der Wiedergabe sind eine ausgezeichnete Basis für hohe Emotionalität (wenn das Ausgangsmaterial das hergibt). Präzise Höhen, ein fein abgestimmter und natürlicher Mittelton, der auch bei gesprochenem Wort viel Freude bereitet ist gepaart mit einer präzisen, straffen Basswiedergabe. Tiefbässe sind hervorragend hörbar und der AKG kommt verdammt weit „runter“ – ohne hierbei zu übertreiben, zu dick aufzutragen und sich zu verzeichnen. Ein straffer Bass mit höchster Agilität ist in meinen Ohren wesentlich mehr wert als eine ungeformte, dick aufgetragene Basswiedergabe mit Tendenz zum Dröhnen. Metaller und Rapper, die nur den Kick im „fetten“ Bass suchen, werden mit dem 701er wohl nicht froh – aber für diese Zielgruppe ist der Hörer weder vom Design noch vom Preis her attraktiv.

Ein heikles Thema: Die Bühne. Ich bin ja der Meinung, dass man von Kopfhörern generell keine Abbildung der Bühne erwarten kann wie bei Lautsprechern und ich habe auch noch keinen gehört, bei dem dies vernünftig gelungen wäre. Aber selbst hier vermag der AKG was „draus zu machen“: Der Ton löst sich von den Kapseln und vermittelt den Eindruck einer freien Ortbarkeit. Nur, das ist eben so begrenzt, wie ein Kopfhörer eben begrenzt. Aber auch das vermeintliche Loslösen des Tons von der Membran gelingt – und dies findet man bei Kopfhörern – auch dieser Preisklasse – eher selten.

Der AKG K701 stellt schon Ansprüche an die Anlage …

… aber das fällt erst auf den zweiten Blick auf. Zuerst einmal mag man seitens der technischen Daten den Eindruck vermittelt bekommen, dass der Hörer sehr universell betreibbar ist. Mit einer Impedanz von niedrigen 62 Ohm ist er auch an schwachbrüstig ausgelegten Buchsen oder gut dimensionierten Mobilgeräten willkommen und bei einer Empfindlichkeit von 105 dB per Milliwatt bekommt man ihn auch mit suboptimalem Equipment halbwegs ordentlich getrieben. Nur: Klanglich wird das nicht verziehen. Der 701er will am iPod keine Freude machen – der iPod ist dafür einfach zu schlecht (auch wenn unkomprimiertes Material gehört wird). Rauschende Kopfhörerbuchsen an einfachem Gerät nerven schnell – ein schlecht justierter Tonabnehmer am Plattenspieler fällt sofort auf und wenn das Signal vom Tuner nicht ganz optimal ist hört man das deutlich. An halbkaputten Plastikanlagen ist mit diesem Hörer nichts gewonnen.

An einer soliden Anlage aber macht der 701er eine gute Figur und es gibt Potenzial, alles rauszuholen:

Mit einem mit Bedacht modifizierten Röhrenkopfhörerverstärker macht die Sache gleich doppelt Spaß: Die Wärme der Röhrenverstärkung und die ausgewiesene Transparenz des AKG ergänzen sich vortrefflich.

Fazit: In der Preisklasse unerreichter Klang, hohe Transparenz, gutes Auflösungsvermögen und hohe Agilität. Der Kopfhörer will gut befeuert sein. Optisch, haptisch und klanglich ein Genuss.

Kurzreviev der stereoplay.

last.fm bald kostenpflichtig

Das Musik-Social Network last.fm musiziert in Deutschland dank entsprechender Einigung mit den Verwertungsgesellschaften immer noch kostenlos – viele machen von diesem durchaus innovativen Dienst Gebrauch und es haben sich auch schon Dienstleister um last.fm herumgruppiert, die es so ohne diesen Service nicht gäbe.

Wer heute einen Webradio-Tuner kauft, achtet in der Regel nicht nur darauf, dass so eine Stand-Alone-Lösung mit Real Media zurecht kommt sondern auch last.fm „empfangen“ kann (zu solchen Geräten zählen die 19-Zoll-Stereoanalagentuner von AEG, muvid aber zum Beispiel auch das revo Heritage).

All jene, die bislang das last.fm-Angebot auf dem Handy oder via Stand-Alone-Device hören, möchten jetzt bitte Platz nehmen und sich des sicheren Sitzens versichern:

Dieser Heise-Meldung zufolge bleibt nur die Nutzung von last.fm im Webbrowser kostenlos – wer den Dienst über IP-Radios oder Handys ab Mitte dieses Monats weiternutzen möchte, der muss zukünftig ein VIP-Paket für 3 Euro pro Monat buchen.

Das tut natürlich allen Hi-Fi-Fans weh, die sich die nicht ganz billigen Streaming-Media-Endgeräte mit entsprechender last.fm-Tauglichkeit gekauft haben um schwerpunktmäßig genau diesen Dienst zu nutzen. Eine Jahresgebühr vor 36 Euro – zusätzlich muss man für diese Geräte ja noch Rundfunkgebühren berappen, da sie ja UKW- bzw. DAB-fähig sind – ist natürlich bitter.

Es stand ja zu erwarten, das last.fm irgendwann mal Geld will – mit openBC hat das ja genau so angefangen, das war am Anfang auch kostenlos. Man gewöhnt die Leute einfach über einen (mitunter durchaus langen) Zeitraum an einen Service und dann kann man kassieren…

Ich schreibe das hier allen zur Warnung, die sich gerade überlegen, ein entsprechendes Endgerät zu kaufen: Sehr bald wird das last-fm-fähige Internetradio nur dann vollumfänglich nutzbar sein, wenn man über einen kostenpflichtigen VIP-Account verfügt.

Cyber? Attacke™!

