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Wirtshaus-Explorer: Falko Manufaktur

Nun, um mit all den Malaisen und Miseren, mit denen wir uns gegenwärtig so gehäuft konfrontiert sehen, adäquat umgehen zu können, soll zwischenzeitlich auch der Genuss nicht vergessen sein – und vor knappen zwei Wochen hatten wir dank kundigem Rat eines alten Freundes die Gelegenheit, eine Lokalität aufzusuchen, die wir ohne diesen Fingerzeig wohl links liegen gelassen hätten: Die Manufaktur Falco in der nahe dem Nürnberger Hauptbahnhof gelegenen Luitpoldstraße.

Bevor ich ein wenig darüber erzähle, wie es uns dort geschmeckt hat, kurz, warum wir an dieser Lokalität fast vorbeigestiefelt wären: Pizza ist seit meiner Kindheit oft und gerne gegessener Bestandteil meines Speiseplans, ein unangefochtener Klassiker, der freilich gewissen Mindeststandards genügen muss, der aber fest mit Bodenständig assoziiert bleibt und der vor allem keiner besonderen Aufwertung durch wie auch immer geartete Marketingmaßnahmen oder anderes Chichi bedarf. Wer meint, eine profane Pizza aufwerten zu müssen, um sie mit einem deutlich überdurchschnittlichen Betrag auspreisen zu können, ist darum schnell in der Gefahr, Opfer meines Argwohns zu werden. Gewöhnlich meide ich Edelpizzerien, nur allzu oft wurde ich von ihnen enttäuscht, nur allzu oft konnten sie die von ihrem klangvollen Namen und der Speisekarte implizit gegebenen Versprechen nicht einhalten.

Nicht so in der Pizzamanufaktur. Hier diniert es sich freilich zu selbst für Nürnberger Innenstadtverhältnissen relativ gehobenen Preisen, dafür aber gelingt der Küche ihr Handwerk – die Pizzen sind unverschämt gut!

Bei unserem Besuch habe ich mich für die Variante „Hellboy“ entschieden, es wird eine Pizza auch unnachahmlich feinem, lockerem Teig an den Tisch gebracht, wunderbar schmelzender Mozzarella Fior die Latte ruht auf geschmacklich intensiven und unglaublich fruchtigen Tomaten, die scharfe Salami sucht ebenfalls ihresgleichen. Auch den anderen Tischgenossen schmeckte es ausgezeichnet – es scheint darüber hinaus, dass man die Qualität in der Manufaktur halten kann. Dazu serviert man einen ganz ausgezeichneten Primitivo, schön dicht, fruchtig, von einer angenehmen Samtigkeit und einer gewissen Gravitas – hervorragend passend.

Die Pizzakreationen, das schätze ich sehr, sind allesamt traditionell, es fehlt aber nicht an der gewissen Raffinesse. Und so bekommt man auch eine Pizza mit sechs Käsen, eine Kombination aus Parmesan und gehobeltem schwarzen Sommertrüffel, eine klassische Calzone…

Das wirklich stylishe Restaurant, das sich selbst als Pizzabar bezeichnet, ist in einem heute in quasi neuem Glanz erstrahlenden Gebäude, das vor noch nicht allzu langer Zeit eine durchaus fragwürdig beleumundete Spelunke mit dem Namen „Stage 2000“ beherbergte, eine Lokalität, deren wesentliche „Sehenswürdigkeiten“ sich auf Porno-, Kabinenkinos und einen Drehteller, auf dem interessierte Zeitgenossen von auf selbem drapierten, spärlich bekleiden Damen die Auslage präsentiert bekamen, untergebracht. Solche Zeiten sind freilich längst vorbei, in der immer prosperierenden Luitpoltstraße gibt es meiner Kenntnis nach nur noch einen einzigen Amüsierbetrieb dieser Art. Und die Manufaktur fügt sich in das nun quasi zur Gänze gewandelte Ambiente hervorragend ein.

Eigentlich habe ich nur einen einzigen Kritikpunkt, der muss aber einmal in all seiner Brisanz formuliert sein: Nulldreiunddreißiger Biere ausgeschenkt zu bekommen kann ein Franke nur als Affront gegen die hiesige Trinkkultur und die vorherrschenden fränkischen Sitten der Gastlichkeit werten. Hier ist dringender Änderungsbedarf angezeigt: Ein Bier in der Größe 0,33l hat in unseren Breitengraden grundsätzlich nichts verloren, über diesen Fauxpas rettet auch der Umstand, dass es sich um ordentliches Schanzenbräu handelt, nicht hinweg.

Insgesamt eine schöne, eine sehenswerte Location mit hervorragenden Pizzen, die ich empfehlen kann. Eine Reservierung ist empfohlen.

Falco Manufaktur, Luitpoldstraße 12, 90402 Nürnberg, Telefon: 477 37 8 40

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