blog.fohrn.com

Wirtshaus-Explorer: Block House Nürnberg – lieblose Systemgastronomie mit miesen Speisen

Am gestrigen Mittwoch waren wir beim relativ neu eröffneten Block House am Nürnberger Hauptmarkt zum Mittagessen. Das war, mit Verlaub, nicht meine beste Idee und schlussendlich habe ich den Besuch in diesem Restaurant (Eigenbeschreibung) bereut. Um es zusammenzufassen: Was ich im Block House erleben musste, verdient meiner Meinung nach das Prädikat „kackdreist“ und für die mindere Speisenqualität scheinen mir auch die dort aufgerufenen Preise unangemessen. Aber der Reihe nach.

Block House ist eine Franchise-Kette, auf den Webseiten der BlockGruppe wird auch ganz offen von Systemgastronomie gesprochen. Ich hätte also ahnen können, was mich erwartet, aber ich habe es nicht geahnt.

Wir kamen am Mittag kurz vor zwölf – also zur besten Mittagessenszeit – im Restaurant am Hauptmarkt an und nahmen vor dem Haus Platz. Man sitzt recht schön am Hauptmarkt, die Stühle sind bequem und große Sonnenschirme spenden Schatten. Recht schnell kam die Bedienung, deren Service sich weniger durch Diskretion sondern mehr durch eine etwas überzogene, fast schrille – wie einstudierte – Höflichkeit auszeichnete. Wir bestellten Getränke und bekamen die Karte gereicht – aber nur die Hauptkarte, die Mittagskarte fehlte. Nun gut, man könnte meinen, dass dieses „Vergessen“ der Mittagskarte ein einmaliger Lapsus der Kellnerin sei – doch weit gefehlt! Während unseres Aufenthaltes im Nürnberger Block House mussten wir beobachten, dass keinem Gast von selbst die Mittagskarte gebracht wurde. Wer nach der Karte fragte, bekam sie aus dem Restaurant gebracht, wer nicht danach fragte oder von der Existenz nichts wusste, der hatte eben Pech. Dieses Verhalten hätte mir Warnung genug sein müssen – aber wir haben von der Mittagskarte bestellt. Auf dieser „Lunch Time“-Karte wurden unter der Rubrik „Wochengerichte“ sowohl „Drei kleine Rindersteaks – saftig gegrillt mit knackigem Pfannengemüse und einer Baked Potatoe mit Sourcream“ wie auch „Block Burger mit feinwürzigem Blattspinat und Kartoffel-Selleriepüree“ zu je 9 Euro angeboten. Nun, 9 Euro sind für ein Gericht von der Mittagskarte in meinen Augen schon ein ordentlicher Preis, aber es ist ein Steak House und als Nürnberger hat man sich an solche Preise in der Innenstadt ja fast gewöhnt. Also haben wir die beiden Wochengerichte bestellt.

Zu jeden der Gerichte wurde ein kleiner Salatteller gereicht, der Salat war frisch, das Dressing zwar fertig, aber durchaus schmackhaft. An Salat stelle ich persönlich keine so hohen Ansprüche, der ist nur nettes Beiwerk und da bin ich auch nicht übermäßig kritisch. Dass dieser einfache Salat das Beste sein sollte, was wir im Block House gegessen haben, hätte ich aber wirklich nicht gedacht.

