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Nürnberger Lebkuchen – wer ist der Beste unter den Besten?

Diesen Post, darum möchte ich bitten, möget Ihr, liebe Leserinnen und Leser, nicht allzu ernst nehmen, behandelt er doch ein Thema, das eine allzu große Gravitas kaum verdient. Auf der anderen Seite – cum grano salis – birgt es doch das Potenzial, die Nürnberger Volksseele zum Kochen zu bringen. Alle Auswärtigen (darunter zähle ich auch die Fürther) möchten zudem bitte auch über meinen Lokalpatriotismus in Milde und Güte hinwegsehen.

Es geht um den Nürnberger Lebkuchen. Und ein so edles Gebäck von Rang und Stand, von so nobler Herkunft, verträgt keinen Spaß.

Der Nürnberger Elisen-Lebkuchen ist in der Tat etwas ganz Besonderes. Hergestellt werden darf er nur im Stadtgebiet unter teils strenger Überwachung, seine Bestandteile und vor allem Nicht-Bestandteile sind im Deutschen Lebensmittelbuch genauestens geregelt, zwei unabhängig voneinander arbeitende Schutzverbände wachen akribisch über die Einhaltung der traditionellen Regularien. Bei so viel Reglement möchte man auf die Idee kommen, der Nürnberger Elisen-Lebkuchen sei ein weitgehend generisches Produkt – doch weit gefehlt! In den Feinheiten von Konsistenz, Rezeptur und Würzung, Backdauer und Backtemperatur trennt sich die Spreu vom Weizen (letzterer darf gemahlen nur zu zehn Prozent im Gebäck enthalten sein, ein qualitätvoller Lebkuchen enthält aber grundsätzlich gar kein Getreidemehl).

Wie viele Lebküchner es in Nürnberg gibt, war mit einer mittellangen Recherche nicht zweifelsfrei auszumachen. Neben einer Handvoll industrieller Großbetriebe produzieren in Nürnberg etliche mittelständische Lebküchnereien und vor allem viele bestbeleumundete Handwerksbetriebe diese köstliche Königin des Backwerks. Man muss in Nürnberg, auch wenn der Franke das gemeinhin gerne tut, sein Licht nicht unter den Scheffel stellen. Nicht allein geschmacklich, sondern auch den Einsatz hochwertiger Rohmaterialien betreffend, ist der feine Nürnberger Elisen-Lebkuchen unbestritten das beste Weihnachtsgebäck – weltweit, wohlgemerkt. Und daher genießt er, auch das ist keine Übertreibung, mit Fug und Recht Weltruhm.

Angesichts der vielen Produktionsbetriebe in Nürnberg und angesichts der vielen Superlative, die der feine Elisen-Lebkuchen kaiserstädtischer Herkunft in sich zu vereinen weiß, ist die Frage nach dem Besten unter den Besten selbstredend eine ernste Angelegenheit.
Und ein veritabler Streitpunkt in Nürnberger Familien. Denn die bevorraten sich, sofern sie ähnlich lokalpatriotisch aufgestellt sind, wie der Autor dieser Zeilen, zur Weihnachtszeit mit etlichen Kilogramm Elisen aus der von ihnen nach langem Probieren und Abwägen zum Hoflieferanten auserkorenen Lebküchnerei. Zehn, dreißig, fünfzig Elisen-Lebkuchen darf man in Nürnberg noch unbescholten in die Kategorie „Eigenbedarf“ einordnen.

Kommen wir zurück zur ernsten Frage: Wer backt den besten Nürnberger Lebkuchen? Diese hochumstrittene Frage stellt sich jedes Jahr zur Weihnachtszeit. Es ist, das ist einfach zu sagen, sehr schwierig zu sagen. Selbst der renommierte Falstaff drückt sich um die Antwort und präsentiert lediglich eine Auswahl, auch die offizielle Webseite der Stadt Nürnberg möchte sich nicht festlegen. Das inzwischen leider nicht mehr aktualisierte „Nürnberg und so“-Blog war weiland etwas mutiger und kürte 2014 letztmalig die besten Lebkuchen, damals hatte Rainer Nusselt die Nase vorn, äußerst knapp gefolgt von Holger Düll und den Lebkuchen der Konditorei Witte. Im Vorjahr waren die Lebkuchen der Familie Düll Spitzenreiter. Doch seit über zehn Jahren hat sich an das heikle Thema niemand mehr herangewagt – bis zum heutigen Tage. Denn nun hat unsere Lokalzeitung den in einer Umfrage ermittelten Sieger bekannt gegeben. Wer das ist – dazu später mehr.

Im hiesigen Pressehaus hat man reichlich Erfahrung mit Votings um Bestenplätze. Der Verlag Nürnberger Presse suchte schon den besten Döner der Stadt, die beste Pizza der Stadt und das beste fränkische Bier (der Region). Die Abstimmung steht nicht nur den Abonnenten der beiden Zeitungstitel des Hauses offen, im Prinzip kann jeder, der möchte, daran teilnehmen. Das erhöht freilich die Größe der Stichprobe. Ob man damit allerdings ein möglichst unbeeinflusstes Ergebnis ermitteln kann, dahinter darf man getrost ein vorsichtiges Fragezeichen setzen. Als geneigter Leser konnte ich mich in der Vergangenheit schon mehrmals nicht des Eindrucks erwehren, dass das Voting nicht von tatsächlich im Volke sorgsam abgewogenen Qualitätseindrücken dominiert war, sondern von dem gewonnen wurde, dem es per Online- und Social-Media-Marketing am besten verstand, seine Fans zur Stimmabgabe zu bewegen.

