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Die MP3 wurde 30!

Didn’t feel old today? Gut, da kommt Abhilfe: Die MP3 wurde letzten Monat 30! Krass, oder? Dreißig Jahre! Ich erinnere mich noch sehr lebendig an die Zeit, in der ich den ersten CD-Brenner kaufte und die ersten MP3s lud, denn, obwohl ich damals schon Schallplatten sammelte und neben Kassetten auch ein Bandgerät und einen Minidisc-Rekorder besaß, sollte die MP3 die Art und Weise, wie ich Musik hörte, maßgeblich verändern.

Von „der“ MP3 zu sprechen, ist freilich nicht ganz korrekt, handelt es sich dabei doch nicht allein um ein Musikdateiformat, sondern eben um das Kompressionsverfahren, mit dem sich digitale Musik, besonders von CD, erheblich verkleinern lässt. Weil die Endung der Datei .mp3 aber synonym für das heute immer noch de facto Standardformat für digitale Musik nach dem Codec MPEG-1(/2) Audio Layer III ist, behalte ich diese unscharfe Bezeichnung einfachheitshalber bei.

Die MP3 löste damals, also Mitte bis Ende der 1990er Jahre, mehrere zum Teil auch heute noch gegenwärtige Probleme, die des begrenzten Speicherplatzes, der begrenzten Bandbreite und der begrenzten Rechenleistung. Musik wanderte über das Medium CD erst auf den Rechner, dann ins Internet und letztlich auch auf mobile Player.

Die Entwicklungsgeschichte der MP3 wiederzugeben, würde den Rahmen dieses Nostalgie-Posts sicher sprengen. Ein paar Worte seien aber dennoch dazu verloren. Bereits Mitte der 1970er Jahre wurde an der Compact Disc geforscht, zu Beginn der 1980er-Jahre erreichte sie Marktreife. Zur damaligen Zeit existierte weltweit eine sehr rege HiFi-Szene, die an ein neues, digitales Tonträgerformat sehr hohe Ansprüche knüpfte. Die CD konnte diese Ansprüche übererfüllen, man gab dem Privatmann ein günstiges Medium mit professioneller, studionaher und sendefähiger Tonqualität an die Hand, allerdings um den Preis, dass der damalige Kunde keine Aufnahmen auf dem neuen Tonträger anfertigen konnte. Wer bis weit in die Mitte der 90er digitale Tonaufnahmen fertigen wollte, war auf recht teure und nur bedingt oder gar nicht mobile Lösungen angewiesen. Mit einem PCM-Vorsatzgerät konnte man seinen teuren Beta-Videorecorder in ein digitales Tonbandgerät verwandeln, ein Gerät nach dem DAT-Verfahren (qualitativ waren diese Decks selbst für Studiozwecke geeignet) war Ende der 1980er-Jahre nicht unter 3.500 DM zu haben (und scheiterte damit schon am Preis, aber auch an einem künstlich implementierten Kopierschutz, der bei einer Abtastrate von 44,1 kHz bis in die 1990er Jahre nur eine analoge Aufnahme zuließ) und auch das Heimformat DCC, das sehr viel Potenzial hatte, war teuer und kam schlicht zu spät auf den Markt.

Bis auf DCC und später auch MiniDisc hatten die digitalen Audioaufzeichnungs- und Wiedergabegeräte alle ein Problem: Sie erzeugten, weil ohne rechenressourcensparende Kompression gearbeitet wurde, für ihre Zeit enorme Datenmengen. Auf einem physikalischen Medienträger (der in aller Regel nicht billig war) konnte man damit umgehen. Musste dieser Medienträger neben der Toninformation allerdings auch digitale Bilddaten bereithalten, stieß man sehr schnell an Grenzen. Überdies war man kaum in der Lage, einen unkomprimierten digitalen Audiostream zu übertragen.

In den 90ern entwickelte sich zur Lösung dieser Probleme ein Spezialmarkt. Im Hörfunkbereich, gerade bei den Privatsendern, war das „MusicTaxi“ beliebt, ein Hardwarecodierer, der mit gebündelter ISDN-Leitung in Echtzeit ein sendefähiges, komprimiertes Stereosignal in MPEG-1 Layer 2 übertragen konnte. Man benötigte aber zwei untereinander kompatible Codiergeräte und eine bündelbare ISDN-Leitung, die beim Anwählen auch synchron verbinden mussten. Damit war das MusicTaxi nur bedingt für Liveübertragungen tauglich, denn man hatte nicht überall einen entsprechenden Telefonanschluss und die benötigte Hardware zur Verfügung. Ich habe zu Beginn meiner Tätigkeit beim Radio in den 90ern tatsächlich noch mit MusicTaxi gearbeitet und kann mich erinnern, dass man mitunter drei oder vier Anwahlversuche benötigte, bis die beiden „Taxis“ synchron waren. In der Regel benutzte man das „Taxi“, um Beträge und O-Töne von einem Studio zum anderen in einer anderen Stadt zu überspielen, ohne einen Tonträger per Post (langsam) oder Eilboten (teuer) versenden zu müssen. Aufgezeichnet wurden diese Beiträge dann beim Empfängerstudio in aller Regel auf (analogem) Tonband, „Schnürsenkel“, was bedeutet, dass bei der Überspielung sender- wie empfängerseitig mindestens ein Techniker in einem freien Studio zur Verfügung stehen musste. Im öffentlich-rechtlichen Bereich begegnete man dieser Herausforderung über ein sternförmiges Netz von Standleitungen. Das war qualitativ hervorragend, analog wie digital, zudem zuverlässig und höchst ausfallsicher. Wo dies nicht möglich war, nutzte man Richtfunkstrecken. Hierfür wurde ein Netz professioneller Sendeanlagen zu unterhalten. Fürs Fernsehen standen ab den 1980er-Jahren auch Übertragungswagen mit Satelliten-Uplink zur Verfügung. Der Unterhalt, so munkelte man, dieser Infrastruktur, kostete die jeweiligen Sendeanstalten jährlich größere Millionenbeträge.

Die Lösung des Übertragungsproblems (und damit über Bande freilich auch des Speicherproblems) boten Kompressionsverfahren. Geforscht wurde für Pro-Audio und digitale Radio-Übertragungsstandards, an einen Heimmarkt oder gar das Internet dachte Anfang der 1990er Jahre eigentlich niemand. Man war lange Zeit folgender Herausforderung unterworfen: Hohe Kompressionen mit akzeptablem Klang erforderten sowohl beim Codieren als auch bedingt beim Decodieren eine hohe Rechenleistung, die hatte man nicht. Niedrige Kompressionsraten machten eine hohe Bandbreite und im Nachgang auch große Speicherkapazitäten notwendig, die hatte man auch nicht. Es war also alles recht kompromissbehaftet.

Auch die Idee, am Erlanger Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen zu Adiokompression zu forschen, hängt, wie dieser heise-Artikel darlegt, eng mit dem Wunsch zusammen, Tonmaterial in HiFi-Qualität über das Telefonnetz zu übertragen. Mit neuen Prozessoren ließen sich Anfang der 1990er Jahre erstmals MP3-Bitstreams in Echtzeit codieren und wurden zur Radioübertragung, ähnlich dem MusicTaxi verwendet. Professor Brandenburg, so berichtet heise, setzte auf externes Anraten auf PCs und das Internet und sollte damit Erfolg haben – MP3 kam wie gerufen. Mitte der 1990er-Jahre hatten viele Büro- und Heim-PCs noch Festplatten mit wenigen 100 MB Speicherkapazität. Den unkomprimierten Inhalt einer Audio-CD hätte man auf so einer Festplatte neben dem Betriebssystem nicht unterbringen können. Einige MP3-Files abzuspeichern, war aber kein Thema. Doch mit dem Einzug des Internets hatte der Siegeszug des Kompressionsverfahrens MP3 noch nicht begonnen. Dazu bedurfe es erst des „Hacks“ eines Australiers, der mit gestohlenen Kreditkartendaten den etwa 250 US-Dollar kostenden Codec „erwarb“ und ein kleines grafisches Tool zur Verwendung dazuschrieb und dieses funktionale Bundle als „Freeware“ ins Netz stellte. Die Early Adopters verstanden sofort, dass diese „Freeware“ in der Lage war, das bisher ungelöste Problem, Musikdateien in vernünftiger Qualität über die sehr schmalbandigen Modemverbindungen jener Tage zu übertragen, zu lösen. Es dauerte nicht lange, bis im Rahmen des LAME-Projekts aus einem Patch der Fraunhofer-Software ein eigener, performanter open source-Encoder wurde: Der Siegeszug der MP3 war nicht mehr aufzuhalten. Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als man in Aufnahmesoftware noch manuell den LAME-Encoder einbinden musste, um mit MP3s arbeiten zu können.

Und dann sind wir auch schon im Jahr 1998 und 1999 angekommen – der Siegeszug der MP3 sollte durch das aufkommende Internet, die Dateitauschbörsen, aber auch die Möglichkeit, erstmals halbwegs kostengünstig CDs brennen zu können, befeuert werden. Das mit dem CD-Brennen mag aus heutiger Sicht etwas befremdlich klingen, allerdings waren gebrannte CDs für wenigstens zehn Jahre das Medium, um Musik im Freundes- und Familienkreis aufnehmen und tauschen zu können. Mein erster CD-Brenner, ein Gerät von Philips, hatte die Möglichkeit, CDs in sagenhafter doppelter Geschwindigkeit zu brennen (x2), er kostete einen für damalige Zeit (1998) auch spottbilligen Betrag von 850,- Mark. Ein CD-Rohling mit seinen 650 MB Speicherkapazität war selten unter 7,- Mark zu bekommen, das machte aber nichts, brachte man auf so einem Medium doch locker sechs bis acht Musikalben in MP3 unter. Musik hörten wir vor dem Rechner oder warfen lange Audiokabel vom Schreibtisch zur Stereoanlage. Wir hatten bald gelernt, wie man eigene CDs in MP3s konvertiert. Diese Dateiensammlungen ließen sich schnell und unkompliziert tauschen. Um die Jahrtausendwende explodierte der Festplattenspeicherplatz. Musste der Rechner von 1998 noch mit 6 GB Plattenplatz zurechtkommen, hatte mein Desktop-PC aus dem Jahr 2001 oder 2002, so genau weiß ich das gerade gar nicht mehr, bereits eine 80 GB-Platte verbaut. Und mit diesen Speichermöglichkeiten wuchsen auch die MP3-Sammlungen. Dienste wie Audiogalaxy und Napster taten ihr Übriges, auch wenn wir uns damals noch – im wortwörtlichen Sinne – mit langsamen Modems und getakteten Verbindungen über die Telefonleitung ins Internet einwählten. Die ersten billigen DVD-Player konnten MP3-CDs ohne Schwierigkeiten wiedergeben. Vielleicht genügte die Tonqualität dieser Geräte nicht, um die Bedürfnisse Audiophiler zu befriedigen, für den normalen Nutzer revolutionierte die MP3 die Art, digitale Musik zu hören.

Nur mobil ließ sich die MP3 noch nicht wirklich hören. In den ausgehenden 1990er Jahren gab es freilich erste MP3-Player, diese waren aber nicht günstig und verfügten über nur wenig Speicherplatz. Man verwendete sog. „Smart Media“-Karten, die nur wenige Megabyte Kapazität boten. Ein Mitschüler hatte tatsächlich einen Rio PMP300, ein Gerät, um das ich ihn sehr beneidete. Mit einem klassischen Kassetten-Walkman war man in jenen Tagen aber technisch nicht wirklich schlechter gestellt, denn der Rio hatte 32 MB (!) internen Speicher und war mit einer SM-Karte um weitere 64 MB erweiterbar. Damit konnte man in akzeptabler Qualität etwa genauso viel Musik speichern, wie auf eine C90-Kassette passte. Der Vorgang, eine Leerkassette mit Musik zu bespielen, dürfte wohl ähnlich lang gedauert haben wie diese ersten MP3-Player über die Parallelschnittstelle mit Musik zu befüllen. Davon, dass man diese Geräte nicht einfach im nächstbesten Elektromarkt kaufen konnte, und man, hatte man eines erstanden, sich erst einmal mit der Installation diverser Treiber und anderer proprietärer Software auseinandersetzen musste, gar nicht zu sprechen. Bevor sich der MP3-Player in der Masse durchsetzen konnte, gab es besondere tragbare CD-Player im Stile des „Discman“, die auch MP3s abspielten. Sie kosteten zwischen 200,- und 300,- Mark und lösten das Speicherkartenproblem, das die ersten MP3-Player hatten. Ich hatte auch so ein Gerät – von der Klingelton- und Handyspielemarke Jamba der Samwer-Brüder. Die hatten eben nicht nur „Paid Content“, sondern vertrieben über einen kurzen Zeitraum auch Hardware, um MP3s wiederzugeben. Das Ding hielt ein, zwei Jahre.

Der "Jamba!"-MP3-CD-Player, ein früher Vertreter dieser Gerätegattung (um 2001)

2003 kam dann der erste richtige MP3-Player, ein Mpaxx SP 4010 des Herstellers Grundig, wenn ich mich nicht irre. Hier im Fränkischen war Grundig zu dieser Zeit noch eine gesetzte Marke, der Player mit rund 100,- Euro recht günstig, zudem bot das zigarettenschachtelgroße Gerät mit angenehmem Alugehäuse zwei Slots für SD bzw. MMC-Karten. Und weil solche Karten seinerzeit vor allem dann, wenn sie eine höhere Kapazität hatten, relativ teuer waren, kam diese seltene Zweischacht-Lösung sehr gelegen. Ich kaufte zwei günstige MMC-Karten (die waren weiland einfach mal ein Viertel billiger, als SD-Karten) und hatte dann, zusammen mit dem Gerätespeicher, einen tollen kleinen Player.

