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Gostenhof-Guide

In Gosdnhuuf mecherd iich ned amol dood iiberm Zaan hänger!

(Volksmund)

Der Nürnberger Stadtteil Gostenhof war und ist ein umstrittenes – und ein schönes Pflaster. Er bettet einen der Nürnberger Hauptverkehrsknoten, den Plärrer ein, durch ihn führt die Fürther Str., die schnurstracks, wer hätte das gedacht, nach Fürth führt, Gostenhof ist schön, kreativ, bunt, dreckig und laut. Gostenhof ist ein Problemviertel und verliert seinen schlechten Ruf zusehends durch die auch hier deutlich spürbare Gentrification.

Und nun gibt es einen Gostenhof-Guide – so war gestern in den NN zu lesen, und der zeigt, was in diesem Nürnberger Stadtteil so alles geht: Man klicke auf die Webseite in-goho.de.

Diese Webseite ist eine richtig schöne Arbeit, die dem geneigten Surfer die Vorzüge und Vielfalt dieses schönen Stadtteils näherbringt. Vorgestellt werden die Highlights aus den Rubriken „Einkaufen“, „Ausgehen“, „Fit und schön“, „Kunst und Kultur“, „Kreative“ und „Nachbarschaft“. Und selbst der in seiner Stadt gut orientierte Nürnberger findet hier noch Neues. Weiterhin bietet diese Seite dem Interessierten eine Gostenhof-Hymne, die auch per mp3 gezogen werden kann.

Andrea Heindl vom ARTelier hat sich hier echt Mühe gemacht und diese Seite ist es wert, in die Bookmarks zu wandern – nicht nur in die der Nicht-Nürnberger.

Hörbuch: Olaf Baale – Abbau Ost

Es ist lange her, dass ich ein so ausgezeichnetes Hörbuch im CD-Schacht hatte: Olaf Baales „Abbau Ost“ ist eine gelunge Bestandsaufnahme der deutschen Einheit – im Jahr 2008. Baale analysiert trennscharf, ehrlich und umfassend, warum Ostdeutschland wirtschaftlich in weiten Teile n darniederliegt. Und daran hat sich bis heute im Wesentlichen nichts geändert. Das Schöne und Wahre an Baales Betrachtung ist, soviel sei vorweg gesagt, dass dieses Hörbuch keine Abrechnung mit den Ostdeutschen ist – denn die können nichts dafür. Und Baale erklärt auf ganz wunderbare Weise, warum das so ist.

Foto: TechniSat

Bevor ich aber tiefer einsteige, möchte ich ein Zitat voranschicken, das sich auf der Seite „unsere-deutsche-einheit.de“ des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung findet:

Das Wissen um die künftige Entwicklung des Beitrittsgebiets belastet mich. Ostdeutschland hat sich von der konjunkturellen Entwicklung in Europa abgekoppelt. Ich lebe in einer Region, in der es Zeit meines Lebens – und bei optimistischer Prognose feiere ich zur Mitte des Jahrhunderts meinen 90. Geburtstag – stetig nach unten geht, in der sich die wirtschaftliche Situation und das gesellschaftliche Umfeld jedes Jahr ein wenig mehr verschlechtern. Die Situation in Ostdeutschland erinnert mich an einen dieser Kriegsfilme aus Hollywood, wo der Soldat tödlich getroffen am Boden liegt und sich sein Kamerad über ihn beugt. Der Soldat erkennt den Freund und sagt: Ich spüre meine Beine nicht mehr, und sein Kamerad antwortet, Tränen in den Augen: Halt durch! Du wirst bald wieder auf den Beinen sein. Und dann gehen wir zusammen am Strand spazieren, so wie du es dir immer gewünscht hast…. (Olaf Baale, am 4. Februar 2009)

Baale nimmt uns mit auf eine Reise in die DDR und die Wendejahre, er hilft zuerst, das Wirtschaftssystem der DDR zu verstehen, nicht nur mit seinen Schwächen und seinen Stärken. Er zeichnet ein präzises Bild der bundesdeutschen Wirtschaft vor dem Beitritt der DDR. Und er lässt beides im Kontext des Vereinigungsprozesses zusammenfließen – verständlich und strukturiert. Und dann fallen einem die Fehler des Einigungsvertrages deutlich auf. Hier endet die Betrachtung aber keineswegs: Welchen Einfluss hat das Parteiensystem auf die wirtschaftliche Entwicklung des Ostens? Was ist da eigentlich mit der Privatisierungswelle durch die Treuhandanstalt passiert? Welche Auswege antizipieren sich und wie schmerzhaft wird das für Gesamtdeutschland sein? Diese Fragen – man mag es kaum glauben! – versteht Baale zu beantworten. Und die Antworten liefert dieses Hörbuch.