Ob dieser Eindruck sich wirklich bestätigt und ob das beim Lebkuchen-Voting auch eine Rolle gespielt hat, das kann ich mit letzter Sicherheit nicht sagen. Vielleicht war es auch ganz anders.

Der Lebkuchen ist ein Traditionsprodukt. Freilich gehen viele Lebkuchen in den Versand, die Firma Lebkuchen Schmidt, ein großer Industriebetrieb, macht einen Gutteil ihres Umsatzes über das Versandgeschäft. Der Nürnberger selbst allerdings kauft seine nicht-industriell gefertigten Lebkuchen vor Ort. Wer hier, an Theke und Kasse, durch ein geschicktes Verkaufsgespräch seine Kunden zur Abstimmungsteilnahme motiviert bekommt, der hat wenigstens die halbe Miete eingespielt.

Witte Spezialitäten, Fürth

Witte Spezialitäten, Fürth

Dieser Tage fand ich mich, es ist der Jahreszeit und meiner Naschlust geschuldet, an drei Lebkuchen-Verkaufstheken wieder: der der Lebkucherei Düll in der Mathildenstraße, der der Lebküchnerei Pia und Bernhard Woitinek in der Peter-Henlein-Straße und auf dringende Empfehlung eines Freundes auch an der der Konditorei Witte in der Gründlacher Straße (in Fürth! Gut, dass ich Protestant bin, andernfalls hätte ich das jetzt beichten müssen).

Mein Besuch in den Häusern Düll und Witte lief so, wie man sich den Besuch in einer Bäckerei oder in einem Lebensmittelgeschäft gemeinhin vorstellt. Nach Betreten des Ladenlokals äußerte ich meine Wünsche, bekam Lebkuchen ausgehändigt, bezahlte und ging. Bei der Lebküchnerei Woitnek in der Peter-Henlein-Straße lief es im Prinzip genauso, zwischen der sehr freundlichen Verkäuferin und uns entspann sich aber ein interessanter Dialog, den ich hier nicht vollständig wiedergeben kann, der aber mehrere spannende Informationen enthielt. Beim Bezahlen wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass gerade ein großes Voting der NN liefe und man sich sehr freue, wenn man für die Woitinek-Lebkuchen stimme. Ein entsprechender Hinweiszettel mit QR-Code auch zur Google-Bewertung, war am Verkaufstresen angebracht.

Verkaufsraum der Lebküchnerei Woitinek in der Peter-Henlein-Straße

Verkaufsraum der Lebküchnerei Woitinek in der Peter-Henlein-Straße

Ich erfuhr zudem, dass es zwei Woitineks in Nürnberg gibt (den Lebküchner und den Bäcker), durfte den Laden für den Artikel fotografieren und bekam zudem die Information, dass man bei Woitinek auch glutenfreie Lebkuchen aus eigener Herstellung anbietet.

Nun ist es leicht vorstellbar: Wer einen gut laufenden Laden mit hoher Kundenfrequenz betreibt, dort auf das Voting gut sichtbar hinweist und zudem proaktiv seine Kunden bittet, an der Abstimmung teilzunehmen, der wird sich auf diesem direkten Wege möglicherweise sogar entscheidende Stimmanteile sichern können. Dagegen ist auch nichts einzuwenden. Wer das Voting als Baustein seines eigenen Marketings erkennt und sich entsprechend engagiert, darf auch den Erfolg ernten. Spannend allerdings ist, dass man es mit den Lebkuchen in Nürnberg scheinbar bierernst meint. So gibt das Pressehaus in dem oben verlinkten Artikel bekannt:

Leider mussten wir feststellen, dass unsere Umfrage technisch manipuliert worden ist. Die Bot-Attacken hatten in den vergangenen Tagen massiv zugenommen, sprich: Computerprogramme gaben automatisiert und im großen Stil Stimmen ab. Am Ende mussten wir über 1000 ungültige entfernen. Fair Play geht anders.

Da kann ich nur staunen. Ein Lebkuchen-Voting ist ja im Grunde ein Gag und genauso wenig ernst zu nehmen wie ein Bier-Voting oder ein Pizza-Voting. Welches Produkt jetzt das beste ist, lässt sich damit kaum ermitteln. Denn so wie es gut und gerne dreißig unabhängige Bäckereien mit eigenen Lebkuchen und Lebküchnereien in Nürnberg gibt, gibt es in der Noris hunderte Pizzerien, in Franken aberhunderte Brauereien. Kein Bürger wird den Direktvergleich von dreißig Elisen-Lebkuchen, hunderten Pizzen oder sechs-, siebenhundert Bieren haben (auch wenn das zweifelsohne schön wäre). Es ist wie in der Politik: Der Bürger wählt, was er namentlich kennt, mit etwas Glück sogar das, was er zu mögen meint. Dass man bei so einem, freilich bedingt auch marketingtauglichen, Spaß ernsthaft den Aufwand einer technischen Manipulation betreibt, ist mindestens irritierend. Da nimmt also jemand das Ding mit den Lebkuchen tatsächlich bierernst.