Die drei kleinen Rindersteaks war vor allem eines: Klein. Wäre ich böse, so würde ich das als Fleischabschnitte bezeichnen (und hätte ich zu Hause ein Steak zubereitet, hätte ich Abschnitte dieser Größe dem Kater Ludwig verfüttert) aber ich bin nicht böse – belassen wir es also bei drei sehr kleinen Steaks. Zumindest haben sie in der Karte nicht gelogen – klein waren die Rindersteaks wie gesagt in der Tat. Die Ofenkartoffel war auch zu trocken, das fiel aber nicht so sehr ins Gewicht, weil die Kellnerin vorsorglich noch Sourcream nachgereicht hat und man der trockenen Kartoffel so wenigstens mit reichlich Soße beikam. Das Pfannengemüse war soweit ok, wenn man darüber hinwegsehen kann, dass es mehrheitlich aus Zwiebeln bestand. Wir konnten darüber hinwegsehen. Zu den Steaks muss noch gesagt werden, dass freilich gefragt wurde, wie diese gebraten werden. Der Wunsch: Medium-Rare. Das Ergebnis: Die Steaks wurden medium-Rare gebraten, weil sie aber so klitzeklein waren, kamen sie bereits völlig erkaltet auf den Tisch. Neun Euro.

Ich hatte ja, ihr erinnert Euch, noch den „Block Burger“. Den orderte ich nicht mit dem Kartoffelbrei – mir wurden Pommes angeboten. Dazu also der Burger und Blattspinat.

Vorweg allerdings eine Frage: Wie stellt Ihr Euch einen Burger vor?

Die Wikipedia definiert einen Burger wir folgt:

Ein Hamburger (auch kurz Burger) ist ein Weichbrötchen mit verschiedenen Belägen, das meistens als warmes Schnell- oder Fertiggericht verkauft wird. Hamburger werden hauptsächlich mit dem sogenannten patty, einer gegrillten Scheibe aus Rinderhackfleisch (einer Art Hacksteak) belegt und bilden den Standardartikel vieler Fast-Food-Ketten. (Quelle: Wikipedia)

Weichbrötchen mit verschiedenen Belägen und einem „patty“, das war bislang auch meine Vorstellung von einem Burger – und ich habe auch nie einen Burger bekommen, der diesem Minimalstandard nicht genügte – bis ich bei Block House „gegessen“ hatte. Nun, ich lasse an dieser Stelle einfachmal ein Bild sprechen (das es etwas gelbstichig ist, liegt am gelben Sonnenschirm, unter dem wir saßen, nichts desto trotz lässt sich gut erkennen, was sich das Block House erdreistete, mir um neun Euro auf den Teller zu legen):

block-house-burger

Was sehen wir? Wir sehen einen Haufen TK-Pommes, einen Klacks Spinat (dazu später ein paar Worte) und das, was man bei Block House unter einem „Burger“ versteht. Burger (s.o.) waren für mich immer das ganze Ding, bei Block House wird nur das „patty“ geliefert.

Ich konnte es zuerst nicht fassen. Bei meinem Burger fehlte der Salat, die Tomatenscheibe, das Brötchen. Vor mir lagen TK-Pommes, der Spinat und ein Burgerpatty „ohne alles“. Ganz klar: Hier kann es sich nur um einen Fehler des Kochs handeln. Ich rief die Bedienung herbei und fragte höflich nach, wo denn der Rest meines Burgers sei. Nun musste ich mir sagen lassen, dass es da keinen Rest gibt. Der Burgerpatty, der da recht nackt auf dem Teller vor mir lag ist nach Definition des Block Houses – so wurde mir von der Kellnerin bestätigt – der komplette Burger. Ich war fassungslos. So etwas ist mir noch nie passiert. Wirklich noch nie im Leben! Das äußerte ich auch. Nun dozierte die Kellnerin etwas über die Geschichte des Burgers und dass der ursprüngliche Burger eben nur aus dem Hackfleischpatty bestand. Sie sagte es tue ihr leid und bedeutete mir, das so hinzunehmen. Ich sagte ihr, dass es mir mindestens genauso Leid tut, so einen Burger essen zu müssen. Dies – wen nimmt es Wunder – überhörte sie geflissentlich und verschwand.