Doch schon bald erreichte mich der iPod der 3. Generation und schickte den Grundig, bei dem man um jedes Megabyte Speicherplatz feilschen musste, in Rente. Okay, er war sauteuer und hielt nicht wirklich länger als anderthalb Jahre, zudem ließ er sich, ganz Apple-like nur per Firewire-Anschluss und der proprietären iTunes-Software mit Musik bestücken, doch das alles nahm man hin. Ein logisches Menü, sagenhafte 40 GB Speicher und Touch-Bedienung bei einer langen Laufzeit des internen Akkus sorgten dafür, dass ich dieses Gerät mehrere Stunden täglich nutzte. Der iPod war eine echte Revolution, denn er wischte alle Nachteile, die andere Hardware immer mit sich brachte, mit einem Handstreich vom Tisch.

Nach dem iPod kam noch ein iPod Video, dessen Videofunktion ich aber angesichts des selbst für damalige Verhältnisse schon übersichtlich dimensionierten Displays nie ernsthaft nutzte, dann waren, das mag auch der Einführung des iPhones und kurz danach auch der technisch gleichwertigen Android-Telefone geschuldet sein, iPods schnell überholt. Der Vorzug der iPods, mit einem großen internen Speicher ausgestattet zu sein, geriet freilich mit den kontinuierlich steigenden Speicherkapazitäten und dem Preisverfall der micro-SD-Karten in den Zehnerjahren ins Hintertreffen, und so kamen, neben der Musiknutzung auf dem Smartphone, neue MP3-, später auch HiRes-Audioplayer in die Hände der geneigten Kundschaft. Damit, und auch mit dem aufkommenden Musikstreaming, geriet die MP3 als Dateiformat ein wenig aus dem Zentrum der Betrachtung, andere, teils noch effektivere Kompressionsverfahren oder Lossless-Formate wurden nun alltagstauglich.

Die MP3 selbst allerdings war nie weg und ist nach all den Jahren immer noch der Quasi-Standard für komprimierte Musikdateien, sei es im Bereich der Podcasts, der Audiotheken, der Downloads, sei es im Bereich digitaler Diktier- und Aufzeichnungsgeräte und auch im Bereich des Home Entertainments – und das, obwohl es mittlerweile technisch bessere und effektivere Kompressionsverfahren gibt. Warum nur?

Ich denke, dass das daran liegt, dass jedes noch so einfache Audiogerät heute in der Lage ist, MP3-Dateien wiederzugeben. Damit sind sie im Hinblick auf die Kompatibilität dieses Dateiformats schlicht der kleinste gemeinsame Nenner (und wohlgemerkt ein in der Regel recht gut klingender und mit wenig Kompromissen behafteter gemeinsamer Nenner). Egal, ob man eine Audiodatei mit einer unbekannten Medienplayersoftware, per USB mit einem Fernseher oder per Speicherkarte mit einem Smart Speaker, Digitalradio, Auto-Unterhaltungssystem, einem Handy… wiedergeben will, die MP3 läuft eigentlich immer. Das ist ihre Stärke. Mittlerweile ist auch die Lizenzierungspflicht für die Hardwarehersteller ausgelaufen, so werden Wiedergabegeräte, wenn sie das denn sein sollen, auch noch beliebig billig.

Wie gut oder schlecht klingt eine MP3, die ja gemeinhin als veraltet gilt, heute noch? So gut wie immer – würde ich behaupten. In den letzten Jahren, zuletzt erst vor zwei Monaten, habe ich an Hörsessions teilgenommen, die MP3 und andere Formate auf guten Set-ups zu Gehör brachten. Eine ordentliche Codierung und eine Bitrate von wenigstens 320k, wie wir sie schon in den 2000ern benutzten, vorausgesetzt, sind die klanglichen Unterschiede zur CD und selbst zu höher auflösendem Audiomaterial marginal und bestenfalls in minimalen Asynchronitäten im Tiefbassbereich und quasi vernachlässigbarer Artefaktbildung bei manch hochtonigen Passagen erahnbar.

Ich bin mir vollends bewusst, dass so mancher High-End-Spezl mich jetzt als Holzohr titulieren wird, aber: Wer das vierte oder gar fünfte Lebensjahrzehnt überschritten hat, dürfte schon allein wegen des nachlassenden Gehörs im Alter kaum mehr in der Lage sein, wesentliche Unterschiede zu registrieren. Um diese wirklich sicher ausmachen zu können, bedarf es eines auf das Erkennen dieser Unterschiede geschulten Gehörs, das oft, wie ich erfahren durfte, selbst Musiker nicht haben. Ist die MP3-Datei also ordentlich codiert, wird der normale Musikhörer keine größeren Defizite hören und zufrieden sein, selbst unter Verwendung von Equipment, das mehrere tausend Euro kostet.
Wer Abweichungen durch die Codierung wirklich hören will und auch bei einem Blindtest bestehen möchte, muss wirklich gründlich darauf trainiert sein, technische Unzulänglichkeiten identifizieren zu können.

Um die Jahrtausendwende habe ich mir in einer Tonregie mal den Unterschied zwischen MP3 und einer CD vorführen lassen, aus der Erinnerung heraus war er nicht hörbar, und das, obwohl allein die Geithain-Monitore dieses Regieraums um die 20.000 Mark gekostet haben dürften und der Raum bereits beim Bau des Studiokomplexes auf das Abhören von Audiomaterial optimiert war. Heute ist gute Elektronik – Stichwort „HD Audio“ – relativ günstig geworden, auch vernünftige Lautsprecher verfügen gegenwärtig über Leistungsparameter, die vor dreißig Jahren in annehmbaren Preisregionen kaum denkbar gewesen wären. Und selbst mit sehr analytischen und „hochauflösenden“ Kopfhörern sind echte Unterschiede mehrheitlich nur sehr schwer feststellbar. Das Detail, dass Brandenburg auf den alten Fotos im heise-Artikel, Elektrostatenkopfhörer der Edelmarke Stax trägt, finde ich ganz witzig, denn die damals (wie übrigens auch noch in hoher Zahl heute) gängigen und tausendfach in Studios verwendeten Monitorkopfhörer von AKG, Beyer oder Sennheiser waren sicherlich nicht in der Lage, Unterschiede hörbar zu machen.

Freilich gibt es auch viele miese MP3s, schlecht codiert, fehlerhaft gepegelt, mit geringer Samplingrate und niedrigen Bitraten, Joint Stereo, aus unzureichenden Webstreams mitgeschnitten, von verkratzten selbst gebrannten CDs gerippt oder von längst verschwundenen defizitären Ausgangsformaten wie RealMedia laienhaft umgewandelt… Gerade in den späten 90ern und frühen 2000ern waren solche Dateien ein Ärgernis. Sie waren, es stand ja wenig Bandbreite zur Verfügung, leider recht verbreitet und begründeten nach meinem Dafürhalten den schlechten Ruf von MP3. Wandelt man aber die Titel einer CD sorgsam in gute MP3-Dateien, so muss man schon genau wissen, worauf man zu achten hat, um überhaupt einen Unterschied hören oder sogar messen zu können. Oft gelingt das auch gar nicht.

So komme ich zu der Überzeugung, dass uns die MP3 auch noch in den nächsten Jahrzehnten begleiten wird, als Manko betrachte ich das nicht. Es werden neue Audioformate kommen. Und gehen. Die MP3 hat sich aber als Standard in einer Welt etabliert, in der neue Standards allein um Willen der Profitmaximierung und der Festigung der eigenen Marktmacht in eben jenen Markt gedrückt werden. Das wird immer wieder versucht, klappt aber (wenig überraschend) nur sehr selten. Die für einen Gutteil der Zwecke absolut hinreichende Qualität der MP3, die hohe Kompatibilität und Akzeptanz werden dem Format, freilich neben anderen auch, noch auf Jahrzehnte die Existenz sichern. Es hätte schlechter kommen können.

Zu verkaufen: Mistral Audio HP-509 Kopfhörerverstärker

Nachdem ich mir eine neue Vorverstärker/Endstufenkombi gekauft habe, habe ich für meinen schönen Kopfhörer-Hybridröhrenverstärker leider keine Verwendung mehr. Es handelt sich bei diesem Gerät um den Mistral Audio HP-509, einen gut klingenden und seinerzeit in der HiFi-Szene sehr beliebten Kopfhörerverstärker, mit dem man viel Spaß haben kann – vorausgesetzt, man betreibt ihn mit der richtigen Röhre (und die ist in doppelter Ausführung Bestandteil dieses Angebots).

Der KHV verfügt zudem über einen sehr ordentlichen Burr Brown-DAC, der per USB an PC oder Mac angeschlossen werden kann.

Das Gerät ist wenig benutzt, sehr gepflegt und war lange Jahre Bestandteil meiner Stereoanlage. Mit zum Lieferumfang gehören zwei 6N2-J-Doppeltrioden chinesischer Produktion und zwei russische 6N2P von hervorragender technischer und klanglicher Qualität, eine ist im Verstärker eingesetzt und weist etwa 80 bis 90 Betriebsstunden auf, eine ist komplett neu/NOS. Über die Röhrentypen habe ich vor geraumer Zeit mal diesen Blogpost verfasst…

Warum ist eine zusätzliche russische NOS-EV-Röhre Bestandteil dieses Angebots? Als ich den KHV kaufte, war mir bereits klar, dass es die wirklich gute rusische Type nicht ewig geben wird. Auch die ungarischen 6N2P sind nicht schlecht, richtig gut sind aber besondes die russischen. Und da habe ich mir dann eine auf Ersatz weggelegt – die gebe ich natürlich mit. So kann man mit diesen Röhren noch viele tausend Stunden Spaß haben. Zwei chinesische Ersatzröhren sind ebenfalls mit dabei.

Ein paar technische Daten:

  • Ausgangsleistung: 500mW x 2 @ 100 Ohm load, Class A
  • Röhrenbestückung: 1 x 6N2; Kopfhörerimpedanz: 30 to 300 Ohm
  • Klirrfaktor/total harmonic distorsion: < 0.1% @ 100 Ohm (1kHz,300mW); Signal/Rauschabstand >88dB
  • Eingangsempfindlichkeit: 750mV; Eingänge: RCA/Cinch stereo AUX, USB für den PC
  • AC Power: 110V/220~240V 50/60Hz

Klanglich ist das Teil super, googelt einfach ein wenig und ihr findet etliche Beschreibungen, mit welchen Kopfhörern diese Kopfhörerverstärker besonders gut matcht.

Zum Lieferumfang gehören der Kopfhörerverstärker selbst (mit fest verbundenem Anschlusskabel, Eurostecker) und die Röhren.

Wenn ihr Interesse an diesem schönen Gerät habt, es läuft gerade ein Verkauf bei Ebay. Fragen dürft ihr gerne auch an mich direkt oder hier in den Kommentaren stellen.

Test: Der Argon Audio DAB Adapter3 Mk2

Dass ich mal über ein ganz kleines und billiges DAB-Radio, quasi einen „DAB-Adapter“ schreibe, hätte ich nicht gedacht. Dennoch ist es heute so weit, und zwar durch einen Zufall: Neulich, im Wirtshaus, kam das Gespräch aufs Radiohören, auf die Vorzüge von DAB+ und darauf, dass es nur wenige, reine DAB-Tuner gibt, mit denen sich, ohne ein Vermögen loszuwerden, eine vorhandene Stereoanlage mit DAB+ so aufrüsten lässt, dass keine Qualitätsverluste durch fehlerhafte Wandlung auftreten.

Argon Audio DAB Adapter3 Mk2

Wer kann einen sogenannten „DAB-Adapter“ sinnstiftend nutzen, was ist das überhaupt? Nun, ein DAB-Adapter ist eigentlich nichts anderes, als ein kleiner DAB-Digitalradioempfänger, den man an einen freien Eingang des Verstärkers anschließt und mit dem man dann über die Stereoanlage Radio hören kann. Ein Tuner also. So etwas kann man nicht nur für ältere Anlagen gut gebrauchen; viele namhafte Hersteller hochwertiger Vollverstärker mit Digital-Analogwandlern und Streamingfunktion verzichten leider auf ein DAB-Radioteil. Da schafft ein DAB-Adapter Abhilfe.

Wie es der Zufall will, habe ich mir unlängst so ein Gerät gekauft, und zwar den DAB Adapter3 Mk II von Argon Audio, einer bislang noch nicht so etablierten Marke, die maßgeblich über die Verkaufskette HiFi-Klubben vertrieben wird (dieses kleine Gerät findet sich interessanterweise auf der Webseite von HiFi-Klubben, auf der Seite von Argon Audio konnte ich nur die Streamer wiederfinden, die fast identisch aussehen). Der Adapter3 ist ein kleiner Kasten mit Netzteil, Cinch- und Toslink-Ausgang und einer Antennenbuchse (Typ F, wie wir es von der Sat-Technik kennen), der über ein Farbdisplay verfügt und sich ausschließlich per Fernbedienung steuern lässt.

Argon Audio DAB Adapter3 Mk2

Gibt es zu diesem Gerätchen von Argon Audio Alternativen? Das von mir sonst so geschätzte Haus TechniSat hat mit dem DIGITRADIO 10C so ein Gerät im Programm, das zusätzlich auch noch UKW-Sender empfangen kann, allerdings leider über keinen Digitalausgang verfügt – und der macht es aus meiner Sicht aus. Das gleiche Problem besteht bei den Geräten Albrecht DR 53 DAB+ und Albrecht DR52CA: Alles drin, alles dran, aber eben kein digitaler Audioausgang. Mediamarkt bietet eine zumindest interessante Alternative, das PEAQ PDR10BT-B, das neben DAB+ auch Bluetooth, FM und Internetradio wiedergibt und neben Cinch einen optischen Digitalausgang bietet. Wie das Gerät klingt, kann ich nicht sagen. All diese Geräte basieren auf den Chipsystemen von Frontier Smart Technologies (früher Frontier Silicon), man erkennt sie an dem sehr typischen (quasi schon generischen) User Interface auf dem Display und den sich sehr, oft bis ins Detail ähnelnden Bedienkonzepten.