"Kleines Elisen-Seidla" Schanzenbräu x Wicklein Nürnberg

„Kleines Elisen-Seidla“ Schanzenbräu x Wicklein Nürnberg

Das mit dem Bierernst, das möchte ich am Rande, „off topic“ anmerken, kann man in diesen Wochen ganz praktisch probieren. Die Brauerei Schanzenbräu hat in Zusammenarbeit mit Wicklein ein „Elisen-Seidla“, ein Biermischgetränk aus Hellem und Lebkuchen-Gewürztee, herausgebracht, das zumindest interessant schmeckt. 0,33 Liter kosten recht stolze 4,- Euro.

Zurück zum Voting. Das hat die Lebküchnerei Woitinek in der Peter-Henlein-Straße, deren Produkte nicht mit den Lebkuchen des Bäckers und Bruders Wolfgang Woitinek in der Saarbrückener Straße (Luftlinie etwas mehr als vier Kilometer) verwechselt werden dürfen, mit einem Vorsprung von 250 Stimmen vor Rainer Nusselt gewonnen. Witte, Düll und Der Beck (?!) machen den dritten, vierten und fünften Platz. Woitinek gönnt man den ersten Platz. Der Bäckermeister ist bemüht, trotz massiv gestiegener Haselnuss- und Kakaopreise den handwerklich gemachten Lebkuchen nicht zu einem Luxusartikel werden zu lassen, der Fünferpack kostet auch in diesem Jahr noch immer unter zehn Euro.

Im Prinzip ist es aber völlig egal, wer das Voting gewonnen hat, denn man kann schlicht und ergreifend nicht den besten Lebkuchen bestimmen. Und den besten Lebküchner auch nicht. Deren Produkte sind, analog zu den Geschmäckern der Kundschaft, völlig unterschiedlich. Manche Lebküchner backen ihre Lebkuchen sehr fein, bei anderen ist der Teig durch die Nüsse eher grob, einige backen den Lebkuchen auch ganz bewusst stückig-spundig. Mindestens genauso wichtig sind die verwendeten Gewürze. Der eine bevorzugt eine dominante Zimtnote, ein anderer Lebkuchen ganz ohne Zimt. Mancher Lebkuchen hat eine sehr vordergründige, weihnachtlich-warme Würzung, ein anderer wiederum ist nur sehr zurückhaltend gewürzt und lässt den Nuss- und Mandelaromen den Vortritt, der nächste wiederum schmeckt vordergründig vor allem mazipanig-weich. Welcher soll nun der beste sein?

Mit dem Voting hat das Pressehaus aber allen Lebküchnern der Stadt einen Dienst erwiesen – zeigt es doch die unglaubliche Vielfalt des Lebkuchens, seine tiefe Verwurzelung in seiner Heimatstadt und seine kompromisslose Güte. Was wäre die Vorweihnachtszeit ohne Lebkuchen? Eben.

Nun bleibt eigentlich nur eine Frage offen: Welcher ist der Lieblingslebkuchen des Autors dieser Zeilen? Ich drücke mich um eine Antwort, auch, weil wir immer mal wieder Neues ausprobieren. Soviel sei aber gesagt: Die kräftig-spundigen Lebkuchen der Bäckerei Düll sind bei uns ganz weit vorn. Sehr gerne essen wir auch die wesentlich teigfeineren und zurückhaltender gewürzten Mirus-Lebkuchen. Auch die Lebkuchen von Woitinek aus der Peter-Henlein-Straße schmecken hervorragend. Angenehm weich, kräftig gewürzt und dennoch nicht zu süß. Und in diesem Jahr haben wir auch die Lebkuchen von Bäcker Wolfgang Woitinek für uns entdeckt, sie sind geschmacklich sehr fein abgestimmt und ebenfalls wunderbar zart. Erstmalig haben wir in diesem Jahr auch Witte gekostet – es gibt immer was zu entdecken!

Kleines Mastronautentreffen auf dem Goho-Adeventszauber-Weihnachtsmarkt

Leider schaffen wir es, wie im letzten Monatsrückblick ja schon angekündigt, nicht, in diesem Jahr ein weiteres größeres regionales Mastodon x Bluesky-Usertreffen zu organisieren.

Damit wir uns aber nicht ganz aus den Augen verlieren, wollen wir uns spontan in kleiner Runde treffen, und zwar am kommenden

Mittwoch, den 19. November 2025
ab 18 Uhr auf dem Goho HoHo-Weihnachtsmarkt
an der Adam-Klein-Straße, Kirchplatz Dreieinigkeitskirche
90429 Nürnberg.

Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Wer Zeit und Lust hat, kommt einfach vorbei.
Der Weihnachtsmarkt ist nicht allzu groß, wir werden uns also erkennen und zusammenfinden.

Wir sehen uns am Mittwoch zu Glühwein, Glühbier, Bratwurstweggla… in vorweihnachtlicher Atmosphäre!

Herzlichst, Karl & Michi

Wirtshaus-Explorer: Das Wacholderstübchen in der Marterlach, Nürnberg

Der Stadtteil Marterlach, ein wenig eingekeilt zwischen Südwesttangente, Frankenschnellweg und den Zulaufgleisen zum Rangierbahnhof, wird wohl von Ortsfremden nur wenig frequentiert. Und so ist es schon fast verwunderlich, dass wir auf das am namensgebenden Wacholderweg gelegene Wacholderstübchen aufmerksam wurden – denn auch uns, aus dem Nürnberger Norden kommend, verband mit der Gegend bislang kaum etwas.

Wacholderstübchen, Nürnberg

Unweit des Geländes des Sportparks Süd vom ATV Frankonia gelegen, bietet das Wacholderstübchen einen fast schon idyllischen Außenbereich und auch eine gemütliche Gaststube.