Wer sich öfter Hörbücher von TechniSat zu Gemüte führt , der weiß, dass die Leistung der Sprecher – na sagen wir mal: Nicht immer so optimal ist. Diese CDs bilden eine vornehme Ausnahme, denn Olaf Baale liest sein Buch selbst. Und er kann nicht nur schreiben, er trägt sein Werk auch wunderbar vor.

Eine Hörprobe gibt es auf den Seiten von Techisat.

Dieses Hörbuch empfehle ich allen, die sich für die Geschichte der DDR und für Tagespolitik interessieren. Erkenntnisgewinn ist garantiert – und dabei ist der „Stoff“ noch nicht mal trocken. Hier kann man mit Spaß viel Neues erfahren und gute Argumente finden. Ich bin versucht, „Abbau Ost“ zu meinem persönlichen „Hörbuch des Jahres 2009“ zu küren.

Olaf Baale – Abbau Ost. Radioropa-Hörbuch 2008, 8CDs mit Bonus-mp3-CD, Laufzeit: gute 10 Stunden, EUR 16,90.

Heute wird es im Saarland spannend …

… und wir werden heute erfahren, ob die Grünen weiterhin wählbar bleiben oder ob sie komplett ins „bürgerliche Lager“ wechseln.

Der Grund: Heute entscheidet ein Parteitag der Grünen im Saarland, ob sich die Partei für Rot-Rot-Grün als Koalition öffnet oder ob es eine „Jamaika-Koalition“, vulgo „Schwampel“ geben wird.

Vom Standpunkt der Vernunft her gibt es eigentlich kein einziges vernünftiges Argument für die Schwampel – zumal sich die Bündnisgrünen dann als völlig unglaubwürdig disqualifizieren würden. Nichts desto trotz wollte der Nachrichtensender B5aktuell schon heute morgen wissen, dass die Schwampel die realistischere Option sei (das wurde in den Achtuhrnachrichten gesagt – zur Stunde ist davon nichts mehr zu hören). In das gleich Horn stößt auch der SR und Focus-Online.

Lafontaine will – das ist folgerichtig – mehr Energie auf die Arbeit im Saarländischen Landtag verwenden. Und das wird vom Frontman der Saargrünen, Hubert Ulrich als „klarer Affront“ gewertet. Warum nur? Lafontaine war dort mal Ministerpräsident – warum sollte er es nicht wieder werden? Und Lafontaine ist an der Saar gerne gesehen – anders lässt sich kaum erklären, dass das Wahlergebnis der PDS im Jahr 2004 von etwas mehr als zwei Prozent nun mit der Linken auf stattliche 21,3 Prozent angewachsen ist.

Die Saar-SPD ist angetreten, Müller abzuwählen. Und im Gegensatz zum Thüringer Verräter Matschie scheint sie Wort zu halten. Eigentlich ist das nichts Besonderes, aber ich persönlich finde, dass das dieser Tage Erwähnung finden sollte, ist es doch selten geworden, dass Sozialdemokraten Wort halten.

Nun, es bleibt „bis zum Schluss“ spannend – heute wird an der Saar ein Lehrstück gegeben, an dem wir erkennen dürfen, ob die Grünen noch in etwa für das stehen, für das sie einstmals antraten – oder eben nicht.

Der Passwortschutz dieses Blogs

Liebe Leserin, lieber Leser, der Du das Passwort zu dieser Seite erraten oder mitgeteilt bekommen hat, nicht aber per Mail darüber informiert wurdest: Wunderst Du Dich, dass es hier einen Passwortschutz gibt? Ja? Dann lass´ Dir das erklären:

Lebe Leserin, lieber Leser,

Du erhältst diese Mail, weil Du im letzten halben Jahr die Webseite https://blog.fohrn.com besucht hast oder einen Kommentar hinterlassen hast. Diese Mail ist eine einmalige Information – Du erhältst keinen Newsletter und keinen Spam.

blog.fohrn.com ist weiterhin online. Überwiegend technische Gründe zwingen mich aber, dieses Blog mit einer Anmeldemaske zu versehen. Zu den Hintergründen später mehr.