Warum habe ich mich für den Argon Audio Adapter3 entschieden? Ich habe einen Vorverstärker mit ausgezeichnetem DAC, der auch Streaming und Internetradio wiedergibt – DAB allerdings sucht man bei diesem Gerät vergeblich, leider! Denn nicht nur bei den öffentlich-rechtlichen Sendern ist die Tonqualität über DAB+ hörbar besser als über den Webstream, auch bei den privaten Anbietern ist der Webstream nicht selten der Ausspielung über DAB+ klanglich unterlegen. Hier ist der optische Digitalausgang also essenziell.

Argon Audio DAB Adapter3 Mk2

Der Vorteil des Argon Audio DAB-Adapters liegt im digitalen Signalpfad. Der liefert quasi den reinen Datenstrom, „quasi“ deswegen, weil er ihn intern noch einmal über eine Lautstärkeregelung* routet, davon hört man allerdings selbst mit einem sehr guten DAC nichts. Freilich liefern die Frontier-Chipsets auch einen eigenen DAC mit, der auf dem SoC gleich integriert ist (und der über Cinch durchaus ordentlich klingt), das letzte Quantum Transparenz lässt sich aber mit einem externen DAC erzielen. Und da ist es also – ein Digitalradio, das einen hinreichend unverbeulten Bitstream liefert und dazu mit gegenwärtig 110,- Euro auch noch echt günstig ist.

Argon Audio DAB Adapter3 Mk2 - Fernbedienung

Noch eine Besonderheit bringt dieses Radio mit: Es gibt 12 Senderspeicherplätze und 12 Direktwahltasten auf der Fernbedienung. Kein „10+“-Mehrtastengefrickel – klar und verständlich stehen die Brot-und-Butter-Funktionen des Empfängers direkt zur Verfügung. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass der kleine Empfänger weder über ein Touch-Display noch über Gerätetasten verfügt. Ist die Fernbedienung weg oder kaputt, ist das Gerät wertlos. Dennoch gefällt mir das schlanke und eingängige Bedienkonzept sehr gut – das Radio tut, was es soll: Radio empfangen. Die Zusatzinformationen werden auf dem akzeptabel scharfen und hellen, allerdings auch relativ kleinen Farbdisplay angezeigt.

Argon Audio DAB Adapter3 Mk2

Ein paar Worte zum Klang – mit einer Anekdote: In den Nullerjahren war ich mal bei einer Mailingliste namens „Highend Radio“ angemeldet (ich weiß gar nicht, ob es die heute noch gibt). Dort schwadronierte man über die ja ach so viel bessere Klangqualität von UKW gegenüber DAB und auch gegenüber digitalem Radio über Sat (DVB-S), ignorierte aber, dass zum damaligen Zeitpunkt bereits alle UKW-Sender auf digitale Zuspielungen zurückgriffen und UKW schon alleine deswegen klanglich zwingend schlechter sein musste, als das alte DAB (ohne „+“) oder der Sat-Stream. Das hat die „Highend“-Radiofreunde aber nicht angefochten – da wurde stur behauptet, dass, auch über die Sender in der Region, gerade Klassikdarbietungen via UKW wesentlich dynamischer, transparenter, bühnenhafter und emotionaler klängen (der übliche Highender-Bullshit eben). Eines Tages zog über der Stadt ein flächendeckendes, schweres Gewitter auf – und man hörte im UKW-Radio das typische Artefaktblubbern des alten DAB-Standards, wenn aufgrund atmosphärischer Störungen die Fehlerkorrektur aussteigt.

Wer nun DAB+ klanglich mit UKW vergleicht, dem werden die Ohren übergehen. Kein Rauschen mehr, kein Übersprechen der Kanäle mehr durch das Summensignal im Pilotton-Multiplexverfahren, eine wesentlich höhere Dynamik (die im Loundness-War und Sound-„Exciting“ heute oft leider nicht ausgekostet wird…). Selbst sehr gute UKW-Empfänger sind klanglich von DAB um Größenordnungen überrundet, zumal dann, wenn es keine unnützen D/A-A/D-Wandlerschritte gibt und das Signal bis zur Endverstärkung digital durchgereicht wird. Dann erlebt man ein quasi rauschfreies Radio klanglich höchster Güte. Und das funktioniert selbst mit der billigen kleinen Box von Argon Audio.

Der DAB-Adapter verfügt über einen echten Antenneneingang, ausgeführt als F-Buchse. Die ist bezüglich ihrer Anschlusswerte vollständig kompatibel zum hierzulande gebräuchlichen 75-Ohm-Antennenanschluss, allerdings benötigt man dafür einen Adapter, der nicht beiliegt und etwa drei bis fünf Euro kostet. Damit kann dann jede geeignete Antenne angeschlossen und in schwach versorgten Gebieten der Empfang noch einmal verbessert werden.

Mein Fazit: Mit dem DAB Adapter3 Mk2 von Argon Audio lässt sich in sehr guter Qualität und bei komfortabler Bedienung hervorragend terrestrisches Digitalradio hören. Ich habe jetzt, auch gemessen am Preis, keinen wirklichen Nachteil gefunden. Wer gerne Radio hört und seine bestehende Anlage ganz einfach auf DAB+ upgraden will, ist mit dieser kleinen Box gut beraten.

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* das sind halt diese Überbleibsel im Frontier-Chipset, welches ja maßgeblich für diese klassischen Tischradios entwickelt wurde und daher eine Lautstärkeregelungsfunktion  benötigt. Den Equalizer hat man indessen getilgt. Der Zulieferer Frontier bietet den Herstellern zwar ein sehr umfangreiches SDK für seine UIs an, ich habe aber noch keinen Hersteller gesehen, der sich die Mühe gemacht hat, bei einem auf diesem Chipset basierenden Tuner die Lautstärkeregelungsfunktionen rauszuwerfen bzw. zu deaktivieren. Dabei ist das für einen reinen Tuner natürlich blödsinnig.

Testbericht: Shanling M0s – Top MP3 / HiRes für wenig Geld, gruselige Steuerung

Bei meinem letzten Test des Surfans HiRes-Audioplayers habe ich ja zweimal ein Gerät der Fa. Shanling referenziert, nämlich den M0s, den ich kurz nach Erscheinen zu einem ausführlichen Test auf dem Tisch liegen hatte. Und da ist mir siedend heiß eingefallen, dass ich euch diesen Test hier im Blog ja vorenthalten habe. Das geht so nicht, das muss nachgeholt werden, zumal dieser interessante Player immer noch neu gekauft werden kann, zu einem Preis von etwas unter 100,- Euro.

Shanling M0s

Shanling M0s – Bildquelle: Shenzen Shanling Digital Techno

Shanling hat sich in den letzten zwanzig Jahren auch hierzulande als Hersteller hochwertiger HiFi-Geräte in audiophilen Kreisen einen hervorragenden Ruf erarbeitet, einige ihrer CD-Player wurden inzwischen zur Legende – weil neben wirklich ausgezeichneter Fertigungsqualität vor allem auch deren wohlausgewählte Digital-Analogwandlelösungen zu äußerst fairen Preisen Aufsehen erregten. Ich kann mich noch gut daran erinnern, in einem längst nicht mehr existierenden Nürnberger HiFi-Studio im Jahr 2004 das erste Mal einen CD-Player von Shanling gesehen und gehört zu haben. Die außergewöhnliche Performance dieses nicht billigen, aber durchaus im besten Wortsinne preiswerten Geräts behielt ich im Hinterkopf.

Nun legt der Shenzerner High-End-Spezialist einen neuen Digitalplayer vor – mit bestem Klang zu einem mittlerweile fast obszön niedrigen Preis! Über dieses Angebot wird sich jeder Musikliebhaber freuen, so viel sei schon an dieser Stelle verraten, wenn er mit der unzureichenden Software irgendwie klarkommt, keine Hörbücher oder Podcasts hören und insgesamt nicht allzu viele Audiodateien auf dem Player haben möchte.

Erst einmal ein grober Überblick zu den wesentlichen Spezifikationen: Der im Juni 2024 in China in den Markt eingeführte M0s ist der Nachfolger des Erfolgsmodells M0, mit dem der Shenzener Hersteller bereits 2018 von sich reden machte. Es war Zeit für ein “Upgrade”; das Makeover brachte einige entscheidende und zeitgemäße Verbesserungen mit sich. Der M0s ist ein HiRes-Audioplayer, der mit Bluetooth 5.0 auch HiRes Audio Wireless beherrscht, neben FLAC gibt der Player auch DSD (Direct Stream Digital) wieder. Sonys LDAC wird unterstützt (es wird nichts komprimiert, aber die Bluetoothverbindung muss dann auch wirklich gut sein und der Kopfhörer oder Empfänger das entsprechend unterstützen). SBC, AAC und APT-X sind da quasi selbstverständlich.
Der M0s kann, wie inzwischen sehr viele seiner chinesischen Pendants, nicht nur als Player, sondern auch als DAC verwendet werden, und der liefert, in Anbetracht dessen, dass nicht nur DSD128, sondern auch Signale in Linear PCM mit bis zu 32 Bit und 384 kHz verarbeitet werden können, Beachtliches.

Bei der Bestückung hat Shangling mit dem relativ neuen DAC von Cirrus (Cirrus Logic CS43131 DAC) neue Pfade eingeschlagen (wobei, so ganz stimmt das nicht, hat Cirrus doch Wolfson um das Jahr 2014 oder 2015 übernommen – und Shanling griff schon in der Vergangenheit auf die Chips der Briten zurück; die Neuigkeit ist das SoC-Design, wie wir gleich sehen werden). Cirrus hat nämlich den DAC mit dem Kopfhörerverstärker verschmolzen, sodass eine alle Standards unterstützende, wirklich gut klingende Lösung geschaffen wurde, die, das sei an dieser Stelle nicht verschwiegen, aber auch Nachteile hat: Im Vergleich zum M0 ist die Ausgangsleistung von 240 mW auf 60 mW, jeweils gemessen ab 32 Ohm, zurückgegangen. Für die Mehrheit der Nutzer wird das keine spürbaren Auswirkungen haben, wer allerdings einen eher leistungshungrigen, höherohmigen kabelgebundenen Kopfhörer fahren will, muss hier freilich Abstriche machen. Der Kunde muss hier vor dem Kauf wissen, was er will und eine Entscheidung treffen – wer ohnehin mit Bluetooth-Kopfhörern unterwegs ist, den wird die geringere Ausgangsleistung an der Kopfhörerbuchse kaum interessieren. Zudem bin ich der Meinung, dass heute hochohmige Kopfhörer klanglich nicht mehr den Vorteil bieten, wie das noch vor zwanzig oder dreißig Jahren der Fall war – aber wer bereits einen hat oder sich aus anderen Gründen für einen höherohmigen Kopfhörer entscheidet, möge das mit bedenken. Ich sage es ganz ehrlich: Mehr als einen Hörer mit maximal 50 oder 60 Ohm Impedanz wollte ich dem Player nicht zumuten, dafür ist das Ding aber auch federleicht und wirklich überraschend klein.

Was sollte man noch wissen? Der eingebaute Akku des Players hat eine Kapazität von 650 mAh, er wird per USB-C geladen. Es können microSD-Karten mit einer Größe von bis zu 2 Terabyte gemountet werden, die Steuerung erfolgt wahlweise per Touchscreen oder per App.

Kommen wir zur Bedienung. Die ist erst mal okay, allerdings ist das winzige Touch-Display schon eine sich in vielerlei Hinsicht negativ bemerkbar machende Limitation. Die Oberfläche hat außerdem viele kleine Unrundheiten und Fehler. Ein Beispiel gefällig? Im Ordnerbrowser scrollen längere Dateinamen nicht einfach durch, wer durch ein Hörbuch navigieren möchte, dessen Einzeldateien mit relativ ähnlichen Dateinamen beginnen (das gilt auch für Podcasts), ist völlig verloren. Die Navigation ähnelt einem Blindflug.

Nun mountet der Player ja Micro-SD-Karten von einer Größe bis zu 2 Terabyte – was ich durchaus beachtlich finde. Mit diesem Feature wird man schlechterdings leider nur wenig anzufangen wissen, denn so eine Menge Daten lässt sich selbstredend kaum sinnvoll in Playlisten organisieren und auch die interne Musikbibliothek des Players ist mit dieser Datenmenge nicht sinnstiftend benutzbar. Wer seine Musik dann konsequenterweise in Ordnern organisiert, erlebt ebenfalls sein blaues Wunder:
Die von mir eingesetzte, gut gefüllte 256 GB-SD-Karte mountet der Player angenehm schnell. Man kann die Dateien in den jeweiligen Ordnern ansteuern, der bordeigene „Dateibrowser“ tut den Job prinzipiell, aber leider nicht ganz fehlerlos: Die Dateien werden nicht in der Reihenfolge, in der sie auf der SD-Karte abgelegt sind, wiedergegeben, sondern der Player hat den, wie ich ihn nenne, „Dateinamenfehler“, den leider allzu viele chinesische Player dieser Art mitbringen und spielt die Dateien in der Ordnung „A-Z2 und „1, 11, 2, 21…“ Wenn Player aus den frühen 2000ern solche Bugs haben, ist das in Anbetracht dessen, dass man in jenen Tagen mit Rechenressourcen schonend umgehen musste, heutzutage darf das aber nicht mehr vorkommen. Und damit ist der M0s eigentlich schon durchgefallen.