Wacholderstübchen, Nürnberg

Die Speisekarte bietet vor allem fränkische Küche, die Wirtshausklassiker Schnitzel und Cordon Bleu, Currywurst mit Pommes, Schaschlik oder die Vesperplatten sind immer zu haben. Sonntags stehen auch diverse Bratengerichte und freilich auch das fränkische Schäufele und saisonal natürlich auch Karpfen und Karpfenfilet auf der Karte. Auch wenn das Speisenangebot tendenziell eher fleischbetont ist, ist man auch bemüht, die ein oder andere vegetarische Alternative anzubieten.

Wir besuchten eines schönen Mittwochs den schattigen Biergarten und genossen zuerst das gepflegte Bierangebot (Brauereien Kulmbacher und Mönchshof), auch der Frankenweinschoppen, in meinem Fall Silvaner, mundete. Das großzügige Cordon bleu, goldbraun gebacken mit einem Berg Pommes, war ausgezeichnet. Ein Beilagensalat gehört selbstverständlich mit zum Gericht.

Cordon Bleu, Wacholderstübchen, Nürnberg

Auch der großzügig gesteckte Schaschlikspieß schmeckte gut, das Fleisch (ohne Leber) war wunderbar zart, die Zwiebeln hatten noch angenehmen Biss und fügten sich geschmacklich gut zur angenehm würzigen Soße.

Schaschlik, Wacholderstübchen, Nürnberg

Insgesamt bietet das Wacholderstübchen zu sehr fairen Preisen eine handwerklich gute, bodenständige Küche. Der Service war sehr verbindlich, flott und angenehm. Insgesamt ist die Atmosphäre im Gasthaus ruhig und gastfreundlich. Wir haben uns wohlgefühlt und einen entspannten Abend dort verbracht.

Eine Webseite habe ich nicht gefunden, es gibt aber Neuigkeiten und Angebote auf einer Facebook-Seite.

Gaststätte Wacholderstübchen, Wacholderweg 11, 90441 Nürnberg. Telefon: 427 440.

Zurück auf los! Tragt Euch jetzt beim Bürgerbegehren gegen den Ausbau des Frankenschnellwegs ein!

In einem meiner letzten Posts habe ich ja zum geplanten „Ausbau“ des Frankenschnellwegs Bezug genommen. Das Wording der Stadtspitze wird dem Vorhaben nach meinem Dafürhalten nicht gerecht, denn in Planung ist mitnichten die Verlegung des Frankenschnellwegs in eine Tunnelröhre, sondern eine doppelstöckige Autobahn oberirdisch und quasi parallel unterirdisch – mitten durch die Stadt. Die Kosten dafür: Mehr als eine Milliarde Euro, der Gutteil davon ist durch die ohnehin ordentlich überschuldete Stadt Nürnberg zu tragen*. Gerade Förderzusagen des Freistaates stehen auf wackeligen Füßen.

Auch im Hinblick auf die dringend gebotene Verkehrswende ist der gegenwärtig geplante Ausbau ein Dummheitsprojekt, eines, das die Stadt bis weit in die 2040er Jahre verkehrstechnisch stark in Mitleidenschaft ziehen wird.

Das Thema Frankenschnellweg ist durchaus komplex, die Debatte um den sogenannten „kreuzungsfreien Ausbau“ wird seit wenigstens dreißig Jahren geführt. Eine aus meiner Sicht sehr wertvolle und anschauliche Zusammenfassung des aktuellen Planungsstandes, seiner Vor- und Nachteile, hat bereits vor vier Jahren die Medienwerkstatt Franken gedreht, sie steht auf Youtube zur Verfügung. Den knapp halbstündigen Beitrag möchte ich Euch daher sehr herzlich anempfehlen.

Wer für sich nun zu dem (aus meiner Sicht naheliegenden) Schluss kommt, dass der Frankenschnellweg in dieser Art nicht „ausgebaut“ werden sollte, der möge seine Stimme nutzen und sich beim Bürgerbegehren „Lieber zurück auf Los“ eintragen. Auf der Webseite der Bürgerinitiative findet man eine sehr interessante Animation, die zeigt, wie nutzlos dieses teure Unterfangen ist und dass die vermeintliche Stadtreparatur in Wahrheit mehr Schaden anrichtet, als Nutzen stiftet.

Wer das einmal verstanden hat, wird sich kaum mehr für die aktuellen Ausbaupläne des Frankenschnellwegs aussprechen, es sei denn, er profitiert wirtschaftlich davon.

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* Ich wende mich gegen den Ausbau des Frankenschnellwegs nicht allein wegen der Kosten, dieses Argument spielt für mich eine eher untergeordnete Rolle (was mich wirklich ärgert, ist, dass eine „Stadtreparatur“ versprochen wird, die keine ist, um den Preis einer massiven Erhöhung des innerstädtischen Verkehrs, der die Lebensqualität in unserer Stadt erheblich einschränken wird). Aber ein Problem muss an dieser Stelle ganz deutlich benannt sein: Der Frankenschnellweg war immer und ist freilich auch heute de facto eine Autobahn, das städtische Teilstück der A73, für dessen Instandhaltung eigentlich Bund und Land aufkommen müssten. Er ist allerdings nominell keine Autobahn, sondern als Kreisstraße gewidmet. Damit sind die Kosten für Erhalt und Ausbau von der Kommune, also der Stadt Nürnberg, zu tragen.
Die beiden Markusse Söder und König plädieren im Schulterschluss für den Ausbau. Söder hätte selbstredend die Möglichkeit, den neuen Frankenschnellweg als Autobahnteilstück umzuwidmen und damit voll für die Kosten einzustehen, das will er aber nicht. Eine Milliarde (die sicher nicht langen wird) ist eben eine Milliarde, die bindet sich niemand freiwillig ans Bein, so weit geht die Liebe der CSUler zu den Bürgern Nürnbergs dann doch nicht. Vielmehr zwingt er seiner Heimatstadt, die ohnehin hoffnungslos überschuldet ist, den Löwenanteil der Kosten auf. Man kann sich an dieser Stelle nicht des Eindrucks erwehren: Läge der Frankenschnellweg nicht in Nürnberg, sondern in München, der Freistaat wäre seit Jahrzehnten für die Unterhalts- und Baukosten aufgekommen.

