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Rückspiegel.

Ein bisschen was, was in der vergangenen Woche keinen Platz gefunden hat, ich Euch aber denoch nich vorenthalten möchte, kurz zusammengefasst:

  • Hier ein geiler Rant aus der taz, ein Ausschnitt aus dem Buch „Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter“. Auch für Nicht-Mütter eine dringende Leseempfehlung meinerseits! (via Ronny) Arme Berliner, da bin ich ja was froh, in Nürnberg zu wohnen…
  • Und wo ich gerade dabei bin, das Kraftfuttermischwerk lobend zu erwähnen, gleich nocheinmal ein Link dorthin: Der Ambient-Techno der 90er Jahre in einem Mix. Ich schreibe das speziell für meinen Stammleser Thorsten, dem das sicherlich gefallen wird (und natürlich für alle anderen, die an diesem Sound Gefallen finden).
  • Wer in Nürnberg bereits ein DAB+-Radio in Betrieb hat, der führe doch mal einen Sendersuchlauf durch, denn der BR hat am Mittwoch seinen Multiplex gewechselt.
  • Musik und Digitalradio? LoungeFM spielt zurzeit eine so geile Mucke, dass ich mich manchmal versichern muss, dass der Sound aus dem Radio kommt. Vorhin Groove Armada gehört – zu geil!!
  • Das Ding mit dem Staatstrojaner mausert sich mehr und mehr zur ausgewachsenen Frechheit. Einmal die ganze Regierungsbank geschlossen zurücktreten, bitte.
  • Zwei Sachen zu Microsoft: Zuerst einmal will man gegen SpyEye zu Felde ziehen. Den hatte ich mir auch einmal eingefangen – auf einem dienstlich genutzten Rechner. Das Ding ist total fies, es ist dank seiner vielfältigen Mutationen nur schwer von Antivirensoftware findbar, und wenn man ihn dann gefunden hat, kriegt man den Shice kaum richtig von der Platte. Einmal gelöscht, installiert sich das Mistding beim nächsten Reboot einfach wieder. Da half mir weder Kaspersky noch deren Second Opinion – da nutzt letztlich nur, die Platte zu putzen und das System frisch aufzusetzen. Insofern ist es gut, dass der Scope mal auf dieses Mistding gerichtet wird. Interessant ist auch diese Meldung: Einer von Microsoft betriebenen Studie zufolge passiert jeder zweite Vireninfektion durch den Nutzer. Hierein wird aber recht großzügig das Mounten infizierter USB-Hardware bei Systemen wie Vista (und ältere) oder allzu freizügige Freigaben im Netzwerk dazugerechnet – Vorgänge, die der Nutzer zwar zu verantworten hat, die viele aber einfach nicht überblicken.
  • Gut, dass mir als überzeugter Symbian-Nutzer dieses ganze iOS5-Gewese komplett an dem Teil vorbeigehen kann, auf dem ich normalerweise sitze.
  • Renault hat eine Yahoo-Sonder-Edisch´n! Ich weiß nicht, ob ich da laut lachen oder leise schluchzen soll…
  • Snyders Of Hanover Cheddar Cheese Pretzel Pieces, guuut!
  • Wegen der ganzen Occupy-Sache: Allein, mir fehlt der Glaube… Am Ende wird das wie S21: Erst kleine Proteste, dann wird das hip und jeder rennt hin, dann wird die CDU-Regierung duch eine unter Führerschaft der Grünen getauscht, was genau das selbe ist, also keinen Unterschied macht, erwartungsgemäß versagen die Grünen (wie immer) und der Bahnhof wird gebaut. Fertig. Nicht der Rede wert, also.
  • Kommt eigentlich nochmal eine Wired nach?
  • Mein Impuls fürs nächste Chaosradio: Der Bundestrojaner II. Man könnte da prima die Sendung vom 28. März 2007 referenzieren und ein dickes „told you so“ hinterherschieben. (Link)
  • Und schon wieder Bundestrojaner (war ja auch wirklich das beherrschende Thema der Woche): Bei Fefe wurde zur Rolle der Piraten ja schon etliches Wahres geschrieben. Es ist ja nun nicht nur so, dass die Piraten schlafen, das ist schon blöd, aber nicht das Schlimmste. Viel schlimmer ist das hier: 47% der Piratenanhängerschaft ist für Onlinedurchsuchung. Das hätte ähnliche Klasse wie „76% der CDU-Anhänger sind für eine sofortige Einführung des Kommunismus im Bundesgebiet“. Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen – 47%! Das Problem rührt daher, dass die Piraten für fast nichts stehen und ohne klaren Standpunkt treiben dann solch skurrile Blüten aus. Ich bin ja immer noch davon überzeugt, dass dreiviertel der Piratenwählerschaft aus Protest für die gestimmt haben. Dieses Umfrageergebnis ist ein sicheres Indiz dafür. Zudem ist es den Piraten nicht gelungen, ihre „Blockunzugehörigkeit“ als Paradigmenwechsel zu verkaufen. Das funktioniert auch nicht. Politik lässt sich nicht auf den Ausschnitt der Netzbelange herunterreduzieren. Und damit ist das Experiment quasi gescheitert. Die Ideen der Piraten werden nun von CDU, SPD und Grünen nachgeplappert. Die wahre netzpolitische Kompetenz liegt derzeit übrigens in Händen der Linken.
  • Gerade habe ich vom Balkon aus die ersten Zugvögel gesehen. Lärmend flogen sie von hinnen. Es wird Zeit, zu heizen.

Kein Sessel für Michi.

So, liebe Leser, jetzt muss ich einfach mal ein bisschen ranten, ohne das ich platze. Es ist ja sowas von unglaublich…

Es soll in diesem Tweet um den Nürnberger Möbeleinzelhandel gehen. Dieser ist nämlich seit einem halben Jahr nicht in der Lage, mir für realistisch Geld einen ansehbaren und dazu noch bequemen Musikhör- und Fernsehsessel für mein Arbeitszimmer zu verkaufen. Die Sessel, die ich in den gefühlt zwanzig angesteuerten Märkten gesehen habe, integrieren sich entweder optisch perfekt in das Ambiente eines Seniorenheims oder sie kosten Tausende. Oder sie sind derart hart und bocksteif, dass man liebend gerne mit einer Holzpritsche in einem der Wagen des Historischen Straßenbahndepots vorlieb nehmen möchte. IKEA, falls jemand sich an dieser Stelle bemüßigt fühlt, mir das in die Kommentare zu schreiben, kommt nicht in Frage, da deren Sessel ebenfalls nicht sonderlich bequem sind und ich mir auch mein Karma nicht versauen möchte.

Was mich auf der Sesselsuche wirklich erstaunt hat, ist, dass es eigentlich nur drei Sesselklassen zu geben scheint, auf der einen Seite wäre das die Rolf-Benz-Klasse (auch solche Sachen wie „Stressless“ zähle ich darunter) und auf der anderen Seite heftigen Schund. So ein Mid-Price-Segment wäre ja mal echt was – aber hier habe ich selbst in den großen Märkten nichts gefunden (außer Albernes)…

Ich komme derzeit ganz gut ohne Sessel hin, aber wir halten immer die Augen offen und wenn wir in der Nähe eines großen Möbelhauses sind, gucken wir da auch rein. Bislang wollte uns aber kein Mittelklassesessel anspringen – echt sonderbar, oder? Ich meine, in einer 500.000-Einwohnerstadt wird doch irgendwo ein bequemer Sessel mit schulterhoher Lehne unter der 500-Euro-Marke käuflich zu erwerben sein, der nicht scheiße aussieht oder bedenklich knarzt, wenn man sich reinsetzt??

Heute wieder. Normalerweise machen wir sowas nicht, aber da wir gerade in der Nähe waren, sind wir dennoch mal zu Stöckl M1 reingegangen. Das ist zwar Leichenfledderei, aber was solls? Allen Nicht-Nürnbergern sei an dieser Stelle kurz erklärt, dass Stöckl ein Nürnberger Möbelhaus ist bzw. war, das durchaus länger am Markt bestand (von Tradition wollte ich nun nicht sprechen, aber immerhin), nun aber pleite ist. Und so wurde in den Nürnberger Nachrichten eine nicht ganz kleine Anzeige über den Alles-muss-raus-Verwertungsverkauf geschaltet, ein bisschen her ist das schon, aber wir fahren ja nicht zielgerichtet zum Ablesen der letzten Messe. Was hier mit Verwertungsverkauf gemeint sein soll, entzieht sich meiner Kenntnis, Verarschungsverkauf wäre wohl ein treffenderes Wort. In den halbleeren Hallen schlurften einige Möbelverkäufer herum, denen der fränkische Volksmund wohl nicht ganz zu Unrecht das Attribut „Lackaffen“ zuteilwerden lassen würde (ich tue dies bewusst nicht, wo kämen wir den hin). Darüber will ich mich aber nicht beklagen, denn wenn es sich bei den wenigen verbliebenen Mitarbeitern um den letzten Rest der Stöckl-Belegschaft handeln würde, hätte ich Mitleid und wenn es die Angestellten des Verwerters waren, wundert mich deren überhebliches Auftreten auch nicht. Viel interessanter finde ich die „Masche“ der Verwertung: Auf den jeweiligen Möbelstücken, die nicht unter die Kategorie Schund fielen, waren absurd hohe Summen ausgepreist. Diese absurden Preise waren dann um 20% reduziert, diese Streichpreise, so erfuhren wir weiter, seien aber zu ignorieren, die Möbel wären zur Hälfte der alten Auspreisung zu haben. Der Fehler: Die Hälfte von einem absurden Preis ist immer noch höher als die Preise der Konkurrenz.