So gut der Player klingt und so gut er auch verarbeitet ist, es gibt dennoch einen weiteren nicht ganz unerheblichen Kritikpunkt: Freilich ist bei so einem kleinen Gerät auch das Display nicht besonders groß – und dadurch entwickelt sich die Touch-Steuerung zu einer recht diffizilen Angelegenheit. Hier bliebe tatsächlich zu hinterfragen, ob nicht ein etwas größeres Gerätegehäuse und zumindest einige weitere mechanische Gerätetasten nicht sinnstiftender gewesen würden.

In Zeiten des Smartphones dürfen die oben genannten Fehler einem MP3-Player schlicht nicht mehr passieren, der Mehrwert des Geräts geht damit völlig verloren. Auch wenn der Player gapless-Wiedergabe beherrscht und die Ordner der Reihe nach abspielt – eine nicht abschaltbare alphabetische Dateisortierung und die absolut unzureichende Anzeige längerer Dateinamen und damit die Verunmöglichung einer sinnvollen Navigation sind nur schwer verzeihlich.

Dabei liefert dieser Player klanglich doch Erstaunliches: Ein guter Kompromiss aus analytischem Sound, den man freilich von einem HiRes-DAC erwarten darf, Tiefe und einem kleinen Quantum Wärme vermag von Anfang an zu gefallen. Schön runde Bässe, authentische Mitten und seidig-schmeichlerische Höhen mit dennoch erstaunlicher Transparenz machen aus dem nur etwas weniger als 40 Gramm schweren Winzling einen wirklich tollen Alltagsbegleiter. Bis heute wird man in der Preisgruppe unter 100,- Euro wohl nur schwerlich einen besser klingenden Digital Audio Player finden, als den M0s.

Um es kurzzufassen: Hardware top – Software flop. Nun steht allerdings in den Sternen, ob die genannten Fehler durch ein zukünftiges Software-Update jemals ausgebügelt werden.

Freilich ist im Zeitalter immer besser werdender Smartphones der Markt mobiler digitaler Musikplayer stark unter Druck, umso beachtlicher, dass sich Shanling an eine grundständiges Makeover des M0 gewagt hat – und so viel Hardware-Qualität zu so günstigem Preis liefert. Auch als Kopfhörerverstärker macht der Player eine hervorragende Figur – FiiO hat dieses zentrale Feature einstmals eingeführt und Shanling setzt diese gute Tradition gekonnt und auf dem technischen Niveau der Zeit fort.
Unverständlich bleibt die wirklich schlechte Bedienbarkeit und die miserable Steuerung. Der Player ist eigentlich ein Geschenk an Audiophile – aber in der Bedienung mangelhaft und der Umgang mit dem Dateisystem ungenügend.

Testbericht: Surfans F28 – ein DAC / MP3-Player mit hervorragendem Wandler – und deutlichen Schwächen

Ich kann und mag es einfach nicht lassen, mich durch die Range der HiRes-”MP3-Player“ zu testen. Ja, ich benutze solche Produkte trotz Smartphone, Spotify und diversen Bluetooth-Kopfhörern regelmäßig, am häufigsten tatsächlich die Modelle der Fa. FiiO, leider haben die inzwischen ihre klassischen Player mit Hardwaretasten (die ich mit für die besten Geräte halte, man kann sie aber leider nur noch gebraucht kaufen) durch Touch-Modelle ersetzt. Auch andere Hersteller bilden hier keine Ausnahme, Touch ist im Vormarsch. Vor einem Jahr lag unter anderem der Shangling M0s auf meinem Tisch, lieferte einen für so ein kleines Gerät ungekannt guten Sound – und war praktisch unbedienbar. Meine Lehre daraus: Inzwischen gibt es viele sehr gute bis exzellente stromsparende DAC-Chips für den Mobileinsatz, das allein genügt aber nicht, die Hersteller müssen auch noch einen gut bedienbaren und funktionalen Player „drumherum“ bauen.

Surfans F28 - Frontansicht

Richtiggehend als Geheimtipps werden auf reddit die Player der Marke Surfans gehandelt. Surfans ist die Markenbezeichnung für mobile Player der Shenzhen Hengmaolong Technology Co., unter der gegenwärtig vier HiRes-Player in einer Preisspanne von etwa 100,- bis 375,- Euro vertrieben werden. Der neueste Streich der Chinesen, das Modell F28, ist nun mein heutiger Testkandidat. Der recht kompakte und nicht gerade kleine Player, er kostet gegenwärtig um die 189,- Euro, verfügt zumindest über einige Hardwaretasten, ein relativ großes Dreieinhalbzoll-Display mit Touchfunktion und einer Auflösung von etwas mageren 320 x 480 Pixeln, sowie einen relativ fetten 2000 mAh-Akku.
Die USB-C-Buchse fungiert sowohl als Ladebuchse (bis 2 A, so steht es zumindest in der ausschließlich englischsprachigen, nicht besonders aufschlussreichen Bedienungsanleitung, auf dem „Typenschild“ ist nur eine Ladespannung von 1 A vermerkt, 2 A machen aber keine Probleme), auch lässt sich so der DAC ansprechen und freilich kommt man so auch auf das Dateisystem der microSD-Karte.

Zum Thema microSD-Karte gleich an dieser Stelle ein Hinweis: In unterschiedlichen Shops wird der Player mit einem internen Speicher von entweder 64 GB oder 128 GB verkauft – das ist aber nicht zutreffend. Wie die meisten chinesischen DAC/HiRes-Player hat auch der F28 gar keinen internen Speicher, er wird entweder mit einer 64 GB oder 128 GB-Karte geliefert (in meinem Fall hätte eine 128 GB-Karte gesteckt sein sollen, vorgefunden habe ich eine 64 GB-Karte, als „Surfans” gelabelt). Der Player mountet laut Hersteller übrigens nur Karten bis 512 GB, das überrascht mich dann doch ein wenig – sein direkter Konkurrent, der M0s hat mit den noch teuren und seltenen 2 TB-microSD-Karten keinerlei Probleme.
Es ist halt ein typisches Chinaprodukt, da kann man sich auf technische Angaben generell nicht verlassen.

Nicht verlassen kann man sich beispielshalber auch auf die Angaben zum symmetrischen Ausgang: Mitunter wird die Steckernorm in unterschiedlichen Artikelbeschreibungen als auch in Teilen der Bedienungsanleitung als 2,5 mm-Buchse angegeben, das stimmt natürlich nicht, es handelt sich um eine standardgemäße 4,4 mm-Buchse. Surfans F28 - Anschlüsse auf der Oberseite

Den 4,4 mm Balanced-Ausgang finde ich in dieser Preisklasse sehr interessant: Etliche hochwertige Kopfhörer lassen sich mit einem entsprechenden Kabel „single ended“ betreiben, wie z.B. die 580er oder 600er-Serie von Sennheiser, einige HIFIMANs oder auch der preiswerte und viel gelobte Aune AR5000 (man sollte berücksichtigen, dass dieses Spezialkabel in aller Regel zusätzlich zum Kopfhörer gekauft werden muss und nicht selten so teuer ist wie der ganze Player). Wer einen Vorverstärker oder Verstärker mit XLR-Eingängen hat oder mit dem Player an ein Pult ran will, wird den symmetrischen Ausgang ebenfalls schnell zu schätzen wissen, sofern man sich ein 4,4 mm Klinke auf XLR-Kabel gönnt (die sind ja leider nicht allzu gängig und daher auch nicht ganz billig).

Blicken wir auf das Herzstück des Geräts, die beiden DAC-Chips ES9018K2M der kalifornischen ESS Technology Inc. aus der „SABRE”-Serie. Diese SABRE-Serie genießt unter Audiophilen einen guten Leumund und dass man zwei der ES9018K2M-Chips verbaut hat, vermag schon zu beeindrucken, ist der K2M-Chip doch nichts anderes, als die stromsparende Mobil-Variante des vbeliebten und gelobten 9018 aus der SABRE32-Reference-Serie. Und er ist selbst OEM nicht ganz billig. Viele Markenhersteller greifen auf Chips dieser Serie zu, seien es Creative, die vorgenannten FiiO oder iBasso, aber auch die besseren Bord-Entertainmentsysteme von Mercedes, Audi oder selbst BMW greifen auf die SABRE-Mobilchips zurück. Unter den DACs gelten die SABREs als vergleichsweise stromhungrig, dem kommt man bei Surfans mit einem 2000 mAh-Akku entgegen. Ich möchte jetzt nicht sagen, dass der Player mit den ES9018K2Ms verschwenderisch ausgestattet ist – aber zum gegenwärtigen Preis des Geräts ist diese Bestückung durchaus bemerkenswert (oder anders gesagt: Für das Geld wird man kaum etwas Besseres bekommen, vielleicht aber etwas anderes, dazu aber später mehr).

Der Hauptprozessor ist ein Low-Energy-IoT-Prozessor mit 1 GHz-Takt. Es handelt sich um ein SoC des Herstellers Ingenic Semiconductors Co., Ltd. in MIPS-Architektur, die man bei Ingenic „XBurst“ nennt. Gut abgehangene Technik, die, wie sich herausstellt, für den angedachten Zweck hinreichend ordentlich arbeitet und sich mit einer Leistungsaufnahme von weniger als 200 mW für ein Mobilgerät empfiehlt.

Der Klang: Nun, Klang liegt immer im Auge (oder besser Ohr) des Hörers. Ich würde sagen, dass dieser Player, zu meiner Überraschung, sehr detailliert, sehr klar, sehr nüchtern und im besten Wortsinne analytisch klingt. Das hängt freilich immer von den verwendeten Kopfhörern ab, vom Audiomaterial… und sollte daher auch nicht auf die Goldwaage gelegt werden – aber der Surfans tönt für mich rein, trocken und klar. Es ist freilich eine Frage des persönlichen Geschmacks, ob man das mag.
Wer einen wärmeren, weicheren und runderen Klang unter Detailabstrichen bevorzugt, der wird möglicherweise mit einem anderen Gerät mit Burr Brown oder Wolfson/Cirrus-DAC glücklicher werden, wer hohe klangliche Transparenz schätzt, ist hier sicher gut aufgehoben.
Für mich persönlich – und auch unter Berücksichtigung des Preises – ist der Klang super! Der benutzerdefinierbare, 10-kanalige EQ lässt eine wirklich feingliedrige Klangabstimmung zu, hier merkt man deutlich das Potenzial des SABRE-DACs. Selbst leistungshungrige Kopfhörer mit 150 Ohm werden hinreichend gut befeuert, der Player zeichnet einen abgrundtiefen Bass und klare, pointierte Höhen und auch die Mitten sind sauber und natürlich. Unzulänglichkeiten im Ausgangsmaterial bringt dieser Player schonungslos zu Gehör.

Surfans F28 - Blick auf die "Startseite"

Ein paar Worte müssen an dieser Stelle zur Benutzeroberfläche und zur Bedienung fallen, denn das ist bei diesen Playern chinesischer Provenienz immer der etwas frustrierende Teil und leider bildet hier der F28 auch keine Ausnahme. Erst einmal dauert der Bootvorgang etwas lange, dann muss man leider feststellen, dass der Touchscreen mit ein wenig Verzögerung reagiert. Es ist erträglich, aber nicht schön.
So etwas wie einen Home-Button sucht man bedauerlicherweise vergeblich, ein Wischen nach links bringt einen in der Regel eine Menüebene zurück, kann gelegentlich aber auch eine Fehleingabe provozieren.
Auch die Übersetzung des ein- oder anderen Menüpunkts ins Deutsche ist mitunter reichlich holperig, die Ordnernavigation wird vom F28 hier als „Mappe“ bezeichnet, um nur ein Beispiel zu nennen. In der Ordnernavigation werden leider manchmal Inhalte erst nicht erkannt, mountet man die Karte neu oder wechselt ein wenig zwischen den Ordnern hin und her, so sind die Dateien dann auswählbar. Das ist schon ziemlich elend.
Und dann fällt noch ein Fehler auf, der altbekannt ist und heute selbst bei allem Wohlwollen so nicht mehr passieren darf: Die Dateien werden nicht in der Reihenfolge, in der sie auf der SD-Karte abgelegt sind, wiedergegeben, sondern der Player hat den alten „Dateinamenfehler“ und spielt die Dateien in der Ordnung „A-Z“ und in Folge „1, 11, 2, 21…“ Wenn Player der early 2000s solche Bugs haben, ist das schon ärgerlich genug, heutzutage, da diese Geräte ja mit Smartphones konkurrieren müssen, ist das indes völlig inakzeptabel.
Dieser superärgerliche Fehler passiert, weil sich viele Hersteller weigern, die Software dahingehend zu optimieren, das Dateisystem der Speicherkarte standardgerecht zu mounten. Vor fünfundzwanzig Jahren, als die Prozessoren solcher Player noch wenig Leistung hatten, konnte man das technisch nachvollziehen, wer heute allerdings außerstande ist, ein Produkt auf den Markt zu bringen, das ein Dateisystem vernünftig anzeigt, der hat sich selbst disqualifiziert.
Und dann kommt noch etwas hinzu, was ich so bei einem Player bislang nicht erlebt habe: Beim Wechseln der Tracks kommt es häufig zu einem lauten Knacken zwischen den Titeln. Da fragt man sich schon, wer sich erdreistet, so etwas auf den Markt zu werfen…

Surfans F28 - Blick auf die Medienwiedergabe

Das alles ist in Summe schon wirklich ärgerlich. Klar, das Teil kommt aus China – dennoch muss man dem Hersteller ins Stammbuch schreiben, dass es für den deutschen Markteintritt eben nicht ausreicht, so eine Pfusch-Software auszuliefern. Solche eklatanten Fehler dürfen bei einem Produkt, das annähernd 200 Euro kostet, schlicht nicht auftreten.

