Wochenrückblick KW 24/2023
Na denn, ein paar Beobachtungen der vergangenen Tage möchte ich Euch nicht vorenthalten – here wo go…
- Nix mehr Bunga Bunga. Mich wundert allerdings schon, dass in den allermeisten Nachrufen – und ich habe einige gelesen – bestenfalls darauf eingegangen wurde, dass Berlusconi ein „Populist“ gewesen sei, unser Lokalblättchen bezeichnete ihn gar, als sei dies eine besondere Leistung, als „Vater des Populismus“. Der „bessere“ Nachruf auf Berlusconi und den Schaden, den er Italien zufügte, erschien bereits 2014 in der Taz: „Der Berlusconismus ist die Fortsetzung des Faschismus mit anderen Mitteln.“
- In meiner Heimatstadt war Kirchentag. Und ich war nicht zugegen. Nicht mal, weil es mich nicht grundsätzlich interessiert hätte, aber meine Zeit war knapp (schließlich muss der werktätige Mensch ja auch noch Werke tätigen) und ein Tagesticket wäre relativ teuer gewesen. Dennoch hat es mir gefallen, so viele fröhliche und bunte Menschen in der Stadt zu sehen.
- Mit der Auswahl de Maizières zum Präsidenten des von Laien organisierten Kirchentages hat sich jenes Laiengremium freilich keinen Gefallen getan. Der CDU-Mann tut CDU-Dinge und missbraucht dafür die Schöpfungsgeschichte. Übrigens nicht nur im Deutschlandfunk, sondern auch im Interview mit der Zeit. Nun, das wäre für sich genommen eigentlich gar kein Aufreger. Dass de Maizière nicht die hellste Kerze auf der Torte ist, ist hinlänglich bekannt und dass ein abgehalfterter CDU-Politiker keine Gelegenheit zur Profilierung auslässt, stand ebenfalls zu erwarten. Warum man aber so einen an die Spitze des Kirchentages setzt, bleibt mir ein Rätsel. Damit schadet man sich doch nur selbst.
- Ein bisschen tragisch finde ich schon, dass inzwischen die Mehrheit der Deutschen weder der katholischen noch der evangelischen Kirche angehören. Die Kirchen, anders kann man es nicht sagen, haben es aber auch mit Anlauf versaut: Die Missbrauchsskandale und ihre schleppende bzw. verschleppte Aufklärung werden hierfür immer wieder als zentraler Beweggrund der Menschen genannt, sich von der Kirche abzuwenden. Ich würde zudem die Unfähigkeit, Erneuerung zuzulassen, ebenfalls als Grund für diese Entwicklung vermuten. Und dann noch was:
- Die Kirchen müssen ihr Verhältnis zum Konservativismus klären. Der schadet gerade den Glaubensgemeinschaften mehr als er ihnen nutzt – und gerade Konservative suchen immer wieder kirchlichen Anschluss, um ihre Taten mit dem Glauben rechtfertigen zu können. „Konservativen ist der Evangelische Kirchentag zu links. Verstehe ich voll. Mit den Armen teilen, Sünden vergeben, Schulden erlassen, seinen Nächsten lieben, Ertrinkende retten, das Reich Gottes den Kindern vorbehalten – linksgrünversiffte Kackscheisse, wie sie im Buche steht!“
- Die vermeintliche „Brandmauer gegen Rechts“ der CDU ist natürlich nichts anderes als eine Lüge. Es gibt diese Brandmauer vonseiten der Konservativen schlicht nicht – und sie wird nur dann beschworen, wenn CDU und CSU ihre Mehrheiten abhandenzukommen drohen. Dass die Partei Die Linke die Wahl eines CDU-Politikers empfiehlt, ist schon etwas Besonderes. Auch deshalb, weil die Linke damit wesentlich mehr zur Errichtung und Aufrechterhaltung dieser viel beschworenen Brandmauer beitragen, als es die Konserven je zu tun bereit wären (man stelle sich vor, die CDU würde dazu aufrufen, einen Linken zu wählen, um nicht das Feld der AfD zu überlassen – undenkbar!).