Ein Schild, auf dem sinngemäß „Den letzten Preis erfahren Sie im Gespräch mit unseren Beratern“ stand, motivierte mich, mal über einen Sessel, der ansehnlich, aber nicht besonders bequem war, spaßeshalber mit einem der Lackaffen zu verhandeln. Rumgekommen ist dabei nichts, der Lackaffe sah während des „Verkaufsgesprächs“ nur einmal kurz von seinem PC-Bildschirm auf, um mich zu mustern. Dann erklärt er, dass 50% vom (Phantasie)Preis das letzte Wort wären. Zu doof, denn für dieses Geld lässt sich Gleiches oder ähnliches ganz regulär im nächstbesten Möbelhaus einfach kaufen – man bedenke, dass hier dann immer noch ein paar Prozent Verhandlungsspielraum drin sind. Ich mache den Lackaffen darauf aufmerksam, dass sein reduzierter Preis überhalb des ortsüblichen Niveau liege – keine Reaktion. Ich sage ihm, dass ein vergleichbarer Sesseln online sogar für einem Bruchteil des Preises habbar wäre. Nun plustert sich der Lackaffe – die Augen immer noch fest an den Bildschirm geheftet – auf: „Gegen online bin ich allergisch“, lamentiert er, „denn online gibt es keinen Service und keine Beratung“. Jetzt platzt mir der Kragen. Ich nehme dem Lackaffen ernstlich krumm, dass 6er mich für dumm verkaufen will und sage ihm: „Das was sie hier als Beratung bezeichnen ist eine Farce, und von Service wollen wir ja wohl nicht sprechen. In zwei Wochen ist hier alles weg – entweder kommt dann der Bagger und reißt den alten Kasten ab oder er steht die nächsten zwanzig Jahre leer und rottet langsam vor sich hin. Und wo soll ich das Service kriegen?“ Den Lackaffen indes beeindruckte das wenig.

Ich will mich jetzt nicht dazu versteigen, zu sagen, dass es um den M1-Markt nicht schade wäre, aber so wird einem der Abschied doch nicht allzu schwer gemacht. Bezeichnend ist aber, dass diese sogenannte Verwertung as Verbrauchersicht nur nachteilig ist. Wenn mit dem gekauften Möbel etwas nicht in Ordnung ist, hätte man zwar theoretisch die Möglichkeit, sich an den Hersteller zu wenden, der ist aber mitnichtenimmer einfach ausfindig zu machen, sitzt gerne auch einmal im Ausland und gerade bei sperrigen Sachen ist so ein Service am Ort doch durchaus was wert. Wer darauf mehr oder weniger verzichtet, im Garantiefall in jedem Fall mit der Abwicklung einen höheren Aufwand hat, der sollte dieses Manko nicht für den marktüblichen Preis erkaufen müssen. Oder anders ausgedrückt: Für diese erschwerdenen Umstände einen Preis zu zahlen, der auch bei einem Nicht-Pleite-Betrieb aufgerufen wird, ist in meinen Augen unredlich.

Nun werde ich einige von Euch reden hören, dass es ebenso unredlich von mir ist, auf – metaphorisch gesprochen – am Boden liegenden auch noch heumzutrampeln. Doch das ist nicht meine INtention. Denn das Ding mit dem M1-Markt ist durch, zumindest mittelfristig. Der Verwerter macht in meinen Augen ein fragwürdiges Geschäft – zumindest mit den Kunden, und das muss angesprochen werden.

Und last but not least soll es hier ja nicht allein um einen pleitegegangenen Möbelmarkt gehen sondern um die Tatsache, dass man in Nürnberg entweder Luxusmöbel oder Ranz bekommt. Und das will mir nicht in den Kopf. Was kaufen denn all die Mittelschichtler mit einem gerüttelt Maß an Anspruch hinsichtlich Design und Komfort? Bestimmt nicht irgendwelche Plastikhocker zu 29,95 oder High-End-Möbel in vierstelligen Dimensionen. Nun gibt es in der Tat ein Mid-Price-Segment, in dem ich aber bislang nur alberrnst altbackenes Zeug gesehen habe, dass entweder rustikal wie Wildsau war oder die Requisite eines Pornos der frühen 1990er Jahre ohne Stilbruch bereichert hätte.

Von dem Gedanken, einen neuen Sessel zu bekommen, verabschiede ich mich so langsam und bin guter Hoffnung, dass sich etwas nettes auf dem Gebrauchtmarkt finden lässt (was man aber im Zweifel neu aufpolstern lassen müsste, was auch nicht so richtig billig ist). Bis dato also kein Sessel für Michi, schade.

Bundestrojaner, die Zweite.

Was da gerade auf twitter abgeht, ist ja hochgradig spannend. Nachdem seitens des Regierungssprechers und seitens des BKA das Dementi kam, dass es sich bei der vom CCC analysierten Software um den Bundestrojaner handelt, kochte die Gerüchteküche hoch, wie selten. Dazu fällt mir eigentlich nur eines ein:

Qui s’excuse, s’accuse. (Stendhal)

Warum? Weil es im Prinzip völlig wurscht ist, ob das Ding nun vom Bund oder von den Ländern unters Volk geschmissen wurde. Dass es sich um eine nichtstaatliche Software handelt, bin ich nicht bereit zu glauben, denn die Kriminellen™ haben in der Regel andere Software mit anderen Funktionen die anderen Zielen dient, am laufen. Wie ein klassischer Verbrecher-Trojaner funktioniert, kann man sich in den Blogs und anderen Publikationen quasi jedes Antivirensoftwareherstellers ansehen. Sie sind ungleich besser gestrickt und dienen in der Regel anderen Zielstellungen. Dort geht es um das möglichst automatisierte Ausspähen von Passwörtern, Log-Ins, TANs, anderen Onlinebankingdaten oder um die Errichtung eines Botnetzes. Was hätten Kriminelle denn davon, eine Platte mit Screenshots vollaufen zu lassen. Oder mit Captures von Webcams oder Toninformationen, die aus dem Stream eines Webcammikrofons generiert werden? Richtig: Nüscht. Weil daraus lässt sich in den seltensten Fällen Geld generieren. Und dann noch was: Die vom CCC analysierte Schadsoftware war nur selten in freier Wildbahn anzutreffen – ein Kriminellentrojaner funktioniert nur in der Masse, denn erstens steht zu erwarten, dass ein Gutteil von Avira, Kaspersky und Co. einfach gelöscht wird und wenn nicht, dann ist auch nicht jeder verbleibende Schuss ein Treffer, denn nichtjeder nutzt eBanking oder andere für Kriminelle interessante Programme bzw. Dienste.

Also: Allein der Funktionsumfang spricht für eine Software zum Zwecke der Umsetzung der sog. „Quellen-TKÜ“, das dürfte auch Nicht-ITlern, die die Analyse des CCC mal grob überlesen haben, aufgehen.

Ich möchte noch etwas anderes erwähnen: Gestern wurde ja bereits festgestellt, dass sie das DLL auf dem Windowsrechner ziemlich regelwidrig verhält. Wäre der Schadcode von Kriminellen abgefasst worden, hätten diese genau das zu vermeiden gesucht, allein schon, um auszuschließen, dass die DLL im heuristischen Läusekamm der lokal installierten Antivirensoftware hängenbleibt. Soviel, liebes BKA, lieber Regierungssprecher, verstehe sogar ich, der ich nun bei Leibe kein ITler bin – ich habe mir ursprünglich mal Sozialpädagogik draufgeschafft.

Zur Entkräftung der dem Dementi inhärenten Argumente bedarf es keiner IT-Profession sondern nur einfachster Logik. Dumm, wenn sowas auffliegt.

Und ich wiederhole an dieser Stelle nochmal: Selbst wenn es sich nicht um den Bundestrojaner sondern einen Landestrojaner handelt, macht das die Sache nicht besser. Jetzt darauf zu spekulieren, die Schuld einem Zwillingsbruder in die Schuhe zu schieben oder einfach zu warten, ob der Urheber der Sauerei erwischt wird und dann zu sagen: „Wir wissen, dass da was schiefgelaufen ist, wir wissen aber nicht, wer es war“ – das ist die unterste Schublade.