Schon wieder Wechselverkehr wegen des Bahnhofs Muggenhof

So, jetzt muss ich mal leider ein wenig ranten – und zwar über die VAG und ihr ultranerviges Dauerprojekt „U-Bahnhof Muggenhof“. Sorry dafür, wird nicht allzu lang und geht gleich wieder – aber: Ich bin genervt. Ich bin sowas von genervt.

Worum geht es? Ich pendle quasi jeden Tag mit der U2 und U1 von Nürnberg nach Fürth. Das klappt auch leidlich ordentlich, es sei denn, irgendwo auf der Strecke ist mal wieder Baustelle. Baustellen der U-Bahn begegnen dem vielfach leidgeprüften Nürnberger Nahverkehrsnutzer ungünstigerweise relativ häufig, das ist einfach dem Umstand geschuldet, dass die ältesten U-Bahn-Abschnitte inzwischen fast 55 Jahre alt sind. Hier müssen mit der Zeit nicht nur Gleise und Signalanlagen erneuert werden, mittlerweile läuft auch seit einigen Jahren die Ertüchtigung einiger Bahnhöfe (interessanterweise nicht mal die der ältesten). Das ist für den Fahrgast nervig, aber es lässt sich nicht ändern.

Der Bahnhof Muggenhof ist älter als die gesamte U-Bahn. Mit dem Bau des Frankenschnellwegs hatte man das Problem, die Straßenbahn von Nürnberg nach Fürth nicht die autobahnähnliche Schnellstraße kreuzen lassen zu wollen, und so wurden ab 1967 der Bahnhof und die Hochbahnbrücke errichtet und 1970 in Betrieb genommen. Anfang der 1980er-Jahre baute man dann die U-Bahn von Nürnberg nach Fürth aus und „ertüchtigte“ diesen Teil der Straßenbahninfrastruktur für die U-Bahn. Eine große Sanierung geschah im Jahr 2000, die Generalsanierung zieht sich seit 2021 hin und kostet die Fahrgäste den letzten Nerv. Im Bauverlauf entdeckte man eine vollends durchmorschte Unterkonstruktion, die getauscht werden musste, die neue Einglasung des aufgeständerten Bahnhofs dauerte ewig und nun stehen seit vier Wochen erneut Gleisbauarbeiten an – bis zum Ende der bayerischen Schulferien. Arbeiten sieht der vorbeifahrende ÖPNV-Nutzer im Bahnhof allerdings nur selten jemanden. Mittlerweile drängt sich mir die Frage auf, ob es nicht besser gewesen wäre, den Bahnhof samt Hochbahnbrücke einfach abzureißen und komplett neu zu bauen.

Unter Fachleuten munkelt man (das ist, darauf weise ich aber ausdrücklich hin, eine Information, die zwar gut denkbar ist, aber eben noch den Status eines Gerüchts hat), dass es um die Hochbahnbrücke über den Frankenschnellweg noch schlechter bestellt sei, als um den Bahnhof. Die Brücke, ursprünglich eben für die langsamer fahrenden Trambahnen ausgelegt, sei recht marode und gehöre sich, so die Gerüchte, ausgetauscht. Vielleicht wird das nächste Nadelöhr für den Nahverkehrsnutzer. Und dann steht uns ja noch die Komplettsanierung des Nürnberger Plärrers bevor, der Bahnhof ist ja auch baulich stark angegriffen und es drückt das Wasser durch die Bahnhofsdecke.

Wenn Söder, König und Co. nun tatsächlich am „kreuzungsfreien“ Ausbau des Frankenschnellwegs festhalten, wird sich der Verkehrsstrom unvermeidbar in all seiner Fülle in die Fürther Straße ergießen – und das wohl mindestens für zehn Jahre, wahrscheinlich sogar länger. Wer die Fürther Straße kennt, weiß, was das bedeutet: den sicheren tagtäglichen Verkehrsinfarkt zwischen Nürnberg und Fürth. Für zehn Jahre. Man mag es sich kaum vorstellen.

Sind bis dahin allerdings nicht die wesentlichen Bauprojekte Muggenhof, Hochbahnbrücke und Plärrer erledigt und würden diese unweigerlich nötigen Arbeiten gar in die Zeit des „Ausbaus“ des Frankensnellwegs fallen, ginge zwischen Nürnberg und Fürth gar nichts mehr, weil ein Ausweichen auf die U-Bahn und damit die zukünftig dringend benötigte Entlastung der Fürther Straße verunmöglicht wäre. Das Chaos wäre vorprogrammiert.