Es ist wirklich traurig. Da liefert Surfans mit dem F28 einen haptisch wirklich tollen Player mit robustem Aluminiumgehäuse, einem feingliedrigen Lautstärkeregler, geschmeidig greifenden Buchsen, einem starken Akku und einem Traum-DAC, der auch noch richtig ordentlich klingt und Kopfhörer mit einer Impedanz von bis zu 300 Ohm ordentlich zu befeuern versteht – um dann eine Software draufzupacken, die fehlerhaft ist, Dateisysteme nicht richtig aufzulösen in der Lage ist und zudem fehlerhaft arbeitet. Die Software beraubt den Nutzer jeden Bedienkomforts und macht aus einem Player mit wirklich wunderbarer, opulenter, fast schon verschwenderisch gut ausgestatteter Hardware ein echtes Frustpaket.

Im Test: Der HiRes-Player HIFI WALKER H2

Schon wieder ein Player der Firma HIFI Walker im Test? Ja, heute widme ich mich einmal mehr einem klassischen MP3- und HiRes-Audioplayer der gehobenen Mittelklasse, dem Modell “H2”. In anderen Posts zu diversen Playern habe ich ja schon diskutiert, ob es heute, in Zeiten des Smartphones, überhaupt noch sinnvoll ist, sich einen dezidierten Hardware-Musikplayer zuzulegen. Um das ein wenig abzukürzen, mein Fazit zu dieser Frage: Ja, das kann sinnvoll sein, wenn man viele Lossless-Dateien und einen sehr guten Kopfhörer sein Eigen nennt oder oft in mit Mobilfunk schlecht versorgten Gebieten Musik hören möchte – dann aber braucht und wünscht man einen exzellent klingenden und kompromisslos vernünftig bedienbaren Player. Ist der H2 so ein Player? Dieser Frage möchte ich gerne in diesem Test nachgehen.

Klassisch und aufgeräumt: Der HIFI WALKER H2

Klassisch und aufgeräumt: Der HIFI WALKER H2

Beim H2 handelt es sich um einen (an heutigen Maßstäben gemessenen) recht klassischen HiRes-Player ohne viel Schnickschnack. Zu den zentralen Features gehört, dass er neben der Wiedergabe von Musik von der microSD-Karte (bis 256 GB) auch als DAC einsetzbar ist (über USB-C anzuschließen) und neben dem Kopfhörerausgang auch über einen nicht-symmetrischen Line-Out für Stereoanlage oder Aktivboxen verfügt. Außerdem ist er per Bluetooth sowohl als DAC, als auch als Player mit Bluetooth-Kopfhörern. Ein Radio, Aufnahmefunktionen, eine Option zur Wiedergabe von Videos und Ähnliches sucht man Gott sei Dank vergeblich – ich schätze es außerordentlich, wenn sich solche Geräte ausschließlich dem ihnen primär zugedachten Zweck widmen.

Kopfhörerbuchse, USB-C und Line Out - das sind die Anschlüsse des H2

Kopfhörerbuchse, USB-C und Line Out – das sind die Anschlüsse des H2

Zuerst einmal präsentiert sich dieser Player klein, kompakt, aber auch ein wenig schwer. Die Haptik selbst ist ohne Fehl und Tadel, das robuste Metallgehäuse liegt gut, sicher, quasi solitär in der Hand. Alle Stecker rasten sauber ein, sitzen fest und bieten fehlerlosen Kontakt, die Bedienelemente verfügen allesamt über einen sauberen Druckpunkt. Auch der kleine Bildschirm präsentiert sein Bild gestochen scharf, hell und klar. Es ist eine Freude, diesen Player in die Hand zu nehmen. Der Akku soll etwa zehn Stunden durchhalten (heute ein eher mittelmäßiger Wert).

Kommen wir zu den technischen Daten: Wer sich gegenwärtig, also im Zeitalter des Smartphones und verlustfreier Streamingdienste einen klassischen “Offline-Player” besorgt, legt, wedi eingangs erwähnt, sein Augenmerk auf höchste Klanggüte und damit mutmaßlich auf neueste D/A-Wandlertechnik. Hier ist der Player nicht ganz up to date, aber ich würde sagen “immer noch recht ordentlich mit dabei”: Im Jahr 2024 man von einem HiRes-Audioplayer nicht nur Bluetooth 5.2/5.3, sondern auch Low Energy HiRes Audio Wireless. Dieser Player erfüllt diese Standards nur bedingt, muss man sich doch mit dem alten 4er-Protokoll, präzise 4.2 begnügen. Neben FLAC gibt der Player auch DSD (Direct Stream Digital) wieder – und das ist für mich das Wichtigste. SBC, AAC und APT-X sind selbstverständlich. Das Gerät kann als mobiler DAC über Bluetooth eingesetzt werden, der Wandler, der dies alles erledigt, ist ein Burr Brown PCM5102, ein 2-Kanal-Wandler, der einen ausgezeichneten Ruf genießt und gerade in mobilen Geräten seit wenigstens zehn Jahren so unverändert verbaut wird. Texas Instruments, die Burr Brown im Jahre 2000 gekauft hatte, hat gut daran getan, die hochwertige Produktlinie “BB”s konsequent weiterzuentwickeln. Burr Brown-Wandler laufen auch in meinem stationären HiFi-Setup seit wenigstens fünfzehn Jahren (als Hybrid mit Röhrenverstärkung) sehr zu meiner Zufriedenheit und liefern eine einwandfreie Qualität bei niedrigen Preisen. Wir haben es hier also mit einem im besten Wortsinne klassischen und erprobten System zu tun, wer State of the art möchte, greift eher zu Shangling und Konsorten, bekommt dann aber nicht die gute, klassische Gerätehaptik ohne Touch & Co.

Ein paar Dinge an diesem Player gefallen mir sehr gut – dazu zählt neben der allgemein guten Verarbeitung vor allem die Tastenbedienung. Die Tasten und das Scrollweel sind allesamt mechanisch bedienbar, im Dunklen gut fühlbar und geben ein entsprechendes haptisches Feedback – und das ist heute eine echte Seltenheit geworden. Als Scrollwheel wählte man bei HiFi-Walker ein Bauteil von ALPS, das zu Beginn recht straff läuft, mit der Zeit spielt sich das Scrollrad aber etwas frei und lässt sich schön flüssig bedienen. Allein für die Pflege dieser guten alten Tugenden sollte man erwägen, diesem Musikplayer bei seiner Auswahl eine Chance zu geben.

Die Ausgangsleistung von 70 mW, gemessen an 32 Ohm, ist ebenfalls eher Hausmannskost. Gut, in den meisten Fällen dürfte diese Leistung im mobilen Betrieb völlig genügen und keine Probleme verursachen, zumal der Kopfhörerausgang ja die gewohnte, kleine Dreieinhalb-Millimeter-Klinke aufweist; wer aber mit höherohmigen Kopfhörern arbeiten will, gelangt schnell in den Bereich der Leistungsreserven dieses Players.

Zum Wichtigsten: Klanglich gefällt mir dieser Player sehr, gerade kabelgebunden – ältere Hardware heißt ja nicht automatisch schlechtere Performance! Insgesamt liefert der H2 ein sehr transparentes Klangbild, schön straffe Bässe, bestens balancierte Mitten und einen Hauch (aber wirklich nur einen Hauch) Überbetonung im Hochtonbereich (was sicher auch mit den verwendeten Kopfhörern in Zusammenhang stehen mag). Klanglich ist dieser Player jedenfalls ausgezeichnet, auch in Anbetracht des geforderten Preises von gegenwärtig etwa 120,- Euro (im Bundle mit einer eineachen 128 GB micro-DS-Karte). Und hier bin ich bei einem wesentlichen Punkt, nämlich der Frage, warum man in Zeiten von HiRes-Streaming und BT 5.3 LE am Handy noch einen Hardware-MP3-Player braucht. Manch einer mag sich bislang nicht so recht an das Musikhören mit dem Mobiltelefon gewöhnen. Wer zudem viele unkomprimierte Audiodateien sein Eigen nennt und für wenig Geld einen gut klingenden Player sucht, der ist hier schon ganz richtig, vor allem dann, wenn es darum geht, kabelgebunden Musik zu hören und bereits vorhandene, hochwertige Kopfhörer weiterzuverwenden. Für die alleinige Verwendung des Players mit Bluetooth-Kopfhörern würde ich den H2 ob seiner prinzipiell ausgewogen klingenden, aber nicht ausnahmslos stabilen BT-Verbindung mit dem dann doch etwas ältlichen Protokoll wohl nicht in die engere Wahl ziehen.

Cover-Art ist möglich, aber eben verzerrt

Cover-Art ist möglich, aber eben verzerrt

Zur Bedienung: Im Wesentlichen präsentieren sich User Interface und Software sauber implementiert, halbwegs fehlerfrei und weitestgehend vernünftig übersetzt.
Das soll aber bitte nicht heißen, dass ich mit der Software zufrieden bin, im Gegenteil. Würde man sich herstellerseitig ein wenig mehr mit der Software beschäftigen und zumindest die gröbsten Fehler herausschleifen, hielten wir mit dem H2 den woh annäherndl perfekten Musicplayer für das Jahr 2025 in Händen. Dem ist aber leider nicht so.

Ein Beispiel gefällig? Gapless-Wiedergabe funktioniert, trotz aktuellster Firmware, zum Beispiel nur, wenn die Menüsprache Englisch ist und auch beibehalten wird – wird die Menüsprache des Players auf Deutsch umgestellt, existiert weder der Menüpunkt “gapless playback”, noch werden die Titel ohne Unterbrechung abgespielt. Und dann fällt noch ein Fehler auf, der altbekannt ist und heute selbst bei allem Wohlwollen so nicht mehr passieren darf: Die Dateien werden nicht in der Reihenfolge, in der sie auf der SD-Karte abgelegt sind, wiedergegeben, sondern der Player hat den alten „Dateinamenfehler“ und spielt die Dateien in der Ordnung “A-Z” und in Folge „1, 11, 2, 21…“ Wenn Player der early 2000s solche Bugs haben, ist das schon ärgerlich, heutzutage, da diese Geräte ja mit Smartphones konkurrieren müssen, ist das völlig inakzeptabel.
Dieser superärgerliche Fehler passiert, weil sich die Hersteller weigern, die Software dahingehend zu optimieren, das Dateisystem der Speicherkarte standardgerecht zu mounten. Vor fünfundzwanzig Jahren, als die Prozessoren solcher Player noch wenig Leistung hatten, konnte man das technisch nachvollziehen, wer heute allerdings außerstande ist, ein Produkt auf den Markt zu bringen, das ein Dateisystem vernünftig anzeigt, der hat sich streng genommen selbst disqualifiziert. Anhand solcher vermeintlicher Details erkennt man eben, dass die Fa. HiFi-Walker eher ein Hardwareverkäufer/händler denn ein ernst zu nehmender Hersteller ist, der sich leider weder bezüglich der Qualität der Software, noch der eigenen Entwicklungstiefe vom durchschnittlichen chinesischen Billiganbieter emanzipieren konnte.

Mit zum Lieferumfang gehört eine einfache 128 GB microSD-Karte

Mit zum Lieferumfang gehört eine einfache 128 GB microSD-Karte

Wer mit diesen nicht ganz unbedeutenden Unzulänglichkeiten prinzipiell leben kann, findet im H2 einen eigentlich guten, sauber verarbeiteten kompakten Begleiter, dem zusätzlich noch eine 128 GB-Speicherkarte beiliegt. Haptik und Klang stimmen, die verwendete Hardware ist, wie man sich leicht vorstellen kann, nicht mehr taufrisch, liefert aber einen guten Klang und dürfte die Bedürfnisse der meisten Nutzer befriedigen.
Die Fehler in der Software, die sich auch mit einem Update auf die Version 1.9 nicht haben beseitigen lassen, sind aber mehr als ärgerlich. Der Player bringt also all jenen Hörern Freude, die diszipliniert Dateinamen und ID3-Tags ihrer Musiksammlung gepflegt haben oder denen es auf eine korrekte Sortierung der Dateien innerhalb der Ordner nicht immer ankommt. Der Player kann selbstverständlich auch Playlisten managen und wiedergeben, ist hier aber auf eine Gesamtzahl von 14.999 Titeln limitiert. Wer “nur” Musik hört, für den mag dies keine allzu schwerwiegende Limitation sein, wer aber seine Hörbuchsammlung auf dem Player nutzen möchte, wird bei einer gut gefüllten 256 GB-Karte hier schnell an seine Grenzen kommen und lieber mit der Ordneransicht des Players arbeiten wollen – und wenn bei Hörbüchern die Ordnung durcheinandergerät, ist die ganze Sache eigentlich nicht mehr sinnvoll.

Und so fällt mein Fazit ambivalent aus: Wer weiß, was er softwareseitig bekommt und sich damit arrangiert, erhält sehr gute, wenn auch nicht taufrische Hardware zu einem attraktiven Preis – bei erwähnenswert gediegener Verarbeitung. Wer neben der Hardware auch auf eine vernünftige Software angewiesen ist und als Menüsprache nicht allein Chinesisch und Englisch nutzen möchte, sucht mit mir weiter nach dem perfekten HiRes-Audioplayer für vernünftiges Geld.

Instandsetzungsbericht Tonbandgerät Philips N4504

Disclaimer: Zum Arbeiten an elektrischen Anlagen und Elektro-/Elektronikgeräten sind Fachkenntnisse und eine spezielle Ausbildung erforderlich. Elektro-/Elektronikarbeiten dürfen daher nur durch Fachpersonal ausgeführt werden. Jeder ist für sein Handeln und seine Fehler selbst verantwortlich! Ich übernehme keine Haftung für Sach- oder Personenschäden sowie für die Korrektheit meiner Beiträge.