Wenn Du die Seite aufrufst, wirst Du vom Browser nach einem Zugangsnamen und einem Passwort gefragt. Diese lauten:

Zugang: **************
Passwort: **************

Wenn Du diese Daten im Dialogfenster Deines Browsers eingibst, gelangst Du wie gewohnt auf das Blog – es stehen Dir alle Möglichkeiten und Informationen uneingeschränkt zur Verfügung.

Warum diese Maßnahme?
In letzter Zeit kämpfte ich nicht nur gegen eine Flut von Spam-Mails und „Bot-Angriffen“ sondern auch gegen gezielte Angriffe auf die Datenbank des Blogs und die Admin-Oberfläche. Ob diese automatisiert stattfanden oder von rechtsradikaler Seite stammen, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Ich weiß nur eins: Sie nerven mich. Seitdem die Seite mit der Passworteingabe (die an und für sich auch zu knacken wäre) geschützt ist, habe ich davor aber Ruhe.

Meinungsfreiheit?
In der Vergangenheit hat auf diesem Blog immer wieder ein Battle mit einem Rechtsradikalen (und dessen Kumpanen) stattgefunden. Das brauche ich nicht! Schon zu dieser Zeit verwendete ich obiges Passwort und den Zugangsnamen – es war eine Idee, die Thorsten und ich spontan hatten und der Einfachkeit halber ist es dabei geblieben.

Wann geht die Seite wieder ohne Abfrage online?
Das kann ich noch nicht mit letztendlicher Sicherheit sagen. Ich möchte den Passwort“schutz“ aber erst einmal ins erste Quartal 2010 hinein belassen. Über mögliche Änderungen oder eine Aufhebung des Schutzes informiere ich rechtzeitig.

Eine Mail von blog.fohrn.com?
Dies bleibt die Ausnahme! Du bekommst keinen Spam, keinen Newsletter und Deine Daten werden auch nicht verkauft. Wenn Du aber nie wieder eine Mail von mir erhalten möchtest, lass es mich wissen, indem Du an @gmx.de schreibst.

Zugangsname und Passwort darfst Du selbstverständlich auch Deinen Freunden und Bekannten mitteilen – sie sind kein Geheimnis. Ich bitte Dich aber, diese Daten nicht zu veröffentlichen, zu posten oder zu leaken, dann wäre ja mein ganzer schöner Schutz im Eimer 😉

In der letzten Zeit war es etwas ruhiger hier – das wird sich ändern. Ich wünsche Euch weiterhin viel Spaß bei der Lektüre von blog.fohrn.com und bitte, die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen!

Ein schönes Rest-Wochenende wünscht

Michi.

Bundestagswahl III

Einige wenige Betrachtungen zum gestrigen Abend schiebe ich noch nach:

  • Ich sehe jetzt nicht Plasberg. Sonst müsste ich mich ärgern. Und das will ich nicht.
  • An das Ding mit twitter werden wir uns gewöhnen müssen. Hier kann mit wenig Aufwand und hoher Anonymität die whistle geblowed werden. Mir scheint allerdings, dass die staatlichen Stellen etwas verkrampft mit diesen neumedialen Gegebenheiten umgehen. Ich will nichts Böses in die Welt setzen, aber ich halte es nicht für ein Ding der Unmöglichkeit, dass gute Beobachter der politischen Situation in Tateinheit mit Statistikkenntnissen unter Zurhilfenahme der Daten der letzten „Sonntagsfragen“ so ein Ergebnis durchaus im Rahmen der normalen Abweichungen „voraussehen“ können. Wenn dann einer zufälligerweise halbwegs ordentlich trifft und frecherweise noch „Infratest“ drunterschreibt, will man dann die ganze Wahl für ungültig erklären? Eine Randnotiz: Es ist der Trend zu beobachten, dass die Prozentpunkte sich nicht nur in Abhängigkeit zur vorgegangenen Wahl entwickeln sondern auch, dass die Zahlen der großen sowie der kleinen Parteien sich mehr und mehr aneinander angleichen. Wahlen werden immer knapper entschieden, entbehren aber zunehmend großer Überraschungen. Das spielt unseren „Hellsehern“ natürlich in die Hände…
  • Der ganze Widersinn des Wahlergebnisses ist hier kurz gefasst zu lesen.
  • Ich bin kein Grüner. Ich wähle auch nicht grün. Und dennoch zolle ich insbesondere Herrn Trittin Respekt. Er verhielt sich im Wahlkampf angenehm ruhig und sachlich. Und die Spitzen, die er dem politischen Gegner entgegenschleuderte, waren wirklich Spitzen und keine dumpfen Beleidigungen. Das hat Spaß gemacht mit Trittin und der Wähler hat´s gedankt!
  • Auch geil: Nachdem Sixt Ulla Schmidt mit ihrer Dienstwagenaffäre werbewirksam ausgeschlachtet hat, wirbt jetzt der Bastelshop Elektro-Conrad mit fws. Gnihihi!!
  • Schöne Idee: Ich war´s nicht!!!
  • Und nun steht das Oktoberfest unter verschärften Sicherheitsbeobachtungen. Na die müssen ja ein Vertrauen haben in ihre freiheitlich-demokratische Gesinnung… Hier auch ein paar nette Gedanken dazu. Kann man die heute morgen verschärften Sicherheitsmaßnahmen eigentlich anders interpretieren als: „Schwarz/Gelb erhöht die Gefahr terroristischer Anschläge erheblich“?
  • Zu den Steuersenkungen auch nur einige wenige, wahre Worte.
  • Hier gibt´s auch schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf schwarz/gelb. Das hat nicht lange gedauert.
  • So kann man es auch sehen. (via fefe)

Bundestagswahl II

Na, den gestrigen Wahlabend schon verdaut??

Zur vielgeplagten Analogie der Tigerente

Einen Grund, uns zu freuen haben wir nicht, denn jetzt wird stramm durchmarschiert in Richtung BananenTigerentenrepublik. Das Bild mit der Tigerente ist m.E. noch nicht einmal so schlecht gewählt, ist sie doch dieses kleine Holzding auf vier Rädern, dass sich aus eigener Kraft keinen Millimeter zu bewegen vermag, sofern nicht jemand am Schnürchen zieht, das, befestigt an einem Nagel in der Brust, die einzige Möglichkeit darstellt, dieses hölzerne Konstrukt zu bewegen. Wer an besagtem Schnürchen ziehen darf, versteht sich indes von selbst: Es ist die Wirtschaft, der Arbeitgeberverband, Professor Sinn, die Konzernbanken und andere Vertreter der Interessen des Steinzeit/Casino-Kapitalismus.

Die Piraten…

… wollten zum Ändern klarmachen und sind dabei auf halbem Wege stecken geblieben. Dabei erzielten sie jedoch unter den Kleinparteien einen Achtungserfolg. Und auf Basis dieses Achtungserfolgs definieren sich auch die Hausaufgaben, die diese Partei bis zu den nächsten Wahlen zu erledigen hat – die Erstellung eines Parteiprogramms, dass auch politische Fragen jenseits von Netzzensur, Vorratsdatenspeicherung und informationeller Selbstbestimmung im Kontext neuer, digitaler Kommunikationsmittel und Medien aufgreift und unter Berücksichtigung der Maßgaben sozialer Gerechtigkeit betrachtet sowie Antworten antizipiert. Aber ein paar Goldmünzen sind in den Piratenschatz übergegangen – auch nett.

Die Linke konnte sich festigen …

… und der Trend geht deutlich in Richtung Etablierung dieser Partei. Auch im Westen – das freut mich besonders (und das wäre zu PDS-Zeiten nicht möglich gewesen. Die Linke wurde im Bund nicht nur zweistellig sondern konnte sich auch im „schwarzen“ Bayern deutlich diesseits der 5%-Hürde behaupten. Ein Hoffnungsstreif am seit gestern Abend sonst so finsteren politischenHorizont. Für alle Nürnberger Leser sei gesagt: Harald Weinberg hat es in den Bundestag geschafft. Das ist gut für unsere Region.

