Nokia 101 – Dual-SIM Handy für unter 30,-
Noch vor ein paar Jahren waren Dual-SIM Handys eine teure Seltenheit, suchten die Mobilfunkprovider den Einsatz dieser ihrem Geschäftsmodell im Zweifelsfall widersprechenden Hardware dadurch zu verhindern, dass man diese Geräte nicht „subventioniert“ erhielt. Irgendwann Mitte der 2000er schwappte dann die erste Welle echter Dual-SIM-Telefone aus China auf den europäischen Markt. Seither hat sich viel getan – Dual-SIM-Telefone sind inzwischen nicht nur billig sondern auch ziemlich gut, wie ich dieser Tage erfahren durfte.
Klar nutze ich ein Smartphone, aber für Projekte bin ich auf zwei weitere Nummern angewiesen. Und weil ich keine drei Telefone mit mir rumschleppen will, sollte es dann doch ein Dual-SIM-Teil sein. Meine Ansprüche an ein solches Gerät sind darum auch eher konventionell: Gute Sprachqualität und guter Empfang sind wichtig, Internetfunktionalität brauche ich keine, wenn das Telefon klein und leicht ist, ist das ein Feature und das Display möge gut ablesbar sein.
Gefunden habe ich all dies im Einsteiger- bzw. „Fashionhandy“ Nokia 101 – ein Telefon, für das man im Mittel etwa 30,- Euro zahlt. Was ich dafür bekomme: Ein Telefon in bester Nokia- Tugendhaftigkeit vergangener Tage mit ein paar netten Features und technisch biederer Umsetzung, das gut funktioniert – also ein einfaches und gutes Telefon.
Das 101 gibt es auch als Typ 100, dann eben nur mit einem Simkartenslot. Die Simkarten sind schnell eingesetzt, Akku dran und schon geht es los. Beide SIMS buchen sich überraschend schnell ein und stehen empfangsmäßig parallel zur Verfügung. Lediglich beim Führen eines Telefonats ist die jeweils nicht benutzt Karte aus dem Netz ausgebucht, wenn man telefonieren oder eine SMS schreiben will, kann man das entweder vorab auf eine Karte festlegen oder man gibt vor jedem Telefonat an, welche Karte benutzt werden soll. Praktisch: Man kann den SIMs Namen geben und damit einem Verwechseln beider Karten entgegenwirken. Eingebucht sind aber immer beide Karten und man ist, solange man Netz hat, auch mit beiden Karten erreichbar.
Ich habe über den Preis von 30,- Euro gestaunt, war ich doch der irrigen Annahme, dass ein Telefon mit zwei SIMS schon etwas Spezielleres ist. Was Nokia liefert, ist erst einmal ein unspektakuläres Plastiktelefon im Barrenformat mit Gummitastatur und einfachem (aber durchaus scharfem) 1,8-Zoll-Display. Das Design des Telefons ist frisch und dezent – die Finnen können es halt noch immer – aber dass das 101 billig ist, fühlt und sieht man dem arg plastikhaften Gehäuse dann schon an.
Nach den ersten Telefonaten muss ich feststellen, dass das Telefon in Sachen Sprachqualität klar punkten kann – die Kommunikation ist klar, rauscht kaum und verzerrt praktisch nicht – in seiner Kerndisziplin macht das 101 eine ganz ausgezeichnete Figur. Das gilt auch für das Nokia-übliche Telefonbuch und die SMS-Funktion, hier arbeitet das Telefon ganz klassisch nach alte Väter Sitte und fühlt sich so an, wie sich Nokia immer anfühlte: Klar, logisch und einfach. Die einander greifenden Hände beim Start, der Klingelton, die Art und Weise, die Tastatur zu entriegeln und der Tastenton – alles ist gewohnt und hat sich in den letzten 15 Jahren nur minimal geändert – um den Traditionalisten noch ein Zuckerl zu geben: Sogar Snake ist auf dem Handy (Ihr erinnert Euch – 1998 dröhnte ein Loveparade-Tape aus dem Walkman während man sich beim Warten auf den Bus mit Snake die Zeit vertrieb).
Und so erstaunt es nicht, dass man mit diesem Telefon quasi sofort vertraut ist. Neuerungen gibt es im Wesentlichen drei: Das UKW-Radio des 101 würde ich als brauchbar einstufen. Man hat dem Handy eine LED spendiert und es lässt sich als Taschenlampe verwenden, die praktisch, aber auch funzelig ist. Und dann gibt es noch einen funktionierenden, wenn auch etwas unambitioniereten MP3-Player. Und damit der sinnvoll nutzbar ist, bringt das 1021er einen Schacht für die micro-SD-Karte mit. Der Klang des MP3-Players geht übrigens voll in Ordnung. Freisprechen, Radio hören über Lautsprecher, Verwenden eines 3,5mm-Kline-Kopfhörers oder Headsets – alles möglich. Das einzige, was diesem Telefon fehlt (oder eben auch nicht), ist die Kamera.
Solide nehmen sich dann auch die Betriebswerte des 101 aus: Ein reines GSM-Dualband-Telefon (900 u. 1800 MHz), 840 Stunden Stand-By (theoretisch, nicht vergessen, das Ding ist ein Dual-SIM-Telefon) und gute 7 Stunden Gespräch sollen mit einer Ladung des 800 mAh starken Akku möglich sein, die emittierte Strahlung des Telefons ist unzeitgemäß hoch – 1,28W/kg. Und: Zeitgemäß wäre ein Mikro-USB-Anschluss zum Laden gewesen, Nokia aber bietet hier nur seinen eigenen, kleinen stiftartigen Anschluss.
Das 101 ist ein sehr billiges und sehr anständiges Telefon – solide und ein wenig bieder. Und es birgt die Gefahr des vollen Retro-Flashbacks. Im Einsteigersegment bringt es Nokia echt noch, das hätte ich nicht gedacht. Wer ein einfaches Dual-SIM-Handy braucht, der ist mit dem 101 gut bedient.