Lieber ein Ende mit Schrecken, als Schrecken ohne Ende: Ja, die VAG hat nicht genug Busse für einen durchgängig rollierenden Bus-Ersatzverkehr, das ist bekannt. Die zu beschaffen wäre nötig. Und dann müsste man nach meinem Dafürhalten alle Bauprojekte auf diesem wichtigen Streckenabschnitt der U1 parallel und mit geballter Manpower straight durchziehen. Die inzwischen seit 2021 bestehende Flickschusterei jedenfalls hat keinen Sinn mehr.

Wirtshaus-Explorer: Das blaue Haus, Nürnberg

Seit mindestens 25 Jahren, wahrscheinlich aber schon länger, ist das „Blaue Haus“ im Süden Nürnbergs eine Institution. Das Wirtshaus verfügt nicht nur über eine überaus große Gaststube, im Sommer kann man auch im Biergarten inmitten des Nuerbanums ein kühles Bier trinken (leider nicht allzu schattig). Das Küchenteam ist international, dennoch steht im blauen Haus die fränkisch-bürgerliche Küche klar im Mittelpunkt der Speisekarte.Blaues Haus, Nürnberg

Mittags bietet man im blauen Haus eine recht bunte Karte mit internationalen, aber auch einigen fränkischen Gerichten. Die Mittagskundschaft dürfte sich mehrheitlich aus den Leuten rekrutieren, die im oder in unmittelbarer Nähe des Nuerbanums, jenes „Business-Parks“, der um die Jahrtausendwende auf dem ehemaligen Areal der TeKaDe/Philips östlich der Allersberger Straße entstand, arbeiten. Diese Gäste finden in der großen Gaststube bequem Platz.Blaues Haus, Nürnberg - Gaststube

Die Abendkarte ist fest in der Hand fränkischer Spezialitäten und auch am Wochenende stehen Schnitzel, Cordon bleu, Schäufele und Schweinebraten im Rampenlicht, denn samstags und sonntags sind diese Gerichte alle einen Euro billiger. Auch in den Abendstunden muss man nicht zwingend einen Tisch reservieren, in aller Regel findet man im großzügig dimensionierten Wirtshaus einen Platz.

Bei unserem Besuch bestellten wir ein Schnitzel mit Pommes und ein Schäufele. Das Schnitzel war groß, hatte eine knusprige Panade und war handwerklich ordentlich gemacht, lediglich etwas Salz fehlte dem Gericht; die Beilagenportion Pommes war üppig.

Blaues Haus, Nürnberg - Schäufele mit Kloß

Auch das Schäufele konnte überzeugen, für den Wochenendpreis von 13,90 Euro bekommt man eine schöne Portion mit guter Soße und vernünftiger Kruste serviert, dazu ein Kniedla (das aber vorgefertigt bzw. vorgerollt und geschmacklich nur durchschnittlich war). Zu diesen Gerichten gibt es – das sei der Vollständigkeit halber erwähnt – keinen Beilagensalat, der muss extra bestellt werden.

Im blauen Haus serviert man vom Fass das Pilsener der Duisburger König-Brauerei – und das auch noch im hierzulande nicht nur unüblichen, sondern zu Recht verpönten Schankmaß 0,4l. Wer ein Weizen trinken möchte, hat mehr Glück, die Flasche Gutmann kommt nicht nur auf den gewohnten halben Liter, sondern auch auf noch verhältnismäßig günstige 4,50 Euro – und das dunkle Gutmann-Weizen ist ein Hochgenuss!

Fast schon Kultstatus genießt das Relief mit den speisenden Tieren Afrikas, das es wohl ähnlich lange gibt wie das Wirtshaus.

Mein kurzes Fazit: Im blauen Haus, mittlerweile schon fast eine Traditionsgaststätte, lässt sich zu immer noch zivilen Preisen vernünftig speisen. Parkplätze gibt es reichlich im Nuerbanum, der kleine Biergarten lädt im Sommer zum Verweilen ein, Weißbiertrinker kommen voll auf ihre Kosten.

Das blaue Haus, Allersberger Str. 185, 90461 Nürnberg. Telefon 47 20 830.

Wirtshaus-Explorer: Pho Bat 16, Nürnberg

Habe ich schon einmal geschrieben, dass ich doch erstaunt bin, wie viele Restaurants der Gattung „panasiatische Fusionsküche“ die Innere und Äußere Laufer Gasse aufzunehmen in der Lage ist? Ich meine, mich zu erinnern, ja, weiland in meinem Wirtshaus-Explorer-Bericht über das Moc Quang. Nun, wen wollte es wundernehmen, hat sich unweit des Rathenauplatzes in der Location, in der sich früher die „mischbar“, danach das vietnamesische Café „An Vat“ befand, ein weiterer asiatischer Gastronomiebetrieb angesiedelt, der vietnamesische Imbiss Pho Bat 16. Kurz nach der Neueröffnung trieb es uns dorthin – und wir waren, das darf an dieser Stelle schon verraten werden, recht angetan.

Pho Bat 16, Nürnberg

Völlig umgebaut, mit ansprechender Atmosphäre, hell und freundlich präsentiert sich der Innenraum des neuen vietnamesischen Imbisses. Bestellt wird an der Theke, die Speisekarte entnimmt man den großen TV-Geräten über dem Tresen.
Dabei wird schnell klar: Hier gibt es nicht nur Pho, sondern zahlreiche andere vietnamesische und asiatische Gerichte.