Eifrige Leser dieser Seiten wissen bestimmt um meine Schrulle für Retro-HiFi im Allgemeinen und für Plattenspieler, Tonbandgeräte und Röhrentechnik im Besonderen. In den vergangenen Jahren habe ich das Tonbandhobby wieder etwas reaktiviert und mir eine A77 Mk IV in Viertelspurtechnik und eine B77 in Halbspurtechnik zugelegt – und letztere auch professionell restaurieren lassen.

Nun wollte es aber der Zufall, dass ein guter Freund aus der Scheune seines Nachbarn ein kleines Tonbandgerät, ein Philips N4504, vor der Verschrottung rettete und mir bei unserem vorletzten Treffen mitbrachte. Ich war aus dem Stand angetan von dieser kleinen Maschine.

Philips N4504 in überarbeitetem Zustand

Nun weiß ich freilich um den nicht gerade unzweifelhaften Ruf dieser Philips-Bandgeräte aus österreichischer Produktion. Und bis vor zwei Wochen pflegte ich ebenfalls meine Vorbehalte gegen Philips-Tonbandgeräte. In den 90ern hatte ich ein N4308 (das Teil wurde seit Ende der 1960er wohl fast zehn Jahre unverändert in Wien gebaut), das ich mir gebraucht gekauft habe. Dieses Teil war einige Zeit mein Begleiter, bis es mir aus heiterem Himmel im wahrsten Sinne des Wortes abgebrannt ist. Mein Vater hatte Ende der 70er auch eine Philips-Maschine, an der er, so sagte er mir, auch nicht lange Freude hatte. Die österreichischen Bandgeräte genossen gemeinhin einen zweifelhaften Ruf – wer das Geld hatte, kaufte sich einen Großspuler aus fernöstlicher Produktion oder etwas von Studer/Revox.

Rentiert es sich, da überhaupt Aufwand in die kleine N4504 zu stecken? Schließlich machte das Gerät nach dem Einschalten keinen Mucks. Der Recorder ist sehr kompakt und überraschend leicht, bringt er doch keine zehn Kilo auf die Waage. Dennoch gefällt mir das Design, das Ende der 70er durchaus Maßstäbe gesetzt haben dürfte. Das Gerät präsentiert sich sehr aufgeräumt. Lassen wir es also auf einen Versuch ankommen.

Ein paar Worte zur Herkunft: Das Tonbandgerät stammt aus einem rundheraus geschichtsträchtigen Wiener Betrieb: Das alte Zeiss-Werk im 14. Gemeindebezirk Penzing, nur einen Steinwurf von Klosterneuburg entfernt (Weinkenner lächeln nun beseelt), ging recht bald an die Radiofabrik Schrack (noch heute „im Business“ in den Sparten Telekommunikation und Netzwerktechnik) um dann alsbald an Ing. Friedrich Horny veräußert zu werden, der hier die WIRAG – Wiener Radio AG aufbaute. Die Marke Hornyphon ist neben der Minerva noch heute in Österreich bekannt, bis weit in die 1970er Jahre wurden Radios und Plattenspieler unter diesem Namen in der Alpenrepublik verkauft. Horny musste bereits 1936 an Philips verkaufen, man fertigte während des Krieges (Militär-)Röhren und bald nach Kriegsende richtete die österreichische Philips hier ihr zentrales Tonbandgerätewerk ein, das erste Philips-Tonbandgerät wurde 1947 in Penzing gefertigt, 1964 dann der erste Videorekorder für den Heim- und semiprofessionellen Markt, der EL3400. Auch die VCR-Geräte wurden in Penzing gebaut, 1981 allerdings ging das neue Werk „Video Wien“ in Ottakring (16.) in Betrieb, extra für das System Video 2000 (in Kooperation mit Grundig) wurde diese Produktionsstätte errichtet. Die wurde Ende 2001 zusammen mit einem Viertel der österreichischen Philips-Beschäftigten abgewickelt, die „Video Wien“ war Geschichte. Neben Tonbandgeräten baute Philips in den 1970er-Jahren in Penzing auch Radiorekorder, zu Hochzeiten waren im Werk (mit Zweigwerk) etwa 3.000 Menschen beschäftigt.

Zurück zu unserer kleinen Maschine. Dank des Stempels im Rückteil des Gehäuses lässt sich die Herstellung taggenau datieren: Am 16. August 1978, also vor 46 Jahren, erblickte das Gerät das Licht der Welt. Von der N4504 existieren mindestens zwei unterschiedliche Varianten, eine, die ausschließlich mit DIN-Buchsen versehen ist und eine mit DIN-Buchsen und frontseitigen Klinkensteckern und hinten DIN-Buchsen und Cinch-Ein- und Ausgängen. Das Gerät liegt in letzter Variante vor. Die Elektronik ist nahezu komplett auf einer Platine verbaut, Philips änderte deren Design im Laufe der Zeit mehrfach, Geräte auf Grundlage dieses Laufwerks wurden bis mindestens 1981 produziert. Die Frontschürze wurde nicht abgeändert, das Kunststoffteil hat weite Aussparungen für die DIN-Buchsen, dahinter liegen, mit schwarzer Folie wird das zu große Loch kaschiert, die auf ein Winkelblech montierten 6,3-Millimeter-Buchsen. Ich bin ganz froh, dass ich die 6,3-Millimeter Klinke/Cinch-Version des Gerätes habe, entfällt so doch die lästige Anpassung der elektrischen Werte im Aufnahmezweig bei der DIN-Variante.

Mit einem Preis von deutlich unter 1000,- DM waren die einfachen „Vierer“-Varianten der Serie für ihre Ausstattung recht günstig, ein japanisches Großspulenbandgerät kostete in jenen Tagen fünfhundert bis siebenhundert Mark mehr. Philips verstand es vortrefflich, diese Geräte mit einer einfachen Darstellung seiner Vorzüge zu vermarkten, auf der Kopfabdeckung prangt beispielshalber groß die Zahl „3“ – „3 Motors, 3 Heads, 3 Speeds“. Ja, es handelt sich um ein Dreimotorenlaufwerk, allerdings vielleicht nicht in der Art, wie wir heute solche klassischen Aufbauten interpretieren wollten. Sind die drei Motoren bei Revox und den Japanern in aller Regel mit den Wickeltellern und dem Capstan wellenseitig direkt verbunden, verwendet Philips Riemen. Der „Direktantrieb“ der Japaner und Schweizer verlangt eine sehr aufwendige Steuerung und Regelung der potenten Motoren, bei Philips läuft das alles deutlich einfacher. Drei kleine Gleichstrommotörchen werden per Riemen übersetzt, die Steuerung der Geschwindigkeit wird über eine Art Rekuperation des Stroms beim Abwickelteller erreicht. Im Hinblick auf den Bandzug ist die Maschine ebenfalls eher unempfindlich: Wie bei ihren Vorgängern auch, wird das Band vermittels eines Filzes auf einem schwenkbaren Bügel, auf dem auch die Andruckrolle angebracht ist, an den Tonkopf gedrückt (eine sehr deutsche Konstruktion, bei den vorgenannten Japanern und Schweizern wird das eben über einen sehr präzise nachzuführenden Bandzug erledigt). Auch sonst ist die Mechanik des N4504 eher einfach, darüber werde ich bei der Instandsetzung sehr dankbar sein.

Drei Köpfe implizieren eine Hinterbandkontrolle – und die hat unser Kandidat: Mit dem Schalter „Monitoring“ kann man zwischen „A“ für „after Tape“ und „B“ für „before Tape“ wählen. Und was hat es mit den drei Geschwindigkeiten auf sich? Nun, neben den hierzulande äußerst gebräuchlichen 9,5 cm/s und 19 cm/s lässt sich auch Band sparen, indem man es mit 4,75 cm/s bespielt (der Geschwindigkeit, mit der man Compact-Cassetten bespielt). Bei dieser Geschwindigkeit reicht nach meinem Dafürhalten die Klangqualität nicht an eine gute Kassettenaufnahme heran. Die Klangqualität bei den recht langsamen 9,5 cm/s indes hat mich positiv überrascht, es scheint, dass Philips hier die Köpfe für die Aufzeichnung bei niedrigen Geschwindigkeiten optimiert hat. Klanglich kann dieses Gerät eine ganze Menge: Auch wenn es messtechnisch vielleicht bezüglich Wow/Flutter und Frequenzgang hinter den Boliden der Zeit etwas zurückbleibt, muss ich sagen, dass dieses Gerät einen guten Klang bei geringem Rauschen hat. Ich kann mir gut vorstellen, dass potenzielle Käufer sich seinerzeit nach einer Vorführung auch des guten Klanges wegen für so eine doch eher günstige Maschine entschieden haben. Das kleine Teil verfügt auch über ein sehr interessantes Rauschunterdrückungsverfahren namens „DNL“, das nur beim Abspielen wirksam wird und das ich als sehr gefällig empfinde. Ein wirklich sinnstiftendes Feature, wird der Frequenzgang der Aufnahme doch nicht verändert. Bei stärker rauschendem Bandmaterial macht DNL – auch bei Fremdaufnahmen – einen erstaunlich guten Job, schade, dass Philips das mit DNL nicht weiterverfolgt hat!

Zum Zustand der Maschine: Ein typischer „barn find“, sie ist merklich verdreckt, stark verstaubt, hat richtig „Patina“, riecht aber nicht verraucht. Bei der ersten Inbetriebname zeigt sich, dass sie stromlos bleibt. Dieser Fehler lässt sich durch vorsichtiges gängig machen des leider verharzten Netzschalters schnell beheben. Nun zeigt sich, dass zumindest die Elektronik teilweise zu funktionieren scheint – eine gute Grundlage für den Aufbau. Beim Bedienen des Tastensatzes passiert aber nichts. Weder die Teller drehen sich, noch ist etwas zu hören.

Zustand der Maschine frisch aus der Scheune. Dreckig ist sie, aber vollständig

Auch ohne Service-Manual gestaltet sich die Demontage einfach. Nach Abnehmen der Spulen werden drei Schrauben herausgedreht und beide Bandhebel in die 12-Uhr-Position gebracht, so lässt sich der obere Teil der Frontverkleidung nach oben wegschieben. Hernach wird das Gerät auf den Rücken gelegt und die drei Schrauben auf dem Gehäuseboden werden entfernt. Von der Frontschürze müssen nur mit etwas beherzter Kraft die vier Drehregler nach oben bzw. vorn abgezogen werden und schon lässt sie sich abnehmen. Eine Demontage von VU-Metern, Schaltern… ist nicht nötig.

Oberer Teil des Chassis – noch im Gehäuse verschraubt

Um nun das Chassis aus dem Gehäuse heben zu können, müssen die großen Schlitzschrauben im oberen Teil und einige mit Pfeil gekennzeichneten Schrauben im unteren Teil mit dem Kunststoffrahmen sowie die rückwärtig im Gehäuse befindlichen Schrauben herausgedreht werden. Sonst ist weiter nichts zu tun, das Chassis und das Gehäuse lassen sich einfach trennen, das Netzkabel, in meiner Gerätevariante fest verbaut, wird durch die Aussparung des Handgriffs geschliffen.

Diese Schrauben müssen raus

Jetzt sieht man schon, was der Maschine eigentlich fehlt: Zuerst einmal sind die Riemen zwar augenscheinlich okay, haben aber keinerlei Spannung mehr. Und dann ist die gesamte Bandführung völlig verdreckt und verharzt. Eine so dreckige Andruckrolle, wie in dieser Maschine, habe ich noch nie gesehen. Auch der Capstan ist verkrustet und sitzt fest.

Eine förmlich zugesetzte Bandführung – schon vorgereinigt, wohlgemerkt!

So, liebe Freunde, sehen Maschinen auf, auf denen regelmäßig Shamrock-Bänder gelaufen sind. Die Reinigung der Bandführung ist nicht weiter problematisch, mit dem Capstan und dem Pinchroller hatte ich aber reichlich zu tun.

Nun geht es an den Tausch der Riemen. Die habe ich bei der Fa. Bosch Trading gekauft, die etliches an Philips-Ersatzteilen bereithält. Es werden Rundriemen geliefert, die sollen besser sein als die eckig geschliffenen. Warum, will sich mir nichts so recht erschließen, aber es funktioniert. Der Riemensatz kostet mit Versand 14,- Euro; gut investiertes Geld, die Riemen sitzen perfekt und werden die nächsten Jahre halten. Vor dem Tausch der Riemen bei den Bandtellern, der kinderleicht von der Hand geht, ist die Führung gut mit Isopropanol zu reinigen. Die alten Riemen sind zwar bisher nicht zu Matsch zerflossen, haben aber dennoch ordentlich Dreck hinterlassen. Nun drehen wir das Chassis um, gut erkennbar das große Schwungrad des Capstans in der Bildmitte. Der Capstanmotor selbst ist ebenfalls ein kleines Gleichstrommotörchen, genauso niedlich wie die Antriebe der Bandteller. Gut am Gleichstrommotor ist, dass er ohne großen Motorkondensator auskommt – ein Quell häufiger Fehler, den es hier so nicht gibt.

 

Um hier den Riemen zu tauschen, muss der Bügel, der das Flywheel hält, abgenommen werden, zwei Schrauben nebst Hülsen und Unterlegscheiben sind zu entfernen. Auf dem Bügel ist eine weiße Kunststoffplatte angebracht, die der Lagerspiegel sein soll, die muss gereinigt werden. Der Motor ist mit einer Art Sprengring an drei Punkten aufgehängt, der muss gelöst werden. Wer nun eine Elektronikerzange hat, ist hier im Vorteil, aber eine kürzere Rosenkranzzange tut den Dienst ebenfalls, weil alle Teile gut und luftig zugänglich sind. Ist der Ring aufgebogen, lässt sich der Motor nach hinten wegklappen, der Riemen kann gewechselt werden. Davor sollte aber die Fläche des Schwungrads gereinigt werden, es steckt in einer Patrone aus transparentem Kunststoff (!), die sich einfach abwischen lässt.

