Der Winterdienst in Nürnberg – eine Katastrophe und eine Frechheit gegenüber uns steuerzahlenden Bürgern!
Was wir derzeit in Nürnberg mit dem Winterdienst der Stadt, vergeben an den „Servicebetrieb Öffentlicher Raum“ (SÖR) mitzumachen haben, ist eine bodenlose Unverschämtheit. Der Winterdienst – systematisch kaputtgespart, während anderen Ortes unsere Stadtväter mit vollen Händen das Geld für Prestigeprojekte herauswerfen – funktioniert nicht mehr.
Bevor ich aber auf die katastrophale Situation in Nürnberg zu sprechen komme, muss ich doch einmal von der wirklich unfassbaren Chuzpe einiger Mitglieder des Deutschen Städtetages berichten: Im Infokanal B5 war zu hören, dass man dort ob der gestiegenen Kosten für den Winterdienst darüber nachdenke, den Winterdienst so drastisch zu reduzieren, dass sich die Autofahrer daran gewöhnen müssten, auf geschlossener Schneedecke zu fahren – wie in Skandinavien.
Was würden die Mitglieder des Städtetages wohl sagen, wenn ich ihnen zuriefe, dass sich dann die Kommunen daran gewöhnen müssten, dass wir ihnen für nicht erbrachte Leistungen auch keine Steuern mehr zahlen?
Meint diese selbstherrliche Kommunalpolitiker-Zusammenrottung, wir leben in einer Bananenrepublik?
Zurück nach Nürnberg: Dass der Winterdienst nicht so richtig funktioniert, mussten wir in den vergangenen Jahren bereits beobachten. Aber das eine halbe Stadt zum Stillstand kommt, weil der Winterdienst selbst seinen basalen Sicherungspflichten nicht mehr nachzukommen vermag, ist neu.
Bereits im Lauf des heutigen Tages kündigte sich neuer, heftiger Schneefall in Franken an, gegen 16 Uhr kroch dann auch der Verkehr im Nürnberger Stadtgebiet nur im Schneckentempo. Während es dem SÖR am Hauptbahnhof und Plärrer noch gelang, ausreichend zu räumen und salzen, glich das Vorwärtskommen in der Nordstadt einer einzigen Rutschpartie. Sofort auf der Fahrbahn festfrierender Schneeregen tat sein Übriges – es war spiegelglatt. Räumfahrzeuge? Fehlanzeige!
Der Winter in diesem Dezember hält einige Überraschungen bereit: Tauwetter und Schneefall und die daraus resultierende überfrierende Nässe wechseln in ungewohnt schneller Frequenz. Und damit finden wir mitnichten die vom Städtetag antizipierte Situation der geschlossenen Schneedecke vor sondern matschig-rutschige Straßen, Blitzeis, gefährliche Glätte. Ein funktionierender Winterdienst ist also umso dringender nötig – und doch nicht vorhanden.
Sind schon die Straßen schlecht befahrbar, so ist die Situation auf den Gehwegen für Fußgänger nicht mindergefährlich: Am Freitag, auf dem Weg von der Lorenzkirche zum Hauptmarkt – der Christkindlesmarkt, Stolz der Stadt und Touristenmagnet findet hier statt – war gerade bei den Steigungen auf diesem Weg gefährliche Glätte zu beobachten, verursacht durch Matsch. Auch spiegelglatte Treppen zu den U-Bahnhöfen musste ich in dieser Woche beobachten. Schnell kann man so stürzen, sich einen Bruch zuziehen, der Stadt aber ist´s scheißegal.
Bereits Anfang Dezember ging in Nürnberg nichts mehr – Autos standen im Stau, der Nahverkehr brach stellenweise zusammen. Und auch heute fuhren auf manchen Linien der VAG keine Busse – wie auch, wenn der Pennerladen SÖR nicht räumt.
Warum aber klappt es mit dem Winterdienst so gar nicht mehr? Beim BR steht zu lesen:
Die Stadt Nürnberg hatte Mitte November beschlossen, beim Winterdienst zu kürzen. (…) Die Stadt Nürnberg hatte die Kürzungen mit den Erfahrungen während des strengen Winters im vergangenen Jahr begründet. Mitarbeiter und Geräte seien damals überlastet gewesen, zum Teil waren Überstunden aus dieser Zeit bis in den Herbst hinein abgebaut worden, andere Arbeiten mussten liegen bleiben. Außerdem sei in Nürnberg zum Teil „übermäßig viel“ gemacht worden, sagte Förther damals dem Bayerischen Rundfunk.
Ok, nun wissen wir bescheid: Es gibt einfach viel zu wenig Personal für den Winterdienst, wenn Überstunden bis in den Herbst hinein abgefeiert werden müssen. Wurde wegen der Erfahrungen mit dem letzten Winter mehr Personal eingestellt? Natürlich nicht. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der SÖR von den zu wenigen vorhandenen Mitarbeitern auch nicht alle ausrücken lässt – denn so viele Überstunden zu schieben geht ja mal gar nicht. Und dass im letzten Jahr in Nürnberg „zum Teil ‚übermäßig viel‘ gemacht“ worden wäre, war nicht feststellbar. Außerdem ist das kein Grund, in diesem Jahr quasi gar nix zu machen.
Ist die Personaldecke wirklich so dünn? Auf den Seiten des BR liest man:
460 Mitarbeiter waren in den vergangenen Tagen im Großeinsatz. Für eine Räumung der Straßen rund um die Uhr seien jedoch mindestens doppelt so viele Arbeiter nötig gewesen.
Ja, dann stellt diese Leute halt ein, verdammt noch eins! Für das Geld, dass diese nutzlose fahrerlose U-Bahn verschlungen hat, kann man viele, viele Winter exzellent räumen. Und im Bahnjahr der Frau Merkel vom Lokschuppen ins Verkehrsmuseum irgendwelche temporären Dachel bauen, dass ja kein Vogel ihr aufs hochwohlgeborene Haupt scheißen kann, muss auch nicht sein. Es ist ein unumstößlicher Fakt, dass in Nürnberg auf der einen Seite Geld verprasst wird (z.B. für den Delfinfriedhof die Delfinlagune), auf der anderen Seite aber Totalversagen bei der Sicherung von Straßen und Wegen an der Tagesordnung ist.
Danke, liebe Stadträte, dass ihr an eure Prestigepro- und objekte denkt und die Sicherheit der Bürger im winterlichen Straßenverkehr einfach ignoriert – sehr gut. Danke, dass ihr dem Steuerzahler unverholen den blanken Hintern zeigt. Gut zu wissen, dass es Euch lieber ist, Transferleistungen zu zahlen statt Leute in Lohn und Brot zu stellen. Bestens. Wir merken uns das und bei der nächsten Wahl wird dann abgerechnet.