Warum wird so gehandelt? Warum wird geleugnet? Es ist ein simples Spiel: Man disketiert den CCC, aber eben nur ein bisschen. Denn der Code ist da, die Aussagen im Kompendium beweisbar. Allerdings weiß der Staat wohl nicht, wer die Informanten des CCC sind. Würde der CCC sich hierüber äußern, wäre das Dementi-Spiel geplatzt, der CCC hätte aber seine Quellen offengelgt. Jeder kann sich ausrechnen, dass der CCC das nicht tun wird. In der öffentlichen Kommunikation ist also eine Art Patt entstanden: Politiker und Beamte sagen (in übertragenem Sinne) „Wir waren es nicht“, der CCC sagt: „Doch, ihr seid ertappt, aber zum Schutz der Quellen müssen wir die Beweise erst mal schuldig bleiben“. Wenn hier nun jemand eher den Beamten und Politikern glaubt als dem CCC, dann ist das nicht mehr mit Naivität zu erklären – sondern nur noch mit Dummheit oder bösem Willen.

Wir mussten indes auch nicht lange warten, bis ein Dummer aufsteht und dem CCC die Quelle zu entlocken. Der Dumme, von dem ich spreche, ist kein geringerer als Bosbach (Quelle: SZ). Nun, es ist schon bezeichnend, dass Herr Bosbach meint, er könne durch Spucken großer Töne den CCC aufs Glatteis führen. Wer seinem Widersacher so wenig Intelligenz zutraut, der darf mit Fug und Recht als Dumm bezeichnet werden.

Der Bosbachsche Trick ist dabei einfach zu billig: Er will einfach die Beweislast umkehren. Er sagt: Wir waren es nicht – der CCC soll doch erst mal beweisen, dass wir es waren. Das ist natürlich völliger Schwachsinn. Der Bürger misstraut ob des Rechtsbruchs mit der Spionagesoftware dem Staat. Daher muss der Staat und dessen Politiker, darunter auch Bosbach, beweisen, dass sie es NICHT waren. Nach dieser SZ-Meldung drängen sich mir ernsthafte Zweifel an der Intelligenz des Mannes auf…

Nun aber nochmal zu etwas ganz anderem: Viele werden sich fragen, wie man erkennen kann, ob der eigene Computer nun mit der Staatsspionagesoftware verseucht ist oder nicht. Das ist sehr sehr einfach, man braucht noch nichtmal einen Virenscanner dafür sondern nur die Windows-Suche (sic!).

Wie dem Kompendium zum Staatstrojaner zu entnehmen ist, liegen auf dem infizierten Rechner zwei Dateien: mfc42ul.dll und winsys32.sys.

Und nun aktiviert man einfach die Windows-Suche und gibt jeweils mfc42ul.dll und winsys32.sys ein. Wird was gefunden? Festplatte sicherst löschen (mehrfaches Überschreiben mit Nullen) und System neu aufsetzen. Wird nichts gefunden, ist mit größter Wahrscheinlichkeit nichts da. Auch den im Kompendium genannten Pfad (vgl. Seite 3) kann man händisch sichten – mehr braucht es aber nicht.

Ich war selbst zutiefst verunsichert, ob es wirklich so einfach sei. Und ich erfuhr aus mehreren berufenen Mündern, dass das Ding so schlecht gemacht ist, dass es in der Tat so einfach ist.

Ich bin gespannt, was sich dieser Tage noch entwickelt, klar ist aber schon jetzt: Der Staatstrojaner stellt einenklaren Rechtsbruch dar. Weder Politiker noch Beamte sind in der Lage, zu beweisen, dass die Schadsoftware nicht von Bund oder Ländern stammt. Das Ding ist leicht zu finden und schnell loszuwerden.

Update: Folgende Virenscaner erkennen den Staatstrojaner: http://mcblogs.craalse.de/sku/48h-spater-der-bundestrojaner-bei

Bundestrojaner geknackt, Funktionsumfang ein Skandal!

Das stand ja zu erwarten, dass der Bundestrojaner nix taugt- schließlich ist das ja ein staatliches IT-Projekt und mir ist kein staatliches IT-Projekt bekannt, das irgendwas geworden wäre. So reiht sich der Bundestrojaner ein in die Reihe der defekten, aber wider besseren Wissens weiterforcierten Projekte wie Toll Collect oder die sog. elektronische Gesundheitskarte (fränkisch: „Grangnkäddla“). Die Häme des ersten Augenblicks, der ich an dieser Stelle etwas Raum gegeben habe, weicht aber schell der Erschütterug und dem Entsetzen über die Umsetzung und die Möglichkeiten, die der Bundestrojaner beinhaltet.

Der CCC hat dazu ein kleines Kompemdium abgefasst, dass unter http://www.ccc.de/system/uploads/76/original/staatstrojaner-report23.pdf abgerufen werden kann. Ich habe das gelesen und fasse mal einige Punkte zusammen und kommentiere ein wenig:

  • es handelt sich um eine Windows-DLL (S. 2), diese dockt sich an den Explorer an und wickelt die Kommunikation darüber ab (S. 3). Das scheint  auf den ersten Blick noch nicht mal doof. Ich kann hier leider auch nur mit Halbwissen glänzen, zumal ich erst seit zwei Monaten einen Windows-PC mein Eigen nenne, aber soviel habe ich bereits mitgekriegt: Ohne explorer.exe läuft nichts – wenn man die abgeschossen hat, dann kann man den Rechner eigentlich nur neu starten. Die Programme im Hintergrund laufen in so einem Fall zwar weiter, richtig arbeiten kann man mit dem Computer dann aber nicht mehr. Der Staat darf also davon ausgehen, dass das Wirtstierprogramm, explorer.exe, immer läuft, nicht ganz doof, wie schon gesagt. Ebenfalls nicht doof ist, den Trojaner – und wir halten fest: Ein Trojaner ist immer eine Schadsoftware, da bildet die Bundesmalware keine Ausnahnme – als DLL auszufertigen. So lässt er sich angesichts der vielhundertfach auf jedem Rechner vorhandenen DLLs nicht einfach durch Sichtug ohne Weiteres ausmachen – getreu dem Motto, dass man einen Baum am besten im Wald versteckt. Das diese DLL ein regelwidriges Verhalten an den Tag legt (S. 2) ist da schon weniger schlau, umso mehr nimmt mich Wunder, dass bislang kein Anti-Virenprogramm das Ding zu finden vermag (S. 2). Eine Ausnahme scheint da aber F-Secure zu bilden, mal sehen.
  • Wie das Ding auf den eigenen Rechner kommt, weiß man beim CCC auch nicht mit Sicherheit zu sagen. Es kann sein, dass der Staat einfach bei einem einbricht und dann den Trojaner händisch einspielt, aber auch einige Möglichkeiten, den Trojaner remote auf den Rechner zu spielen, sind zumindest theoretisch gegeben (S. 3).
  • Derzeit wurden vom CCC nur 32-Bit-Versionen gesichtet. Die Installation auf einem 64-Bit-System scheint nicht ganz untrivial, weil hier Modifikationen am Kernel über eine Signatur verfügen müssen. Ich selbst hätte hier aber ein gerüttelt Maß an Paranoia, denn meines Wissens nach bekommt man heute kaum ohne Weiteres einen Windows-PC mit 32-Bit-Technik neu gekauft – und da muss der Staat ja irgendwie drauf reagieren… (S. 3).
  • „Der in den uns vorliegenden Trojanern hart einkodierte Command-and-Control-Server (C+C-Server) befindet sich auf der IP 207.158.22.134. Diese IP liegt im Rechenzentrum des kommerziellen Hosting-Anbieters Web Intellects in Columbus, Ohio, USA.“ (S. 3). Das hat ein besonderes Geschmäckle – erst einmal wird das Ding wertlos, wenn sich was an der IP ändern sollte. Ich würde weiterhin zumindest versuchen, Zugriffe von und auf diese IP zu sperren. Und dann stinkt die Sache ja gewaltig nach Scheiße, denn was fällt denen eigentlich ein, unsere Daten zu den Ammis zu transferieren, einem Land, das genau gar keinen Ansprüchen hinsichtlich des Datenschutzes gerecht wird.
  • Die Verschlüsselung der zu stehlenden Daten scheint nicht nur ungenügend sondern auch einseitig ausgeführt zu sein – was nicht nur generell schlecht ist, sondern auch den unverschlüsselten Zugriff auf den infizierten Rechner zulässt – double fuck! Der Horror: Der Staat, der den Rechner infizierte, kann dem Opfer, also dem Bürger einfach mal gefälschte Beweise unterschieben. Genau dies können auch andere Kriminelle tun (S. 5). Daher müsste – betrachtet man das mal von der rechtsstaatlichen Perspektive – jedes via Bundestrojaner gewonnene Material vor Gericht nicht verwertbar sein, denn die Chance, dass einem hier gefälschte Beweise untergeschoben werden, ist recht hoch. Das das mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung nix mehr zu tun hat, sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt.
  • Diesen Pfusch am Bau lässt der CCC natürlich nicht unkommentiert: „Wir sind hocherfreut, daß sich für die moralisch fragwürdige Tätigkeit der Programmierung der Computerwanze keine fähiger Experte gewinnen ließ und die Aufgabe am Ende bei studentischen Hilfskräften mit noch nicht entwickeltem festen Moralfundament hängenblieb.“ (S. 5). You made my day, CCC! Es wird davon ausgegangen, dass es dem Staat schlicht und ergreifend misslungen ist, kompetentes Personal zur Programmierung des Schadcodes zu gewinnen. Blöd nur, dass damit die auf dem kompromittierten Rechner befindlichen Daten nicht nur außer Landes geschafft werden sondern auch noch völlig unsicher sind. Eine weitere Betrachtung folgt später.
  • Auf Seite 8 und 9 werden exemplarisch einige der Fernsteuerkommandos für die Schadsoftware beschrieben. Interessant ist unter anderem cmd 5 „Installation aller trojanerspezifischen Dateien im Dateisystem; noch ist nicht eindundertprozentig klar, woher die Daten genau kommen, möglicherweise gibt es noch eine Upload-Funktion ähnlich cmd 14“ in Verbindung mit cmd 6 „Löschen der Trojaner-Daten vom Dateisystem & Reboot“. Damit könnte der Staat kompromittierende Dateien oder Progranmme gut versteckt auf dem Rechner hinterlegen, den Trojaner entfernen, dann den Rechnerbesitzer, der von nichts weiß, anonym anzeigen, den Rechner beschlagnahmen lassen und so unbescholteme Leute aus dem Verkehr ziehen. Ein Tool, nach dem sich die übelsten Diktatoren dieser Welt die Finger schlecken, wird in der Bundesrepublik Deutschland Wirklichkeit – herzlichen Glückwunsch. Und dann gibt es da noch ein paar andere Funktionen wie z.B. besagtes cmd 14 – Upload eines Programms und dessen unmittelbare Ausführung. Screenshots u.ä. lassen sich auch in regelmäßigen Abständen machen…
  • Wer jetzt die ersten Ekelpickel bekommen hat, der lese nur mit Vorsicht weiter: „Wir fanden außerdem prompt eine Hintertür in der Hintertür – also einen Bundestrojaner- Funktionserweiterer, der vorbei an jeder Kontrolle etwaig involvierter Ermittlungsrichter nativ die Möglichkeit zur Verfügung stellt, die Schadsoftware mit weiteren Funktionalitäten anzureichern.“ (S. 11), d.h., dass im Prinzip jede noch nicht implementierte Schad- und Spionagefunktion einfach „hinterhergeschoben“ werden kann.