Irgendwie muss den Damen und Herren auf der Münchener Sicherheitskonferenz langweilig gewesen sein, denn wer sich so einen Dummfug mit den „Cyber-Attacken“ ausdenkt, der hat wohl nichts besseres zu tun.

Verstehen kann ich es ja – zumindest ein bisschen – der Kumpel der Ammis und der EU, Husni Mubarak, verliert gerade ordentlich an Macht, die Terrorwarnstufe musste auch zurückgesetzt werden, da sich trotz massiver Aufstockung der Sicherheitskräfte an Bahnhöfen und Flugplätzen einfach keine Terroristen anfinden wollten und nun brauchts halt ein neues Gefahrenszenario mit möglichst hollywoodkonformem Titel: „Cyber-Attacken„.

„Cyber-Attacke„, am besten noch mit Ausrufezeichen versehen, das klingt doch gleich viel geiler und gefährlicher als ein schnöder „Hackerangriff“ je klingen könnte. „Attacke“ ist schon geil – bis zu fünf Attacken täglich sollen gegen die IT-Infrastruktur der Bundesregierung gefahren werden – mit fällt vor Angst ein Ei aus der Hose…

Auch die Zahl, dass alle drei Sekunden eine Attacke™ auf irgendeinen deutscher Server stattfinden soll, schockt mich jetzt eher wenig. Wie ist so eine Attacke™ definiert? Wenn jemand einen Angriff auf einen Server fährt? Ist dann jedes einzelne Angriffsmoment eine Attacke™? Das würde heiße, dass die Statistik mit einigen wenigen DDoS-Attacken™ erfüllt wäre…

Wenn ein neugieriger Eheman einfach Passwörter ausprobiert, weil er aufs Mailkonto der Frau zugreifen will, um zu gucken, ob sie ihn betrügt – sprechen wir dann schon von einer Attacke™?

Wie dem auch sei – bleiben kann es so auf gar keinen Fall! Überall nur Attacken™! Es wird zeit etwas zu tun – wir rüsten auf und schreiben ganz oben auf den Speisezettel: „Nationales Zentrum zur Abwehr von Cyber-Attacken™“.

Man lasse sich dies einmal auf der Zunge zergehen: „Nationales Zentrum zur Abwehr von Cyber-Attacken™“! Man muss schon verdammt viel geraucht haben, dass einem solch ein Unsinn einfällt. Wo fange ich an? Am besten mal beim Wort „Cyber“ (über „Attacke™“ habe ich mich ja bereits ausgiebigst echauffiert): In den 1990s gab es mal einen Hype – jeder gedruckten Publikation fügte man eine CD-ROM bei – denn dann war man Multimedia. Wenn der Inhalt der CD-ROM dann auch noch irgendwie Anstalten machte, sich mit dem Internet verbinden zu wollen, war man nicht nur Multimedia sondern auch cyber – der allerletzte Schrei!

Cyber avancierte schnell zum Buzzword der 90er. Genau so wie online. Wer etwas hatte, was sich schlecht verkaufte, drucke einfach das Wort cyber auf den Artikel, und schon verkaufte sich das Zeug. Cyber stand bald auf Federmäppchen, Kugelschreibern und T-Shirts, chinesischen Aktentäschen und Erfrischungsgetränken fragwürdiger Herkunft. Minderwertiger Elektronikkrempel wurde mit dem Stempel cyber zur latest technology.

Mitte/Ende der 1990er war man also gut beraten, Dinge, die sich da cyber schimpften oder denen ein gleichlautendes Etikett anhaftete, einfach liegen zu lassen. Das ist für die Münchener Sicherheitskonferenzler aber kein Hinderungsgrund, dämlich über „Cyber-Attacken™“ daherzuschwadronieren.

Wenn daraus etwas wird (und das nicht wie so viele IT-nahe Projekte der Bundesregierung einfach versandet), dann ist mit einer weiteren millionenschweren Steuerverschwendung für ein derartiges „Abwehrzentrum“ zu rechnen:

Die Bundesregierung plant den raschen Aufbau eines nationalen Zentrums zur Abwehr von solchen sogenannten Cyber-Attacken. Damit sollen insbesondere solche Computernetze geschützt werden, die wichtige Infrastruktur kontrollieren, etwa die Energieversorgung, Flughäfen, Bahnhöfe oder Börsen. (Quelle: Thüringer Landeszeitung)

Ganz große Klasse: Was wollen die denn damit? Ich halte es für besser, wenn sich die Betreiber kritischer Infrastrukturen selbst mit der Sicherung derselben befassen. Ein „nationales Abwehrzentrum“ wird im Zweifel nicht viel ausrichten können. Zudem muss gesagt sein (ich weiß – das ist die X-te gebetsmühlenartige Wiederholung – aber dennoch:) dass offene IP-Netze, noch dazu, wenn sie nicht mit ausreichend Redundanz aufgebaut sind, einfach nicht die Optimallösung für kritische Infrastrukturen sind. Das sollten die IT-Experten der Bundesregierung eigentlich klarhaben und es auch Mutti der Bundeskanzlerin kommunizieren, bevor sie sich coram publico zum Vollhonk macht.

Weiterhin bleibt anzumerken, dass die IT-Projekte des Bundes eigentlich immer irgendwie schief gingen , zu teuer wurden und keinen wirklichen Nutzen/Fortschritt brachten, man erinnere sich an dieses Maut-Desaster, die elektronische Gesundheitskarte oder unseren vielgepriesenen E-Perso, den keiner benutzt und der mit Herauskommen quasi gehackt war.

Ich denke, dass das mit der Ahbwehrzentrale gegen Cyber-Attacken™ eine Nullnummer wird – eine verbale Nullnummer ist ja schon jetzt.

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