Die CSU…

… kann nun Wunden lecken. Klar, deren Ergebnis wäre im Osten ein Triumph, in Bayern ist es eine Niederlage, die ihresgleichen sucht. Damit ist aber auch klar: Der schon in der vergangenen Landtagswahl zu Tage getretene Stimmenverlust war keine einmalige Erscheinung, die CSU verliert einfach immer mehr Zustimmung. Es reicht zwar noch satt, das Bayernland ordentlich zu gängeln, aber immerhin bröckelt der Fels auf dem sie stehen…

Die FDP – no comment?

Zwar haben sie ordentlich Stimmen hinzugewonnen – aber ganz im Ernst: Deren aufgehenden Stern sehe ich schon wieder sinken, rekrutierten sie doch einen Gutteil ihrer Wähler aus frustrierten Unionsanhängern, die, enttäuscht von der mangelnden Flexibilität Merkels und der Unfähigkeit der Großen Koalition, nicht den Mut aufbrachten, das „bürgerliche Lager“ zu verlassen. Und: Was mussten wir mit diesem Westerwelle nicht schon alles Miterleben: 18er-Schlappen, das Guidomobil, einen Auftritt im Big Brother-Container, der an Peinlichkeit und Anbiederung seines Gleichen sucht. Und dann der Brüderle, der Pofalla dieser rechtslibertären Sippschaft. Nicht auszudenken, dass diese „Kompetenzträger“ uns in den nächsten vier Jahren regieren.

Ja, Deutschland hat gewählt: Atomstrom, den Abbau des Sozialstaats, Altersarmut, Entlastungen für die Reichen und Massenentlassungen und Börsenzocker sind das Werk der Brüder im Ungeiste der sog. „Freien Demokraten“. Ich werte die Stimmengewinne der FDP als eindeutigen Suizidversuch der Sozialen Marktwirtschaft. Sie ist schon halb tot, zuckt noch. Ob sie überlebt und mühevoll aufgepäppelt werden kann, wird sich zeigen.

Die SPD ist keine Volkspartei mehr.

Wie kann ich nur so lästerliche Worte sprechen? Ganz einfach: Das Volk interessiert sich für die SPD nicht mehr. Ein miserables Wahlergebnis folgt nach dem anderen. Mitglieder flüchten in Scharen. Das politische Profil der deutschen Sozialdemokraten ist flach wie ein Pfannkuchen – nicht existent. Der Deal mit der Neuen Mitte (remember ´98) ist nicht aufgegangen. Die Mehrwertsteuererhöhung, Hartz IV, Afghanistan, Unfähigkeit in der Großen Koalition – das alles bildet die Posten auf den Quittungen, die die SPD dieser Tage einstecken muss. Quo vadis, SPD? Solange diese Frage nicht geklärt ist, präziser: Solange die SPD immer weniger Menschen eine Heimat bieten kann, solange werden die Quittungen immer saftiger. Und wer braucht in Zukunft schon eine SPD, wenn es „original sozial“ auch noch im Angebot gibt?

Welche Lehren lassen sich aus dem gestrigen Debakel für Sozialstaat und Demokratie ziehen? Zumindest die, dass Nichtwählen keine Alternative ist. Und dass der Bürger, da zu befürchten steht, dass seine Interessen in Zukunft im Bundestag nicht mehr vertreten werden, muss hoch vom Sofa und sich vor Ort in einem nicht gekannten Umfeld für Seinesgleichen engagieren. Sonst hat dieses Gemeinwesen keine Chance mehr, die vorhandenen Reste von Ausgleich und Gerechtigkeit zu erhalten, geschweigedenn auszubauen.

„Live blogging“ zur Bundestagswahl

In diesem Post geht es um die Bundestagswahl am heutigen Abend. Was im Fernsehen und Rundfunk kommt und was das Netz zur Verfügung stellt, beobachten wir und fassen es in diesem Post. Ihr lest richtig: In diesem Post – er wird ständig aktualisiert. Daher folgende Bitte: Aktualisiert regelmäßig den Browser. Die Kommentarfunktion ist offen – ich guck regelmäßig drüber und genehmige die Posts. Jede Verlautbarung wird mit Uhrzeit abgegeben.

Dank auch noch einmal für die rege Beteiligung an der Verlosung zur Bundestagswahl, die bereits geschlossen ist. Hier ist das letzte amtliche Endergebnis entscheidend – es wird also auch morgen nochmal etwas spannend.