So gesehen ist der Bundestrojaner schon eine ausgemachte Schweinerei. Und dazu noch dilletantisch programmiert. Nun demonstriert der CCC, was sich mit dem Trojaner aus der Ferne alles Übles anstellen lässt: Schaut Euch hierzu einfach dieses Video an.

Dass der Bundestrojaner in der Tat gegen geltendes Recht verstößt, darüber klärt uns RA Udo Vetter im law-blog auf:

Der Bundestrojaner läuft seit längerem unter der unauffälligen Neusprech-Variante „Quellen-TKÜ“ (TKÜ = Telekommunikationsüberwachung. Diese Quellen-TKÜ darf nach den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichtsw an sich ausschließlich für das Abhören von Internettelefonie verwendet werden. Dies ist an sich durch technische und rechtliche Maßnahmen sicherzustellen. Doch tatsächlich scheinen die Ermittler auch in den Fällen, wo sie eigentlich nur lauschen dürfen, eine regelrechte „Wunderwaffe“ einzusetzen, die viel mehr kann.

Dass es aber nicht allein um das Abschnorcheln von Skype-Telefonaten geht, haben wir oben schon ausführlich abgehandelt – mehr noch: Skype-Telefonate zu belauschen scheint angesichts der reichhaltigen Spionage-Funktionen eher ein Randfeature zu sein. Und so resümiert Vetter folgerichtig:

Eine Erweiterbarkeit auf die volle Funktionalität des Bundestrojaners – also das Durchsuchen, Schreiben, Lesen sowie Manipulieren von Dateien – ist von Anfang an vorgesehen. Sogar ein digitaler großer Lausch- und Spähangriff ist möglich, indem ferngesteuert auf das Mikrofon, die Kamera und die Tastatur des Computers zugegriffen wird.

Nun steht abzuwarten, ob der Bundestrojaner von Gerichten gleich wieder einkassiert wird und ob für diese Sauerei Politiker zurücktreten werden. In jedem Fall ist es zwingend notwendig, nun auf die Bundesregierung massiv publizistischen Druck auszuüben. In jedem Fall wird es spannend, denn es bedarf jetzt einer detaillierten rechtlichen Klärung, was der Staat darf – und was nicht. Derzeit ist mal wieder der Bürger der Angeschmierte.

Update: Mancher glaubt nicht, dass es sich bei der vom CCC analysierten Software wirklich um den Bundestrojaner handelt. Die Argumentation ist auf der einen Seite logisch, auf der anderen Seite traue ich den staatlichen Stellen exakt so viel Inkompetenz zu.

Update: Hier vertraue ich aber deutlich mehr fefe, der ganz eindeutig davon spricht, dass „Der CCC […] ja schon seit Jahren gegen den Bundestrojaner und die Trojaner der einzelnen Bundesländer [kämpft] und […] bei diversen Gelegenheiten angesagt [hat], dass wenn jemand bei sich einen Bundestrojaner findet, er den doch bitte bei uns abgeben möge, damit wir den sezieren können. Es ist mir eine besondere Freude, heute auf diese Presseerklärung des CCC zu verlinken. Denn dem CCC sind tatsächlich Trojaner zugespielt worden, von denen wir nach eingehender Analyse glauben, dass es sich um „Quellen-TKÜ“ handelt.“ Das ist dann ja schon ein wenig mehr als „irgendwelche Software von unzureichend gelöschten Platten irgendwelcher ollen Kisten halbstaatlicher Stellen gekratzt“.

Update: Schnarri sieht das Vertrauen der Büger in den Staat gefährdet. BWAHAHAHAHA!! Ich lach mich Schrott!! Btw.: Ich sehe Schnarris Posten gefährdet.

Wespenplage

Es ist noch gar nicht so lange her, da schrieben die NN, dass wir diesen Sommer in Nürnberg keine Wespenplage hätten. Heute, am ersten Oktober, frage ich mich immer noch, woher die das wissen wollen…

Hier im Nürinberger Norden hat es immer noch genug Wespen, in der Bäckerei, an der Tankstelle und sie fliegen auch zum Bürofenster ein. Und auf meinem Balkon. Ich wünsche mir nur eine einzige harte Winterwoche, damit diese Wespenplage, dich ich in der Tat als solche ausmache, uns im nächsten Jahr nicht wieder so ereilt.

Test: Dual DAB 4 – Einsteigerradio mit hervorragendem Empfang

Pünktlich zum Start des Digitalradios DAB+ am 1. August  lag ein besonders günstiges Digitalradio des Herstellers DUAL, das Modell DAB 4, bei den Händlern – zu einem erstaulich günstigen Preis. Der Hersteller, der traditionsbewusst bis heute Plattenspieler im Programm führt, wartet mit einem erstaunlich großen DAB+-Radioportfolio auf. Eines der günstigsten Geräte, das DAB 4 wird in diesem detaillierten Test zeigen, was es kann.

Noch ist der Markt für Digitalradios eher überschaubar. Eine Hand voll Hersteller hält Geräte für den neuen Radiostandard bereit, gerne kosten diese Empfänger der neusten Generation im unteren Bereich angesiedelte dreistellige Summen. Dual geht einen anderen Weg: Mit dem DAB 4 bietet der heute im bayerischen Landsberg am Lech ansässige Hersteller ein Radio an, das teilweise für unter 50,- Euro zu haben ist. Was kann ein so günstiges Radio taugen?

Obwohl ich am Anfang skeptisch war, sei die Antwort vorweg genommen: Es taugt viel. Aber der Reihe nach, zuerst will ich einmal „unboxen“: In einer kleinen Schachtel befindet sich das Radio, ein Gerät mit dem Formfaktor des typischen Transistorradios. Weiterhin finden sich das Netzteil und die Bedienungsanleitung in deutsch, italienisch und französisch. Das Radio selbst ist in Kunststoff ausgefertigt, überraschend leicht und wegen des sich nach oben hin leicht vergüngenden Gehäuses angenehm zu greifen und zu tragen. Auf den ersten Blick fällt das große Display und die überraschend stabile Antenne sofort ins Auge. Hier ist es also, das digitale „Transistor“radio. Und beim Auspacken des Radios fällt zudem erst einmal auf, das nichts auffällt – das Radio stinkt nicht und man muss schon direkt mit der Nase ans Gerät, um zu riechen, das das DAB 4 neu ist. Es kann, und ich übertreibe hier nicht, sofort mit ins Schlafzimmer genommen werden.