Ist der Riemen gewechselt, wird alles verschraubt. Für mich beginnt nun, nachdem auch der Zählwerkriemen getauscht ist, der erste Probelauf der Maschine.  Hier zeigt sich, wie servicefreundlich das Philips-Bandgerät konstruiert ist, denn der Probelauf erfolgt auf dem nackten Chassis, es muss nicht erst wieder in das Gehäuse gebaut werden. Der Test macht große Hoffnung, denn in meinem Fall scheint die Elektronik erst mal in Ordnung, der rechte Kanal geht nicht, aber alle Laufwerk-Steuerfunktionen sind auf Anhieb okay und die Laufgeschwindigkeit ist auch in Ordnung.

Der ausgefallene rechte Kanal wird sich alsbald als Kontaktproblem herausstellen – und Kontaktprobleme hat die N4504 reichlich. Dabei sind die Potis eigentlich ganz okay, die Kontaktprobleme liegen bei den Kippschaltern. Nachdem diese gereinigt und freigespielt sind, funktioniert auch der rechte Kanal wieder.

 

Insgeheim bin ich recht froh, um den ganzen elektronischen Teil weitestgehend herumgekommen zu sein, ein Einmessen und grundständiger Neuabgleich des Tonbandgeräts wäre mir ohne fremde Hilfe ohnehin nicht gelungen. Nun geht es an die obligatorischen Reinigungsarbeiten, das Ausblasen des Chassis mit Druckluft – auch dem Gehäuse nehme ich mich entsprechend an, indem ich alle Teile in die Badewanne werfe und mit reichlich Seifenlauge abschrubbe.

Die Gehäuseteile werden dann mit klarem Wasser abgebraust, grob mit einem Tuch vorgetrocknet und dann mit Druckluft trocken geblasen. Dazu nehme ich aber keine Pressluft aus Büchsen, das wäre mir auf Dauer dann doch zu teuer, sondern den XPower Airrow Pro, dieses kleinste Modell des Gebläses konnte meine Bastleransprüche noch immer zufriedenstellen. Und dann wird das Gerät zusammengesetzt und präsentiert sich wie auf dem ersten Bild dieses Artikels.

Nun sollte, meinte ich, alles passen. Ein erster Testlauf verlief erfolgreich, doch nach einer guten halben Stunde verlor der rechte Wickelteller an Kraft, die Maschine stand zwar nicht, aber leierte merklich. Was ist nun los? Versagt doch die Elektronik?

Ein erneutes Aufschrauben und der Test am offenen Chassis stehen an, hier funktioniert wieder alles. Es dauert eine ganze Weile, bis ich den Fehler gefunden habe – meinen Fehler, wohlgemerkt: Beim Zusammenbau habe ich das Netzkabel, welches das Gehäuse unterhalb der eingegossenen rückwärtigen Griffmulde verlässt, eingequetscht, sodass das verschraubte Chassis ein wenig unter Zugspannung stand, gerade so viel, dass mit aufgesetzter Frontplatte der Abwickelteller nicht frei drehen konnte und irgendwann zu viel Widerstand da war und der Bandzug nicht mehr stimmte. Die Motoren der Philips sind nicht kräftig genug, diesen Widerstand zu kompensieren, und schon leierte es. Ein solch kleiner Fehler will auch erst einmal gefunden werden – was so ein halber Millimeter Differenz doch manchmal ausmacht… Jetzt läuft das Bandgerät etwa seit zehn Stunden fehlerfrei durch – ich möchte sagen, fast wie am ersten Tag.

Mein Fazit: Der Aufwand hat sich gelohnt! Auch wenn die N4504 in HiFi-Kreisen (genauer betrachtet zu Unrecht) nur einen mittelmäßigen Ruf genießt, so ziehe ich doch meinen Hut vor den Philips-Ingenieuren: Es ist ihnen gelungen, mit einfachen Mitteln und wirklich pfiffigen Detaillösungen ein technisch robustes Gerät von guter Qualität zu schaffen, dessen Elektronik und Mechanik nach über 45 Jahren noch ausgezeichnet funktionieren, wenn man dem Tonband nur ein wenig Pflege und Wartung zukommen lässt. Und das ist bei vielen Tonbandgeräten alles andere als selbstverständlich.

Ja, der Apparat hat verhältnismäßig viel Kunststoff verbaut, was seine Anmutung insgesamt ein wenig „plastikhaft“ macht, aber dieser Kunststoff ist von hoher Güte und äußerst zweckmäßig eingesetzt. Auch die Konstruktion selbst mag sich deutlich einfacher ausnehmen, als man das von Maschinen von Pioneer, Sony, Studer oder Grundig aus jener Zeit kennt. Ich möchte aber ganz deutlich zu verstehen geben, dass ich das nach meiner kleinen Instandsetzung gar nicht mehr als Nachteil begreife – im Gegenteil: Die Mechanik ist so bezaubernd simpel gehalten, dass wirklich nur wenig daran kaputtgehen kann. Und auch wenn hier viele Kunststoffteile verbaut sind, es ist bislang keines defekt und sie sehen weder spröde aus, noch zersetzen sie sich. Meine N4504 hat auch ordentlich Betriebsstunden auf dem Buckel, das kann man ja am Kopfspiegel erkennen. Aber selbst der nimmt sich durch die Kunststoffteile der Köpfe akzeptabel gering aus. Freilich habe ich, als ich die Maschine bekam, gedacht: „Au weia, ob mit dem Plastikbomber überhaupt noch was los ist?“ – und wurde eines Besseren belehrt. Nach meinen Vorerfahrungen mit Philips-Technik der 70er Jahre kann ich jedenfalls sagen, dass diese Vorbehalte völlig grundlos waren. Ein gutes, dankbares und dabei wohlklingendes Teil, das auch 46 Jahre später noch Spaß macht!

Neuer MP3-Player im Test: Der HIFI-WALKER M7

Haben MP3-Player heute eigentlich noch irgendeinen Nutzen, den ein mittelpreisiges (und in aller Regel vorhandenes) Smartphone nicht oder nicht so gut liefern kann? „Ganz dünnes Eis…“ möchte man denken, denn in aller Regel schneiden MP3-Player im Vergleich zu Smartphones relativ schlecht ab, schon alleine, weil sie gewöhnlich mit Streaming nicht umgehen können. Ein paar denkbare Einsatzzwecke gibts dennoch: Wer nicht streamen will und relativ viel Speicher für seine Audiodateien haben will, wer HiRes-Audio hören will und das Gerät gleichzeitig als DAC nutzen möchte und wer eine sehr lange Akkulaufzeit benötigt, der fährt unter Umständen mit einem klassischen MP3-Player nicht schlecht. Und dann liefern MP3-Player unter Umständen noch einen Nutzen: Sie sind nicht selten einfach besser bedienbar. All diese Gründe lassen mich auch heute noch regelmäßig ein solches Gerät benutzen und all diese Gründe rechtfertigen auch im Jahre 2024 noch eine Beschäftigung mit dieser Gerätekategorie.

Mit der Konkurrenz durch Smartphones sind natürlich auch die Erwartungen an einen MP3-Player gewachsen. Mein Leib- und Magen-Hersteller solcher Geräte war in den vergangenen Jahren die Marke FiiO, dort konzentriert man sich aber mittlerweile auf die Produktion hochwertiger Kopfhörer, Kopfhörerverstärker und DACs. Andere Player chinesischer Provenienz betreten die Bühne und versuchen, diesen Nischenmarkt zu bedienen. Ab und an beißt mich dann die Sau und ich bestelle mir ein solches Gerät zum Test. Mit dem Phinistec Z6 legte ich dabei im letzten Jahr einen ordentlichen „Bauchplatscher“ hin.

Heute darf der Player mit der Typenbezeichnung M7 des chinesischen Herstellers HIFI WALKER zeigen, was er kann. Und um es vorwegzunehmen: Er zeigt eigentlich eher, was er nicht kann.

Das Gerätchen ist brandneu erschienen, kostet knappe 50,- Euro und bringt an Features vermeintlich alles mit, was man sich wünscht: Ein schmales Metallgehäuse mit Touchbedienung und großem, scharfem Display, 64 GB interner Speicher, erweiterbar per microSD-Karte, UKW-Radio, Aufnahmefunktion und ein Akku mit 500 mAh Kapazität, der den Player rund dreißig Stunden lang powert, dazu ein kleiner eingebauter Lautsprecher und die Möglichkeit, nicht nur MP3s und WMA-Dateien, sondern eine Vielzahl an Lossles-Formaten wiederzugeben, machen das Angebot attraktiv. Und es gibt, das ist mittlerweile so üblich, freilich auch die Möglichkeit, Bluetooth-Kopfhörer und Boxen drahtlos mit dem Player zu koppeln. Es ist klar: Wenn so ein Gerät einen Fuffie kostet, müssen irgendwo Kompromisse gemacht werden. Welche das sind, das wird mich noch sehr überraschen.

Die erste positive und negative Überraschung stellt sich schon bei der Inbetriebnahme heraus: Soll der Player lt. Herstellerbeschreibung lediglich Karten bis 128 GB mounten, so hat er beim Einlesen und Erstellen einer Musikbibliothek einer gut gefüllten 256 GB-Karte keinerlei Problem. Die andere Überraschung ist eher unangenehmer Natur: Das versprochene FM-Radio gibt es schlicht nicht. Nix, nada, niente. Das ist ein Player ohne Radio. Das ganze Angebot fühlt sich schon wieder so richtig nach Chinaranz an – was soll man von einem Hersteller halten, der es nicht mal hinbekommt, eine vernünftige und zutreffende Produktbeschreibung ins Netz zu stellen?

HIFI WALKER M6 - Angebotsseite bei Amazon

HIFI WALKER M6 – Angebotsseite bei Amazon

Wen nimmt es Wunder, dass man im Lieferumfang das Sportarmband nicht findet? Und freilich ist auch eine Aufzeichnung vom Line-Eingang nicht möglich, denn: Es gibt keinen.
Das mit dem fehlenden Sportarmband ist verschmerzbar, dass die Produktbeschreibung aber so eklatante Fehler aufweist, nicht.

Schauen wir uns die Hardware an: Die macht einen soliden, um nicht zu sagen solitären Eindruck: Der Player ist von einem solide wirkenden Metallgehäuse eingefasst, das sich angenehm und schwer anfühlt. Die seitlichen Bedientasten sind ebenfalls aus Metall, sie sind logisch angeordnet und haben einen angenehmen Druckpunkt. Das Display ist schön groß und bestechend scharf. Der vergoldete Kopfhörerausgang bietet dem 3,5 mm-Klinkenstecker besten Kontakt. Das Finish der Touch-Oberfläche ist makellos, zudem ist eine dezente Schutzfolie bereits aufgebracht. Alles prima!

Lässt sich mit dem fehlenden Radio und der fehlenden Line-In-Aufnahmefunktion vielleicht doch leben? Nun, die Software des Players, auch wenn das UI des Players ein klein wenig gefälliger wirkt, als das des Phinsitec, erinnert mich doch verheerend an selben, denn es tritt derselbe Fehler auf, den schon der Z6 hatte:
Wer nicht ausschließlich mit Playlists arbeiten will (und wer will das schon?), kann die Dateien in den jeweiligen Ordnern ansteuern, der bordeigene “Dateibrowser” tut den Job prinzipiell, aber leider nicht ganz fehlerlos: Wurde ein Album in einem Ordner wiedergegeben, folgt nicht der nächste Ordner, sondern der Player wiederholt einfach die Dateien im Ordner. Dieses Verhalten lässt sich dem Gerät auch nicht durch eine Änderung den Wiederholungseinstellungen aberziehen. Zudem werden die Dateien nicht in der Reihenfolge, in der sie auf der SD-Karte abgelegt sind, wiedergegeben, sondern der Player hat den alten „Dateinamenfehler“ und spielt die Dateien in der Ordnung „1, 11, 2, 21…“ Wenn Player der „early 2000s“ solche Bugs haben, war das verschmerzbar, heutzutage darf das nicht mehr vorkommen. Ich habe das Gefühl, dass im Phonostec und im HIFI WALKER genau die gleiche buggy Software werkelt – nur das Erscheinungsbild hat ein dezentes Makeover bekommen.

Der Klang konnte mich ebenfalls nicht überzeugen, wirkt er doch undifferenziert und reichlich verhangen. Darüber rettet auch die Vielzahl der Lossles-Formate, die der Player abzuspielen vermag, nicht hinweg; was nutzt mir HiRes-Audio, wenn es am Ende nach LoFi klingt? Auch der bordeigene Equalizer, der mit etlichen Presets aufwartet, bringt hier kaum Linderung.

Der Datenzugriff per USB-C auf den Player funktioniert, ist aber, wen wollte es wundern, geschwindigkeitsmäßig etwas gemütlich. Geladen werden kann dieser Player nur mit Netzteilen mit einem Ladestrom bis zu 1 A, ist der Ladestrom höher, wird nicht geladen. Daran kann man zweifelsfrei erkennen, dass es sich zwar bei der Buchse um USB-C handelt, dieser Anschluss aber nicht den entsprechenden Spezifikationen genügt – ein Problem, dass nicht nur dieser Player, sondern auch viele weitere chinesische No-Name-Geräte haben.