Pho Bat 16, Nürnberg
Nein, die traditionelle vietnamesische Pho-Suppe, eine Art Nationalgericht, haben wir nicht probiert  – das wird aber in nächster Zeit nachgeholt. Am Tage unseres Besuchs im Pho Bat 16 stand uns der Sinn nach handfesterem und so orderten wir als Vorspeise zuerst gebratenes Hühnchen, kunstvoll mit rot gefärbten Nudeln umschlungen, mit gehackten Nüssen überstreut und mit einer leichten, süß-sauren Soße gereicht. Ein netter Appetizer, den man sich prima teilen kann.

Pho Bat 16, Nürnberg

Sehr lecker auch die gebratenen Frühlingsrollen auf einem Nest aus Glasnudeln mit Gemüse – frisch und gar nicht so schwer ist dieses frittierte Gericht auch im Sommer sehr attraktiv.

Pho Bat 16, Nürnberg

Das rote Thai-Curry mit Udon-Nudeln und knusprig gebratener Ente ist nicht nur schmackhaft, es ist deutlich reichhaltiger, als das Foto den Anschein vermittelt. Die Nudeln, zart und lecker, sind auf knackigem Gemüse gebettet, die rote Kokos-Currysoße umspielt den Gaumen mit einer subtilen Schärfe. Dieser Klassiker der asiatischen Fusionsküche, den ich gerne und regelmäßig bestelle, ist sehr solide gemacht.

Pho Bat 16, Nürnberg

Gerne hätten wir noch einen kleinen Nachtisch versucht – aber dank der großzügigen Portionen waren wir so gut gesättigt, dass sich das nicht mehr anbot. Die Neugier wäre aber dagewesen. Das werden wir beim nächsten Mal nachholen – und ein nächstes Mal wird es sicher geben.

Man sitzt gut und bequem im geräumigen Gastraum des Imbisses, im Sommer gibt es auch einige Sonnenplätze auf dem Gehweg vor dem Pho Bat 16. Dieses Restaurant bringt nun keine ungekannten Spezialitäten nach Nürnberg, aber man isst gut und solide und zu einem angemessenen Preis in ruhiger und gepflegter Atmosphäre. Die Zahl 16 im Namen des Restaurants kommt übrigens von den sechzehn Stunden, die die Pho-Suppe, die man hier anbietet, mindestens köchelt.

Pho Bat 16, Äußerer Laufer Platz 15, 90403 Nürnberg, Telefon: 50 49 09 78

Wirtshaus-Explorer: Seoulicious Nürnberg

Nun bin ich wahrlich kein ausgewiesener Kenner der koreanischen Küche und kann freilich auch nicht beurteilen, wie echtes Streetfood in Seoul schmeckt. Aber ich probiere gerne Neues und so sind wir schnell auf den (nun nicht mehr ganz) neu eröffneten kleinen Imbiss „Seoulicious“ in der Krebsgasse (zwischen Karolinenstraße, Brunnen- und Breiter Gasse) aufmerksam geworden. Das Fazit in aller Kürze vorab: Es ist wirklich mal etwas anderes, gut und für einen Imbiss relativ teuer.

Seoulicious, Nürnberg. Von außen.

Das kleine Restaurant inmitten der Fußgängerzone mag von außen recht unscheinbar wirken und lädt mit den Barhockern und Hochtischen auch im Inneren nicht wirklich zum längeren Verweilen ein, es ist eben ein Imbiss, wer aber das Glück hat, bei sommerlichen Temperaturen einen der wenigen Außentische zu ergattern, sitzt ganz gemütlich.

Seoulicious, Nürnberg. Innenansicht.

Nüchtern-modern präsentiert sich der Innenraum. Am Counter um die Ecke gibt man seine Bestellung auf, erhält eine Wartenummer und kann dann sein Essen in Empfang nehmen, wenn die eigene Nummer am Display zu lesen ist. Einen Service am Tisch sucht man vergebens. Die kleine Speisekarte kann man auf der Webseite abrufen, man wird per QR-Code auf sie hingewiesen, die Bezahlung ist ausschließlich elektronisch möglich.

Seoulicious, Nürnberg.

Bibimbap Bulgogi (11,90 Euro) ist im Prinzip das, was wir als „koranische Bowl“ kennen, ein entsprechender Foodtruck hat da in der Region Maßstäbe gesetzt und beflügelt vom Erfolg sogar mal ein stationäres Restaurant betrieben. Die Reisbowl enthält reichlich Gemüse, etwas äußerst würzig mariniertes Fleisch, Sesam und ein schön wachsiges Spiegelei – sehr schmackhaft.

Seoulicious, Nürnberg. Glasnudeln aus Süßkartoffeln mit Gemüse und Sesam.

Ich probierte Japchae (10,90 Euro), Nudeln aus Süßkartoffeln, die mit einer süß-sauren Sojasoße, etwas Gemüse und reichlich Sesam serviert wurden. Mir hat es gut geschmeckt, die Nudeln, die den Glasnudeln ein wenig ähnlich waren, hatten einen schönen Biss und einen für mich neuen, exotisch-ungekannten Geschmack. Freilich durfte bei unserem Menü auch ein Teller mit frittiertem Hühnchen nicht fehlen:

Seoulicious, Nürnberg.

Unsere Wahl fiel auf das nur leicht scharfe „KFC Yangyum“ (12,90 Euro), frittiertem Hühnerfleisch mit einer leicht süß-scharfen, dichten Soße und ebenfalls reichlich Sesam, das hervorragend gemundet hat. Über die Bezeichnung „KFC“ bin ich etwas gestolpert, denn meine Assoziation zu „KFC“ ist freilich eine große amerikanische Fastfoodkette, die Abkürzung steht aber für Korean Fried Chicken (die Ähnlichkeit ist aber sicher nicht ganz ungewollt).