Die Inbetriebname

Bei einem digitalen Radio erwartet man an und für sich eine gerüttelt komplizierte Inbetriebnahme. Das DAB 4 bildet hier abner eine angenehme Ausnahme – beim ersten Einschalten führt das Gerät einen Scan der verfügbaren digitalen Radioprogramme durch, dieser ist in unter zwei Minuten erledigt. Weiterhin aufs angenehmste überraschend: Mit lediglich halb ausgezogener Antenne findet das DAB 4 alle (sic!) in Nünberg zu empfangenden DAB/DAB+-Sender. Bereits hier antizipieren sich die ausnehmend guten Empfangseigenschaften des Dual-Radios. Nach dem Scan verfügbarer Sender hört man Radio – ich bin überrascht, wie einfach das ist (und dies zeigt, dass sich das Radio auch technisch wenig versierten Menschen erschließt).

Mit der großen „Tuning“-Wipptaste kann man schnell durch die gefundenen Sender navigieren und hat man den Sender gefunden, den man hören will, genügt ein Druck auf die benachbarte, große „Enter-Taste“, in Sekundenschnelle spielt das Programm. Ähnlich komfortabel funktioniert das übrigens auch für UKW – hier werden alle Sender gefunden und mit RDS sieht man auch gleich den Sendername im Display.

Für DAB/DAB+ und UKW stehen je zehn Festspeicherplätze auf fünf doppelt belegten Tasten zur Direktanwahl zur Verfügung. Die zehn Speicher pro Band sind ein praxisnaher Wert – nur wenige Radiohörer werden mehr benötigen, denen ist aber mit der Tuningwippe sehr geholfen. Besonders angenehm ist, dass man sich hier durch die Sender navigiert, aber nicht „zappt“ sondern erst beim gewünschten Sender mit „Enter“ den Empfang herstellt. So lässt sich der gerade eingestellte Sender beim scrollen durch dier hier in Nürnberg empfangbaren 40 Sendern (Datenkanäle nicht mitgerechnet, das Radio findet insgesamt 52 Services) weiterhören.

Das „Abspeichern“ eines Senders auf eine der Stationstasten ist ebenso einfach – man wählt ein Lieblingsprogramm, bestätigt mit „Enter“ den Empfang und hält dann die gewünschte Stationstaste für einige Sekunden gedrückt – der Sender ist programmiert. Das alles geht, ohne sich durch komplizierte Menüs wühlen zu müssen, angenehm einfach.

Radio hören

Die Inbetriebnahme ist in Minuten geschehen, dem Radiovergnügen steht nichts im Weg. Trotz etwas schwieriger Empfangsbvedingungen hier ist selbst in fensterlosen Räumen immer Empfang gegeben, Empfangsstörungen musste ich provozieren. Sie treten im normalen Betrieb nicht auf. Obwohl ein derartig günstiges Radio es nicht vermuten lässt, ist verglichen zu anderen Digitalradios die Empfangsleistung des DAB 4 als sehr gut zu bewerten. Damit punktet das DAB 4 in der wichtigsten Disziplin nicht nur voll sondern reicht auch wesentlich teureren Digitaltunern das Wasser. Um dies zu illustrieren, weise ich darauf hin, dass ich bislang bei keinem der empfangenen Sender die Antenne ausziehen musste.

Mit einem Druck auf den sehr sanft rastenden Einschaltknopf, der sich frontseitig am Radio befindet und im ausgeschalteten Zustand ein weig erhaben vorsteht (und damit auch im Dunklen problemlos ertastet werden kann) wird das DAB 4 angestellt. Der Lautstärkeregler befindet sich an der Seite des Geräts und birgt als Besonderheit, dass er sich stufenlos regeln lässt. Der Drehregler sitzt straff und ist deshalb sicher einstellbar. So ein Drehregler ist – gerade beim Kopfhörerbetrieb – ein unschätzbarer Vorteil, lässt sich hier doch die gewünschte Lautstärke exakt definieren (leider habe viele Digitalradios hier nur einen Lautsatärke-Tipptaster, die optimale Lautstärke liegt dann nicht selten zwischen einem der beien Rasterpunkte – hier kann der Mitbewerb von Dual lernen!).

Alle wesentlichen Informationen lassen sich über das Display ablesen. Hier arbeitet Dual regelrecht klassisch. Das Display fasst zwei Zeilen, je Zeile werden 16 Zeichen abgebildet, das Display ist nicht grafikfähig. Am Netzteil betrieben, ist das Display im Betrieb permanent hinterleuchtet, im Batteriebetrieb schaltet sich die Hintergrundbeleuchtung nach einigen Sekunden ab, um Energie zu sparen.

Welche Informationen lassen sich vom Display ablesen? Exemplarisch wähle ich den Sender DRadio Wissen. In der ersten Zeile ist immer der Name des gerade laufenden Senders abzulesen, die zweite Zeile teilt bei Druck auf die „Info“-Taste folende Informationen mit: Info zur laufenden Sendung/Lied bzw. Radiotext (nicht zu verwechseln mit Journaline), Signalstärke als „Balkengrafik“, Sendergenre, Name des Sendermultiplex,  Frequenz mit drei Nachkommastellen (aber nicht die Bezeichnung des Blocks), Signalfehlerrate, Bitrate und Codierungsverfahren (MP2 für DAB, AAC für DAB+), Uhrzeit (vom Sender) in Stunden, Minuten und Sekunden, Datum (vom Sender).

Generell kann über das Display gesagt werden, dass es mit seier hellblauen Beleuchtung und den schwarzen Zeichen einen hervorragenden Kontrast hat und auch aus einiger Entfernung oder mit wechselndem Betrachtungswinkel noch gut abzulesen ist. Diese Displaygattung ist unter den Digitalradios weit verbreitet und darf als Standard angenommen werden. Die gerade bei DAB+ mögliche Diashow und der programmbegleitende Service Journaline können darüber natürlich nicht wiedergegeben werden, dies darf man aber von einem Gerät dieser Preisklasse auch nicht erwarten.

Der Klang geht für ein tragbares kleines Radio durchaus in Ordnung. Mit dem etwa 6 cm durchmessenden Lautsprecher lassen sich ganz ordentliche Lautstärken erzielen, selbst bei hoher Lautstärke verzerrt nichts und das Gehäuse resoniert auch nicht mit. Andererseits ist der Lautsprecher für den Musikgenuss nur bedingt geeignet, denn es fehlt – wen nimmt es bei den Abmessungen des Radios Wunder – hier einfach an Bass. Für Sprachwiedergabe ist das Radio aber bestens geeignet, denn der Ton ist im Mittenbereich klar und transparent, mit leichter Tendenz zur Höhe. Das macht sich bei einem Fußballspiel, einer Reportage oder Nachrichten ganz gut, die Präsenz der Stimmen hebt sich gegen die Umgebungsgeräusche gut ab. Wer Musik hören oder das Programm in stereo verfolgen will (mit einem Lautsprecher ist mit dem DAB 4 ohne Kopfhörer nur Mono möglich), kann einen Kopfhörer verwenden. Der seitlich angebrachte Anschluss ist als 3,5 mm Klinkenbuchse ausgeführt, der Sound über den Kopfhörer ist ausgewogen, hier ist keine Überzeichnung eines Frequenzbereichs feststellbar. Bezeichnend, dass das kleine Radio nicht nur die üblichen 32-Ohm-Ohrstöpsel zu befeuern vermag sondern selbst am AKG 701, einem großen HiFi-Kopfhhörer, ungleich teurer als das Radio, noch ordentlichen Sound ankommen lässt. Lediglich bei einem großen Beyer mit einer Impedanz von 600 Ohm bleibt nach oben doch die Luft weg – aber man kommt in der Regel nicht auf den Gedanken, Kopfhörer jenseits der 300-Euro-Klasse an einem Kofferradio zu betreiben. Dieser Test zeigt aber die Leistungsreserven am Kopfhörerausgang – ebenfalls verzerrungsfrei; und das ist für ein so kleines Radio im unteren Preissegment nicht selbstverständlich. Ich will an dieser Stelle aber auch nicht verschweigen, dass der Musikgenuss mit einem Kopfhörer mittlerer Empfindlichkeit (hier getestet mit eine Urbanears, Typ Plattan) nicht ganz ungetrübt ist. Wird das Radio mit dem mitgelieferten Netzteil betrieben, ist das Musiksignal von einem leichten, aber permanenten Brummen unterzogen, beim Empfang von DAB-Sendern addieren sich hier geringe, aber dennoch hörbare Störgeräusche vom Prozessor hinzu. Bei DAB+-Sendern ist dieses Problem nur marginal, es bedarf hochauflösender Hörer um das auszumachen, da ist es aber trotzdem.