Wir schreiben das Jahr 2013 und befinden uns in Nürnberg, gelegen im südlichen Teil der Bundesrepublik Deutschland. Ob in der Kupfersteinzeit oder zu Zeiten des amerikanischen Bürgerkriegs jemand mal den Burger ohne Brötchen und Salatblatt gegessen hat, interessiert mich nicht einmal am Rande. Wenn ich heute in ein Autohaus gehe und ein Auto bestelle, so wird mir ein komplettes Auto geliefert – mit vier Rädern, Motor, Getriebe, Fahrgastzelle, Radio und Rückspiegel. Man stelle sich vor, ich bestellte mir in der Mercedes-Niederlassung ein Auto und der Händler lieferte mir das Fahrgestell mit vier Rädern, einen Motor und sonst nix. Und man stelle sich vor, der Händler würde, gefragt nach dem Rest des Autos, zu schwafeln beginnen, dass man sich als autorisierter Mercedes-Händler selbstverständlich nicht mit nicht dem Standard entsprechend mit Fahrgastzelle, Rückspiegel und Radio liefert, sondern in der Tradition von Carl Benz stehend, so, wie man das für richtig halte. Denn schließlich hatte der Motorwagen von 1886 ja auch weder Fahrgastzelle, Rückspiegel noch Radio, wer wollte denn 2013 schon ein komplettes Auto? Pah. Man stelle sich das einmal vor…

Nun saß ich da vor meinem „Burger“. Nun gut, ich bin ja lernfähig und kann mich auf Neues einlassen. Ich probiere also den „Block Burger“. Ein Patty, das nach erschreckend wenig schmeckt. Dreimal biss ich auf Knorpel. Zur Enttäuschung gesellte sich schließlich Ekel. Die TK-Pommes waren soweit in Ordnung, nicht der Rede wert, der Spinat war zäh und lauwarm, nicht der Rede wert. Mein persönliches Fazit: Eine Speise, die bei mir Enttäuschung und Ekel hervorruft (Knorpel im Fleisch kann ich wirklich nicht leiden, da ist es vorbei!). Neun Euro.

Der Besuch beim Nürnberger Block House war für uns ein Fiasko und ich darf mit Fug und Recht sagen, dass ich in diesem Jahr noch nirgends so schlecht gegessen habe, wie im Nürnberger Block House. Ich will aber auch nicht verschweigen, dass die Interpretation des Burgers im Ausland wohl nicht gänzlich ungewöhnlich zu sein scheint. Ich ziehe hierfür wieder die Wikipedia zu Rate:

In der Mitte des 20. Jahrhunderts wurden beide Begriffe auf Hamburger oder nur Burger verkürzt. Während das englische Wort „hamburger“ auch für die verwendete Hackfleischsorte (mageres Rinderhack) oder für das nackte Fleischgebilde ohne Brötchen und weitere Zutaten stehen kann, ist im Deutschen immer der ganze Imbiss aus Fleisch und Brötchen gemeint. (Quelle: Wikipedia)

Ein Lapsus, ein interkulturelles Missverständnis zwischen Gewohnheiten in Deutschland und den USA? Mit Nichten. Wer die Webseite der Fa. Block House Restaurantbetriebe AG aufmerksam studiert, erfährt, dass im Jahre 1968 in der Hamburger Dorotheenstraße das erste Block House Restaurant von einem Herren namens Eugen Block eröffnet wurde. Ich muss an diese Stelleeinfach feststellen, dass Hamburg nicht New York ist und dass man seit dem Jahre 1968 in Deutschland tätig ist. Ich darf daher unterstellen, dass man nach etwa 45 Jahren Geschäftstätigkeit in der Bundesrepublik mit den hiesigen Gepflogenheiten vertraut ist.

Was ich im Block House erlebt habe, lässt sich einfach fassen: Ich sehe das Block House Nürnberg als ein lieblos geführtes Restaurant, in dem Speisen gereicht werden, die meinen Qualitätsansprüchen nicht im Ansatz genügen (und ich bin nun kein „Gourmet“ – ich bin mit einem einfachen, anständigen Essen sehr zufrieden). Die Preise hierfür empfinde ich als unangemessen hoch. Ich kann daher das Nürnberger Block House ausdrücklich nicht empfehlen.