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17:18 Jetzt sind die ersten Leute im Chat (ZDF). Ich logg mich da jetzt gerade mal aus…

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17:00 Das ZDF berichtet ja schon seit einigen Minuten. Interessant insbesondere die niedrige Wahlbeteiligung  (die mich offen gestanden aber nicht besonders wundert – schlussendlich dürfen wir mit merklichen Verlusten der CDU und erhebliche n Verlusten der SPD rechnen, das muss ja auch mit der Wahlbeteiligung korrespondieren).

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17:03 Ich hab´ das Handy angemacht. Wer mir auf diesem Weg was mitteile n mag, der wählt 0151/XX XX X XXX (T-Mobile). Ich ruf nicht zurück!

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17:06 Zu spät, Frau Zimmer!

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17:17 Herr Kafka ist auch wieder mit von der Partie beim ZDF – mit Blog und Chat und Co. Und mit twitter. Gut, dass ich einen twitter-Account habe 😉 Er sagt, dass schon wieder Zahlen bei twitter aufgetaucht sind… Trittbrettfahrer?

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17:23 Ach ja, bundeswahlleiter.de gibt´s ja auch noch. Und hier soll dann die Seite sein, auf der das vorläufige Ergebnis steht. Incl. „Freie Union“. Hä??

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17:27 Jetzt hat´s hier die Reihenfolge gekillt. ??? Egal – geht trotzdem.

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17:30 Da wollt´wohl jemand schon vorher Ergebnisse verraten?

Und *bums* ist die Datenbank in den Knien…

Was da wohl los ist/war??

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17:37 Und ich hab gestern den Raab gesehen. Und die Linke hat bei deren Telefonvoting mal so eben locker durchgerockt, dass es dem arroganten Raab so richtig die Sprache verschlagen hat. Das wahr eine Farce, ich bin aus dem Feiern nicht mehr herausgekommen. Da pranzt dieses arrogante Würstchen in den Trailern und zu Beginn der Sendung noch, 2005 die Große Koalition antizipiert zu haben – und dann wird er immer kleinlauter und kann nicht damit umgehen, dass seine Zuschauer (!) die Linke zur zweitstärksten Partei (Gleichauf mit den Sozen, so muss es richtig lauten) küren (sic!). Und immer wieder der Hinweis, das Ganze sei ja nicht repräsentativ… Raab einmal so richtig abkacken zu sehen, war schon fein. Hätte ich bei Pro 7 was zu sagen, hätt ich den Raab längst abgesetzt.

Mehr dazu – in anderer Form – auch hier.

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17:42 afk 4 a few mins

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17:50 Ok, noch zehn Minuten. Ich schalte jetzt um aufs erste Programm und melde mich dann gegen 18:05 oder 18:10 wieder.

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17:54 Der Scheiß mit den Überhangmandaten gehört sich auch abgeschafft. Das bringt die Zeit… Hoffentlich…

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18:05 Scheiße! Scheiße! Scheiße! Schwarz-Gelb? Scheißwxfuck!

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18:10 Zuerst: Herr Koch, sie nerven! Die SPD verschwindet wirklich bald im Baden… Und wen das Ding mit den Überhangmandaten so hinhaut und Infratest sich nicht krass verhaut, dann stürzt dieses Land ins Tigerentenelend. Scheiße!! Für die Linke freu ich mich besonders! Gute Sache!! Jetzt warten wir mal die Hochrechnungen ab..

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18:14 Wo haben die denn den Brüderle ausgegraben?

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18:18 1. Hochrechnung. Das Bild stabilisiert sich… Scheiße!

Wie kann man in der Krise FDP wählen??

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18:24 afk. Abendessen…

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18:34 fws und Münte schauen gar nicht begeistert – wen wunderts… Ob er zurücktrit? Satz mit x  – war wohl nix mit der Kanzlerschaft. Wenn die Merkel kommt, schalt ich weg.

Willkommen in Deutschland, dem Land der sozialen Kälte, der Massenentlassungen, dem Land der Atomindustrie. Willkommen beim Sozialabbau. Willkommen in der Altersarmut. Willkommen im Enddarm der Vereinigten Staaten. Armes Deutschland.

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18:42 2. Hochrechnung. Ändert leider nix.

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19:15 Was Frau Merkel von sich gegeben hat, war jetzt auch nicht so spannend. Herr Deppendorf will sie in die Zange nehmen, aber sie flutscht ihm durch die Finger, wie ein Aal.