Menü und besondere Funktionen

Im DAB/DAB+-Modus bietet das Radio einige Besonderheiten. Zuerst einmal will ich auf die Möglichkeit der Dynamikkompression zu sprechen kommen. Dieses in zwei Stufen schaltbare Feature ermöglicht in erster Linie, dass die unterschiedlich laut hereinkommenden Radiostationen auf ein ähnliches Lautstärkeniveau gebracht werden. Wer das aber nicht möchte, kann die Kompression auch komplett ausstellen. Ein weiteres wichtiges Feature ist die Möglichkeit der manuellen Frequenzeinstellung. Hier kann man ganz einfach jede/n der Frequenzen/Blöcke händisch abgleichen, auf Reisen oder bei unterschiedlich stark einfallenden Multiplexen über Landesgrenzen hinweg eine sinnvolle Erweiterung. Die Senderliste lässt sich zwar im engeren Sinne nicht editieren, allerdings kann im Menü gewählt werden, ob die Sender alphabetisch oder nach Multiplexen sortiert werden sollen. Die Sortierung nach Multiplexen scheint mir sehr sinnvoll, weil sich hier das gesamtdeutsche Ensemble und das regionale sortieren lässt. Und dann gibt es mit der Funktion „local scan“ die Möglichkeit, nur die regionale Senderliste zu aktualisieren. Alles in allem ist der Sonderfunktionsumfang für ein so günstiges Gerät mehr als ordentlich.

Batteriebetrieb

Das Dual DAB 4 kann nicht allein mit dem mitgelieferten Netzteil sondern auch mit Batterien betrieben werden. Sechs Batterien vom Typ AA werden benötigt. Anstelle von Batterien können auch Akkus verwendet werden. Das Radio verzeiht im Übrigen, dass Akkus im Gegensatz zu Einwegbatterien anstelle von 1,5 Volt nur eine Spannung von etwa 1,2 Volt liefern, klaglos. Den Batteriebetrieb habe ich mit sechs geladenen Mittelklasseakkus getestet (Golden Peak ReCyko 2500 mAh, Akkus mit geringer Selbstentladung). Damit lassen sich gute 8 Stunden Radio im DAB+-Modus bei mittlerer Lautstärke hören. Das Einlegen von Akkus oder Batterien gestaltet sich etwas fummelig, es geht mit ein bisschen Geduld aber.

Verarbeitung

Um es kurz zu machen: Tadellos. Für die aufgerufenen 50 Euro gibt es hier nichts zu meckern. Das Gehäuse ist spaltfrei, knarzt nicht und trotz seines gefühlten gringen Gewichts vermittelt es einen robusten Eindruck. Die Tasten und das Display sind – wie das Lautsprechergitter – präzise eingefasst. Es klappert nichts. Das mechanische Feedback der Tasten ist mittelstark, der Druckpunkt definiert. Die Antenne ist straff und bleibt in der ausgerichteten Position, der Lautstärkeregler (Drehregler) ist nicht zu leichtgängig und erlaubt eine präzise Einstellung. Auch Netzanschluss und Kopfhörer sitzen in ihren Buchsen fest und sicher. Von der Verarbeitung her gesehen ist das Radio optisch mehr auf understatement getrimmt – ein Empfänger ohne Fehl und Tadel. Auch der etwa einen Millimeter dicke Aufsteller, mit dem das Radio im Winkel abgestellt werden kann, verrichtet seinen Dienst zuverlässig.

Ich habe das Dual DAB 4 selbstverständlich auch dem obligatorischem 48-Stunden-Dauertest unterzogen – ohne jeden Befund. Das Radio spielt kontinuierlich durch, zu jeder Zeit werden Senderwechsel etc. schnell ausgeführt, auch unter ständiger Belastung wird das Radio nur leicht warm, das Netzteil bleibt ebenso quasi kühl. Die Software läuft stabil, im Dauertest waren keine Abstürze oder Fehldarstellungen im Display bemerkbar.

Die Bedinungsanleitung habe ich für diesen Test nicht wirklich gebraucht, sie gibt aber doch Aufschluss über die Funktionen des Geräts. Sie ist klar strukturiert und in gutem, verständlichem Deutsch abgefasst.

Konzept

Mit dem DAB 4 legt Dual ein einfaches und günstiges Radio vor, das konsequent auf die wesentlichen Funktionen reduziert eine sehr gute Figur macht. Auf viel „Schnickschnack“ wurde verzichtet, dafür erhält man ein gutes, leicht bedienbares Radio mit ordentlichem Klang. Die vorhandenen Funktionen sind sehr gut durchdacht implementiert, die technische Umsetzung ist gelungen. Besonders sticht der ausgezeichnete Empfang hervor, der ungetrübten Radiogenuss gewährleistet. Der Nutzer hat im Umgang mit dem Radio keine Hürden zu nehmen, das Gerät lässt sich auch von technisch weniger kundigen Menschen gut bedienen.

Fazit

Im Wesentlichen braucht ein Radio zwei Eigenschaften: Einen guten Empfang und einen guten Klang. Der Empfang des Dual DAB 4 sucht seinesgleichen. Der Klang geht in Ordnung, ist einem typischen Transistorradio angenmessen, Wunder darf man hier keine erwarten. Die Bedienung des Radios ist einfach, auch Ungeübte können das Gerät einrichten und die zusätzlichen Features von DAB und DAB+ nutzen.

Dieses Radio ist gut geeignet für Küche, Bad, Werkstatt und Büro. Da es auch mit Batterien spielt, leistet es auch auf dem Balkon oder der Terrasse gute Dienste. Für den Gebrauch im Schlafzimmer ist es nicht so optimal, denn am Netz angeschlossen leuchtet im Betrieb das Display hell und dauerhaft. Zudem zeigt das Display die aktuelle Uhrzeit, eine Weckfunktion ist aber nicht vorhanden.

Als tragbares Radio in der Wohnung ist das DAB 4 ein Gewinn. Regionale UKW-Sender, die (noch) nicht digital senden, können über UKW einwandfrei empfangen werden. DAB und DAB+ bieten aber eine sinnvolle Ergänzung und beinhalten Programme abseits vom Mainstream des „Besten aus den 80ern, 90ern und von heute“-Dudelfunks. Selbst in zwar versorgten aber schwierigen Empfangslagen hört man digital störungsfrei Radio. Der Preis hat sich bei etwa 50,- Euro eingependelt. Beim Supermarkt real habe ich das DAB4 für knappe 45 Euro gesehen, anderenortes werden etwa 55 – 60 Euro aufgerufen. Damit gehört das Radio nicht nur zu den billigsten Digitalgeräten sondern ist auch ein echter Preisbrecher.

Die letzten knappen zwei Wochen (und heute) in aller Kürze.

Nun lasse ich mal wieder was von mir hören, ich habe mich in der letzten Zeit hier ja ein wenig rar gemacht. Aber weil ich im Moment doch recht gut eingespannt bin, das Wichtigste nur in Stichpunkten:

  • Nach dem mich ein Zahn etwas quälte, folgte eine Wurzelbehandlung und im Oktober bekomme ich eine Krone. es ist unglaublich, was man da als Kassenpatient zuzahlen muss. Jetzt habe ich schon eine private Zahnzusatzversicherung – aber dennoch: Da bleibt nun wirklich genug beim Patienten hängen. Es ist mal wieder an der Zeit, die solidarische Bürgerversicherung ohne Beitagsbemessungsgrenze etwas zu forcieren. So jedenfalls kann das auf Dauer nicht weitergehen.
  • Ach, das mit dem Papst war ja auch mal wieder nix. Es hätte ja prinzipiell die Möglichkeit gegeben, dass er seine Kirche ein wenig öffnet – nach meinem Verständnis ist genau das Gegenteil passiert. Auch die Bundestagsrede war ja nur ein kalter. Die Ökologiebewegung der 1970er Jahre hätte keine Fenster aufstoßen können, wäre aber ein Ruf nach frischer Luft gewesen? Lieber alter Mann, das Thema dieser Tage sind die digitalen Bürgerrechte, das Auseinanderklaffen der Schere von Arm und Reich und die Finanzriese, das Thema Krieg und Frieden. Dazu hat ein Papst, die Katholische Kirche nichts zu sagen? Ernstlich nicht? Gut, dann bleibt halt auf dem Niveau der 1970er Jahre. Danke und tschüss.
  • Btw.: Ich habe mir die Bundestagsansprache von „Benedetto“ auf Radio Vatikan angehört. Der Kommentator, Thomas Frauenlob, machte bei der Übertragung aus seiner konservativ-rechten Gesinnung kein Geheimnis. Gruselig. Warum sind eigentlich diese katholischen Medien alle so stramm rechts? Die Katholiken können einem ja leid tun. Kreuz.net habe ich mir dieser Tage auch mal wieder reingezogen. Das ist zwar keine offizielle Verlautbarung der katholischen Kirche, deren Medien bereiten aber fleißigst den Boden, auf dem sowas wächst. Gruselig!
  • Facebook bestätigt Tracking ausgeloggter Nutzer. Bedarf keines weiteren Kommentars, denke ich.
  • Wo ich gerade bei Facebook bin: Sie wollen nun  das ganze Leben auf einer Zeitleiste abbilden und alle rufen „Yeah“`Wo bin ich hier nur gelandet…?
  • Mit dem Thema Digitalradio bin ich derzeit sehr intensiv befasst. Nun habe ich einen einfachen Empfänger zum Testen hier, davon lest Ihr in den nächsten Tagen. Vorab sei aber gesagt: Wenn man es richtig macht, ist der Empfang wesentlich besser und einfacher herstellbar als bei UKW.
  • Gutes Zu Jauch und Merke, wie immer bei den NDS.
  • Und passend zu den ÖRR: Das Ding mit der MDR-Intendanz ist ja nun auch gehörig nach hinten losgegangen. Will man der Presseberichterstattung Glauben schenken, wurde dem Herren Hildern ein GEZ-Fragebogen zum Verhängnis, bei dem er wohl bei der Frage „Zahlen Sie Rundfunkgebühren?“ einmal nicht nur „Ja“ angekreuzt haben soll, sondern hinter dieses „Ja“ noch ein Komma und das Wort „leider“ handschriftlich vermerkt haben solle. Da sieht man aber auch, was für ein verfickter Stasi-Verein diese GEZ ist wie wenig Bedeutung Datenschutz und Datensparsamkeit der GEZ ganz offensichtlich bedeuten. Wenn es denn stimmt (woran kritische Geister zweifeln, weil die Anekdote einach zu gut ist).
  • Zum MDR habe ich auch noch einen: Er ereignete sich dereinst im Jahre 1999. Da sah ich an der Redaktionstür in einem großen Haus des ÖRR einen Zettel Hängen mit der Aufschrift: „Die ARD ist dieses Jahr 50 geworden. Wenn Sie erleben möchten, wie damals das Fernsehprogramm aussah, dann schalten Sie doch mal beim MDR rein.“. Heute wird man solche despektierlichen Zettel dort wohl nicht mehr aufhängen – der MDR liefert inzwischen das erfolgreichste Dritte. Mit Volksmusik. Und da wären wir dann bei den Finanzskandalen und Politpossen – aber das sei an dieser Stelle echt geschenkt…
  • Das mit dem ThinkCentre erweist sich für mich hardwaremäßig als Erfolgsstory, der Computer ist zwar eher einfacher Natur, läuft aber leise und stabil. Meine Lehre: Es lohnt allemal, die fünzig Euro für ein Markengerät mehr zu investieren. Und sogar das Design gefällt mir. Ich habe den Rechner jetzt seit etwas über einem Monat in Betrieb und ich bin echt zufrieden. Nur an Windows 7 (wie an Windows generell) muss man sich erst gewöhnen. Aber es wird.
  • »Guten Tag! Dürfen wir mit Ihnen über Gott sprechen?« – »Man spricht nicht über Anwesende in der vierten Person.« (via @gallenbitter)
  • Einen interessanten Tweet von @radioszene habe ich hier noch: „Rüdiger Landgraf (KRONEHIT) wünscht sich von + die Möglichkeit von personalisierbarer Werbung als Vorteil für die Kunden.“ Die Ösis haben ja gerade sowas in die Radiodays-Richtung. Samma, gehts noch? Als Vorteil für den Kunden? So eine Scheiße habe ich schon lange nicht gehört. Ich kann Euch aber das Mindset hinter solchen und ähnlichen Aussagen erklären: Den Privatfunkern, vornan den sog. „Verlegerradios“, also diese unsäglichen Tonteppich mit dem besten der 80er, 90er und den Hits von Heute, guter Laune und purer Energie (bzw. Power) für Deinen Tag-Spassemacken bröselt gerade das Geschäftsmodell unter dem Allerwertesten weg. Die Kids gehen ins Netz, hören dort Musik und brauchen die Dudelsender nicht. Wer sich für das Medium Radio ernsthafter interessiert, hört auch nicht die Privaten. Es bleibt das Privatradio als Tonteppich in Friseursalons und Bäckereien es bleiben die Offliner, Ältere und Arme. Das ist aber nicht die Zielgruppe der Webenden und das Geschäft der sendeeigenen Werbeverkäufer, man schimpft die gemeinhin „Mediaberater“, wird schlimmer und härter. Und nun denken manche Schlauberger: Wenn heute wer erfolgreich ist, dann ist das Facebook. Und Google. Und warum sind die erfolgreich? Weil sie personalisierte Werbung rausdrücken. Na, wenn das so ist, dann machen wir das beim Radio doch auch. Geht aber nicht, weil Radio ist halt unidirektional. Der Fakt, das DAB+ digital ist, ändert nichts an dieser Tatsache. Daher für alle Vollpfosten der Branche: Digital ist nicht gleichbedeutend mit bidirektionaler Kommunikation. Verstanden? Und zu wünschen gibts da auch nix. DAB+ ist weder der Weihnachtsmann noch die Glaskugelhexe auf der Kirmes. Und: Selbst wenn das mit dem Rückkanal via UMTS hinhauen sollte – wer wollte denn personalisierte Werbung? Oder anders gefragt: wer wollte denn eine Facebook-Radio? Hier jammern übrigen die Jungs von Gestern.
  • Gut ist auch der: „Rot-Grün in Berlin – gegen die Armen.“ (via @holgi) Damit ist das Wesentliche schon gesagt.
  • Google wird heute 13. Scheiß Pubertät. Zur Feier des Tages suche ich heute nur bei Fireball, Lycos und Altavista ;-).
  • Heute ist Freddy Quinn trendig. Dabei ist er fünf Jahre Jünger als der Papst 🙂
  • Trinkt mehr fritz und Mate.

Alles nicht so wild. Kleine Nachbetrachtung zur Abgeordnetenhauswahl

Gestern habe ich mir ganz spontan einen Blog-Post geklemmt, weil die „Interaktion“ auf Twitter dann doch mehr Spaß gemacht hat, heute will ich, ohne bislang den Output der Leitartikler genossen zu haben, das gestrige AHW-Ergebnis doch kurz kommentieren.

Zuerst einmal zu Wowereit und der SPD. Wenn von vornherein feststeht, dass man gewinnt, ist man bei so einer Wahl ja trotzdem irgendwie in der „Verliererposition“, denn zum einen ist es schwierig, die siegessicheren eigenen Wähler an die Wahlurne zu bringen und zum anderen wird der Erfolg nur dann von der Presse goutiert, wenn noch ein paar Prozentpunkte dazugewonnen werden. Das das unter den gerade benannten Vorzeichen nur im Ausnahmefall gelingen kann und das dieser Ausnahmefall nicht eingetreten ist, das kann man Wowi ja schlecht anlasten. So gesehen – und unter der Konkurrenz der Piraten, zu denen ich später noch komme, sind die verlorenen zweieinhalb Prozent ja nicht nur erklär- sondern auch verkraftbar.

Der Linkspartei, dem ehemaligen Koalitionspartner, sind 1,7 Prozent der Wählerstimmen verloren gegangen. Im Kontext der Anwürfe der Medien, die nicht Wunder nehmen, wenn man die vorangegangenen innerparteilichen Debatten berücksichtigt (ein gefundenes Fressen für die Berichterstattung, die Medien haben dies auch weidlich ausgekostet) und im Kontext der Präsenz der Piraten hat sich die Linke stabilisiert. Das Glück der Linken: Allzuviel mussten sie ob ihrer eher älteren Wählerschaft nicht an die Piraten abtreten, das Pech dabei liegt aber ebenso auf der Hand: Die Linke überaltert zusehends und das macht natürlich eine Auafstellung in der Zukunft schwieriger. Wenn man sich die Tweets von Halina Wawzyniak und Bodo Ramelow besieht, ist der Warnschuss auch gehört worden – allein ob das genügt, ist fraglich.

Weiterhin Pech für die Linke: Mit den Stimmenverlusten der SPD und den eigenen Verlusten ist die rot-rote Koalition, eigentlich ein Erfolgsmodell, nicht mehr aufrechtzuerhalten. Bei der Linken wird nun gerne ins Feld geführt, dass der Spitzenkandidat Harald Wolf im Personenwahlkampf Wowi versus Künast zerrieben wurde. Da mag schon was dran sein, aber das ist für mich nicht ausschlaggebend. Ich denke, dass die Linke die Themen soziale Sicherheit und Netzpolitik (hier ist sie im Kleinen mindestens ähnlich kompetent wie die Piraten, muss das aber entwickeln und kann das nicht verkaufen) noch profilierter herausstellen muss. Und dann hats halt einfach nicht gereicht – Pech eben.