Um einen Aufpreis von 4,50 Euro kann man aus jedem der angebotenen Hauptgerichte ein „Menü“ machen, dann erhält man eine kleine Cola (oder einen anderen Softdrink) und eine Beilage. Wir wählten das Kimchi, das uns allerdings weniger überzeugte.

Mein Fazit: Das Seoulicious überrascht mit wirklich interessanten kleinen Gerichten, die Bowl hart sehr gut geschmeckt und auch das frittierte Hühnchen verdient eine lobende Erwähnung. Die Atmosphäre ist imbisstypisch nüchtern, es gibt nur wenige Sitzplätze und zudem keinen Service am Platz. Das würde mich bei einem Imbiss prinzipiell auch nicht stören, die Preise sind aber so gar nicht „imbiss-like“, sondern gemahnen eher an ein klassisches Restaurant. Dennoch: Wer einmal einen Geschmack fernab dessen, was die „üblichen Verdächtigen“ in der Fußgängerzone so anbieten, sucht, ist im Seoulicious schon ganz richtig. Es werden keine Reservierungen entgegengenommen.

Seoulicious, Krebsgasse 2, 90402 Nürnberg, keine Telefonnummer, seoulicious.nbg@gmail.com

Wirtshaus-Explorer: Çeşme Restaurant Nürnberg

Der heutige Wirtshaus-Explorer wird ein wenig kürzer und kompakter als gewohnt, einfach, weil es neben dem wohl wichtigsten Statement „Goud is gween!“ gar nicht viel zu schreiben gibt.

Die Gostenhofer Hauptstraße, die südlich auf den Plärrer einmündet, ist ein eigenes kleines Universum – hier reihen sich türkische Supermärkte, Restaurants, Bäcker und Imbisse an Juweliere und Brautmodegeschäfte. Die Straße hat einen ganz eigenen Flair und ist in Nürnberg in dieser Form sicher eine Besonderheit. Unweit der Einmündung zum Plärrer liegt das verhältnismäßig große und modern eingerichtete Restaurant çeşme. Çeşme bedeutet laut Pons-Wörtbuch so viel wie „Brunnen“ oder „Fontäne“, Ceşme ist aber auch eine knapp 50.000 Einwohner zählende Stadt an der Ägäis.

çeşme Restaurant Nürnberg

Eine Besonderheit des çeşme ist sicher der Holzkohlegrill, auf dem Fleisch und Gemüse zubereitet werden. So erhalten die Gerichte einen ganz einzigartigen, leicht rauchigen Geschmack, den man in dieser Form in Nürnberg so sicher nicht oft wiederfindet. Beeindruckt hat mich auch der im Hause hergestellte Ayran, der leicht und frisch schmeckt und hervorragend zu den Speisen passt. Alkohol wird im çeşme nicht ausgeschenkt.

Unsere kulinarische Reise begannen wir an diesem Abend mit einer Vorspeisenplatte, zum Käse und dem scharfen Dip gab es einen fein mit Knoblauch unterzogenen Joghurt und eine Art Kartoffelsalat, zudem (nicht im Bild) aßen wir Gözleme mit Spinatfüllung – wunderbar saftig! Dazu wurde ein fluffiges und dennoch außen knusprig gegrilltes Fladenbrot serviert. Zu diesem Arrangement gehörte auch eine große Schale würzigen Reises. Dem ging aber ein Gruß des Hauses voran, den ich leider nicht fotografiert habe: Ein Obstteller mit liebevoll präsentierten Apfelschnitzen, Orangen, Weintrauben und Datteln wurde zur Begrüßung der Gäste an den Tisch gebracht.

Vorspeisenplatte

Als Hauptspeisen bestellten wir die Grillplatte und einen Auberginen-Kebap.

Die Grillplatte war sehr großzügig mit zwei wunderbar zarten Kammkoteletts, eine Lammfleischspieß, Hähnchen und einem Hackfleischspieß bestückt, dazu gehören verschiedene Soßen, etwas Zaziki nach türkischer Art und gegrillte Peperoni und Paprika (20,90 Euro).

Grillplatte

Patlican Kebapi, zwei würzige Kebapspieße mit gegrillten Auberginenstücken, Reis und diversen Mezze, konnte ebenfalls geschmacklich überzeugen (17,90 Euro). Zu den Hauptgerichten reicht man jeweils eine kleine Schüssel bunten, säulich-frisch angerichteten Salats.

Auberginen-Kebap

Die Bewirtung war in äußerstem Maße gastfreundlich, schnell und verbindlich – wir waren bestens umsorgt und sehr zufrieden. Zum Abschluss des Abends reichte man uns nicht nur würzigen Çay, sondern spendierte aufs Haus auch drei üppige Portionen Pistazien-Baklava, herrlich intensiv und fein mit einer Art Sirup gesüßt.

Wir verlebten im çeşme einen wunderbar entspannten und kulinarisch ausgezeichneten Abend. Das Restaurant ist groß, um nicht zu sagen weitläufig und eine Reservierung scheint nicht immer vonnöten – dennoch kann sie sicher nicht schaden.

çeşme Restaurant, Gostenhofer Hauptstraße 29, 90443 Nürnberg, Telefon 28 99 33.

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