Der Hammer: Die CSU ist ja abgeraucht. Langsam, ganz langsam – aber (hoffentlich) kontinuierlich bewegt sich sogar Bayern in Richtung Demokratie. Ein kleiner Hoffnungsstreif an einem sonst sehr düsteren Wahlabend.

Edit: Hochrechnung.

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19:18 Oh, der Westerwelle. Grauenhaft!!

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19:24 Da weinen noch andere mit mir. Beruhigt ein bisschen…

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19:29 Inoffizieller Gewinner der Wahl: Die Linke. Gysi scheint sich langsam zu erholen (hoffentlich). Und das Ergebnis der Linken ist gut. Immerhin ist sie zweistellig. Gut, dass sie sich etabliert!

Und die Piraten holen über 2 Prozent. Langt zwar zu nichts – ist für eine Mini-Partei ganz ordentlich.

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19:41 Die Linke feiert sich online. Darf sie.

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19:46 nibbler weist auf das ganze Elend der deutschen Sozialdemokratie hin. Mit einem Bild. Mit nicht mehr.

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19:47 Dagmar Würg Wöhrl lästert im BR-Fernsehen über die SPD. Bei dem Ergebnis für die CSU!!

Btw. Selbst die Linke hat über 6 Prozent in Bayern gemacht.

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19:55 Man freut sich nicht! Man freut sich nicht!! Nein, man freut sich nicht! Nö, wirklich nicht.

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20:00 Jan Hofer scheint sich, der Mine nach zu urteilen, auch nicht zu freuen. Cool, neue Hochrechnung. 23,1 für die Sozn. Au weia! Elend!! Und: Es ändert sich nichts mehr. Die Tigerentennummer ist durch. Scheiße!!

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20:03 Ist schon der Hammer, wie langsam das Internet heute Abend ist 😉

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20:04 Tagesschau: Merkel will die Bundeskanzlerin aller Deutscher sein. Ich will sie aber nicht!!

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20:11 Scheeeeeeiiiiiißeeeee! Findet man hier auch.

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20:26 Westerwelle und Ramsauer fangen in der Elefantenrunde das Raufen an (Stichwort „Leihwähler“). Das kann ja noch heiter werden….

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20:33 Lafontaine hat den Nagel auf den Kopf getroffen: Die „Liberalen“ stehen für eine Politik, die die Krise verursacht hat.

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22:10 Das Ding ist gelaufen. Ich kann Herrn Westerwelle schon jetzt nicht mehr sehen, geschweigedenn hören. Mir graust. Wir haben, das lässt sich feststellen, ein „linkes“ Lager in der Opposition, das ist aber nur ein schwacher Trost, denn wir haben ein rechtskonservatives/rechtslibertäres Lager an der Regierung. Und das ist wirklich schlimm. Das hat Deutschland nicht verdient. Zu Schleswig-Holstein und Brandenburg will ich mich heute nicht äußern -nur soviel: Zwei kleine Trostpflaster gibt es aus Brandenburg zu vermelden: Die Nazis haben keinen Stich gemacht. Und: Rot-rot wäre immerhin möglich. Nun denn – morgen oder übermorgen schreibe ich mehr. Für heute soll es gut sein. Und danke für´s Mitlesen.

Nachtrag: In einem der Blogs der NN finden wir eine recht treffende Zusammenfassung der Elefantenrunde.

Nachtrag 2: 21:42 Jetzt geht es um die Überhangmandate bei den Tagesthemen. Zehn (sic!) in BaWü… Ich bin froh, wenn das Ding mit den Überhangmandaten in Zukunft kassiert wird… So – und für heute mach´ ich wirklich dicht hier. Gute Nacht! Verdaut nicht so schwer…

Wahlcheck

Wer Spaß am WahlOMat hatte und immer noch unschlüssig ist, der kann seine Positionen aus Arbeitnehmerperspektive beim Wahlcheck von ver.di und NGG nochmal durchtesten. Viel Spaß.

Hersbruck

Liebe Hersbrucker,

bitte hört auf, Musik zu machen. Klingt alles gleich. Und scheiße.

Danke, Euer Michi.

Ich bereue zutiefst. Einer meiner größeren Irrtümer. Ich bitte aufrichtig um Entschuldigung.

1 78 79 80 81 82 110