Die CDU. Gestern feierte man sich selbst wegen des Zugewinns von 2,1 Prozent ordentlich ab. Dass das kein wirklicher Erfolg ist ob der öffentlich zelebrierten Selbstzerfleischung der FDP, weiß eigentlich jeder – aber das Singen im dunklen Keller soll ja bekanntlich schon öfter gegen die Angst geholfen haben. Immerhin würde es zu einer Regierungsbeteiligung reichen – wenn Wowi will. Wofür die CDU in Berlin steht, weiß ich nicht, dazu bin ich zu weit weg. Ob es aber viele Berliner wissen, ist ebenso fraglich. Nun, die zwei Prozent werden für das erhoffte „Signal im Bund“ nicht ganz hinreichen. Mehr bleibt dazu eigentlich nicht zu sagen.

Und bei der FDP bleibt auch nicht viel zu sagen. Felix von Leitner stellte ja schon einmal ganz treffend fest, dass FDP-Bashing ist, wie behinderte Kinder zu hauen, das will man natürlich nicht. Daher in aller Kürze: Das sich die FDP nun unterhalb der Bagatellgrenze befindet, ist kein echtes Wunder. Konnten wir in den vergangenen Monaten der FDP beim Schrumpfen auf das Normalmaß zusehen, ereilt sie nun das unausweichliche Schicksal: Das Personal der FDP ist mindestens im Bund beschissen, in den Ländern sieht es in aller Regel nicht besser aus. Anbiedernderweise fuhr man einen Eurokritikerkurs, dieses populistische Aufbäumen war indes so platt, dass sich selbst FDP-Stammwähler in den Boden schämten und das mit der Stimme lieber sein ließen und nun ist sogar die NPD stärker, die anderen Feinde der Freiheit. Und selbst vom Sonneborn mussten sie sich gestern noch vorführen lassen. Und dann schwafelt der Lindner gestern im Ersten noch so saudumm daher… Da ist nichts mehr zu retten.  1,8 Prozent, diese Ernte fahren anderen Orts regelmäßig die Tierschutzpartei o.ä. ein. Was will man da noch groß kommentieren? Außer vielleicht: Ich könnte mich daran gewöhnen.

Dazugewonnen haben die Grünen, zweifelsohne. Aber Hochmut kommt eben vor dem Fall, und in Anbetracht der Tatsache, dass Frau Künast schon vorab postuliert hat, dass sie sich wieder in den Bund verpissen werde, wenn sie nicht regierende Bürgermeisterin werde, kann man den Berlinern nicht verdenbken, dass sie nicht in Scharen Leute wählen, die an Berlin gar kein Interesse haben. Mit etwas mehr als 17 Prozent stehen die Grünen zwar recht ordentlich da, bedenkt man aber, dass sich diese Ökopartei allen Ernstes aufschwingen wollte, den regierenden Bürgermeister zu stellen, haben sie dieses Ziel um mindestens mehrere Lichtjahre verfehlt. Fukushima liegt zu weit zurück, Stuttgart 21 werden die Grünen auch nicht zu verhindern wissen und so schrumpft auch diese Partei wieder auf das Normalmaß. Dass die Grünen den Zugewinn von viereinhalb Prozent (was für sich genommen schon ordentlich ist) halten können, glaube ich nicht, nun aber ist er im Berliner Abgeordnetenhaus erst einmal an die Tafel gesteckt und so hat Wowi immerhin die Chance, nicht mit der SPD koalieren zu müssen. Das ist ja schon mal was, obs aber auch was auf Dauer ist, weiß ich nicht.

Frau Künast sah gestern im TV trotz bekanntermaßen guter Ausleuchtung fertig aus ohne Ende. Wenn Sie wieder „in den Bund“ geht, dann ist das nicht nur für Berlin sondern auch für sie persönlich ein Glücksfall. Dass Frau Künast auch nicht wirklich Sympathieträgerin ist, ist nun auch keine Neuigkeit. Zu den Grünen bleibt eigentlich nur zu sagen, dass sie sich für eine etablierte politische Partei gnadenlos dämlich angestellt haben. Ich will noch nicht einmal auf deren verunglückte „Da müssen wir ran“-Kampagne zu sprechen kommen sondern nur auf den Umstand, dass sie in BaWü zufälligerweise das Ding gerissen haben. Was unter den Umständen des GAUS in Japan und der verkorksten Energiepolitik der Bundesregierung sowie dem Fakt, dass neben Mappus selbst der olle Oberlehrer noch gut ausschaut, auch kein größeres Kunststück ist. Das müssten diese Grünen eigentlich wissen – man soll das Schicksal nicht herausfordern. Getan haben sie es trotzdem, die Strafe folgt auf dem Fuß. Vor der Wahl das Maul zu voll genommen haben sie dennoch auf der abflauenden Welle reitend ein paar Prozent eintreiben können. Ist die Welle verebbt, ist wieder Ruhe und die Grünen dort, wo sie schon immer waren. Ein Widerschein des kurzen Glanzes der Grünen ist gestern erkennbar gewesen. Mögen sie diesen über die nächsten Jahre retten können – allein mir fehlt der Glaube.

Für eine Sensation mittlerer Größe sorgte die Piratenpartei und nicht nur für eine Sensation sondern auch für aufs erfrischendste unterhaltsame verdutzte bis ratlose Gesichter beim politischen Mitbewerb, den Journalisten und Kommentatoren. Und so recht konnten die Piraten ihren Erfolg ganz offensichtlich gestern selbst noch nicht fassen. Alles umkreiste die frage „How come?“, die Antwort kann nur lückenhaft ausfallen, daher in Stichworten mein Erklärungsversuch:

Dass es in Berlin unter den Wählern knappe 9 Prozent Nerds gibt, ist unwahrscheinlich. Dass die ganzen selbstständigen Grafikdesigner, Agentursklaven oder „Designer“, die Möchtegern-Medienleute und alles was sonst noch so um Prenzelberg, Friedrichshain und Kreuzberg herumtapert, alle Piraten gewählt haben, ist ebenso unwahrscheinlich. Man weiß aber, dass eine wachsende Gruppe mit den etablierten Parteien nichts mehr anzufangen wissen. Man kauft vielen das Anzuggetrage nicht mehr ab, sieht das Unseriöse in seriöser Verpackung und wird davon nicht nur satt sondern überdrüssig. Und dann kommt ein Haufen Jungspunde des Wegs daher – unverstellt, frech, frisch. Kein Anzug, dafür lieber mal einen rauchend, redet der Pirat, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Die Verschuldung Berlins nicht beziffern können – geschenkt – spricht er etwas ungelenk aber ehrlich über einen kostenlosen ÖPNV und die Freiheit des Netzes. Das kostet Geld – sollte irgendwie gegenfinanziert sein – geschenkt.

Jetzt also sind die Piraten in Parlament und Opposition. Schade, dass sie hier insbesondere mit ihrer netzpolitischen Kompetenz nur wenig brillieren können. Dazu müssten sie in den Bundestag – der Weg dahin ist weit. Man darf den Piraten Glück wünschen, dass sie nicht untergehen im Abgeorneten haus.

Wer aber hat die Piraten gewählt? Nichts genaues weiß man nicht. Jung, männlich und ostdeutsch ist der Piratenwähler, so raunt man über den Sender B5aktuell. Aber selbst unter den Älteren finden sich Piratenwähler. Sind es gar Protestwähler? Will man hier das hohe Haus ärgern? Oder sind die Piraten mit ihrem doch recht inhaltsarmen Wahlkampf („Warum hänge ich hier eigentlich? Ihr geht doch eh nicht wählen.“) ein Sammelbecken Inhaltsarmer? Die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte. Frappant nur, dass sich der Eindruck aufdrängen könnte, dass zu viel Profil weniger förderlich sein könnte als zu wenig. Den Konjunktiv habe ich an dieser Stelle ganz bewusst gewählt. So groß die Überraschung am gestrigen Abend, so groß aber auch die Gefahr, dass über die Piraten bald niemand mehr redet. Einen Webwahlkampf werden sich nun auch die Etablierten draufschaffen, dazu bedarf es weniger der nativen Kompetenz im Umgang mit sozialen Medien sondern im Zweifelsfall einfach nur des Geldes und das ist vorhanden. Ein Einarbeiten in die Netzpolitik wird wohl auch den Etablierten gelingen – und wenn nicht, dann hab ich für alle Nicht-Piraten, die gerade suchend sind, die Geschäftsidee schlechthin: Netzpolitikberater.

Alles nicht so wild. Es hat sich – unterm Strich – nicht viel verändert. Die SPD trug, wie vorhergesehen das Ding heim. Die Linke blieb stabil, hatte halt Pech. Die CDU gewinnt ein wenig dazu, die FDP hat das Feld ja geräumt. Die Grünen haben sich verstiegen und die Piraten haben es nicht nur geschafft sondern ordentlich Boden gut gemacht – gut gemacht. Wesentliche Änderungen bleiben trotzdem ausgeschlossen. Alles nicht so wild.

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