Sozialer Wohnungsbau??
Was bitte versteht die Mehrheit der Politiker, Stadtverordneten und Planer unter Sozialem Wohnungsbau? Ich war immer der Meinung , dass dieser Soziale Wohnungsbau zumindest den Versuch unternimmt, Menschen, die auf dem sogenannten freien Wohnungsmarkt ihren „Wohnbedarf“ nicht decken können, möglichst attraktiven Wohnraum bieten zu können. Und daraus resultiert dann nicht nur der Wunsch nach einem entsprechend den Bedürfnissen gestalteten Wohnraum sondern auch nach einer normalen Lage der Wohnungen: Sie sollen eben nicht in Brennpunktstadtteilen oder den „Outskirts“ liegen sondern durchaus dort, wo auch Arbeiter, Angestellte, vielleicht sogar „bessere Herrschaften“ wohnen.
Die Gründe hierfür sind nicht allein einfach sondern auch nachvollziehbar: Es geht in erster Linie noch nicht einmal darum, Benachteiligte durch die Nähe zu Nicht-Benachteiligten zu motivieren, etwas für ihre Zukunft zu tun – das geht auch anders herum: Mir ist kein Fall bekannt, bei dem Erwerbstätigen der Kontakt zu den sog. „Benachteiligten“ geschadet hätte.
Was ich in Nürnberg (und anderswo) erlebe, steht dem ader diametral entgegen. Abgesehen von der Tatsache, dass es den Sozialen Wohnungsbau an sich nicht mehr gibt, ist das, was da auf dem Wohnungsmarkt und in Stein gebaut (respektive gegossen) passiert, das inzwischen ziemlich krasse Gegenteil. Ich werde das Gefühl nicht los (es verdichtet sich sogar deutlich), dass inzwischen nicht mehr versucht wird, attraktive Wohnungen trotz Armut der Mieter zu schaffen und zu erhalten sondern dass vielmehr der Wohnraum den Gegebenheiten der Armut angepasst wird. Was dabei rauskommen mag, kann sich jeder, der den knappen Hartz IV – Regelsatz und den Betrag der sog. Höchstmieten der ARGEN in etwa kennt, vorstellen. Oder etwas plastischer gesagt: Man versucht nicht mehr, für Arme das gerade noch vertretbare Maximum herauszuholen sondern man baut und vermietet auf das bestehende Minimum der staatlichen Transferleistungen hin optimiert.
Weiterhin in die Kritik gerät hierbei auch der zunehmende Ausverkauf der kommunalen Wohnbaugesellschaften an private Investoren. Hier können die Stadträte vieleicht ihre allzu klammen Kassen kurzfristig auffüllen – zum Preis zukünftiger aber auch absehbarer sozialer Verwerfungen. Dass der Privatinvestor hier aber nicht den gesamten Bestand übernimmt sondern sich nur die lukrativen Rosinen in ordentlicher Lage aus dem Kuchen pickt, versteht sich von selbst. Diese werden dann aufwändig modernisiert und auf dem ach so freien Mietmarkt angeboten – zu Preisen, die nicht einmal in der Nähe dessen liegen, was jemand leisten kann, der auf staatliche Transferleistungen angewiesen ist. Der Ausverkauf hat, sieht man nur einmal nach Berlin oder Leipzig, längst begonnen – ich denke, es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis diese Welle auch in Süddeutschland anlangt.
So ist es auch kein Wunder, dass heute wieder einmal im den Nürnberger Nachrichten beiliegenden Stadtanzeiger über die „Sozialimmobilie“ im Kirchenweg (Stadtteil St. Johannis) berichtet wird. Hier stehten wieder einmal fehlende Spielmöglichkeiten für Kinder und der lieblose Zustand des recht neuen Objekt an sich mit Recht in der Kritik. Wen wundert es angesichts der Tatsache , dass solche „Sozialimmobilien“ nicht nach den Bedürfnissen der Mieter sondern den zu erwartenden Gewinnen durch Vermietung an Hartz IV-Empfänger konzipiert sind.
Daher: Wollen wir – insbesondere in den Städten Ghettoisierung verhindern und der Armut mit echten Perspektiven entgegentreten, muss dies beim Wohnungsbau beginnen – mit einem echt sozialen Wohnungsbau.