Und so komme ich schon wieder zu einem ernüchternden Fazit: Auch der HIFI-WALKER M7 war ein Griff ins Klo. Die Hardware selbst ist sehr ordentlich, der Klang bestenfalls Mittelmaß, die Software aber ist ein Elend. Da fällt die fehlerhafte Produktbeschreibung, die Dinge verspricht, die der Player nicht halten kann, schon kaum mehr ins Gewicht. Einige Ansätze waren sehr vernünftig – aber letztlich kann das Gerät nicht überzeugen.

50 Jahre „The Dark Side Of The Moon“ im Planetarium Nürnberg

Letzten Samstag besuchten wir im Nürnberger Planetarium die Jubiläumsshow zum 50-jährigen Erscheinen des Erfolgsalbums „The Dark Side of the Moon – Planetarium Experience“, ein ganz interessanter (und erstaunlicher) Kulturgenuss. Ein kleiner Bericht.

Über Pink Floyds Erfolgsalbum „The Dark Side Of The Moon“ wurde bereits reichlich geschrieben, auch ich habe in meinem Büchlein „50 Rock-Alben, die man gehört haben muss“ diesem wunderbaren Album ein Kapitel gewidmet. Wer diese Platte bisher nicht hat und sie sich zulegen möchte, der hat gegenwärtig auch die Möglichkeit, das Album in einem sehr gelungenen, weil zwar behutsam gemachten und dennoch die akustische Klarheit unterstützenden Remaster zu erwerben. Dieses Album, das bis heute die drittbest verkaufte Platte der Welt ist, ist musikalisches Allgemeingut geworden.

Seit 50 Jahren, so wurde uns während der „Jubiläumsshow“ im Nürnberger Nicolaus-Copernicus-Planetarium gesagt, spiele man dort die Platte, früher zur Projektion klassischer Sternenbilder, nachdem das Planetarium aber seit einiger Zeit auch über eine „Fulldome“-Videoprojektion und eine Dolby-Surround-Sechskanal-Tonanlage verfügt, gibt es heute zur Musik auch eine mehr oder weniger psychedelische Videoshow. Abermals einen draufgelegt hat man beim städtischen Bildungszentrum nun mit dieser Jubiläumsshow, die auf mehrere Monate ausverkauft ist.

Leider war es verboten, während der Show zu fotografieren. Das ist okay und daran habe ich mich gehalten, es wäre auch müßig, über die optischen Eindruck der Show zu schreiben. Meinem Gefühl nach war die Projektion überall dort interessant, wo man als Zuschauer durch Krater oder einen Meteoritenhagel, durchs Universum fliegt. Hier liegen eindeutig die Stärken der Projektion in der Planetariumskuppel. Zudem gab es einige mehr oder weniger passende Animationen zu den einzelnen Songs, diese erinnerten mich nicht nur einmal an die gängigen CGI-Effekte der späten Neunziger – halt nur in 4K. Die Show war dennoch unterhaltsam und zum Themenkomplex Weltraum gab es reichlich „eye candy“ und eben das Meisterwerk von Pink Floyd. Das in dieser besonderen Location zu hören, ist schon ein besonderer Genuss für sich.

Der Sound im Planetarium wird dem Werk bedauerlicherweise nicht ganz gerecht. Ein wenig höhenbetont und unausgeglichen tönt es da aus den Lautsprechern, zudem hätte die Darbietung deutlich mehr Bass vertragen. Einer der Lautsprecher war defekt und schnarrte unangenehm. Schade, denn Darbietungen dieser Art geben auch Menschen, die ihre Stereoanlage aufgrund der Wohnverhältnisse nicht beliebig laut aufdrehen können, die Gelegenheit, dieses Stück Musik einmal mit einem imposanteren Schallpegel zu hören.

Insgesamt kann ich den Planetariumsbesuch durchaus empfehlen und auch die Show hat mir im speziellen Spaß gemacht. Das Planetarium am Plärrer wurde 1961 eröffnet und viele Einrichtungsgegenstände, das große Mosaik in der Eingangshalle (leider durch wenig hübsche Stellwände zum Großteil verdeckt) und nahezu die ganze Architektur sind sehenswert.

     

Zur Organisation bleibt zu sagen, dass das BZ durchaus noch daran tüfteln könnte, den Plätzen Nummern zuweisen und Platzkarten ausgeben. Schon weit vor Beginn bildete sich eine lange Schlange am Einlass – wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Das muss nicht sein und das ginge organisatorisch angenehmer und glatter – wenn man denn wollte. Der Eintritt kostet 10,- Euro (ermäßigt 6,50 Euro).

Im Test: Der „High End“-MP3-Player Phinistec Z6

MP3-Player waren vor zwanzig Jahren mal der absolut heiße Scheiß. Wer auf sich hielt und gewisse Ansprüche an so ein Produkt stellte, leistete sich einen iPod, wer nicht so viel Geld ausgeben wollte, fand eine passende Alternative in der quasi unendlich breiten Produktpalette. In Zeiten des Smartphones und des Musikstreamings scheinen MP3-Player aus der Zeit gefallen, ja überflüssig. Und dennoch gibt es sie – und nicht nur als Billigprodukt für technisch etwas weniger ambitionierte ältere Herrschaften – sondern auch als “High End”-Player für eine anspruchsvolle Kundschaft.

In diesem Segment haben sich die Firmen FiiO und Sony besonders hervorgetan und einige hervorragende sog. “HiRes-Player” auf den Markt gebracht. Deren Vorteile bestehen im Wesentlichen darin, dass sie nicht nur Lossless-Dateien wiedergeben können, sondern durch einen besonders guten Digital-Analog-Wandler die klanglichen Vorteile solcher verlustfreier Audiodateien zur Geltung bringen. Zudem sind diese im höheren Preissegment angesiedelten Produkte in der Regel auch haptisch gut gemacht. Diese Player besetzen damit eine Lücke, denn bei vielen Streamingdiensten kommt der Sound unter die Räder und die in etlichen Handys verbauten Signalprozessoren lassen selbst Lossless-Dateinen oft nur mäßig klingen.

Aber auch diese Nische ist in den letzten zwei Jahren deutlich kleiner geworden – und gute Geräte sind mittlerweile teuer. Gegenwärtig ist nur noch ein High-End-Player von FiiO zum stolzen Preis von 700,- Euro zu haben. Und auch die wenigen Sony-Geräte, die man bekommt, sind reichlich kostspielig. Kein Wunder also, dass sich nun weniger arrivierte Hersteller (chinesischer Provenienz) daran versuchen, diese Marktnische zu bedienen. Und so bin ich dieser Tage auf ein Produkt der mit bis dahin unbekannten Marke “PHINISTEC” gestoßen, das verspricht, hier ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis zu liefern – der Player hat die Typenbezeichnung “Z6”.

Phinistec Z6 - MP3-Player

Phinistec Z6 – MP3-Player

Auch ich habe mich zum Kauf hinreißen lassen (in Deutschland z.B. via Amazon und Ebay, international über diverse Plattformen und auch die üblichen China-Wholesale-Verdächtigen). Derzeit wird der Phinistec Z6 in zwei Varianten angeboten – mit einem internen Speicher von 32 GB für 49,99 Euro, die Variante mit 96 GB Speicher ist zwischen 70,- und 119,- zu haben. Die Spezifikationen des Players haben für den Kauf den Ausschlag gegeben. Das Gerät wartet mit einigen bemerkenswerten Features auf (zumindest auf dem Papier):

  • Wiedergabe der Formate APE, FLAC, MP3, OGG, AAC, ACELP, WMA und WAV
    1500mAh starker Akku
  • FM-Radio mit der Möglichkeit, vom Radio in WAV und MP3 aufzunehmen
  • USB-C (das ist ein Feature, weil die bei Playern dieser Art sonst üblichen Micro-USB-Buchsen schnell zum Ausleiern neigen)
  • der Player mountet 256GB microSD-Karten
  • ein eingebauter Lautsprecher, Diktierfunktion und ein AUX-Out-Anschluss sowie Bluetooth 5.0 runden das Angebot ab

Das ist eine eierlegende Wollmilchsau! Mehr kann man von so einem Player doch kaum erwarten, oder? Nun, um es kurz zu machen, man kann nicht nur, man muss. Denn trotz dieser langen und klangvollen Featureliste ist der Player vor allem eines: gruselig!

Will man den Rezensionen, die über diesen MP3-Player kursieren, Glauben schenken, dann handelt es sich beim Z6 um ein absolutes High-End-Produkt. Als “Next Level”-Player wird er da angepriesen, man attestiert ihm eine besondere Soundqualität und rühmt seine audiophilen inneren Werte. Um es kurz zu machen: Das ist leider alles Bullshit.

Phinistec Z6 - Seitenansicht

Phinistec Z6 – Seitenansicht

In der angenehm sachlich-schlichten, funktionalen Versandverpackung findet man einen stattlich 180 Gramm schweren, sich erst einmal sehr gut anfühlenden Player vor. Das Gehäuse ist aus Metall, dich mechanischen Funktionstasten ebenso. Vorder- und Rückseite sind aus Glas, die Anschlüsse für Kopfhörer und AUX funkeln gülden. Das Teil ist ein echter Handschmeichler, hier wurde nicht an Material gespart. Diese angenehme Haptik lässt darüber hinwegsehen, dass Glas bei einem Mobilgerät, das auch mal herunterfallen kann, eigentlich ein Werkstoff ist, der sich verbietet. Zudem ist das Gehäuse relativ scharfkantig und, wenn man es sich recht überlegt, auch unnötig schwer.

Bei ersten Einschalten fällt auf, dass das Display groß und scharf ist, dann aber folgt schon die erste Ernüchterung: Auf den ersten Blick ist erkennbar, dass wir es mit einem nur wenig logischen und kaum intuitiv bedienbaren Schachtelmenü zu tun haben. Die englische Bedienoberfläche ist okay, die deutsche Sprachvariante enthält teils ziemlich blöde Übersetzungsfehler, man bekommt auf dem Display ein deutsch-englisch-chinesisches Kauderwelsch angezeigt. Die Bedienung geht, sofern man den Menüpunkt, den man anzusteuern beabsichtigt, denn auch findet, flüssig von der Hand.

Phinistec Z6 - Seitenansicht

Phinistec Z6 – Seitenansicht

Die gut gefüllte 256GB-SD-Karte mountet der Player halbwegs schnell. Man kann die Dateien in den jeweiligen Ordnern ansteuern, der bordeigene “Dateibrowser” tut den Job prinzipiell, aber leider nicht ganz fehlerlos: Wurde ein Album in einem Ordner wiedergegeben, folgt nicht der nächste Ordner, sondern der Player stoppt. Das lässt sich auch nicht beheben oder einstellen. Die Dateien werden nicht in der Reihenfolge, in der sie auf der SD-Karte abgelegt sind, wiedergegeben, sondern der Player hat den alten „Dateinamenfehler“ und spielt die Dateien in der Ordnung „1, 11, 2, 21…“ Wenn Player der „early 2000s“ solche Bugs haben, na gut, heutzutage darf das nicht mehr vorkommen. Und damit ist der Z6 eigentlich schon durchgefallen. Doch es kommt, wen will es wundern, noch schlimmer:

OGG Vorbis, FLAC, MP3 und WAV-Dateien klingen allesamt flach, komprimiert, leblos und irgendwie auch dumpf. Es ist nicht übertrieben, wenn ich sage, dass ich noch nie einen so schlecht klingenden MP3-Player besessen habe. Damit ist das Elend aber nicht zu Ende, im Gegenteil: Selbst bei mäßigen Lautstärken neigt der Player zum Clipping. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Der im krude verschachteln Menü gut versteckte Equalizer schafft hier keine Besserung, im Gegenteil: Der Sound wird noch schlimmer. Alleine wegen des schlechten Tons ist der Player ein Fall für die Mülltonne.
Es ist mir ein Rätsel, wie Rezensenten auf Amazon diesem Gerät einen guten Klang attestieren können. Wer der irrigen Meinung ist, dieser Player klinge gut, der hat entweder sehr niedrige Standards oder sollte sich umgehend bei einem HNO-Arzt vorstellen.

Da fällt dann schon nicht mehr ins Gewicht, dass das eingebaute FM-Radio selbst bei starken Ortssendern einen schlechten Empfang hat. Ist das Display eingeschaltet, dann wird der Empfang noch von zusätzlichen Störgeräuschen unterzogen. Auch wenn die Aufzeichnung der Radiosendungen prinzipiell ganz ordentlich funktionieren würde, nutzt sie halt nichts, wenn der Empfang so gestört ist, dass man mit dem Ergebnis nichts anfangen kann. Warum sich Aufzeichnungen nur auf dem internen Gerätespeicher, nicht aber auf der SD-Karte ablegen lassen, weiß allein der chinesische Hersteller. Der eingebaute Lautsprecher klingt reichlich leise und blechern – hier hatte ich aber auch nichts anderes erwartet. Ärgerlich ist aber, dass Bluetooth mal funktioniert – und mal nicht. Und wenn es funktioniert, dann klingt es fies.

Das traurige Fazit: Dieser Player ist leider ab Werk Elektroschrott. Keine der vielen Funktionen ist ordentlich umgesetzt und man ärgert sich jedes Mal, wenn man diesen Player in die Hand nimmt. Die solide Haptik scheint einzig und allein dem Verkauf zu dienen, denn im edlen Gewand kommt billigste Elektronik daher – die “Brot und Butterfunktionen” sind so schlecht, dass ich dringend raten möchte, vom Kauf dieses Players abzusehen. Wer “HiRes” oder gar “High End” (bei diesem Preis ist das aber freilich nicht zu machen) erwartet, sieht sich bitter enttäuscht, aber selbst für einen “normalen” MP3-Player ist das Teil einfach nicht ausreichend.

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